2013.03.01 VW 42 Gibraltar Regulator

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Æqui-£ibria
Gibraltar’s Versicherungsaufsicht vor Herkuleischer
Aufgabe
Dienstleistungsfreiheit und Zusammenbrüche
(VW 5/2013, 1.3.2013, S. 42)
In der Antike markierten die „Säulen des Herkules“ (nun: Strasse von Gibraltar) das
Ende der bekannten Welt, östlich davon galt das warnende Motto „nec plus ultra“.
Wahlweise wird Herkules zugeschrieben die Meerenge geschaffen oder aber sie
verengt und so für die Passage von atlantischen Seeungeheuern versperrt zu haben.
Die beiden imaginären das spanische Staatswappen zierenden Säulen sind just die die
Herkules. Zu dumm, dass just Gibraltar seit 1704 (bestätigt durch den Frieden von
Utrecht vor genau 300 Jahren) britisch ist und auch Generalissimo Franco im zweiten
Weltkrieg die Chance nicht nutzte den Felsen zurückzuerobern.
Die Zession Gibraltars beendete 1700 nach dem Tod des kinderlosen Charles II
begonnenen spanischen Erbfolgekrieg, der dem Versuch Frankreichs gegolten hatte
sich Spanien anzugliedern. Besonders ärgerlich für Spanien ist, dass sch das mit einer
nur 10% betragenden Körperschaftssteuerlast gesegnete, keine MWSt erhebende und
via Vereinigtes Königreich zur EU gehörended Gibraltar in den letzten Jahren zum
Assekuranz-Standort entwickelte. Spanien revanchiert sich u.a. durch Grenzschikane.
Zu den in Gibraltar lizensierten Gesellschaften gehören u.a. Ableger so bekannter
Muttergesellschaften wie ABB, Arriva, Brit, Tate & Lyle (Zucker), XL und Aon
(White Rock). Verdruss bereiten der lokalen Aufsichtsbehörde Financial Services
Commission jedoch drei unjüngst zusammengebrochene nicht-Lebensgesellschaften:
 Lemma Insurance war die Tochter einer ukrainischen Gruppe. Sie zeichnete
von Gibraltar aus britisches Anwalts-Haftpflichtgeschäft, die
Rückversicherung war bei der nicht adäquat gerateten und mittlerweile
ebenfalls zusammengebrochenen Muttergeselslchaft platziert.
 Hill Insurance konzentrierte sich auf italienische Finanzgarantien. Nach
mehreren Jahren der Tätigkeit stellte sich heraus, dass das angebliche 6 Mio. €
betragende Kapital in Wahrheit nicht existierte, die Hinterlegungsquittung
über finnische Staatsanleihen war gefälscht.
 Aufgeschreckt hiervon musste die FSC im Fall von De Vere Insurance ein
paralleles Vorgehen süd-italienischer Initiatoren heraus: fiktives Eigenkapital
und anschliessend Emission von Garantien in Italien.
Ob soviel regulatorischem Missgeschick neugierig geworden interviewten wir vorort
Norman Ritchie, Deputy Head of Insurance Supervison. Der Leiter der
Versicherngsaufsicht Michael Oliver war verhindert. Gem Richie existiert kein
Garantiefonds, der in diesen Fällen die Versicherungsnehmer bzw. Drittbegündstigten
entschädigt. Die drei Fälle würden zusammen mit der lokalen und ausländischen
Staatsanwaltschaften aufgeklärt.
Im Dezember 2012 forderte die FSC in einem Rundschreiben die externen Prüfer
beaufsichtigter Unternehemn auf künftig grössere Sorgfalt walten zu lassen was die
periodische Verfizierung der Aktiva betrifft. Es sind auf direktem Wege
Depotbestätigungen im Original einzuholen, zustätzlch soll der jeweilige
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Verwaltungsrat auch noch unterschreiben, dass die Aktiva nicht verpfändet oder
sonstwie belastet wurden. Anscheinend wird die FSC künftig auch die Geschäftpläne
beaufsichtigter Gesellschaften, die dahinterstehenden Personen sowie die zedierte
Rückversicherung genauer prüfen.
Die FSC leidet aufgrund spanischer Empfindsamkeiten daran nicht ganz als
eigenständische Aufsichtsbehörde zu zählen. Sie ist nicht Mitglied der EIOPA und
kann in offiziellen Angelegenheten mit anderen EU-Aufsichtsbehörden nur via eine
britische Poststelle (UK Governnent Gibraltar Liaison Unit for EU Affairs)
kommunizieren, die die jeweilige Nachricht unbesehen weiterleitet. In einem
Merkblatt spricht de FSC selber von „Post-Box Arrangement“.
In Sachen Solvency II beschäftigt Gibraltar (und auch Malta) ein besonderes Problem,
ob nämlich hinsichtlich von Protected Cell Captives die Solvabilität je dort
enthaltenem profit center zu ermitteln sein wird oder für die Gesellschhaft als ganzes.
Für die restriktivere Handhabung spricht wohl, dass die Zellen gegeneinander im
Insolvenzfall abgeschottet sind, d.h. dass Solva-Mittel anderer Zellen (im Gegensatz
zu denen des „core“) gerade nicht zur Verfügung stehen werden. PCC gibt es sogar
im Fall direkter Lebensgesellschaften. STM Life Asssurance PCC plc unterhält je
Versicherungsnehmer (bei allerdings wohl in die Millionen gehenden Einmalprämien,
die m Wege der Ueberschreibung von Aktiva eingebracht werden) eine separate Zelle.
Neben der Assekuranz gilt besondere Aufmerksamket der Gibraltar-Behörden auch
online Wettspielen. Seit 2001 haben sich eine ganze Reihe derartiger Unternehmen
auf dem Felsen niedergelassen. Auch wenn sich früher sizilianisch-stämmige Herren
gern in dieser mit der Assekuranz etwas verwandten Branche ansiedelten hat es
insoweit noch keine reputatonsschädlichen Vorkommnisse gegeben.
Böse Zungen werden die jetzige Herausforderung der gibraltarischen
Aufsichtsbehörde mit dem Ausmisten des Augias-Stalls durch Herkules (seine fünfte
Aufgabe) vergleichen. Der antike Held erledigte dies elegant durch Umleitung der
Flüsse Alpheus and Peneus, kann also wohl als Erfinder einer Art Klosspülung gelten.
Betriebenes
Geschäft
Leben
Nicht-Leben
Zahl der Bruttoprämie Nettoprämie Aggregierte
Lizenzen
Mio. £
Mio. £ Bilanzsumme
Mio. £
6
102
92
884
42
2,694
1,543
4,814
0
0
0
0
Captives
16
447
318
1,910
Total
64
3,243
1,953
7,608
Rückversicherer
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