Kontrolle der Störvariablen (der Untersuchungssituation und Vpn) Hauptgruppen von Kontrollverfahren: Randomisieren Konstant halten Ausschalten Parallelisieren Beispiele: 1. Odd-Even-Methode (Parallelisieren) KG: 1 3 5 7 usw. VG: 2 4 6 8 usw. 2. Verbesserung durch alternierende Zuordnung: (Parallelisieren) KG: 1 4→ 5 8→ usw. ↓ ↑ ↓ ↑ VG: 2→ 3 6→ 7 3. Verbesserung durch randomisierte Zuordnung: (Parallelisieren und Randomisieren) VG KG (zufällig) Männl. (1 2) (3 4) (5 6) (7 8) Weibl. (1 2) (3 4) (5 6) (7 8) VG KG (zufällig) Statistische Modellbildung und empirische Prognose Übersetzung der empirischen Prognose in eine statistische Hypothese: Schritte der Hypothesenprüfung: 1. Ableitung der Sachhypothese aus Fragestellung, Theorie und bereits vorliegenden empirischen Ergebnissen 2. Übersetzung der Sachhypothese durch Versuchsplan, Operationalisierung der UV(n) und AV(n) und durch Kontrolle der SV(n) in eine empirische Vorhersage (Prognose) 3. Vergleich der Daten mit Vorhersage Wahl des statistischen Auswertungsverfahrens 1. Skaleneigenschaft der AV 2. Stichprobenumfang 3. Konstruktvalidität der verwendeten statistischen Kennzahlen 4. Widerspruchsfreiheit zwischen statistischen Zusatzannahmen und Annahmen in der Sachhypothese Statistische Hypothesen, statistischen Prüfverfahre und Signifikanzniveau vor der Durchführung des Experimentes festlegen • Sachhypothese = H0 → α groß (z.B. 5%) • Sachhypothese = H1 → α klein (z.B. 1%) Beispiel: Sachhypothese: Frustration erhöht (auch) die Wahrscheinlichkeit von verletzendem Verhalten, welches nicht zur Durchsetzung der frustrierten Ziele geeignet ist Versuchsplan: Zeitpunkt1: Reaktionstest am Computer/Siegprämie VG: Frustration KG: ohne Frustration Zeitpunkt2: Autorennen Beobachtung der Vpn in Situation zu virtuellem, physisch verletzenden Verhalten Unabhängige Variable: Frustration im 1.Teil des Experiments Abhängige Variable: virtuelles verletzendes Verhalten im 2. Teil des Experiments Empirische Prognose: Verletzendes Verhalten im Autorennen in VG > KG statistische Hypothese: Prob(Y|VG) > Prob(Y|KG) H0: HA: Es gibt keinen Unterschied in der Wahrscheinlichkeit von verletzendem Verhalten zwischen KG (keine Frustration) und VG (Frustration) In der VG ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von verletzendem Verhalten grösser als in der KG. Zustand in Gesamtheit H0 ist richtig Ha ist richtig Entscheidung auf Grund der Stichprobe H0 akzeptieren H0 ablehnen Fehler 1. Art richtige Entscheidung 1- Fehler 2. Art richtige Entscheidung 1- Achtung – diese Lösungen sind nur in Stichpunkten und daher nicht unbedingt ausreichend für die Klausur!!! Klausur 2003, Aufgabe 7 Baumeister et al vertreten die Hypothese, dass sozialer Ausschluss aggressives Verhalten (im Sinne von verletzendem Verhalten) bewirkt. Konstruieren Sie einen Zwei-Gruppen Versuchsplan zur Überprüfung der Hypothese. UV: sozialer Ausschluss vs. kein sozialer Ausschluss (2 Stufen, also zweifaktoriell) AV: verletzendes Verhalten ja / nein bzw.Menge an verletzendem Verhalten a) Wie würden Sie die UV und die AV operationalisieren? UV sozialer Ausschluss: Computerspiel mit „3 anderen“ über Internet Ball zuspielen, „Reaktionsgeschwindigkeit“ Vpn wird aus Spiel ausgeschlossen oder nicht AV verletzendes Verhalten: Autorennen gegen die 3 anderen Vpn, 10 kritische Situationen... b) Würden sie einen Versuchsplan mit unabhängigen oder einen Versuchsplan mit abhängigen Stichproben wählen und warum? unabhängige Stichproben wegen Carry-over-Effekten c) Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen um Versuchsleitereffekte auszuschließen? Experimenteablauf standardisiert; Instruktionen standardisiert; Blindversuch d) Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen um Störvariablen auszuschalten, die von den Versuchspersonen mit ins Experiment gebracht werden? Versuchspersonen den experimentellen Bedingungen zufällig zuordnen (randomisieren). e) Wie lautet das statistische Hypothesenpaar, das Sie testen? Y = verletzendes Verhalten (Zufallsvariable mit den Ausprägungen 0 = ja, 1 = nein) H0: Prob{Y|VG} = Prob {Y|KG} H1: Prob{Y|VG} ≠ Prob {Y|KG} Y = Menge an verletzendem Verhalten H0: μVG = μKG H1: μVG ≠ μKG f) Welches Signifikanzniveau testen Sie? Da unsere Sachhypothese der Alternativhypothese entspricht, muss alpha möglichst klein sein, daher z.B. Signifikanzniveau 1% g) Bei welchem Ausgang des Experimentes und der statistischen Hypothesenprüfung kann Baumeisters Hypothese als bewährt angesehen werden? Testwert y im kritischen Bereich, entsprechend der Prognose durch die Sachhypothese Nachklausur 2003, Aufgabe 7 Blake und Mouton berichten, dass kompetitive Konflikte zwischen Gruppen einen verstärkten Zusammenhalt innerhalb der Gruppen, größere Identifikation der Gruppenmitglieder mit ihrer Gruppe und einen Wechsel zu konfliktorientierter Führung bewirken. Konstruieren Sie einen Zwei-Gruppen Versuchsplan zur Überprüfung der Hypothese, dass Lösungsvorschläge für solche Konflikte eher als fair angesehen werden, wenn sie von einem Mitglied der eigenen Gruppe stammen, als wenn sie von einem Mitglied der gegnerischen Gruppe kommen. UV: in Konfliktsituation Lösungsvorschlag aus eigener Gruppe (KB) oder aus anderer Gruppe (VB) AV: Rating der Fairness des Lösungsvorschlages a) Wie würden Sie die UV und die AV operationalisieren? UV: Psychologen lesen Bericht über kompetitive Konfliktsituation zwischen Juristen und Psychologen lesen; Kompromissvorschlag von einem Juristen (VB) oder von einem Psychologen (KB). AV: Entscheidung, ob Vpn Vertrag mit Kompromissvorschlag unterschreiben oder nicht b) Würden Sie einen Versuchsplan mit unabhängigen oder einen Versuchsplan mit abhängigen Stichproben wählen und warum? unabhängige Stichproben wegen Carry-over-Effekten c) Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen um Versuchsleitereffekte auszuschließen? Instruktion schriftlich, Blindversuch d) Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen um Störvariablen auszuschalten, die von den Versuchspersonen mit ins Experiment gebracht werden? Versuchspersonen den experimentellen Bedingungen zufällig zuordnen (randomisieren). e) Wie lautet das statistische Hypothesenpaar, das Sie testen? Y = Vertrag unterschieben H0: Prob{Y|VG} = Prob {Y|KG} H1: Prob{Y|VG} ≠ Prob {Y|KG} f) Welches Signifikanzniveau testen Sie? Da Sachhypothese = Alternativhypothese wird das Signifikanzniveau möglichst klein gewählt, z.B. 1%. g) Bei welchem Ausgang des Experimentes und der statistischen Hypothesenprüfung kann die Hypothese als bewährt angesehen werden? Testwert im kritischen Bereich liegt und zwar entsprechend der Prognose der Sachhypothese 1. Arten von Hypothesen Arten von Hypothesen: Sammlung von Tatsachenwissen: Existentielle Hypothese Erforschung von Gesetzmäßigkeiten (empirisch oder strukturell): Gesetzeshypothesen/ Universelle Hypothese Art der Hypothese Logische Form Art der Gesetzmäßigkeit Existentielle Hypothese x. A(x) keine Gesetzeshypothese /universelle Hypothese x. A(x) B(x) empirisch strukturell Prob {B(x) | A(x)} = p empirisch strukturell Empirische Hypothesenprüfung: Art der Hypothese Existentielle Hypothese Universelle Hypothese N Subjektseitig definierter Sachverhalt (Sinngehalt) bei konkretem Einzelfall endlich falsifizierbar unendlich falsifizierbar Objektseitig definierter Sachverhalt (Verhalten) in einer Grundgesamtheit von Vpn endlich verifizierbar und falsifizierbar unendlich endlich verifizierbar falsifizierbar und verifizierbar unendlich falsifizierbar Deterministisch Probabilistisch endlich falsifizierbar und verifizierbar unendlich falsifizierbar 2. Planung und Durchführung von Prüfexperimenten UV AV SV Experiment Kontrolliert (Manipulation) gemessen kontrolliert Quasi-Experiment Kontrolliert (Auswahl) gemessen nicht-kontrolliert Nicht-Experimentelle Forschung gemessen gemessen nicht-kontrolliert 2.1. Von der Theorie zur Sachhypothese Bereits vorliegende Theorie Frustrations-Aggressions-Hypothese nach Dollard (Annahmen und Definitionen) D1: Aggression = verletzendes Verhalten D2: Frustration = Störung einer zielgerichteten Handlung A1: Aggression = Folge von Frustration A2: Frustration führt zu Aggression Theorie und Terminologie: D3: Aggression = Durchsetzung eigener Ziele D4: Gewalt = verletzendes Verhalten Prämissen für den Zusammenhang von Frustration und Aggression: 1. Deutung der Frustration als vom anderen intendiert 2. Versuchte Durchsetzung der eigenen, ursprünglichen Ziele Fragestellung: Besteht zwischen Frustration und verletzendem Verhalten (das Dollard als Aggression bezeichnet) ein empirischer Zusammenhang, der darüber hinausgeht, dass Durchsetzungshandlungen verletzende Formen annehmen können? Sachhypothese: Frustration erhöht auch die Wahrscheinlichkeit von verletzendem Verhalten, das nicht zur Durchsetzung der frustrierten Ziele geeignet ist. Überblick über die Schritte der Versuchsplanung und Durchführung Theorie und Terminologie Fragestellung Bereits vorliegende Theorien/ empirische Ergebnisse Sachhypothese Versuchsplan Operation alisierung/ Messung der UV Operation alisierung/ Messung der AV Statistische Modellbildung Kontrolle der SV Statistische Auswertung sverfahren, empirische Prognose Stichprobe Versuchsdurchführung Entscheidung uber die Sachhypothese Bericht Statistische Datenaus -wertung Schluss auf die Sachhypothese 2. 2. Versuchspläne AV = verletzendes Verhalten, welches nicht zur Durchsetzung der eigenen Ziele geeignet ist. UV = Frustration (Versuchsbedingung) versus keine Frustration (Kontrollbedingung) Between Subjects Design Between Subjects Design mit Vorhermessung. Within Subjects Design Within Subjects Design mit Counterbalancing. Beispiel: Autorennen 2.7 Stichprobenziehung „repräsentative“ Stichprobe: Ausschnitt aus einer Population, in dem alle relevanten Merkmale in etwa so verteilt sind wie in der Population selbst Wann muss eine Stichprobe repräsentativ sein? wenn wir aus Stichprobendaten auf den Anteil in der Population schließen wollen wenn wir einen hohen Bewährungsgrad unserer Hypothese erreichen wollen Wann kann es sinnvoll sein, auf Repräsentativität zu verzichten? ➢ Wenn es nicht darum geht, auf Populationsanteile zu schließen und ➢ man dadurch interne und / oder externe Validität erhöhen kann. ➢ Das geht dann aber auf Kosten des Bewährungsgrades. Sachhypothese: Frustration erhöht auch die Wahrscheinlichkeit von verletzendem Verhalten, das nicht zur Durchsetzung frustrierter Ziele geeignet ist. Operationalisierung UV: Frustration vs. keine Frustration, operationalisiert als Gewinnen / Verlieren einer Siegesprämie bei Reaktionszeittest Zusatzannahme: Vpn verfolgen tatsächlich das Ziel, die Prämie zu bekommen. Operationalisierung AV: Verletzendes Verhalten, gemessen bei einem simulierten Autorennen Zusatzannahmen: Virtuelles und reales Verhalten ist vergleichbar; Vpn verfolgten im ersten Teil des Experimentes das Ziel, die Siegesprämie zu gewinnen und nicht, im Wettbewerb gegen den VL-Gehilfen zu siegen (dieses Ziel ist ja noch nicht frustriert worden) 2.8 Versuchsdurchführung Versuchsbedingungen standardisieren ➢ bei Räumlichkeiten ➢ Einzel- oder Gruppenversuch ➢ bei Instruktion 2.9 Statistische Datenauswertung, Schluss auf Sachhypothese und abschließende Entscheidung über die Sachhypothese ➢ Daten deskriptiv darstellen (Tabelle, Diagramm), z.B.: UV1, Stufe 1 UV1, Stufe 2 UV2, Stufe 1 10 20 UV2, Stufe 2 20 10 20 18 16 14 AV 12 10 UV1, Stufe 1 8 UV1, Stufe 2 6 4 2 0 UV2, Stufe 1 UV2, Stufe 2 experimentelle Bedingung ➢ ➢ statistischen Test durchführen: ➢ Null- und Alternativhypothese formulieren ➢ Teststatistik konstruieren: eine Maßzahl, deren Verteilung man kennt, anhand der über die Hypothese entschieden werden kann. ➢ kritischen Bereich festlegen: für welche Maßzahlen wird die Nullhypothese verworfen, für welche nicht? ➢ Der konkrete Wert der Teststatistik in der Stichprobe (also in unseren Daten) wird berechnet und ermittelt, ob er im kritischen Bereich liegt oder nicht über Sachhypothese entscheiden (hier für den Fall, dass unsere Sachhypothese H1 entspricht) Daten... ... entsprechen emp. Prognose ... widersprechen emp. Prognose H0 verworfen H0 beibehalten Bewährung der Sachhypothese Falsifikation der Sachhypothese Weder Bewährung noch Falsifikation der Sachhypothese Mögliche Argumente für Exhaustion: Argumente bezüglich der internen Validität: ➢ Mängel bei der Operationalisierung der UV oder AV (Konstruktvalidität!) ➢ mangelnde Kontrolle von SVs ➢ unpassende statistische Modellbildung ➢ Mängel bei der Stichprobenziehung Argumente bezüglich der externen Validität: ➢ strukturelle Unterschiede zwischen Experiment und real-life-Situation 2.10 Bericht schreiben 1. 2. 3. 4. 5. Zusammenfassung / Abstract Einleitung Methode Ergebnisse Diskussion 6. Literaturverzeichnis