Lerneinheit 3: Konjunktur, Konjunkturpolitik und Wirtschaftswachstum Informationsblatt zu Kapitel 3 | Lerneinheit 3 Konjunktur und Wirtschafts­wachstum Buch Seite 71 Die zwei wichtigsten wirtschaftspolitischen Konzepte (Überblick) Marktpreismechanismus: Sind Nachfrage- und Angebotsmenge gleich groß, besteht Marktgleichgewicht. Im Falle von Ungleichgewichten kommt es durch Preis- und Mengenanpassungen wieder zum Gleichgewicht. Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik Dieser Ansatz geht auf John Maynard Keynes zurück, der davon ausging, dass die Auf- und Abschwünge in der Wirtschaft durch Schwankungen der Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern hervorgerufen werden. Er behauptet, dass die Selbststeuerungskräfte der Marktwirtschaft, also der Marktpreismechanismus, in der Regel nicht ausreichen, um Krisen aus eigener Kraft zu überwinden. Er schlägt daher vor, dass der Staat die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steuern soll. Das heißt, dass er in der Aufschwung- und Boomphase die Nachfrage einschränken und in der Abschwungphase verstärken soll. Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik misstraut also den Selbstregulierungskräften des Marktes, will kurzfristig die Gleichgewichtsstörungen z. B. im Falle einer Rezession durch eine Erhöhung des Staatskonsums oder durch eine Steuersenkung beseitigen (niedrigere Steuern ermöglichen höhere Konsumausgaben und beleben damit die Wirtschaft). Es handelt sich in diesem Fall um eine antizyklische Vorgangsweise. Durch den Einsatz der öffentlichen Finanzen (= FISKALPOLITIK) soll die konjunkturelle Entwicklung bzw. das Wachstum einer Volkswirtschaft beeinflusst werden. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik Milton Friedman (1912 bis 2006) ist überzeugt, dass das marktwirtschaftliche System stabil ist und daher Eingriffe des Staates nicht sinnvoll sind. Sein Hauptanliegen gilt dem Kampf gegen die Geldentwertung (= Inflation). Daher spielt die Geldpolitik für ihn eine zentrale Rolle. Die Vertreter dieses Ansatzes – wie z. B. Milton Friedman - heben die große Bedeutung des gesamtwirtschaftlichen Angebots für das problemlose Funktionieren der modernen Marktwirtschaft hervor. Sie fordern, dass der Staat zwar langfristig günstige Rahmenbedingungen (z. B. Investitionsförderung, Abbau von Subventionen, Förderung der Forschungstätigkeit) für die Unternehmer schaffen, sich aber sonst aus der Wirtschaft zurückziehen soll. Sie sehen (antizyklische) staatliche Eingriffe als die eigentliche Ursache für Konjunkturschwankungen an, da diese den privaten Sektor verunsichern und zu Fehlentscheidungen führen. Ihrer Meinung nach werden Arbeitsplätze dann erhalten bzw. neu geschaffen, wenn der Wettbewerb und der Preismechanismus in einer Volkswirtschaft funktionieren. Die ausreichende Versorgung der Wirtschaft mit Geld bzw. die Steuerung des Wirtschaftsablaufs durch Eingriffe in den Geldbereich (= GELDPOLITIK) – durch die jeweilige Notenbank – sind eine weitere zentrale Voraussetzung. Wird die Geldmenge erhöht, steht mehr Geld für Konsumausgaben zur Verfügung. Im Sinne einer sehr stark vereinfachten Übersicht ergibt sich damit folgendes Bild: Kennzeichen Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik Ausgangspunkt für die Konjunkturpolitik Steuerung der Nachfrage Steuerung des Angebots Bevorzugter Träger der Konjunkturpolitik Staat Notenbank Bevorzugte Instrumente der Konjunkturpolitik Fiskalpolitik Geldpolitik Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV 71/1 3 Wirtschafts- und Sozialpolitik John Maynard Keynes (1883 bis 1946). Begründer einer neuen Richtung der Nationalökonomie (Keynesianismus). Er behauptet, der Staat könne mithilfe einer geschickten Steuerund Ausgabenpolitik die Konjunktur beleben.