Dohrens jüngere Vergangenheit - Dohren

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Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000
Stefan Remme
Kapitel 1: Nazizeit und Zweiter Weltkrieg (1933-1945)
Straßenbau
Die älteste befestigte Straße in unserem Dorf ist die heutige L55, über die an einer anderen
Stelle in dieser Chronik Herr Buchholz schreibt. 1930 wurde die erste Kreisstraße, die in
Dohren angelegt wurde, ganz ausgebaut Schon 1914 war der Verlauf geplant worden 1. Sie
sollte an der Kreuzung Herzlaker Straße / Hauptstraße (Haus Zumbeel) beginnen. Dann sollte
es weitergehen entlang der heutigen Hauptstraße, bei der Kirche in Richtung Osten abknicken
auf die Dorfstraße, eine Biegung machen auf die Mittelstraße, zwischen Tappel und Többen
hindurch, bei Barlage auf die Brookstraße abbiegen, zwischen Brokjans und Brokgerken
hindurch, später nach rechts auf die Wellenstraße abbiegen und bei dem heutigen Wohnhaus
der Familie Varelmann wieder die L55 erreichen. Mit dem Bau eines ersten Abschnitts von
etwa 1500 m Länge wurde 1914 begonnen, aber anscheinend wegen des Ausbruchs des
Ersten Weltkrieges nicht weitergebaut. Im Jahre 1927 nahm man die Arbeiten wieder auf2 und
baute in Klein Dohren 300 m und in Groß Dohren 400 m. 1930 wurde diese Straße
fertiggestellt, allerdings nicht entlang der geplanten Streckenführung3. Da
Meinungsverschiedenheiten zwischen Brokgerken und Brokjans nicht ausgeräumt werden
konnten, stellte Georg Barlage seinen Grund und Boden zur Verfügung. Daraufhin änderte
man den Straßenverlauf und baute sie an der Kreuzung Mittelstraße / Brookstraße geradeaus
weiter, so daß sie am Hof Barlage vorbei auf die L55 zurückführte.
Diese Straße wurde vom Bodenverband unter aktiver Mithilfe der ortsansässigen Bevölkerung
gebaut4. Zu diesem sogenannten Gemeindedienst waren auch die Heuerleute verpflichtet.
Jedenfalls beim Ausbau 1927, vermutlich aber auch 1930, wurde diese Organisationsform des
Straßenbaus von den Bürgermeistern von Klein und Groß Dohren, Heinrich Robben und
Heinrich Mersch, beide selbst Heuterleute, durchgesetzt. Praktisch lief das so ab, daß der
Bürgermeister nach Beschluß durch den Gemeinderat einen Laufzettel verfaßte, auf dem
geschrieben stand, wer wann und wo mitarbeiten mußte. Dieser Laufzettel wurde von Haus zu
Haus weitergegeben. Zu dem genannten Termin hatten die Mitarbeiter des Bodenverbandes
die Vermessung vorgenommen und zum Teil die Bordsteine gesetzt. Unter Anleitung des
Vorarbeiters vom Bodenverband mußten die Hilfspflichtigen bzw. Hilfwilligen dann das
angelieferte Material – Thomasschlacke und Steine –, falls zu groß, mit Hammer und Meißel
zerschlagen und mit Steinforken nach Größe sortieren. Unten in die neue Straße wurden als
Packlage die großen Steine eingebaut und darauf das feinere Material aus kleinen Steinen und
Schlacke aufgetragen. Alles zusammen wurde mit Wasser eingeschlämmt. Eine Dampfwalze
verfestigte anschließend das Gemisch.
Die Nazis
Spätestens seit 1939 und dann bis zum Kriegsende 1945 war der Heuermann Josef Rüther
(wohnhaft Neuer Grund 10, heutiges Haus des Bildhauers Christian Lammers) Bürgermeister
von Groß Dohren5. Bis Ende der 1920er oder Anfang der 1930er Jahre war Bernhard
Hellmann (Moorstraße) der Bürgermeister von Klein Dohren6. Bis 1933 folgte ihm im Amt
der Heuermann Heinrich Robben (heute Dorfstraße 59). In diesem Jahr wurde er von Wilhelm
Robben, dem Pächter des Hofes Dr. Müller abgelöst. Wilhelm Robben behielt dieses Amt bis
1945.
Die mir vorliegenden schriftlichen Quellen aus der Zeit des Nationalsozialismus geben nur
äußerst wenige Informationen preis. In der Zeit von 1939 bis zum Kriegsende wurden für
Groß Dohren nur zwei Gemeinderatssitzungen dokumentiert, bei denen es um die Absegnung
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der Haushaltssatzung bzw. der Gemeinderechnung für die Jahre 1939 und 1940 ging. In den
Ratsprotokollen der Gemeinde Klein Dohren gibt es dagegen ein sehr interessantes Dokument
vom 12. Januar 1937. Dieser sogenannte Judenbeschluß wurde in den
Gemeinderatsprotokollen fogendermaßen festgehalten7:
Kl. Dohren, den 12. Dezemb. 1937
Der Gemeinderat beschließt, daß Juden sowie Volksgenossen, die mit Juden verkehren
(handeln oder kaufen), von allen Nutznießungen der Gemeinde, wie Landverpachtungen,
öffentliche Arbeiten und dergleichen mehr, ausgeschlossen werden. Derart bestehende
Verträge, Verpflichtungen usw. werden bei neuen Verstößen nach Bekanntgabe dieses
Beschlusses sofort aufgehoben. Geschehen zu Kl. Dohren am 12. Dezember 1937 in der
Wirtschaft August Spieker.
v[orgelesen] g[enehmigt] u[nterschrieben]
Robben
Kramer
Wilken
Book
Gödiker
Bei den ersten beiden, die dieses Dokument unterschrieben haben, dürfte es sich um den
damaligen Bürgermeister Wilhelm Robben und den Führer der Nazis in Dohren, Heinrich
Kramer, gehandelt haben.
Für die Nazi-Zeit stellen sich natürlich die Fragen: „Wer waren die aktiven
Nationalsozialisten? Haben sie Verbrechen begangen und, wenn ja, welche? Wer waren ihre
Opfer?“
Bei meinen Fragen nach den Nazis in Dohren waren meine Gesprächspartner überraschend
offen8. Es wurden immer wieder drei bzw. vier Namen genannt: Bernhard Dieker, genannt
Möhlen-Dieker (*24.2.1905), Heinrich Mähs von der Brokjans´schen Heuerstelle an der
Wellenstraße (*25.5.1899) sowie Vater (*22.1.1894) und Sohn Heinrich Kramer von der
damaligen Hemmen´schen Heuerstelle an der Herzlaker Straße.
Die Dohrener NSDAP-Mitglieder gehörten zur Ortsgruppe Herzlake. Ortsgruppenleiter war
nach Angaben von Ewald Kramer9 während des größten Teils der Nazi-Herrschaft Bernhard
Vähning. Letzterer wurde 1941/42 zum Kriegsdienst eingezogen und bei einem
Gefangenenaufstand im Osnabrücker Militärgefängnis erschossen. Sein Nachfolger als
Ortsgruppenleiter der NSDAP-Ortsgruppe Herzlake / Dohren war Franz Winkeler. Die
Angaben über die Ortsgruppenleiter blieben allerdings widersprüchlich10. Innerhalb dieser
Orsgruppe bildete Dohren eine sogenannte Zelle. Vorsitzender dieser Zelle, genannt
Zellenwart, war der Heuermann und Holzschuhmacher Heinrich Kramer. Er wohnte bis 1936
in einem Haus des Landwirts Dieker am Mühlenweg 9, danach in einem Heuerhaus des
Bauern Hemmen an der Herzlaker Straße, das heute nicht mehr existiert. Heinrich Kramer
hatte im Ersten Weltkrieg durch eine Erfrierung beide Vorderfüße verloren und übte
deswegen neben seiner Landwirtschaft das Handwerk eines Holzschuhmachers aus.
Auch sein Sohn, Heinrich Kramer junior, war in der Nazi-Bewegung aktiv. Er war zum
Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen worden und hatte sich schon am dritten Tag
des Rußlandfeldzuges 1941 einen Lungensteckschuß zugezogen. Zur Genesung verbrachte er
ein gutes Jahr bis Ende 1942 in einem Larzarett und kehrte dann nach Dohren zurück. Hier
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wurde er noch im gleichen Jahr Gefolgschaftsführer der Hitler-Jugend (HJ) in der HJGefolgschaft Herzlake / Dohren. Eine Reihe älterer Dohrener11 können sich noch heute an das
Marschieren und den Drill erinnern, dem sie als Jugendliche unter dem Kommando von
Heinrich Kramer ausgesetzt waren. Daß er sich bei seiner Aufgabe besondere Mühe gab,
führen einige Dohrener darauf zurück, daß Kramer befürchtete, ansonsten wieder zum
Kriegsdienst an die Front zurückgeschickt zu werden.
Ein weiteres aktives NSDAP-Mitglied in Dohren war Bernhard Dieker, genannt MöhlenDieker. Er wird von älteren Dohrenern vor allem für seine Versuche verantwortlich gemacht,
sogenannte Schwarzhörer ausfindig zu machen. Während der Nazi-Zeit war es verboten,
ausländische Rundfunksender zu hören. Angeblich legte er sich dazu unter Fenster, um die
Bewohner des Hauses auf frischer Tat ertappen zu können.
Ein weiterer aktiver Nazionalsozialist im Dorf war den Auskünften zufolge Heinrich Mähs,
der damals im Brokjans´schen Heuerhaus an der Ecke Wellenstraße / Kreuzdamm wohnte.
Als Gegner der Nazis können drei Personen genannt werden: der Bauer August Brokgerken,
der Pastor Paul Lichtenbäumer und der Molkereigehilfe Hermann Nyenstein. Doch dazu
später mehr.
Die Nazis stellten im Bereich des heutigen Parkplatzes zwischen dem Jugendheim
(Gemeindehaus) und dem Lebensmittelgeschäft Spieker einen sogenannten Stürmerkasten
auf12. „Der Stürmer“ hieß eine Parteizeitung der Nazis, ein übles Hetzblatt, in dem Juden und
andere politische Gegner der Nazis verächtlich gemacht wurden. Neben dieser Zeitung, die
dort aushing, wurden dort auch Mitbürger, die angeblich mit Juden verbotene
Geschäftsbeziehungen unterhielten, sowie Alkoholabhängige, dort Säufer genannt, öffentlich
bekannt gemacht und an den Pranger gestellt. Mindestens einmal soll es vorgekommen sein,
daß dieser Kasten durch einen Steinwurf zerstört wurde.
Der Reichsnährstand setzte für Groß und Klein Dohren je einen Ortsbauernführer ein. Für
Klein Dohren war das Heinrich Lübken und für Groß Dohren vermutlich nacheinander
Johannes Dieker und Georg Schulte. Sie waren in der Kriegszeit dafür zuständig, daß die
vorgeschriebenen Mengen an Vieh, Getreide und sonstigen Feldfrüchten ordnungsgemäß
abgeliefert wurden. Bernhard Hellmann sagt über sie13: „An denen ist vieles abgeprallt. Es ist
selten was passiert.“ Generell befanden sich die Nazis und besonders diese Personen in so
einem kleinen Dorf in einem gewissen Zwiespalt. Wie die anderen Bürger Dohrens waren
auch sie darauf angewiesen, "schwarz", d.h. ohne amtliche Genehmigung, Vieh zu schlachten
und bei den Ablieferungsverpflichtungen zu mogeln. Dieser Umstand war auch Nicht-Nazis
bekannt, so daß sich die hiesigen Nazis mit möglichen Verfolgungsmaßnahmen gegen die
ortsansässige Bevölkerung auch selbst in Gefahr begaben, angezeigt zu werden. So waren die
"normalen" Dohrener im Dorf zwar Schikanen ausgesetzt, die harten Maßnahmen erfolgten
aber eher zumindest unter der Beteiligung von auswärtigen Nazis.
Bekanntlich waren die von den Nazis ausgewählten Opfer die Juden, überzeugte und als
solche öffentlich auftretende Katholiken und solche Menschen, die sich aus anderen, z.B.
wirtschaftlichen Gründen, den Nazis gegenüber kritisch verhielten. Für die genannten
Gruppen möchte ich Beispiele nennen.
Zum Glück gab es zu der betreffenden Zeit keine Juden in Dohren. So waren die Nazis
bemüht, die Geschäfte und den übrigen Verkehr mit Juden zu unterbinden. Geschäftlich
hatten die Dohrener Landwirte vor allem mit Juden aus Herzlake und vielleicht auch
Haselünne zu tun, die sich in unserer Gegend als Viehhändler betätigten. Clemens Burs, ein
Heuermann des Bauern Starmann in Groß Dohren, hatte in dieser Zeit ein Kalb an einen
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Juden verkauft. Daraufhin wurde ihm das erst kuze Zeit vorher eingeführte Kindergeld für
einen Monat gestrichen.
August Brokgerken14 war lange Jahre Mitglied des Kirchenvorstandes und wohl schon als
solcher den Nazis ein Dorn im Auge. Die Nazis in Haselünne bezichtigten etwa 1943 die
dortigen Ursulinen-Schwestern, verbotene Beziehungen mit Ausländern zu unterhalten,
insbesondere mit ihrem Mutterhaus. August Brokgerken versuchte öffentlich zu belegen, daß
die Beschuldigungen gegen die Ordensschwestern nicht haltbar waren. Daraufhin stürmte ein
Horde von angetrunkenen Nazis mitten in der Nacht mit vorgehaltener Waffe den Hof
Brokgerken, dangen in das Schlafzimmer des Eigentümers ein und holten ihn mit Gewalt aus
dem Bett. Auf seine Bitte, seine Kleider anziehen zu dürfen, wurde von den Nazis entgegnet,
die brauche er nicht mehr. Er werde eh gleich aufgehängt. August Brokgerken wurde
verhaftet und für neun Tage in das Gefängnis nach Meppen gebracht. Danach konnte er auf
seinen Hof zurückkehren.
Hermann Nyenstein15, Sohn des Besitzers der Molkerei auf dem Hof Starmann in Groß
Dohren, absolvierte in dieser Zeit eine Lehre in einer Molkerei in Haselünne. Eines Tages
wurde er von einem Kunden gefragt, ob es dort Butter zu kaufen gäbe. Hinter Hermann
Nyenstein hing ein Hitler-Bild an der Wand. Nyenstein wies mit dem Daumen hinter sich und
antwortete: "Wenn de entrahmt is, dann gift uk weer Botter." Dieses kleine Wortspiel mit dem
Begriff "entrahmen" veranlaßte einen Arbeitskollegen von Hermann Nyenstein, ihn
anzuzeigen. Man entfernte ihn aus seiner Lehre, und er wurde schließlich nach Cloppenburg
dienstverpflichtet, wo er angeblich bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sein soll.
Der vor kurzem verstorbene Theodor Kruthoff (*14.3.1913, †14.4.2000)16 fuhr etwa 1937 mit
dem Fahrrad von Dohren nach Herzlake. In der Ortschaft Felsen begegnete er einem Mann
aus dem dortigen Arbeitsdienstlager, vermutlich einem Truppführer, die ihn mit "Heil Hitler"
grüßte. Darauf antwortete Herr Kruthoff etwas in der Art wie: "Den kans´ hängen loten". Er
hatte es in dem Sinne gemeint, daß er keinen Wert darauf lege, mit gestrecktem Arm gegrüßt
zu werden und sein Gegenüber den Arm mit Ruhe hängen lassen könne. Jener faßte seine
Äußerung jedoch als eine Verunglimpfung des "Führers" auf und denunzierte Kruthoff.
Einige Tage später wurde dieser abgeholt und nach Meppen ins Gefängnis gebracht. Dort
wurde er ausgiebig verhört. Nach etwa einer Woche wurde er von dem Herzlaker Polizisten
Kluck wieder aus Meppen abgeholt und zurückgebracht.
Ein sehr verdächtiger Fall trug sich im Jahre 1942 zu. Gerhard Winkeler, geboren 1913, war
der Sohn von Clemens Winkeler und Elisabeth Hus. Die Familie wohnte in einem Heuerhaus
des Bauern Barlage am Kreuzdamm schräg gegenüber von Eier-Book. Das Haus existiert
heute nicht mehr. Der erwähnte Sohn, der Gerd gerufen wurde, war wohl leicht geistig
behindert. Die Behinderung kann aber nur schwach gewesen sein. Denn Gerd Winkeler
besuchte um 1930 zusammen mit Josef Schröder (Hof Wehlage, Mittelstraße) und Heinrich
Rüther (Heuerstelle des Bauern Brokgerken, heute Spieker, Wellenstraße 13) die
Landwirtschaftsschule in Holte. Im Jahre 1941 oder 1942 wurde er in eine Nervenheilanstalt
vermutlich in Osnabrück eingewiesen. Er verstarb am 13.11.1942, erst 29jährig. Es liegt der
Verdacht nahe, daß es sich hier um einen Fall von Euthanasie, oder, um es klar auszudrücken,
um einen Mord an einem Behinderten gehandelt haben könnte. Zu beweisen war dieser
Verdacht jedoch nicht.
Ich möchte hier noch einmal auf die Fragen vom Anfang in leicht abgewandelter Form
zurückkommen: Was waren die führenden Nazis in Dohren für Menschen? Interessanterweise
waren es Leute, die so gar nicht dem nationalsozialistischen Menschenbild entsprachen,
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speziell in körperlicher Hinsicht nicht17. Heinrich Kramer senior war Kriegsinvalide. Ihm
waren die Zehen im Krieg abgefroren, und daher konnte er in der Landwirtschaft so gut wie
nicht mehr arbeiten. Sein Sohn gleichen Namens war mit einem Lungensteckschuß aus dem
Krieg zurückgekehrt und wollte wohl nicht wieder an die Front zurück. Bernhard Dieker war
beim Kühe-Hüten so unglücklich in einen Kohlstengel gefallen, daß er sein linkes Auge
verloren hatte. Man kann den Eindruck gewinnen, daß die führenden Nazis in Dohren eine
Mannschaft von Kriegsunfähigen und -unwilligen war. Daran ist nichts schlimmes. Es stand
jedoch im krassen Gegensatz zu der Richtung, die sie im Dorf vertraten, nämlich der NaziIdeologie.
Daß die Nazis in Dohren Verbrechen verübt hätten, kann wohl ausgeschlossen werden.
Jedenfalls liegen dafür keine Beweise vor. Daß sie aber ihre Mitmenschen am Ort schikaniert,
drangsaliert und eingeschüchtert haben, kann dagegen als gesichert gelten.
Was ist bei Kriegsende mit den Nazis in Dohren passiert? Den "normalen" Mitläufern
geschah, soweit ich in Erfahrung bringen konnte, nichts. Der Nazi, der sich im Dorf die
meisten Gegner, wenn nicht Feinde, gemacht hatte, war Heinrich Kramer junior. Er soll
angeblich Prügel bekommen haben und ist später nach Dalum gezogen. Heinrich Mähs wurde
von ehemals gefangenen Polen abgeholt und vermutlich zur Kommandantur nach Herzlake
gebracht. Nach einer Woche war er aber wieder zu Hause.
Soziale Entwicklung
Das Ende der 1920er und die 1930er Jahre sind in Dohren geprägt vom ersten Versuch der
Auflösung des Heuerlingswesens. Auf die miserablen Arbeits- und Wohnverhältnisse der
Heuerleute soll hier nicht näher eingegangen werden. Ihnen standen in dieser Zeit nur sehr
wenige Möglichkeiten offen, aus der Abhängigkeit von „ihrem“ Bauern loszukommen. Die
drei Alternativen, die es gab, waren zum ersten der Wechsel zu einem anderen Bauern. Diese
Möglichkeit wurde zwar nicht als eine echte Alternative gesehen, konnte aber dazu dienen,
das eigene Los ein wenig zu erleichtern. Und sie wurde im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts
anscheinend relativ häufig wahrgenommen. Die zweite Chance bestand in einem Wegzug aus
der hiesigen Gegend. Zur Diskussion stand damals vornehmlich der schwach besiedelte Osten
Deutschlands. Diese Möglichkeit erschien vielen Heuerleuten attraktiv. Zwei
Heuerlingsfamilien, Burs und Mersch, nahmen die Chance 1928 wahr und zogen nach
Brandenburg18, wo sie eine eigene Siedlerstelle erhielten. Die dritte Alternative war für die
hiesigen Heuerleute besonders interessant und bestand darin, hier im Dorf oder in der näheren
Umgebung eine eigene Siedlerstelle zu bekommen. Die Schwierigkeit für die Heuerleute
bestand jedoch darin, daß die Bauern, denen nahezu der gesamte Grund und Boden gehörte,
in der Regel nicht bereit waren, Land zu verkaufen. Sie befürchteten den Verlust von billigen
Arbeitskräften, den sie auf diese Weise nicht fördern wollten. Vor dem Zweiten Weltkrieg
konnten daher nur fünf Heuerlingsfamilien auf (dann) eigenem Grund und Boden in Dohren
siedeln, einer in der Nähe außerhalb Dohrens. Die fünf waren Rüther/Dall (1931, Wettruper
Straße), Rapien (1933, Elsterfehn), Decker (1935, Wettruper Straße), Lampe (1935, Grüner
Weg) und Grote (1935, Grüner Weg)19 20. Der Heuermann Schmidt, der auf einer
Starmann´schen Heuerstelle am Kreuzdamm gewirtschaftet hatte (später Straßen-Dieker),
fand eine Siedlerstelle in der Nähe des Lagerfelds auf Gerstener Gebiet 21. Alle Siedlerstellen
befanden sich weit außerhalb des Dorfkerns und mußten aus eigener Kraft mit höchstens
geringer finanzieller staatlicher Hilfe aus Ödland erst einmal in landwirtschaftlich nutzbare
Flächen umgearbeitet werden.
Ebenfalls in die 1930er Jahre fallen die ersten sozialstaatlichen Maßnahmen in Dohren. Die
Heuerleute Weber, die am Elsterfehn 10 in einem Heuerhaus des Bauern Ostermann wohnten,
waren kinderlos und im Alter verarmt, so daß sie für ihren Lebensunterhalt und die
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notwendigen Leistungen für die Heuerstelle nicht mehr aufkommen konnten. Im Sommer
1932 wurde daher in Klein Dohren im Bereich der heutigen Waldstraße 23 (Fröhleke) ein
„Armenhaus“ für 800 RM gebaut22, in das das Ehepaar Weber nach der Fertigstellung einzog.
Der zweite „Fall“ dieser Art bestand darin, daß der Heuermann Josef Telkmann obdachlos
wurde. Die Gemeinde sah sich gezwungen, ein zweites Gemeindehaus zu bauen. „Um“, wie
es in der Schulchronik heißt23, „träge Leute nicht zu verwöhnen“, wurde ein kleines Häuschen
abseits des Dorfes „vor dem Moore“ (hinter Heye, Moorstraße 38) errichtet.
Der Bau der Häuser geschah wohl nicht ganz freiwillig. Zunächst hatte die Gemeinde Klein
Dohren versucht, Telkmann in ein leerstehendes Heuerhaus des Bauern Wilken (heute
Blankmann) bzw. in die Weber´sche Wohnung mit einzuquartieren. Nachdem dieses
Ansinnen auf Widerstand gestoßen war, wurden Räume der Wwe. Wilken (heute Blankmann)
beschlagnahmt und Josef Telkmann 1931 und 1932 in die Wohnung einquartiert. Die
Gemeinde handelte in diesem Fall nicht aus eigenem Antrieb, sondern weil sie vom Landkreis
Meppen dazu mehrfach angewiesen worden war. Da der Bauer Ostermann sein Heuerhaus am
Elsterfehn 1931 an die Familie Vox verkauft hatte, und diese das Haus selbst nutzen wollte,
stellte sich das Problem der Unterbringung des Ehepaares Weber erneut. Der Kreis wies die
Gemeinde an, für Wohnraum zu sorgen, gegebenenfalls müsse ein Neubau ausgeführt
werden. Der Rat der Gemeinde Klein Dohren stellte auf seiner Sitzung am 10. April 1932
fest, daß keine leerstehenden Wohnungen vorhanden seien. Die Gemeinde sei auch nicht in
der Lage, einen Neubau durchzuführen, da die Steuerkraft der Gemeinde zu gering sei. Damit
ließ sich der Landkreis jedoch nicht abspeisen. Es erfolgen Anfang Mai 1932 weitere
Anordnungen des Kreises, den nötigen Wohnraum zu beschaffen. Noch einmal versucht die
Gemeinde ein Ausweichmanöver, indem sie den Kreis darauf hinwies, daß beim Bauern
Ostermann in der Scheune eine Wohnung zur Verfügung stünde, die der Bauer aber nicht
hergeben wolle. Es wurde dem Landkreis anheim gestellt, diese Wohnung zu
beschlagnahmen. Da der Kreis aber wohl weiterhin auf einer Regelung durch die Gemeinde
Klein Dohren bestand, versuchte diese nun, wie es im Protokoll der Gemeinderatssitzung vom
6. Juni 1932 heißt, „ein anderwärtiges Unterkommen für Weber“ zu finden. Das Ehepaar
Weber sollte nämlich nach der Übernahme des ehemals Ostermann´schen Heuerhauses durch
die Familie Vox dort nicht weiter verbleiben, weil der neue Eigentümer die Miete, die ja zu
Lasten der Gemeinde ging, kräftig auf 15 RM pro Monat erhöht hatte. Vermutlich wollte Vox
das Haus selbst nutzen, allerdings wohl nicht als Wohnraum, da noch im gleichen Jahr (1932)
ein neues Wohnhaus errichtet wurde. Der Gemeinderat sah sich in einer Zwickmühle: Auf der
einen Seite standen die Verfügungen des Landkreises und auf der anderen die hohen
Mietforderungen des neuen Eigentümers. Nachdem die Versuche des Gemeinderats, das
Problem in den Griff zu bekommen, offensichtlich fehlgeschlagen waren oder sie keine
mutige Entscheidung treffen wollten, waren die Gemeinderatsmitglieder offenbar ratlos und
beriefen für den 9. Juni 1932 eine Gemeindeversammlung in der Gastwirtschaft Dreyer (heute
Frericks) ein, an der von 50 Familien 33 Vertreter teilnahmen. Auf dieser Versammlung
wurde beschlossen, ein Haus zu errichten, das ausdrücklich als Notwohnung bezeichnet
wurde. Damit war der Beschluß zur Errichtung des oben genannten Armenhauses in der
Waldstraße gefallen.
Zwei bedeutende Wechsel in den Eigentumsverhältnissen
Im Jahre 1908 hatte der Heuermann und Schneider Johann Dreyer den Hof Ahillen gekauft.
Woher das Geld für den Hof stammte, blieb vielen Dohrenern unklar. Vermutlich florierte
Dreyers Geschäft, bei dem er serienweise gefertigte Herrenmützen nach Holland exportierte,
so gut, daß er schon 1902 das spätere Haus Frericks baute. Der Sohn Heinrich Dreyer hatte
um 1908 geheiratet und vermutlich kurz darauf die geschäftlichen Aktivitäten in die eigenen
Hände genommen. Er war in den 1920er Jahren einer der bedeutenden Männer in (Klein)
Dohren. So betätigte er sich als großzügiger Förderer der Dohrener Schule. Er geriet jedoch
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1934 in derartige finanzielle Schwierigkeiten, daß er das von ihm erbaute Geschäftshaus in
diesem Jahr an Frericks verpachtete und es 1939 an diesen verkaufte. Am 1. Juli 1939 zog die
Familie Dreyer von Dohren fort und übersiedelte auf einen geerbten Hof in HaselünneEltern24.
Die Nazis hatten u.a. für unsere Gegend den Plan entwickelt, die Moore urbar zu machen.
Aus dem kultivierten Land sollten Siedlerstellen geschaftten werden. Unter den Heuerleuten
fanden sie mit diesem Programm viele Anhänger. Das hiesige Hahnenmoor war Bestandteil
dieses Programms. So versuchten die staatlichen Stellen im Jahre 1938, Moorflächen von den
Dohrener Bauern zu erwerben. Die hiesigen Bauern weigerten sich jedoch anfänglich, die ins
Auge gefaßten Flächen zu verkaufen. Daraufhin drohte man ihnen mit Enteignung. Man
stellte ihnen jedoch für den Fall, daß sie verkaufen sollten, in Aussicht, nach der
Urbarmachung einen Teil der Flächen für nachgeborene Söhne als Siedlerstellen
zurückzubekommen25. Da die Bauern keinen anderen Ausweg sahen, schlossen sie am
23.9.1938 mit dem Land Preußen einen Kaufvertrag ab, in dem ein Kaufpreis von 145
Reichsmark pro Hektar vereinbart wurde (anderen Angaben zufolge 138 RM/ha)26. Dabei
hatten die Bauern zum Teil erhebliche Flächeneinbußen hinzunehmen. Zum Beispiel verlor
der Hof Brokjans 13 ha oder 16% seiner damaligen Fläche. Nach dem Krieg versuchten die
Bauern Brokjans und Barlage auf der Grundlage des genannten Vertrage, Parzellen
zurückzuerhalten, was ihnen jedoch verwehrt wurde. Sie klagten bis zum Bundesgerichtshof,
verloren aber auch da und damit endgültig.
Über die Bedeutung des Arbeitsdienstlagers u.a. im Zusammenhang
Moorkolonisierung berichtet in dieser Chronik an anderer Stelle Josef Hamacher.
mit
der
Grenzänderungen
In den letzten 150 Jahren sind der Grenzen die Gemeinde Dohren bzw. der Gemeinden Klein
und Groß Dohren viermal neu festgelegt worden. Das erste Mal um die Jahre 1861 bis 1869
bei der Teilung der Dohren-Felsener Mark. Während bis dahin der größte Teil des Landes
Eigentum der Markengemeinde war, wurde das Gemeinschaftsland nun geteilt und
anteilsmäßig an die sogenannten Erben vergeben. Von alters her gab es in Groß und Klein
Dohren je 9 ganz Erbenanteile. Im Jahre 1829 waren davon in Klein Dohren noch alle 9 als
Vollerben, d.h. als ganze, ungeteilte Anteile, vorhanden27. In Groß Dohren gab es im
genannten Jahr 7 Vollerben, 2 Halberben (Kroner und Rammler) und 3 Drittelerben
(Loddeke, Hegger/Holtgers und Schaper). Diesen Anteilen entsprechend wurden die
Gemeinschaftsflächen aufgeteilt. Die Heuerleute gingen leer aus. Vor der Markenteilung
dürften die Grenzen der beiden Dohren nicht klar gewesen sein, da man keinen Grund hatte,
das gemeinschaftlich, hauptsächlich als Viehweide, zum Plaggenstich und zum Torfabbau
genutzte Land weiter zu unterteilen.
Der Zustand, der mit der Markenteilung geschaffen wurde, hielt bis 1905 an. In einem
Vertrag vom 24. Juni dieses Jahres28 wurden Gebiete zwischen den Gemeinden der
ehemaligen Dohren-Felsener Mark ausgetauscht. Dabei waren auch Flächen, die zwischen
Groß und Klein Dohren wechselten.
Die nächste Änderung der Gemeindegrenzen erfolgte 1935. Bis dahin war beispielsweise ein
Gebiet westlich der Dohrener Straße „Kreuzdamm“ um das Haus der Familie Kenning /
Pollmann herum Teil der Gemeinde Neuenlande. Ein Gebiet östlich vom Kreuzdamm,
westlich der späteren Straße Lieninghagen und nach Norden hin ungefähr begrenzt durch eine
gedachte Verlängerung der Straße Neuer Grund nach Westen, gehörte zu Bookhof. Weiter
wurden das „Lichte Goor“ und der „Strumpel“ 1935 von Felsen an Dohren abgetreten. Der
Strumpel befindet sich östlich von der Wettruper Straße gegenüber vom Hof Alois Decker.
Das Lichte Goor liegt direkt nördlich daran angrenzend, also ebenfalls östlich der Wettuper
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Straße beim Hof Rüther / Dall und weiter Richtung Dohren-Ortskern. Diese Flächen wurden
1935 von der Gemeinde Groß Dohren übernommen. Welches Gebiet dafür abgegeben wurde,
ist mir nicht bekannt.
Die vierte Grenzänderung vollzog sich 1963 durch die Vereinigung von Groß und Klein
Dohren zu einer Gemeinde29. Damit verschwand die Grenze zwischen den bis dahin
existierenden Dörfern. Sie verlief, ausgehend vom Grenzdreieck Lage, Klein und Groß
Dohren am Übergang der Lager Straße über den Lager Bach, zunächst über die Lager Straße
in Richtung Osten. Am Kreuzdamm knickte die Grenze nach Norden ab und verlief über
diese Straße bis zur Abzweigung der Poststraße. Von da aus ging es durch den Graben, der
den Többen Kamp begrenzt auf die Kreuzung Brookstraße / Mittelstraße zu und dann weiter
über die Brookstraße zur Poststraße. Die Grenze folgte darauf ein kurzes Stück der Poststraße
bis kurz hinter die dorfseits gelegene Einfahrt zum Hof Holtgers. Von da verlief sie mitten
über den Esch, bis sie, von der Dorfmitte aus gesehen, hinter dem Hof Tappel auf die
Mittelstraße traf. Die Grenze auf der Mittelstraße verteilte die Höfe Többen und Tappel auf
zwei verschiedene Dörfer. Sie überlief dann ein kurzes Stück der Dorfstraße und knickte
darauf in die Moorstraße ab. Weiter ging es rechts ab in den Birkenweg. Kurz vor der
Einmündung in den Weidenweg kickte die Grenze im Winkel von etwa 90° nach links ab, so
daß sie hinter der S-Kurve des Weidenwegs wieder auf diesen einmündete und über ihn
weiterlief bis auf den Pappelweg. Von dort ging es ortsauswärts über den genannten Weg bis
kurz hinter den Hof Drees. Da ergab sich ein Knick in der Grenze von mehr als 90°, so daß
sie quasi zurücklief auf einen Punkt etwa 100 m hinter Schnelker zu. Dort war wieder ein
scharfer Knick und zwar nach rechts, so daß die Grenze nun etwa 50 m parallel von dem
Weg, der bei Schnelker von der Moorstraße abzweigt, auf die heutige Gemeindegrenze zulief.
Dieser Schnittpunkt war das Grenzdreieck zwischen den Gemeinden Groß und Klein Dohren
sowie Grafeld.
Kriegsgefangene in Dohren
Am 1. September 1939 begann mit dem Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg. Bald wurden
die wehrfähigen Männer aus Dohren eingezogen. Schon am 9. November trafen 50 polnische
Kriegsgefangene hier ein30. Sie wurden bei Frericks untergebracht und als Zwangsarbeiter der
Entwässerungsgenossenschaft, einem Vorläufer des Wasser- und Bodenverbandes, zunächst
mit Entwässerungsarbeiten im Moor beschäftigt. Nach Beginn des Frankreichfeldzuges, der
mit dem Überfall auf die Niederlande am 10. Mai 1940 begann, kamen französische und nach
dem Angriff auf die Sowietunion am 22. Juni 1941 auch russische Kriegsgefangene nach
Dohren31. Die französischen und russischen Gefangenen wurden auf dem Hof Ostermann
(heute Renze) untergebracht. Dort wurden etwa 60 bis 70 Personen gefangengehalten.
Die Anzahl der polnischen Kriegsgefangenen vergrößerte sich im Laufe der Zeit auf 80 bis
100. Sie wurden spätestens seit dem Frühjahr 1941 auch im Straßenbau eingesetzt32.
Nachdem die Erdarbeiten bereits 1939 vom Reichsarbeitsdienst ausgeführt worden waren,
stellten sie die Straßen von der Ahe 1,2 km ortsauswärts, die Wellenstraße vom Hof Rammler
bis zur Einmündung in den Kreuzdamm sowie einen Teil der Frengenstraße fertig. Die Polen
mußten dabei die Steine aufschütten und einschlämmen.
Im Verlaufe des Krieges wurde der Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft so
drückend, daß die Kriegsgefangenen auch auf den Bauernhöfen und Heuerstellen als Ersatz
für die eingezogenen Soldaten eingesetzt wurden. Zunächst mußten sie tagsüber auf den
Höfen arbeiten, nachts aber in die Gemeinschaftsunterkünfte zurückkehren. Bald lockerte sich
aber das Regime, so daß viele Gefangene auch über Nacht auf den Höfen blieben. Dabei kam
es gelegentlich vor, daß ein Gefangener floh, so z.B. geschehen auf der Siedlerstelle Decker
an der Wettruper Straße33. Für Decker brachte das natürlich eine Menge Ärger mit sich.
Später kam aber ein neuer Kriegsgefangener auf den Hof. Das Verhältnis zwischen den
Kriegsgefangenen und den Einheimischen wird nahezu durchgehend als gut beschrieben. Es
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war in der Regel sehr ähnlich wie das zu "normalen" Arbeitern in der Landwirtschaft. Daß es
zwischen den auf den Höfen verbliebenen Frauen und den dort bald relativ normal lebenden
kriegsgefangenen jungen Männern gelegentlich auch zu mehr als nur freundschaftlichen
Beziehungen kam, muß wohl als menschlich angesehen werden34.
Normalität während der Kriegszeit
Trotz des Krieges wurde der Friedhof nach den Plänen des Friedhofsarchitekten Hempelmann
aus Schellohne bei Lohne (Oldenburg) neu angelegt. Die Ausführung lag in den Händen des
Gärtners Mensing aus Herzlake und wurde mit der Hilfe von Gemeindemitgliedern
bewerkstelligt. Bisher war der Friedhof von einer Dornen- und Brombeerranken-Hecke
umgeben. Nach dem neuen Plan wurde dieselbe ausgerodet. Rings um den Friedhof kam nun
eine Umfassung aus Tuja-Pflanzen. Vorn an der Straße am Eingang wurde ein Torbogen aus
Klinkersteinen angelegt. Das geplante Tor dazu aus Eiche wurde infolge der
Kriegsverhältnisse nicht fertiggestellt. Bei Ausführung der Erdarbeiten hat es leider auch
Schwierigkeiten gegeben, da verschiedene Gemeindemitglieder, auch solche des
Kirchenvorstandes, wenig Lust hatten, sich persönlich zu beteiligen. Im großen und ganzen
war der Friedhof am 1. April 1941 fertiggestellt. Die Kosten für den Umbau wurden zum
größten Teil aus dem Verkauf von Erbbegräbnisplätzen gedeckt35.
Ebenfalls in der Kirchenchronik lesen wir von den Jubiläen des Küsters und des Lehrers36:
"Am 14 März 1943 konnte der Küster der Dohrener Kirche, Herr Heinrich Nyenstein, auf eine
25jährige Tätigkeit am Altare und im Hause Gottes zurückblicken. Schon als Jüngling war es
seine große Freude, dem Priester am Altare zur Seite zu stehen. Als Anerkennung wurde ihm
bei der Jubiläumsfeier seitens des Kirchenchores ein Ständchen gebracht. Die Gemeinde
schenkte dem Jubilar zum Andenken ein schönes Bild: „Christus König“ darstellend.
Dasselbe ist sein größter Stolz und Freunde.
Im Januar 1944 konnte Herr Lehrer Josef Auf der Landwehr auf eine 25jährige Tätigkeit als
Organist der Dohrener Kirche zurückblicken. Unermüdlich hat er in diesen Jahren, sogar an
jedem Werktagsmorgen, zur Verschönerung des Gottesdienstes beigetragen. Die Gemeinde
Dohren ist ihm zu großem Dank verpflichtet und kann sich glücklich schätzen, einen
Jugendbildner und Erzieher von solchen Eigenschaften zu besitzen. Zur Freude des Tages
wurde ein Dankhochamt gehalten und nach demselben seitens des Kirchenchores eine
Ovation gebracht. Als äußeres Zeichen der Anerkennung wurde ihm ein von dem Kunstmaler
Herrn Brunstein in Meppen gemaltes Bild des Kirchenpatrones der Dohrener Kirche, des Hl.
Bernhard, geschenkt. Auf dem Bilde ist auch ein Abbild der Dohrener Kirche zu sehen, nach
einer Idee des Herrn Pastor."
Kriegseinwirkungen
Zum Thema der Kriegseinwirkungen auf Dohren zitiere ich im folgenden die Schulchronik37:
Da Dohren in der Hauptüberflugslinie der englischen Flieger liegt, wurden im April 1941
verschiedenen Scheinwerferstellungen in der Umgebung von Dohren gebaut, um den Gegner
in dieser schwach besiedelten Gegend abzufangen. Im August erhielt Dohren selbst 2
Scheinwerferstellungen, eine bei dem Siedler Lampe [Grüner Weg] und eine auf der
Sandhöchte. Wenn alle Scheinwerfer in Tätigkeit sind, ist der ganze Himmel erleuchtet. Man
kann mitunter 31 Lichtkegel zählen.
Am 19. August 1941 hatten die Scheinwerfer ein englisches Flugzeug in ihren Lichtkegeln.
Um zu entkommen, warf der Feind seine Bombenlast fort. Die 7 Bomben fielen in Többen
Weide (Brockenpfand). Die Häuser in Dohren bebten bei der gewaltigen Detonation. Die
Bombentrichter hatten eine Tiefe von 4 m und einen Durchmesser von 7 m.
Am 25. Juni 1942 überflogen um 23 Uhr mehrere englische Bomber unseren Ort. Plötzlich
überstrich ein Flugzeug das Arbeitsdienstlager im Tiefflug und warf etwa 200 Brandbomben
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ab. Das Lager wurde nicht getroffen. Die brennende Heide und die brennenden Kiefern
wurden bald gelöscht.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 1942 fiel eine Brandbombe auf das Haus des Bauern H.
Tiehen. Sie durchschlug das Dach, den Bodenbelag und zündete auf der Diele in einem Stall.
Die mutige Haustochter Maria schüttete einen Eimer Sand auf die brennende Bombe und
verhütete dadurch weiteren Schaden. In der Nacht vom 6. auf den 7. September wurden die
Wiesen vom Kapellendamm bis zum Kreuzdamm mit etwa 600 Brandbomben besät. Sie
haben keinen Schaden angerichtet. Die Siedler Lampe und Grote waren verschont geblieben.
Die nächsten Bomben waren etwa 50 m von ihren Wohnungen gefallen. Der Feind hatte wohl
die Baracken der Flak treffen wollen, die in der Nähe der Siedlungen [vermutlich in der Nähe
des Siedlers Decker an der Wettruper Straße] standen.
Da die Luftgefahr immer größer wurde, bauten die Leute im Winter 1943/44 in der Nähe ihrer
Wohnungen kleine Bunker. Gewöhnlich taten sich 2 bis 3 Familien zusammen. In den
Erdhöhlen war man gegen Splitter gesichert. Gegen die Kälte schützte man sich durch
Aufstellung kleiner Öfen. Lästig wurde oft das Grundwasser.
Auf nahezu jedem Hof gab es einen kleinen Bunker. Er war meist weniger als 10 m2 groß und
war mit einer Höhe von oft weniger als 1,50 m relativ niedrig.
Am 6. März 1944, 12 Uhr, warf ein angeschossener amerikanischer Bomber seine
Bombenlast über dem Moore ab. Auf dem Moordamm 400 m östlich von H. Hellmann
explodierten 10 Bomben, und 6 Blindgänger blieben im Moor begraben.
Am 28. Mai [1944] fielen 3 Bomben zwischen H. Deters [heute Wilbers, Herzlaker Straße]
und H. Tiehen, ohne Schaden anzurichten. Eine schwere Bombe fiel am 30. Mai [1944] auf
den Kl. Dohrener Esch, 50 m von dem großen Wassertümpel [entfernt].
Am Sonntag, d. 26.11.1944, fand um 11 Uhr über Dohren eine Luftschlacht statt. Dabei
wurden mehrere deutsche Jäger abgeschossen. Einer stürzte aus 1000 m Höhe ab. Die Leute
gerieten durch das Pfeifen in große Angst, besonders die Kirchenbesucher. Das Flugzeug
vergrub sich in einer Wiese zwischen Bauer Book und Landwirt Kramer.
Kapitel 2: Kriegsende und Nachkriegszeit (1945-1950)
Erste Flüchtlinge
Das Kriegsende kündigte sich für die Dohrener durch die Ankunft von Flüchtlingen an.
Zunächst waren es Menschen auf der Flucht vor den Bombenangriffen auf deutsche
Großstädte. Die ersten Flüchtlinge kamen im Herbst 1944 aus der Gegend um Aachen nach
Dohren38. Ihnen folgten einige Wochen später Evakuierte aus Köln. Unter ihnen war
vermutlich auch Peter Blum, von dem später noch die Rede sein wird.
Ab Januar 1945 wurde der Strom der Flüchtlinge größer. Sie kamen jetzt aus dem deutschen
Osten, zuerst aus Ostpreußen, später auch aus Schlesien und Pommern. Sie hatten ihre Heimat
vor den anrückenden russischen Truppen verlassen müssen. Im Gegensatz zu den
Flüchtlingen aus den westdeutschen Großstädten, die daran glaubten, daß sie nach einer nicht
zu langen Zeit in ihre angestammten Orte zurückkehren konnten, ahnten viele Ostvertriebene,
daß sie ihre Heimat auf unabsehbare Zeit verloren hatten. Dementsprechend verzweifelt
waren sie, als sie in Dohren ankamen.
Wie stark die psychische Belastung der Flüchtlinge auch nach ihrer Ankunft in Dohren noch
war, erkannten viele Dohrener, als während eines Hochamts das Geräusch eines abstürzenden
Flugzeugs bei den einquartierten Fremden beinahe eine Panik hervorrief. Aus diesem Grund
sah sich Pastor Lichtenbäumer veranlaßt, das sonntägliche Hochamt auf den Nachmittag zu
verlegen, da zu dieser Zeit seltener Fliegerangriffe stattfanden39.
Kurz vor Ende des Krieges, am 21. März 1945, lebten in Dohren schon 194 sogenannte
Fliegergeschädigte (aus Westdeutschland) und Flüchtlinge (aus dem Osten) 40. Bei
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schätzungsweise etwa 600 alteingesessenen Einwohnern (1946: 617)41 war die Bevölkerung
Dohrens bis zum Kriegsende damit um etwa ein Drittel angewachsen.
Das Kriegsende
Am Sonntag, dem 25. März 1945, war in Dohren Kanonendonner aus Richtung Lingen zu
hören42. Während in der gesamten bisherigen Kriegszeit unser Dorf von unmittelbaren
Kriegseinwirkungen ziemlich verschont geblieben war, rückte jetzt die Front für alle
Bewohner erkennbar näher. Zuerst kamen nun in der Nacht zum Samstag, dem 7. April 1945,
ein deutscher Offizier und einige weitere Soldaten ins Dorf, um anzukündigen, daß sie für die
folgenden Tage hier Quartier nehmen würden43. Am Samstag gegen 9 Uhr morgens, anderen
Angaben zufolge erst Sonntagnacht gegen 4 Uhr, kam dann eine Abteilung schwere Artillerie
nach Dohren. Nahezu in jedem Haus und in jeder Scheune lagen nun Soldaten. Der
Kommandeur hatte sich in das Pastorat einquartiert. Die Geschütze wurden an verschieden
Standorten aufgestellt. Genannt werden Plätze bei Barlage, zwischen Brokjans und
Brokgerken, auf dem Brokkamp in der Nähe des Hofes Decker und im Dorf bei Schene.
Schon bald nach der Aufstellung der Geschütze wurde in Richtung Lingen / Handrup
gefeuert, daß die Häuser zitterten.
Viele Dohrener verbrachten diesen Tag, den Weißen Sonntag 1945, zu Hause, in kleinen,
selbstgefertigten Erdbunkern oder im Moor. Aufgrund der häufigen Angriffe von Tieffliegern
schon seit Freitag (6.4.1945) und des zu erwartenden Gegenangriff der alliierten Truppen, die
schon in Handrup aufmarschierten, war dieser Sonntag der gefährlichste Tag des Krieges für
Dohren. Denn der Angriff der alliierten Truppen auf die deutsche Artillerie in Dohren stand
anscheinend unmittelbar bevor.
Aber unser Dorf sollte noch einmal Glück im Unglück haben. Die deutschen Truppen gerieten
durch zwei Faktoren in eine mißliche Lage. Zum einen waren die Engländer auf Haselünne
und Aselage vorgerückt und drohten die in Dohren stationierten Truppen einzukesseln. Zum
anderen ging den deutschen Soldaten die Munition aus. Diese Faktoren veranlaßten die
hiesigen Truppen, sich noch am Abend des Weißen Sonntags in Richtung Herzlake
zurückzuziehen. Die Dohrener waren während der kurzen Zeit der Einquartierung von den
deutschen Soldaten in größerem Umfang bestohlen worden. Besonders Lebensmittel, aber
auch Uhren und Pferde waren von ihnen entwendet worden. Daher waren die Einheimischen
natürlich froh, als die deutschen Truppen wieder abgezogen.
Am nächsten Tag, Montag, dem 9. April, kamen als Nachhut noch Infanteriesoldaten und
Fallschirmjäger, die sich kurzzeitig am Rande des Dorfes aufhielten. Aber auch sie zogen
vermutlich aus den oben genannten Gründen bald wieder weiter.
Einen Volkssturm, das war ein letztes Aufgebot, das hauptsächlich aus Jugendlichen und alten
Männern bestand, hat es im Gegensatz zu anderen Orten zur Verteidigung von Dohren nicht
gegeben. Wohl aber wurden Dohrener zum Volkssturm in nahegelegene Gebiete eingezogen.
Johann Brokjans und Otto Decker waren z.B. für kurze Zeit zum Volkssturm rekrutiert und
nach Dalum geschickt worden44.
Es fanden in Dohren keine Kampfhandlungen statt. Am Dienstag, dem 10. April 1945, hat
Dohren kapituliert. Zur Übergabe gingen neben den Bürgermeistern von Klein und Groß
Dohren, Robben und Rüther, vermutlich auch Pastor Lichtenbäumer mit einer weißen Fahne
in der Hand den feindlichen Panzern entgegen. Der Pastor war einer der wenigen, wenn nicht
der einzige im Dorf, der ein wenig Englisch sprach und sich damit überhaupt den feindlichen
Truppen verständlich machen konnte. Sie teilten den Engländern mit, daß Dohren vom Militär
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geräumt sei und sich nicht verteidige. Damit war der Zweite Weltkrieg für Dohren zu Ende,
und Pastor Lichtenbäumer wurde für die nächste Zeit die Verbindungsperson der
Dorfbevölkerung zu den Besatzungstruppen. Die unmittelbare Zeit danach sollte aber noch
für einige Dohrener böse Überraschungen mit sich bringen45.
Am 21.April 1945 mußten die Dohrener sämtliche Waffen, Ferngläser und Fotoapparate
abgeben. Die Schule war vom 1. April bis zum 1. September 1945 geschlossen.
Folgende Personen kehrten aus dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder zurück46 47:
Groß Dohren
Klein Dohren
Barlage, August
Brokgerken, August
Dieker, Bernhard
Dieker, Heinrich
Dieker, Ignatz
Fischer, Bernhard
Fröhleke, Wilhelm
Grote, Heinrich
Kalkmann, Bernhard
Kalkmann, Heinrich
Kalkmann, Wilhelm
Linger, Josef
Loddeke, Bernhard
Mähs, Clemens
Nyenstein, H.
Rapien, Jos.
Rapien, Vinz.
Rüther, Hermann
Schröder, Bernhard
Schröder, Heinrich
Schüring, Heinrich
Schüring, Hermann
Schüring, Clemens
Thünemann, Heinrich
Völker, Bernhard
† 20.05.1941
† 03.08.1941
† Nov. 1942
† 25.03.1945
† 14.09.1942
† 15.09.1944
† Aug. 1944
† 03.02.1943
† 24.09.1944
† 12.02.1943
† 25.09.1944
† 14.08.1944
† 07.08.1944
† 30.10.1944
† 13.04.1945
Verm. 1943
† 28.07.1941
† 16.03.1945
† 10.07.1942
† 16.01.1943
† 17.11.1941
Verm. 1943
† 17.07.1944
†22.03.1943
† 05.08.1944
Berens, Heinrich
Book, Engelbert
Book, Hermann
Hempen, Bernhard
Hilling, Gerhard
Hilling, Heinrich
Holterhaus, Franz
Holterhaus, Otto
Kerkhoff, Bernhard
Kramer, Bernhard
Kramer, Heinrich
Kramer, Wilhelm
Mai, Carl
Mai, Paul
Ostermann, Otto
Ostermann, Paul
Rapien, Anton
Rapien, Ewald
Rapien, Josef
Rapien, Wilhelm
Robben, Bernhard
Robben, Hermann
Rüther, Josef
Schene, Bernhard
Schröder, Josef
Tebbe, Bernhard
Toben, Bernhard
Vorwerk, Heinrich
Wienöbst, Bernhard
Wilken, August
vermißt seit 1945
vermißt seit 1945
† 23.08.1943
† 06.08.1943
† 20.07.1943
† 20.07.1947 *
† 23.01.1945
† Nov. 1947
vermißt seit Febr.1945
† 11.01.1940
† 04.07.1944
† 14.08.1944
† 15.07.1942
† 18.01.1942
† 27.07.1943
† 1944
† 14.08.1943
† 02.09.1943
† 14.05.1942
† 02.09.1943
† 03.10.1946
† 24.08.1944
† 25.09.1944
† 25.10.1944
† 23.03.1945
† 19.12.1942
† 26.01.1944
vermißt seit 1943
† 11.01.1944
† 10.10.1944
* gestorben in russischer Kriegsgefangenschaft
Die Bevölkerungszahl der Gemeinden Groß und Klein Dohren wird bei der Volkszählung
vom 17.5.1939 mit zusammen 812 Personen angegeben48. Hierin enthalten sind etwa 192
Personen, die im Arbeitsdienstlager wohnten, also nicht zur originären Dohrener Bevölkerung
zählten. Wenn man diesen Personenkreis abzieht, ergibt sich für die Zeit unmittelbar vor dem
Krieg eine Bevölkerungszahl von 620 Personen49. Nach dem Krieg ermittelt die Volkszählung
1946 für ganz Dohren eine Personenzahl von 617 Bürgern plus 212 Flüchtlingen50. Während
des Zweiten Weltkrieges ist die Bevölkerungszahl Dohrens also im wesentlichen stabil
geblieben, obwohl 55 Einwohner (= 9%) durch den Krieg ihr Leben verloren oder seitdem
vermißt sind. Etwa ein Drittel der Dohrener Kriegsteilnehmer kehrte nicht wieder zurück.
Bernhard Tappel wurde von den Besatzungstruppen zum 1. Juni 1945 zum Bürgermeister von
Groß und Klein Dohren ernannt51 52. Nach Aussagen von Zeitzeugen wurde Tappel von
Pastor Lichtenbäumer für dieses Amt vorgeschlagen.
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Unruhen durch marodierende ehemalige Kriegsgefangene
Über dieses düstere Kapitel Dohrener Geschichte informiert uns die Kirchenchronik wie
folgt53:
"Eine große Gefahr für unser Dorf waren auch die zurückgebliebenen Polen, welche seit 6
Jahren bei Frericks ihr Lager hatten. Sie fühlten sich jetzt, da die Deutschen Soldaten
zurückgedrängt wurden, als die Herren der Lage. Am Sonntag, dem 15. April [1945] hatten
sie sich Brantwein verschafft und waren fast alle betrunken. In diesem Zustande drangen sie
in verschiedene Häuser [ein], verlangten vor allem noch weiter Schnaps und bedrohten die
Bewohner mit Hausababrennen und Töten.
Einen Polen, dem die Bande nicht gewogen war, hat man bei Brokgerken vom Hofe geholt
und blutig geschlagen, wie ein Schwein mit gebundenen Füßen nach Herzlake getrieben und
unterwegs mit Schlagen und Treten gequält.
In der darauffolgenden Nacht haben dieselben Polen einen bei Bauer Ostermann beschäftigten
Russen, einen allgemein beliebten Menschen, buchstäblich tot geschlagen mit Knüppeln und
auf der Landstraße liegen lassen. Am folgenden Tage ist er auf dem Dohrener Friedhof
begraben. Am gleichen Tage wurde auch eine Ukrainerin, welche bei einer Brückensprengung
verletzt war und darum gestorben ist, durch den Herrn Pastor beerdigt, da dieselbe röm. kath.
war.
Inzwischen war auch Herzlake von den Engländern besetzt worden, und mußte die Mordtat
der englischen Kommandantur gemeldet werden. Am Abend kam ein engl. Offizier mit 5
Mann und führte sämmtliche im Lager befindlichen Polen ab. Darauf hatte der Offizier eine
längere Unterredung mit dem Herrn Pastor. Er forderte bis zum folgenden Mittag Abgabe
sämmtlicher im Dorf befindlicher Waffen und Munition, ebenso aller Ferngläser und
Fotoapparate."
Weiter berichtet die Kirchenchronik54: "Am Abend des 22. April [1945] ist eine Bande Polen,
teilweise in englischer Uniform, mit einem Lastauto im Dorfe erschienen. Es waren darunter
auch einige, die vorher oft auf den Bauernhöfen gearbeitet und in der ganzen Gegend gut
bekannt waren. Sie forderten unter vorgehaltenem Revolver Fleisch, Schinken, Würste u.s.w.
Sie kamen nach Brokjans, Brokgerken, Barlage und haben Säcke voll Fleich, Kleidung,
Fahrräder und dergleichen mitgenommen. Dann hat man auf einigen Höfen den Mädchen und
Frauen die Kleider vom Leibe gerissen und sie zu vergewaltigen versucht, was auch teilweise
gelungen ist. Schließlich hat man bei Frericks noch einige Sack Mehl und Zucker
mitgenommen. Ähnliche räuberische Überfälle werden auch aus Lage, Andrup, Westrum
gemeldet."
Die Affäre Lichtenbäumer
Um sich eine besssere Vorstellung vom Wirken Pastor Lichtenbäumers machen zu können,
soll hier zuerst die Vorgeschichte dargestellt sowie einige biografische Daten angegeben
werden55. Paul Lichtenbäumer wurde am 4.11.1901 in Hamm / Westfalen geboren und
machte 1923 in Vechta sein Abitur. Er trat in dem Orden der Dominikaner ein, bekam den
Ordensnamen Reinald und studierte an einer Schule dieses Ordens in Düsseldorf vom April
1924 bis Juli 1927. Vermutlich nach einem Aufenthalt in Paris setzte er sein Studium in
Düsseldorf von Oktober 1927 bis August 1930 fort. Am 10. August 1930 wurde er in
Mönchengladbach zum Priester geweiht. Vom 1. April 1931 bis 1932 war er in SchwagstorfKellinghausen Kaplan, seit dem 1. Oktober 1932 Vikar und Schulrat in Fürstenau. Im Jahr
1932 verließ er den Dominikanerorden. Vom 9.3.1937 bis 1939 kam er als Vikar nach
Gesmold. Seit dem 15.1.1939 versah er seinen Dienst als Pastor in Dohren. Nach dem Krieg
erfolgte zum 1. Oktober 1948 seine Ernennung zum Pastor der Kirchengemeinde Hollage (bei
Osnabrück). Nach eigenen Angaben wurde er am 10. Mai 1935 in Bonn zum Doktor der
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Theologie promoviert. Dazu gibt es eine undatierte Notiz des Osnabrücker Generalvikars
Ellermann: „Lichtenbäumer hat keinen Dr. – Ab sofort nicht mehr verwenden.“
Welche politische Richtung Lichtenbäumer vertrat, geht schlaglichtartig aus einem
Monatsbericht der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) von 1935 hervor56. „Dr. Lichtenbäumer
in Fürstenau, der schon häufig Vorträge über religiöse Fragen gehalten hat, wollte Anfang des
Monats Februar [19]35 in einem Saale in Fürstenau einen Vortrag über Rassenkunde im
"Mythus des XX. Jahrhunderts" halten. Im Einvernehmen mit der Kreisleitung der NSDAP
und nach Zustimmung der Staatspolizeistelle ist dieser Vortrag mit Rücksicht auf die
angeordnete Beschränkung der kirchenpolitischen Veranstaltungen vom Landrat nicht
zugelassen. Das Verbot ist in dem nationalsozialistisch eingestellten Teile der Bevölkerung in
Fürstenau begrüßt worden. In Fürstenau ist auch in letzter Zeit ein katholischer
Jungmädelbund ins Leben gerufen worden und zwar als Unterabteilung des kath.
Frauenbundes. Die Mitgliederzahl soll z. Zt. 17 betragen. Infolge dieser Neugründung sind
einige kath. Mädchen aus dem BDM ausgetreten.
Es erregt macherorts Unwillen, daß verschiedene kath. Kirchen an den nationalen Gedenkund Feiertagen noch immer nicht in den Reichsfarben flaggen.“
Lichtenbäumer wollte sich in seinem Vortrag anscheinend gegen die Rassengesetze der Nazis
wenden. Mit der Gründung einer Gruppe des katholischen Jungmädelbundes und der
Flaggenverweigerung wird er von den Nazis bestimmt in Zusammenhang gebracht worden
sein, obwohl es in dem Gestapo-Bericht nicht ausdrücklich so berichtet wird. Daß
Lichtenbäumer aufgrund der dargestellten Vorkommnisse den Nazis ein Dorn im Auge
gewesen ist, ist wohl mehr als nur wahrscheinlich.
In Dohren kursiert noch heute das Gerücht, daß Lichtenbäumer vom Bischof mit seiner
Versetzung nach Dohren aus der Schußlinie der Nazis gezogen werden sollte. Wenn dem so
sein sollte, dürfte man ihn in einem so kleinen, abgelegenen Moordorf, wie es Dohren zu der
Zeit gewesen ist, in Sicherheit geglaubt haben. Als Indiz für die angeführte These wird
genannt, daß Lichtenbäumer noch als relativ junger Mann im Alter von 37 Jahren nach
Dohren kam, während bis dahin überwiegend ältere Geistliche nach hier entsandt wurden.
Doch nun zu der Affäre selbst57 58. Zu Kriegsende waren einige Soldaten schon wieder nach
Hause zurückgekehrt. Sie hielten sich in ihren Elternhäusern versteckt, ließen sich zumindest
nicht in der Öffentlichkeit sehen59. Denn für die deutschen Behörden waren diese jungen
Männer Deserteure, für die alliierten Truppen feindliche Soldaten. Nachdem die Front über
Dohren hinweggelaufen war, ohne daß hier wesentliche kriegerische Auseinandersetzungen
stattgefunden hätten, war die Situation für diese Früh - Heimkehrer recht unsicher.
Am 16. April 1945 verfaßte der von den Besatzungstruppen eingesetzte Oberkreisdirektor
Ermert ein Schreiben an die Bürgermeister des Kreises Meppen, in dem es heißt60:
„Versprengte deutsche Soldaten in Uniform sowohl als auch solche in Zivil, die noch nicht
von der Wehrmacht entlassen sind, haben sich unverzüglich bei der Militärverwaltung in
Meppen (Kreishaus) zu [melden].“
Ob dieses Schreiben im Originalwortlaut in Dohren bekanntgemacht worden ist, ist zumindest
fraglich. Jedenfalls erscheint am Montag, dem 16.04.1945, ein englischsprechender Offizier
mit fünf Mann im Dorf, der mit Pastor Lichtenbäumer ein längeres Gespräch führt. Entweder
bei diesem Gespräch oder kurz darauf teilt der Offizier Lichtenbäumer mit, er möge den
Einwohnern Dohrens verkünden, daß sich die im Dorf befindlichen Soldaten bis zum
folgenden Mittag in Uniform bei der Militärkommandantur in Herzlake melden sollten.
Anderen Angaben zufolge sprachen Eltern dieser heimgekehrten Soldaten Pastor
Lichtenbäumer an und fragten ihn um Rat, wie der Aufenthalt ihrer Kinder hier legalisiert
werden könnte. Als einer der ganz wenigen, wenn nicht der einzige, der in Dohren ein wenig
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 14 von 47
englisch sprach, habe sich Lichtenbäumer an den englischen Offizier gewandt und einen
Hinweis erbeten, was in dieser Sache geschehen solle. Lichtenbäumer erhielt daraufhin die
oben erwähnte Antwort und übersetzte sie den umstehenden Personen ins Deutsche. Am
nächten Morgen, am Dienstag, dem 17. April 1945, gab Lichtenbäumer nach der Frühmesse
in der Kirche noch einmal bekannt, daß sich die verprengten Soldaten in Herzlake melden
sollten.
Die Mitteilung der Alliierten kam bei den Heimkehrern anscheinend so an, daß sie nach
Herzlake kommen sollten, um ihre Entlassungspapiere entgegenzunehmen. Ob dies nur eine
Interpretation des Stellungsbefehls der Engländer durch Lichtenbäumer war und er diese
Aussage so verkündet hat oder ob die Dohrener seine Aussage nur so verstanden haben, blieb
fraglich, ist für die Beurteilung des weiteren aber ziemlich wichtig. Die Interpretation, daß die
Dohrener sich ihre Entlassungspapiere abholen sollten, war deswegen naheliegend, weil ja
schon in dem Schreiben des Landrats stand, daß sich die Soldaten, die „noch nicht von der
Wehrmacht entlassen sind“, zu melden hätten. Von dieser Aussage bis zu der Meinung, man
solle sich die Entlassungspapiere abholen, ist es nur ein kleiner Schritt.
Jedenfalls machten sich noch am gleichen Tag (17.4.1945) die betroffenen jungen Dohrener
guten Mutes und nichts Böses ahnend auf den Weg nach Herzlake, um sich dort zu melden
und ihre Entlassungspapiere entgegenzunehmen. Einige der jungen Männer fuhren mit einem
„Landauer“, einem großzügigen Pferdewagen, nach Herzlake, hatten angeblich eine Flasche
Schnaps dabei und waren anscheinend bester Stimmung. Zum Teil trugen sie auch – wie
angeordnet – ihre Wehrmachts-Uniform, wie z.B. Johannes Brokjans. Dieser hatte die
Uniform schon vergraben, aber extra zu diesem Zweck wieder ausgegraben. Daß Josef
Kerkhoff seine SS-Uniform angelegt hatte, wurde von einigen allerdings mit einer speziellen
(zum Kopf führenden) Handbewegung bedacht. Die Ernüchterung bei der Ankunft auf der
Kommandantur muß groß gewesen sein. Denn sie wurden nach einer eingehenden
Durchsuchung bis auf einen von den Besatzungstruppen festgenommen und umgehend als
Kriegsgefangene abtransportiert. Und was dem Ganzen die Krone aufsetzte: Der einzige, der
wieder nach Hause geschickt wurde, war ausgerechnet der in schwarzer Uniform erschienene
SS-Mann Josef Kerkhoff, Mitglied der SS-Totenkopf-Verbände und der Leibstandarte Adolf
Hitler!61
Schon um seine Ankunft in Herzlake rankt sich eine Legende. Er soll mit seinem Fahrrad in
voller Fahrt auf die Hasebrücke zugefahren sein, die von drei englischen Soldaten mit
Maschinenpistole im Anschlag bewacht worden sein soll. Der erste Soldat sei vollständig
überrascht mit offenem Mund zu Seite getreten und habe Kerkhoff auf die Brücke fahren
lassen. Der zweite Soldat, der in der Mitte der Brücke stand, soll vor Schreck ins Wasser
gespungen sein. Und erst der dritte habe ihn aufgehalten.
Eine etwas weniger abenteuerliche, dafür aber realistischer klingende Version als die oben
aufgeführte beschreibt Bernhard Starmann62, der selbst bei dieser Aktion zum
Kriegsgefangenen wurde: „Als wir am anderen Ufer waren, gerieten unsere Bewacher auf
einmal in Panik. In der Zuckerstraße war Josef Kerkhof aufgetaucht in voller SS-Uniform. Er
hatte sich verspätet und hatte seinen Bruder mit, um auch die Papiere zu bekommen. Unsere
Bewacher ließen uns stehen und stürmten zur anderen Seite. Alle 4 Briten brachten ihn mit
Maschinenpistolen im Anschlag über die Brücke."
Kerkhoff soll den Engländern dann so viel „wirres Zeug“ erzählt haben, daß er „nicht für voll
genommen“ wurde. Über Josef Kerkhoff gibt es noch heute unterschiedliche Ansichten: Die
einen glauben, daß er bei den Engländern eine ausgezeichnete schauspielerische Leistung
abgeliefert hat, andere meinen, daß er tatsächlich „nicht ganz dicht“ gewesen ist. Eine dritte
Gruppe meint, beide vorgenannten Meinungen seien richtig. Sicher ist, daß Josef Kerkhoff
nach dem Verhör durch die Engländer wieder freigelassen wurde und nach Hause
zurückkehrte. Pastor Lichtenbäumer erwartete ihn dann schon in der Nähe des Hauses
Kerkhoff. Er hatte die Engländer vorgewarnt ...
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Bernhard Starmann berichtet weiter: „Dort wurden wir mit ihm gemeinsam zur
Kommandantur gebracht. Josef Kerkhoff wurde dem Kommandanten vorgestellt und die
übrigen bei Moormann in die Garage gebracht. Dort wurden wir gefilzt und auf Waffen
untersucht. Alle Wertsachen und scharfen Gegenstände wurden uns abgenommen. Kerkhoff
konnte durch seinen Bruder und seine Papiere dem Kommandanten glaubhaft machen, daß er
schon von der deutschen Wehrmacht wegen einer Neurose beurlaubt war. Sein Bruder mußte
eine Erklärung unterschreiben, daß er für ihn verantwortlich sei und er konnte wieder nach
Hause fahren.“
Über den weiteren Verlauf schreibt Starmann: „Die übrigen neun, Alois Schulte, Hermann
Hemmen, Albert Rüther, Hermann Rüther, Otto Dieker, Johannes Brokjans, Bernhard
Starmann, Hugo Stalinski und Hans Weyers wurden eine Stunde später mit einem LKW nach
Bentheim gebracht. Hugo Stalinski und H. Weyers kamen aus Köln“. Sie waren Flüchtlinge
und zusammen mit ihren Familien in Dohren untergebracht worden. Die Dohrener
Kriegsgefangenen wurden laut Starmann zum überwiegenden Teil in ein Lager in der Nähe
von Brüssel gebracht. Anderen Angaben zufolge befand sich das Krieggefangenenlager in der
Nähe von Antwerpen (Entfernung Brüssel – Antwerpen ca. 25 km). Die ersten wurde wohl
schon Ende Juni 1945 wieder entlassen, die meisten blieben etwa 3 Monate in
Gefangenschaft. Als letzter kam Bernhard Starmann am 2. November 1945 frei.
Die überraschende Gefangennahme der jungen Dohrener führte im Dorf natürlich zu großem
Aufsehen. Noch in derselben Woche bildete sich zumindest in Teilen der Dohrener
Bevökerung die Meinung, Pastor Lichtenbäumer trage Schuld für die Verschleppung der
Soldaten. Spätenstens am Samstag nach dem Abtransport, es war der 21.4.1945, erfuhr auch
Lichtenbäumer von dem gegen ihn gerichteten Vorwurf. An diesem Tage begegnete der Vater
von Pastor Lichtenbäumer, Carl Lichtenbäumer, in der Gaststätte Frericks dem Bauern Georg
Schulte, dessen Sohn auch zu den Gefangenen gehörte. Wie Carl Lichtenbäumer selbst
schreibt, „fauchte“ Schulte ihn an, „der Pastor sei schuld, daß die Jungens gefangen seien“.
Lichtenbäumer teilt diesen Vorfall umgehend seinem Sohn mit.
Am drauffolgenden Tag, Sonntag, dem 22. April 1945, ging Lichtenbäumer in der Kirche
nach der Frühmesse auf die Geschehnisse ein63. Ihm sei zu Ohren gekommen, daß
Gemeindemitglieder meinten, er habe die Kriegsgefangenen an die Besatzungstruppen
verraten. Georg Schulte befand sich bei dieser Messe auf dem Orgelboden und rief daraufhin
laut in die Kirche hinein: „Stimmt!“ Es entstand ein lautes Wortgefecht zwischen Georg
Schulte, Josef Rüther, dessen Sohn Albert ebenfalls zu den Gefangenen gehörte, und anderen
auf der einen Seite und Pastor Lichtenbäumer auf der anderen. Lichtenbäumer beteuerte, daß
er nur im Auftrage die Frage wegen der Urlauber gestellt und die Verfügung nur im Auftrage
bekannt gemacht habe. Paul Lichtenbäumer schreibt weiter: „Ohne denselben [seinen Sohn,
den Pastor] ausreden zu lassen, fingen verschiedene Angehörige der betroffenen Urlauber in
der Kirche ein wüstes Geschrei und Toben an, wie solches in einer katholischen Kirche noch
nicht gehört worden ist. Die Leute haben sich wie die schlimmsten Bolschewisten betragen,
so daß dies für alle Zeiten eine Schande für Dohren ist.“ Im Verlauf dieser
Auseinandersetzung kam der Groß Dohrener Bürgermeister Josef Rüther vom Orgelboden
herunter, stellte sich in den Mittelgang und drohte dem Pfarrer mit der Faust. Lichtenbäumer
brach die "Aussprache" ab und die Gemeindemitglieder verließen äußerst erregt die Kirche.
Noch am selben Sonntagabend kommt Georg Schulte auf Veranlassung von Lehrer Auf der
Landwehr zum Pastor, vermutlich um der Auseinandersetzung die Spitze zu nehmen. Er stellt
alles als ein „Mißverständnis“ hin. Da wohl kaum angenommen werden kann, daß Schulte
seine Meinung innerhalb von ein paar Stunden vollständig geändert hat, ist zu vermuten, daß
er den ersten Schritt auf den Pastor zu machen wollte, um den Konflikt zu entschärfen. Dieser
Versuch wird jedoch von Seiten Lichtenbäumers wohl als Eingeständnis eines begangenen
Unrechts seitens der „Aufwiegler“, wie er sie sieht, gründlich mißverstanden. Der Vater, Paul
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 16 von 47
Lichtenbäumer, schreibt: „Es war ihm wohl schließlich die Erkenntnis gekommen, welche
Folgen für die Aufwiegeler und das ganze Dorf eine Anzeige bei dem Englischen
Commandanten in Haselünne [Herzlake?] nach sich gezogen hätte.“
Beide Seiten fühlen sich weiterhin völlig im Recht. Am folgenden Dienstag, dem 24. April
1945, treffen sich alle Beteiligten im Pastorat. Vater Lichtenbäumer schreibt und wohl auch
sein Sohn glaubt, daß die Dohrener kommen, um „Abbitte zu leisten“. Seinen Worten zufolge
wäre damit „die Angelegenheit seitens des Herrn Pastors erledigt gewesen“. Daß es für den
Pastor angesichts der Tatsache, daß er an der Gefangenschaft ihrer Kinder ja nicht unbeteiligt
war, ratsam gewesen wäre, seinerseits auf die Dohrener zuzugehen, ist ihm anscheinend nicht
in den Sinn gekommen. Daher kommt es an diesem Abend auch zu keiner Verständigung,
sondern nur zu neuem Streit. Paul Lichtenbäumer schreibt: „An diesem Abend aber war von
Abbitte keine Spur. Es war gerade, als wenn die Leute ohne Verstand gewesen seien. Am
lautesten waren wieder der Bürgermeister Rüther und eine Kölnerin, eine Frau Stalinski [,
deren Mann auch in Gefangenschaft geraten war]. Als der Herr Pastor ihnen erklärte, daß auf
eine solche Sabotage mindestens zehn Jahre Zuchthaus ständen, erwiderte man ihm: Er als
kath. Priester dürfe nicht andere Leute durch Anzeige unglücklich machen.“
Der Vorfall hatte sowohl ein religiöses als auch ein kirchenpolitisches Nachspiel. Zuerst das
religiöse: Lichtenbäumer sah die Kirche durch die lautstarke Auseinandersetzung und die
Drohung mit Gewalt entweiht. Vielleicht noch mehr empfand er den Vorfall als eine
persönliche Beleidigung. Daraus zog er Konsequenzen. Sein Vater schreibt: „Da niemand von
den Schändern des Gotteshauses bei der Radauszene am 3. Sonntag nach Ostern sich
entschuldigt hatte, hielt der Pastor am folgenden Sonntag eine ernste Predigt an die
Gemeinde. Zum Schluß forderte er die Gläubigen auf, dem Heiland im Tabernakel Sühne zu
leisten für die ihm, dem Gotteshaus und dem Priester [man beachte der Reihenfolge und die
doppelte Nennung seiner Person !] angetane Schändung. Von nun an soll für alle Zeiten, jedes
Jahr am 3. Sonntag nach Ostern eine Sühne-Prozession gehalten werden, in welcher der
Priester das Kreuz trägt.“ Diese Prozessionen um die Kirche herum fanden tatsächlich einige
Male statt. Nach der Versetzung des Pastors im Jahre 1948 wurde die Prozession dem
Vernehmen nach nicht weiter durchgeführt.
Und nun das kirchenpolitische Nachspiel: Carl Lichtenbäumer schreibt dazu in der
Krichenchronik: „Anfang Mai [1945?] hat der Herr Pastor dem hochw. Herrn Bischof Bericht
erstattet über die traurigen Vorgänge in der Dohrener Kirche. Auf seinen Antrag wurden die
Herren Schulte und Rüther ihres Amtes als Kirchenvorsteher [= Kirchenvorstandsmitglieder]
enthoben.“ Doch ganz so, wie Vater Lichtenbäumer es dargestellt, scheint es nicht gewesen
zu sein. Richtig ist wohl, daß Pastor Lichtenbäumer Georg Schulte und Josef Rüther aus dem
Kirchenvorstand entließ. Über diesen Vorgang entstand ein Schriftwechsel zwischen dem
bischöflichen Stuhl in Osnabrück64 und Lichtenbäumer, in dessen Verlauf er von Osnabrück
aufgefordert wurde, die von ihm eigenmächtig vorgenommene Entlassung rückgängig zu
machen. Dies stellte Lichtenbäumer gegenüber Osnabrück als „nicht möglich“ dar. Wie
aufgewühlt die Gefühle über eine längere Zeit gewesen sein müssen, geht aus einer
Bemerkung in einem Schreiben des Generalvikars an Lichtenbäumer vom 2.2.1948 hervor:
„Es ist dem unterzeichneten GV [Generalvikar] trotz mehr als 40jähriger Tätigkeit [...] noch
niemals vorgekommen, daß ein nachgeordneter Geistlicher solche Töne gegenüber seiner
vorgesetzten Kirchenbehörde angeschlagen hat.“
Das Klima zwischen dem Pastor und und großen Teilen der Gemeinde dürfte vergiftet
gewesen und geblieben sein. Für Lichtenbäumer scheint sich die Situation in den drei Jahren
nach 1945 nicht wesentlich gebessert zu haben. Jedenfalls notiert Bischof Berning am 10.
August 1948: „Pastor Lichtenbäumer in Dohren bat mündlich in Bokeloh am 8.8.[1948], wie
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 17 von 47
er schon früher schriftlich vorgetragen hatte, ihn zum Herbst nach einer südlichen Diözese zu
beurlauben, da er in einem günstigen Klima sein Halsleiden auskurieren könne.“ Welche Art
von „Klima“ in Dohren ungünstig für Lichtenbäumer war, können wir uns wohl denken. Und
schon am 19. August 1948 schreibt der Bischof an Lichtenbäumer: „Da Sie mich mit
Rücksicht auf Ihren Gesundheitszustand mehrmals gebeten haben, in eine südliche Diözese
für einige Zeit beurlaubt zu werden, will ich Ihnen jetzt gestatten, eine Stelle im Süden, die
Ihnen in Aussicht gestellt ist, zum 1. Oktober zu übernehmen. Ich habe als Ihren Nachfolger
von Dohren Herrn Vikar Holzem in Bokeloh in Aussicht genommen.“
Für Lichtenbäumer kommt es dann aber doch anders, als er es geplant hatte. Er wird zwar
zum 1.10.1948 versetzt, aber nicht in eine „südliche Diözese“, sondern nach Hollage bei
Osnabrück. Dort entfaltete er ein Wirken mit großem sozialem Engagement. In einer
Festschrift der Gemeinde Hollage heißt es65: „Pastor Paul Lichtenbäumer, seit 1948 in
Hollage, ist es zu verdanken, daß erste Schritte zur Beseitigung der großen Wohnungsnot in
Hollage unternommen wurden. [...] Nach anfänglichen Schwierigkeiten, von Grund und
Boden wollten die Bauern sich nicht trennen, gelang es dann doch [...] eine Ödlandfläche von
etwa 6 ha zum Preis von 0,30 DM je Quadratmeter im Hollager Ortsteil Junge Heide zu
erwerben. Der Siedlungsplan umfaßte 52 Siedlungshäuser, die jeweils auf Grundstücken von
2.000 qm errichtet werden sollten. [...] Die Siedlung konnte nur errichtet werden, da die
Siedler in Gemeinschaftsarbeit ihre Häuser erbauten und in Pastor Lichtenbäumer einen nie
ermüdenden Förderer des sozialen Wohnungsbaus fanden. [...] Der Name von Pastor
Lichtenbäumer verbindet sich neben dem Bau des Schwesternhauses [...] auch mit der
Hollager Laienspielschar.
Am 15.1.1958 verließ er Hollage und lebt heute (1998) hochbetagt als Pensionär in Iserlohn.
Flüchtlinge in der Nachkriegszeit
Während vor dem Ende des Krieges hauptsächlich Ausgebombte und Evakuierte aus den
westdeutschen Großstädten und bald darauf Ostvertriebene nach Dohren kamen, waren es
nach dem Ende des Krieges auch weiterhin Vertriebene aus dem Osten und zusätzlich
sogenannte B-Soldaten, die nach hier - man kann sagen - verschlagen wurden. Diese
deutschen Militärangehörigen hatten ihre Heimat in der nun polnisch oder sowjetisch
besetzten Zone und konnten oder wollten nicht nach dort entlassen werden. Im Gegensatz zu
den A-Soldaten, die ihre Heimat in Westdeutschand hatten, sahen sich die alliierten Truppen
gehalten, für diese Personen nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft neue
Aufenthatsorte und nach Möglichkeit auch neue Arbeitsplätze zu finden. Da die allermeisten
bisher in Deutschland festgehaltenen Kriegsgefangenen unmittelbar nach ihrer Befreiung
versuchten, wieder in ihre alte Heimat zu gelangen und viele deutsche Soldaten nicht oder
nicht sofort aus dem Krieg heimkehrten, ergab sich ein ernsthafter Mangel an Arbeitskräften
in der hiesigen Landwirtschaft. Als eine der ersten Gruppen von deutschen Militärs in
alliierter Kriegsgefangenschaft wurden daher die B-Soldaten, die vor dem Krieg in der
Landwirtschaft gearbeitet hatten, aus der Gefangenschaft entlassen, wenn sie eine
Arbeitsstelle in der westdeutschen Landwirtschaft annehmen wollten. Und das wollten fast
alle von ihnen, schon um aus den Internierungslagern herauszukommen.
Die Zuweisung von Vertriebenen und B-Soldaten organisierten die alliierten
Militärdienststellen in Zusammenarbeit mit den eilig eingesetzten Landräten,
Oberkreisdirektoren und Bürgermeistern. Für den Kreis Meppen war dies als Landrat
Hermann Plate und als Oberkreisdirektor Friedrich Ermert66. Für Groß und Klein Dohren
wurde Bernhard Tappel als Bürgermeister eingesetzt67. Ein Mitspracherecht hatten die
deutschen Behörden in der ersten Zeit nach dem Kriege nicht. Sie hatten ausschließlich die
Anweisungen der alliierten Militäradministration zu vollziehen. Die Kreisbehörden verteilten
die zugewiesene Anzahl von Personen auf die Dörfer und Städte und sorgte für ihren
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 18 von 47
Weitertransport nach dorthin. Die Bürgermeister hatten die Menschen in der Gemeinde
aufzunehmen und auf die einzelnen Haushalte zu verteilen.
Die für Dohren vorgesehenen "displaced persons", wie die Engländer sie nannten, kamen
normalerweise mit dem Zug in Meppen an und wurden dort umgehend mit der MeppenHaselünner-Eisenbahn nach Herzlake weitergeleitet. Dort warteten meistens bereits die
Bürgermeister (oder die von ihnen Beautragten) aus der Umgebung und nahmen "ihre"
Flüchtlinge - wie sie verallgemeinernd genannt wurden - in Empfang. In der Regel wurden sie
mit Pferd und Wagen dann zum Hof Tappel gebracht und von da aus in ihre neuen
Unterkünfte eingewiesen68.
Da die Gemeinschaftsunterkünfte der Kriegsgefangenen bei Ostermann und Frericks frei
geworden waren, brachte man die Vertriebenen bevorzugt dort wie auch im ehemaligen
Reichsarbeitsdienst-Lager an der Moorstraße und in der Schule unter69. Für die B-Soldaten
war die zukünftige Arbeitsstelle oft schon im Vorfeld festgelegt worden oder wurde
kurzfristig ermittelt. Sie begaben sich dann umgehend an ihren zukünftigen Arbeitsplatz. Bei
dem entsprechenden Bauern erhielten sie in der Regel auch Verpflegung und Unterkunft 70.
Nachdem die bestehenden Gruppenunterkünfte mit Vertriebenen belegt waren - und das
waren sie sehr schnell - mußten neue Privatquartiere gefunden werden. Das war unmittelbar
nach dem Krieg um so schwieriger, als die Flüchtlinge, die vor Kriegsende hier angekommen
waren, ja schon in solchen Häusern untergekommen waren. Gelegentlich mußte mit der
Anwendung polizeilicher Gewalt gedroht werden, um die Zuweisung durchzusetzen. In dieser
Zeit wurden nahezu jede Scheue, jeder Hühnerstall und jedes Backhäuschen, soweit irgend
möglich, mit Flüchtlingen belegt71.
Ich möchte an dieser Stelle zwei Einzelschicksale von Personen darstellen, die damals nach
Dohren kamen. Es handelt sich dabei um Herrn Günter Natusch und um Frau Politz. Herr
Natusch steht für die Gruppe der B-Soldaten, Frau Politz ist eine Vertriebene aus dem
deutschen Osten.
Herr Natusch geriet bei Kriegsende in englische Kriegsgefangenschaft und befand sich im
Juni 1945 im einem Lager in der Nähe von Eutin (Schleswig-Holstein). Dort wurden die
Gefangenen in zeitlicher Abfolge je nach Beruf entlassen, nach Angaben von Günter Natusch
zuerst die Eisenbahner und dann die Landwirte, zu denen er gehörte. Bei der
Eingangsbefragung hatten viele Kriegsgefangene einen anderen Beruf als ihren tatsächlichen
landwirtschaftlichen angegeben. Ein Bauer galt zu dieser Zeit nicht viel. Als aber die
Landwirte zur Entlassung anstanden, war der Andrang natürlich groß.
Von Eutin aus kam er nach Georgsmarienhütte bei Osnabrück. Dort wurde er gefragt, wohin
er gehen wolle. Da er die ungünstigen Verhältnisse auf den großen landwirtschaftlichen
Gütern im Osten kannte, bat er, nicht dahin zu kommen, wo große Bauern ansässig sind. Man
beschied ihm, daß in diesem Falle idealerweise das Emsland in Frage komme. So kam Günter
Natusch zunächst nach Meppen und dann mit der Eisenbahn nach Herzlake. Dort warteten
schon die Bürgermeister der umliegenden Orte auf die ehemaligen Soldaten. Jeder der
Bürgermeister hatte offensichtlich eine bestimmte Zahl von Männern als Arbeitskräfte für die
Bauern in seiner Gemeinde zugeteilt bekommen. Der Bürgermeister von Neuernlande, dem
Günter Natusch zugeteilt wurde, übernahm eine Gruppe von etwa 10 Männern. Herr Natusch
kam zum Bauern Book in Neuenlande. Ein halbes Jahr später wechselte er zum Bauern
Wilbers, wo er bis zum März 1948 blieb. Danach ging er zu Schnelker in Felsen. Zu dieser
Zeit lernte er Elisabeth Loddeke aus Groß Dohren kennen und heiratete sie 1949. Zuerst
wohnten sie auf ihrem elterlichen Hof. Auf einem Grundstück, das teilweise zu diesem Hof
gehörte, bauten sie von 1950 bis 1952 ihr Haus am Mühlenweg 4, in dem sie bis heute
leben72.
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Ein bitteres Flüchtlingsschicksal hat Frau Elfriede Politz, geb. Janke, erlebt. Bei Kriegsende
wohnte sie auf Gut Heidebrick in Schlennin, Kreis Belgard in Pommern (Hinterpommern,
Regierungsbezirk Köslin). Nach dem Ende des Krieges lebte sie noch zwei Jahre unter
polnischer Besatzung. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Säugling Monika trat sie in
einem Treck mit Pferd und Wagen zusammen mit vielen – wenn nicht allen – verbliebenen
deutschen Einwohnern die Fahrt in die Kreisstadt Belgard an. Von da aus ging es mit der
Eisenbahn weiter. Ihre Mutter ist unterwegs in einem Lager in Göttnitz im heutigen Landkreis
Bitterfeld gestorben. Weiter ging es nach Lübeck. Hier lernte sie den Vater ihres zweiten
Kindes, Helga, kennen. Elfriede, genannt Frieda, Janke kam dann im Frühjahr oder Sommer
1947 mit ihrem Säugling, Monika, auf dem Bahnhof in Herzlake an. Die Reise war
anscheinend von den Behörden organisiert. Jedenfalls wurde sie in Herzlake erwartet. Auf
dem Bahnhof wurde durchgesagt (per Lautsprecher?), daß sie sich nach Dohren zu begeben
habe. Vermutlich hatte Frieda Janke selbst darauf hingewirkt, nach Dohren zu kommen, da ihr
Vater schon seit vier [?] Jahren bei Hegger / Holtgers wohnte. Sie wurde auf dem Dachboden
auf dem Hof Ostermann (heute Renze) einquartiert. Da wohnte sie zusammen mit den
Familien Zappes und Werlein. Der Vater ihres Kindes Helga kam 1947 zu Hamsterfahrten
nach Dohren. Am 6.6.1948 wurde ihre Tochter Helga geboren. Frieda Janke hatte es zu dieser
Zeit in Dohren sehr schwer. Sie war Flüchtling, lebte von der Fürsorge (heute Sozialhilfe
genannt), hatte als ledige Mutter zuerst ein, dann zwei Kinder und war evangelisch.
Überheblichkeit ist hier in unseren Zeiten der sexuellen Liberalität und der allgemeinen
Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln nicht angebracht. Frau Janke brachte sich und ihre
Kinder auch mit dem Stricken von Kinderkleidung und Strümpfen durch. Vermutlich 1949
lernte Frieda Janke ihren späteren Mann Gerhard Politz kennen, den sie 1950 heiratete. Er war
als B-Soldat nach Felsen gekommen und arbeitete dort beim Bauern Uhlen. Die
Hochzeitsfeier fand zuerst auf dem Hof Ostermann und dann, nachdem es Frau Ostermann zu
viel geworden war, in der Wohnung der Flüchtlingsfamilie Hering an der Herzlaker Straße 10
statt. Die junge Familie wohnte dann auch in diesem (später unter anderen Vorzeichen
bekannt gewordene) Haus. Wenige Jahre später erwarb Gerhard Politz vom Bauern Hemmen
ein Grundstück am Ziegeleiweg. Dort errichtete er in Eigenarbeit nach und nach ein Haus.
Gerhard und Frieda Politz bekamen zwei Kinder, Karl-Heinz und Joachim. In dem damals
erbauten Haus lebt die Witwe Politz bis heute und verbringt dort ihren Lebensabend73.
Schon vor dem Ende des Krieges wurde der Strom der Bombenopfer aus Westdeutschland
abgelöst von den Flüchtlingen aus dem deutschen Osten. Während die westdeutschen
Flüchtlinge schon bald nach Kriegsende nicht zuletzt wegen der fehlenden
Arbeitsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft wieder die Rückkehr antraten, saßen die
Ostflüchtlinge hier erst einmal fest, da sie nicht wieder in ihre alte Heimat zurückkehren
konnten.
Eine Ausnahme bildet dabei der wahrscheinlich aus Köln stammende Peter Blum, der sich
zusammen mit seiner Frau Rosa vermutlich seit Ende 1944 bis September 1948 in Dohren
aufhielt74. Er wohnte beim Bürgermeister Bernhard Tappel und machte für ihn die Büroarbeit,
die im Rahmen seiner Amtgeschäfte anfiel. Es gibt heute noch Dohrener, die sagen, daß man
sich damals bei Angelegenheiten, die die Schriftform erforderten, gut an Herrn Blum wenden
konnte, da er die Sachen zuverlässig und einwandfrei abwickelte. Auch nach dem Krieg soll
Herr Blum in seinem Sommerurlaub noch oft in Dohren gewesen sein. Bürgermeister Tappel
soll dann jeweils schon Wochen vorher die anstehenden Büroarbeiten für Herrn Blum
„aufgehoben“ haben. Und dieser arbeitete sie dann in seinem Urlaub ab75.
Die Entwicklung der Bevölkerungszahl in Dohren von der Zeit vor bis nach dem Zweiten
Weltkrieg darzustellen ist wegen der vielen Sonderfaktoren etwas knifflig. Bei der
Volkszählung am 17.5.1939 wurden für Dohren 812 Personen ermittelt. Durch Vergleich mit
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 20 von 47
anderen Daten geht hervor, daß davon etwa 600 Menschen zur eingesessenen Dohrener
Bevölkerung gehörten und etwa 200 von außerhalb gekommen gekommen und im
Arbeitsdienstlager beschäftigt waren. Schon bald nach Beginn des Krieges am 1.9.1939
verlassen die Angehörigen des Arbeitsdienstes das Lager und auch die 143 Kriegsteilnehmer
aus Dohren müssen ihrer Heimat den Rücken kehren. Doch noch im gleich Jahr kommen
Kriegsgefangene nach Dohren. Ihre Anzahl dürfte zwischen 1939 und 1942 von 50 auf etwa
150 angewachsen und dann bis zum Kriegsende in etwa stabil geblieben sein. Damit konnte
durch die Kriegsgefangenen der Bevölkerungsverlust durch die einheimischen
Kriegsteilnehmer in etwa ausgeglichen werden. Ich vermute, daß darüber hinaus die
einheimische Bevölkerung in der Kriegszeit um knapp 50 Personen angewachsen ist. Die
Anzahl der eingesessenen Dohrener dürfte daher gegem Kriegsende bei etwa 500 gelegen
haben. Seit dem Herbst 1944 steigt die Bevölkerungszahl in Dohren durch die zuwandernden
Flüchtlinge steil an. Am 21.3.1945 werden bereits 194 aus dieser Gruppe gezählt. Am
Kriegsende kann die Bevölkerungszahl damit auf etwa 850 Personen geschätzt werden.
Bis Ende 1945 kehren etwa 100 Dohrener Kriegsteilnehmer wieder zurück, die
Kriegsgefangenen verlassen zum großen Teil das Dorf, und die Anzahl der Flüchtlinge steigt
noch einmal um gut 100 Personen an, so daß in Dohren zu dieser Zeit gut 900 Personen leben.
Diese Zahl ist durch eine "Namentliche Aufstellung aller Einwohner der Gemeinden Groß
und Klein Dohren" belegt. Ein Drittel aller Einwohner in Dohren sind Ende 1945 Flüchtlinge.
Bis Ende 1946 (1.11.1946) ist die Anzahl der Flüchtlinge schon wieder um etwa 100
zuückgegangen, so daß sich die 829 Personen starke Bevölkerung Dohrens aus 617
Einheimischen und immer noch 212 Flüchtlingen zusammensetzt76.
Die Nachkriegszeit
Nachdem Bernhard Tappel am 1.6.1945 von den Engländern zum Bürgermeister von Klein
und Groß Dohren eingesetzt worden war, wollten diese ihm und den anderen eingesetzten
Amtsträgern erst einmal beibringen, wie Demokratie funktioniert. Um die Spielregeln zu
lernen, mußte Herr Tappel anfangs einmal wöchentlich mit dem Fahrrad nach Meppen fahren.
Dort wurde er unterwiesen und fuhr mit den neusten Instruktionen wieder nach Hause. Zum
26. August 1945 beruft er die erste Gemeinderatssitzung nach dem Krieg für Klein Dohren
ein. Obwohl er der Bürgermeister beider Dohrener Gemeinden ist, führt er die Geschäfte für
beide Kommunen getrennt. Das ist auch folgerichtig. Denn einen Gemeindezusammenschluß
haben die Engländer ja weder angeordnet noch vollzogen. Interessant ist, daß Tappel die
Geschäfte so führt, als wäre außer dem Wechsel des Bürgermeisters sonst nichts vorgefallen.
Auf der ersten Gemeinderatssitzung wird dem Rat die Jahresrechnung 1944 zur Prüfung
vorgelegt und dem ehemaligen Bürgermeister Wilhelm Robben Entlastung erteilt. Die
Kontinuität geht dabei so weit, daß der neue Gemeinderat mit dem alten bis auf den
Bürgermeister identisch ist. Die Ratsmitglieder waren Clemens Toben, Heinrich Gödiker und
der bisherige erste Mann der NSDAP in Dohren, Heinrich Kramer. Das Gremium hatte das
letzte Mal am 10. September 1944 unter der Leitung von Wilhelm Robben getagt. Das Wort
"Entnazifizierung" dürfte zu diesem Zeitpunkt noch ein Fremdwort gewesen sein77.
Am 12. Oktober 1945 finden dann gleich zwei Gemeinderatssitzungen unter der Leitung von
Bernhard Tappel statt: um 17 Uhr eine für Klein Dohren und um 19 Uhr für Groß Dohren.
Hier trifft sich zum ersten Mal der jeweils von den Engländern eingesetzte neue Gemeinderat.
Zwar sind auch diesmal wieder Heinrich Gödiker und Clemens Toben dabei. Heinrich
Kramer, der bisher führende Nationalsozialist in Dohren, ist allerdings nicht mehr vertreten.
Zum ernannten Gemeinderat von Klein Dohren gehörten neben den bereits genannten:
Klemens Schmidt, Josef Auf der Landwehr, Heinrich Lübken, Heinrich Tiehen, Heinrich
Deters, Josef Schmidt, Albert Rüther, Emmanuel Staß, Bernhard Frericks und Hermann
Hemmen.
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 21 von 47
Der ernannte Gemeinderat von Groß Dohren bestand neben dem Bürgermeister aus folgenden
Personen: Wilhelm Rosen, Franz Knoop, Bernhard Kroner, Heinrich Grote, Heinrich Decker,
Bernhard Dieker, Johannes Dieker, Johann Brokjans, Wilhelm Fröhleke, Heinrich Többen,
Georg Schulte und Heinrich Wenker (-Hülsmann).
In beiden Sitzungen legt Bernhard Tappel den ernannten Gemeinderäten das neue
Verfassungsstatut der Gemeinde vor. Den Räten von Groß Dohren wird die
Haushaltsrechnung für 1944 präsentiert. Dem ehemaligen Bürgermeister, Josef Rüther, wird
Entlastung erteilt. Der Neuanfang nach dem Kriege begann also alles andere als revolutionär.
Es wurde vermutlich auf Anweisung der Engländer an die Reste der demokratischen
Vorkriegsstrukturen angeknüpft, in diesem Fall an das Haushaltsrecht des Rates.
In der Folgezeit finden Ratssitzungen in Klein und Groß Dohren relativ selten statt. Am 30.
Dezember 1945 wird für Klein Dohren der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1945
beraten. Die analoge Sitzung für Groß Dohren findet sogar erst am 1. Januar 1946 statt. Zu
beschließen gibt es für die Ratsmitglieder beider Gemeinden in diesem Fall allerdings nichts
mehr, da die Haushaltssatzung bereits am 1.10.1945 vom Bürgermeister erlassen und vom
Landrat in Meppen genehmigt worden ist.
Das nächste Mal tagen die Räte am 26. (Groß Dohren) und 27. Mai 1946 (Klein Dohren). Es
wird ihnen die neue "Deutsche Gemeindeordnung" vorgelegt, und es wird ein
Wohnungsausschuß gewählt. Dieser ist in der Folgezeit für die Probleme der
Wohnungswirtschaft infolge der vielen Flüchtlinge in Dohren zuständig.
Während seit Kriegsende mit Ausnahme der ersten Gemeinderatssitzung in Klein Dohren
wegen des identischen Bürgermeisters die Gemeindeverwaltung völlig parallel ablief, zeigten
sich ab dem Sommen 1946 Unterschiede. Bernhard Tappel war das Arbeitspensum, das er zur
Verwaltung beider Gemeinden zu absolvieren hatte, zu groß geworden. Er war daraufhin
beim Oberkreisdirektor in Meppen vorstellig geworden und hatte darum gebeten, die
Verwaltung der Gemeinde Groß Dohren einem eigenen Bürgermeister zu übertragen. Der
OKD konnte die Argumente Tappels nachvollziehen und beauftragte ihn mit der Wahl eines
Bürgermeister für Groß Dohren. Diese Wahl fand am 22. Juli 1946 statt. Es stellten sich vier
Bewerber zur Wahl, von denen Bernhard Gebbeken mit acht von elf Stimmen gewählt wurde.
Jedoch hatten die deutschen Verwaltungsbeamten und Politiker hier die Rechnung ohne den
Wirt gemacht. Denn Bernhard Gebbeken erhielt keine Bestätigung der Militärregierung.
Diese hatte nämlich beschlossen, im Herbst 1946 die ersten freien Kommunalwahlen nach
dem Krieg durchführen zu lassen. Da paßte es ihnen wohl nicht ins Konzept, daß kurz vorher
noch ein Bürgermeister von einem deutschen, nicht demokratisch legitimierten Gremium
eingesetzt wurde. Und so führte Bernhard Tappel auch weiterhin die Amtsgeschäfte für Klein
und Groß Dohren.
Das änderte sich erst nach der ersten Nachkriegskommunalwahl. Am 1. Oktober 1946 traten
die neuen Gemeinderäte von Groß und Klein Dohren zu ihrer konstituierenden Sitzung
zusammen. Als Bürgermeister wurden Bernhard Tappel für Klein Dohren und Bernhard
Gebbeken für Groß Dohren (wieder)gewählt.
Während Bernhard Tappel für insgesamt über 40 Jahre im Amt blieb, wechselte der
Bürgermeister von Groß Dohren häufiger. Bernhard Gebbeken blieb nur gut ein Jahr bis zum
4. Dezember 1947 im Amt. An diesem Tag wurde Gerhard Dulle zum Bürgermeister gewählt.
Er bekleidete dieses Amt bis zur Gemeinderatssitzung am 5. Dezember 1952. Im Rahmen
dieser Zusammenkunft wurde sein Nachfolger, Albert Rüther, der Sohn des Bürgermeisters in
der Nazi-Zeit, Josef Rüther, zum Ratsvorsitzenden gewählt. Er war der letzte Bürgermeister
von Groß Dohren.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit bis etwa 1950 gab es in Dohren ein alle anderen
Schwierigkeiten überwiegendes Problem: das Wohnungsproblem. Dagegen scheinen die
Probleme mit der Nahrungsmittelversorgung im Gegensatz zu den deutschen Großstädten
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 22 von 47
gering gewesen zu sein. Daher kamen aus den Städten mit der Eisenbahn bis Herzlake oder
Wettrup und dann zu Fuß bis Dohren sogenannte Hamsterer. Sie versuchten hier ihre
Wertsachen gegen Lebensmittel einzutauschen78.
Zur Bewältigung der Wohnungsprobleme wurden in Groß und Klein Dohren im Mai 1946 aus
den Reihen der Ratsmitglieder Wohnungsausschüsse gewählt. Die Aufgabe der Ausschüsse
bestand darin, die Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und bei der Bewältigung von
Folgeproblemen zu helfen. Oft waren z.B. Flüchtlingsfamilien bei der Zuteilung auf einzelne
Wohnungen getrennt worden. Diese wollten natürlich in einer Wohnung zusammenleben.
Daneben gab es immer wieder Auseinandersetzungen aufgrund des engen Zusammenlebens.
Teilweise versuchten die Einheimischen, die Flüchtlinge zumindest aus ihren
Privatwohnungen loszuwerden. Auch fühlten sich einige Dohrener in der Ausübung ihrer
wirtschaftlichen Interessen behindert. Während in Groß Dohren der Wohnungsausschuß
schon am 18.11.1946 letztmalig gewählt und seine Aufgaben danach vom Bürgermeister
wahrgenommen wurden, gab es ihn in Klein Dohren bis 1949.
In der Nazizeit waren die Landwirte in einer ständischen Organisation als Ortsbauernschaften
organisiert. Vermutlich in jeder Bauerschaft gab es einen Ortsbauernführer. Nach dem Kriege
wurden die Ortsbauernschaften aufgelöst, und die Geschäfte gingen an den örtlichen
Bürgermeister über. Mitte 1948 in Groß Dohren und Anfang 1949 in Klein Dohren wurden
Ortsernährungsausschüsse gewählt. Sie sollten den Bürgermeister bei seinen Aufgaben
entlasten. Diese Aufgaben bestanden für die genannten Organisationen seit Kriegsbeginn
darin, die Bewirtschaftung von Lebens- und Futtermitteln sicherzustellen. Jeder Bauer hatte
zwischen 1939 und 1949/50 die Pflicht, bestimmte Mengen an landwirtschaftlichen
Erzeugnissen zu festgesetzten Preisen abzugeben. Diese Produkte wurden dann einer
staatlichen Verteilung unterzogen. So konnten dann Lebensmittel auf Marken bezogen
werden. Jedem Einwohner stand dadurch eine bestimmte Menge an Brot, Butter u.s.w. zu.
Der Ortsbauernführer und später der Bürgermeister und der Ortsernährungsausschuß waren
dafür verantwortlich, daß die für die Landwirtschaft beauftragten Produkte in den richtigen
Mengen abgeliefert wurden. Dabei wurde nicht nur zugesehen, daß im Herbst das Getreide
abgegeben wurde, sondern auch ob im Frühjahr noch Produkte vorhanden waren, die hätten
abgeliefert werden können. Da wurde nach Aussagen von alten Dohrenern besonders viel
gemogelt. Denn daß über das normale Maß nichts abzuführen war, dafür sorgten die Dohrener
schon ...
Mit der Währungsreform im Jahre 1948 ging dieses Kapitel dann langsam zu Ende. In Klein
Dohren wurde der Ernährungsausschuß Anfang 1949 noch gewählt und trat dann nicht wieder
in Erscheinung. Für Groß Dohren begegnet uns dieses Gremium zum letzten Mal auf der
Gemeinderatssitzung am 23.9.1949. Da teilte der Bürgermeister mit, daß das Ablieferungssoll
für Groß Dohren von 821 dz (= Doppelzentner) im Vorjahr auf 742 dz abgesenkt wurde. Er
schlug vor, die Ermäßigung den kleinen Betrieben zugute kommen zu lassen. Der
Ortsernährungsausschuß nahm im Anschluß an die Gemeinderatssitzung anscheinend
letztmalig die Umlage auf die einzelnen Betriebe vor.
Kapitel 3: Strukturwandel und wirtschaftliche Blüte (1950 – 2000)
Ausbau der Stromversorgung
Die ersten Stromanschlüsse79 wurden 1924/25 als Freileitungen verlegt. Kaufmann Dreyer
konnte darauf hinwirken, daß eine Stichleitung nach Dohren geführt wurde. Damals wurden
12 Haushalte an das Stromnetz angeschlossen und zwar in Klein Dohren 80 Dreyer und
Vorwerk und in Groß Dohren Többen, Schulte, Starmann, Brämsmann (heute Decker),
Rammler, Brokjans, Brokgerken, Kuhlmann (im Heuerhaus bei Brämsmann), Barlage und
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 23 von 47
Hegger (heute Holtgers). Damit waren in Groß Dohren bis auf Loddeke und Wehlage alle
alten Erbhöfe an die Stromversorgung angeschlossen, in Klein Dohren jedoch keiner der alten
Höfe!81
Ein weiterer Ausbau erfolgte etwa 1938/39. Ernst Menke aus Herzlake verlegte im Ortskern
von Dohren die Leitungen. Da der Anschluß mit Kosten für die Haushalte verbunden war,
konnten sich die armen Leute eine Stromversorgung nicht leisten und wurden daher nicht an
das Netz angeschlossen. Allerdings blieben wohl nur wenige von der Versorgung mit
elektrischer Energie ausgeschlossen. Auch Heuerleute wie Gerhard Dulle, der damals an der
Ecke Mittelstraße / Dorfstraße wohnte (heute Laake), bekam zu der Zeit Strom. Bei dieser
Kampagne dürfe Klein Dohren weitgehend an das Leitungsnetz angeschlossen worden sein82.
Jetzt fehlte vor allem den aktiven und ehemaligen Heuerleuten in Groß Dohren noch der
Strom. Etwa 1947/48 bemühte sich Gerhard Kuis (Wellenstraße 5, heute Hempen) um den
Ausbau der Versorgung in seiner Gegend. Er wandte sich an Bauer Többen (genannt Jaspers,
Mittelstraße 5), um von ihm Bäume zu kaufen, die als Leitungsmasten dienen sollten. Bald
darauf, etwa um 1950, brannte das elektrische Licht in den Haushalten von Gebbeken (heute
Spieker, Lieninghagen 6), Hülsmann (heute Remme, Brookstraße 13) und Kuis. Noch keinen
Strom hatten Anfang der 1950er Jahre die Heuerleute Kenning (heute Pollmann), Stolte (am
Kreuzdamm gegenüber von Mähs), Mähs (heute Varelmann), Schüring (Barlage´sche
Heuerstelle westlich des Kreuzdamms) und Kramer (Heuerstelle in der Nähe der Lager
Straße). Leider hielten die Leitungsmasten, die vermutlich aus Kiefernholz bestanden, nur
wenige Jahre. Dann waren sie in der Erde verfault. Heute liegen hier Erdleitungen83.
Nachdem nun in allen Bereichen von Dohren Stromleitungen lagen, wurden die übrigen
Haushalte vermutlich bis etwa 1960 an das Netz angeschlossen. Die neuen Siedlerstellen und
die Haushalte in den Neubaugebieten, die ab den 1960er Jahren entstanden, erhielten sofort
einen Stromanschluß. Im Jahre 1985 zählte der Energieversorger 252 Kunden, davon 165
Haushalte, 66 landwirtschaftliche Betriebe und 21 Gewerbebetriebe84.
Die Verfügbarkeit des elektrische Strom setzte speziell in den 1950er Jahren mehrere
Entwicklungen in Gang: Zum einen bekamen alle die, die an die Stromversorgung
angeschlossen wurden, wie schon erwähnt, elektrisches Licht, allerdings nur in einigen ganz
wenigen zentralen Plätzen im Haus.
Zum zweiten wurden in der Landwirtschaft die Diesel- durch Elektromotoren ersetzt. Die
Motoren wurden z.B. zum Dreschen des Korns eingesetzt. Die Vorgänger der Dreschmotoren
waren die sogenannten Göpel. Dabei lief meist ein Pferd, das mit einer senkrechten Stange
verbunden war, im Kreis. Diese Kreisbewegung wurde über eine waagerecht laufende Welle
in die Diele des Bauern- oder Heuerhauses geführt, wo sie Dreschflegel antrieb, mit denen das
Korn aus den Halmen ausgedroschen wurde. Bei einigen Heuerhäusern in Dohren, z.B. bei
Burs am Lieninghagen, stieg man direkt vom Göpel auf den Elektromotor um. Die bisher
meist verwendeten Dieselmotoren (oft solche der Fa. Deutz) waren ziemlich reparaturanfällig
und daher oft defekt. Da sich der nächste Reparaturbetrieb in Haselünne befand, mußte bei
einer anstehenden Reparatur ein Pferdewagen buchstäblich in die Erde eingegraben werden,
um dadurch die schwere Maschine auf das Fuhrwerk bugsieren können. War das vollbracht,
ging es mit dem Pferdefuhrwerk nach Haselünne. Dort wurde repariert. Und dann vollzog
sich der ganze Vorgang noch einmal in umgekehrter Reihenfolge. Die Dieselmotoren mußten
mit einem Glühstift versorgt und dann per Hand angeworfen werden. Ein weiteres Problem
ergab sich gelegentlich im Winter infolge der Wasserkühlung der Motoren. Da diese nicht in
der beheizten Stube, sondern im kalten Bereich der Diele oder eines Schuppens gelagert
wurden, kam es nicht selten vor, daß das Kühlwasser einfror. Und dann war oft wieder eine
Reparatur fällig. Wegen seiner geringeren Reparaturanfälligkeit und leichteren
Handhabbarkeit setzte sich der Elektromotor in den 1950er Jahren schnell durch.
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 24 von 47
Ein dritter Effekt der Stromversorgung bestand darin, daß nun so gut wie jeder Haushalt, der
nicht wie die wenigen, relativ wohlhabenden Bauern seit den 1930er oder 40er Jahren einen
Volksempfänger besaß, ein Radio bekam. Von hier aus startete man dann ins Multi-MediaZeitalter85 (s.u. "Die Entwicklung der technischen Möglichkeiten").
Erste Erschließungsmaßnahmen nach dem Krieg
Schon Ende der 1940er Jahre waren die Vorkriegspläne wieder aufgenommen worden, das
Hahnenmoor zu kultivieren. Dazu sollten zuerst die Straßen in Dohren und ins Moor hinein
gebaut oder ausgebaut werden. Am 12.3.1949 wurde der Gemeinderat von Groß Dohren
darüber unterrichtet, daß "das Wasserwirtschaftsamt Meppen beabsichtigt, zur Aufschließung
des Staatsgebietes Hahnenmoor den jetzigen Gemeindeweg zum Moor als Straße
auszubauen." Die Gemeinde kaufte daraufhin den benötigten Grund und Boden an und stellte
ihn für den Straßenbau kostenlos zur Verfügung. Ferner erklärte sie sich bereit, für den
Transport von Baustoffen und Geräten zu sorgen, und übernahm die Unterhaltungskosten86.
Bis September 1952 wurden folgende Straßen mit der damals hier noch neuartigen Teerdecke
fertiggestellt:
-
die Straße von Dohren nach Wettrup, ausgeführt von der Baugesellschaft Höhler,
Meppen.
die Straße von Dohren nach Grafeld, ausgeführt von der Firma Protz, Ibbenbüren –
Lingen.
die Straße von Wettrup nach dem Hahnenmoor, bzw. Grafeld, ebenfalls ausgeführt von
der Firma Protz.
Üblich war zu dieser Zeit noch eine Art von Straßenbau, wie sie beim Ausbau der Straße
Lieninghagen, die ebenfalls Anfang der 1950er Jahre durchgeführt wurde, zur Anwendung
kam. Es ist die Methode, die ich schon am Beginn meiner Abhandlung beschrieben habe. Im
Lienighagen kam hinzu, daß zwischen der Abzweigung von der Wellenstraße und
Brüggemann eine Schmalspur-Kleinbahn aufgebaut wurde. Sie wurde mit einer
Diesellokkomotive betrieben. So war es möglich, die Steine auf eine etwas einfachere Art
näher an den jeweiligen Bauabschnitt heranzubringen.
Der Zusammenschluß der Gemeinden Groß- und Klein Dohren
Um einen geschichtlichen Zusammenhang analysieren zu können, benötigt man Quellen.
Doch damit sieht es für den Zusammenschluß der Gemeinden Klein und Groß Dohren ganz
schlecht aus. Als wichtige Quelle standen mir die Niederschriftenbücher der beiden
Gemeinden und später der vereinigten Gemeinde Dohren zur Verfügung. Diese Bücher gibt
es für Dohren seit den 1930er Jahren. Die ersten beiden Bücher des hier behandelten
Zeitraums für Klein Dohren decken die Spanne von 1930 bis 1948 ab. Das dritte Buch
behandelt den Zeitraum von 1948 bis 1971. Trotz einer kontinuierlichen Weiterführung des
Niederschriftenbuches gibt es eine Lücke von mehreren Jahren, und zwar vom 22.2.1958 bis
zum 25.4.1963. Für Groß Dohren ist es ähnlich. Die Bücher für diese Gemeinde reichen bis
zum 16.7.1954. Da es nach dem 1.1.1963 nur noch eine Gemeinde Dohren gibt, geht es mit
der Niederschrift der Gemeinderatssitzung vom 25.4.1963 auch für die Belange von Klein
Dohren in dem bisherigen Buch dieser Gemeinde weiter. Die Zeit unmittelbar vor dem
Gemeindezusammenschluß ist also, was die Gemeinderatssitzungen angeht, entweder nicht
dokumentiert worden, oder die betreffenden Aufzeichnungen sind verschollen.
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Schon vor 1963 gab es Überlegungen, ob es vernünftig sei, kleine Gemeinden zu größeren
Verwaltungseinheiten zusammenzulegen. Die Ursache für solche Gedanken bestand darin,
daß die Verwaltungsaufgaben mittlerweile einen Umfang erreicht hatten, daß für einen
ehrenamtlichen Bürgermeister die Grenze der Belastbarkeit erreicht worden war. Damit
wurden fachlich qualifizierte Verwaltungskräfte notwendig, deren Bezahlung die
Möglichkeiten einer einzelnen kleinen Gemeinde überstieg. Für zusammengeschlossene
Gemeinden waren die Kosten eher tragbar. Für unsere Gegend war da die Idee, das alte
Kirchspiel Herzlake in neuer Form wieder aufleben zu lassen, schnell präsent 87. 1962
gründeten die Gemeinden des alten Kirchspiels Herzlake, also Herzlake, Bakerde, Bookhof,
Felsen, Neuenlande und Westrum sowie Klein und Groß Dohren, einen gemeinsamen
Kassen- und Rechnungsverband88. Bei den Überlegungen, die zu diesem Verband führten, lag
der Gedanke nahe, daß daraus über kurz oder lang eine einheitliche Gemeinde werden könnte.
Wenn das eintreffen sollte, würden alle wesentlichen Entscheidungen in Herzlake getroffen
werden. Um dies zu verhindern, galt es, sich auf kleiner Ebene zusammezuschließen, um
später ein gewichtigeres Wort mitreden zu können. Damit lag der Zusammenschluß von Groß
und Klein Dohren als vorausschauende Maßnahme nahe, und zwar schon deswegen, weil die
beiden Dohrener Gemeinden gemeinsam auch eine Kirchengemeinde bildeten. So wurde zum
1. Januar 1963 per Gesetz des Niedersächsischen Landtags die Gemeinde Dohren gebildet 89:
---------------------Abschrift für die H.A. Dohren
======================
Gesetz
über den Zusammenschluß der Gemeinden Groß-Dohren
und Klein-Dohren, Landkreis Meppen.
Vom 12. Dezember 1962
Der Niedersächsische Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet
wird:
§1
Die Gemeinden Groß-Dohren und Klein-Dohren werden zu einer Gemeinde Dohren
zusammengeschlossen.
§2
Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1963 in Kraft
Hannover, den 12. Dezember 1962
Der Niedersächsische Ministerpräsident
Dr. Diederichs
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Die Niedersächsische Minister des Innern
Bennemann
---------------------Die erste Sitzung des neuen Gemeinderates nach der Vereinigung von Groß und Klein
Dohren fand am 25. (laut Gemeindratsprotokoll) oder am 26. April 1963 (laut Meppener
Tagespost) statt. Die MT schrieb dazu am 29.4.1963:
"Zu seiner ersten Sitzung war am Freitagabend in der Gaststätte Frericks der wegen der
Zusammenlegung der Gemeinden Groß- und Klein-Dohren vor einigen Wochen neu
gewählten Gemeinderat zusammengetreten, um die Wahl des neuen Bürgermeisters, seines
Stellvertreters und des 2. Beigeordneten vorzunehmen. Seit dem Zusammenschluß im Januar
dieses Jahres hatte B. Tappel die Geschäfte der neuen Gemeinde Dohren geführt.
Als ältestes Gemeinderatsmitglied übernahm dann Georg Schulte den Vorsitz, als man zum
ersten Punkt der Tagesordnung - Wahl des Bürgermeisters - kam. In einer geheimen
Abstimmung wurde Landwirt Bernhard Tappel mit 7 : 2 Stimmen bis zum Herbst 1964
(Kommunalwahlen in Niedersachsen) zum ersten Bürgermeister der Gemeinde Dohren
gewählt.
Nachdem der erste Wahlgang für den Posten des stellvertretenden Bürgermeisters
Stimmengleichheit für die beiden Kandidaten Albert Rüther und Bernh. Starmann gebracht
hatte, wählte der Gemeinderat im zweiten Wahlgang mit 6 : 2 Stimmen und einer Enthaltung
Albert Rüther zum stellvertretenden Bürgermeister und Bernh. Starmann zum 2.
Beigeordneten. [...]
Zum Abschluß der ersten Sitzung dankte Bürgermeister Tappel noch einmal für das ihm
ausgesprochene Vertrauen und wies auf die großen Aufgaben hin, die noch in der Gemeinde
Dohren in nächster Zeit zu erfüllen sind. Flurbereinigung, Wasserbeschaffungsverband,
Straßenbau und Bürgersteige werden in der nächsten Zeit große Aufgaben an den Rat stellen.
Auch die Schaffung von weiterem Parkraum in der Nähe der Kirche wurde bereits
angeschnitten, da dieses Problem sehr dringend ist. Wie Bürgermeister Tappel weiter bekannt
gab, ist damit zu rechnen, daß in nächster Zeit mit dem Bau des neuen Gemeindebüros neben
dem Jugendheim begonnen werden kann. Das Gebäude wird ein großes und ein kleines Büro
und Toilettenanlagen enthalten.“
Die erste Hauptsatzung der zusammengeschlossenen Gemeinde Dohren liegt mir nicht vor.
Die erste vorliegende90 trat am 1.1.1975 in Kraft. Eine weitere Hauptsatzung datiert vom
27.6.1977, die das erste Mal am 17.11.1978 und zum zweiten Mal am 19.7.1990 geändert
wurde. Die derzeit gültige Fassung91 beschloß der Rat der Gemeinde Dohren am 3.2.1997.
In der ersten vorliegenden Hauptsatzung vom 1.1.1975 wird festgehalten, daß die
Bestimmung eines Wappens zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen soll. Der Ratsvorsitzende
führt die Bezeichnung „Bürgermeister“ und wird durch den ersten, bei dessen Verhinderung
durch den zweiten Beigeordneten vertreten. Ein Verwaltungsausschuß wurde nicht gebildet.
Das Amt des Gemeindedirektors wurde ehrenamtlich verwaltet und durch den
Ratsvorsitzenden ausgeübt.
Zur Zeit des Inkrafttretens der Hauptsatzung vom 3.2.1997 gehört die Gemeinde bereits der
Samtgemeinde Herzlake an. Das Wappen war mittlerweile festgelegt worden92. Es zeigt einen
„goldenen Wellenschildhaupt, darin eine rote Hirschstange von Grün und Silber gespalten,
darin ein Dornbusch in verwechselten Farben“. „Der Bürgermeister wird beim Vorsitz in Rat
und Verwaltungsausschuß sowie bei der repräsentativen Vertretung der Gemeinde durch den
ersten stellvertretenden Bürgermeister, bei dessen Verhinderung durch den zweiten
stellvertretenden Bürgermeister vertreten.“ Ein Verwaltungsausschuß wird also ausdrücklich
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 27 von 47
zugelassen und die ehemaligen Beigeordneten werden jetzt stellvertretende Bürgermeister
genannt.
Die Geldbeträge für Rechtsgeschäfte allgemeiner Art, oberhalb derer der Rat eine
Entscheidung herbeiführen muß, lagen 1975 und 1997 bei 1000,- DM. Davon ausgenommen
sind Verträge mit Ratsmitgliedern, sonstigen Mitgliedern von Ausschüssen oder mit dem
Gemeindedirektor. Hier wurde 1975 eine Grenze von 500,- DM angesetzt. Sie erhöhte sich
bis 1997 auf 1000,- DM.
Desweiteren kamen Bestimmungen über Einwohnerversammlungen, Anregungen und
Beschwerden an den Rat und über Funktionsbezeichnungen in weiblicher Form hinzu. Es sind
sinngemäß die gleichen Regelungen wie sie auch für die Samtgemeinde gelten (siehe unten).
Die Flurbereinigung
Theordor Polle
Voraussetzungen
Eine der einschneidendsten Veränderungen der Landschaft und Wirtschaft brachte die
Flurbereinigung im Gebiet südlich der Hase in den Jahren von 1960 bis 1980 mit sich. Für
ihre Notwendigkeit gab es viele Gründe.
In der Markenteilung der großen Dohren-Felsener Mark in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts hatte jeder damals Teilungsberechtigte in den verschiedenen Ortslagen der Mark
von allen unterschiedlichen Bodenqualitäten seine Anteile erhalten. Eine starke Zersplitterung
des Besitzes war die Folge. Dazu ergaben sich zeitraubende Wege zu den entferntliegenden
Parzellen.
Die Betriebsgröße vieler Betriebe reichte nicht aus, um die Existenz des Hofes langfristig
sichern zu können. Ein Teil der Böden war von minderer Güte und brachte nur geringe
Erträge, ein anderer Teil der landwirtschaftlich genutzten Flächen litt unter Überflutungen
und stauender Nässe.
Die fortschreitende Mechanisierung landwirtschaftlciher Arbeit bedingte einen hohen
Kapitaleinsatz, die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von teuren Maschinen war auf zu kleinen
Feldern oft nicht gegeben.
Der Wettbewerb in der Euröpäischen Gemeinschaft war schärfer geworden, die EG-Partner
drängten mit ihren landwirtschaftlichen Produkten auf den deutschen Markt. Die
Erzeuergerpreise stagnierten, während die Lebenshaltungskosten stiegen.
Diesen Problemen mußten sich unsere Landwirte stellen, ohne aus eigener Kraft die
vorgegebenen Sachzwänge ändern zu können. Es ging aber nicht nur den Landwirten unseres
Raumes so, sondern im gesamten Emsland gab es diese oder ähnliche Schwierigkeiten, weil
der Grenzraum seit Jahrhunderten vernachlässingt worden war. Zwei Schubkräfte zur
Veränderung seien hier genannt.
Das Emsland geriet nach dem Kriege unversehens ins Blickfeld, als die Niederlande als
Ausgleich für erlittene Kriegsschäden Gebiertsabtretungen im unterentwickelten deutschen
Grenzraum forderten.
Unter den Heimatvertriebenen gab es sehr viele Landwirte, die sich danach sehnten, wieder
auf eigenem Hof zu arbeiten. Die Vertriebenenverbände reagierten darauf mit der Forderung,
Moore und Ödland im Emsland zu kultivieren, um so heimatvertriebenen Landwirten die
Möglichkeit zu geben, sich eine neue Heimat zu schaffen.
Aus dieser Ausgangslage heraus einigten sich Bund, Land und die Emslandkreise zum
Geinschaftswerk des Emslandplanes, mit dessen Hilfe das strukturschwache Emsland und
Teile benachbarter Kreise an den Entwicklungstand vergleichbarer Regionen der
Bundesrepublik herangeführt werden sollten.
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Ein Schwerpunkt des Emslandplanes waren die Flurbereinigungen, die einen Teil der oben
ausgeführten Schwierigkeiten beheben konnten.
Drei wichtige Grundlagen für eine zügigen Beginn waren bereits gegeben. Die
Wasserabführung aus dem Flurbereinigungsgebiet konnte problemlos erfolgen, weil der
Ausbau von Hase und Lagerbach zur Aufnahme des Wassers schon abgeschlossen war; im
staatlichen Teil des Hahnenmoores, das zum Flurbereinigungsgebiet dazugehörte, war die
Bodenverbesserung mit Entwässerung, Tiefumbruch und Wegebau mit Hilfe des EmslandPlanes bereits durchgeführt; im gesamten Gebiert arbeiteten schon die Wasser- und
Bodenverbände „Dohrener Bruch“, „Bakerder Moor“ und „Vorbach“. Das WBV Dohrener
Bruch z.B. hatte nach seiner Gründung im Jahre 1929 mit Entwässerungusmaßnahmen in
Handarbeit begonnen. Zuerst Arbeitslose, dann Arbeitsdienstmänner und zu Beginn des
Krieges polnische Kriegsgefangene zogen Entwässerunggräben oder hielten sie instand.
Durch die Arbeit der Wasser- und Bodenverbände war die Bereitschaft zu einer großzügigen
Melioration grundgelegt.
Einleitung der Flurbereinigung
Das Niedersächsische Kulturamt Meppen (später: Amt für Agrarstruktur) begann im Jahre
1960 mit der Einleitung der Flurbereinigung im Raum südlich der Hase. Am 27.10.60
referierte Oberregierungsrat Sperl als Leiter des Kulturamtes vor etwa 180 voraussichtlich
Beteiligten über Ziele und Verfahren einer Flurbereinigung und über Erfahrungen mit ihr in
anderen Orten. Da keine Einwendungen gegen die Einleitung erhoben wurden, konnte das
Kulturamt die Vorarbeiten weiter vorantreiben.
Am 25.11.60 erfolgte die Anhörung der beteiligten Organisationen und Behörden. Der
Einleitung stimmten zu, für:
Groß Dohren: Bürgermeister Rüther
Klein Dohren: Bgm. Tappel
Bookhof:
Bgm. Harenbrock
Herzlake:
Bgm. Deiters
Felsen:
Bgm. Schnelker
Neuenlande: Bgm. Sube
Bakerde:
Bgm. Brinker
Wettrup:
Bgm. Wilke
Landkreis Meppen:
Emsland-GmbH:
Kreisbaurat Oehm
Referent Lange
Wasser- und Bodenverband Dohrener Bruch:
Wasser- und Bodenverband Dohrener Bruch:
Verb.-vorsteher Book, Bookhof
Verb.-Vorsteher Schnelker, Felsen
Regierungspräsident Osnabrück – Forstaufsicht: Forstmeister Siegel
Regierungspräsident Osnabrück – Wasserwirtschaft – zugleich für das Wasserwirtschaftsamt
Meppen: Regierungsbaurat Riechers
Regierungspräsident Osnabrück – Landwirtschaftsabt.:
Reg.-Dir. Dr. Hasse
Regierungspräsident Osnabrück – Landes- und Ortsplanung: Angest. Hampe
Regierungspräsident Osnabrück – Landschaftspflege, Naturschutz:
Mittelschlulehrer
Altehage
Forstamt der Landwirtschaftskammer Weser-Ems: Forstmeister von Jagow
Am 1.7.1961 ordnete das Niedersächsische Landeskulturamt Hannover die Durchführung der
Flurbereinigung in den Gemeinden Groß Dohren, Klein Dohren, Felsen, Bookhof,
Neuenlande, und Bakerde an. Der Wunsch der Gemeinde Wettrup, mit Teilen der Gemarkung
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in das Flurbereinigungsgebiert einbezogen zu werden, wurde abgelehnt. Dagegen wurden
einige Flurstücke aus der Gemeinde Westrum und der Gemeinde Lage in das Verfahren
einbezogen. Das Flurbereinigungsgebiert umfaßte damit ein Fläche von 5273 ha und betraf
421 Beteiligte.
In der Einleitungsbegründung heißt es: „Das Flurbereinigungsgebiet ist bis auf das etwa 1100
ha große landeseigene Siedlungsgebiet Hahnenmoor stark entwässerungsbedürftig. Die
vorhandenen Wege reichen für eine intensive Bewirtschaftung der landwirtschaftlich
genutzten Grundstücke nicht aus, so daß eine Neuregelung der Wege- und Wasserverhältnisse
für das ganze Gebiet vordringlich ist. Diese Maßnahme sowie die Zusammenlegung des
zersplitterten und unwirtschaftlich geformten Grundbesitzes in Verbindung mit der geplanten
Verwertung der landeseigenen Siedlungsflächen für Aussiedlungen und für die Aufstockung
von Kleinbetrieben werden das Flurbereinigungsgebiet argrarstrukturell erheblich verbessern
und es ermöglichen, die Besitzüberschneidungen unter den einzelnen Gemeindegebieten und
die großen innerbetrieblichen Entfernungen weitestgehend beseitigen.“
Von großem Nutzen für die Flurbereinigung war es, daß der Lagerbach und die Hase als
wasserabführende Gewässer bereits ausgebaut waren.
Ablauf der Flurbereinigung
Aufgrund obiger Anordnung konnte die „Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung
Dohren, Kreis Meppen 176“ als Körperschaft öffentlichen Rechts mit der Arbeit beginnen.
Der öffentlichen Bekanntmachung und der Auslegung des Flurbereinigungsbeschlusses mit
der Aufforderung zur Anmeldung besonderer Rechte folgte am 16.10.61 die Wahl des
Vorstandes, der aus je zwei Mitgliedern der sechs beteiligten Gemeinden bestehen sollte. Die
Vorstandsmitglieder einer Gemeinde repräsentierten jeweils die Gruppe der Landwirte mit
größeren und mit weniger großen Höfen. Es wurden gewählt:
Hermann Hempen und Bernhard Schulterobben aus Bakerde,
Bernahrd Starmann und Wilhelm Dieker aus Groß Dohren,
Bernhard Tappel und Paul Rapien aus Klein Dohren,
Karl Harenbrock und Alois Beelmann aus Bookhof,
Bernhard Schelker und Hermann Hüring aus Felsen,
Otto Sube und Heinrich Vorwerk aus Neuenlande;
Als Stellvertreter
Johann Winkeler und Hermann Keller aus Bakerde,
Georg Schulte, jun., und Bernhard Brüggemann aus Groß Dohren,
Heinrich Toben und Heinrich Brunneke aus Klein Dohren
Heinrich Kroner und Anton Prins aus Bookhof,
Heinrich Ruhe und Clemens Geers aus Felsen,
Heinrich Vorjans und Bernhard Maue aus Neuenlande.
Die Vorstandsmitglieder wählten danach zum Vorsitzenden Otto Sube und zu seinem
Stellvertreter Bernhard Tappel.
Um den unabdingbaren Flächentausch gerecht abwickeln zu können, mußte der Wert der
Grundstücke ermittelt werden. Ackerflächen, Grünland, Ödland und Holzungen wurden nach
elf Wertklassen abgeschätzt und erhielten dann ihre Wertzahl. Die von der
Flurbereinigungsbehörde in Verbindung mit der landwirtschaftlichen Berufsvertretung
berufenen Schätzer August Bischoff aus Benstrup, Otto Knille aus Kalkriese und Bernhard
Bölle aus Lehrte stellten sich am 27.11.61 dem Vorsand vor und erklärten, daß sie die
Schätzung nach bestem Wissen und Gewissen vornehmen würden, daß sie mit keinem der
Beteiligten verwandt oder verschwägert und am Ergebnis der Flurbereinigung weder mittelbar
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noch unmittelbar interessiert seien. Für den später erkrankten Schätzer Bölle waren Franz
Deermann aus Baccum und Ewald Többen aus Bawinkel berufen worden.
Die Schätzung erfolgte in der Zeit vom 28.11. – 15.12.61 und vom 23.7. – 20.11.62. Ihre
Ergebnisse wurden den Besitzern mitgeteilt und Einsprüche im Anhörungsverfahren geklärt.
In einer gemeinsamen Sitzung von Kulturamt, Vorstand und beteiligten Behrden am 14.12.61
wurde die zweckmäßige Neugestaltung des Flurbereinigungsgebietes erörtert. Daraufhin
erstellte das Kulturamt Meppen den Plan für die Wasserläufe, für das Straßen- und Wegenetz,
für die Landschaftspflege und für die Ausweisung gemeinschaftlicher Anlagen
(Gewerbegebiete, Sportplätze, Baugebiete, Verbreiterungsraum für Landes- und
Kreisstraßen). Auch Vorratsland für die Aufstockung zu kleiner Betriebe wurde eingeplant.
Nachdem Wünsche und Anregungen aus der Versammlung in die Planung aufgenommen
worden waren, fing die Verwirklichung an.
Die großen Machinen begannen (zuerst in Dohren, Lieninghagen) ihr Werk der
Strukturverbesserung. Mammutpflüge rissen den Boden tief um, brachen die Ortsteinschicht
auf oder mischten Sand und Moor zu Ackerland. Grabenbagger zogen neue
Entwässerungsgräben, Drainageleger sorgten für die Abführung der stauenden Nässe, Raupen
planierten den Boden, Lastwagen transportierten Unmengen von Sand zur Befestigung der
neuen Wege, Straßenbaumaschinen legten viele Kilometer Wirtschaftswege.
Was fertig ist, bedarf immer der Pflege und Unterhaltung. Die Unterhaltung der Anlagen im
Flurbereinigungsgebiet wurde den bestehenden Wasser- und Bodenverbänden übertragen.
Zum Zwecke einer gerechteren Lastenverteilung und zur Verwaltungsvereinfachung
schlossen sich die drei Verbände unter dem Namen „Dohrener Bruch“ zusammen.
Inzwischen waren auch die Pläne für das weitere Ziel der Flurbereinigung – Vergrößerung der
Arbeitsflächen und Verkürzung der Wege – ausgearbeitet worden. Während die Schaffung
von arrondierten Höfen für Neusiedler auf neu kultivierten Flächen verhältnismäßig einfach
war, konnte der Flächentausch bestehender Betriebe in manchen Fällen nur durch
Aussiedlung aus dem Dorfkernen gelöst werden; eine Entscheidung, die sicherlich keinem
Betroffenen leicht gefallen ist.
Als Neusiedler kamen ins Hahnenmoor die Höfe: Lux, Liebig-Wietkamp, Determann, Thole,
Große Sextro, Hermann, Robben, Köster, Brockmeyer, Schrandt, Niehaus, Hackstedt,
Langenhorst, Scheer, Viehweger, Suding und Deitermann.
Aus den Dorfkernen siedelten aus die Höfe: Brinkhaus, Schröder, Thole-Vorwerk, Schnelker
W., Heye, Sommer, Feldmann, Schene, Kalkmann, Wehlage, Deters, Hempen, Schnelker B.,
Book-Winkler, Deters, Rolfers, Hus, Book J. und Drees.
Durch die Bodenstrukturmaßnahmen im Flurbereinigungsgebiet waren die Bodenwerte
erheblich verbessert worden; es gab aber auch in Einzelfällen Wertminderungen bei großen
Planierungsflächen. Vor einer Neuzuteilung der Betriebsflächen mußten die Böden neu
bewertet werden; denn aus den Wertzahlen und den Flächengrößen mußte der Anspruch für
die Neuzuteilung ermittelt werden. Diese Zweitschätzung wurde von den Schätzern Bischoff,
Jansen und Gülker in der Zeit vom 13.4.71 – 7.4.72 durchgeführt. Ihre Ergebnisse wurden den
Beteiligten zugestellt und über Einwendungen verhandelt.
Aufgrund der nun vorliegenden Daten erfolgte die vorläufige Besitzeinweisung in die neue
Feldeinteilung am 4.10.74, der dann später mit wenigen Änderungen die endgültige Zuteilung
folgte. Überleitungsbestimmungen regelten das Abräumen der Ackerflächen, das Anlegen
von Mieten und Erdsilos, die Entfernung von Zäumen und Einfriedigungen, die Abfuhr von
Stroh-, Kompost- und Düngerhaufen, den Abbruch von Feldscheuenen und Viehtränken und
die Übernahme von Bäumen, Hecken und Sträuchern.
Abschluß und Wertung
Die Flurbereinigung war natürlich auch ein Kostenfaktor für jeden Beteiligten. Zuerst mußten
sich die Teilnehmer damit einverstanden erklären, 10% ihrer Flächen an die
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Teilnehmergemeinschaft abzugeben; 4,2% davon entfiehlen auf das Anlegen von Straßen,
Wegen und Wasserläufen, der Rest wurde für die Gemeinschaftsaufgaben der Flurbereinigung
benötigt. Für die Ländereien, die durch Landbaumaßnehmen im Wert gestiegen waren, wurde
den Betrieben eine Landabgabe zur Mehrwertabschöpfung auferlegt. Diese Flächen und Teile
des Staatsbesitzes ergaben die Flächen zur Aufstockung zu kleiner Betriebe.
Der Finanzierungsplan von 1972 beziffert die Kosten auf rund 9.845.000 DM. An Beihilfen
sind 7.368.000 DM = 75% der Kosten veranschlagt. Die verbleibenden 25% der Kosten
verteilen sich auf 3950 ha beitragspflichtiger Fläche. An Eigenleistung werden erbracht je ha
5% = rund 125 DM, als Darlehen bleiben 20% = rund 500 DM / ha. Damit ergibt sich je
Hektar eine Gesamtbelastung von rund 625 DM. Dazu müssen Beiträge zum Wasser- und
Bodenverband und zum Unterhaltungsverband gezählt werden, die im Ansatz mit rund 40
DM / ha veranschlagt sind.
Die Gesamtkosten der Flurbereinigung sind mit 22,3 Millionen DM beziffert worden, davon
entflielen 7,9 Millionen auf Maßnahmen zur Bodenverbesserung (2850 DM / ha
Kultivierungskosten im Mittel).
Die Bilanz weist aus 103 km Entwässerungsgräben, 59 km Straßen und 79 km unbefestigte
Wege, dazu 70 km Windschutzstreifen und 15 km Alleebepflanzung. 30 kleinere Betriebe
wurden um durchschnittlich 7 ha aufgestockt, so daß die Siedlungen auf ein Größe von 30 ha
gebracht werden konnten. 2200 ha Boden wurden tiefgepflügt und dadurch in ihrem Wert
erheblich gesteigert.
Wenn nach Abschluß der Flurbereinigung auch die Skeptiker des Anfangs vom Wert der
geleisteten Arbeit überzeugt waren, muß dazu die gute Zusammenarbeit des Amtes für
Agrarstruktur, der Niedersächsischen Landgesellschaft und der Emsland-GmbH mit dem
Vorstand gewürdigt werden. Besondere Anerkennung verdienen dabei Regierungsrat Hilleke
und Vermessungsoberrat Focken, die an den Sprechtagen in ungezählten
Beratungsgesprächen die Arbeit vorantrieben.
Viele Delegationen haben im Laufe des Verfahrens das Flurbereinigungsgebiet gesichtigt.
Stellvertretend seien genannt Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke, Bundesminister Höcherl,
Niedersachsens Ministerpräsident Diederichs und die Minister Hasselmann und Glup.
Am 2. Juli 1980 trafen sich die Beteiligten der Flurbereingung zu Rückblick, zum Abschluß
des Verfahrens und zur Auflösung der Teilnehmergemeinschaft. Ein Abschlußfest schloß sich
am 15.7.80 im Dohrener Bienenkorb an.
Nachwort
Aus heutiger Sicht ist es leicht, an einzelnen Maßnahmen der Flurbereinigung Kritik zu üben.
Stichworte: Naturschutz, Moorkultivierung, Landschaftspflege. Aus der Sicht der Teilnehmer
und der Ausganslage von 1960 und im Blick auf die erfüllten Gemeinschaftsaufgaben war die
Flurbereinigung ein großer Erfolg.
Hier endet die Abhandlung von Theodor Polle.
Die Folgen der Flurbereinigung
Die Flurbereinigung hat für Dohren vermutlich die größten Veränderungen in der Landschaft
und in den Lebensverhältnissen der Menschen seit der Markenteilung 1861/69 mit sich
gebracht. Man kann diese Veränderungen, denke ich, getrost als revolutionär bezeichnen, weil
sie in mehrfacher Hinsicht eine radikale Umwälzung der bestehenden Verhältnisse mit sich
brachte. Was war, fragen wir uns heute, vor der Flurbereinigung so grundsätzlich anders als
heute? Was hat sich geändert?
-
Nach jahrhundertelangem Bestand ging die Zeit des Heuerlingswesens zu Ende.
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 32 von 47
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Die kleinteiligen Flächen wurden tiefgepflügt und arrondiert. Dadurch wurde die
Bodenqualität verbessert, und die Bearbeitung großer Flächen mit landwirtschaftlichen
Maschinen wurde wirtschaftlicher.
Die Entwässerung wurde durch das Anlegen von Gräben entscheidend verbessert.
Viele Straßen wurden asphaltiert.
Es fand eine Ausräumung der Natur statt.
Die Flurbereinigung ist mit dem Ende der Heuerlingszeit untrennbar verbunden. Schon durch
die vorangegangenen Maßnahmen der Kultivierung des Hahnenmoors, die seit den 1950er
Jahren mit Koordinierung durch die Emsland-GmbH organisiert wurde, waren Arbeitsplätze
entstanden. Ein glücklicher Umstand bestand für die Heuerleute darin, daß die neuen
Arbeitsplätze für ungelernte Arbeitnehmer geeignet waren. Zwar verfügten die Heuerleute
über Qualifikationen. Diese lagen aber im Bereich in der Landwirtschaft und in der Regel
nicht im Tiefbau.
Seit Verabschiedung des Emsland-Planes durch den Deutschen Bundestag im Jahre 1950 floß
viel Geld in unsere Gegend, das auch den Heuerleuten dadurch zugute kam, daß sie besonders
im Tiefbau Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft fanden. Das dort verdiente Geld führte
dazu, daß sie zu Anfang nicht mehr allein und später überhaupt nicht mehr auf "ihre"
Heuerstelle angewiesen waren. Viele Heuerleute strebten darauf eine eigene Siedlerstelle an,
andere bauten ein Haus in einem der entstehenden Neubaugebiete (Tannensiedlung,
Lehmkuhlen), eine dritte Gruppe kaufte die Heuerhäuser, in denen ihre Familien oft schon
seit Generationen gewirtschaftet hatten. Als erster Heuermann gab Josef Schröder, der in
einem Brokjans´schen Haus in der Nähe der Wellenstraße lebte, im Jahre 1951 "seine"
Heuerstelle auf. Zur großen Welle von Aufgaben kam es in den 1960er Jahren. Trotz einiger
"Nachzügler" kann man das Jahr 1970 getrost als das Jahr des Endes des Heuerlingszeit
angeben.
Die bisherigen Heuerleute machten bei dieser Umwälzung wirtschaftlich einen ganz großen
Sprung nach vorn. Als Verlierer sahen sich teilweise die alteingesessenen Bauern, die mit den
Heuerleuten ihre billigen Arbeitskräfte verloren. Da gab es Aussagen von Bauern wie: „Ihr
kommt noch mal wieder und bettelt um ein Stückchen Brot“. Diese fundamental falsche
Einschätzung der Lage führte für einen Teil der Bauern zu einem wirtschaftlich Niedergang.
Generell kann man sagen, daß sich die Gruppe der Bauern vom wirtschaftlichen Standpunkt
her spaltete. Der eine Teil baute auf die Vorteile, die gerade ihnen durch die
Bodenverbesserung und Arrondierung der Flächen im Rahmen der Flurbereinigung zuteil
geworden war. Der andere Teil trauerte den vergangenen Verhältnissen nach, wünschte eine
Umkehr des gesellschaftlichen Fortschritts und hatte Schwierigkeiten, sich mit den quantitativ
und qualitativ größer gewordenen Arbeitsaufgaben zurechtzufinden. Quantitativ war die
Arbeit umfangreicher und unangenehmer geworden, weil sie nicht mehr für jede anfallende
(unangenehme) Arbeit einen Heuermann rufen konnten. Qualitativ anspruchsvoller waren der
Einsatz und die Pflege der modernen landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen sowie der
wirtschaflich erforderliche Umgang mit der Behördenbürokratie zum Erhalt von Zuschüssen
aus den Töpfen der Europäischen Gemeinschaft. Von den 1829 bestehenden 22 Erbhöfen93
waren 1945 noch 18 vorhanden. Heute existieren noch 16 an gleicher Stelle, zwei weitere sind
ausgesiedelt. Von diesen alten Erben wird nur noch auf (maximal) 8 (!) Höfen Landwirtschaft
betrieben und zusätzlich auf einem, der ausgesiedelt wurde. Das bedeutet, daß im Rahmen der
Flurbereinigung und des Entstehens neuer Erwerbsmöglichkeiten (auch für Bauern, z.B.
Barlage) die Hälfte der alten Bauenhöfe die Landwirtschaft aufgegeben hat. Solch einen
drastischen Strukturwandel hat es mindestes in den 400 Jahren vorher in Dohren nicht
gegeben.
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 33 von 47
Verbesserung der Infrastruktur
Vor der Flurbereinigung gabe es in Dohren nur wenige befestigte Straßen und wenige
Entwässerungsgräben, die zudem oftmals schlecht instand gehalten wurden.
Die Entwässerung wurde auf vier größeren Abzugslinien aufgebaut: den Ziegeleigraben und
die Moorabzüge I, II und III. Der Moorabzug I ist heute die Welle, zum Teil in einem neuen
Lauf. Moorabzug II geht in die Welle über, und der Moorabzug III vereinigt sich bei Rüther /
Dall in der Nähe der Wettruper Straße mit dem Lager Bach. Auch dieser Wasserlauf vereinigt
sich mit der Welle und fließt über Lage und Andrup in die Hase.
In den 1960er Jahren wurde auch die allgemeine Versorgung mit Trinkwasser aufgebaut. Der
Aufbau wurde Anfang der 60er Jahre durch die Flurbereinigung forciert. Die Siedler und die
Haushalte in den neuen Baugebieten bekamen von Anfang an einen Trinkwasseranschluß.
Die älteste befestigte Straße in unserem Dorf war die heutige L55, über die an einer anderen
Stelle in dieser Chronik Herr Buchholz schreibt. Der Straßenzug Hauptstraße / Dorfstraße /
Mittelstraße war in mindestens drei Bauabschnitten zwischen 1914 und 1930 gebaut worden
(siehe Kapitel 1: Straßenbau). Zu Anfang der 1950er Jahre wurden Straßen gebaut, die der
Vorbereitung von Kultivierungsmaßnahmen dienten (siehe oben). Nach dem Wirksamwerden
der Flurbereinigungsmaßnahmen etwa 1975 hatte Dohren das Straßennetz, das wir auch heute
noch vorfinden. Die Straßen sind folgendermaßen zu klassifizieren:
- die Bundesstraße 402, die im äußersten südlichen Zipfel Dohrens unser
Gemeindegebiet für einige Meter überschneidet,
- die Landstraße L55, die von der Kreuzung der Bundesstraße mit dem Kreuzdamm
nach Herzlake führt,
- drei Kreisstraßen,
- und zwar die K241, die die Andruper Straße, Dorfstraße und Wettruper Straße
umfaßt,
- die K259, das ist die Moorstraße, und
- die K262, das ist die Grafelder Straße.
- Alle anderen Straßen in Dohren sind Gemeindestraßen.
Für die Unterhaltung der Straßen ist der jeweilige Träger verantwortlich. Mit der
Unterhaltung der Gemeindestraßen ist der Bodenkulturzweckverband beauftragt. Die
Gemeinde zahlt einen Pauschalbetrag von etwa 25 Pfennig pro m2 Straßenfläche. Bei etwa 39
km Gemeindestraßen mit einer Breite von etwa 3 m ergeben sich damit laufende Kosten von
ca. 30.000 DM pro Jahr (hier 1998)94. Dazu kommen Kosten für die Unterhaltung von
Straßenbrücken und sonstige, nicht regelmäßige Aufwendungen, die in den oben genannten
Kosten nicht enthalten sind. Pro Jahr belaufen sich die Unterhaltungskosten für die
Gemeindestraßen auf insgesamt etwa 50.000,- bis 80.000 DM (1997 – 1999)95. Während es
vor der Flurbereinigung nur wenige befestigte Straße in Dohren gab, führt heute zu jeder
Hofstelle eine asphaltierte Straße. Das ist nicht selbstverständlich, sondern als ein Verdienst
der Verantwortlichen in der Gemeinde anzusehen. Im Gebiet der Gemeinde Lähden ist das
zum Beispiel nicht der Fall.
Die Verbesserung der Infrastruktur hat aber auch Opfer gekostet, die hier nicht vergessen
werden sollen. So hat nach den heutigen Maßstäben eine beispiellose Ausräumung der Natur
stattgefunden. Beispielsweise war ein Trupp von zwei oder drei Männern nur in Dohren
mindestens drei Jahre lang ausschließlich damit beschäftigt, alte Eichen an Wegen und Fluren
zu fällen. Unzählige Hecken und Büsche wurden beseitigt. Viele kleine Wege verschwanden
im Rahmen von Arrondierungsmaßnahmen. Ein Mitarbeiter des Amts für Agrarstruktur sagte
mir dazu noch vor kurzem (1998): "Ja, da haben wir damals noch tabula rasa gemacht. Heute
läuft das alles ganz anders. Gott sei Dank". Doch wer aus heutiger Sicht annimmt, daß die
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genannten Maßnahmen im Rahmen der Flurbereinigung zu Ablehnung oder gar Widerstand
in der Bevölkerung geführt hätten, der irrt. Das "Plattmachen" der Natur - wie man heute
sagen würde - wurde damals als ein vernachlässigbar geringer Preis für den wirtschaftlichen
und technischen Fortschritt angesehen. Und heute muß man sagen, für alle Dohrener haben
die Maßnahmen zu einer gar nicht zu unterschätzenden Verbesserung der Lebensverhältnisse
geführt. Für die Heuerleute, die Siedler und einen Teil der Bauern ist das ganz klar. Aber auch
für den Teil der Bauern, der nicht im gleichen Maße wie die anderen Gruppen von der
Veränderung der Verhältnisse profitieren konnte, ist ersichtlich, daß sich auch für sie die
Lebensumstände erheblich verbessert haben. Nur ihre herausgehobene gesellschaftliche
Stellung existiert heute nicht mehr.
Und die Landschaft ist zwar immer noch recht kahl, aber neue Bäume wachsen wieder ...
Wenn so vieles für die Menschen besser wurde, dann stellt sich noch die Frage: Hat es
Versäumnisse gegeben? Wurden auch Fehler gemacht, die bis heute nachwirken? Wenn es
aus heutiger Sicht ein Versäumnis gibt, dann wohl das, daß man so ganz einseitig auf die
Entwicklung der Landwirtschaft gesetzt hat. Für die Förderung des Gewerbes wurde
wesentlich weniger getan. Es gibt sogar Hinweise darauf, daß bewußt versucht wurde, die
Entstehung von Gewerbebetrieben zu verhindern. Die Beispiele nicht nur in Dohren beziehen
sich auf die Fa. Klose in Herzlake, Fa. Sandmann in Hüven und die Fa. Siemens bei uns.
Nach Angaben von Willi Brokgerken96 suchten Vertreter der Fa. Siemens aus Osnabrück in
den 1950er oder Anfang der 60er Jahre hier Land zur Errichtung eines Industriebetriebs. Sie
fanden eine geeignete Fläche in einer Parzelle des Bauern Brokgerken an der Ecke
Wellenstraße / Kreuzdamm gegenüber dem Brokjans´schen Heuerhaus (heute Varelmann).
Die Verhandlungen zwischen Brokgerken und der Fa. Siemens waren schon recht weit
gediehen. Da einige Bauern aber befürchteten, ihre Heuerleute als billige Arbeitskräfte zu
verlieren, sollen sie97 beim Landkreis in Meppen gegen die Ansiedlung interveniert haben.
Daraufhin zerschlug sich das Vorhaben.
Neubaugebiete
Während sich die Bauern in Dohren vor dem Zweiten Weltkrieg in der Regel nicht
entschließen konnten, Land für Siedlerstellen oder als Baugrundstücke abzugeben, änderte
sich die Baulandsituation in den 1950er Jahren. Als nun die "kleinen Leute", speziell die
Heuerleute, über mehr Geld verfügten als bisher und einige Bauern sich den neuen
wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht oder nicht schnell genug anpassen konnten, waren sie,
oft wohl nur dem wirtschaftlichen Zwang folgend, bereit, Bauland zur Verfügung zu stellen.
Die ersten Pläne für ein Neubaugebiet in Dohren gab es schon 195098. Die Erschließung des
in Aussicht genommenen Geländes durch einen Ortsplaner konnte im genannten Jahr jedoch
nicht mehr in Angriff genommen werden, da die Kosten in Höhe von 490 Mark (!) nicht mehr
im laufenden Haushalt vorhanden waren. Der Gemeinderat von Klein Dohren beschäftige sich
am 14. Juni 1951 mit einem vom Kreisbauamt aufgestellten Bebauungsplan für die
sogenannte Brinkerei. Obwohl der Gemeinderat den Plan billigte, zog sich das Verfahren in
die Länge. Das könnte mit dem Gemeindezusammenschluß von Klein und Groß Dohren zu
tun gehabt haben. Denn erst in den Jahren 1963 und 1964 wurde geklärt, daß der Betrag von
30.000 DM, den die Gemeinde Dohren vom Land Niedersachsten als "Geburtstagsgeschenk"
(für den Zusammenschluß von Klein und Groß Dohren) bekommen hatte, zum Ausbau der
Straße (heute Waldstraße) im Baugebiet "Dohrener Tannen" verwendet werden sollte. Am
3.4.1964 wurde der Bebauungsplan "Dohrener Tannen" anerkannt und unterschrieben,
Rechtskraft erlangte er am 16.9.1964. Das erste Haus in diesem Gebiet errichtete die Familie
Hörnemann (1952). Es folgten unser heutiger Bürgermeister Dulle 1961 und besonders 1964
und in den folgenden Jahren viele andere99. Eine Vergrößerung erfuhr das Baugebiet mit der
Rechtskraft des Bebauungsplans für die Erweiterung im Jahre 1988.
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Zum zweiten Neubaugebiet in Dohren, genannt "Lehmkuhlen", wurden Flächen des Bauern
Toben an der L55 ausgewählt. Die Verhandlungen über den Ankauf der Parzellen zwischen
der Gemeinde, dem Kulturamt (heute Amt für Agrarstruktur), der Niedersächsischen
Landgesellschaft (NLG) und Toben gehen bis ins Jahr 1967 zurück. Im April 1968 ist ein
Vorentwurf fertig, im Juni dann ein schon ziemlich endgültiger Entwurf mit der genauen
Linienführung der Straße Diekfehn. Der Bebauungsplan für das Baugebiet Lehmkuhlen
erlangt am 25.3.1971 Rechtskraft. 1973 beschließt der Gemeinderat, daß Baugrundstücke in
den Lehmkuhlen zunächst einmal nicht an auswärtige Personen abgegeben werden sollen. Der
Rat behält sich vor, in jedem Einzelfall darüber zu entscheiden. Im April 1976 ist im
Bebauungsgebiet nur noch ein Bauplatz frei.
Es folgen bis heute im wesentlichen noch zwei Neubaugebiete: Auf der Ahe in bisher drei
Teilen (1979, 1982 und 1999) für Privathäuser und das Gewerbegebiet zwischen der
Moorstraße und der Wettuper Straße (1998, 2000). Das Baugebiet "An der Dorfstraße" war an
sich kein neues Baugebiet. Dort standen bereits Häuser, nur die Lücken wurden gefüllt. Und
das Neubaugebiet "Am Ziegeleiweg" war eine Erweitung des Gebietes "Dohrener Tannen"
um einen dritten Teil. So existieren heute in Dohren drei nahezu separate Wohngebiete, die
für die Zukunft ein Zusammenwachsen durch Auffüllung der Lücken erwarten lassen.
Baugebiete in Dohren100
Baugebiet
Nr.
Rechtskraft des
Bebauungsplans seit
=================================================================
Dohrener Tannen
Lehmkuhlen
Auf der Ahe (Teil I)
Auf der Ahe, Teil II
Dohrener Tannen und Erweiterung
An der Dorfstraße
Am Ziegeleiweg
Auf der Ahe, Teil III
Gewerbegebiet
Gewerbegebiet, 1. Erweiterung
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
16.9.1964
25.3.1971
28.2.1979
15.1.1982
31.1.1988
15.5.1993
30.12.1997
29.10.1999
30.6.1998
15.2.2000
Der Zusammenschluß zur Samtgemeinde Herzlake
Schon bald nach der Bildung der Gemeinde Dohren aus Groß und Klein Dohren befaßte sich
der Gemeinderat erstmalig am 12. März 1965 mit dem Fragestellung, ob zusammen mit
Herzlake eine Samtgemeinde gebildet werden solle101. Im Protokoll dieser
Gemeinderatssitzung heißt es dazu schlicht: „Man war der Meinung, nicht mitzumachen.“
Allerdings wird 1966 die Führung der Kassengeschäfte der damaligen "Samtgemeinde
Herzlake und Umgebung" übertragen, die damals aus den Gemeinden Herzlake, Bookhof,
Felsen, Neuenlande und Westrum bestand102. Ein förmlicher Beschluß wurde auf der
Dohrener Gemeinderatssitzung vom 3.3.1966 aber ausdrücklich nicht gefaßt, sondern auf
einen unbestimmten Zeitpunkt vertagt. Anscheinend hatte Bürgermeister Tappel zu diesem
Zeitpunkt aber bereits Fakten geschaffen, so daß der Rechnungsführer Grabbe von der
damaligen Samtgemeinde Herzlake am 12.12.1967 den Prüfungsbericht für das
Rechnungsjahr 1965 (!) vorträgt. Der Gemeinderat erhebt keine Einwände. Erst 1969
beanstandet der Landkreis Meppen, daß zwischen der Gemeinde Dohren und der damaligen
Samtgemeinde Herzlake keine Vereinbarung über die Führung der Kassengeschäfte besteht.
Es wird für den 22.7.1969 eine Versammlung in der Gaststätte Frericks einberufen, in der es
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zunächst nur um die Führung der Kassengeschäfte gehen soll. Es werden neben dem
Gemeinderat von Dohren der Gemeindedirektor von Herzlake, Samtgemeindebürgermeister
Sube, Landrat Stroot und Kreisrechtsrat Hartmann sowie Kreisbaurat Oehm eingeladen. Jetzt
geht es nicht mehr nur um die Kassengeschäfte, sondern um einen Anschluß von Dohren an
die Samtgemeinde Herzlake. Trotz des Aufgebots an emsländischer Prominenz haben sich die
Dohrener Ratsherren anscheinend nicht überzeugen lassen. In der Folgezeit häufen sich die
Bemühungen, Dohren zum Anschluß zu bewegen. Aber die Dohrener beiben hartnäckig und
damit selbständig. Vermutlich Ende 1970 oder Anfang 1971 findet eine undatierte, geheime
Abstimmung über den Anschluß an die Samtgemeinde Herzlake statt. Ergebnis: Mit 3 zu 5
Stimmen wird der Anschluß wiederum abgelehnt.
Ein neue Dynamik gewinnt die Diskussion über die Samtgemeinde, als dem Gemeinderat am
12.10.1971 die Vorstellungen des Landes Niedersachsen über die vorzunehmende
Gebietsreform bekanntgemacht werden. Im Landkreis Meppen sollen noch sechs
Verwaltungsgemeinden bestehenbleiben, eine davon soll Herzlake sein. Dohren will sich der
Samtgemeinde Herzlake anschließen, wenn auch Lähden sich anschließt, wie es der
Landesinnenminister vorgeschlagen hat. Damit ist der Anschluß an die neue Samtgemeinde
Herzlake vom Grundsatz her perfekt.
Im folgenden geht es noch um die Einzelheiten in Sachen Schule, Standesamt und
Gemeindedirektor. Der Gemeinderat von Dohren lehnt Holte-Lastrup als alleinigen Standort
für eine Orientierungsstufe auf seiner Sitzung am 29.7.1972 ab. Er möchte die Kinder wegen
der geringeren Entfernung nach Haselünne schicken. Am 18.5.1973 wird dem Rat
bekanntgegeben, daß die Mittelpunktschule in Herzlake um einen dritten Bauabschnitt
erweitert werden soll. Die Grundschule bleibt in Dohren bestehen, die Hauptschüler ab Klasse
5 besuchen heute die Schule in Herzlake.
Auf der Ratssitzung am 14.11.1972 wurde vorgetragen, daß das Standesamt Dohren einem
neuen Standesbeamten übertragen werden müsse. Zur Ratssitzung am 13.12.1972 war klar,
daß das Standesamt Dohren aufgelöst würde. Der Rat faßt den Beschluß, daß das Standesamt
zum 1.1.1973 aufgelöst wird und die Standesamtsgeschäfte ab diesem Zeitpunkt von der
Samtgemeinde Herzlake wahrgenommen werden.
Am 31.1.1973 stimmte der Rat der Gemeinde Dohren der Bildung der Samtgemeinde
Herzlake zu, indem er den Entwurf des niedersächsischen Innenministeriums für die
Gebietsreform befürwortete. Dieser sah die Bildung einer Samtgemeinde mit Herzlake unter
dem Einschluß von Lähden vor. Dieser Vorschlag wurde im Gemeinderat von Dohren
einstimmig angenommen. Am 25.1.1974 wurde noch einmal mit gleichem, einstimmigem
Ergebnis abgestimmt. Für den ersten Samtgemeinderat wurden aus Dohren die Herren
Tappel, Dieker und Schulte als Mitglieder benannt. Für den ersten gewählten
Samtgemeinderat wurden auf der Dohrener Gemeideratssitzung am 29.3.1974 die Kanditaten
Heinz Berens, Georg Dieker und Bernhard Tappel vorgeschlagen. Tatsächlich gehörten in der
Wahlperiode 1974 bis 1976 aus Dohren Heinz Berens, Bernhard Starmann und Bernhard
Tappel dem Samtgemeinderat an.
Am 28.8.1974 stand für den Gemeinderat von Dohren die Entscheidung an, ob der
Samtgemeindedirektor auch gleichzeitig Gemeindedirektor von Dohren sein solle. Dies wurde
abgeleht, weil die Ratherren befürchteten, daß die Gemeinde Dohren „dann von der
Samtgemeinde Herzlake mitverwaltet“ würde. Außerdem gab es noch keine Regelung über
die Abhaltung von Sprechstunden der Samtgemeindeverwaltung in Dohren. Und solange das
nicht geregelt sei, sollte der Bürgermeister auch gleichzeitig Gemeinddirektor des Ortes
bleiben. Erst in der Gemeinderatssitzung am 16.5.1977 wurde beschlossen, dieses Amt dem
Samtgemeindedirektor, Herrn Went, zu übertragen. Gleichzeitig wurde festgelegt, daß die
Samtgemeindeverwaltung jede Woche Mittwoch vormittags Sprechstunden im Haus des
Bürgermeisters abhalten solle.
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 37 von 47
Am 1.9.1974 nahm die Samtgemeinde Herzlake als Vereinigung der Gemeinden Herzlake,
Lähden und Dohren ihre Tätigkeit auf. Am 15. März 1974 unterschrieben die Bürgermeister
der einzelnen Gemeinden die Hauptsatzung für die Samtgemeinde103. Dort sind die Aufgaben
der Samtgemeinde genannt:
1. die Aufstellung der Flächennutzungspläne,
2. die Trägerschaft der allgemeindbildenden öffentlichen Schulen, die Einrichtung und
Unterhaltung der Büchereien und der Erwachsenenbildung,
3. die Errichtung und Unterhaltung der Sportstätten, die mehreren Mitgliedsgemeinden
dienen, und der Gesundheitseinrichtungen sowie die Altenbetreuung
4. den Feuerschutz
5. den Bau und die Unterhaltung der Gemeindeverbindungsstraßen
6. die in § 8 Nr. 2 NGO genannten Aufgaben
Die Organe der Samtgemeinde sind
- der Samtgemeinderat
- der Samtgemeindeausschuß und
- der Samtgemeindedirektor
Der Samtgemeinderat wird dabei wie ein Gemeinderat von den Bürgern der
Mitgliedsgemeinden gewählt, besteht also nicht etwa wie unmittelbar nach der Vereinigung
aus Delegierten der einzelnen Gemeinderäte. Der Samtgemeindeausschuß übt die Funktion
eines Verwaltungsausschusses aus. Ihm gehören der Samtgemeindebürgermeister, die
Beigeordneten und der Samtgemeindedirektor an, letzterer allerdings nur mit beratender
Stimme.
Die Hauptsatzung der Samtgemeinde wurde mehrfach geändert bzw. neu aufgelegt, und zwar
am 24.2.1978, am 14.4.1992 und zuletzt104 durch Beschluß der Samtgemeinde vom 5.2.1997.
Desweiteren wirkten sich die Änderungen der Niedersächsischen Gemeindeordnung auf die
Verfassung der Samtgemeinde aus. Zum Beispiel wurde dort aufgeführt, daß die
Samtgemeinde eine Frauenbeauftragte zu bestellen hatte. Aber auch in direkter Form hielt die
„Emanzipation der Frau“ in die Satzung der Samtgemeinde Einzug. Und zwar wurde dort
festgelegt, daß Funktionsbezeichungen, die in männlicher Form bezeichnet sind, im
amtlichen Sprachgebrauch in der jeweils zutreffenden weiblichen oder männlichen
Sprachform verwendet werden müssen.
Weitere Änderungen stärkten die Rechte der Bürger. So wurden in der letzten Fassung der
Hauptsatzung Einwohnerversammlungen vorgesehen. Weiterhin bekam jede Person das
Recht, sich mit Anregungen oder Beschwerden in Angelegenheiten der Samtgemeinde an den
Samtgemeinderat zu wenden. Der Samtgemeindebürgermeister hat seitdem die Pflicht, den
Antragsteller über die Art der Erledigung zu unterrichten.
Der Wachwechsel
Bernhard Tappel wurde am 14.12.1909 in Groß Hesepe geboren und besuchte dort bis zum
14. Lebensjahr die Volksschule105. Nach der Schulentlassung war er im elterlichen
landwirtschaftlichen Betrieb tätig, unterbrochen durch eine einjährige Ausbildung in einem
Lehrbetrieb in Westfalen. Am 1.4.1936 übernahm Herr Tappel selbständig einen
landwirtschaftlichen Betrieb in Dohren und war seit dieser Zeit hier wohnhaft. Den genannten
Hof hatte sein Vater schon im Jahre 1907 erworben und seit der Zeit von einem Verwalter
betreiben lassen. Im Jahre 1939 heiratete er Theresia Kuhlmann aus dem benachbarten
Neuenlande. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Eingesetzt von den alliierten
Besatzungstruppen, wurde er am 1. Juni 1945 zum Bürgermeister von Klein und Groß Dohren
ernannt. Nach der ersten Gemeinderatswahl nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Groß Dohren
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wieder eigenständig verwaltet, so daß sich Tappels Wirkungsbereich zunächst auf die
Gemeinde Klein Dohren beschränkte. Nach dem Zusammenschluß der Gemeinden Klein und
Groß Dohren im Jahre 1963 trat er zur Bürgermeisterwahl gegen den bisherigen
Bürgermeister von Groß Dohren an und gewann die Wahl. Damit war er wieder – wie schon
1945/46 - Bürgermeister von ganz Dohren. In seine Amtszeit fällt auch der Zusammenschluß
mit Herzlake und Lähden zur Samtgemeinde Herzlake, der für Dohren – gemessen an den
politischen Möglichkeiten – die größt mögliche Eigenständigkeit garantierte.
Tappel übte eine stattliche Zahl von Ehrenämtern aus. Er war ehrenamtlicher
Gemeindedirektor der Gemeinde Dohren, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Dohren I,
Ausschußmitglied des Wasser- und Bodenverbandes Dohrener Bruch, Ausschußmitglied des
Wasserbeschaffungsverbandes Bourtanger Moor, stellvertretender Vorsitzender des
Kirchenvorstandes der Kirchengemeinde Dohren, Vorstandsmitglied der Volksbank Herzlake
und Aufsichtsrat der Raiffeisenwarengenossenschaft Lengerich / Felsen.
Seit 1984 häuften sich die Ehrungen für Bernhard Tappel. Am 14.12.1984 gab die Gemeinde
einen Empfang in der Gaststätte Frericks aus Anlaß seines 75. Geburtstags. Am 1. Juni 1985
feierte er sein 40jähriges Amtsjubiläum. Dafür wurde ihm als drittem Träger die
Ehrenmedaille des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes verliehen. 1985 bekam er
das Bundesverdienstkreuz, und 1986 wurde er zurm Ehrenbürger von Dohren ernannt.
Am 19. September 1978 verstarb seine Frau Theresia, er selbst am 16. Februar 1995.
Nach der Kommunalwahl vom 5.10.1986 fand die erste Sitzung dieser Legislaturperiode am
3.11.1986 statt. Für die Wahl zum Bürgermeister schlug Ratsherr Berens den bisherigen
stellvertretenden Bürgermeister Gerhard Dulle vor. Ratsherr Ostermann benannte Frau
Bernhardine Feldmeier als Kandidatin. Denkbar knapp mit 5 zu 4 Stimmen entschied sich der
Rat für Gerhard Dulle als neuen Bürgermeister.
Gerhard Dulle wurde am 8.9.1930 geboren. Erstmalig wurde er 1968 in den Rat der
Gemeinde Dohren gewählt und nahm am 18.10.1968 an seiner ersten Sitzung als Ratsherr teil.
Nach ununterbrochender 18jähriger Mitgliedschaft in diesem Gremium wurde er am
3.11.1986 zum Bürgermeister von Dohren gewählt. Im Dezember 1999 erhielt er vom
Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund aus den Händen von Bernd-Carsten Hiebing,
dem Bürgermeister von Haren, die silberne Ehrennadel für seine über 30jährige Tätigkeit im
Gemeinderat von Dohren und für seine Mitarbeit im Samtgemeinderat der Samtgemeinde
Herzlake.
Abwasserbeseitigung in Dohren
Im Jahre 1975 wurde der Entwurf zum Anschluß der Gemeinde Dohren an die
Schmutzwasserkanalisation der Samtgemeinde Herzlake erstellt. Nach diesem Entwurf sollten
550 der damals 982 Einwohner an die Kanalisation angeschlossen werden 106. Folgende
Ausbaumaßnahmen wurden dann seit 1978 durchgeführt:
1978/79
1979/80
1982
1990
Etwa 2000 m Freigefälleleitung in der Rosenstraße, Diekfehn, Dorfstraße,
Moorstraße und teilweise Am Esch werden verlegt. In den Gebieten
Lehmkuhle und Auf der Ahe werden zwei Pumpwerke errichtet. Zur
Abführung des Schmutzwassers wird eine etwa 3600 m lange Druckleitung
zum Anschluß der Pumpwerke an das bestehende Kanalnetz gebaut.
Weitere etwa 1100 m Freigefälleleitung werden in der Hauptstraße,
Waldstraße, Am Felde, Schützenstraße, teilweise Am Esch und Auf der Ahe
verlegt. Ein weiteres Pumpwerk an der Hauptstraße und 470 m Druckleitung
werden errichtet.
Bau von rund 90 m Freigefälleleitung auf der Staße Auf der Landwehr.
Bau von rund 260 m Freigefälleleitung am Ziegeleiweg.
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1991
1992
1993
1998
1999
Bau von rund 190 m Freigefälleleitung am Ziegeleiweg.
Bau von rund 110 m Freigefälleleitung an der Kolpingstraße.
Bau von rund 110 m Freigefälleleitung an der Poststraße und 230 m
desgleichen am Kiefernweg.
Bau von rund 140 m Freigefälleleitung am Steinfeld / Gewerbegebiet.
Bau von rund 60 m Freigefälleleitung an der Straße Am Esch
Sämtliche Abwasserbeseitigungeinrichtungen der Samtgemeinde Herzlake wurden zum
1.1.1996 an den Trink- und Abwasserverband „Bourtanger Moor“ (TAV) mit Sitz in Meppen
veräußert. Im Jahre 1994 hatte der Landkreis Emsland auf den Grundstücken, die nicht an die
Kanalisation angeschlossen waren und auch nicht angeschlossen werden sollten, eine örtliche
Überprüfung der Abwasserbeseitigung durchgeführt. Dabei hatte die Behörde festgestellt, daß
für viele Häuser die Abwässer in einer abflußlosen Grube gesammelt werden. Diese Art der
Beseitigung entsprach, wie es hieß, „nicht mehr den heute geltenden allgemein anerkannten
Regeln der Technik und den Erfordernissen des Gewässer – und Grundwasserschutzes“. Daß
auf angrenzenden Flächen mehrmals jährlich hunderte von Kubikmetern Gülle ausgebracht
wird, schien dagegen völlig in Ordnung zu sein. Daß auch die Gülle vernünftig entsorgt
werden muß, war für die betroffenen Einwohner Dohrens bis auf die gelegentliche
Geruchsbelästigung kein Problem. Viele fragten sich jedoch, ob die Verhältnismäßigkeit der
Mittel hier gewahrt blieb. Jedenfalls wurden die Eigentümer aufgefordert, eine
„Kleinkläranlage“ zu installieren. Dies geschah speziell in Groß Dohren in den Jahren 1995
und 1996. Schon bald nach Übernahme der Zuständigkeit für die Abwasserentsorgung
meldete sich im ersten Halbjahr 1996 der Trink- und Abwasserverband (TAV) bei den
Haushalten, die eine „Kleinkläranlage“ betrieben, und forderte die Eigentümer in einem
vergleichsweise rüden Ton auf mitzuteilen, wie sie den Fäkalschlamm entsorgen wollen107. Es
wurden zwei Möglichkeiten eröffnet: die private Entsorgung auf geeigneten
landwirtschaftlichen Flächen und die Entsorgung durch eine Fachfirma. Falls dem TAV nicht
zügig Flächen für die Entsorgung auf landwirtschaftlichen Flächen genannt wurden, wurde
angedroht, eine Fachfirma durch den TAV zu bestellen, die der Eigentümer zu bezahlen hätte.
Irgenwie konnte wohl jeder Betroffene Flächen nennen. Von einer kostenpflichtigen
Entsorgung durch eine Fachfirma ist mir jedenfalls im weiteren nichts bekannt geworden.
Während sich die Behörden nach meinen Erfahrungen seit etwa 1980 und verstärkt seit den
1990er Jahren merklich um Bürgernähe und eine Art von Freundlichkeit bemühen, die den
Bürger als Kunden begreift, wurden hier für die betroffenen Einwohner Dohrens erstmals die
negativen Folgen einer Privatisierung spürbar. Zwar hätte eine Behörde inhaltlich nicht anders
verfahren können. Aber der Ton, der ja bekanntlich die Musik macht, läßt hier für die Zukunft
nichts Gutes erwarten.
1998 waren 542 von 1137 Einwohnern Dohrens (= 48%) an die öffentliche Kanalisation
angeschlossen. Im Jahre 2000 wird das neue Baugebiert „Auf der Ahe“ an die privatisierte
Abwasserbeseitigung angeschlossen. Für den Bereich Andruper Straße / Finkenweg ist ein
Anschluß über einzelne Druckentwässerungssysteme geplant. Künftig werden voraussichtlich
nur noch neue Baugebiete angeschlossen. Der Preis für die Abwasserbeseitigung beträgt z.Zt.
3,- DM/m3.
Die Entwicklung der technischen Möglichkeiten
Zunächst möchte ich hier vorausschicken, daß viele der Nachkriegsentwicklungen mit der
Kirche (z.B. Kindergarten) oder mit der Schule (z.B. Turnhalle) zusammenhängen. Diese
Themen werden in dieser Chronik von den Herrn Hamacher, Polle und Wolken behandelt. Ich
beschäftige mich mit diesen Themen hier deswegen nicht oder nur ganz am Rande.
Seit den 1950er Jahren wurden viele Dinge, die das Leben leichter machen und uns heute
selbstverständlich erscheinenen, neu eingeführt. Mit Ausnahme relativ weniger Familien, die
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 40 von 47
schon seit den 1930er Jahren oder etwas später einen Volksempfänger hatten, bekam die
Mehrheit der Haushalte in den 1950er Jahren ein Radio.
Ähnlich war es mit der Waschmaschine. Einige Bauern (z.B. Brokjans) hatten schon in den
1930er Jahren ein Gerät mit Handkurbelantrieb und Kohlefeuerung. Kurz nach dem Krieg gab
es hier eine Maschine, bei der einige Arme in die Lauge mit der Wäsche ragten und diese für
einige Zeit in die eine Richtung und dann wieder entgegengesetzt drehten. Auch dieses Gerät
mußte befeuert werden. Ab 1960 hielt dann in sehr viele Haushalte die elektrische
Waschmaschine ihren Einzug.
Der Fernseher kam ab etwa 1960 zuerst in die Gaststätten, z.B. zu Hülsmann. Zwischen 1965
und dem Anfang der 70er Jahre verbreitete er sich in Dohren allgemein, allerdings zunächst
als Schwarz-Weiß-Fernseher. In den 80er Jahren hielt der Farbfernseher seinen Einzug.
Besonders das grüne Gras bei den Fußballspielen begeisterte.
Erste Telefonanschlüsse gab es schon in den 1930er Jahren, und zwar als öffenlich
zugängliche Apparate bei den Bürgermeistern. Daneben gab es 1938/39 private Anschlüsse
bei Barlage, W.Kuhlmann (Viehhändler, Groß Dohren), Nyenstein (Molkerei), dem
Reichsarbeitsdienst Abteilung 8/316 Dohren-Felsen und August Spieker (Wirtschaft und
Bäckerei). Im Amtlichen Fernsprechbuch für 1939/40 ist dann das "Kathol. Pfarramt Dohren,
Pastor Dr. Paul Lichtenbäumer" sowie die "Luftwaffe, Kommando d[es] Flughafenbereichs
Quakenbrück, Arbeitsdienstl[ager] Dohren-Felsen" aufgeführt. Es dauerte in Dohren aber
noch bis in die 1970er Jahre, bis so gut wie jeder Haushalt einen Telefonanschluß hatte.
Seit Mitte der 1950er und besonders in den 1960er Jahren bekamen viele Dohrener ihr erstes
Auto. Seit 1979 kam die Gasversorgung nach Dohren. Es fand in der Gaststätte Spieker eine
Versammlung mit Vertretern der EWE statt, bei der die Bevölkerung über die Möglichkeiten
der Verwendung von Erdgas aufgeklärt werden sollte. Auf dieser Versammlung entschieden
sich jedoch bereits so viele Haushalte für einen Gasanschluß, daß es nach der Veranstaltung
sicher war, daß Dohren Gas bekommen würde. Die Ölkrise von 1973 und die stark
schwankenden Ölpreise waren ein Auslöser für den Run auf das Gas. Ein weitere Grund war
ein günstigerer Anschlußpreis für eine gewisse, kurz Zeitspanne. Die Anschlüsse wurden
dann Anfang der 1980er Jahre gebaut. 1984 waren 15 km PVC-Gasleitungen verlegt, an die
95 Haushalte angeschlossen waren. Heute heizen etwa drei Viertel der Dohrener Haushalte
mit Gas und die übrigen mit Öl. In den Neubaugebieten haben nahezu alle Bewohner einen
Gasanschluß108.
In den 1990er Jahren hielt der Computer in Dohren Einzug. Sichtbare Verwendung und ein
aktives Mitwirken ergaben sich beim PC (Personal Computer) oder z.B. für die Fütterung im
Stall. Aber auch in "unsichtbaren" Bereichen haben wir seitdem mit ihm zu tun: im Auto, in
der Musikanlage, in Haushaltsgeräten.
Die weitere Entwickung und der heutige Stand der Dinge
In den letzten 25 Jahren (seit 1975) ergaben sich viele Entwicklungen, die mit der Kirche oder
mit der Schule zu tun hatten. Diese werden von anderen Autoren behandelt: 1975 Bau der
Friedhofskapelle, 1975 Müllabfuhr wird zur Pflicht, 1984 Bau der Turnhalle, 1984
Renovierung des Kriegerehrenmals, 1992 Fertigstellung des Pfarrheims, 1993 Gestaltung des
Ortsmittelpunktes um Kirche und Ehrenmal, 1997/98 Bau des Kindergartens, 1999
Renovierung der Kirche.
Für die folgenden Ausführungen beachten Sie bitte auch die entsprechenden Tabellen und
Graphiken109.
Die Bevölkerungszahl der Gemeinde Dohren ist in den letzten 30 Jahren um etwa 20%
angestiegen, das sind bezogen auf 1970 0,7% pro Jahr. Die relative Bevölkerungsentwicklung
entspricht der von Lähden. Herzlake ist im gleichen Zeitraum um etwa 50% gewachsen. Für
die positive Entwicklung der Bevölkerungszahl ist der Geburtenüberschuß verantwortlich, der
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 41 von 47
noch in den 1960er Jahren bei 2% gelegen hat und heute immerhin noch ein halbes Prozent
beträgt. Der Wanderungsgewinn war seit dem Ende der 60 Jahre zumeist negativ, d.h. es
wanderten im Mittel mehr Menschen ab als zuwanderten. Zwischen 1989 und 1992, in
Herzlake und Lähden bis 1995/96, stellte sich in Dohren ein deutlicher Zuwanderungsgewinn
von bis etwa 2% ein, der auf den Zuzug von Asylbewerbern zurückzuführen ist. Mit dem
Zuweisungsgesetz des Bundes wurde diese Entwicklung gestoppt.
Politisch wird Dohren von der CDU dominiert, die seit dem Kriegsende bei den
Bundestagswahlen hier immer die absolute Mehrheit gewann. Allerdings fällt der Anteil der
CDU seit 1961 (84,4%) nahezu kontinuierlich ab. Bis zur letzten Bundestagswahl im Jahre
1998 hat sie 27,8% der Stimmen verloren (auf 56,6%). Nicht ganz im gleichen Maße (plus
23,8%) konnte die SPD in dieser Zeit von 11,8% auf 35,4% zulegen. Die restlichen
Prozentpunkte konnten besonders seit 1980 die kleinen Parteien, F.D.P. und Grüne,
gewinnen, die aber bei der letzten Bundestagswahl in Dohren beide unter 5% blieben. Seit
1961 konnte hier nur zweimal eine der kleinen Parteien die 5%-Hürde überwinden, nämlich
1983 die Grünen mit 7,4% und 1994 die F.D.P. mit 5,1%.
In Dohren arbeiten 1999 nur 17 Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig, während aber 325
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Dohren wohnen. Das bedeutet, daß 98,5% aller
sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer in Dohren nur schlafen und ihre Freizeit
verbringen. Die Statistik des Arbeitsamtes zeigt also, daß nahezu alle Arbeitnehmer in Dohren
woanders ihr Geld verdienen. Das Verhältnis beider Gruppen – Beschäftigte am Arbeitsort zu
denen am Wohnort – beträgt hier 1 : 19. In Lähden liegt es schon bei 1 : 1,8 und in Herzlake
ist es so gut wie ausgeglichen. Auch im nahegelegenen Haselünne beträgt das genannte
Verhältnis etwa 1 : 1, während Meppen schon etwa doppelt so viele Ein- wie Auspendler
aufweist. Die Zahl der Arbeitslosen in Dohren lies sich nicht exakt ermitteln, da in den
Statistiken zumeist nur auf die komplette Samtgemeinde bezug genommen wird 110. In der
Samtgemeinde Herzlake betrug sie 1998 10,9% und 1999 11,4% (jeweils im Juni). Damit lag
sie jeweils etwa 1% - 2% höher als im gesamten Arbeitsamtsbezirk Meppen. Eigene
Vergleichsrechnungen ergaben, daß die Arbeitslosigkeit in Dohren eher etwas höher liegt als
in der Samtgemeinde insgesamt, im Jahre 1998 vermutlich bei etwa 13%. Bei den
Schwankungen der letzten Jahre dürfte sie damit in den 1990er Jahren wohl immer zwischen
12% und maximal 15% gelegen haben.
Die im bezug auf die Bevölkerungszahl nahezu vollständige Abwesenheit von
Gewerbebetrieben führte nicht nur dazu, daß praktisch alle arbeitsfähigen Personen in Dohren
entweder außerhalb des Ortes oder in der Landwirtschaft arbeiten oder arbeitslos sind. Diese
Konstellation hat Auswirkungen auf das Einkommen der ortsansässigen Bevölkerung. Die
Statistik zeigt, daß in einem örtlichen Bezirk um so mehr verdient wird, je mehr Gewerbe dort
ansässig ist. Diese Aussage gilt mit Ausnahme des Einzugsbereichs von Gewerbebezirken,
wie z.B. dem Umland von Ballungsräumen. Da Dohren weder eine signifikante Anzahl von
Gewerbebetrieben aufweist, noch im Einzugsbereich eines Gebietes mit hoher
Gewerbekonzentration liegt, ist das Einkommen der Steuerpflichtigen besonders niedrig. Das
führt dazu, daß die Einkommen in Dohren im Mittel nur 70% von dem ganz Niedersachsens
betragen. Selbst für emsländische Verhältnisse ist es niedrig und innerhalb der Gemeinden
unserer Samtgemeinde ist es auch das niedrigste. Man kann also mit Fug und Recht sagen:
Dohren ist eine relativ arme Gemeinde.
Was ist aber der Grund dafür? War Dohren schon immer ein zurückgebliebenes Nest, in dem
es tendenziell bergab ging? Das ist nicht so! Zwischen den 1900er und 1930er Jahren war
Dohren zwar durchaus nicht reich, aber im Vergleich zu anderen Dörfern scheint es nicht
schlechter gestellt gewesen zu sein. Es entstanden sogar neue Gewerbebetriebe, z.B. die
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Schmieden Behner und Hülsmann. Mindestens drei Schneidereien wurden gegründet. Unter
ihnen expandierte Dreyer so stark, daß er das spätere Geschäftshaus Frericks baute und den
Hof Ahillen kaufte. Daß Dreyer sich dabei anscheinend wirtschaftlich übernahm, ist ein
anderes Thema. Spieker und Frericks gründeten Bäckereinen und Gastwirtschaften. Mit dieser
Aufzählung sind die Gewerbebetriebe nur angerissen, nicht aber vollständig dargestellt (siehe
dazu den Artikel von Alfons Sanders). Nach dem Kriege versuchten die Gewerbebetriebe, an
die bescheidenen Erfolge der Vorkriegszeit anzuknüpfen. Das gelang in der Regel jedoch
nicht. Beide Schmieden schlossen beispielsweise. Heinrich Hülsmann konnte zwar gut
Pferde beschlagen, war den Angaben zufolge sogar ein erstklassiger Hufschmied, aber
Trecker konnte er nicht reparieren. Er und seine Frau erkannten das jedoch früh genug und
bauten ein Haus, in dem sie einen Lebensmittelladen und eine Gastwirtschaft betrieben. Die
Schmiede gaben sie auf. Ihre Flexibilität wurde belohnt. Von ihrem neuen Gewerbe konnten
sie bis zum ihrem Lebensende ihre Existenz sicherstellen. Doch die meisten Dohrener
Gewerbebetriebe waren nicht so flexibel, so daß sie nach dem Krieg ihren Betrieb nicht
wieder aufnahmen oder in den 50er Jahren schlossen.
Es gibt allerdings auch positive Ansätze. Seit 1998 gibt es ein Gewerbegebiet, in dem sich ein
Bauunternehmen niedergelassen hat. Eine Besamungsstation hat sich angesiedelt. Ein
ehemals landwirtschaftlicher Betrieb hat sich auf Dienstleistungen im Bereich der
Pferdehaltung umgestellt (Holtgers). Ein anderer ehemaliger Landwirtschaftsbetrieb erbringt
Dienstleistungen auf dem Gebiet der Automatenwartung (Eikens / Barlage). Daß sich in der
Gemeinde auch das "horizontale Gewerbe" angesiedelt hat ("Nr. 10"), wird von den
Verantwortlichen wohl eher als störend empfunden. Das Problem dabei besteht m.E. in der
Nähe dieses "ältesten Gewerbes" zur Kriminalität und in der mangelnden sozialen und
arbeitsrechtlichen Absicherung der dort beschäftigten Frauen.
Die Landwirtschaft spielt in Dohren noch immer eine sehr große Rolle. Doch die Anzahl der
Betriebe sinkt seit Jahren. Während 1991 in Dohren noch 58 landwirtschaftliche Betriebe
arbeiteten, waren es 1997 nur noch 51. Das heißt, daß in den 90er Jahren im Mittel ein Betrieb
pro Jahr die Landwirtschaft aufgegeben hat. Und in gewöhnlich gut unterrichteten Dohrener
Kreisen heißt es, daß sich diese Entwicklung im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends
beschleunigt fortsetzen wird. Schätzungen gehen dahin, daß bis 2010 bis zu 90% (!) aller
landwirtschaftlichen Betriebe schließen werden. Hier deutet sich wieder ein so großer
Stukturwandel an, daß seine Folgen noch gar nicht abschätzbar sind. Was sind die Gründe für
den Niedergang so vieler bäuerlicher Betriebe? Vordergründig ist hier das niedrige
Preisniveau auf dem gemeinsamen, europäischen Agrarmarkt zu nennen. Als tiefere Ursachen
sind können drei benannt werden.
Zum ersten sind es die geringen Betriebsgrößen in Dohren. Die landwirtschaftlich genutzte
Fläche betrug hier in den 90er Jahren zwischen 26,0 ha (1991) und 28,6 ha (1997). Das ist für
heutige Verhältnisse viel zu wenig. Ein Hof mit weniger als 50 ha, der als
Haupterwerbsquelle betrieben wird, kann als solcher heute nicht mehr als dauerhaft rentabel
gelten. An den drei maßgeblichen, in Dohren auftretenden auswärtigen Pächtern kann man
erkennen, daß ein profitabeles Wirtschaften in der Landwirtschaft durchaus möglich ist. Aber
anscheinend nur, wenn der Betrieb wie ein mittelständisches Unternehmen geführt wird und
nicht, wie in Dohren oft noch üblich, wie ein bäuerlicher Kleinbetrieb.
Der zweite Grund für die festgestellte und verstärkt zu erwartende Abnahme der Anzahl von
landwirtschaftlichen Betrieben liegt in dem vielfach ungeklärten Problem der
Generationsfolge. Entweder sehen die Kinder ihre Zukunft nicht in der Landwirtschaft, oder
die Söhne finden keine Frau, die das Leben als Bäuerin mit ihnen teilen will. Daß die
potentiellen Hoferben ihre Zukunft nicht in der Landwirtschaft sehen, liegt an den relativ
geringen Einkommen, dem hohen Arbeitsaufwand und in der oft guten Ausbildung der
Kinder, die ihnen Alternativen zur Landwirtschaft vernünftiger erscheinen lassen.
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 43 von 47
Der dritte Grund besteht in einer zuerst verschobenen, dann versäumten und schließlich
verpaßten Rationalisierung. Betriebe, die über zehn Jahre oder mehr nicht oder so gut wie
nicht investiert haben, stehen oft vor der Alternative, sich auf eine sehr lange Zeit zu
verschulden oder einem noch fernen Ende des landwirtschaftlichen Betriebes
entgegenzugehen.
Was die Landwirtschaft angeht, sind aus den genannten Gründen keine massenhaft
auftretenden Konkurse zu erwarten, sondern zwei Entwicklungen: Zum einen ein eher
langsames und stilles Sterben vor allem der kleinen Betriebe und auf der anderen Seite ein
großer Konzentrationsprozeß. Nicht die Landwirtschaft wird sterben, ganz im Gegenteil, sie
wird eher noch intensiver werden, sondern viele, besonders kleine landwirtschaftliche
Betriebe.
Der Konzentrationsprozeß scheint in Dohren mit der Tendenz zum viehwirtschaftlichen
Veredelungsbetrieb verbunden zu sein. Der Schweinebestand ist seit 1980 um etwa 30% und
der Bestand an Rindern um etwa 40% (bis 1996) gestiegen. Und das, obwohl die Anzahl der
betreffenden Betriebe im gleichen Zeitraum um ein Viertel bei Rindern und fast auf die Hälfte
bei Schweinen zurückgegangen ist. Alle anderen Viehbestände haben in Dohren keine
wirtschaftliche Bedeutung. Zum Wachsen der Veredelungswirtschaft gehört auch der Wandel
in der Flächennutzung. So nahm der Getreideanbau (ohne Mais) seit 1977 bis 1995 auf etwa
die Hälfte der Fläche ab. Dagegen explodierte geradezu der Maisanbau. Die dafür genutzten
Flächen (Körnermais und Corn-Cob-Mix) nahmen im genannten Zeitraum von 5 ha (1977)
auf 172 ha (1995) zu. Dazu kommt noch der Silomais, dessen Anbaufläche im genannten
Zeitabschnitt von 67 ha auf 247 ha angewachsen ist.
Eine Sonderentwicklung beschreibt der Kartoffelanbau. Auch hier ist eine
Aufwärtsentwicklung zu beobachten, und zwar von 59 ha im Jahre 1977 auf 246 ha 1995.
Dieser Schub konnte durch die Expansion in neue Märkte des sogenannten Non-FoodBereichs erfolgen. Die zusätzlich erzeugten Kartoffeln werden nämlich nicht mehr als
Lebensmittel, sondern für die Herstellung von Stärke (besonders für die Papierherstellung)
sowie deren Begleit- und Folgeprodukte (Glucose, chemisch modifizierte Stärke u.a.)
eingesetzt.
Danksagung
Bei den Recherchen für diesen und die anderen Artikel für diese Chronik habe ich viel Hilfe
erfahren. Dafür danke ich allen, die mir Auskünfte erteilt haben. Besonders möchte ich den
Herrn Bernhard Rüther und Bernhard Hellmann danken, mit denen ich viele Stunden
gesprochen und die mich auf viele Dinge erst aufmerksam gemacht haben. Mein Dank glit
auch den Herrn Gebbeken und Bölscher sowie Frau Maas von der Samtgemeindeverwaltung
in Herzlake, die mich - jeder auf seine Weise - unterstützt haben.
Anmerkungen, Quellen und Literatur
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5
Josef Auf der Landwehr, Schulchronik der Gemeinde Dohren. Zusammengestellt etwa 1960. Hier künftig
"Schulchronik". S. 27, Abschnitt: Vom Chausseebau.
Schulchronik, S. 35, Abschnitt: Straßenbau.
Schulchronik, S. 37, Abschnitt: Der Straßenneubau.
Bernhard (Post-)Rüther, Dohren. Herr Rüther hat mir mit vielen Auskünften weitergeholfen. Diese Auskünfte
wurden erteilt bei meinen Besuchen bei ihm am 01.04.1999, 05.07.1999, 07.01.2000, 29.1.2000, 06.03.2000 und
10.03.2000. Hier künftig: Auskunft Post-Rüther.
Für das folgende wurden häufig die Niederschriftenbücher (im folgenden NSB) bzw. Protokollbücher der
Gemeinderatssitzungen der Gemeinden Klein Dohren, Groß Dohren und Dohren herangezogen. Folgende Bücher
fanden Verwendung:
NSB der Gemeinde Groß Dohren, 11.03.1939 - 10.03.1948.
NSB der Gemeinde Groß Dohren, 29.07.1948 - 16.07.1954.
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NSB der Gemeinde Klein Dohren, 28.10.1930 - 02.11.1938. Ein Blatt nach der Eintragung vom 02.11.1938 wurden
herausgeschnitten. Das Buch wird von der Rückseite noch einmal von vorn angefangen und trägt dort den Titel:
Namentliche Aufstellung aller Einwohner der Gemeinden Gross- und Kl.-Dohren.
NSB der Gemeinde Klein Dohren, 19.03.1939 - 06.05.1948.
NSB der Gemeinde Klein Dohren, später Dohren, 13.12.1948 - 27.02.1971. Hinter dem Protokoll der
Gemeinderatssitzung vom 27.02.1971 ist noch ein Protokoll ohne Datum vorhanden.
NSB der Gemeinde Dohren, 06.05.1971 - 16.05.1977.
Auskunft Post-Rüther.
NSB Klein Dohren, Protokoll vom 12.12.1937.
Auskünfte von Post-Rüther (siehe Fußnote 4), Wilhelm Brokgerken am 04.08.1999 und 04.12.1999, Helmut
Brüggemann am 21.05.1999, Johann Brokjans (senior) am 12.06.1999 und 05.09.1999, Hermann Burs am
22.06.1998 und 26.04.1999, Bernhard Hellmann am 18.08.1998, 30.05.1999 und 31.12.1999, Josef Kerkhoff am
30.08.1999 und anderen.
Auskunft Ewald Kramer, Dohren, vom 21.08.1999.
Michael Rademacher, Wer war wer im Gau Weser-Ems. Die Amtsträger der NSDAP und ihrer Organisationen in
Oldenburg, Bremen, Ostfriesland sowie der Region Osnabrück-Emsland. Ohne Ort und Datum. Vermutlich
erschienen im Einverlag des Autors 1999. Die Angaben in dem vorgenannten Buch stimmen nicht mit den
Angaben zuverlässiger Gewährsleute (siehe hier Fußnote 9) überein.
Zum Beispiel Hermann Burs. Siehe auch hier Fußnote 8.
Auskünfte Post-Rüther (siehe Fußnote 4) und Bernhard Hellmann (siehe Fußnote 8).
Auskunft Hellmann, siehe Fußnote 8.
Auskunft Wilhelm Brokgerken (siehe Fußnote 8). August Brokgerken, *28.01.1887, †05.08.1959, war Eigentümer
des Hofes Brokgerken, Dohren, Brookstraße.
Auskunft Post-Rüther.
Auskünfte Elisabeth Kruthoff geb. Kuhlmann vom 06.06.1998 und 01.09.1999.
Auskunft Post-Rüther.
Schulchronik, S. 37, Abschnitt: Ostsiedlung.
Auskünfte Familien Rüther / Dall vom 20.08.1998, Rapien vom 11.05.1999 und 27.12.1999, Decker vom
02.07.1999, Lampe vom 19.08.1999 und Grote vom 11.07.1999.
Schulchronik Dohren, S. 40, Abschnitt: Siedlungen im Jahre 1935.
Auskunft Josef Schmidt, Gersten, vom 08.03.2000.
NSB der Gemeinde Klein Dohren.
Schulchronik Dohren, S. 40, Abschnitt: Das Gemeindehaus vor dem Moore.
Schulchronik, S. 39/40, Abschnitt: Geschäftshaus J.H. Dreyer.
Auskunft Johann Brokjans.
Schulchronik, S. 41, Abschnitt: Moorverkauf.
Wilhelm Dulle, Als der Großvater die Großmutter nahm. Ohne Ortsangabe (vermutlich Herzlake), 1985, Bd. 1, S.
38 - 42.
Archiv der Samtgemeinde Herzlake, Vertrag zur Änderung der Gemeindegrenzen zwischen den Gemeinden der
Katastergemeinde Dohren. Meppen, den 24.06.1905.
Mitteilung Franz Josef Buchholz, Lingen: Katasterkarte Maßstab 1:25.000, Ausgabe 1959. Und: Auskünfte PostRüther (s.o.), Bernhard Hellmann (s.o.) und Clemens Gebbeken vom 27.04.2000.
Schulchronik, S. 41, Abschnitt: Polnische Gefangene.
Auskünfte Post-Rüther (s.o.), Bernhard Hellmann (s.o.) und Grete Ostermann im März 2000.
Schulchronik, S. 42, Abschnitt: Straßenbau.
Alois Decker, Auskunft vom 02.07.1999 und seine Akte: Strafbefehl des Amtsgerichts Meppen vom 09.09.1943.
Auskünfte Post-Rüther (siehe Fußnote 4) und Helmut Büggemann (siehe Fußnote 8) zur damaligen Heuerstelle an
der Wellenstraße 13.
Archiv der Katholischen Pfarrgemeinden Herzlake und Dohren, Herzlake. Chronik der Katholischen
Kirchengemeinde Dohren. Handschriftliche Aufzeichnungen von Carl Lichtenbäumer und Vinzenz Holzem,
Dohren 1945 / 1964. Künftig hier: Kirchenchronik. S. 24/25. Hier nahezu wörtlich wiedergegeben.
Kirchenchronik, S. 28/29.
Schulchronik, S. 42 und folgende.
Kirchenchronik, S. 29.
Kirchenchronik, S. 31.
Schulchronik, S. 44, Abschnitt: Fliegergeschädigte.
Schulchronik, S. 45, Abschnitt: Volkszählung am 1.11.1946.
Schulchronik, S. 44, Abscnitt: Kriegsende.
Kirchenchronik, S. 33.
Auskunft Johann Brokjans (s.o.).
Bernhard Starmann, in: Land & Lüe, Mitteilungsblatt des Heimatvereins Herzlake - Dohren e.V., Nr. 9 / 1995. S.
58 - 60.
Familie (Straßen-) Dieker, Fotographie "Gedenktafel Weltkrieg 1939 - 1945. Gefallene - Vermißte Kriegsteilnehmer".
Gefallene und Vermißte aufgeführt auf den Gedenksteinen des Ehrenmals in Dohren.
Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Statistik-Daten, CD 1998. Künftig hier: NLS.
Schulchronik, S. 41, Abschnitt: Volkszählung 1939.
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Schulchronik, S. 45, Abschnitt: Volkszählung am 1.11.1946.
Die Niedersächsische Gemeinde (Zeitschrift), Ausgabe September 1985.
Archiv der Samtgemeinde Herzlake. Schreiben an den Landkreis Emsland vom 02.05.1984. Betrifft: Ehrung des
Bürgermeisters Bernhard Tappel, Dohren, für verdienstvolle Tätigkeit.
Kirchenchronik, S. 34 und folgende.
Kirchenchronik, S. 38 / 39.
Bischöfliches Diözesanarchiv Osnabrück. Akten der Kirchengemeinde Dohren.
Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen. Gestapo Osnabrück meldet ..., Polizei- und Regierungsberichte
aus dem Regierungsbezirk Osnabrück aus den Jahren 1933 bis 1936. Bearbeitet und eingeleitet von Gerd
Steinwascher. Hrsg. vom Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück. XXXVI, Osnabrück 1995.
Selbstverlag des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osanabrück.
Kirchenchronik, S. 36 ff.
Siehe Fußnote 45.
Auskunft Johann Brokjans.
Archiv der Samtgemeinde Herzlake. Scheiben von Oberkreisdirektor Ermert an den Bürgermeister von Bookhof
vom 16.04.1945.
Auskunft Josef Kerkhoff vom 30.08.1999.
Siehe Fußnote 45.
Auskunft Heinrich Loddeke vom 19.05.1999. Herr Loddeke war Teilnehmer an der genannten "Skandal- Messe".
Siehe Fußnote 54.
Andreas Albers, 75 Jahre St. Josef Hollage 1922 - 1997, hrsg. von der Katholische Pfarrgemeinde St. Josef
Hollage, Wallenhorst 1997.
Hermann Friese, Ein Bürger und seine Stadt, Eigenverlag des Autors, Meppen 1983, S. 228 / 229.
Meppener Tagespost (im folgenden MT), Oktober 1986, Politisches Urgestein im Emsland.
Auskunft Werner Häring, Dohren, vom 26.04.1999.
Auskunft Grete Ostermann, Haselünne 1999.
Auskunft Günter Natusch vom 05.12.1999.
Auskunft Post-Rüther.
Wie Fußnote 71.
Auskunft Elfriede Politz vom 11.12.1999.
NSB der Gemeinde Klein Dohren, 28.10.1930 - 02.11.1938. Siehe auch Fußnote 5.
Auskünfte Post-Rüther und Bernhard Hellmann.
Siehe Fußnoten 5, 40, 41, 48.
Für diesen und die folgenden Abschnitte siehe Fußnote 5.
Schulchronik, S. 45, Abschnitt: Das Hamsterwesen.
Schulchronik, Seite 33, Abschnitt: Dohren erhält elektr. Licht.
MT vom 19.01.1985. Artikel: Statt Petroleum und Talg erhellte eine einige Glühbirne die Stube.
MT vom 15?.02.1984. Artikel: Wir wußten nicht, was wir zu sehen bekamen.
Auskünfte Bürgermeister Gerhard Dulle, Dohren, vom 09.08.1999 und 21.12.1999.
Auskunft Clemens Gebbeken vom 19.06.1998.
Auskunft Cl. Gebbeken, s.o.
Auskunft Cl. Gebbeken, s.o.
Siehe Fußnote 5.
Siehe Fußnote 5.
Josef Hamacher, Theodor Polle, Alfons Sanders. Herzlake. 1000 Jahre Geschichte eines Kirchspiels.
Herausgegeben von der Gemeinde Herzlake, Herzlake 1992. Künftig: Chronik Herzlake. S. 414. Genau genommen
waren es nur die im damaligen Landkreis Meppen gelegenen Gemeinden des alten Kirchspiels Herzlake.
Düenkamp und Lewinghausen im Landkreis Cloppenburg gehörten nicht dazu. Die Gemeinde Dohren ließ ihre
Kassengeschäfte tatsächlich erst ab 1966 in Herzlake führen. Siehe NSB vom 3.3.1966.
Amt für Agrarstruktur, Flurbereinigung Dohren, M 176, Schlußfeststellung: 26.11.84, S. 82.
Samtgemeinde Herzlake, Hauptsatzung der Gemeinde Dohren. Genehmigt vom Landkreis Meppen am 23.4.1975.
Samtgemeinde Herzlake, Hauptsatzung der Gemeinde Dohren. Dohren, den 03.02.1997.
Samtgemeinde Herzlake, Wappen der Gemeinde Dohren, Landkreis Emsland. Entwurf und Ausführung: Dr. UlfDietrich Korn, Münster 1988/1989.
Es wird irgendwann vor 1829 9 Vollerben in Groß Dohren und 9 Vollerben in Klein Dohren gegeben haben. 1829
gab es in Klein Dohren immer noch 9 Vollerben und in Groß Dohren 6 Vollerben, 4 Halberben und 3 Drittelerben.
1945 waren davon in Klein Dohren 7 Vollerben übrig geblieben und in Groß Dohren 6 Vollerben, 3 Halberben und
2 Drittelerben.
Aufstellung von Herrn Bölscher, Samtgemeinde Herzlake, zur Fahrbahnunterhaltung. Erhalten am 6.1.2000.
Gemeinde Dohren, Haushaltssatzung Haushaltsplan 1997, 1998, 1999.
Auskunft Willi Brokgerken vom 29.12.1999.
Wer nähere Auskünfte speziell über die Identität der intervenierenden Personen haben möchte, wende sich bitte an
Willi Brokgerken. Die Namen dieser Personen wurden dem Autor mitgeteilt, sollen hier aber nicht genannt werden.
Siehe Fußnote 5.
Auskunft Gerhard Dulle vom 5.5.2000.
Die Tabelle und die Zeichnungen wurden zur Verfügung gestellt von der Samtgemeinde Herzlake durch Herrn
Gebbeken in mehreren Teilen, der letzte Teil im April 2000.
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 46 von 47
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Siehe Fußnote 5.
Chronik Herzlake, S. 414. Im Jahre 1964 hatten sich die Gemeinden Herzlake und Bakerde zur Gemeinde Herzlake
zusammengeschlossen.
Samtgemeinde Herzlake, Hauptsatzung für die Samtgemeinde Herzlake. Dohren, Herzlake, Lähden, den
15.03.1974. Genehmigt vom Landkreis Meppen am 22.3.1974.
Samtgemeinde Herzlake, Hauptsatzung der Samtgemeinde Herzlake. Herzlake, den 05.02.1997.
Siehe Fußnote 51.
Aufstellung von Herrn Bölscher, Samtgemeinde Herzlake, zur „Abwasserbeseitigung im Bereich der Gemeinde
Dohren“. Erhalten am 06.01.2000.
Im folgenden zitiere ich aus Schreiben, die der TAV an den Autor richtete. Ähnliche Schreiben bekamen
vermutlich viele Dohrener.
Auskünfte von Bürgermeister Gerhard Dulle am 9.8.1999 und 21.12.1999.
NLS, Statistik-CD. Siehe Fußnote 48.
Bundesanstalt für Arbeit. Arbeitsamt Nordhorn. Statistik-Sonderheft. Arbeitsmarktzahlen nach
Gebietskörperschaften - Ausgabe 1999
Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 47 von 47
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