Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000 Stefan Remme Kapitel 1: Nazizeit und Zweiter Weltkrieg (1933-1945) Straßenbau Die älteste befestigte Straße in unserem Dorf ist die heutige L55, über die an einer anderen Stelle in dieser Chronik Herr Buchholz schreibt. 1930 wurde die erste Kreisstraße, die in Dohren angelegt wurde, ganz ausgebaut Schon 1914 war der Verlauf geplant worden 1. Sie sollte an der Kreuzung Herzlaker Straße / Hauptstraße (Haus Zumbeel) beginnen. Dann sollte es weitergehen entlang der heutigen Hauptstraße, bei der Kirche in Richtung Osten abknicken auf die Dorfstraße, eine Biegung machen auf die Mittelstraße, zwischen Tappel und Többen hindurch, bei Barlage auf die Brookstraße abbiegen, zwischen Brokjans und Brokgerken hindurch, später nach rechts auf die Wellenstraße abbiegen und bei dem heutigen Wohnhaus der Familie Varelmann wieder die L55 erreichen. Mit dem Bau eines ersten Abschnitts von etwa 1500 m Länge wurde 1914 begonnen, aber anscheinend wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nicht weitergebaut. Im Jahre 1927 nahm man die Arbeiten wieder auf2 und baute in Klein Dohren 300 m und in Groß Dohren 400 m. 1930 wurde diese Straße fertiggestellt, allerdings nicht entlang der geplanten Streckenführung3. Da Meinungsverschiedenheiten zwischen Brokgerken und Brokjans nicht ausgeräumt werden konnten, stellte Georg Barlage seinen Grund und Boden zur Verfügung. Daraufhin änderte man den Straßenverlauf und baute sie an der Kreuzung Mittelstraße / Brookstraße geradeaus weiter, so daß sie am Hof Barlage vorbei auf die L55 zurückführte. Diese Straße wurde vom Bodenverband unter aktiver Mithilfe der ortsansässigen Bevölkerung gebaut4. Zu diesem sogenannten Gemeindedienst waren auch die Heuerleute verpflichtet. Jedenfalls beim Ausbau 1927, vermutlich aber auch 1930, wurde diese Organisationsform des Straßenbaus von den Bürgermeistern von Klein und Groß Dohren, Heinrich Robben und Heinrich Mersch, beide selbst Heuterleute, durchgesetzt. Praktisch lief das so ab, daß der Bürgermeister nach Beschluß durch den Gemeinderat einen Laufzettel verfaßte, auf dem geschrieben stand, wer wann und wo mitarbeiten mußte. Dieser Laufzettel wurde von Haus zu Haus weitergegeben. Zu dem genannten Termin hatten die Mitarbeiter des Bodenverbandes die Vermessung vorgenommen und zum Teil die Bordsteine gesetzt. Unter Anleitung des Vorarbeiters vom Bodenverband mußten die Hilfspflichtigen bzw. Hilfwilligen dann das angelieferte Material – Thomasschlacke und Steine –, falls zu groß, mit Hammer und Meißel zerschlagen und mit Steinforken nach Größe sortieren. Unten in die neue Straße wurden als Packlage die großen Steine eingebaut und darauf das feinere Material aus kleinen Steinen und Schlacke aufgetragen. Alles zusammen wurde mit Wasser eingeschlämmt. Eine Dampfwalze verfestigte anschließend das Gemisch. Die Nazis Spätestens seit 1939 und dann bis zum Kriegsende 1945 war der Heuermann Josef Rüther (wohnhaft Neuer Grund 10, heutiges Haus des Bildhauers Christian Lammers) Bürgermeister von Groß Dohren5. Bis Ende der 1920er oder Anfang der 1930er Jahre war Bernhard Hellmann (Moorstraße) der Bürgermeister von Klein Dohren6. Bis 1933 folgte ihm im Amt der Heuermann Heinrich Robben (heute Dorfstraße 59). In diesem Jahr wurde er von Wilhelm Robben, dem Pächter des Hofes Dr. Müller abgelöst. Wilhelm Robben behielt dieses Amt bis 1945. Die mir vorliegenden schriftlichen Quellen aus der Zeit des Nationalsozialismus geben nur äußerst wenige Informationen preis. In der Zeit von 1939 bis zum Kriegsende wurden für Groß Dohren nur zwei Gemeinderatssitzungen dokumentiert, bei denen es um die Absegnung Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 1 von 47 der Haushaltssatzung bzw. der Gemeinderechnung für die Jahre 1939 und 1940 ging. In den Ratsprotokollen der Gemeinde Klein Dohren gibt es dagegen ein sehr interessantes Dokument vom 12. Januar 1937. Dieser sogenannte Judenbeschluß wurde in den Gemeinderatsprotokollen fogendermaßen festgehalten7: Kl. Dohren, den 12. Dezemb. 1937 Der Gemeinderat beschließt, daß Juden sowie Volksgenossen, die mit Juden verkehren (handeln oder kaufen), von allen Nutznießungen der Gemeinde, wie Landverpachtungen, öffentliche Arbeiten und dergleichen mehr, ausgeschlossen werden. Derart bestehende Verträge, Verpflichtungen usw. werden bei neuen Verstößen nach Bekanntgabe dieses Beschlusses sofort aufgehoben. Geschehen zu Kl. Dohren am 12. Dezember 1937 in der Wirtschaft August Spieker. v[orgelesen] g[enehmigt] u[nterschrieben] Robben Kramer Wilken Book Gödiker Bei den ersten beiden, die dieses Dokument unterschrieben haben, dürfte es sich um den damaligen Bürgermeister Wilhelm Robben und den Führer der Nazis in Dohren, Heinrich Kramer, gehandelt haben. Für die Nazi-Zeit stellen sich natürlich die Fragen: „Wer waren die aktiven Nationalsozialisten? Haben sie Verbrechen begangen und, wenn ja, welche? Wer waren ihre Opfer?“ Bei meinen Fragen nach den Nazis in Dohren waren meine Gesprächspartner überraschend offen8. Es wurden immer wieder drei bzw. vier Namen genannt: Bernhard Dieker, genannt Möhlen-Dieker (*24.2.1905), Heinrich Mähs von der Brokjans´schen Heuerstelle an der Wellenstraße (*25.5.1899) sowie Vater (*22.1.1894) und Sohn Heinrich Kramer von der damaligen Hemmen´schen Heuerstelle an der Herzlaker Straße. Die Dohrener NSDAP-Mitglieder gehörten zur Ortsgruppe Herzlake. Ortsgruppenleiter war nach Angaben von Ewald Kramer9 während des größten Teils der Nazi-Herrschaft Bernhard Vähning. Letzterer wurde 1941/42 zum Kriegsdienst eingezogen und bei einem Gefangenenaufstand im Osnabrücker Militärgefängnis erschossen. Sein Nachfolger als Ortsgruppenleiter der NSDAP-Ortsgruppe Herzlake / Dohren war Franz Winkeler. Die Angaben über die Ortsgruppenleiter blieben allerdings widersprüchlich10. Innerhalb dieser Orsgruppe bildete Dohren eine sogenannte Zelle. Vorsitzender dieser Zelle, genannt Zellenwart, war der Heuermann und Holzschuhmacher Heinrich Kramer. Er wohnte bis 1936 in einem Haus des Landwirts Dieker am Mühlenweg 9, danach in einem Heuerhaus des Bauern Hemmen an der Herzlaker Straße, das heute nicht mehr existiert. Heinrich Kramer hatte im Ersten Weltkrieg durch eine Erfrierung beide Vorderfüße verloren und übte deswegen neben seiner Landwirtschaft das Handwerk eines Holzschuhmachers aus. Auch sein Sohn, Heinrich Kramer junior, war in der Nazi-Bewegung aktiv. Er war zum Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen worden und hatte sich schon am dritten Tag des Rußlandfeldzuges 1941 einen Lungensteckschuß zugezogen. Zur Genesung verbrachte er ein gutes Jahr bis Ende 1942 in einem Larzarett und kehrte dann nach Dohren zurück. Hier Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 2 von 47 wurde er noch im gleichen Jahr Gefolgschaftsführer der Hitler-Jugend (HJ) in der HJGefolgschaft Herzlake / Dohren. Eine Reihe älterer Dohrener11 können sich noch heute an das Marschieren und den Drill erinnern, dem sie als Jugendliche unter dem Kommando von Heinrich Kramer ausgesetzt waren. Daß er sich bei seiner Aufgabe besondere Mühe gab, führen einige Dohrener darauf zurück, daß Kramer befürchtete, ansonsten wieder zum Kriegsdienst an die Front zurückgeschickt zu werden. Ein weiteres aktives NSDAP-Mitglied in Dohren war Bernhard Dieker, genannt MöhlenDieker. Er wird von älteren Dohrenern vor allem für seine Versuche verantwortlich gemacht, sogenannte Schwarzhörer ausfindig zu machen. Während der Nazi-Zeit war es verboten, ausländische Rundfunksender zu hören. Angeblich legte er sich dazu unter Fenster, um die Bewohner des Hauses auf frischer Tat ertappen zu können. Ein weiterer aktiver Nazionalsozialist im Dorf war den Auskünften zufolge Heinrich Mähs, der damals im Brokjans´schen Heuerhaus an der Ecke Wellenstraße / Kreuzdamm wohnte. Als Gegner der Nazis können drei Personen genannt werden: der Bauer August Brokgerken, der Pastor Paul Lichtenbäumer und der Molkereigehilfe Hermann Nyenstein. Doch dazu später mehr. Die Nazis stellten im Bereich des heutigen Parkplatzes zwischen dem Jugendheim (Gemeindehaus) und dem Lebensmittelgeschäft Spieker einen sogenannten Stürmerkasten auf12. „Der Stürmer“ hieß eine Parteizeitung der Nazis, ein übles Hetzblatt, in dem Juden und andere politische Gegner der Nazis verächtlich gemacht wurden. Neben dieser Zeitung, die dort aushing, wurden dort auch Mitbürger, die angeblich mit Juden verbotene Geschäftsbeziehungen unterhielten, sowie Alkoholabhängige, dort Säufer genannt, öffentlich bekannt gemacht und an den Pranger gestellt. Mindestens einmal soll es vorgekommen sein, daß dieser Kasten durch einen Steinwurf zerstört wurde. Der Reichsnährstand setzte für Groß und Klein Dohren je einen Ortsbauernführer ein. Für Klein Dohren war das Heinrich Lübken und für Groß Dohren vermutlich nacheinander Johannes Dieker und Georg Schulte. Sie waren in der Kriegszeit dafür zuständig, daß die vorgeschriebenen Mengen an Vieh, Getreide und sonstigen Feldfrüchten ordnungsgemäß abgeliefert wurden. Bernhard Hellmann sagt über sie13: „An denen ist vieles abgeprallt. Es ist selten was passiert.“ Generell befanden sich die Nazis und besonders diese Personen in so einem kleinen Dorf in einem gewissen Zwiespalt. Wie die anderen Bürger Dohrens waren auch sie darauf angewiesen, "schwarz", d.h. ohne amtliche Genehmigung, Vieh zu schlachten und bei den Ablieferungsverpflichtungen zu mogeln. Dieser Umstand war auch Nicht-Nazis bekannt, so daß sich die hiesigen Nazis mit möglichen Verfolgungsmaßnahmen gegen die ortsansässige Bevölkerung auch selbst in Gefahr begaben, angezeigt zu werden. So waren die "normalen" Dohrener im Dorf zwar Schikanen ausgesetzt, die harten Maßnahmen erfolgten aber eher zumindest unter der Beteiligung von auswärtigen Nazis. Bekanntlich waren die von den Nazis ausgewählten Opfer die Juden, überzeugte und als solche öffentlich auftretende Katholiken und solche Menschen, die sich aus anderen, z.B. wirtschaftlichen Gründen, den Nazis gegenüber kritisch verhielten. Für die genannten Gruppen möchte ich Beispiele nennen. Zum Glück gab es zu der betreffenden Zeit keine Juden in Dohren. So waren die Nazis bemüht, die Geschäfte und den übrigen Verkehr mit Juden zu unterbinden. Geschäftlich hatten die Dohrener Landwirte vor allem mit Juden aus Herzlake und vielleicht auch Haselünne zu tun, die sich in unserer Gegend als Viehhändler betätigten. Clemens Burs, ein Heuermann des Bauern Starmann in Groß Dohren, hatte in dieser Zeit ein Kalb an einen Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 3 von 47 Juden verkauft. Daraufhin wurde ihm das erst kuze Zeit vorher eingeführte Kindergeld für einen Monat gestrichen. August Brokgerken14 war lange Jahre Mitglied des Kirchenvorstandes und wohl schon als solcher den Nazis ein Dorn im Auge. Die Nazis in Haselünne bezichtigten etwa 1943 die dortigen Ursulinen-Schwestern, verbotene Beziehungen mit Ausländern zu unterhalten, insbesondere mit ihrem Mutterhaus. August Brokgerken versuchte öffentlich zu belegen, daß die Beschuldigungen gegen die Ordensschwestern nicht haltbar waren. Daraufhin stürmte ein Horde von angetrunkenen Nazis mitten in der Nacht mit vorgehaltener Waffe den Hof Brokgerken, dangen in das Schlafzimmer des Eigentümers ein und holten ihn mit Gewalt aus dem Bett. Auf seine Bitte, seine Kleider anziehen zu dürfen, wurde von den Nazis entgegnet, die brauche er nicht mehr. Er werde eh gleich aufgehängt. August Brokgerken wurde verhaftet und für neun Tage in das Gefängnis nach Meppen gebracht. Danach konnte er auf seinen Hof zurückkehren. Hermann Nyenstein15, Sohn des Besitzers der Molkerei auf dem Hof Starmann in Groß Dohren, absolvierte in dieser Zeit eine Lehre in einer Molkerei in Haselünne. Eines Tages wurde er von einem Kunden gefragt, ob es dort Butter zu kaufen gäbe. Hinter Hermann Nyenstein hing ein Hitler-Bild an der Wand. Nyenstein wies mit dem Daumen hinter sich und antwortete: "Wenn de entrahmt is, dann gift uk weer Botter." Dieses kleine Wortspiel mit dem Begriff "entrahmen" veranlaßte einen Arbeitskollegen von Hermann Nyenstein, ihn anzuzeigen. Man entfernte ihn aus seiner Lehre, und er wurde schließlich nach Cloppenburg dienstverpflichtet, wo er angeblich bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sein soll. Der vor kurzem verstorbene Theodor Kruthoff (*14.3.1913, †14.4.2000)16 fuhr etwa 1937 mit dem Fahrrad von Dohren nach Herzlake. In der Ortschaft Felsen begegnete er einem Mann aus dem dortigen Arbeitsdienstlager, vermutlich einem Truppführer, die ihn mit "Heil Hitler" grüßte. Darauf antwortete Herr Kruthoff etwas in der Art wie: "Den kans´ hängen loten". Er hatte es in dem Sinne gemeint, daß er keinen Wert darauf lege, mit gestrecktem Arm gegrüßt zu werden und sein Gegenüber den Arm mit Ruhe hängen lassen könne. Jener faßte seine Äußerung jedoch als eine Verunglimpfung des "Führers" auf und denunzierte Kruthoff. Einige Tage später wurde dieser abgeholt und nach Meppen ins Gefängnis gebracht. Dort wurde er ausgiebig verhört. Nach etwa einer Woche wurde er von dem Herzlaker Polizisten Kluck wieder aus Meppen abgeholt und zurückgebracht. Ein sehr verdächtiger Fall trug sich im Jahre 1942 zu. Gerhard Winkeler, geboren 1913, war der Sohn von Clemens Winkeler und Elisabeth Hus. Die Familie wohnte in einem Heuerhaus des Bauern Barlage am Kreuzdamm schräg gegenüber von Eier-Book. Das Haus existiert heute nicht mehr. Der erwähnte Sohn, der Gerd gerufen wurde, war wohl leicht geistig behindert. Die Behinderung kann aber nur schwach gewesen sein. Denn Gerd Winkeler besuchte um 1930 zusammen mit Josef Schröder (Hof Wehlage, Mittelstraße) und Heinrich Rüther (Heuerstelle des Bauern Brokgerken, heute Spieker, Wellenstraße 13) die Landwirtschaftsschule in Holte. Im Jahre 1941 oder 1942 wurde er in eine Nervenheilanstalt vermutlich in Osnabrück eingewiesen. Er verstarb am 13.11.1942, erst 29jährig. Es liegt der Verdacht nahe, daß es sich hier um einen Fall von Euthanasie, oder, um es klar auszudrücken, um einen Mord an einem Behinderten gehandelt haben könnte. Zu beweisen war dieser Verdacht jedoch nicht. Ich möchte hier noch einmal auf die Fragen vom Anfang in leicht abgewandelter Form zurückkommen: Was waren die führenden Nazis in Dohren für Menschen? Interessanterweise waren es Leute, die so gar nicht dem nationalsozialistischen Menschenbild entsprachen, Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 4 von 47 speziell in körperlicher Hinsicht nicht17. Heinrich Kramer senior war Kriegsinvalide. Ihm waren die Zehen im Krieg abgefroren, und daher konnte er in der Landwirtschaft so gut wie nicht mehr arbeiten. Sein Sohn gleichen Namens war mit einem Lungensteckschuß aus dem Krieg zurückgekehrt und wollte wohl nicht wieder an die Front zurück. Bernhard Dieker war beim Kühe-Hüten so unglücklich in einen Kohlstengel gefallen, daß er sein linkes Auge verloren hatte. Man kann den Eindruck gewinnen, daß die führenden Nazis in Dohren eine Mannschaft von Kriegsunfähigen und -unwilligen war. Daran ist nichts schlimmes. Es stand jedoch im krassen Gegensatz zu der Richtung, die sie im Dorf vertraten, nämlich der NaziIdeologie. Daß die Nazis in Dohren Verbrechen verübt hätten, kann wohl ausgeschlossen werden. Jedenfalls liegen dafür keine Beweise vor. Daß sie aber ihre Mitmenschen am Ort schikaniert, drangsaliert und eingeschüchtert haben, kann dagegen als gesichert gelten. Was ist bei Kriegsende mit den Nazis in Dohren passiert? Den "normalen" Mitläufern geschah, soweit ich in Erfahrung bringen konnte, nichts. Der Nazi, der sich im Dorf die meisten Gegner, wenn nicht Feinde, gemacht hatte, war Heinrich Kramer junior. Er soll angeblich Prügel bekommen haben und ist später nach Dalum gezogen. Heinrich Mähs wurde von ehemals gefangenen Polen abgeholt und vermutlich zur Kommandantur nach Herzlake gebracht. Nach einer Woche war er aber wieder zu Hause. Soziale Entwicklung Das Ende der 1920er und die 1930er Jahre sind in Dohren geprägt vom ersten Versuch der Auflösung des Heuerlingswesens. Auf die miserablen Arbeits- und Wohnverhältnisse der Heuerleute soll hier nicht näher eingegangen werden. Ihnen standen in dieser Zeit nur sehr wenige Möglichkeiten offen, aus der Abhängigkeit von „ihrem“ Bauern loszukommen. Die drei Alternativen, die es gab, waren zum ersten der Wechsel zu einem anderen Bauern. Diese Möglichkeit wurde zwar nicht als eine echte Alternative gesehen, konnte aber dazu dienen, das eigene Los ein wenig zu erleichtern. Und sie wurde im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts anscheinend relativ häufig wahrgenommen. Die zweite Chance bestand in einem Wegzug aus der hiesigen Gegend. Zur Diskussion stand damals vornehmlich der schwach besiedelte Osten Deutschlands. Diese Möglichkeit erschien vielen Heuerleuten attraktiv. Zwei Heuerlingsfamilien, Burs und Mersch, nahmen die Chance 1928 wahr und zogen nach Brandenburg18, wo sie eine eigene Siedlerstelle erhielten. Die dritte Alternative war für die hiesigen Heuerleute besonders interessant und bestand darin, hier im Dorf oder in der näheren Umgebung eine eigene Siedlerstelle zu bekommen. Die Schwierigkeit für die Heuerleute bestand jedoch darin, daß die Bauern, denen nahezu der gesamte Grund und Boden gehörte, in der Regel nicht bereit waren, Land zu verkaufen. Sie befürchteten den Verlust von billigen Arbeitskräften, den sie auf diese Weise nicht fördern wollten. Vor dem Zweiten Weltkrieg konnten daher nur fünf Heuerlingsfamilien auf (dann) eigenem Grund und Boden in Dohren siedeln, einer in der Nähe außerhalb Dohrens. Die fünf waren Rüther/Dall (1931, Wettruper Straße), Rapien (1933, Elsterfehn), Decker (1935, Wettruper Straße), Lampe (1935, Grüner Weg) und Grote (1935, Grüner Weg)19 20. Der Heuermann Schmidt, der auf einer Starmann´schen Heuerstelle am Kreuzdamm gewirtschaftet hatte (später Straßen-Dieker), fand eine Siedlerstelle in der Nähe des Lagerfelds auf Gerstener Gebiet 21. Alle Siedlerstellen befanden sich weit außerhalb des Dorfkerns und mußten aus eigener Kraft mit höchstens geringer finanzieller staatlicher Hilfe aus Ödland erst einmal in landwirtschaftlich nutzbare Flächen umgearbeitet werden. Ebenfalls in die 1930er Jahre fallen die ersten sozialstaatlichen Maßnahmen in Dohren. Die Heuerleute Weber, die am Elsterfehn 10 in einem Heuerhaus des Bauern Ostermann wohnten, waren kinderlos und im Alter verarmt, so daß sie für ihren Lebensunterhalt und die Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 5 von 47 notwendigen Leistungen für die Heuerstelle nicht mehr aufkommen konnten. Im Sommer 1932 wurde daher in Klein Dohren im Bereich der heutigen Waldstraße 23 (Fröhleke) ein „Armenhaus“ für 800 RM gebaut22, in das das Ehepaar Weber nach der Fertigstellung einzog. Der zweite „Fall“ dieser Art bestand darin, daß der Heuermann Josef Telkmann obdachlos wurde. Die Gemeinde sah sich gezwungen, ein zweites Gemeindehaus zu bauen. „Um“, wie es in der Schulchronik heißt23, „träge Leute nicht zu verwöhnen“, wurde ein kleines Häuschen abseits des Dorfes „vor dem Moore“ (hinter Heye, Moorstraße 38) errichtet. Der Bau der Häuser geschah wohl nicht ganz freiwillig. Zunächst hatte die Gemeinde Klein Dohren versucht, Telkmann in ein leerstehendes Heuerhaus des Bauern Wilken (heute Blankmann) bzw. in die Weber´sche Wohnung mit einzuquartieren. Nachdem dieses Ansinnen auf Widerstand gestoßen war, wurden Räume der Wwe. Wilken (heute Blankmann) beschlagnahmt und Josef Telkmann 1931 und 1932 in die Wohnung einquartiert. Die Gemeinde handelte in diesem Fall nicht aus eigenem Antrieb, sondern weil sie vom Landkreis Meppen dazu mehrfach angewiesen worden war. Da der Bauer Ostermann sein Heuerhaus am Elsterfehn 1931 an die Familie Vox verkauft hatte, und diese das Haus selbst nutzen wollte, stellte sich das Problem der Unterbringung des Ehepaares Weber erneut. Der Kreis wies die Gemeinde an, für Wohnraum zu sorgen, gegebenenfalls müsse ein Neubau ausgeführt werden. Der Rat der Gemeinde Klein Dohren stellte auf seiner Sitzung am 10. April 1932 fest, daß keine leerstehenden Wohnungen vorhanden seien. Die Gemeinde sei auch nicht in der Lage, einen Neubau durchzuführen, da die Steuerkraft der Gemeinde zu gering sei. Damit ließ sich der Landkreis jedoch nicht abspeisen. Es erfolgen Anfang Mai 1932 weitere Anordnungen des Kreises, den nötigen Wohnraum zu beschaffen. Noch einmal versucht die Gemeinde ein Ausweichmanöver, indem sie den Kreis darauf hinwies, daß beim Bauern Ostermann in der Scheune eine Wohnung zur Verfügung stünde, die der Bauer aber nicht hergeben wolle. Es wurde dem Landkreis anheim gestellt, diese Wohnung zu beschlagnahmen. Da der Kreis aber wohl weiterhin auf einer Regelung durch die Gemeinde Klein Dohren bestand, versuchte diese nun, wie es im Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 6. Juni 1932 heißt, „ein anderwärtiges Unterkommen für Weber“ zu finden. Das Ehepaar Weber sollte nämlich nach der Übernahme des ehemals Ostermann´schen Heuerhauses durch die Familie Vox dort nicht weiter verbleiben, weil der neue Eigentümer die Miete, die ja zu Lasten der Gemeinde ging, kräftig auf 15 RM pro Monat erhöht hatte. Vermutlich wollte Vox das Haus selbst nutzen, allerdings wohl nicht als Wohnraum, da noch im gleichen Jahr (1932) ein neues Wohnhaus errichtet wurde. Der Gemeinderat sah sich in einer Zwickmühle: Auf der einen Seite standen die Verfügungen des Landkreises und auf der anderen die hohen Mietforderungen des neuen Eigentümers. Nachdem die Versuche des Gemeinderats, das Problem in den Griff zu bekommen, offensichtlich fehlgeschlagen waren oder sie keine mutige Entscheidung treffen wollten, waren die Gemeinderatsmitglieder offenbar ratlos und beriefen für den 9. Juni 1932 eine Gemeindeversammlung in der Gastwirtschaft Dreyer (heute Frericks) ein, an der von 50 Familien 33 Vertreter teilnahmen. Auf dieser Versammlung wurde beschlossen, ein Haus zu errichten, das ausdrücklich als Notwohnung bezeichnet wurde. Damit war der Beschluß zur Errichtung des oben genannten Armenhauses in der Waldstraße gefallen. Zwei bedeutende Wechsel in den Eigentumsverhältnissen Im Jahre 1908 hatte der Heuermann und Schneider Johann Dreyer den Hof Ahillen gekauft. Woher das Geld für den Hof stammte, blieb vielen Dohrenern unklar. Vermutlich florierte Dreyers Geschäft, bei dem er serienweise gefertigte Herrenmützen nach Holland exportierte, so gut, daß er schon 1902 das spätere Haus Frericks baute. Der Sohn Heinrich Dreyer hatte um 1908 geheiratet und vermutlich kurz darauf die geschäftlichen Aktivitäten in die eigenen Hände genommen. Er war in den 1920er Jahren einer der bedeutenden Männer in (Klein) Dohren. So betätigte er sich als großzügiger Förderer der Dohrener Schule. Er geriet jedoch Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 6 von 47 1934 in derartige finanzielle Schwierigkeiten, daß er das von ihm erbaute Geschäftshaus in diesem Jahr an Frericks verpachtete und es 1939 an diesen verkaufte. Am 1. Juli 1939 zog die Familie Dreyer von Dohren fort und übersiedelte auf einen geerbten Hof in HaselünneEltern24. Die Nazis hatten u.a. für unsere Gegend den Plan entwickelt, die Moore urbar zu machen. Aus dem kultivierten Land sollten Siedlerstellen geschaftten werden. Unter den Heuerleuten fanden sie mit diesem Programm viele Anhänger. Das hiesige Hahnenmoor war Bestandteil dieses Programms. So versuchten die staatlichen Stellen im Jahre 1938, Moorflächen von den Dohrener Bauern zu erwerben. Die hiesigen Bauern weigerten sich jedoch anfänglich, die ins Auge gefaßten Flächen zu verkaufen. Daraufhin drohte man ihnen mit Enteignung. Man stellte ihnen jedoch für den Fall, daß sie verkaufen sollten, in Aussicht, nach der Urbarmachung einen Teil der Flächen für nachgeborene Söhne als Siedlerstellen zurückzubekommen25. Da die Bauern keinen anderen Ausweg sahen, schlossen sie am 23.9.1938 mit dem Land Preußen einen Kaufvertrag ab, in dem ein Kaufpreis von 145 Reichsmark pro Hektar vereinbart wurde (anderen Angaben zufolge 138 RM/ha)26. Dabei hatten die Bauern zum Teil erhebliche Flächeneinbußen hinzunehmen. Zum Beispiel verlor der Hof Brokjans 13 ha oder 16% seiner damaligen Fläche. Nach dem Krieg versuchten die Bauern Brokjans und Barlage auf der Grundlage des genannten Vertrage, Parzellen zurückzuerhalten, was ihnen jedoch verwehrt wurde. Sie klagten bis zum Bundesgerichtshof, verloren aber auch da und damit endgültig. Über die Bedeutung des Arbeitsdienstlagers u.a. im Zusammenhang Moorkolonisierung berichtet in dieser Chronik an anderer Stelle Josef Hamacher. mit der Grenzänderungen In den letzten 150 Jahren sind der Grenzen die Gemeinde Dohren bzw. der Gemeinden Klein und Groß Dohren viermal neu festgelegt worden. Das erste Mal um die Jahre 1861 bis 1869 bei der Teilung der Dohren-Felsener Mark. Während bis dahin der größte Teil des Landes Eigentum der Markengemeinde war, wurde das Gemeinschaftsland nun geteilt und anteilsmäßig an die sogenannten Erben vergeben. Von alters her gab es in Groß und Klein Dohren je 9 ganz Erbenanteile. Im Jahre 1829 waren davon in Klein Dohren noch alle 9 als Vollerben, d.h. als ganze, ungeteilte Anteile, vorhanden27. In Groß Dohren gab es im genannten Jahr 7 Vollerben, 2 Halberben (Kroner und Rammler) und 3 Drittelerben (Loddeke, Hegger/Holtgers und Schaper). Diesen Anteilen entsprechend wurden die Gemeinschaftsflächen aufgeteilt. Die Heuerleute gingen leer aus. Vor der Markenteilung dürften die Grenzen der beiden Dohren nicht klar gewesen sein, da man keinen Grund hatte, das gemeinschaftlich, hauptsächlich als Viehweide, zum Plaggenstich und zum Torfabbau genutzte Land weiter zu unterteilen. Der Zustand, der mit der Markenteilung geschaffen wurde, hielt bis 1905 an. In einem Vertrag vom 24. Juni dieses Jahres28 wurden Gebiete zwischen den Gemeinden der ehemaligen Dohren-Felsener Mark ausgetauscht. Dabei waren auch Flächen, die zwischen Groß und Klein Dohren wechselten. Die nächste Änderung der Gemeindegrenzen erfolgte 1935. Bis dahin war beispielsweise ein Gebiet westlich der Dohrener Straße „Kreuzdamm“ um das Haus der Familie Kenning / Pollmann herum Teil der Gemeinde Neuenlande. Ein Gebiet östlich vom Kreuzdamm, westlich der späteren Straße Lieninghagen und nach Norden hin ungefähr begrenzt durch eine gedachte Verlängerung der Straße Neuer Grund nach Westen, gehörte zu Bookhof. Weiter wurden das „Lichte Goor“ und der „Strumpel“ 1935 von Felsen an Dohren abgetreten. Der Strumpel befindet sich östlich von der Wettruper Straße gegenüber vom Hof Alois Decker. Das Lichte Goor liegt direkt nördlich daran angrenzend, also ebenfalls östlich der Wettuper Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 7 von 47 Straße beim Hof Rüther / Dall und weiter Richtung Dohren-Ortskern. Diese Flächen wurden 1935 von der Gemeinde Groß Dohren übernommen. Welches Gebiet dafür abgegeben wurde, ist mir nicht bekannt. Die vierte Grenzänderung vollzog sich 1963 durch die Vereinigung von Groß und Klein Dohren zu einer Gemeinde29. Damit verschwand die Grenze zwischen den bis dahin existierenden Dörfern. Sie verlief, ausgehend vom Grenzdreieck Lage, Klein und Groß Dohren am Übergang der Lager Straße über den Lager Bach, zunächst über die Lager Straße in Richtung Osten. Am Kreuzdamm knickte die Grenze nach Norden ab und verlief über diese Straße bis zur Abzweigung der Poststraße. Von da aus ging es durch den Graben, der den Többen Kamp begrenzt auf die Kreuzung Brookstraße / Mittelstraße zu und dann weiter über die Brookstraße zur Poststraße. Die Grenze folgte darauf ein kurzes Stück der Poststraße bis kurz hinter die dorfseits gelegene Einfahrt zum Hof Holtgers. Von da verlief sie mitten über den Esch, bis sie, von der Dorfmitte aus gesehen, hinter dem Hof Tappel auf die Mittelstraße traf. Die Grenze auf der Mittelstraße verteilte die Höfe Többen und Tappel auf zwei verschiedene Dörfer. Sie überlief dann ein kurzes Stück der Dorfstraße und knickte darauf in die Moorstraße ab. Weiter ging es rechts ab in den Birkenweg. Kurz vor der Einmündung in den Weidenweg kickte die Grenze im Winkel von etwa 90° nach links ab, so daß sie hinter der S-Kurve des Weidenwegs wieder auf diesen einmündete und über ihn weiterlief bis auf den Pappelweg. Von dort ging es ortsauswärts über den genannten Weg bis kurz hinter den Hof Drees. Da ergab sich ein Knick in der Grenze von mehr als 90°, so daß sie quasi zurücklief auf einen Punkt etwa 100 m hinter Schnelker zu. Dort war wieder ein scharfer Knick und zwar nach rechts, so daß die Grenze nun etwa 50 m parallel von dem Weg, der bei Schnelker von der Moorstraße abzweigt, auf die heutige Gemeindegrenze zulief. Dieser Schnittpunkt war das Grenzdreieck zwischen den Gemeinden Groß und Klein Dohren sowie Grafeld. Kriegsgefangene in Dohren Am 1. September 1939 begann mit dem Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg. Bald wurden die wehrfähigen Männer aus Dohren eingezogen. Schon am 9. November trafen 50 polnische Kriegsgefangene hier ein30. Sie wurden bei Frericks untergebracht und als Zwangsarbeiter der Entwässerungsgenossenschaft, einem Vorläufer des Wasser- und Bodenverbandes, zunächst mit Entwässerungsarbeiten im Moor beschäftigt. Nach Beginn des Frankreichfeldzuges, der mit dem Überfall auf die Niederlande am 10. Mai 1940 begann, kamen französische und nach dem Angriff auf die Sowietunion am 22. Juni 1941 auch russische Kriegsgefangene nach Dohren31. Die französischen und russischen Gefangenen wurden auf dem Hof Ostermann (heute Renze) untergebracht. Dort wurden etwa 60 bis 70 Personen gefangengehalten. Die Anzahl der polnischen Kriegsgefangenen vergrößerte sich im Laufe der Zeit auf 80 bis 100. Sie wurden spätestens seit dem Frühjahr 1941 auch im Straßenbau eingesetzt32. Nachdem die Erdarbeiten bereits 1939 vom Reichsarbeitsdienst ausgeführt worden waren, stellten sie die Straßen von der Ahe 1,2 km ortsauswärts, die Wellenstraße vom Hof Rammler bis zur Einmündung in den Kreuzdamm sowie einen Teil der Frengenstraße fertig. Die Polen mußten dabei die Steine aufschütten und einschlämmen. Im Verlaufe des Krieges wurde der Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft so drückend, daß die Kriegsgefangenen auch auf den Bauernhöfen und Heuerstellen als Ersatz für die eingezogenen Soldaten eingesetzt wurden. Zunächst mußten sie tagsüber auf den Höfen arbeiten, nachts aber in die Gemeinschaftsunterkünfte zurückkehren. Bald lockerte sich aber das Regime, so daß viele Gefangene auch über Nacht auf den Höfen blieben. Dabei kam es gelegentlich vor, daß ein Gefangener floh, so z.B. geschehen auf der Siedlerstelle Decker an der Wettruper Straße33. Für Decker brachte das natürlich eine Menge Ärger mit sich. Später kam aber ein neuer Kriegsgefangener auf den Hof. Das Verhältnis zwischen den Kriegsgefangenen und den Einheimischen wird nahezu durchgehend als gut beschrieben. Es Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 8 von 47 war in der Regel sehr ähnlich wie das zu "normalen" Arbeitern in der Landwirtschaft. Daß es zwischen den auf den Höfen verbliebenen Frauen und den dort bald relativ normal lebenden kriegsgefangenen jungen Männern gelegentlich auch zu mehr als nur freundschaftlichen Beziehungen kam, muß wohl als menschlich angesehen werden34. Normalität während der Kriegszeit Trotz des Krieges wurde der Friedhof nach den Plänen des Friedhofsarchitekten Hempelmann aus Schellohne bei Lohne (Oldenburg) neu angelegt. Die Ausführung lag in den Händen des Gärtners Mensing aus Herzlake und wurde mit der Hilfe von Gemeindemitgliedern bewerkstelligt. Bisher war der Friedhof von einer Dornen- und Brombeerranken-Hecke umgeben. Nach dem neuen Plan wurde dieselbe ausgerodet. Rings um den Friedhof kam nun eine Umfassung aus Tuja-Pflanzen. Vorn an der Straße am Eingang wurde ein Torbogen aus Klinkersteinen angelegt. Das geplante Tor dazu aus Eiche wurde infolge der Kriegsverhältnisse nicht fertiggestellt. Bei Ausführung der Erdarbeiten hat es leider auch Schwierigkeiten gegeben, da verschiedene Gemeindemitglieder, auch solche des Kirchenvorstandes, wenig Lust hatten, sich persönlich zu beteiligen. Im großen und ganzen war der Friedhof am 1. April 1941 fertiggestellt. Die Kosten für den Umbau wurden zum größten Teil aus dem Verkauf von Erbbegräbnisplätzen gedeckt35. Ebenfalls in der Kirchenchronik lesen wir von den Jubiläen des Küsters und des Lehrers36: "Am 14 März 1943 konnte der Küster der Dohrener Kirche, Herr Heinrich Nyenstein, auf eine 25jährige Tätigkeit am Altare und im Hause Gottes zurückblicken. Schon als Jüngling war es seine große Freude, dem Priester am Altare zur Seite zu stehen. Als Anerkennung wurde ihm bei der Jubiläumsfeier seitens des Kirchenchores ein Ständchen gebracht. Die Gemeinde schenkte dem Jubilar zum Andenken ein schönes Bild: „Christus König“ darstellend. Dasselbe ist sein größter Stolz und Freunde. Im Januar 1944 konnte Herr Lehrer Josef Auf der Landwehr auf eine 25jährige Tätigkeit als Organist der Dohrener Kirche zurückblicken. Unermüdlich hat er in diesen Jahren, sogar an jedem Werktagsmorgen, zur Verschönerung des Gottesdienstes beigetragen. Die Gemeinde Dohren ist ihm zu großem Dank verpflichtet und kann sich glücklich schätzen, einen Jugendbildner und Erzieher von solchen Eigenschaften zu besitzen. Zur Freude des Tages wurde ein Dankhochamt gehalten und nach demselben seitens des Kirchenchores eine Ovation gebracht. Als äußeres Zeichen der Anerkennung wurde ihm ein von dem Kunstmaler Herrn Brunstein in Meppen gemaltes Bild des Kirchenpatrones der Dohrener Kirche, des Hl. Bernhard, geschenkt. Auf dem Bilde ist auch ein Abbild der Dohrener Kirche zu sehen, nach einer Idee des Herrn Pastor." Kriegseinwirkungen Zum Thema der Kriegseinwirkungen auf Dohren zitiere ich im folgenden die Schulchronik37: Da Dohren in der Hauptüberflugslinie der englischen Flieger liegt, wurden im April 1941 verschiedenen Scheinwerferstellungen in der Umgebung von Dohren gebaut, um den Gegner in dieser schwach besiedelten Gegend abzufangen. Im August erhielt Dohren selbst 2 Scheinwerferstellungen, eine bei dem Siedler Lampe [Grüner Weg] und eine auf der Sandhöchte. Wenn alle Scheinwerfer in Tätigkeit sind, ist der ganze Himmel erleuchtet. Man kann mitunter 31 Lichtkegel zählen. Am 19. August 1941 hatten die Scheinwerfer ein englisches Flugzeug in ihren Lichtkegeln. Um zu entkommen, warf der Feind seine Bombenlast fort. Die 7 Bomben fielen in Többen Weide (Brockenpfand). Die Häuser in Dohren bebten bei der gewaltigen Detonation. Die Bombentrichter hatten eine Tiefe von 4 m und einen Durchmesser von 7 m. Am 25. Juni 1942 überflogen um 23 Uhr mehrere englische Bomber unseren Ort. Plötzlich überstrich ein Flugzeug das Arbeitsdienstlager im Tiefflug und warf etwa 200 Brandbomben Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 9 von 47 ab. Das Lager wurde nicht getroffen. Die brennende Heide und die brennenden Kiefern wurden bald gelöscht. In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 1942 fiel eine Brandbombe auf das Haus des Bauern H. Tiehen. Sie durchschlug das Dach, den Bodenbelag und zündete auf der Diele in einem Stall. Die mutige Haustochter Maria schüttete einen Eimer Sand auf die brennende Bombe und verhütete dadurch weiteren Schaden. In der Nacht vom 6. auf den 7. September wurden die Wiesen vom Kapellendamm bis zum Kreuzdamm mit etwa 600 Brandbomben besät. Sie haben keinen Schaden angerichtet. Die Siedler Lampe und Grote waren verschont geblieben. Die nächsten Bomben waren etwa 50 m von ihren Wohnungen gefallen. Der Feind hatte wohl die Baracken der Flak treffen wollen, die in der Nähe der Siedlungen [vermutlich in der Nähe des Siedlers Decker an der Wettruper Straße] standen. Da die Luftgefahr immer größer wurde, bauten die Leute im Winter 1943/44 in der Nähe ihrer Wohnungen kleine Bunker. Gewöhnlich taten sich 2 bis 3 Familien zusammen. In den Erdhöhlen war man gegen Splitter gesichert. Gegen die Kälte schützte man sich durch Aufstellung kleiner Öfen. Lästig wurde oft das Grundwasser. Auf nahezu jedem Hof gab es einen kleinen Bunker. Er war meist weniger als 10 m2 groß und war mit einer Höhe von oft weniger als 1,50 m relativ niedrig. Am 6. März 1944, 12 Uhr, warf ein angeschossener amerikanischer Bomber seine Bombenlast über dem Moore ab. Auf dem Moordamm 400 m östlich von H. Hellmann explodierten 10 Bomben, und 6 Blindgänger blieben im Moor begraben. Am 28. Mai [1944] fielen 3 Bomben zwischen H. Deters [heute Wilbers, Herzlaker Straße] und H. Tiehen, ohne Schaden anzurichten. Eine schwere Bombe fiel am 30. Mai [1944] auf den Kl. Dohrener Esch, 50 m von dem großen Wassertümpel [entfernt]. Am Sonntag, d. 26.11.1944, fand um 11 Uhr über Dohren eine Luftschlacht statt. Dabei wurden mehrere deutsche Jäger abgeschossen. Einer stürzte aus 1000 m Höhe ab. Die Leute gerieten durch das Pfeifen in große Angst, besonders die Kirchenbesucher. Das Flugzeug vergrub sich in einer Wiese zwischen Bauer Book und Landwirt Kramer. Kapitel 2: Kriegsende und Nachkriegszeit (1945-1950) Erste Flüchtlinge Das Kriegsende kündigte sich für die Dohrener durch die Ankunft von Flüchtlingen an. Zunächst waren es Menschen auf der Flucht vor den Bombenangriffen auf deutsche Großstädte. Die ersten Flüchtlinge kamen im Herbst 1944 aus der Gegend um Aachen nach Dohren38. Ihnen folgten einige Wochen später Evakuierte aus Köln. Unter ihnen war vermutlich auch Peter Blum, von dem später noch die Rede sein wird. Ab Januar 1945 wurde der Strom der Flüchtlinge größer. Sie kamen jetzt aus dem deutschen Osten, zuerst aus Ostpreußen, später auch aus Schlesien und Pommern. Sie hatten ihre Heimat vor den anrückenden russischen Truppen verlassen müssen. Im Gegensatz zu den Flüchtlingen aus den westdeutschen Großstädten, die daran glaubten, daß sie nach einer nicht zu langen Zeit in ihre angestammten Orte zurückkehren konnten, ahnten viele Ostvertriebene, daß sie ihre Heimat auf unabsehbare Zeit verloren hatten. Dementsprechend verzweifelt waren sie, als sie in Dohren ankamen. Wie stark die psychische Belastung der Flüchtlinge auch nach ihrer Ankunft in Dohren noch war, erkannten viele Dohrener, als während eines Hochamts das Geräusch eines abstürzenden Flugzeugs bei den einquartierten Fremden beinahe eine Panik hervorrief. Aus diesem Grund sah sich Pastor Lichtenbäumer veranlaßt, das sonntägliche Hochamt auf den Nachmittag zu verlegen, da zu dieser Zeit seltener Fliegerangriffe stattfanden39. Kurz vor Ende des Krieges, am 21. März 1945, lebten in Dohren schon 194 sogenannte Fliegergeschädigte (aus Westdeutschland) und Flüchtlinge (aus dem Osten) 40. Bei Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 10 von 47 schätzungsweise etwa 600 alteingesessenen Einwohnern (1946: 617)41 war die Bevölkerung Dohrens bis zum Kriegsende damit um etwa ein Drittel angewachsen. Das Kriegsende Am Sonntag, dem 25. März 1945, war in Dohren Kanonendonner aus Richtung Lingen zu hören42. Während in der gesamten bisherigen Kriegszeit unser Dorf von unmittelbaren Kriegseinwirkungen ziemlich verschont geblieben war, rückte jetzt die Front für alle Bewohner erkennbar näher. Zuerst kamen nun in der Nacht zum Samstag, dem 7. April 1945, ein deutscher Offizier und einige weitere Soldaten ins Dorf, um anzukündigen, daß sie für die folgenden Tage hier Quartier nehmen würden43. Am Samstag gegen 9 Uhr morgens, anderen Angaben zufolge erst Sonntagnacht gegen 4 Uhr, kam dann eine Abteilung schwere Artillerie nach Dohren. Nahezu in jedem Haus und in jeder Scheune lagen nun Soldaten. Der Kommandeur hatte sich in das Pastorat einquartiert. Die Geschütze wurden an verschieden Standorten aufgestellt. Genannt werden Plätze bei Barlage, zwischen Brokjans und Brokgerken, auf dem Brokkamp in der Nähe des Hofes Decker und im Dorf bei Schene. Schon bald nach der Aufstellung der Geschütze wurde in Richtung Lingen / Handrup gefeuert, daß die Häuser zitterten. Viele Dohrener verbrachten diesen Tag, den Weißen Sonntag 1945, zu Hause, in kleinen, selbstgefertigten Erdbunkern oder im Moor. Aufgrund der häufigen Angriffe von Tieffliegern schon seit Freitag (6.4.1945) und des zu erwartenden Gegenangriff der alliierten Truppen, die schon in Handrup aufmarschierten, war dieser Sonntag der gefährlichste Tag des Krieges für Dohren. Denn der Angriff der alliierten Truppen auf die deutsche Artillerie in Dohren stand anscheinend unmittelbar bevor. Aber unser Dorf sollte noch einmal Glück im Unglück haben. Die deutschen Truppen gerieten durch zwei Faktoren in eine mißliche Lage. Zum einen waren die Engländer auf Haselünne und Aselage vorgerückt und drohten die in Dohren stationierten Truppen einzukesseln. Zum anderen ging den deutschen Soldaten die Munition aus. Diese Faktoren veranlaßten die hiesigen Truppen, sich noch am Abend des Weißen Sonntags in Richtung Herzlake zurückzuziehen. Die Dohrener waren während der kurzen Zeit der Einquartierung von den deutschen Soldaten in größerem Umfang bestohlen worden. Besonders Lebensmittel, aber auch Uhren und Pferde waren von ihnen entwendet worden. Daher waren die Einheimischen natürlich froh, als die deutschen Truppen wieder abgezogen. Am nächsten Tag, Montag, dem 9. April, kamen als Nachhut noch Infanteriesoldaten und Fallschirmjäger, die sich kurzzeitig am Rande des Dorfes aufhielten. Aber auch sie zogen vermutlich aus den oben genannten Gründen bald wieder weiter. Einen Volkssturm, das war ein letztes Aufgebot, das hauptsächlich aus Jugendlichen und alten Männern bestand, hat es im Gegensatz zu anderen Orten zur Verteidigung von Dohren nicht gegeben. Wohl aber wurden Dohrener zum Volkssturm in nahegelegene Gebiete eingezogen. Johann Brokjans und Otto Decker waren z.B. für kurze Zeit zum Volkssturm rekrutiert und nach Dalum geschickt worden44. Es fanden in Dohren keine Kampfhandlungen statt. Am Dienstag, dem 10. April 1945, hat Dohren kapituliert. Zur Übergabe gingen neben den Bürgermeistern von Klein und Groß Dohren, Robben und Rüther, vermutlich auch Pastor Lichtenbäumer mit einer weißen Fahne in der Hand den feindlichen Panzern entgegen. Der Pastor war einer der wenigen, wenn nicht der einzige im Dorf, der ein wenig Englisch sprach und sich damit überhaupt den feindlichen Truppen verständlich machen konnte. Sie teilten den Engländern mit, daß Dohren vom Militär Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 11 von 47 geräumt sei und sich nicht verteidige. Damit war der Zweite Weltkrieg für Dohren zu Ende, und Pastor Lichtenbäumer wurde für die nächste Zeit die Verbindungsperson der Dorfbevölkerung zu den Besatzungstruppen. Die unmittelbare Zeit danach sollte aber noch für einige Dohrener böse Überraschungen mit sich bringen45. Am 21.April 1945 mußten die Dohrener sämtliche Waffen, Ferngläser und Fotoapparate abgeben. Die Schule war vom 1. April bis zum 1. September 1945 geschlossen. Folgende Personen kehrten aus dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder zurück46 47: Groß Dohren Klein Dohren Barlage, August Brokgerken, August Dieker, Bernhard Dieker, Heinrich Dieker, Ignatz Fischer, Bernhard Fröhleke, Wilhelm Grote, Heinrich Kalkmann, Bernhard Kalkmann, Heinrich Kalkmann, Wilhelm Linger, Josef Loddeke, Bernhard Mähs, Clemens Nyenstein, H. Rapien, Jos. Rapien, Vinz. Rüther, Hermann Schröder, Bernhard Schröder, Heinrich Schüring, Heinrich Schüring, Hermann Schüring, Clemens Thünemann, Heinrich Völker, Bernhard † 20.05.1941 † 03.08.1941 † Nov. 1942 † 25.03.1945 † 14.09.1942 † 15.09.1944 † Aug. 1944 † 03.02.1943 † 24.09.1944 † 12.02.1943 † 25.09.1944 † 14.08.1944 † 07.08.1944 † 30.10.1944 † 13.04.1945 Verm. 1943 † 28.07.1941 † 16.03.1945 † 10.07.1942 † 16.01.1943 † 17.11.1941 Verm. 1943 † 17.07.1944 †22.03.1943 † 05.08.1944 Berens, Heinrich Book, Engelbert Book, Hermann Hempen, Bernhard Hilling, Gerhard Hilling, Heinrich Holterhaus, Franz Holterhaus, Otto Kerkhoff, Bernhard Kramer, Bernhard Kramer, Heinrich Kramer, Wilhelm Mai, Carl Mai, Paul Ostermann, Otto Ostermann, Paul Rapien, Anton Rapien, Ewald Rapien, Josef Rapien, Wilhelm Robben, Bernhard Robben, Hermann Rüther, Josef Schene, Bernhard Schröder, Josef Tebbe, Bernhard Toben, Bernhard Vorwerk, Heinrich Wienöbst, Bernhard Wilken, August vermißt seit 1945 vermißt seit 1945 † 23.08.1943 † 06.08.1943 † 20.07.1943 † 20.07.1947 * † 23.01.1945 † Nov. 1947 vermißt seit Febr.1945 † 11.01.1940 † 04.07.1944 † 14.08.1944 † 15.07.1942 † 18.01.1942 † 27.07.1943 † 1944 † 14.08.1943 † 02.09.1943 † 14.05.1942 † 02.09.1943 † 03.10.1946 † 24.08.1944 † 25.09.1944 † 25.10.1944 † 23.03.1945 † 19.12.1942 † 26.01.1944 vermißt seit 1943 † 11.01.1944 † 10.10.1944 * gestorben in russischer Kriegsgefangenschaft Die Bevölkerungszahl der Gemeinden Groß und Klein Dohren wird bei der Volkszählung vom 17.5.1939 mit zusammen 812 Personen angegeben48. Hierin enthalten sind etwa 192 Personen, die im Arbeitsdienstlager wohnten, also nicht zur originären Dohrener Bevölkerung zählten. Wenn man diesen Personenkreis abzieht, ergibt sich für die Zeit unmittelbar vor dem Krieg eine Bevölkerungszahl von 620 Personen49. Nach dem Krieg ermittelt die Volkszählung 1946 für ganz Dohren eine Personenzahl von 617 Bürgern plus 212 Flüchtlingen50. Während des Zweiten Weltkrieges ist die Bevölkerungszahl Dohrens also im wesentlichen stabil geblieben, obwohl 55 Einwohner (= 9%) durch den Krieg ihr Leben verloren oder seitdem vermißt sind. Etwa ein Drittel der Dohrener Kriegsteilnehmer kehrte nicht wieder zurück. Bernhard Tappel wurde von den Besatzungstruppen zum 1. Juni 1945 zum Bürgermeister von Groß und Klein Dohren ernannt51 52. Nach Aussagen von Zeitzeugen wurde Tappel von Pastor Lichtenbäumer für dieses Amt vorgeschlagen. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 12 von 47 Unruhen durch marodierende ehemalige Kriegsgefangene Über dieses düstere Kapitel Dohrener Geschichte informiert uns die Kirchenchronik wie folgt53: "Eine große Gefahr für unser Dorf waren auch die zurückgebliebenen Polen, welche seit 6 Jahren bei Frericks ihr Lager hatten. Sie fühlten sich jetzt, da die Deutschen Soldaten zurückgedrängt wurden, als die Herren der Lage. Am Sonntag, dem 15. April [1945] hatten sie sich Brantwein verschafft und waren fast alle betrunken. In diesem Zustande drangen sie in verschiedene Häuser [ein], verlangten vor allem noch weiter Schnaps und bedrohten die Bewohner mit Hausababrennen und Töten. Einen Polen, dem die Bande nicht gewogen war, hat man bei Brokgerken vom Hofe geholt und blutig geschlagen, wie ein Schwein mit gebundenen Füßen nach Herzlake getrieben und unterwegs mit Schlagen und Treten gequält. In der darauffolgenden Nacht haben dieselben Polen einen bei Bauer Ostermann beschäftigten Russen, einen allgemein beliebten Menschen, buchstäblich tot geschlagen mit Knüppeln und auf der Landstraße liegen lassen. Am folgenden Tage ist er auf dem Dohrener Friedhof begraben. Am gleichen Tage wurde auch eine Ukrainerin, welche bei einer Brückensprengung verletzt war und darum gestorben ist, durch den Herrn Pastor beerdigt, da dieselbe röm. kath. war. Inzwischen war auch Herzlake von den Engländern besetzt worden, und mußte die Mordtat der englischen Kommandantur gemeldet werden. Am Abend kam ein engl. Offizier mit 5 Mann und führte sämmtliche im Lager befindlichen Polen ab. Darauf hatte der Offizier eine längere Unterredung mit dem Herrn Pastor. Er forderte bis zum folgenden Mittag Abgabe sämmtlicher im Dorf befindlicher Waffen und Munition, ebenso aller Ferngläser und Fotoapparate." Weiter berichtet die Kirchenchronik54: "Am Abend des 22. April [1945] ist eine Bande Polen, teilweise in englischer Uniform, mit einem Lastauto im Dorfe erschienen. Es waren darunter auch einige, die vorher oft auf den Bauernhöfen gearbeitet und in der ganzen Gegend gut bekannt waren. Sie forderten unter vorgehaltenem Revolver Fleisch, Schinken, Würste u.s.w. Sie kamen nach Brokjans, Brokgerken, Barlage und haben Säcke voll Fleich, Kleidung, Fahrräder und dergleichen mitgenommen. Dann hat man auf einigen Höfen den Mädchen und Frauen die Kleider vom Leibe gerissen und sie zu vergewaltigen versucht, was auch teilweise gelungen ist. Schließlich hat man bei Frericks noch einige Sack Mehl und Zucker mitgenommen. Ähnliche räuberische Überfälle werden auch aus Lage, Andrup, Westrum gemeldet." Die Affäre Lichtenbäumer Um sich eine besssere Vorstellung vom Wirken Pastor Lichtenbäumers machen zu können, soll hier zuerst die Vorgeschichte dargestellt sowie einige biografische Daten angegeben werden55. Paul Lichtenbäumer wurde am 4.11.1901 in Hamm / Westfalen geboren und machte 1923 in Vechta sein Abitur. Er trat in dem Orden der Dominikaner ein, bekam den Ordensnamen Reinald und studierte an einer Schule dieses Ordens in Düsseldorf vom April 1924 bis Juli 1927. Vermutlich nach einem Aufenthalt in Paris setzte er sein Studium in Düsseldorf von Oktober 1927 bis August 1930 fort. Am 10. August 1930 wurde er in Mönchengladbach zum Priester geweiht. Vom 1. April 1931 bis 1932 war er in SchwagstorfKellinghausen Kaplan, seit dem 1. Oktober 1932 Vikar und Schulrat in Fürstenau. Im Jahr 1932 verließ er den Dominikanerorden. Vom 9.3.1937 bis 1939 kam er als Vikar nach Gesmold. Seit dem 15.1.1939 versah er seinen Dienst als Pastor in Dohren. Nach dem Krieg erfolgte zum 1. Oktober 1948 seine Ernennung zum Pastor der Kirchengemeinde Hollage (bei Osnabrück). Nach eigenen Angaben wurde er am 10. Mai 1935 in Bonn zum Doktor der Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 13 von 47 Theologie promoviert. Dazu gibt es eine undatierte Notiz des Osnabrücker Generalvikars Ellermann: „Lichtenbäumer hat keinen Dr. – Ab sofort nicht mehr verwenden.“ Welche politische Richtung Lichtenbäumer vertrat, geht schlaglichtartig aus einem Monatsbericht der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) von 1935 hervor56. „Dr. Lichtenbäumer in Fürstenau, der schon häufig Vorträge über religiöse Fragen gehalten hat, wollte Anfang des Monats Februar [19]35 in einem Saale in Fürstenau einen Vortrag über Rassenkunde im "Mythus des XX. Jahrhunderts" halten. Im Einvernehmen mit der Kreisleitung der NSDAP und nach Zustimmung der Staatspolizeistelle ist dieser Vortrag mit Rücksicht auf die angeordnete Beschränkung der kirchenpolitischen Veranstaltungen vom Landrat nicht zugelassen. Das Verbot ist in dem nationalsozialistisch eingestellten Teile der Bevölkerung in Fürstenau begrüßt worden. In Fürstenau ist auch in letzter Zeit ein katholischer Jungmädelbund ins Leben gerufen worden und zwar als Unterabteilung des kath. Frauenbundes. Die Mitgliederzahl soll z. Zt. 17 betragen. Infolge dieser Neugründung sind einige kath. Mädchen aus dem BDM ausgetreten. Es erregt macherorts Unwillen, daß verschiedene kath. Kirchen an den nationalen Gedenkund Feiertagen noch immer nicht in den Reichsfarben flaggen.“ Lichtenbäumer wollte sich in seinem Vortrag anscheinend gegen die Rassengesetze der Nazis wenden. Mit der Gründung einer Gruppe des katholischen Jungmädelbundes und der Flaggenverweigerung wird er von den Nazis bestimmt in Zusammenhang gebracht worden sein, obwohl es in dem Gestapo-Bericht nicht ausdrücklich so berichtet wird. Daß Lichtenbäumer aufgrund der dargestellten Vorkommnisse den Nazis ein Dorn im Auge gewesen ist, ist wohl mehr als nur wahrscheinlich. In Dohren kursiert noch heute das Gerücht, daß Lichtenbäumer vom Bischof mit seiner Versetzung nach Dohren aus der Schußlinie der Nazis gezogen werden sollte. Wenn dem so sein sollte, dürfte man ihn in einem so kleinen, abgelegenen Moordorf, wie es Dohren zu der Zeit gewesen ist, in Sicherheit geglaubt haben. Als Indiz für die angeführte These wird genannt, daß Lichtenbäumer noch als relativ junger Mann im Alter von 37 Jahren nach Dohren kam, während bis dahin überwiegend ältere Geistliche nach hier entsandt wurden. Doch nun zu der Affäre selbst57 58. Zu Kriegsende waren einige Soldaten schon wieder nach Hause zurückgekehrt. Sie hielten sich in ihren Elternhäusern versteckt, ließen sich zumindest nicht in der Öffentlichkeit sehen59. Denn für die deutschen Behörden waren diese jungen Männer Deserteure, für die alliierten Truppen feindliche Soldaten. Nachdem die Front über Dohren hinweggelaufen war, ohne daß hier wesentliche kriegerische Auseinandersetzungen stattgefunden hätten, war die Situation für diese Früh - Heimkehrer recht unsicher. Am 16. April 1945 verfaßte der von den Besatzungstruppen eingesetzte Oberkreisdirektor Ermert ein Schreiben an die Bürgermeister des Kreises Meppen, in dem es heißt60: „Versprengte deutsche Soldaten in Uniform sowohl als auch solche in Zivil, die noch nicht von der Wehrmacht entlassen sind, haben sich unverzüglich bei der Militärverwaltung in Meppen (Kreishaus) zu [melden].“ Ob dieses Schreiben im Originalwortlaut in Dohren bekanntgemacht worden ist, ist zumindest fraglich. Jedenfalls erscheint am Montag, dem 16.04.1945, ein englischsprechender Offizier mit fünf Mann im Dorf, der mit Pastor Lichtenbäumer ein längeres Gespräch führt. Entweder bei diesem Gespräch oder kurz darauf teilt der Offizier Lichtenbäumer mit, er möge den Einwohnern Dohrens verkünden, daß sich die im Dorf befindlichen Soldaten bis zum folgenden Mittag in Uniform bei der Militärkommandantur in Herzlake melden sollten. Anderen Angaben zufolge sprachen Eltern dieser heimgekehrten Soldaten Pastor Lichtenbäumer an und fragten ihn um Rat, wie der Aufenthalt ihrer Kinder hier legalisiert werden könnte. Als einer der ganz wenigen, wenn nicht der einzige, der in Dohren ein wenig Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 14 von 47 englisch sprach, habe sich Lichtenbäumer an den englischen Offizier gewandt und einen Hinweis erbeten, was in dieser Sache geschehen solle. Lichtenbäumer erhielt daraufhin die oben erwähnte Antwort und übersetzte sie den umstehenden Personen ins Deutsche. Am nächten Morgen, am Dienstag, dem 17. April 1945, gab Lichtenbäumer nach der Frühmesse in der Kirche noch einmal bekannt, daß sich die verprengten Soldaten in Herzlake melden sollten. Die Mitteilung der Alliierten kam bei den Heimkehrern anscheinend so an, daß sie nach Herzlake kommen sollten, um ihre Entlassungspapiere entgegenzunehmen. Ob dies nur eine Interpretation des Stellungsbefehls der Engländer durch Lichtenbäumer war und er diese Aussage so verkündet hat oder ob die Dohrener seine Aussage nur so verstanden haben, blieb fraglich, ist für die Beurteilung des weiteren aber ziemlich wichtig. Die Interpretation, daß die Dohrener sich ihre Entlassungspapiere abholen sollten, war deswegen naheliegend, weil ja schon in dem Schreiben des Landrats stand, daß sich die Soldaten, die „noch nicht von der Wehrmacht entlassen sind“, zu melden hätten. Von dieser Aussage bis zu der Meinung, man solle sich die Entlassungspapiere abholen, ist es nur ein kleiner Schritt. Jedenfalls machten sich noch am gleichen Tag (17.4.1945) die betroffenen jungen Dohrener guten Mutes und nichts Böses ahnend auf den Weg nach Herzlake, um sich dort zu melden und ihre Entlassungspapiere entgegenzunehmen. Einige der jungen Männer fuhren mit einem „Landauer“, einem großzügigen Pferdewagen, nach Herzlake, hatten angeblich eine Flasche Schnaps dabei und waren anscheinend bester Stimmung. Zum Teil trugen sie auch – wie angeordnet – ihre Wehrmachts-Uniform, wie z.B. Johannes Brokjans. Dieser hatte die Uniform schon vergraben, aber extra zu diesem Zweck wieder ausgegraben. Daß Josef Kerkhoff seine SS-Uniform angelegt hatte, wurde von einigen allerdings mit einer speziellen (zum Kopf führenden) Handbewegung bedacht. Die Ernüchterung bei der Ankunft auf der Kommandantur muß groß gewesen sein. Denn sie wurden nach einer eingehenden Durchsuchung bis auf einen von den Besatzungstruppen festgenommen und umgehend als Kriegsgefangene abtransportiert. Und was dem Ganzen die Krone aufsetzte: Der einzige, der wieder nach Hause geschickt wurde, war ausgerechnet der in schwarzer Uniform erschienene SS-Mann Josef Kerkhoff, Mitglied der SS-Totenkopf-Verbände und der Leibstandarte Adolf Hitler!61 Schon um seine Ankunft in Herzlake rankt sich eine Legende. Er soll mit seinem Fahrrad in voller Fahrt auf die Hasebrücke zugefahren sein, die von drei englischen Soldaten mit Maschinenpistole im Anschlag bewacht worden sein soll. Der erste Soldat sei vollständig überrascht mit offenem Mund zu Seite getreten und habe Kerkhoff auf die Brücke fahren lassen. Der zweite Soldat, der in der Mitte der Brücke stand, soll vor Schreck ins Wasser gespungen sein. Und erst der dritte habe ihn aufgehalten. Eine etwas weniger abenteuerliche, dafür aber realistischer klingende Version als die oben aufgeführte beschreibt Bernhard Starmann62, der selbst bei dieser Aktion zum Kriegsgefangenen wurde: „Als wir am anderen Ufer waren, gerieten unsere Bewacher auf einmal in Panik. In der Zuckerstraße war Josef Kerkhof aufgetaucht in voller SS-Uniform. Er hatte sich verspätet und hatte seinen Bruder mit, um auch die Papiere zu bekommen. Unsere Bewacher ließen uns stehen und stürmten zur anderen Seite. Alle 4 Briten brachten ihn mit Maschinenpistolen im Anschlag über die Brücke." Kerkhoff soll den Engländern dann so viel „wirres Zeug“ erzählt haben, daß er „nicht für voll genommen“ wurde. Über Josef Kerkhoff gibt es noch heute unterschiedliche Ansichten: Die einen glauben, daß er bei den Engländern eine ausgezeichnete schauspielerische Leistung abgeliefert hat, andere meinen, daß er tatsächlich „nicht ganz dicht“ gewesen ist. Eine dritte Gruppe meint, beide vorgenannten Meinungen seien richtig. Sicher ist, daß Josef Kerkhoff nach dem Verhör durch die Engländer wieder freigelassen wurde und nach Hause zurückkehrte. Pastor Lichtenbäumer erwartete ihn dann schon in der Nähe des Hauses Kerkhoff. Er hatte die Engländer vorgewarnt ... Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 15 von 47 Bernhard Starmann berichtet weiter: „Dort wurden wir mit ihm gemeinsam zur Kommandantur gebracht. Josef Kerkhoff wurde dem Kommandanten vorgestellt und die übrigen bei Moormann in die Garage gebracht. Dort wurden wir gefilzt und auf Waffen untersucht. Alle Wertsachen und scharfen Gegenstände wurden uns abgenommen. Kerkhoff konnte durch seinen Bruder und seine Papiere dem Kommandanten glaubhaft machen, daß er schon von der deutschen Wehrmacht wegen einer Neurose beurlaubt war. Sein Bruder mußte eine Erklärung unterschreiben, daß er für ihn verantwortlich sei und er konnte wieder nach Hause fahren.“ Über den weiteren Verlauf schreibt Starmann: „Die übrigen neun, Alois Schulte, Hermann Hemmen, Albert Rüther, Hermann Rüther, Otto Dieker, Johannes Brokjans, Bernhard Starmann, Hugo Stalinski und Hans Weyers wurden eine Stunde später mit einem LKW nach Bentheim gebracht. Hugo Stalinski und H. Weyers kamen aus Köln“. Sie waren Flüchtlinge und zusammen mit ihren Familien in Dohren untergebracht worden. Die Dohrener Kriegsgefangenen wurden laut Starmann zum überwiegenden Teil in ein Lager in der Nähe von Brüssel gebracht. Anderen Angaben zufolge befand sich das Krieggefangenenlager in der Nähe von Antwerpen (Entfernung Brüssel – Antwerpen ca. 25 km). Die ersten wurde wohl schon Ende Juni 1945 wieder entlassen, die meisten blieben etwa 3 Monate in Gefangenschaft. Als letzter kam Bernhard Starmann am 2. November 1945 frei. Die überraschende Gefangennahme der jungen Dohrener führte im Dorf natürlich zu großem Aufsehen. Noch in derselben Woche bildete sich zumindest in Teilen der Dohrener Bevökerung die Meinung, Pastor Lichtenbäumer trage Schuld für die Verschleppung der Soldaten. Spätenstens am Samstag nach dem Abtransport, es war der 21.4.1945, erfuhr auch Lichtenbäumer von dem gegen ihn gerichteten Vorwurf. An diesem Tage begegnete der Vater von Pastor Lichtenbäumer, Carl Lichtenbäumer, in der Gaststätte Frericks dem Bauern Georg Schulte, dessen Sohn auch zu den Gefangenen gehörte. Wie Carl Lichtenbäumer selbst schreibt, „fauchte“ Schulte ihn an, „der Pastor sei schuld, daß die Jungens gefangen seien“. Lichtenbäumer teilt diesen Vorfall umgehend seinem Sohn mit. Am drauffolgenden Tag, Sonntag, dem 22. April 1945, ging Lichtenbäumer in der Kirche nach der Frühmesse auf die Geschehnisse ein63. Ihm sei zu Ohren gekommen, daß Gemeindemitglieder meinten, er habe die Kriegsgefangenen an die Besatzungstruppen verraten. Georg Schulte befand sich bei dieser Messe auf dem Orgelboden und rief daraufhin laut in die Kirche hinein: „Stimmt!“ Es entstand ein lautes Wortgefecht zwischen Georg Schulte, Josef Rüther, dessen Sohn Albert ebenfalls zu den Gefangenen gehörte, und anderen auf der einen Seite und Pastor Lichtenbäumer auf der anderen. Lichtenbäumer beteuerte, daß er nur im Auftrage die Frage wegen der Urlauber gestellt und die Verfügung nur im Auftrage bekannt gemacht habe. Paul Lichtenbäumer schreibt weiter: „Ohne denselben [seinen Sohn, den Pastor] ausreden zu lassen, fingen verschiedene Angehörige der betroffenen Urlauber in der Kirche ein wüstes Geschrei und Toben an, wie solches in einer katholischen Kirche noch nicht gehört worden ist. Die Leute haben sich wie die schlimmsten Bolschewisten betragen, so daß dies für alle Zeiten eine Schande für Dohren ist.“ Im Verlauf dieser Auseinandersetzung kam der Groß Dohrener Bürgermeister Josef Rüther vom Orgelboden herunter, stellte sich in den Mittelgang und drohte dem Pfarrer mit der Faust. Lichtenbäumer brach die "Aussprache" ab und die Gemeindemitglieder verließen äußerst erregt die Kirche. Noch am selben Sonntagabend kommt Georg Schulte auf Veranlassung von Lehrer Auf der Landwehr zum Pastor, vermutlich um der Auseinandersetzung die Spitze zu nehmen. Er stellt alles als ein „Mißverständnis“ hin. Da wohl kaum angenommen werden kann, daß Schulte seine Meinung innerhalb von ein paar Stunden vollständig geändert hat, ist zu vermuten, daß er den ersten Schritt auf den Pastor zu machen wollte, um den Konflikt zu entschärfen. Dieser Versuch wird jedoch von Seiten Lichtenbäumers wohl als Eingeständnis eines begangenen Unrechts seitens der „Aufwiegler“, wie er sie sieht, gründlich mißverstanden. Der Vater, Paul Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 16 von 47 Lichtenbäumer, schreibt: „Es war ihm wohl schließlich die Erkenntnis gekommen, welche Folgen für die Aufwiegeler und das ganze Dorf eine Anzeige bei dem Englischen Commandanten in Haselünne [Herzlake?] nach sich gezogen hätte.“ Beide Seiten fühlen sich weiterhin völlig im Recht. Am folgenden Dienstag, dem 24. April 1945, treffen sich alle Beteiligten im Pastorat. Vater Lichtenbäumer schreibt und wohl auch sein Sohn glaubt, daß die Dohrener kommen, um „Abbitte zu leisten“. Seinen Worten zufolge wäre damit „die Angelegenheit seitens des Herrn Pastors erledigt gewesen“. Daß es für den Pastor angesichts der Tatsache, daß er an der Gefangenschaft ihrer Kinder ja nicht unbeteiligt war, ratsam gewesen wäre, seinerseits auf die Dohrener zuzugehen, ist ihm anscheinend nicht in den Sinn gekommen. Daher kommt es an diesem Abend auch zu keiner Verständigung, sondern nur zu neuem Streit. Paul Lichtenbäumer schreibt: „An diesem Abend aber war von Abbitte keine Spur. Es war gerade, als wenn die Leute ohne Verstand gewesen seien. Am lautesten waren wieder der Bürgermeister Rüther und eine Kölnerin, eine Frau Stalinski [, deren Mann auch in Gefangenschaft geraten war]. Als der Herr Pastor ihnen erklärte, daß auf eine solche Sabotage mindestens zehn Jahre Zuchthaus ständen, erwiderte man ihm: Er als kath. Priester dürfe nicht andere Leute durch Anzeige unglücklich machen.“ Der Vorfall hatte sowohl ein religiöses als auch ein kirchenpolitisches Nachspiel. Zuerst das religiöse: Lichtenbäumer sah die Kirche durch die lautstarke Auseinandersetzung und die Drohung mit Gewalt entweiht. Vielleicht noch mehr empfand er den Vorfall als eine persönliche Beleidigung. Daraus zog er Konsequenzen. Sein Vater schreibt: „Da niemand von den Schändern des Gotteshauses bei der Radauszene am 3. Sonntag nach Ostern sich entschuldigt hatte, hielt der Pastor am folgenden Sonntag eine ernste Predigt an die Gemeinde. Zum Schluß forderte er die Gläubigen auf, dem Heiland im Tabernakel Sühne zu leisten für die ihm, dem Gotteshaus und dem Priester [man beachte der Reihenfolge und die doppelte Nennung seiner Person !] angetane Schändung. Von nun an soll für alle Zeiten, jedes Jahr am 3. Sonntag nach Ostern eine Sühne-Prozession gehalten werden, in welcher der Priester das Kreuz trägt.“ Diese Prozessionen um die Kirche herum fanden tatsächlich einige Male statt. Nach der Versetzung des Pastors im Jahre 1948 wurde die Prozession dem Vernehmen nach nicht weiter durchgeführt. Und nun das kirchenpolitische Nachspiel: Carl Lichtenbäumer schreibt dazu in der Krichenchronik: „Anfang Mai [1945?] hat der Herr Pastor dem hochw. Herrn Bischof Bericht erstattet über die traurigen Vorgänge in der Dohrener Kirche. Auf seinen Antrag wurden die Herren Schulte und Rüther ihres Amtes als Kirchenvorsteher [= Kirchenvorstandsmitglieder] enthoben.“ Doch ganz so, wie Vater Lichtenbäumer es dargestellt, scheint es nicht gewesen zu sein. Richtig ist wohl, daß Pastor Lichtenbäumer Georg Schulte und Josef Rüther aus dem Kirchenvorstand entließ. Über diesen Vorgang entstand ein Schriftwechsel zwischen dem bischöflichen Stuhl in Osnabrück64 und Lichtenbäumer, in dessen Verlauf er von Osnabrück aufgefordert wurde, die von ihm eigenmächtig vorgenommene Entlassung rückgängig zu machen. Dies stellte Lichtenbäumer gegenüber Osnabrück als „nicht möglich“ dar. Wie aufgewühlt die Gefühle über eine längere Zeit gewesen sein müssen, geht aus einer Bemerkung in einem Schreiben des Generalvikars an Lichtenbäumer vom 2.2.1948 hervor: „Es ist dem unterzeichneten GV [Generalvikar] trotz mehr als 40jähriger Tätigkeit [...] noch niemals vorgekommen, daß ein nachgeordneter Geistlicher solche Töne gegenüber seiner vorgesetzten Kirchenbehörde angeschlagen hat.“ Das Klima zwischen dem Pastor und und großen Teilen der Gemeinde dürfte vergiftet gewesen und geblieben sein. Für Lichtenbäumer scheint sich die Situation in den drei Jahren nach 1945 nicht wesentlich gebessert zu haben. Jedenfalls notiert Bischof Berning am 10. August 1948: „Pastor Lichtenbäumer in Dohren bat mündlich in Bokeloh am 8.8.[1948], wie Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 17 von 47 er schon früher schriftlich vorgetragen hatte, ihn zum Herbst nach einer südlichen Diözese zu beurlauben, da er in einem günstigen Klima sein Halsleiden auskurieren könne.“ Welche Art von „Klima“ in Dohren ungünstig für Lichtenbäumer war, können wir uns wohl denken. Und schon am 19. August 1948 schreibt der Bischof an Lichtenbäumer: „Da Sie mich mit Rücksicht auf Ihren Gesundheitszustand mehrmals gebeten haben, in eine südliche Diözese für einige Zeit beurlaubt zu werden, will ich Ihnen jetzt gestatten, eine Stelle im Süden, die Ihnen in Aussicht gestellt ist, zum 1. Oktober zu übernehmen. Ich habe als Ihren Nachfolger von Dohren Herrn Vikar Holzem in Bokeloh in Aussicht genommen.“ Für Lichtenbäumer kommt es dann aber doch anders, als er es geplant hatte. Er wird zwar zum 1.10.1948 versetzt, aber nicht in eine „südliche Diözese“, sondern nach Hollage bei Osnabrück. Dort entfaltete er ein Wirken mit großem sozialem Engagement. In einer Festschrift der Gemeinde Hollage heißt es65: „Pastor Paul Lichtenbäumer, seit 1948 in Hollage, ist es zu verdanken, daß erste Schritte zur Beseitigung der großen Wohnungsnot in Hollage unternommen wurden. [...] Nach anfänglichen Schwierigkeiten, von Grund und Boden wollten die Bauern sich nicht trennen, gelang es dann doch [...] eine Ödlandfläche von etwa 6 ha zum Preis von 0,30 DM je Quadratmeter im Hollager Ortsteil Junge Heide zu erwerben. Der Siedlungsplan umfaßte 52 Siedlungshäuser, die jeweils auf Grundstücken von 2.000 qm errichtet werden sollten. [...] Die Siedlung konnte nur errichtet werden, da die Siedler in Gemeinschaftsarbeit ihre Häuser erbauten und in Pastor Lichtenbäumer einen nie ermüdenden Förderer des sozialen Wohnungsbaus fanden. [...] Der Name von Pastor Lichtenbäumer verbindet sich neben dem Bau des Schwesternhauses [...] auch mit der Hollager Laienspielschar. Am 15.1.1958 verließ er Hollage und lebt heute (1998) hochbetagt als Pensionär in Iserlohn. Flüchtlinge in der Nachkriegszeit Während vor dem Ende des Krieges hauptsächlich Ausgebombte und Evakuierte aus den westdeutschen Großstädten und bald darauf Ostvertriebene nach Dohren kamen, waren es nach dem Ende des Krieges auch weiterhin Vertriebene aus dem Osten und zusätzlich sogenannte B-Soldaten, die nach hier - man kann sagen - verschlagen wurden. Diese deutschen Militärangehörigen hatten ihre Heimat in der nun polnisch oder sowjetisch besetzten Zone und konnten oder wollten nicht nach dort entlassen werden. Im Gegensatz zu den A-Soldaten, die ihre Heimat in Westdeutschand hatten, sahen sich die alliierten Truppen gehalten, für diese Personen nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft neue Aufenthatsorte und nach Möglichkeit auch neue Arbeitsplätze zu finden. Da die allermeisten bisher in Deutschland festgehaltenen Kriegsgefangenen unmittelbar nach ihrer Befreiung versuchten, wieder in ihre alte Heimat zu gelangen und viele deutsche Soldaten nicht oder nicht sofort aus dem Krieg heimkehrten, ergab sich ein ernsthafter Mangel an Arbeitskräften in der hiesigen Landwirtschaft. Als eine der ersten Gruppen von deutschen Militärs in alliierter Kriegsgefangenschaft wurden daher die B-Soldaten, die vor dem Krieg in der Landwirtschaft gearbeitet hatten, aus der Gefangenschaft entlassen, wenn sie eine Arbeitsstelle in der westdeutschen Landwirtschaft annehmen wollten. Und das wollten fast alle von ihnen, schon um aus den Internierungslagern herauszukommen. Die Zuweisung von Vertriebenen und B-Soldaten organisierten die alliierten Militärdienststellen in Zusammenarbeit mit den eilig eingesetzten Landräten, Oberkreisdirektoren und Bürgermeistern. Für den Kreis Meppen war dies als Landrat Hermann Plate und als Oberkreisdirektor Friedrich Ermert66. Für Groß und Klein Dohren wurde Bernhard Tappel als Bürgermeister eingesetzt67. Ein Mitspracherecht hatten die deutschen Behörden in der ersten Zeit nach dem Kriege nicht. Sie hatten ausschließlich die Anweisungen der alliierten Militäradministration zu vollziehen. Die Kreisbehörden verteilten die zugewiesene Anzahl von Personen auf die Dörfer und Städte und sorgte für ihren Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 18 von 47 Weitertransport nach dorthin. Die Bürgermeister hatten die Menschen in der Gemeinde aufzunehmen und auf die einzelnen Haushalte zu verteilen. Die für Dohren vorgesehenen "displaced persons", wie die Engländer sie nannten, kamen normalerweise mit dem Zug in Meppen an und wurden dort umgehend mit der MeppenHaselünner-Eisenbahn nach Herzlake weitergeleitet. Dort warteten meistens bereits die Bürgermeister (oder die von ihnen Beautragten) aus der Umgebung und nahmen "ihre" Flüchtlinge - wie sie verallgemeinernd genannt wurden - in Empfang. In der Regel wurden sie mit Pferd und Wagen dann zum Hof Tappel gebracht und von da aus in ihre neuen Unterkünfte eingewiesen68. Da die Gemeinschaftsunterkünfte der Kriegsgefangenen bei Ostermann und Frericks frei geworden waren, brachte man die Vertriebenen bevorzugt dort wie auch im ehemaligen Reichsarbeitsdienst-Lager an der Moorstraße und in der Schule unter69. Für die B-Soldaten war die zukünftige Arbeitsstelle oft schon im Vorfeld festgelegt worden oder wurde kurzfristig ermittelt. Sie begaben sich dann umgehend an ihren zukünftigen Arbeitsplatz. Bei dem entsprechenden Bauern erhielten sie in der Regel auch Verpflegung und Unterkunft 70. Nachdem die bestehenden Gruppenunterkünfte mit Vertriebenen belegt waren - und das waren sie sehr schnell - mußten neue Privatquartiere gefunden werden. Das war unmittelbar nach dem Krieg um so schwieriger, als die Flüchtlinge, die vor Kriegsende hier angekommen waren, ja schon in solchen Häusern untergekommen waren. Gelegentlich mußte mit der Anwendung polizeilicher Gewalt gedroht werden, um die Zuweisung durchzusetzen. In dieser Zeit wurden nahezu jede Scheue, jeder Hühnerstall und jedes Backhäuschen, soweit irgend möglich, mit Flüchtlingen belegt71. Ich möchte an dieser Stelle zwei Einzelschicksale von Personen darstellen, die damals nach Dohren kamen. Es handelt sich dabei um Herrn Günter Natusch und um Frau Politz. Herr Natusch steht für die Gruppe der B-Soldaten, Frau Politz ist eine Vertriebene aus dem deutschen Osten. Herr Natusch geriet bei Kriegsende in englische Kriegsgefangenschaft und befand sich im Juni 1945 im einem Lager in der Nähe von Eutin (Schleswig-Holstein). Dort wurden die Gefangenen in zeitlicher Abfolge je nach Beruf entlassen, nach Angaben von Günter Natusch zuerst die Eisenbahner und dann die Landwirte, zu denen er gehörte. Bei der Eingangsbefragung hatten viele Kriegsgefangene einen anderen Beruf als ihren tatsächlichen landwirtschaftlichen angegeben. Ein Bauer galt zu dieser Zeit nicht viel. Als aber die Landwirte zur Entlassung anstanden, war der Andrang natürlich groß. Von Eutin aus kam er nach Georgsmarienhütte bei Osnabrück. Dort wurde er gefragt, wohin er gehen wolle. Da er die ungünstigen Verhältnisse auf den großen landwirtschaftlichen Gütern im Osten kannte, bat er, nicht dahin zu kommen, wo große Bauern ansässig sind. Man beschied ihm, daß in diesem Falle idealerweise das Emsland in Frage komme. So kam Günter Natusch zunächst nach Meppen und dann mit der Eisenbahn nach Herzlake. Dort warteten schon die Bürgermeister der umliegenden Orte auf die ehemaligen Soldaten. Jeder der Bürgermeister hatte offensichtlich eine bestimmte Zahl von Männern als Arbeitskräfte für die Bauern in seiner Gemeinde zugeteilt bekommen. Der Bürgermeister von Neuernlande, dem Günter Natusch zugeteilt wurde, übernahm eine Gruppe von etwa 10 Männern. Herr Natusch kam zum Bauern Book in Neuenlande. Ein halbes Jahr später wechselte er zum Bauern Wilbers, wo er bis zum März 1948 blieb. Danach ging er zu Schnelker in Felsen. Zu dieser Zeit lernte er Elisabeth Loddeke aus Groß Dohren kennen und heiratete sie 1949. Zuerst wohnten sie auf ihrem elterlichen Hof. Auf einem Grundstück, das teilweise zu diesem Hof gehörte, bauten sie von 1950 bis 1952 ihr Haus am Mühlenweg 4, in dem sie bis heute leben72. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 19 von 47 Ein bitteres Flüchtlingsschicksal hat Frau Elfriede Politz, geb. Janke, erlebt. Bei Kriegsende wohnte sie auf Gut Heidebrick in Schlennin, Kreis Belgard in Pommern (Hinterpommern, Regierungsbezirk Köslin). Nach dem Ende des Krieges lebte sie noch zwei Jahre unter polnischer Besatzung. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Säugling Monika trat sie in einem Treck mit Pferd und Wagen zusammen mit vielen – wenn nicht allen – verbliebenen deutschen Einwohnern die Fahrt in die Kreisstadt Belgard an. Von da aus ging es mit der Eisenbahn weiter. Ihre Mutter ist unterwegs in einem Lager in Göttnitz im heutigen Landkreis Bitterfeld gestorben. Weiter ging es nach Lübeck. Hier lernte sie den Vater ihres zweiten Kindes, Helga, kennen. Elfriede, genannt Frieda, Janke kam dann im Frühjahr oder Sommer 1947 mit ihrem Säugling, Monika, auf dem Bahnhof in Herzlake an. Die Reise war anscheinend von den Behörden organisiert. Jedenfalls wurde sie in Herzlake erwartet. Auf dem Bahnhof wurde durchgesagt (per Lautsprecher?), daß sie sich nach Dohren zu begeben habe. Vermutlich hatte Frieda Janke selbst darauf hingewirkt, nach Dohren zu kommen, da ihr Vater schon seit vier [?] Jahren bei Hegger / Holtgers wohnte. Sie wurde auf dem Dachboden auf dem Hof Ostermann (heute Renze) einquartiert. Da wohnte sie zusammen mit den Familien Zappes und Werlein. Der Vater ihres Kindes Helga kam 1947 zu Hamsterfahrten nach Dohren. Am 6.6.1948 wurde ihre Tochter Helga geboren. Frieda Janke hatte es zu dieser Zeit in Dohren sehr schwer. Sie war Flüchtling, lebte von der Fürsorge (heute Sozialhilfe genannt), hatte als ledige Mutter zuerst ein, dann zwei Kinder und war evangelisch. Überheblichkeit ist hier in unseren Zeiten der sexuellen Liberalität und der allgemeinen Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln nicht angebracht. Frau Janke brachte sich und ihre Kinder auch mit dem Stricken von Kinderkleidung und Strümpfen durch. Vermutlich 1949 lernte Frieda Janke ihren späteren Mann Gerhard Politz kennen, den sie 1950 heiratete. Er war als B-Soldat nach Felsen gekommen und arbeitete dort beim Bauern Uhlen. Die Hochzeitsfeier fand zuerst auf dem Hof Ostermann und dann, nachdem es Frau Ostermann zu viel geworden war, in der Wohnung der Flüchtlingsfamilie Hering an der Herzlaker Straße 10 statt. Die junge Familie wohnte dann auch in diesem (später unter anderen Vorzeichen bekannt gewordene) Haus. Wenige Jahre später erwarb Gerhard Politz vom Bauern Hemmen ein Grundstück am Ziegeleiweg. Dort errichtete er in Eigenarbeit nach und nach ein Haus. Gerhard und Frieda Politz bekamen zwei Kinder, Karl-Heinz und Joachim. In dem damals erbauten Haus lebt die Witwe Politz bis heute und verbringt dort ihren Lebensabend73. Schon vor dem Ende des Krieges wurde der Strom der Bombenopfer aus Westdeutschland abgelöst von den Flüchtlingen aus dem deutschen Osten. Während die westdeutschen Flüchtlinge schon bald nach Kriegsende nicht zuletzt wegen der fehlenden Arbeitsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft wieder die Rückkehr antraten, saßen die Ostflüchtlinge hier erst einmal fest, da sie nicht wieder in ihre alte Heimat zurückkehren konnten. Eine Ausnahme bildet dabei der wahrscheinlich aus Köln stammende Peter Blum, der sich zusammen mit seiner Frau Rosa vermutlich seit Ende 1944 bis September 1948 in Dohren aufhielt74. Er wohnte beim Bürgermeister Bernhard Tappel und machte für ihn die Büroarbeit, die im Rahmen seiner Amtgeschäfte anfiel. Es gibt heute noch Dohrener, die sagen, daß man sich damals bei Angelegenheiten, die die Schriftform erforderten, gut an Herrn Blum wenden konnte, da er die Sachen zuverlässig und einwandfrei abwickelte. Auch nach dem Krieg soll Herr Blum in seinem Sommerurlaub noch oft in Dohren gewesen sein. Bürgermeister Tappel soll dann jeweils schon Wochen vorher die anstehenden Büroarbeiten für Herrn Blum „aufgehoben“ haben. Und dieser arbeitete sie dann in seinem Urlaub ab75. Die Entwicklung der Bevölkerungszahl in Dohren von der Zeit vor bis nach dem Zweiten Weltkrieg darzustellen ist wegen der vielen Sonderfaktoren etwas knifflig. Bei der Volkszählung am 17.5.1939 wurden für Dohren 812 Personen ermittelt. Durch Vergleich mit Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 20 von 47 anderen Daten geht hervor, daß davon etwa 600 Menschen zur eingesessenen Dohrener Bevölkerung gehörten und etwa 200 von außerhalb gekommen gekommen und im Arbeitsdienstlager beschäftigt waren. Schon bald nach Beginn des Krieges am 1.9.1939 verlassen die Angehörigen des Arbeitsdienstes das Lager und auch die 143 Kriegsteilnehmer aus Dohren müssen ihrer Heimat den Rücken kehren. Doch noch im gleich Jahr kommen Kriegsgefangene nach Dohren. Ihre Anzahl dürfte zwischen 1939 und 1942 von 50 auf etwa 150 angewachsen und dann bis zum Kriegsende in etwa stabil geblieben sein. Damit konnte durch die Kriegsgefangenen der Bevölkerungsverlust durch die einheimischen Kriegsteilnehmer in etwa ausgeglichen werden. Ich vermute, daß darüber hinaus die einheimische Bevölkerung in der Kriegszeit um knapp 50 Personen angewachsen ist. Die Anzahl der eingesessenen Dohrener dürfte daher gegem Kriegsende bei etwa 500 gelegen haben. Seit dem Herbst 1944 steigt die Bevölkerungszahl in Dohren durch die zuwandernden Flüchtlinge steil an. Am 21.3.1945 werden bereits 194 aus dieser Gruppe gezählt. Am Kriegsende kann die Bevölkerungszahl damit auf etwa 850 Personen geschätzt werden. Bis Ende 1945 kehren etwa 100 Dohrener Kriegsteilnehmer wieder zurück, die Kriegsgefangenen verlassen zum großen Teil das Dorf, und die Anzahl der Flüchtlinge steigt noch einmal um gut 100 Personen an, so daß in Dohren zu dieser Zeit gut 900 Personen leben. Diese Zahl ist durch eine "Namentliche Aufstellung aller Einwohner der Gemeinden Groß und Klein Dohren" belegt. Ein Drittel aller Einwohner in Dohren sind Ende 1945 Flüchtlinge. Bis Ende 1946 (1.11.1946) ist die Anzahl der Flüchtlinge schon wieder um etwa 100 zuückgegangen, so daß sich die 829 Personen starke Bevölkerung Dohrens aus 617 Einheimischen und immer noch 212 Flüchtlingen zusammensetzt76. Die Nachkriegszeit Nachdem Bernhard Tappel am 1.6.1945 von den Engländern zum Bürgermeister von Klein und Groß Dohren eingesetzt worden war, wollten diese ihm und den anderen eingesetzten Amtsträgern erst einmal beibringen, wie Demokratie funktioniert. Um die Spielregeln zu lernen, mußte Herr Tappel anfangs einmal wöchentlich mit dem Fahrrad nach Meppen fahren. Dort wurde er unterwiesen und fuhr mit den neusten Instruktionen wieder nach Hause. Zum 26. August 1945 beruft er die erste Gemeinderatssitzung nach dem Krieg für Klein Dohren ein. Obwohl er der Bürgermeister beider Dohrener Gemeinden ist, führt er die Geschäfte für beide Kommunen getrennt. Das ist auch folgerichtig. Denn einen Gemeindezusammenschluß haben die Engländer ja weder angeordnet noch vollzogen. Interessant ist, daß Tappel die Geschäfte so führt, als wäre außer dem Wechsel des Bürgermeisters sonst nichts vorgefallen. Auf der ersten Gemeinderatssitzung wird dem Rat die Jahresrechnung 1944 zur Prüfung vorgelegt und dem ehemaligen Bürgermeister Wilhelm Robben Entlastung erteilt. Die Kontinuität geht dabei so weit, daß der neue Gemeinderat mit dem alten bis auf den Bürgermeister identisch ist. Die Ratsmitglieder waren Clemens Toben, Heinrich Gödiker und der bisherige erste Mann der NSDAP in Dohren, Heinrich Kramer. Das Gremium hatte das letzte Mal am 10. September 1944 unter der Leitung von Wilhelm Robben getagt. Das Wort "Entnazifizierung" dürfte zu diesem Zeitpunkt noch ein Fremdwort gewesen sein77. Am 12. Oktober 1945 finden dann gleich zwei Gemeinderatssitzungen unter der Leitung von Bernhard Tappel statt: um 17 Uhr eine für Klein Dohren und um 19 Uhr für Groß Dohren. Hier trifft sich zum ersten Mal der jeweils von den Engländern eingesetzte neue Gemeinderat. Zwar sind auch diesmal wieder Heinrich Gödiker und Clemens Toben dabei. Heinrich Kramer, der bisher führende Nationalsozialist in Dohren, ist allerdings nicht mehr vertreten. Zum ernannten Gemeinderat von Klein Dohren gehörten neben den bereits genannten: Klemens Schmidt, Josef Auf der Landwehr, Heinrich Lübken, Heinrich Tiehen, Heinrich Deters, Josef Schmidt, Albert Rüther, Emmanuel Staß, Bernhard Frericks und Hermann Hemmen. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 21 von 47 Der ernannte Gemeinderat von Groß Dohren bestand neben dem Bürgermeister aus folgenden Personen: Wilhelm Rosen, Franz Knoop, Bernhard Kroner, Heinrich Grote, Heinrich Decker, Bernhard Dieker, Johannes Dieker, Johann Brokjans, Wilhelm Fröhleke, Heinrich Többen, Georg Schulte und Heinrich Wenker (-Hülsmann). In beiden Sitzungen legt Bernhard Tappel den ernannten Gemeinderäten das neue Verfassungsstatut der Gemeinde vor. Den Räten von Groß Dohren wird die Haushaltsrechnung für 1944 präsentiert. Dem ehemaligen Bürgermeister, Josef Rüther, wird Entlastung erteilt. Der Neuanfang nach dem Kriege begann also alles andere als revolutionär. Es wurde vermutlich auf Anweisung der Engländer an die Reste der demokratischen Vorkriegsstrukturen angeknüpft, in diesem Fall an das Haushaltsrecht des Rates. In der Folgezeit finden Ratssitzungen in Klein und Groß Dohren relativ selten statt. Am 30. Dezember 1945 wird für Klein Dohren der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1945 beraten. Die analoge Sitzung für Groß Dohren findet sogar erst am 1. Januar 1946 statt. Zu beschließen gibt es für die Ratsmitglieder beider Gemeinden in diesem Fall allerdings nichts mehr, da die Haushaltssatzung bereits am 1.10.1945 vom Bürgermeister erlassen und vom Landrat in Meppen genehmigt worden ist. Das nächste Mal tagen die Räte am 26. (Groß Dohren) und 27. Mai 1946 (Klein Dohren). Es wird ihnen die neue "Deutsche Gemeindeordnung" vorgelegt, und es wird ein Wohnungsausschuß gewählt. Dieser ist in der Folgezeit für die Probleme der Wohnungswirtschaft infolge der vielen Flüchtlinge in Dohren zuständig. Während seit Kriegsende mit Ausnahme der ersten Gemeinderatssitzung in Klein Dohren wegen des identischen Bürgermeisters die Gemeindeverwaltung völlig parallel ablief, zeigten sich ab dem Sommen 1946 Unterschiede. Bernhard Tappel war das Arbeitspensum, das er zur Verwaltung beider Gemeinden zu absolvieren hatte, zu groß geworden. Er war daraufhin beim Oberkreisdirektor in Meppen vorstellig geworden und hatte darum gebeten, die Verwaltung der Gemeinde Groß Dohren einem eigenen Bürgermeister zu übertragen. Der OKD konnte die Argumente Tappels nachvollziehen und beauftragte ihn mit der Wahl eines Bürgermeister für Groß Dohren. Diese Wahl fand am 22. Juli 1946 statt. Es stellten sich vier Bewerber zur Wahl, von denen Bernhard Gebbeken mit acht von elf Stimmen gewählt wurde. Jedoch hatten die deutschen Verwaltungsbeamten und Politiker hier die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn Bernhard Gebbeken erhielt keine Bestätigung der Militärregierung. Diese hatte nämlich beschlossen, im Herbst 1946 die ersten freien Kommunalwahlen nach dem Krieg durchführen zu lassen. Da paßte es ihnen wohl nicht ins Konzept, daß kurz vorher noch ein Bürgermeister von einem deutschen, nicht demokratisch legitimierten Gremium eingesetzt wurde. Und so führte Bernhard Tappel auch weiterhin die Amtsgeschäfte für Klein und Groß Dohren. Das änderte sich erst nach der ersten Nachkriegskommunalwahl. Am 1. Oktober 1946 traten die neuen Gemeinderäte von Groß und Klein Dohren zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Als Bürgermeister wurden Bernhard Tappel für Klein Dohren und Bernhard Gebbeken für Groß Dohren (wieder)gewählt. Während Bernhard Tappel für insgesamt über 40 Jahre im Amt blieb, wechselte der Bürgermeister von Groß Dohren häufiger. Bernhard Gebbeken blieb nur gut ein Jahr bis zum 4. Dezember 1947 im Amt. An diesem Tag wurde Gerhard Dulle zum Bürgermeister gewählt. Er bekleidete dieses Amt bis zur Gemeinderatssitzung am 5. Dezember 1952. Im Rahmen dieser Zusammenkunft wurde sein Nachfolger, Albert Rüther, der Sohn des Bürgermeisters in der Nazi-Zeit, Josef Rüther, zum Ratsvorsitzenden gewählt. Er war der letzte Bürgermeister von Groß Dohren. In der unmittelbaren Nachkriegszeit bis etwa 1950 gab es in Dohren ein alle anderen Schwierigkeiten überwiegendes Problem: das Wohnungsproblem. Dagegen scheinen die Probleme mit der Nahrungsmittelversorgung im Gegensatz zu den deutschen Großstädten Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 22 von 47 gering gewesen zu sein. Daher kamen aus den Städten mit der Eisenbahn bis Herzlake oder Wettrup und dann zu Fuß bis Dohren sogenannte Hamsterer. Sie versuchten hier ihre Wertsachen gegen Lebensmittel einzutauschen78. Zur Bewältigung der Wohnungsprobleme wurden in Groß und Klein Dohren im Mai 1946 aus den Reihen der Ratsmitglieder Wohnungsausschüsse gewählt. Die Aufgabe der Ausschüsse bestand darin, die Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und bei der Bewältigung von Folgeproblemen zu helfen. Oft waren z.B. Flüchtlingsfamilien bei der Zuteilung auf einzelne Wohnungen getrennt worden. Diese wollten natürlich in einer Wohnung zusammenleben. Daneben gab es immer wieder Auseinandersetzungen aufgrund des engen Zusammenlebens. Teilweise versuchten die Einheimischen, die Flüchtlinge zumindest aus ihren Privatwohnungen loszuwerden. Auch fühlten sich einige Dohrener in der Ausübung ihrer wirtschaftlichen Interessen behindert. Während in Groß Dohren der Wohnungsausschuß schon am 18.11.1946 letztmalig gewählt und seine Aufgaben danach vom Bürgermeister wahrgenommen wurden, gab es ihn in Klein Dohren bis 1949. In der Nazizeit waren die Landwirte in einer ständischen Organisation als Ortsbauernschaften organisiert. Vermutlich in jeder Bauerschaft gab es einen Ortsbauernführer. Nach dem Kriege wurden die Ortsbauernschaften aufgelöst, und die Geschäfte gingen an den örtlichen Bürgermeister über. Mitte 1948 in Groß Dohren und Anfang 1949 in Klein Dohren wurden Ortsernährungsausschüsse gewählt. Sie sollten den Bürgermeister bei seinen Aufgaben entlasten. Diese Aufgaben bestanden für die genannten Organisationen seit Kriegsbeginn darin, die Bewirtschaftung von Lebens- und Futtermitteln sicherzustellen. Jeder Bauer hatte zwischen 1939 und 1949/50 die Pflicht, bestimmte Mengen an landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu festgesetzten Preisen abzugeben. Diese Produkte wurden dann einer staatlichen Verteilung unterzogen. So konnten dann Lebensmittel auf Marken bezogen werden. Jedem Einwohner stand dadurch eine bestimmte Menge an Brot, Butter u.s.w. zu. Der Ortsbauernführer und später der Bürgermeister und der Ortsernährungsausschuß waren dafür verantwortlich, daß die für die Landwirtschaft beauftragten Produkte in den richtigen Mengen abgeliefert wurden. Dabei wurde nicht nur zugesehen, daß im Herbst das Getreide abgegeben wurde, sondern auch ob im Frühjahr noch Produkte vorhanden waren, die hätten abgeliefert werden können. Da wurde nach Aussagen von alten Dohrenern besonders viel gemogelt. Denn daß über das normale Maß nichts abzuführen war, dafür sorgten die Dohrener schon ... Mit der Währungsreform im Jahre 1948 ging dieses Kapitel dann langsam zu Ende. In Klein Dohren wurde der Ernährungsausschuß Anfang 1949 noch gewählt und trat dann nicht wieder in Erscheinung. Für Groß Dohren begegnet uns dieses Gremium zum letzten Mal auf der Gemeinderatssitzung am 23.9.1949. Da teilte der Bürgermeister mit, daß das Ablieferungssoll für Groß Dohren von 821 dz (= Doppelzentner) im Vorjahr auf 742 dz abgesenkt wurde. Er schlug vor, die Ermäßigung den kleinen Betrieben zugute kommen zu lassen. Der Ortsernährungsausschuß nahm im Anschluß an die Gemeinderatssitzung anscheinend letztmalig die Umlage auf die einzelnen Betriebe vor. Kapitel 3: Strukturwandel und wirtschaftliche Blüte (1950 – 2000) Ausbau der Stromversorgung Die ersten Stromanschlüsse79 wurden 1924/25 als Freileitungen verlegt. Kaufmann Dreyer konnte darauf hinwirken, daß eine Stichleitung nach Dohren geführt wurde. Damals wurden 12 Haushalte an das Stromnetz angeschlossen und zwar in Klein Dohren 80 Dreyer und Vorwerk und in Groß Dohren Többen, Schulte, Starmann, Brämsmann (heute Decker), Rammler, Brokjans, Brokgerken, Kuhlmann (im Heuerhaus bei Brämsmann), Barlage und Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 23 von 47 Hegger (heute Holtgers). Damit waren in Groß Dohren bis auf Loddeke und Wehlage alle alten Erbhöfe an die Stromversorgung angeschlossen, in Klein Dohren jedoch keiner der alten Höfe!81 Ein weiterer Ausbau erfolgte etwa 1938/39. Ernst Menke aus Herzlake verlegte im Ortskern von Dohren die Leitungen. Da der Anschluß mit Kosten für die Haushalte verbunden war, konnten sich die armen Leute eine Stromversorgung nicht leisten und wurden daher nicht an das Netz angeschlossen. Allerdings blieben wohl nur wenige von der Versorgung mit elektrischer Energie ausgeschlossen. Auch Heuerleute wie Gerhard Dulle, der damals an der Ecke Mittelstraße / Dorfstraße wohnte (heute Laake), bekam zu der Zeit Strom. Bei dieser Kampagne dürfe Klein Dohren weitgehend an das Leitungsnetz angeschlossen worden sein82. Jetzt fehlte vor allem den aktiven und ehemaligen Heuerleuten in Groß Dohren noch der Strom. Etwa 1947/48 bemühte sich Gerhard Kuis (Wellenstraße 5, heute Hempen) um den Ausbau der Versorgung in seiner Gegend. Er wandte sich an Bauer Többen (genannt Jaspers, Mittelstraße 5), um von ihm Bäume zu kaufen, die als Leitungsmasten dienen sollten. Bald darauf, etwa um 1950, brannte das elektrische Licht in den Haushalten von Gebbeken (heute Spieker, Lieninghagen 6), Hülsmann (heute Remme, Brookstraße 13) und Kuis. Noch keinen Strom hatten Anfang der 1950er Jahre die Heuerleute Kenning (heute Pollmann), Stolte (am Kreuzdamm gegenüber von Mähs), Mähs (heute Varelmann), Schüring (Barlage´sche Heuerstelle westlich des Kreuzdamms) und Kramer (Heuerstelle in der Nähe der Lager Straße). Leider hielten die Leitungsmasten, die vermutlich aus Kiefernholz bestanden, nur wenige Jahre. Dann waren sie in der Erde verfault. Heute liegen hier Erdleitungen83. Nachdem nun in allen Bereichen von Dohren Stromleitungen lagen, wurden die übrigen Haushalte vermutlich bis etwa 1960 an das Netz angeschlossen. Die neuen Siedlerstellen und die Haushalte in den Neubaugebieten, die ab den 1960er Jahren entstanden, erhielten sofort einen Stromanschluß. Im Jahre 1985 zählte der Energieversorger 252 Kunden, davon 165 Haushalte, 66 landwirtschaftliche Betriebe und 21 Gewerbebetriebe84. Die Verfügbarkeit des elektrische Strom setzte speziell in den 1950er Jahren mehrere Entwicklungen in Gang: Zum einen bekamen alle die, die an die Stromversorgung angeschlossen wurden, wie schon erwähnt, elektrisches Licht, allerdings nur in einigen ganz wenigen zentralen Plätzen im Haus. Zum zweiten wurden in der Landwirtschaft die Diesel- durch Elektromotoren ersetzt. Die Motoren wurden z.B. zum Dreschen des Korns eingesetzt. Die Vorgänger der Dreschmotoren waren die sogenannten Göpel. Dabei lief meist ein Pferd, das mit einer senkrechten Stange verbunden war, im Kreis. Diese Kreisbewegung wurde über eine waagerecht laufende Welle in die Diele des Bauern- oder Heuerhauses geführt, wo sie Dreschflegel antrieb, mit denen das Korn aus den Halmen ausgedroschen wurde. Bei einigen Heuerhäusern in Dohren, z.B. bei Burs am Lieninghagen, stieg man direkt vom Göpel auf den Elektromotor um. Die bisher meist verwendeten Dieselmotoren (oft solche der Fa. Deutz) waren ziemlich reparaturanfällig und daher oft defekt. Da sich der nächste Reparaturbetrieb in Haselünne befand, mußte bei einer anstehenden Reparatur ein Pferdewagen buchstäblich in die Erde eingegraben werden, um dadurch die schwere Maschine auf das Fuhrwerk bugsieren können. War das vollbracht, ging es mit dem Pferdefuhrwerk nach Haselünne. Dort wurde repariert. Und dann vollzog sich der ganze Vorgang noch einmal in umgekehrter Reihenfolge. Die Dieselmotoren mußten mit einem Glühstift versorgt und dann per Hand angeworfen werden. Ein weiteres Problem ergab sich gelegentlich im Winter infolge der Wasserkühlung der Motoren. Da diese nicht in der beheizten Stube, sondern im kalten Bereich der Diele oder eines Schuppens gelagert wurden, kam es nicht selten vor, daß das Kühlwasser einfror. Und dann war oft wieder eine Reparatur fällig. Wegen seiner geringeren Reparaturanfälligkeit und leichteren Handhabbarkeit setzte sich der Elektromotor in den 1950er Jahren schnell durch. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 24 von 47 Ein dritter Effekt der Stromversorgung bestand darin, daß nun so gut wie jeder Haushalt, der nicht wie die wenigen, relativ wohlhabenden Bauern seit den 1930er oder 40er Jahren einen Volksempfänger besaß, ein Radio bekam. Von hier aus startete man dann ins Multi-MediaZeitalter85 (s.u. "Die Entwicklung der technischen Möglichkeiten"). Erste Erschließungsmaßnahmen nach dem Krieg Schon Ende der 1940er Jahre waren die Vorkriegspläne wieder aufgenommen worden, das Hahnenmoor zu kultivieren. Dazu sollten zuerst die Straßen in Dohren und ins Moor hinein gebaut oder ausgebaut werden. Am 12.3.1949 wurde der Gemeinderat von Groß Dohren darüber unterrichtet, daß "das Wasserwirtschaftsamt Meppen beabsichtigt, zur Aufschließung des Staatsgebietes Hahnenmoor den jetzigen Gemeindeweg zum Moor als Straße auszubauen." Die Gemeinde kaufte daraufhin den benötigten Grund und Boden an und stellte ihn für den Straßenbau kostenlos zur Verfügung. Ferner erklärte sie sich bereit, für den Transport von Baustoffen und Geräten zu sorgen, und übernahm die Unterhaltungskosten86. Bis September 1952 wurden folgende Straßen mit der damals hier noch neuartigen Teerdecke fertiggestellt: - die Straße von Dohren nach Wettrup, ausgeführt von der Baugesellschaft Höhler, Meppen. die Straße von Dohren nach Grafeld, ausgeführt von der Firma Protz, Ibbenbüren – Lingen. die Straße von Wettrup nach dem Hahnenmoor, bzw. Grafeld, ebenfalls ausgeführt von der Firma Protz. Üblich war zu dieser Zeit noch eine Art von Straßenbau, wie sie beim Ausbau der Straße Lieninghagen, die ebenfalls Anfang der 1950er Jahre durchgeführt wurde, zur Anwendung kam. Es ist die Methode, die ich schon am Beginn meiner Abhandlung beschrieben habe. Im Lienighagen kam hinzu, daß zwischen der Abzweigung von der Wellenstraße und Brüggemann eine Schmalspur-Kleinbahn aufgebaut wurde. Sie wurde mit einer Diesellokkomotive betrieben. So war es möglich, die Steine auf eine etwas einfachere Art näher an den jeweiligen Bauabschnitt heranzubringen. Der Zusammenschluß der Gemeinden Groß- und Klein Dohren Um einen geschichtlichen Zusammenhang analysieren zu können, benötigt man Quellen. Doch damit sieht es für den Zusammenschluß der Gemeinden Klein und Groß Dohren ganz schlecht aus. Als wichtige Quelle standen mir die Niederschriftenbücher der beiden Gemeinden und später der vereinigten Gemeinde Dohren zur Verfügung. Diese Bücher gibt es für Dohren seit den 1930er Jahren. Die ersten beiden Bücher des hier behandelten Zeitraums für Klein Dohren decken die Spanne von 1930 bis 1948 ab. Das dritte Buch behandelt den Zeitraum von 1948 bis 1971. Trotz einer kontinuierlichen Weiterführung des Niederschriftenbuches gibt es eine Lücke von mehreren Jahren, und zwar vom 22.2.1958 bis zum 25.4.1963. Für Groß Dohren ist es ähnlich. Die Bücher für diese Gemeinde reichen bis zum 16.7.1954. Da es nach dem 1.1.1963 nur noch eine Gemeinde Dohren gibt, geht es mit der Niederschrift der Gemeinderatssitzung vom 25.4.1963 auch für die Belange von Klein Dohren in dem bisherigen Buch dieser Gemeinde weiter. Die Zeit unmittelbar vor dem Gemeindezusammenschluß ist also, was die Gemeinderatssitzungen angeht, entweder nicht dokumentiert worden, oder die betreffenden Aufzeichnungen sind verschollen. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 25 von 47 Schon vor 1963 gab es Überlegungen, ob es vernünftig sei, kleine Gemeinden zu größeren Verwaltungseinheiten zusammenzulegen. Die Ursache für solche Gedanken bestand darin, daß die Verwaltungsaufgaben mittlerweile einen Umfang erreicht hatten, daß für einen ehrenamtlichen Bürgermeister die Grenze der Belastbarkeit erreicht worden war. Damit wurden fachlich qualifizierte Verwaltungskräfte notwendig, deren Bezahlung die Möglichkeiten einer einzelnen kleinen Gemeinde überstieg. Für zusammengeschlossene Gemeinden waren die Kosten eher tragbar. Für unsere Gegend war da die Idee, das alte Kirchspiel Herzlake in neuer Form wieder aufleben zu lassen, schnell präsent 87. 1962 gründeten die Gemeinden des alten Kirchspiels Herzlake, also Herzlake, Bakerde, Bookhof, Felsen, Neuenlande und Westrum sowie Klein und Groß Dohren, einen gemeinsamen Kassen- und Rechnungsverband88. Bei den Überlegungen, die zu diesem Verband führten, lag der Gedanke nahe, daß daraus über kurz oder lang eine einheitliche Gemeinde werden könnte. Wenn das eintreffen sollte, würden alle wesentlichen Entscheidungen in Herzlake getroffen werden. Um dies zu verhindern, galt es, sich auf kleiner Ebene zusammezuschließen, um später ein gewichtigeres Wort mitreden zu können. Damit lag der Zusammenschluß von Groß und Klein Dohren als vorausschauende Maßnahme nahe, und zwar schon deswegen, weil die beiden Dohrener Gemeinden gemeinsam auch eine Kirchengemeinde bildeten. So wurde zum 1. Januar 1963 per Gesetz des Niedersächsischen Landtags die Gemeinde Dohren gebildet 89: ---------------------Abschrift für die H.A. Dohren ====================== Gesetz über den Zusammenschluß der Gemeinden Groß-Dohren und Klein-Dohren, Landkreis Meppen. Vom 12. Dezember 1962 Der Niedersächsische Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird: §1 Die Gemeinden Groß-Dohren und Klein-Dohren werden zu einer Gemeinde Dohren zusammengeschlossen. §2 Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1963 in Kraft Hannover, den 12. Dezember 1962 Der Niedersächsische Ministerpräsident Dr. Diederichs Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 26 von 47 Die Niedersächsische Minister des Innern Bennemann ---------------------Die erste Sitzung des neuen Gemeinderates nach der Vereinigung von Groß und Klein Dohren fand am 25. (laut Gemeindratsprotokoll) oder am 26. April 1963 (laut Meppener Tagespost) statt. Die MT schrieb dazu am 29.4.1963: "Zu seiner ersten Sitzung war am Freitagabend in der Gaststätte Frericks der wegen der Zusammenlegung der Gemeinden Groß- und Klein-Dohren vor einigen Wochen neu gewählten Gemeinderat zusammengetreten, um die Wahl des neuen Bürgermeisters, seines Stellvertreters und des 2. Beigeordneten vorzunehmen. Seit dem Zusammenschluß im Januar dieses Jahres hatte B. Tappel die Geschäfte der neuen Gemeinde Dohren geführt. Als ältestes Gemeinderatsmitglied übernahm dann Georg Schulte den Vorsitz, als man zum ersten Punkt der Tagesordnung - Wahl des Bürgermeisters - kam. In einer geheimen Abstimmung wurde Landwirt Bernhard Tappel mit 7 : 2 Stimmen bis zum Herbst 1964 (Kommunalwahlen in Niedersachsen) zum ersten Bürgermeister der Gemeinde Dohren gewählt. Nachdem der erste Wahlgang für den Posten des stellvertretenden Bürgermeisters Stimmengleichheit für die beiden Kandidaten Albert Rüther und Bernh. Starmann gebracht hatte, wählte der Gemeinderat im zweiten Wahlgang mit 6 : 2 Stimmen und einer Enthaltung Albert Rüther zum stellvertretenden Bürgermeister und Bernh. Starmann zum 2. Beigeordneten. [...] Zum Abschluß der ersten Sitzung dankte Bürgermeister Tappel noch einmal für das ihm ausgesprochene Vertrauen und wies auf die großen Aufgaben hin, die noch in der Gemeinde Dohren in nächster Zeit zu erfüllen sind. Flurbereinigung, Wasserbeschaffungsverband, Straßenbau und Bürgersteige werden in der nächsten Zeit große Aufgaben an den Rat stellen. Auch die Schaffung von weiterem Parkraum in der Nähe der Kirche wurde bereits angeschnitten, da dieses Problem sehr dringend ist. Wie Bürgermeister Tappel weiter bekannt gab, ist damit zu rechnen, daß in nächster Zeit mit dem Bau des neuen Gemeindebüros neben dem Jugendheim begonnen werden kann. Das Gebäude wird ein großes und ein kleines Büro und Toilettenanlagen enthalten.“ Die erste Hauptsatzung der zusammengeschlossenen Gemeinde Dohren liegt mir nicht vor. Die erste vorliegende90 trat am 1.1.1975 in Kraft. Eine weitere Hauptsatzung datiert vom 27.6.1977, die das erste Mal am 17.11.1978 und zum zweiten Mal am 19.7.1990 geändert wurde. Die derzeit gültige Fassung91 beschloß der Rat der Gemeinde Dohren am 3.2.1997. In der ersten vorliegenden Hauptsatzung vom 1.1.1975 wird festgehalten, daß die Bestimmung eines Wappens zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen soll. Der Ratsvorsitzende führt die Bezeichnung „Bürgermeister“ und wird durch den ersten, bei dessen Verhinderung durch den zweiten Beigeordneten vertreten. Ein Verwaltungsausschuß wurde nicht gebildet. Das Amt des Gemeindedirektors wurde ehrenamtlich verwaltet und durch den Ratsvorsitzenden ausgeübt. Zur Zeit des Inkrafttretens der Hauptsatzung vom 3.2.1997 gehört die Gemeinde bereits der Samtgemeinde Herzlake an. Das Wappen war mittlerweile festgelegt worden92. Es zeigt einen „goldenen Wellenschildhaupt, darin eine rote Hirschstange von Grün und Silber gespalten, darin ein Dornbusch in verwechselten Farben“. „Der Bürgermeister wird beim Vorsitz in Rat und Verwaltungsausschuß sowie bei der repräsentativen Vertretung der Gemeinde durch den ersten stellvertretenden Bürgermeister, bei dessen Verhinderung durch den zweiten stellvertretenden Bürgermeister vertreten.“ Ein Verwaltungsausschuß wird also ausdrücklich Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 27 von 47 zugelassen und die ehemaligen Beigeordneten werden jetzt stellvertretende Bürgermeister genannt. Die Geldbeträge für Rechtsgeschäfte allgemeiner Art, oberhalb derer der Rat eine Entscheidung herbeiführen muß, lagen 1975 und 1997 bei 1000,- DM. Davon ausgenommen sind Verträge mit Ratsmitgliedern, sonstigen Mitgliedern von Ausschüssen oder mit dem Gemeindedirektor. Hier wurde 1975 eine Grenze von 500,- DM angesetzt. Sie erhöhte sich bis 1997 auf 1000,- DM. Desweiteren kamen Bestimmungen über Einwohnerversammlungen, Anregungen und Beschwerden an den Rat und über Funktionsbezeichnungen in weiblicher Form hinzu. Es sind sinngemäß die gleichen Regelungen wie sie auch für die Samtgemeinde gelten (siehe unten). Die Flurbereinigung Theordor Polle Voraussetzungen Eine der einschneidendsten Veränderungen der Landschaft und Wirtschaft brachte die Flurbereinigung im Gebiet südlich der Hase in den Jahren von 1960 bis 1980 mit sich. Für ihre Notwendigkeit gab es viele Gründe. In der Markenteilung der großen Dohren-Felsener Mark in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte jeder damals Teilungsberechtigte in den verschiedenen Ortslagen der Mark von allen unterschiedlichen Bodenqualitäten seine Anteile erhalten. Eine starke Zersplitterung des Besitzes war die Folge. Dazu ergaben sich zeitraubende Wege zu den entferntliegenden Parzellen. Die Betriebsgröße vieler Betriebe reichte nicht aus, um die Existenz des Hofes langfristig sichern zu können. Ein Teil der Böden war von minderer Güte und brachte nur geringe Erträge, ein anderer Teil der landwirtschaftlich genutzten Flächen litt unter Überflutungen und stauender Nässe. Die fortschreitende Mechanisierung landwirtschaftlciher Arbeit bedingte einen hohen Kapitaleinsatz, die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von teuren Maschinen war auf zu kleinen Feldern oft nicht gegeben. Der Wettbewerb in der Euröpäischen Gemeinschaft war schärfer geworden, die EG-Partner drängten mit ihren landwirtschaftlichen Produkten auf den deutschen Markt. Die Erzeuergerpreise stagnierten, während die Lebenshaltungskosten stiegen. Diesen Problemen mußten sich unsere Landwirte stellen, ohne aus eigener Kraft die vorgegebenen Sachzwänge ändern zu können. Es ging aber nicht nur den Landwirten unseres Raumes so, sondern im gesamten Emsland gab es diese oder ähnliche Schwierigkeiten, weil der Grenzraum seit Jahrhunderten vernachlässingt worden war. Zwei Schubkräfte zur Veränderung seien hier genannt. Das Emsland geriet nach dem Kriege unversehens ins Blickfeld, als die Niederlande als Ausgleich für erlittene Kriegsschäden Gebiertsabtretungen im unterentwickelten deutschen Grenzraum forderten. Unter den Heimatvertriebenen gab es sehr viele Landwirte, die sich danach sehnten, wieder auf eigenem Hof zu arbeiten. Die Vertriebenenverbände reagierten darauf mit der Forderung, Moore und Ödland im Emsland zu kultivieren, um so heimatvertriebenen Landwirten die Möglichkeit zu geben, sich eine neue Heimat zu schaffen. Aus dieser Ausgangslage heraus einigten sich Bund, Land und die Emslandkreise zum Geinschaftswerk des Emslandplanes, mit dessen Hilfe das strukturschwache Emsland und Teile benachbarter Kreise an den Entwicklungstand vergleichbarer Regionen der Bundesrepublik herangeführt werden sollten. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 28 von 47 Ein Schwerpunkt des Emslandplanes waren die Flurbereinigungen, die einen Teil der oben ausgeführten Schwierigkeiten beheben konnten. Drei wichtige Grundlagen für eine zügigen Beginn waren bereits gegeben. Die Wasserabführung aus dem Flurbereinigungsgebiet konnte problemlos erfolgen, weil der Ausbau von Hase und Lagerbach zur Aufnahme des Wassers schon abgeschlossen war; im staatlichen Teil des Hahnenmoores, das zum Flurbereinigungsgebiet dazugehörte, war die Bodenverbesserung mit Entwässerung, Tiefumbruch und Wegebau mit Hilfe des EmslandPlanes bereits durchgeführt; im gesamten Gebiert arbeiteten schon die Wasser- und Bodenverbände „Dohrener Bruch“, „Bakerder Moor“ und „Vorbach“. Das WBV Dohrener Bruch z.B. hatte nach seiner Gründung im Jahre 1929 mit Entwässerungusmaßnahmen in Handarbeit begonnen. Zuerst Arbeitslose, dann Arbeitsdienstmänner und zu Beginn des Krieges polnische Kriegsgefangene zogen Entwässerunggräben oder hielten sie instand. Durch die Arbeit der Wasser- und Bodenverbände war die Bereitschaft zu einer großzügigen Melioration grundgelegt. Einleitung der Flurbereinigung Das Niedersächsische Kulturamt Meppen (später: Amt für Agrarstruktur) begann im Jahre 1960 mit der Einleitung der Flurbereinigung im Raum südlich der Hase. Am 27.10.60 referierte Oberregierungsrat Sperl als Leiter des Kulturamtes vor etwa 180 voraussichtlich Beteiligten über Ziele und Verfahren einer Flurbereinigung und über Erfahrungen mit ihr in anderen Orten. Da keine Einwendungen gegen die Einleitung erhoben wurden, konnte das Kulturamt die Vorarbeiten weiter vorantreiben. Am 25.11.60 erfolgte die Anhörung der beteiligten Organisationen und Behörden. Der Einleitung stimmten zu, für: Groß Dohren: Bürgermeister Rüther Klein Dohren: Bgm. Tappel Bookhof: Bgm. Harenbrock Herzlake: Bgm. Deiters Felsen: Bgm. Schnelker Neuenlande: Bgm. Sube Bakerde: Bgm. Brinker Wettrup: Bgm. Wilke Landkreis Meppen: Emsland-GmbH: Kreisbaurat Oehm Referent Lange Wasser- und Bodenverband Dohrener Bruch: Wasser- und Bodenverband Dohrener Bruch: Verb.-vorsteher Book, Bookhof Verb.-Vorsteher Schnelker, Felsen Regierungspräsident Osnabrück – Forstaufsicht: Forstmeister Siegel Regierungspräsident Osnabrück – Wasserwirtschaft – zugleich für das Wasserwirtschaftsamt Meppen: Regierungsbaurat Riechers Regierungspräsident Osnabrück – Landwirtschaftsabt.: Reg.-Dir. Dr. Hasse Regierungspräsident Osnabrück – Landes- und Ortsplanung: Angest. Hampe Regierungspräsident Osnabrück – Landschaftspflege, Naturschutz: Mittelschlulehrer Altehage Forstamt der Landwirtschaftskammer Weser-Ems: Forstmeister von Jagow Am 1.7.1961 ordnete das Niedersächsische Landeskulturamt Hannover die Durchführung der Flurbereinigung in den Gemeinden Groß Dohren, Klein Dohren, Felsen, Bookhof, Neuenlande, und Bakerde an. Der Wunsch der Gemeinde Wettrup, mit Teilen der Gemarkung Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 29 von 47 in das Flurbereinigungsgebiert einbezogen zu werden, wurde abgelehnt. Dagegen wurden einige Flurstücke aus der Gemeinde Westrum und der Gemeinde Lage in das Verfahren einbezogen. Das Flurbereinigungsgebiert umfaßte damit ein Fläche von 5273 ha und betraf 421 Beteiligte. In der Einleitungsbegründung heißt es: „Das Flurbereinigungsgebiet ist bis auf das etwa 1100 ha große landeseigene Siedlungsgebiet Hahnenmoor stark entwässerungsbedürftig. Die vorhandenen Wege reichen für eine intensive Bewirtschaftung der landwirtschaftlich genutzten Grundstücke nicht aus, so daß eine Neuregelung der Wege- und Wasserverhältnisse für das ganze Gebiet vordringlich ist. Diese Maßnahme sowie die Zusammenlegung des zersplitterten und unwirtschaftlich geformten Grundbesitzes in Verbindung mit der geplanten Verwertung der landeseigenen Siedlungsflächen für Aussiedlungen und für die Aufstockung von Kleinbetrieben werden das Flurbereinigungsgebiet argrarstrukturell erheblich verbessern und es ermöglichen, die Besitzüberschneidungen unter den einzelnen Gemeindegebieten und die großen innerbetrieblichen Entfernungen weitestgehend beseitigen.“ Von großem Nutzen für die Flurbereinigung war es, daß der Lagerbach und die Hase als wasserabführende Gewässer bereits ausgebaut waren. Ablauf der Flurbereinigung Aufgrund obiger Anordnung konnte die „Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Dohren, Kreis Meppen 176“ als Körperschaft öffentlichen Rechts mit der Arbeit beginnen. Der öffentlichen Bekanntmachung und der Auslegung des Flurbereinigungsbeschlusses mit der Aufforderung zur Anmeldung besonderer Rechte folgte am 16.10.61 die Wahl des Vorstandes, der aus je zwei Mitgliedern der sechs beteiligten Gemeinden bestehen sollte. Die Vorstandsmitglieder einer Gemeinde repräsentierten jeweils die Gruppe der Landwirte mit größeren und mit weniger großen Höfen. Es wurden gewählt: Hermann Hempen und Bernhard Schulterobben aus Bakerde, Bernahrd Starmann und Wilhelm Dieker aus Groß Dohren, Bernhard Tappel und Paul Rapien aus Klein Dohren, Karl Harenbrock und Alois Beelmann aus Bookhof, Bernhard Schelker und Hermann Hüring aus Felsen, Otto Sube und Heinrich Vorwerk aus Neuenlande; Als Stellvertreter Johann Winkeler und Hermann Keller aus Bakerde, Georg Schulte, jun., und Bernhard Brüggemann aus Groß Dohren, Heinrich Toben und Heinrich Brunneke aus Klein Dohren Heinrich Kroner und Anton Prins aus Bookhof, Heinrich Ruhe und Clemens Geers aus Felsen, Heinrich Vorjans und Bernhard Maue aus Neuenlande. Die Vorstandsmitglieder wählten danach zum Vorsitzenden Otto Sube und zu seinem Stellvertreter Bernhard Tappel. Um den unabdingbaren Flächentausch gerecht abwickeln zu können, mußte der Wert der Grundstücke ermittelt werden. Ackerflächen, Grünland, Ödland und Holzungen wurden nach elf Wertklassen abgeschätzt und erhielten dann ihre Wertzahl. Die von der Flurbereinigungsbehörde in Verbindung mit der landwirtschaftlichen Berufsvertretung berufenen Schätzer August Bischoff aus Benstrup, Otto Knille aus Kalkriese und Bernhard Bölle aus Lehrte stellten sich am 27.11.61 dem Vorsand vor und erklärten, daß sie die Schätzung nach bestem Wissen und Gewissen vornehmen würden, daß sie mit keinem der Beteiligten verwandt oder verschwägert und am Ergebnis der Flurbereinigung weder mittelbar Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 30 von 47 noch unmittelbar interessiert seien. Für den später erkrankten Schätzer Bölle waren Franz Deermann aus Baccum und Ewald Többen aus Bawinkel berufen worden. Die Schätzung erfolgte in der Zeit vom 28.11. – 15.12.61 und vom 23.7. – 20.11.62. Ihre Ergebnisse wurden den Besitzern mitgeteilt und Einsprüche im Anhörungsverfahren geklärt. In einer gemeinsamen Sitzung von Kulturamt, Vorstand und beteiligten Behrden am 14.12.61 wurde die zweckmäßige Neugestaltung des Flurbereinigungsgebietes erörtert. Daraufhin erstellte das Kulturamt Meppen den Plan für die Wasserläufe, für das Straßen- und Wegenetz, für die Landschaftspflege und für die Ausweisung gemeinschaftlicher Anlagen (Gewerbegebiete, Sportplätze, Baugebiete, Verbreiterungsraum für Landes- und Kreisstraßen). Auch Vorratsland für die Aufstockung zu kleiner Betriebe wurde eingeplant. Nachdem Wünsche und Anregungen aus der Versammlung in die Planung aufgenommen worden waren, fing die Verwirklichung an. Die großen Machinen begannen (zuerst in Dohren, Lieninghagen) ihr Werk der Strukturverbesserung. Mammutpflüge rissen den Boden tief um, brachen die Ortsteinschicht auf oder mischten Sand und Moor zu Ackerland. Grabenbagger zogen neue Entwässerungsgräben, Drainageleger sorgten für die Abführung der stauenden Nässe, Raupen planierten den Boden, Lastwagen transportierten Unmengen von Sand zur Befestigung der neuen Wege, Straßenbaumaschinen legten viele Kilometer Wirtschaftswege. Was fertig ist, bedarf immer der Pflege und Unterhaltung. Die Unterhaltung der Anlagen im Flurbereinigungsgebiet wurde den bestehenden Wasser- und Bodenverbänden übertragen. Zum Zwecke einer gerechteren Lastenverteilung und zur Verwaltungsvereinfachung schlossen sich die drei Verbände unter dem Namen „Dohrener Bruch“ zusammen. Inzwischen waren auch die Pläne für das weitere Ziel der Flurbereinigung – Vergrößerung der Arbeitsflächen und Verkürzung der Wege – ausgearbeitet worden. Während die Schaffung von arrondierten Höfen für Neusiedler auf neu kultivierten Flächen verhältnismäßig einfach war, konnte der Flächentausch bestehender Betriebe in manchen Fällen nur durch Aussiedlung aus dem Dorfkernen gelöst werden; eine Entscheidung, die sicherlich keinem Betroffenen leicht gefallen ist. Als Neusiedler kamen ins Hahnenmoor die Höfe: Lux, Liebig-Wietkamp, Determann, Thole, Große Sextro, Hermann, Robben, Köster, Brockmeyer, Schrandt, Niehaus, Hackstedt, Langenhorst, Scheer, Viehweger, Suding und Deitermann. Aus den Dorfkernen siedelten aus die Höfe: Brinkhaus, Schröder, Thole-Vorwerk, Schnelker W., Heye, Sommer, Feldmann, Schene, Kalkmann, Wehlage, Deters, Hempen, Schnelker B., Book-Winkler, Deters, Rolfers, Hus, Book J. und Drees. Durch die Bodenstrukturmaßnahmen im Flurbereinigungsgebiet waren die Bodenwerte erheblich verbessert worden; es gab aber auch in Einzelfällen Wertminderungen bei großen Planierungsflächen. Vor einer Neuzuteilung der Betriebsflächen mußten die Böden neu bewertet werden; denn aus den Wertzahlen und den Flächengrößen mußte der Anspruch für die Neuzuteilung ermittelt werden. Diese Zweitschätzung wurde von den Schätzern Bischoff, Jansen und Gülker in der Zeit vom 13.4.71 – 7.4.72 durchgeführt. Ihre Ergebnisse wurden den Beteiligten zugestellt und über Einwendungen verhandelt. Aufgrund der nun vorliegenden Daten erfolgte die vorläufige Besitzeinweisung in die neue Feldeinteilung am 4.10.74, der dann später mit wenigen Änderungen die endgültige Zuteilung folgte. Überleitungsbestimmungen regelten das Abräumen der Ackerflächen, das Anlegen von Mieten und Erdsilos, die Entfernung von Zäumen und Einfriedigungen, die Abfuhr von Stroh-, Kompost- und Düngerhaufen, den Abbruch von Feldscheuenen und Viehtränken und die Übernahme von Bäumen, Hecken und Sträuchern. Abschluß und Wertung Die Flurbereinigung war natürlich auch ein Kostenfaktor für jeden Beteiligten. Zuerst mußten sich die Teilnehmer damit einverstanden erklären, 10% ihrer Flächen an die Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 31 von 47 Teilnehmergemeinschaft abzugeben; 4,2% davon entfiehlen auf das Anlegen von Straßen, Wegen und Wasserläufen, der Rest wurde für die Gemeinschaftsaufgaben der Flurbereinigung benötigt. Für die Ländereien, die durch Landbaumaßnehmen im Wert gestiegen waren, wurde den Betrieben eine Landabgabe zur Mehrwertabschöpfung auferlegt. Diese Flächen und Teile des Staatsbesitzes ergaben die Flächen zur Aufstockung zu kleiner Betriebe. Der Finanzierungsplan von 1972 beziffert die Kosten auf rund 9.845.000 DM. An Beihilfen sind 7.368.000 DM = 75% der Kosten veranschlagt. Die verbleibenden 25% der Kosten verteilen sich auf 3950 ha beitragspflichtiger Fläche. An Eigenleistung werden erbracht je ha 5% = rund 125 DM, als Darlehen bleiben 20% = rund 500 DM / ha. Damit ergibt sich je Hektar eine Gesamtbelastung von rund 625 DM. Dazu müssen Beiträge zum Wasser- und Bodenverband und zum Unterhaltungsverband gezählt werden, die im Ansatz mit rund 40 DM / ha veranschlagt sind. Die Gesamtkosten der Flurbereinigung sind mit 22,3 Millionen DM beziffert worden, davon entflielen 7,9 Millionen auf Maßnahmen zur Bodenverbesserung (2850 DM / ha Kultivierungskosten im Mittel). Die Bilanz weist aus 103 km Entwässerungsgräben, 59 km Straßen und 79 km unbefestigte Wege, dazu 70 km Windschutzstreifen und 15 km Alleebepflanzung. 30 kleinere Betriebe wurden um durchschnittlich 7 ha aufgestockt, so daß die Siedlungen auf ein Größe von 30 ha gebracht werden konnten. 2200 ha Boden wurden tiefgepflügt und dadurch in ihrem Wert erheblich gesteigert. Wenn nach Abschluß der Flurbereinigung auch die Skeptiker des Anfangs vom Wert der geleisteten Arbeit überzeugt waren, muß dazu die gute Zusammenarbeit des Amtes für Agrarstruktur, der Niedersächsischen Landgesellschaft und der Emsland-GmbH mit dem Vorstand gewürdigt werden. Besondere Anerkennung verdienen dabei Regierungsrat Hilleke und Vermessungsoberrat Focken, die an den Sprechtagen in ungezählten Beratungsgesprächen die Arbeit vorantrieben. Viele Delegationen haben im Laufe des Verfahrens das Flurbereinigungsgebiet gesichtigt. Stellvertretend seien genannt Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke, Bundesminister Höcherl, Niedersachsens Ministerpräsident Diederichs und die Minister Hasselmann und Glup. Am 2. Juli 1980 trafen sich die Beteiligten der Flurbereingung zu Rückblick, zum Abschluß des Verfahrens und zur Auflösung der Teilnehmergemeinschaft. Ein Abschlußfest schloß sich am 15.7.80 im Dohrener Bienenkorb an. Nachwort Aus heutiger Sicht ist es leicht, an einzelnen Maßnahmen der Flurbereinigung Kritik zu üben. Stichworte: Naturschutz, Moorkultivierung, Landschaftspflege. Aus der Sicht der Teilnehmer und der Ausganslage von 1960 und im Blick auf die erfüllten Gemeinschaftsaufgaben war die Flurbereinigung ein großer Erfolg. Hier endet die Abhandlung von Theodor Polle. Die Folgen der Flurbereinigung Die Flurbereinigung hat für Dohren vermutlich die größten Veränderungen in der Landschaft und in den Lebensverhältnissen der Menschen seit der Markenteilung 1861/69 mit sich gebracht. Man kann diese Veränderungen, denke ich, getrost als revolutionär bezeichnen, weil sie in mehrfacher Hinsicht eine radikale Umwälzung der bestehenden Verhältnisse mit sich brachte. Was war, fragen wir uns heute, vor der Flurbereinigung so grundsätzlich anders als heute? Was hat sich geändert? - Nach jahrhundertelangem Bestand ging die Zeit des Heuerlingswesens zu Ende. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 32 von 47 - - Die kleinteiligen Flächen wurden tiefgepflügt und arrondiert. Dadurch wurde die Bodenqualität verbessert, und die Bearbeitung großer Flächen mit landwirtschaftlichen Maschinen wurde wirtschaftlicher. Die Entwässerung wurde durch das Anlegen von Gräben entscheidend verbessert. Viele Straßen wurden asphaltiert. Es fand eine Ausräumung der Natur statt. Die Flurbereinigung ist mit dem Ende der Heuerlingszeit untrennbar verbunden. Schon durch die vorangegangenen Maßnahmen der Kultivierung des Hahnenmoors, die seit den 1950er Jahren mit Koordinierung durch die Emsland-GmbH organisiert wurde, waren Arbeitsplätze entstanden. Ein glücklicher Umstand bestand für die Heuerleute darin, daß die neuen Arbeitsplätze für ungelernte Arbeitnehmer geeignet waren. Zwar verfügten die Heuerleute über Qualifikationen. Diese lagen aber im Bereich in der Landwirtschaft und in der Regel nicht im Tiefbau. Seit Verabschiedung des Emsland-Planes durch den Deutschen Bundestag im Jahre 1950 floß viel Geld in unsere Gegend, das auch den Heuerleuten dadurch zugute kam, daß sie besonders im Tiefbau Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft fanden. Das dort verdiente Geld führte dazu, daß sie zu Anfang nicht mehr allein und später überhaupt nicht mehr auf "ihre" Heuerstelle angewiesen waren. Viele Heuerleute strebten darauf eine eigene Siedlerstelle an, andere bauten ein Haus in einem der entstehenden Neubaugebiete (Tannensiedlung, Lehmkuhlen), eine dritte Gruppe kaufte die Heuerhäuser, in denen ihre Familien oft schon seit Generationen gewirtschaftet hatten. Als erster Heuermann gab Josef Schröder, der in einem Brokjans´schen Haus in der Nähe der Wellenstraße lebte, im Jahre 1951 "seine" Heuerstelle auf. Zur großen Welle von Aufgaben kam es in den 1960er Jahren. Trotz einiger "Nachzügler" kann man das Jahr 1970 getrost als das Jahr des Endes des Heuerlingszeit angeben. Die bisherigen Heuerleute machten bei dieser Umwälzung wirtschaftlich einen ganz großen Sprung nach vorn. Als Verlierer sahen sich teilweise die alteingesessenen Bauern, die mit den Heuerleuten ihre billigen Arbeitskräfte verloren. Da gab es Aussagen von Bauern wie: „Ihr kommt noch mal wieder und bettelt um ein Stückchen Brot“. Diese fundamental falsche Einschätzung der Lage führte für einen Teil der Bauern zu einem wirtschaftlich Niedergang. Generell kann man sagen, daß sich die Gruppe der Bauern vom wirtschaftlichen Standpunkt her spaltete. Der eine Teil baute auf die Vorteile, die gerade ihnen durch die Bodenverbesserung und Arrondierung der Flächen im Rahmen der Flurbereinigung zuteil geworden war. Der andere Teil trauerte den vergangenen Verhältnissen nach, wünschte eine Umkehr des gesellschaftlichen Fortschritts und hatte Schwierigkeiten, sich mit den quantitativ und qualitativ größer gewordenen Arbeitsaufgaben zurechtzufinden. Quantitativ war die Arbeit umfangreicher und unangenehmer geworden, weil sie nicht mehr für jede anfallende (unangenehme) Arbeit einen Heuermann rufen konnten. Qualitativ anspruchsvoller waren der Einsatz und die Pflege der modernen landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen sowie der wirtschaflich erforderliche Umgang mit der Behördenbürokratie zum Erhalt von Zuschüssen aus den Töpfen der Europäischen Gemeinschaft. Von den 1829 bestehenden 22 Erbhöfen93 waren 1945 noch 18 vorhanden. Heute existieren noch 16 an gleicher Stelle, zwei weitere sind ausgesiedelt. Von diesen alten Erben wird nur noch auf (maximal) 8 (!) Höfen Landwirtschaft betrieben und zusätzlich auf einem, der ausgesiedelt wurde. Das bedeutet, daß im Rahmen der Flurbereinigung und des Entstehens neuer Erwerbsmöglichkeiten (auch für Bauern, z.B. Barlage) die Hälfte der alten Bauenhöfe die Landwirtschaft aufgegeben hat. Solch einen drastischen Strukturwandel hat es mindestes in den 400 Jahren vorher in Dohren nicht gegeben. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 33 von 47 Verbesserung der Infrastruktur Vor der Flurbereinigung gabe es in Dohren nur wenige befestigte Straßen und wenige Entwässerungsgräben, die zudem oftmals schlecht instand gehalten wurden. Die Entwässerung wurde auf vier größeren Abzugslinien aufgebaut: den Ziegeleigraben und die Moorabzüge I, II und III. Der Moorabzug I ist heute die Welle, zum Teil in einem neuen Lauf. Moorabzug II geht in die Welle über, und der Moorabzug III vereinigt sich bei Rüther / Dall in der Nähe der Wettruper Straße mit dem Lager Bach. Auch dieser Wasserlauf vereinigt sich mit der Welle und fließt über Lage und Andrup in die Hase. In den 1960er Jahren wurde auch die allgemeine Versorgung mit Trinkwasser aufgebaut. Der Aufbau wurde Anfang der 60er Jahre durch die Flurbereinigung forciert. Die Siedler und die Haushalte in den neuen Baugebieten bekamen von Anfang an einen Trinkwasseranschluß. Die älteste befestigte Straße in unserem Dorf war die heutige L55, über die an einer anderen Stelle in dieser Chronik Herr Buchholz schreibt. Der Straßenzug Hauptstraße / Dorfstraße / Mittelstraße war in mindestens drei Bauabschnitten zwischen 1914 und 1930 gebaut worden (siehe Kapitel 1: Straßenbau). Zu Anfang der 1950er Jahre wurden Straßen gebaut, die der Vorbereitung von Kultivierungsmaßnahmen dienten (siehe oben). Nach dem Wirksamwerden der Flurbereinigungsmaßnahmen etwa 1975 hatte Dohren das Straßennetz, das wir auch heute noch vorfinden. Die Straßen sind folgendermaßen zu klassifizieren: - die Bundesstraße 402, die im äußersten südlichen Zipfel Dohrens unser Gemeindegebiet für einige Meter überschneidet, - die Landstraße L55, die von der Kreuzung der Bundesstraße mit dem Kreuzdamm nach Herzlake führt, - drei Kreisstraßen, - und zwar die K241, die die Andruper Straße, Dorfstraße und Wettruper Straße umfaßt, - die K259, das ist die Moorstraße, und - die K262, das ist die Grafelder Straße. - Alle anderen Straßen in Dohren sind Gemeindestraßen. Für die Unterhaltung der Straßen ist der jeweilige Träger verantwortlich. Mit der Unterhaltung der Gemeindestraßen ist der Bodenkulturzweckverband beauftragt. Die Gemeinde zahlt einen Pauschalbetrag von etwa 25 Pfennig pro m2 Straßenfläche. Bei etwa 39 km Gemeindestraßen mit einer Breite von etwa 3 m ergeben sich damit laufende Kosten von ca. 30.000 DM pro Jahr (hier 1998)94. Dazu kommen Kosten für die Unterhaltung von Straßenbrücken und sonstige, nicht regelmäßige Aufwendungen, die in den oben genannten Kosten nicht enthalten sind. Pro Jahr belaufen sich die Unterhaltungskosten für die Gemeindestraßen auf insgesamt etwa 50.000,- bis 80.000 DM (1997 – 1999)95. Während es vor der Flurbereinigung nur wenige befestigte Straße in Dohren gab, führt heute zu jeder Hofstelle eine asphaltierte Straße. Das ist nicht selbstverständlich, sondern als ein Verdienst der Verantwortlichen in der Gemeinde anzusehen. Im Gebiet der Gemeinde Lähden ist das zum Beispiel nicht der Fall. Die Verbesserung der Infrastruktur hat aber auch Opfer gekostet, die hier nicht vergessen werden sollen. So hat nach den heutigen Maßstäben eine beispiellose Ausräumung der Natur stattgefunden. Beispielsweise war ein Trupp von zwei oder drei Männern nur in Dohren mindestens drei Jahre lang ausschließlich damit beschäftigt, alte Eichen an Wegen und Fluren zu fällen. Unzählige Hecken und Büsche wurden beseitigt. Viele kleine Wege verschwanden im Rahmen von Arrondierungsmaßnahmen. Ein Mitarbeiter des Amts für Agrarstruktur sagte mir dazu noch vor kurzem (1998): "Ja, da haben wir damals noch tabula rasa gemacht. Heute läuft das alles ganz anders. Gott sei Dank". Doch wer aus heutiger Sicht annimmt, daß die Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 34 von 47 genannten Maßnahmen im Rahmen der Flurbereinigung zu Ablehnung oder gar Widerstand in der Bevölkerung geführt hätten, der irrt. Das "Plattmachen" der Natur - wie man heute sagen würde - wurde damals als ein vernachlässigbar geringer Preis für den wirtschaftlichen und technischen Fortschritt angesehen. Und heute muß man sagen, für alle Dohrener haben die Maßnahmen zu einer gar nicht zu unterschätzenden Verbesserung der Lebensverhältnisse geführt. Für die Heuerleute, die Siedler und einen Teil der Bauern ist das ganz klar. Aber auch für den Teil der Bauern, der nicht im gleichen Maße wie die anderen Gruppen von der Veränderung der Verhältnisse profitieren konnte, ist ersichtlich, daß sich auch für sie die Lebensumstände erheblich verbessert haben. Nur ihre herausgehobene gesellschaftliche Stellung existiert heute nicht mehr. Und die Landschaft ist zwar immer noch recht kahl, aber neue Bäume wachsen wieder ... Wenn so vieles für die Menschen besser wurde, dann stellt sich noch die Frage: Hat es Versäumnisse gegeben? Wurden auch Fehler gemacht, die bis heute nachwirken? Wenn es aus heutiger Sicht ein Versäumnis gibt, dann wohl das, daß man so ganz einseitig auf die Entwicklung der Landwirtschaft gesetzt hat. Für die Förderung des Gewerbes wurde wesentlich weniger getan. Es gibt sogar Hinweise darauf, daß bewußt versucht wurde, die Entstehung von Gewerbebetrieben zu verhindern. Die Beispiele nicht nur in Dohren beziehen sich auf die Fa. Klose in Herzlake, Fa. Sandmann in Hüven und die Fa. Siemens bei uns. Nach Angaben von Willi Brokgerken96 suchten Vertreter der Fa. Siemens aus Osnabrück in den 1950er oder Anfang der 60er Jahre hier Land zur Errichtung eines Industriebetriebs. Sie fanden eine geeignete Fläche in einer Parzelle des Bauern Brokgerken an der Ecke Wellenstraße / Kreuzdamm gegenüber dem Brokjans´schen Heuerhaus (heute Varelmann). Die Verhandlungen zwischen Brokgerken und der Fa. Siemens waren schon recht weit gediehen. Da einige Bauern aber befürchteten, ihre Heuerleute als billige Arbeitskräfte zu verlieren, sollen sie97 beim Landkreis in Meppen gegen die Ansiedlung interveniert haben. Daraufhin zerschlug sich das Vorhaben. Neubaugebiete Während sich die Bauern in Dohren vor dem Zweiten Weltkrieg in der Regel nicht entschließen konnten, Land für Siedlerstellen oder als Baugrundstücke abzugeben, änderte sich die Baulandsituation in den 1950er Jahren. Als nun die "kleinen Leute", speziell die Heuerleute, über mehr Geld verfügten als bisher und einige Bauern sich den neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht oder nicht schnell genug anpassen konnten, waren sie, oft wohl nur dem wirtschaftlichen Zwang folgend, bereit, Bauland zur Verfügung zu stellen. Die ersten Pläne für ein Neubaugebiet in Dohren gab es schon 195098. Die Erschließung des in Aussicht genommenen Geländes durch einen Ortsplaner konnte im genannten Jahr jedoch nicht mehr in Angriff genommen werden, da die Kosten in Höhe von 490 Mark (!) nicht mehr im laufenden Haushalt vorhanden waren. Der Gemeinderat von Klein Dohren beschäftige sich am 14. Juni 1951 mit einem vom Kreisbauamt aufgestellten Bebauungsplan für die sogenannte Brinkerei. Obwohl der Gemeinderat den Plan billigte, zog sich das Verfahren in die Länge. Das könnte mit dem Gemeindezusammenschluß von Klein und Groß Dohren zu tun gehabt haben. Denn erst in den Jahren 1963 und 1964 wurde geklärt, daß der Betrag von 30.000 DM, den die Gemeinde Dohren vom Land Niedersachsten als "Geburtstagsgeschenk" (für den Zusammenschluß von Klein und Groß Dohren) bekommen hatte, zum Ausbau der Straße (heute Waldstraße) im Baugebiet "Dohrener Tannen" verwendet werden sollte. Am 3.4.1964 wurde der Bebauungsplan "Dohrener Tannen" anerkannt und unterschrieben, Rechtskraft erlangte er am 16.9.1964. Das erste Haus in diesem Gebiet errichtete die Familie Hörnemann (1952). Es folgten unser heutiger Bürgermeister Dulle 1961 und besonders 1964 und in den folgenden Jahren viele andere99. Eine Vergrößerung erfuhr das Baugebiet mit der Rechtskraft des Bebauungsplans für die Erweiterung im Jahre 1988. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 35 von 47 Zum zweiten Neubaugebiet in Dohren, genannt "Lehmkuhlen", wurden Flächen des Bauern Toben an der L55 ausgewählt. Die Verhandlungen über den Ankauf der Parzellen zwischen der Gemeinde, dem Kulturamt (heute Amt für Agrarstruktur), der Niedersächsischen Landgesellschaft (NLG) und Toben gehen bis ins Jahr 1967 zurück. Im April 1968 ist ein Vorentwurf fertig, im Juni dann ein schon ziemlich endgültiger Entwurf mit der genauen Linienführung der Straße Diekfehn. Der Bebauungsplan für das Baugebiet Lehmkuhlen erlangt am 25.3.1971 Rechtskraft. 1973 beschließt der Gemeinderat, daß Baugrundstücke in den Lehmkuhlen zunächst einmal nicht an auswärtige Personen abgegeben werden sollen. Der Rat behält sich vor, in jedem Einzelfall darüber zu entscheiden. Im April 1976 ist im Bebauungsgebiet nur noch ein Bauplatz frei. Es folgen bis heute im wesentlichen noch zwei Neubaugebiete: Auf der Ahe in bisher drei Teilen (1979, 1982 und 1999) für Privathäuser und das Gewerbegebiet zwischen der Moorstraße und der Wettuper Straße (1998, 2000). Das Baugebiet "An der Dorfstraße" war an sich kein neues Baugebiet. Dort standen bereits Häuser, nur die Lücken wurden gefüllt. Und das Neubaugebiet "Am Ziegeleiweg" war eine Erweitung des Gebietes "Dohrener Tannen" um einen dritten Teil. So existieren heute in Dohren drei nahezu separate Wohngebiete, die für die Zukunft ein Zusammenwachsen durch Auffüllung der Lücken erwarten lassen. Baugebiete in Dohren100 Baugebiet Nr. Rechtskraft des Bebauungsplans seit ================================================================= Dohrener Tannen Lehmkuhlen Auf der Ahe (Teil I) Auf der Ahe, Teil II Dohrener Tannen und Erweiterung An der Dorfstraße Am Ziegeleiweg Auf der Ahe, Teil III Gewerbegebiet Gewerbegebiet, 1. Erweiterung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 16.9.1964 25.3.1971 28.2.1979 15.1.1982 31.1.1988 15.5.1993 30.12.1997 29.10.1999 30.6.1998 15.2.2000 Der Zusammenschluß zur Samtgemeinde Herzlake Schon bald nach der Bildung der Gemeinde Dohren aus Groß und Klein Dohren befaßte sich der Gemeinderat erstmalig am 12. März 1965 mit dem Fragestellung, ob zusammen mit Herzlake eine Samtgemeinde gebildet werden solle101. Im Protokoll dieser Gemeinderatssitzung heißt es dazu schlicht: „Man war der Meinung, nicht mitzumachen.“ Allerdings wird 1966 die Führung der Kassengeschäfte der damaligen "Samtgemeinde Herzlake und Umgebung" übertragen, die damals aus den Gemeinden Herzlake, Bookhof, Felsen, Neuenlande und Westrum bestand102. Ein förmlicher Beschluß wurde auf der Dohrener Gemeinderatssitzung vom 3.3.1966 aber ausdrücklich nicht gefaßt, sondern auf einen unbestimmten Zeitpunkt vertagt. Anscheinend hatte Bürgermeister Tappel zu diesem Zeitpunkt aber bereits Fakten geschaffen, so daß der Rechnungsführer Grabbe von der damaligen Samtgemeinde Herzlake am 12.12.1967 den Prüfungsbericht für das Rechnungsjahr 1965 (!) vorträgt. Der Gemeinderat erhebt keine Einwände. Erst 1969 beanstandet der Landkreis Meppen, daß zwischen der Gemeinde Dohren und der damaligen Samtgemeinde Herzlake keine Vereinbarung über die Führung der Kassengeschäfte besteht. Es wird für den 22.7.1969 eine Versammlung in der Gaststätte Frericks einberufen, in der es Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 36 von 47 zunächst nur um die Führung der Kassengeschäfte gehen soll. Es werden neben dem Gemeinderat von Dohren der Gemeindedirektor von Herzlake, Samtgemeindebürgermeister Sube, Landrat Stroot und Kreisrechtsrat Hartmann sowie Kreisbaurat Oehm eingeladen. Jetzt geht es nicht mehr nur um die Kassengeschäfte, sondern um einen Anschluß von Dohren an die Samtgemeinde Herzlake. Trotz des Aufgebots an emsländischer Prominenz haben sich die Dohrener Ratsherren anscheinend nicht überzeugen lassen. In der Folgezeit häufen sich die Bemühungen, Dohren zum Anschluß zu bewegen. Aber die Dohrener beiben hartnäckig und damit selbständig. Vermutlich Ende 1970 oder Anfang 1971 findet eine undatierte, geheime Abstimmung über den Anschluß an die Samtgemeinde Herzlake statt. Ergebnis: Mit 3 zu 5 Stimmen wird der Anschluß wiederum abgelehnt. Ein neue Dynamik gewinnt die Diskussion über die Samtgemeinde, als dem Gemeinderat am 12.10.1971 die Vorstellungen des Landes Niedersachsen über die vorzunehmende Gebietsreform bekanntgemacht werden. Im Landkreis Meppen sollen noch sechs Verwaltungsgemeinden bestehenbleiben, eine davon soll Herzlake sein. Dohren will sich der Samtgemeinde Herzlake anschließen, wenn auch Lähden sich anschließt, wie es der Landesinnenminister vorgeschlagen hat. Damit ist der Anschluß an die neue Samtgemeinde Herzlake vom Grundsatz her perfekt. Im folgenden geht es noch um die Einzelheiten in Sachen Schule, Standesamt und Gemeindedirektor. Der Gemeinderat von Dohren lehnt Holte-Lastrup als alleinigen Standort für eine Orientierungsstufe auf seiner Sitzung am 29.7.1972 ab. Er möchte die Kinder wegen der geringeren Entfernung nach Haselünne schicken. Am 18.5.1973 wird dem Rat bekanntgegeben, daß die Mittelpunktschule in Herzlake um einen dritten Bauabschnitt erweitert werden soll. Die Grundschule bleibt in Dohren bestehen, die Hauptschüler ab Klasse 5 besuchen heute die Schule in Herzlake. Auf der Ratssitzung am 14.11.1972 wurde vorgetragen, daß das Standesamt Dohren einem neuen Standesbeamten übertragen werden müsse. Zur Ratssitzung am 13.12.1972 war klar, daß das Standesamt Dohren aufgelöst würde. Der Rat faßt den Beschluß, daß das Standesamt zum 1.1.1973 aufgelöst wird und die Standesamtsgeschäfte ab diesem Zeitpunkt von der Samtgemeinde Herzlake wahrgenommen werden. Am 31.1.1973 stimmte der Rat der Gemeinde Dohren der Bildung der Samtgemeinde Herzlake zu, indem er den Entwurf des niedersächsischen Innenministeriums für die Gebietsreform befürwortete. Dieser sah die Bildung einer Samtgemeinde mit Herzlake unter dem Einschluß von Lähden vor. Dieser Vorschlag wurde im Gemeinderat von Dohren einstimmig angenommen. Am 25.1.1974 wurde noch einmal mit gleichem, einstimmigem Ergebnis abgestimmt. Für den ersten Samtgemeinderat wurden aus Dohren die Herren Tappel, Dieker und Schulte als Mitglieder benannt. Für den ersten gewählten Samtgemeinderat wurden auf der Dohrener Gemeideratssitzung am 29.3.1974 die Kanditaten Heinz Berens, Georg Dieker und Bernhard Tappel vorgeschlagen. Tatsächlich gehörten in der Wahlperiode 1974 bis 1976 aus Dohren Heinz Berens, Bernhard Starmann und Bernhard Tappel dem Samtgemeinderat an. Am 28.8.1974 stand für den Gemeinderat von Dohren die Entscheidung an, ob der Samtgemeindedirektor auch gleichzeitig Gemeindedirektor von Dohren sein solle. Dies wurde abgeleht, weil die Ratherren befürchteten, daß die Gemeinde Dohren „dann von der Samtgemeinde Herzlake mitverwaltet“ würde. Außerdem gab es noch keine Regelung über die Abhaltung von Sprechstunden der Samtgemeindeverwaltung in Dohren. Und solange das nicht geregelt sei, sollte der Bürgermeister auch gleichzeitig Gemeinddirektor des Ortes bleiben. Erst in der Gemeinderatssitzung am 16.5.1977 wurde beschlossen, dieses Amt dem Samtgemeindedirektor, Herrn Went, zu übertragen. Gleichzeitig wurde festgelegt, daß die Samtgemeindeverwaltung jede Woche Mittwoch vormittags Sprechstunden im Haus des Bürgermeisters abhalten solle. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 37 von 47 Am 1.9.1974 nahm die Samtgemeinde Herzlake als Vereinigung der Gemeinden Herzlake, Lähden und Dohren ihre Tätigkeit auf. Am 15. März 1974 unterschrieben die Bürgermeister der einzelnen Gemeinden die Hauptsatzung für die Samtgemeinde103. Dort sind die Aufgaben der Samtgemeinde genannt: 1. die Aufstellung der Flächennutzungspläne, 2. die Trägerschaft der allgemeindbildenden öffentlichen Schulen, die Einrichtung und Unterhaltung der Büchereien und der Erwachsenenbildung, 3. die Errichtung und Unterhaltung der Sportstätten, die mehreren Mitgliedsgemeinden dienen, und der Gesundheitseinrichtungen sowie die Altenbetreuung 4. den Feuerschutz 5. den Bau und die Unterhaltung der Gemeindeverbindungsstraßen 6. die in § 8 Nr. 2 NGO genannten Aufgaben Die Organe der Samtgemeinde sind - der Samtgemeinderat - der Samtgemeindeausschuß und - der Samtgemeindedirektor Der Samtgemeinderat wird dabei wie ein Gemeinderat von den Bürgern der Mitgliedsgemeinden gewählt, besteht also nicht etwa wie unmittelbar nach der Vereinigung aus Delegierten der einzelnen Gemeinderäte. Der Samtgemeindeausschuß übt die Funktion eines Verwaltungsausschusses aus. Ihm gehören der Samtgemeindebürgermeister, die Beigeordneten und der Samtgemeindedirektor an, letzterer allerdings nur mit beratender Stimme. Die Hauptsatzung der Samtgemeinde wurde mehrfach geändert bzw. neu aufgelegt, und zwar am 24.2.1978, am 14.4.1992 und zuletzt104 durch Beschluß der Samtgemeinde vom 5.2.1997. Desweiteren wirkten sich die Änderungen der Niedersächsischen Gemeindeordnung auf die Verfassung der Samtgemeinde aus. Zum Beispiel wurde dort aufgeführt, daß die Samtgemeinde eine Frauenbeauftragte zu bestellen hatte. Aber auch in direkter Form hielt die „Emanzipation der Frau“ in die Satzung der Samtgemeinde Einzug. Und zwar wurde dort festgelegt, daß Funktionsbezeichungen, die in männlicher Form bezeichnet sind, im amtlichen Sprachgebrauch in der jeweils zutreffenden weiblichen oder männlichen Sprachform verwendet werden müssen. Weitere Änderungen stärkten die Rechte der Bürger. So wurden in der letzten Fassung der Hauptsatzung Einwohnerversammlungen vorgesehen. Weiterhin bekam jede Person das Recht, sich mit Anregungen oder Beschwerden in Angelegenheiten der Samtgemeinde an den Samtgemeinderat zu wenden. Der Samtgemeindebürgermeister hat seitdem die Pflicht, den Antragsteller über die Art der Erledigung zu unterrichten. Der Wachwechsel Bernhard Tappel wurde am 14.12.1909 in Groß Hesepe geboren und besuchte dort bis zum 14. Lebensjahr die Volksschule105. Nach der Schulentlassung war er im elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb tätig, unterbrochen durch eine einjährige Ausbildung in einem Lehrbetrieb in Westfalen. Am 1.4.1936 übernahm Herr Tappel selbständig einen landwirtschaftlichen Betrieb in Dohren und war seit dieser Zeit hier wohnhaft. Den genannten Hof hatte sein Vater schon im Jahre 1907 erworben und seit der Zeit von einem Verwalter betreiben lassen. Im Jahre 1939 heiratete er Theresia Kuhlmann aus dem benachbarten Neuenlande. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Eingesetzt von den alliierten Besatzungstruppen, wurde er am 1. Juni 1945 zum Bürgermeister von Klein und Groß Dohren ernannt. Nach der ersten Gemeinderatswahl nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Groß Dohren Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 38 von 47 wieder eigenständig verwaltet, so daß sich Tappels Wirkungsbereich zunächst auf die Gemeinde Klein Dohren beschränkte. Nach dem Zusammenschluß der Gemeinden Klein und Groß Dohren im Jahre 1963 trat er zur Bürgermeisterwahl gegen den bisherigen Bürgermeister von Groß Dohren an und gewann die Wahl. Damit war er wieder – wie schon 1945/46 - Bürgermeister von ganz Dohren. In seine Amtszeit fällt auch der Zusammenschluß mit Herzlake und Lähden zur Samtgemeinde Herzlake, der für Dohren – gemessen an den politischen Möglichkeiten – die größt mögliche Eigenständigkeit garantierte. Tappel übte eine stattliche Zahl von Ehrenämtern aus. Er war ehrenamtlicher Gemeindedirektor der Gemeinde Dohren, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Dohren I, Ausschußmitglied des Wasser- und Bodenverbandes Dohrener Bruch, Ausschußmitglied des Wasserbeschaffungsverbandes Bourtanger Moor, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes der Kirchengemeinde Dohren, Vorstandsmitglied der Volksbank Herzlake und Aufsichtsrat der Raiffeisenwarengenossenschaft Lengerich / Felsen. Seit 1984 häuften sich die Ehrungen für Bernhard Tappel. Am 14.12.1984 gab die Gemeinde einen Empfang in der Gaststätte Frericks aus Anlaß seines 75. Geburtstags. Am 1. Juni 1985 feierte er sein 40jähriges Amtsjubiläum. Dafür wurde ihm als drittem Träger die Ehrenmedaille des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes verliehen. 1985 bekam er das Bundesverdienstkreuz, und 1986 wurde er zurm Ehrenbürger von Dohren ernannt. Am 19. September 1978 verstarb seine Frau Theresia, er selbst am 16. Februar 1995. Nach der Kommunalwahl vom 5.10.1986 fand die erste Sitzung dieser Legislaturperiode am 3.11.1986 statt. Für die Wahl zum Bürgermeister schlug Ratsherr Berens den bisherigen stellvertretenden Bürgermeister Gerhard Dulle vor. Ratsherr Ostermann benannte Frau Bernhardine Feldmeier als Kandidatin. Denkbar knapp mit 5 zu 4 Stimmen entschied sich der Rat für Gerhard Dulle als neuen Bürgermeister. Gerhard Dulle wurde am 8.9.1930 geboren. Erstmalig wurde er 1968 in den Rat der Gemeinde Dohren gewählt und nahm am 18.10.1968 an seiner ersten Sitzung als Ratsherr teil. Nach ununterbrochender 18jähriger Mitgliedschaft in diesem Gremium wurde er am 3.11.1986 zum Bürgermeister von Dohren gewählt. Im Dezember 1999 erhielt er vom Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund aus den Händen von Bernd-Carsten Hiebing, dem Bürgermeister von Haren, die silberne Ehrennadel für seine über 30jährige Tätigkeit im Gemeinderat von Dohren und für seine Mitarbeit im Samtgemeinderat der Samtgemeinde Herzlake. Abwasserbeseitigung in Dohren Im Jahre 1975 wurde der Entwurf zum Anschluß der Gemeinde Dohren an die Schmutzwasserkanalisation der Samtgemeinde Herzlake erstellt. Nach diesem Entwurf sollten 550 der damals 982 Einwohner an die Kanalisation angeschlossen werden 106. Folgende Ausbaumaßnahmen wurden dann seit 1978 durchgeführt: 1978/79 1979/80 1982 1990 Etwa 2000 m Freigefälleleitung in der Rosenstraße, Diekfehn, Dorfstraße, Moorstraße und teilweise Am Esch werden verlegt. In den Gebieten Lehmkuhle und Auf der Ahe werden zwei Pumpwerke errichtet. Zur Abführung des Schmutzwassers wird eine etwa 3600 m lange Druckleitung zum Anschluß der Pumpwerke an das bestehende Kanalnetz gebaut. Weitere etwa 1100 m Freigefälleleitung werden in der Hauptstraße, Waldstraße, Am Felde, Schützenstraße, teilweise Am Esch und Auf der Ahe verlegt. Ein weiteres Pumpwerk an der Hauptstraße und 470 m Druckleitung werden errichtet. Bau von rund 90 m Freigefälleleitung auf der Staße Auf der Landwehr. Bau von rund 260 m Freigefälleleitung am Ziegeleiweg. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 39 von 47 1991 1992 1993 1998 1999 Bau von rund 190 m Freigefälleleitung am Ziegeleiweg. Bau von rund 110 m Freigefälleleitung an der Kolpingstraße. Bau von rund 110 m Freigefälleleitung an der Poststraße und 230 m desgleichen am Kiefernweg. Bau von rund 140 m Freigefälleleitung am Steinfeld / Gewerbegebiet. Bau von rund 60 m Freigefälleleitung an der Straße Am Esch Sämtliche Abwasserbeseitigungeinrichtungen der Samtgemeinde Herzlake wurden zum 1.1.1996 an den Trink- und Abwasserverband „Bourtanger Moor“ (TAV) mit Sitz in Meppen veräußert. Im Jahre 1994 hatte der Landkreis Emsland auf den Grundstücken, die nicht an die Kanalisation angeschlossen waren und auch nicht angeschlossen werden sollten, eine örtliche Überprüfung der Abwasserbeseitigung durchgeführt. Dabei hatte die Behörde festgestellt, daß für viele Häuser die Abwässer in einer abflußlosen Grube gesammelt werden. Diese Art der Beseitigung entsprach, wie es hieß, „nicht mehr den heute geltenden allgemein anerkannten Regeln der Technik und den Erfordernissen des Gewässer – und Grundwasserschutzes“. Daß auf angrenzenden Flächen mehrmals jährlich hunderte von Kubikmetern Gülle ausgebracht wird, schien dagegen völlig in Ordnung zu sein. Daß auch die Gülle vernünftig entsorgt werden muß, war für die betroffenen Einwohner Dohrens bis auf die gelegentliche Geruchsbelästigung kein Problem. Viele fragten sich jedoch, ob die Verhältnismäßigkeit der Mittel hier gewahrt blieb. Jedenfalls wurden die Eigentümer aufgefordert, eine „Kleinkläranlage“ zu installieren. Dies geschah speziell in Groß Dohren in den Jahren 1995 und 1996. Schon bald nach Übernahme der Zuständigkeit für die Abwasserentsorgung meldete sich im ersten Halbjahr 1996 der Trink- und Abwasserverband (TAV) bei den Haushalten, die eine „Kleinkläranlage“ betrieben, und forderte die Eigentümer in einem vergleichsweise rüden Ton auf mitzuteilen, wie sie den Fäkalschlamm entsorgen wollen107. Es wurden zwei Möglichkeiten eröffnet: die private Entsorgung auf geeigneten landwirtschaftlichen Flächen und die Entsorgung durch eine Fachfirma. Falls dem TAV nicht zügig Flächen für die Entsorgung auf landwirtschaftlichen Flächen genannt wurden, wurde angedroht, eine Fachfirma durch den TAV zu bestellen, die der Eigentümer zu bezahlen hätte. Irgenwie konnte wohl jeder Betroffene Flächen nennen. Von einer kostenpflichtigen Entsorgung durch eine Fachfirma ist mir jedenfalls im weiteren nichts bekannt geworden. Während sich die Behörden nach meinen Erfahrungen seit etwa 1980 und verstärkt seit den 1990er Jahren merklich um Bürgernähe und eine Art von Freundlichkeit bemühen, die den Bürger als Kunden begreift, wurden hier für die betroffenen Einwohner Dohrens erstmals die negativen Folgen einer Privatisierung spürbar. Zwar hätte eine Behörde inhaltlich nicht anders verfahren können. Aber der Ton, der ja bekanntlich die Musik macht, läßt hier für die Zukunft nichts Gutes erwarten. 1998 waren 542 von 1137 Einwohnern Dohrens (= 48%) an die öffentliche Kanalisation angeschlossen. Im Jahre 2000 wird das neue Baugebiert „Auf der Ahe“ an die privatisierte Abwasserbeseitigung angeschlossen. Für den Bereich Andruper Straße / Finkenweg ist ein Anschluß über einzelne Druckentwässerungssysteme geplant. Künftig werden voraussichtlich nur noch neue Baugebiete angeschlossen. Der Preis für die Abwasserbeseitigung beträgt z.Zt. 3,- DM/m3. Die Entwicklung der technischen Möglichkeiten Zunächst möchte ich hier vorausschicken, daß viele der Nachkriegsentwicklungen mit der Kirche (z.B. Kindergarten) oder mit der Schule (z.B. Turnhalle) zusammenhängen. Diese Themen werden in dieser Chronik von den Herrn Hamacher, Polle und Wolken behandelt. Ich beschäftige mich mit diesen Themen hier deswegen nicht oder nur ganz am Rande. Seit den 1950er Jahren wurden viele Dinge, die das Leben leichter machen und uns heute selbstverständlich erscheinenen, neu eingeführt. Mit Ausnahme relativ weniger Familien, die Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 40 von 47 schon seit den 1930er Jahren oder etwas später einen Volksempfänger hatten, bekam die Mehrheit der Haushalte in den 1950er Jahren ein Radio. Ähnlich war es mit der Waschmaschine. Einige Bauern (z.B. Brokjans) hatten schon in den 1930er Jahren ein Gerät mit Handkurbelantrieb und Kohlefeuerung. Kurz nach dem Krieg gab es hier eine Maschine, bei der einige Arme in die Lauge mit der Wäsche ragten und diese für einige Zeit in die eine Richtung und dann wieder entgegengesetzt drehten. Auch dieses Gerät mußte befeuert werden. Ab 1960 hielt dann in sehr viele Haushalte die elektrische Waschmaschine ihren Einzug. Der Fernseher kam ab etwa 1960 zuerst in die Gaststätten, z.B. zu Hülsmann. Zwischen 1965 und dem Anfang der 70er Jahre verbreitete er sich in Dohren allgemein, allerdings zunächst als Schwarz-Weiß-Fernseher. In den 80er Jahren hielt der Farbfernseher seinen Einzug. Besonders das grüne Gras bei den Fußballspielen begeisterte. Erste Telefonanschlüsse gab es schon in den 1930er Jahren, und zwar als öffenlich zugängliche Apparate bei den Bürgermeistern. Daneben gab es 1938/39 private Anschlüsse bei Barlage, W.Kuhlmann (Viehhändler, Groß Dohren), Nyenstein (Molkerei), dem Reichsarbeitsdienst Abteilung 8/316 Dohren-Felsen und August Spieker (Wirtschaft und Bäckerei). Im Amtlichen Fernsprechbuch für 1939/40 ist dann das "Kathol. Pfarramt Dohren, Pastor Dr. Paul Lichtenbäumer" sowie die "Luftwaffe, Kommando d[es] Flughafenbereichs Quakenbrück, Arbeitsdienstl[ager] Dohren-Felsen" aufgeführt. Es dauerte in Dohren aber noch bis in die 1970er Jahre, bis so gut wie jeder Haushalt einen Telefonanschluß hatte. Seit Mitte der 1950er und besonders in den 1960er Jahren bekamen viele Dohrener ihr erstes Auto. Seit 1979 kam die Gasversorgung nach Dohren. Es fand in der Gaststätte Spieker eine Versammlung mit Vertretern der EWE statt, bei der die Bevölkerung über die Möglichkeiten der Verwendung von Erdgas aufgeklärt werden sollte. Auf dieser Versammlung entschieden sich jedoch bereits so viele Haushalte für einen Gasanschluß, daß es nach der Veranstaltung sicher war, daß Dohren Gas bekommen würde. Die Ölkrise von 1973 und die stark schwankenden Ölpreise waren ein Auslöser für den Run auf das Gas. Ein weitere Grund war ein günstigerer Anschlußpreis für eine gewisse, kurz Zeitspanne. Die Anschlüsse wurden dann Anfang der 1980er Jahre gebaut. 1984 waren 15 km PVC-Gasleitungen verlegt, an die 95 Haushalte angeschlossen waren. Heute heizen etwa drei Viertel der Dohrener Haushalte mit Gas und die übrigen mit Öl. In den Neubaugebieten haben nahezu alle Bewohner einen Gasanschluß108. In den 1990er Jahren hielt der Computer in Dohren Einzug. Sichtbare Verwendung und ein aktives Mitwirken ergaben sich beim PC (Personal Computer) oder z.B. für die Fütterung im Stall. Aber auch in "unsichtbaren" Bereichen haben wir seitdem mit ihm zu tun: im Auto, in der Musikanlage, in Haushaltsgeräten. Die weitere Entwickung und der heutige Stand der Dinge In den letzten 25 Jahren (seit 1975) ergaben sich viele Entwicklungen, die mit der Kirche oder mit der Schule zu tun hatten. Diese werden von anderen Autoren behandelt: 1975 Bau der Friedhofskapelle, 1975 Müllabfuhr wird zur Pflicht, 1984 Bau der Turnhalle, 1984 Renovierung des Kriegerehrenmals, 1992 Fertigstellung des Pfarrheims, 1993 Gestaltung des Ortsmittelpunktes um Kirche und Ehrenmal, 1997/98 Bau des Kindergartens, 1999 Renovierung der Kirche. Für die folgenden Ausführungen beachten Sie bitte auch die entsprechenden Tabellen und Graphiken109. Die Bevölkerungszahl der Gemeinde Dohren ist in den letzten 30 Jahren um etwa 20% angestiegen, das sind bezogen auf 1970 0,7% pro Jahr. Die relative Bevölkerungsentwicklung entspricht der von Lähden. Herzlake ist im gleichen Zeitraum um etwa 50% gewachsen. Für die positive Entwicklung der Bevölkerungszahl ist der Geburtenüberschuß verantwortlich, der Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 41 von 47 noch in den 1960er Jahren bei 2% gelegen hat und heute immerhin noch ein halbes Prozent beträgt. Der Wanderungsgewinn war seit dem Ende der 60 Jahre zumeist negativ, d.h. es wanderten im Mittel mehr Menschen ab als zuwanderten. Zwischen 1989 und 1992, in Herzlake und Lähden bis 1995/96, stellte sich in Dohren ein deutlicher Zuwanderungsgewinn von bis etwa 2% ein, der auf den Zuzug von Asylbewerbern zurückzuführen ist. Mit dem Zuweisungsgesetz des Bundes wurde diese Entwicklung gestoppt. Politisch wird Dohren von der CDU dominiert, die seit dem Kriegsende bei den Bundestagswahlen hier immer die absolute Mehrheit gewann. Allerdings fällt der Anteil der CDU seit 1961 (84,4%) nahezu kontinuierlich ab. Bis zur letzten Bundestagswahl im Jahre 1998 hat sie 27,8% der Stimmen verloren (auf 56,6%). Nicht ganz im gleichen Maße (plus 23,8%) konnte die SPD in dieser Zeit von 11,8% auf 35,4% zulegen. Die restlichen Prozentpunkte konnten besonders seit 1980 die kleinen Parteien, F.D.P. und Grüne, gewinnen, die aber bei der letzten Bundestagswahl in Dohren beide unter 5% blieben. Seit 1961 konnte hier nur zweimal eine der kleinen Parteien die 5%-Hürde überwinden, nämlich 1983 die Grünen mit 7,4% und 1994 die F.D.P. mit 5,1%. In Dohren arbeiten 1999 nur 17 Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig, während aber 325 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Dohren wohnen. Das bedeutet, daß 98,5% aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer in Dohren nur schlafen und ihre Freizeit verbringen. Die Statistik des Arbeitsamtes zeigt also, daß nahezu alle Arbeitnehmer in Dohren woanders ihr Geld verdienen. Das Verhältnis beider Gruppen – Beschäftigte am Arbeitsort zu denen am Wohnort – beträgt hier 1 : 19. In Lähden liegt es schon bei 1 : 1,8 und in Herzlake ist es so gut wie ausgeglichen. Auch im nahegelegenen Haselünne beträgt das genannte Verhältnis etwa 1 : 1, während Meppen schon etwa doppelt so viele Ein- wie Auspendler aufweist. Die Zahl der Arbeitslosen in Dohren lies sich nicht exakt ermitteln, da in den Statistiken zumeist nur auf die komplette Samtgemeinde bezug genommen wird 110. In der Samtgemeinde Herzlake betrug sie 1998 10,9% und 1999 11,4% (jeweils im Juni). Damit lag sie jeweils etwa 1% - 2% höher als im gesamten Arbeitsamtsbezirk Meppen. Eigene Vergleichsrechnungen ergaben, daß die Arbeitslosigkeit in Dohren eher etwas höher liegt als in der Samtgemeinde insgesamt, im Jahre 1998 vermutlich bei etwa 13%. Bei den Schwankungen der letzten Jahre dürfte sie damit in den 1990er Jahren wohl immer zwischen 12% und maximal 15% gelegen haben. Die im bezug auf die Bevölkerungszahl nahezu vollständige Abwesenheit von Gewerbebetrieben führte nicht nur dazu, daß praktisch alle arbeitsfähigen Personen in Dohren entweder außerhalb des Ortes oder in der Landwirtschaft arbeiten oder arbeitslos sind. Diese Konstellation hat Auswirkungen auf das Einkommen der ortsansässigen Bevölkerung. Die Statistik zeigt, daß in einem örtlichen Bezirk um so mehr verdient wird, je mehr Gewerbe dort ansässig ist. Diese Aussage gilt mit Ausnahme des Einzugsbereichs von Gewerbebezirken, wie z.B. dem Umland von Ballungsräumen. Da Dohren weder eine signifikante Anzahl von Gewerbebetrieben aufweist, noch im Einzugsbereich eines Gebietes mit hoher Gewerbekonzentration liegt, ist das Einkommen der Steuerpflichtigen besonders niedrig. Das führt dazu, daß die Einkommen in Dohren im Mittel nur 70% von dem ganz Niedersachsens betragen. Selbst für emsländische Verhältnisse ist es niedrig und innerhalb der Gemeinden unserer Samtgemeinde ist es auch das niedrigste. Man kann also mit Fug und Recht sagen: Dohren ist eine relativ arme Gemeinde. Was ist aber der Grund dafür? War Dohren schon immer ein zurückgebliebenes Nest, in dem es tendenziell bergab ging? Das ist nicht so! Zwischen den 1900er und 1930er Jahren war Dohren zwar durchaus nicht reich, aber im Vergleich zu anderen Dörfern scheint es nicht schlechter gestellt gewesen zu sein. Es entstanden sogar neue Gewerbebetriebe, z.B. die Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 42 von 47 Schmieden Behner und Hülsmann. Mindestens drei Schneidereien wurden gegründet. Unter ihnen expandierte Dreyer so stark, daß er das spätere Geschäftshaus Frericks baute und den Hof Ahillen kaufte. Daß Dreyer sich dabei anscheinend wirtschaftlich übernahm, ist ein anderes Thema. Spieker und Frericks gründeten Bäckereinen und Gastwirtschaften. Mit dieser Aufzählung sind die Gewerbebetriebe nur angerissen, nicht aber vollständig dargestellt (siehe dazu den Artikel von Alfons Sanders). Nach dem Kriege versuchten die Gewerbebetriebe, an die bescheidenen Erfolge der Vorkriegszeit anzuknüpfen. Das gelang in der Regel jedoch nicht. Beide Schmieden schlossen beispielsweise. Heinrich Hülsmann konnte zwar gut Pferde beschlagen, war den Angaben zufolge sogar ein erstklassiger Hufschmied, aber Trecker konnte er nicht reparieren. Er und seine Frau erkannten das jedoch früh genug und bauten ein Haus, in dem sie einen Lebensmittelladen und eine Gastwirtschaft betrieben. Die Schmiede gaben sie auf. Ihre Flexibilität wurde belohnt. Von ihrem neuen Gewerbe konnten sie bis zum ihrem Lebensende ihre Existenz sicherstellen. Doch die meisten Dohrener Gewerbebetriebe waren nicht so flexibel, so daß sie nach dem Krieg ihren Betrieb nicht wieder aufnahmen oder in den 50er Jahren schlossen. Es gibt allerdings auch positive Ansätze. Seit 1998 gibt es ein Gewerbegebiet, in dem sich ein Bauunternehmen niedergelassen hat. Eine Besamungsstation hat sich angesiedelt. Ein ehemals landwirtschaftlicher Betrieb hat sich auf Dienstleistungen im Bereich der Pferdehaltung umgestellt (Holtgers). Ein anderer ehemaliger Landwirtschaftsbetrieb erbringt Dienstleistungen auf dem Gebiet der Automatenwartung (Eikens / Barlage). Daß sich in der Gemeinde auch das "horizontale Gewerbe" angesiedelt hat ("Nr. 10"), wird von den Verantwortlichen wohl eher als störend empfunden. Das Problem dabei besteht m.E. in der Nähe dieses "ältesten Gewerbes" zur Kriminalität und in der mangelnden sozialen und arbeitsrechtlichen Absicherung der dort beschäftigten Frauen. Die Landwirtschaft spielt in Dohren noch immer eine sehr große Rolle. Doch die Anzahl der Betriebe sinkt seit Jahren. Während 1991 in Dohren noch 58 landwirtschaftliche Betriebe arbeiteten, waren es 1997 nur noch 51. Das heißt, daß in den 90er Jahren im Mittel ein Betrieb pro Jahr die Landwirtschaft aufgegeben hat. Und in gewöhnlich gut unterrichteten Dohrener Kreisen heißt es, daß sich diese Entwicklung im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends beschleunigt fortsetzen wird. Schätzungen gehen dahin, daß bis 2010 bis zu 90% (!) aller landwirtschaftlichen Betriebe schließen werden. Hier deutet sich wieder ein so großer Stukturwandel an, daß seine Folgen noch gar nicht abschätzbar sind. Was sind die Gründe für den Niedergang so vieler bäuerlicher Betriebe? Vordergründig ist hier das niedrige Preisniveau auf dem gemeinsamen, europäischen Agrarmarkt zu nennen. Als tiefere Ursachen sind können drei benannt werden. Zum ersten sind es die geringen Betriebsgrößen in Dohren. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche betrug hier in den 90er Jahren zwischen 26,0 ha (1991) und 28,6 ha (1997). Das ist für heutige Verhältnisse viel zu wenig. Ein Hof mit weniger als 50 ha, der als Haupterwerbsquelle betrieben wird, kann als solcher heute nicht mehr als dauerhaft rentabel gelten. An den drei maßgeblichen, in Dohren auftretenden auswärtigen Pächtern kann man erkennen, daß ein profitabeles Wirtschaften in der Landwirtschaft durchaus möglich ist. Aber anscheinend nur, wenn der Betrieb wie ein mittelständisches Unternehmen geführt wird und nicht, wie in Dohren oft noch üblich, wie ein bäuerlicher Kleinbetrieb. Der zweite Grund für die festgestellte und verstärkt zu erwartende Abnahme der Anzahl von landwirtschaftlichen Betrieben liegt in dem vielfach ungeklärten Problem der Generationsfolge. Entweder sehen die Kinder ihre Zukunft nicht in der Landwirtschaft, oder die Söhne finden keine Frau, die das Leben als Bäuerin mit ihnen teilen will. Daß die potentiellen Hoferben ihre Zukunft nicht in der Landwirtschaft sehen, liegt an den relativ geringen Einkommen, dem hohen Arbeitsaufwand und in der oft guten Ausbildung der Kinder, die ihnen Alternativen zur Landwirtschaft vernünftiger erscheinen lassen. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 43 von 47 Der dritte Grund besteht in einer zuerst verschobenen, dann versäumten und schließlich verpaßten Rationalisierung. Betriebe, die über zehn Jahre oder mehr nicht oder so gut wie nicht investiert haben, stehen oft vor der Alternative, sich auf eine sehr lange Zeit zu verschulden oder einem noch fernen Ende des landwirtschaftlichen Betriebes entgegenzugehen. Was die Landwirtschaft angeht, sind aus den genannten Gründen keine massenhaft auftretenden Konkurse zu erwarten, sondern zwei Entwicklungen: Zum einen ein eher langsames und stilles Sterben vor allem der kleinen Betriebe und auf der anderen Seite ein großer Konzentrationsprozeß. Nicht die Landwirtschaft wird sterben, ganz im Gegenteil, sie wird eher noch intensiver werden, sondern viele, besonders kleine landwirtschaftliche Betriebe. Der Konzentrationsprozeß scheint in Dohren mit der Tendenz zum viehwirtschaftlichen Veredelungsbetrieb verbunden zu sein. Der Schweinebestand ist seit 1980 um etwa 30% und der Bestand an Rindern um etwa 40% (bis 1996) gestiegen. Und das, obwohl die Anzahl der betreffenden Betriebe im gleichen Zeitraum um ein Viertel bei Rindern und fast auf die Hälfte bei Schweinen zurückgegangen ist. Alle anderen Viehbestände haben in Dohren keine wirtschaftliche Bedeutung. Zum Wachsen der Veredelungswirtschaft gehört auch der Wandel in der Flächennutzung. So nahm der Getreideanbau (ohne Mais) seit 1977 bis 1995 auf etwa die Hälfte der Fläche ab. Dagegen explodierte geradezu der Maisanbau. Die dafür genutzten Flächen (Körnermais und Corn-Cob-Mix) nahmen im genannten Zeitraum von 5 ha (1977) auf 172 ha (1995) zu. Dazu kommt noch der Silomais, dessen Anbaufläche im genannten Zeitabschnitt von 67 ha auf 247 ha angewachsen ist. Eine Sonderentwicklung beschreibt der Kartoffelanbau. Auch hier ist eine Aufwärtsentwicklung zu beobachten, und zwar von 59 ha im Jahre 1977 auf 246 ha 1995. Dieser Schub konnte durch die Expansion in neue Märkte des sogenannten Non-FoodBereichs erfolgen. Die zusätzlich erzeugten Kartoffeln werden nämlich nicht mehr als Lebensmittel, sondern für die Herstellung von Stärke (besonders für die Papierherstellung) sowie deren Begleit- und Folgeprodukte (Glucose, chemisch modifizierte Stärke u.a.) eingesetzt. Danksagung Bei den Recherchen für diesen und die anderen Artikel für diese Chronik habe ich viel Hilfe erfahren. Dafür danke ich allen, die mir Auskünfte erteilt haben. Besonders möchte ich den Herrn Bernhard Rüther und Bernhard Hellmann danken, mit denen ich viele Stunden gesprochen und die mich auf viele Dinge erst aufmerksam gemacht haben. Mein Dank glit auch den Herrn Gebbeken und Bölscher sowie Frau Maas von der Samtgemeindeverwaltung in Herzlake, die mich - jeder auf seine Weise - unterstützt haben. Anmerkungen, Quellen und Literatur 1 2 3 4 5 Josef Auf der Landwehr, Schulchronik der Gemeinde Dohren. Zusammengestellt etwa 1960. Hier künftig "Schulchronik". S. 27, Abschnitt: Vom Chausseebau. Schulchronik, S. 35, Abschnitt: Straßenbau. Schulchronik, S. 37, Abschnitt: Der Straßenneubau. Bernhard (Post-)Rüther, Dohren. Herr Rüther hat mir mit vielen Auskünften weitergeholfen. Diese Auskünfte wurden erteilt bei meinen Besuchen bei ihm am 01.04.1999, 05.07.1999, 07.01.2000, 29.1.2000, 06.03.2000 und 10.03.2000. Hier künftig: Auskunft Post-Rüther. Für das folgende wurden häufig die Niederschriftenbücher (im folgenden NSB) bzw. Protokollbücher der Gemeinderatssitzungen der Gemeinden Klein Dohren, Groß Dohren und Dohren herangezogen. Folgende Bücher fanden Verwendung: NSB der Gemeinde Groß Dohren, 11.03.1939 - 10.03.1948. NSB der Gemeinde Groß Dohren, 29.07.1948 - 16.07.1954. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 44 von 47 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 NSB der Gemeinde Klein Dohren, 28.10.1930 - 02.11.1938. Ein Blatt nach der Eintragung vom 02.11.1938 wurden herausgeschnitten. Das Buch wird von der Rückseite noch einmal von vorn angefangen und trägt dort den Titel: Namentliche Aufstellung aller Einwohner der Gemeinden Gross- und Kl.-Dohren. NSB der Gemeinde Klein Dohren, 19.03.1939 - 06.05.1948. NSB der Gemeinde Klein Dohren, später Dohren, 13.12.1948 - 27.02.1971. Hinter dem Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 27.02.1971 ist noch ein Protokoll ohne Datum vorhanden. NSB der Gemeinde Dohren, 06.05.1971 - 16.05.1977. Auskunft Post-Rüther. NSB Klein Dohren, Protokoll vom 12.12.1937. Auskünfte von Post-Rüther (siehe Fußnote 4), Wilhelm Brokgerken am 04.08.1999 und 04.12.1999, Helmut Brüggemann am 21.05.1999, Johann Brokjans (senior) am 12.06.1999 und 05.09.1999, Hermann Burs am 22.06.1998 und 26.04.1999, Bernhard Hellmann am 18.08.1998, 30.05.1999 und 31.12.1999, Josef Kerkhoff am 30.08.1999 und anderen. Auskunft Ewald Kramer, Dohren, vom 21.08.1999. Michael Rademacher, Wer war wer im Gau Weser-Ems. Die Amtsträger der NSDAP und ihrer Organisationen in Oldenburg, Bremen, Ostfriesland sowie der Region Osnabrück-Emsland. Ohne Ort und Datum. Vermutlich erschienen im Einverlag des Autors 1999. Die Angaben in dem vorgenannten Buch stimmen nicht mit den Angaben zuverlässiger Gewährsleute (siehe hier Fußnote 9) überein. Zum Beispiel Hermann Burs. Siehe auch hier Fußnote 8. Auskünfte Post-Rüther (siehe Fußnote 4) und Bernhard Hellmann (siehe Fußnote 8). Auskunft Hellmann, siehe Fußnote 8. Auskunft Wilhelm Brokgerken (siehe Fußnote 8). August Brokgerken, *28.01.1887, †05.08.1959, war Eigentümer des Hofes Brokgerken, Dohren, Brookstraße. Auskunft Post-Rüther. Auskünfte Elisabeth Kruthoff geb. Kuhlmann vom 06.06.1998 und 01.09.1999. Auskunft Post-Rüther. Schulchronik, S. 37, Abschnitt: Ostsiedlung. Auskünfte Familien Rüther / Dall vom 20.08.1998, Rapien vom 11.05.1999 und 27.12.1999, Decker vom 02.07.1999, Lampe vom 19.08.1999 und Grote vom 11.07.1999. Schulchronik Dohren, S. 40, Abschnitt: Siedlungen im Jahre 1935. Auskunft Josef Schmidt, Gersten, vom 08.03.2000. NSB der Gemeinde Klein Dohren. Schulchronik Dohren, S. 40, Abschnitt: Das Gemeindehaus vor dem Moore. Schulchronik, S. 39/40, Abschnitt: Geschäftshaus J.H. Dreyer. Auskunft Johann Brokjans. Schulchronik, S. 41, Abschnitt: Moorverkauf. Wilhelm Dulle, Als der Großvater die Großmutter nahm. Ohne Ortsangabe (vermutlich Herzlake), 1985, Bd. 1, S. 38 - 42. Archiv der Samtgemeinde Herzlake, Vertrag zur Änderung der Gemeindegrenzen zwischen den Gemeinden der Katastergemeinde Dohren. Meppen, den 24.06.1905. Mitteilung Franz Josef Buchholz, Lingen: Katasterkarte Maßstab 1:25.000, Ausgabe 1959. Und: Auskünfte PostRüther (s.o.), Bernhard Hellmann (s.o.) und Clemens Gebbeken vom 27.04.2000. Schulchronik, S. 41, Abschnitt: Polnische Gefangene. Auskünfte Post-Rüther (s.o.), Bernhard Hellmann (s.o.) und Grete Ostermann im März 2000. Schulchronik, S. 42, Abschnitt: Straßenbau. Alois Decker, Auskunft vom 02.07.1999 und seine Akte: Strafbefehl des Amtsgerichts Meppen vom 09.09.1943. Auskünfte Post-Rüther (siehe Fußnote 4) und Helmut Büggemann (siehe Fußnote 8) zur damaligen Heuerstelle an der Wellenstraße 13. Archiv der Katholischen Pfarrgemeinden Herzlake und Dohren, Herzlake. Chronik der Katholischen Kirchengemeinde Dohren. Handschriftliche Aufzeichnungen von Carl Lichtenbäumer und Vinzenz Holzem, Dohren 1945 / 1964. Künftig hier: Kirchenchronik. S. 24/25. Hier nahezu wörtlich wiedergegeben. Kirchenchronik, S. 28/29. Schulchronik, S. 42 und folgende. Kirchenchronik, S. 29. Kirchenchronik, S. 31. Schulchronik, S. 44, Abschnitt: Fliegergeschädigte. Schulchronik, S. 45, Abschnitt: Volkszählung am 1.11.1946. Schulchronik, S. 44, Abscnitt: Kriegsende. Kirchenchronik, S. 33. Auskunft Johann Brokjans (s.o.). Bernhard Starmann, in: Land & Lüe, Mitteilungsblatt des Heimatvereins Herzlake - Dohren e.V., Nr. 9 / 1995. S. 58 - 60. Familie (Straßen-) Dieker, Fotographie "Gedenktafel Weltkrieg 1939 - 1945. Gefallene - Vermißte Kriegsteilnehmer". Gefallene und Vermißte aufgeführt auf den Gedenksteinen des Ehrenmals in Dohren. Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Statistik-Daten, CD 1998. Künftig hier: NLS. Schulchronik, S. 41, Abschnitt: Volkszählung 1939. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 45 von 47 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 Schulchronik, S. 45, Abschnitt: Volkszählung am 1.11.1946. Die Niedersächsische Gemeinde (Zeitschrift), Ausgabe September 1985. Archiv der Samtgemeinde Herzlake. Schreiben an den Landkreis Emsland vom 02.05.1984. Betrifft: Ehrung des Bürgermeisters Bernhard Tappel, Dohren, für verdienstvolle Tätigkeit. Kirchenchronik, S. 34 und folgende. Kirchenchronik, S. 38 / 39. Bischöfliches Diözesanarchiv Osnabrück. Akten der Kirchengemeinde Dohren. Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen. Gestapo Osnabrück meldet ..., Polizei- und Regierungsberichte aus dem Regierungsbezirk Osnabrück aus den Jahren 1933 bis 1936. Bearbeitet und eingeleitet von Gerd Steinwascher. Hrsg. vom Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück. XXXVI, Osnabrück 1995. Selbstverlag des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osanabrück. Kirchenchronik, S. 36 ff. Siehe Fußnote 45. Auskunft Johann Brokjans. Archiv der Samtgemeinde Herzlake. Scheiben von Oberkreisdirektor Ermert an den Bürgermeister von Bookhof vom 16.04.1945. Auskunft Josef Kerkhoff vom 30.08.1999. Siehe Fußnote 45. Auskunft Heinrich Loddeke vom 19.05.1999. Herr Loddeke war Teilnehmer an der genannten "Skandal- Messe". Siehe Fußnote 54. Andreas Albers, 75 Jahre St. Josef Hollage 1922 - 1997, hrsg. von der Katholische Pfarrgemeinde St. Josef Hollage, Wallenhorst 1997. Hermann Friese, Ein Bürger und seine Stadt, Eigenverlag des Autors, Meppen 1983, S. 228 / 229. Meppener Tagespost (im folgenden MT), Oktober 1986, Politisches Urgestein im Emsland. Auskunft Werner Häring, Dohren, vom 26.04.1999. Auskunft Grete Ostermann, Haselünne 1999. Auskunft Günter Natusch vom 05.12.1999. Auskunft Post-Rüther. Wie Fußnote 71. Auskunft Elfriede Politz vom 11.12.1999. NSB der Gemeinde Klein Dohren, 28.10.1930 - 02.11.1938. Siehe auch Fußnote 5. Auskünfte Post-Rüther und Bernhard Hellmann. Siehe Fußnoten 5, 40, 41, 48. Für diesen und die folgenden Abschnitte siehe Fußnote 5. Schulchronik, S. 45, Abschnitt: Das Hamsterwesen. Schulchronik, Seite 33, Abschnitt: Dohren erhält elektr. Licht. MT vom 19.01.1985. Artikel: Statt Petroleum und Talg erhellte eine einige Glühbirne die Stube. MT vom 15?.02.1984. Artikel: Wir wußten nicht, was wir zu sehen bekamen. Auskünfte Bürgermeister Gerhard Dulle, Dohren, vom 09.08.1999 und 21.12.1999. Auskunft Clemens Gebbeken vom 19.06.1998. Auskunft Cl. Gebbeken, s.o. Auskunft Cl. Gebbeken, s.o. Siehe Fußnote 5. Siehe Fußnote 5. Josef Hamacher, Theodor Polle, Alfons Sanders. Herzlake. 1000 Jahre Geschichte eines Kirchspiels. Herausgegeben von der Gemeinde Herzlake, Herzlake 1992. Künftig: Chronik Herzlake. S. 414. Genau genommen waren es nur die im damaligen Landkreis Meppen gelegenen Gemeinden des alten Kirchspiels Herzlake. Düenkamp und Lewinghausen im Landkreis Cloppenburg gehörten nicht dazu. Die Gemeinde Dohren ließ ihre Kassengeschäfte tatsächlich erst ab 1966 in Herzlake führen. Siehe NSB vom 3.3.1966. Amt für Agrarstruktur, Flurbereinigung Dohren, M 176, Schlußfeststellung: 26.11.84, S. 82. Samtgemeinde Herzlake, Hauptsatzung der Gemeinde Dohren. Genehmigt vom Landkreis Meppen am 23.4.1975. Samtgemeinde Herzlake, Hauptsatzung der Gemeinde Dohren. Dohren, den 03.02.1997. Samtgemeinde Herzlake, Wappen der Gemeinde Dohren, Landkreis Emsland. Entwurf und Ausführung: Dr. UlfDietrich Korn, Münster 1988/1989. Es wird irgendwann vor 1829 9 Vollerben in Groß Dohren und 9 Vollerben in Klein Dohren gegeben haben. 1829 gab es in Klein Dohren immer noch 9 Vollerben und in Groß Dohren 6 Vollerben, 4 Halberben und 3 Drittelerben. 1945 waren davon in Klein Dohren 7 Vollerben übrig geblieben und in Groß Dohren 6 Vollerben, 3 Halberben und 2 Drittelerben. Aufstellung von Herrn Bölscher, Samtgemeinde Herzlake, zur Fahrbahnunterhaltung. Erhalten am 6.1.2000. Gemeinde Dohren, Haushaltssatzung Haushaltsplan 1997, 1998, 1999. Auskunft Willi Brokgerken vom 29.12.1999. Wer nähere Auskünfte speziell über die Identität der intervenierenden Personen haben möchte, wende sich bitte an Willi Brokgerken. Die Namen dieser Personen wurden dem Autor mitgeteilt, sollen hier aber nicht genannt werden. Siehe Fußnote 5. Auskunft Gerhard Dulle vom 5.5.2000. Die Tabelle und die Zeichnungen wurden zur Verfügung gestellt von der Samtgemeinde Herzlake durch Herrn Gebbeken in mehreren Teilen, der letzte Teil im April 2000. Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 46 von 47 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 Siehe Fußnote 5. Chronik Herzlake, S. 414. Im Jahre 1964 hatten sich die Gemeinden Herzlake und Bakerde zur Gemeinde Herzlake zusammengeschlossen. Samtgemeinde Herzlake, Hauptsatzung für die Samtgemeinde Herzlake. Dohren, Herzlake, Lähden, den 15.03.1974. Genehmigt vom Landkreis Meppen am 22.3.1974. Samtgemeinde Herzlake, Hauptsatzung der Samtgemeinde Herzlake. Herzlake, den 05.02.1997. Siehe Fußnote 51. Aufstellung von Herrn Bölscher, Samtgemeinde Herzlake, zur „Abwasserbeseitigung im Bereich der Gemeinde Dohren“. Erhalten am 06.01.2000. Im folgenden zitiere ich aus Schreiben, die der TAV an den Autor richtete. Ähnliche Schreiben bekamen vermutlich viele Dohrener. Auskünfte von Bürgermeister Gerhard Dulle am 9.8.1999 und 21.12.1999. NLS, Statistik-CD. Siehe Fußnote 48. Bundesanstalt für Arbeit. Arbeitsamt Nordhorn. Statistik-Sonderheft. Arbeitsmarktzahlen nach Gebietskörperschaften - Ausgabe 1999 Dr. Remme, Dohrens jüngere Vergangenheit: 1933 bis 2000. Version vom 07.07.2000. Seite 47 von 47