1 – Laudatio für Ewald Nowotny (Zusammenfassung) Es ist

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o. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Neck
Institut für Volkswirtschaftslehre
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Laudatio für Ewald Nowotny
(Zusammenfassung)
Es ist schwierig, die Leistungen von Ewald Nowotny in kurzer Form zusammenfassend
zu würdigen, da er nicht nur eine, sondern drei bemerkenswerte Karrieren parallel
durchlaufen hat. Wenn man sich auf den quantitativen Aspekt beschränkt, so ist
bezüglich seiner wissenschaftlichen Laufbahn bemerkenswert, in welch jungem
Alter er bereits herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht hat: Nach einem
Studium der Rechtswissenschaft wurde er im Alter von 22 Jahren zum Doktor der
Rechte promoviert und hat nach Tätigkeiten am Institut für Höhere Studien und als
Assistent an der Johannes-Kepler-Universität Linz sowie einem Forschungsaufenthalt
an der Harvard-Universität, der führenden Ausbildungs- und Forschungsstätte der
Wirtschaftswissenschaften, bereits im Alter von 29 Jahren die Habilitation und auch
eine Berufung an die Technische Universität Darmstadt erreicht. Er wurde im darauf
folgenden Jahr nach Linz zurückberufen, hat ein Ludwig Boltzmann-Institut erfolgreich
geleitet und wurde mit 37 Jahren als Nachfolger von Stephan Koren (damals als
unbestritten bestqualifizierter Kandidat) Ordinarius für Volkswirtschaftslehre an der
Wirtschaftsuniversität Wien. An dieser Universität hat er später auch die Funktion des
Vizerektors innegehabt.
Parallel dazu erfolgte eine zweite Karriere im Bereich der Politik, die ihn im Alter von
34 Jahren als Abgeordneten zum Nationalrat in das Zentrum des politischen
Geschehens geführt hat, wobei er nach zwanzigjähriger Tätigkeit im österreichischen
Parlament aus diesem freiwillig wieder ausgeschieden ist, um sich anderen Aufgaben
zu widmen. Im Nationalrat hat Ewald Nowotny führende Funktionen innegehabt: Er
war Mitglied des Wissenschaftsausschusses und hat als solcher auch die Alpen-AdriaUniversität Klagenfurt unterstützt; vor allem war sein Schwerpunkt aber im
Finanzausschuss, dessen kompetenter Vorsitzender er mehrere Jahre hindurch war.
Ferner war er stellvertretender Klubobmann der Sozialdemokratischen Fraktion des
Nationalrates. Im Nationalrat war er einer der fleißigsten Redner und hat bei
zahlreichen wichtigen Gesetzesbeschlüssen – vor allem im steuer- und
finanzpolitischen Bereich – gestaltend mitgewirkt.
Die dritte Karriere von Ewald Nowotny fand im Bankwesen statt, wo er bereits mit
27 Jahren Mitglied des Verwaltungsrats der Postsparkassa (PSK) und später kurzzeitig
auch deren Präsident war – eine Funktion, die er wegen seiner politischen Tätigkeit
–2–
aufgeben musste. Anfang des laufenden Jahrhunderts war Ewald Nowotny
Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, der Hausbank der Europäischen
Union, und hat als solcher EU-Kredite in Österreich, Ost- und Südosteuropa und der
Türkei gemanagt. Vor wenigen Jahren schließlich wurde Ewald Nowotny die Aufgabe
übertragen, die durch Fehlleistungen seiner Vorgänger geschädigte Bank für Arbeit
und Wirtschaft, die BAWAG-PSK, als Generaldirektor zu leiten, und in dieser Funktion
hat er diese Bank wieder in ruhigere Gewässer geführt. Im September dieses Jahres
wird die Bankkarriere von Ewald Nowotny einen Höhepunkt erreichen: Er wird als
Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) die höchste Funktion im
österreichischen Bankwesen innehaben und auch in dieser Funktion seinem Vorgänger
an der Wirtschaftsuniversität Wien Stephan Koren nachfolgen.
Die dürren Daten der quantitativen Auflistung der Stationen von Ewald Nowotnys
Karriere bedürfen aber unbedingt einer qualitativen Ergänzung. Dies kann für den
Wissenschaftsbereich
insbesondere
dadurch
geschehen,
dass
man
seine
wissenschaftlichen Veröffentlichungen kurz zu charakterisieren versucht. Auch dies
ist nur bruchstückhaft möglich, da Ewald Nowotny nicht nur die drei Karrieren parallel
verfolgt hat, sondern insbesondere in seiner wissenschaftlichen Laufbahn weit
Überdurchschnittliches geleistet hat, auch und gerade im Vergleich mit
Wissenschaftern, die ihr Tätigkeitsfeld nur innerhalb des Wissenschaftsbereichs
gefunden haben. Erwähnenswert ist unter anderem die Habilitationsschrift von Ewald
Nowotny, die er in den Jahren 1972 und 1973 zum Thema Wirtschaftspolitik und
Umweltschutz verfasst hat. Es handelt sich hierbei um eine echte Pionierarbeit, die
noch vor dem heute als Standardwerk verwendeten Buch von Baumol und Oates
wissenschaftlich begründen konnte, wie man mit wirtschaftspolitischen Instrumenten
umweltpolitische
Ziele
erreichen
kann,
wobei
insbesondere
auch
eine
Operationalisierung dieser umweltpolitischen Ziele durchgeführt werden konnte. Dies
geschah zu einer Zeit, in der diese Fragen bei weitem noch nicht so im Mittelpunkt
standen, wie das heute der Fall ist. Diese Arbeit, die auch heute noch zitiert wird, ist
der erste erfolgreiche Ansatz einer Versöhnung von Ökonomie und Ökologie – eine
Zielsetzung, die später in der Politik eine große Rolle gespielt hat. Eine weitere
Pionierarbeit ist die gemeinsam mit Kurt Rothschild und Gerhard Schwödiauer
verfasste Studie zum österreichischen Arbeitsmarkt, in der Nowotny und seine
Koautoren quantitative Analysen zur Lohnbildung in Österreich vorgenommen haben.
Die gemeinsam mit Peter Mooslechner erstellte österreichische Finanzierungsrechnung
ist eine weitere Pionierarbeit, die zum ersten Mal die Finanzströme in Österreich
quantifizieren und damit für wirtschaftspolitische Entscheidungen Grundlagen schaffen
konnte.
Besonders bemerkenswert sind die wissenschaftlichen Beiträge Ewald Nowotnys in
dem Bereich der österreichischen Wirtschaftspolitik und ihrer Institutionen. Hier ist er
als Mitherausgeber und Koautor mehrerer Auflagen zuerst des Handbuchs der
österreichischen Wirtschaftspolitik und später von dessen Nachfolgewerk, den
Grundzügen der Wirtschaftspolitik Österreichs, einer der für die wissenschaftliche
Aufarbeitung der österreichischen Wirtschaftspolitik bedeutendsten Wissenschafter
geworden. Ebenso wie sein Beitrag zum Staatslexikon der Görres-Gesellschaft sind
seine Beiträge zu diesen Publikationen, aber auch zum Handbuch der österreichischen
Finanzpolitik unverzichtbare Bestandteile des wissenschaftlich erarbeiteten Wissens
über die österreichische Wirtschaftspolitik, die sowohl Grundlagen für weitere
Forschungen wie auch wesentliche Bestandteile des Curriculums von Studierenden der
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften darstellen. Seine Lehrtätigkeit kommt
schließlich in dem weit verbreiteten, im Springer-Verlag erschienen Lehrbuch der
Finanzwissenschaft Der öffentliche Sektor zum Ausdruck, dessen 5. Auflage soeben
–3–
von Ewald Nowotny und Koautoren fertig gestellt wurde. Neben diesen Büchern und
zahlreichen weiteren Publikationen in Buch- oder Artikelform, teilweise auch in
hervorragenden internationalen wissenschaftlichen Journalen, ist zu erwähnen, dass
Ewald Nowotny auch eine Vielzahl von journalistischen und politischen Beiträgen
verfasst hat, die er bewusst von seiner wissenschaftlichen Tätigkeit getrennt hat.
Da Ewald Nowotny in einem weiteren Sinn ein akademischer Lehrer und später ein
lieber Freund von mir geworden ist, möchte ich auch einige seiner persönlichen
Eigenschaften hervorheben, die mir im Kontakt mit ihm positiv aufgefallen sind. Ewald
Nowotny kann in vielerlei Hinsicht geradezu als das Gegenbild eines im Elfenbeinturm
verharrenden Wissenschafters gesehen werden. Er hat Wissenschaft stets mit Praxis
verbunden, hat wichtige Fragestellungen aufgeworfen und beantwortet und sich
immer und uneigennützig auch der Verbreitung relevanter wissenschaftlicher
Erkenntnisse in der Praxis und in der akademischen Lehre gewidmet. Wenn
Wissenschafter manchmal als ineffektiv oder sogar faul bezeichnet werden, so ist
Ewald Nowotny als einer der fleißigsten seines Faches auch hier ein Gegen- und
Vorbild. Aber auch im Vergleich zu dem Zerrbild, das über die Politik oft in den Medien
und in der Öffentlichkeit vermittelt wird, sticht Ewald Nowotny positiv hervor: Seine
Integrität, seine Umgänglichkeit und seine Kompetenz beeindrucken nicht nur seine
Parteifreunde sondern auch weit darüber hinaus die politisch interessierte
Öffentlichkeit. Sowohl die Wissenschaft wie die Politik stünden wesentlich besser da,
gäbe es mehr Persönlichkeiten wie Ewald Nowotny. Wir wünschen ihm auch in seiner
künftigen Funktion in der OeNB viel Erfolg bei der wissenschaftlich fundierten
Gestaltung der Geldpolitik in Österreich und der Europäischen Union.
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