Max und Moritz, Wilhelm Busch, 20.09.2015, St. Leon Rot

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Pfr. Gerhard Engelsberger, Mozartstraße 24, 69234 Dielheim, [email protected], Tel. 06222/3171551
Pred 1326
Literaturgottesdienst
Ev. Christuskirche St. Leon-Rot
20. September 2015
Wilhelm Busch, 150 Jahre „Max und Moritz“
1. Profanes Vorwort (Gustl)
Ach, was muss man oft von bösen
Kindern hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesen,
Welche Max und Moritz hießen.
Die, anstatt durch weise Lehren
Sich zum Guten zu bekehren,
Oftmals noch darüber lachten
Und sich heimlich lustig, machten.
Ja, zur Übeltätigkeit,
Ja, dazu ist man bereit!
Menschen necken, Tiere quälen,
Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen Das ist freilich angenehmer
Und dazu auch viel bequemer
Als in Kirche oder Schule
Festzusitzen auf dem Stuhle.
Aber wehe, wehe, wehe!
Wenn ich auf das Ende sehe!!
Ach, das war ein schlimmes Ding,
Wie es Max und Moritz ging. Drum ist hier, was sie getrieben,
Abgemalt und aufgeschrieben.
2.
Lied: Nun danket all und bringet Ehr (EG 322,1-5)
3.
Votum, Gruß (Gerhard)
4.
Begrüßung (Gerhard)
Der Gottesdienst heute ist heiter, aber niemand sollte zu früh lachen. Denn es geht böse aus.
Und dann doch wieder nicht.
150 Jahre Max und Moritz. Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen ist
eine Bildergeschichte des deutschen humoristischen Dichters und Zeichners Wilhelm Busch.
Sie wurde Ende Oktober 1865 erstveröffentlicht
Am Anfang singen wir viele Lieder, auch Lieder, die Sie vielleicht nicht kennen.
Max und Moritz wird bis zum bitteren Ende gelesen.
Dank an die Gemeinde, die uns diesen zusätzlichen Gottesdienst ermöglicht hat.
Heute ist Weltkindertag
5.
Wo wohnst du? - Anstelle eines Gebets (Gerhard)
Nachdem man ihn aus dem Studio gebracht hatte – der Sender meldete zweimal nur eine
kurze Unterbrechung, gleich laufe die beliebte Sendung weiter, - meinte er, links und rechts
unter den Achseln gehalten:
„Ich war eine Quotensau!“
„Ja“, sagten sie, „du hattest immer die besten Einschaltquoten.“
Er: „Ich habe Hunderttausend gefordert, und sie haben mir Millionen gegeben.“
„Ja“, sagten sie, „du bist reich.“
„Bringt mich heim“, sagte er.
„Wo wohnst du?“, fragten sie.
Er: „Ich weiß nicht.“
Heute legen gelegentlich alternde Frauen Blumen auf sein Grab.
Und Kinder spielen Murmeln mit seinen Kieselsteinen.
Das würde ihn freuen.
Das würde ihn echt freuen.
6.
Lied: Sind so kleine Hände (Bettina Wegner)
7.
Lesung: (Inge)
Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es
aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und
wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das
Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie
und legte die Hände auf sie und segnete sie. (Markus 10,13-16)
8.
Lied: Kinder an die Uhren
1.
Kinder an die Uhren, und sie werden neu gestellt.
Kinder schenken zarte Spuren einer sonst so harten Welt.
Kinder an die Grenzen, - keiner, der sie hält.
Kinder an die Uhren, und sie werden neu gestellt.
2.
Kinder haben Träume, trennen nicht in Schwarz und Weiß.
Kinder suchen große Räume und verlangen kleinen Preis.
Kinder an die Rechner, - schon schließt sich der Kreis.
Kinder haben Träume, trennen nicht in Schwarz und Weiß.
3.
Kinder stehen Schlange an der Tür zur neuen Zeit.
Kindern ist davor nicht bange und Atem ihr reicht noch weit.
Kinder auf die Wiese, und sie trägt ein buntes Kleid.
Kinder stehen Schlange an der Tür zur neuen Zeit.
4.
Kinder auf die Meere, in die Wolken, vor den Wind.
Kinder kennen keine Schwere. Jeder Große war ein Kind.
Kinder dürfen werden, was wir längst schon sind.
Kinder auf die Meere, in die Wolken, vor den Wind.
5.
Kinder an die Uhren, und sie werden neu gestellt.
Kinder schenken zarte Spuren einer sonst so harten Welt.
Kinder an die Grenzen, - keiner, der sie hält.
Kinder an die Uhren, und sie werden neu gestellt.
9.
Erster Streich (Gustl)
Mancher gibt sich viele Müh’
Mit dem lieben Federvieh;
Einesteils der Eier wegen,
Welche diese Vögel legen;
Zweitens: Weil man dann und wann
Einen Braten essen kann;
Drittens aber nimmt man auch
Ihre Federn zum Gebrauch
In die Kissen und die Pfühle,
Denn man liegt nicht gerne kühle.
Seht, da ist die Witwe Bolte,
Die das auch nicht gerne wollte.
Ihrer Hühner waren drei
Und ein stolzer Hahn dabei.
Max und Moritz dachten nun:
Was ist hier jetzt wohl zu tun?
Ganz geschwinde, eins, zwei, drei,
Schneiden sie sich Brot entzwei,
In vier Teile, jedes Stück
Wie ein kleiner Finger dick.
Diese binden sie an Fäden,
Übers Kreuz, ein Stück an jeden,
Und verlegen sie, genau
In den Hof der guten Frau.
Kaum hat dies der Hahn gesehen,
Fängt er auch schon an zu krähen:
Kikeriki! Kikikerikih!! Tak, tak, tak! - Da kommen sie.
Hahn und Hühner schlucken munter
jedes ein Stück Brot hinunter;
Aber als sie sich besinnen,
Konnte keines recht von hinnen.
In die Kreuz und in die Quer
Reißen sie sich hin und her,
Flattern auf und in die Höh’,
Ach herrje, herrjemine!
Ach, sie bleiben an dem langen,
Dürren Ast des Baumes hangen.
Und ihr Hals wird lang und länger,
Ihr Gesang wird bang und bänger.
jedes legt noch schnell ein Ei,
Und dann kommt der Tod herbei.
Witwe Bolte in der Kammer
Hört im Bette diesen Jammer;
Ahnungsvoll tritt sie heraus,
Ach, was war das für ein Graus!
„,Fließet aus dem Aug’, ihr Tränen!
All mein Hoffen, all mein Sehnen,
Meines Lebens schönster Traum
Hängt an diesem Apfelbaum!’
Tiefbetrübt und sorgenschwer
Kriegt sie jetzt das Messer her,
Nimmt die Toten von den Strängen,
Dass sie so nicht länger hängen,
Und mit stummem Trauerblick
Kehrt sie in ihr Haus zurück.
Dieses war der erste Streich,
Doch der zweite folgt sogleich.
10.
Auch Jesus hat Streiche gemacht (Kindheitsevangelium des Thomas, 3-6) (Inge)
Jesus und der Sohn des Schriftgelehrten Annas spielten zusammen an den Ufern eines Baches.
Da nahm der Sohn des Annas einen Weidenzweig und ließ das Wasser aus den kleinen
Teichen wieder abfließen, die Jesus angelegt hatte. Als Jesus das sah, wurde er wütend und
schrie ihn an: „Du bist ein gemeines Biest, was haben dir die Teiche und das Wasser getan?
Du sollst sofort zu einem Baum verdorren, ohne Blätter, ohne Wurzel, ohne Früchte!“ Kaum
hatte Jesus das gesagt, da vertrocknete der Junge vollständig. Jesus ging dann einfach nach
Hause. Doch die Eltern des Jungen hoben ihr verdorrtes Kind auf und weinten, denn es war ja
noch so jung. Sie brachten es zu Joseph und warfen ihm vor: „Schau mal, was dein Sohn für
Sachen macht!“
Jesus ging wieder einmal durch das Dorf, als ein Junge angelaufen kam und ihn anrempelte.
Er wurde wütend und sagte: „Du sollst deinen Weg nicht weiter gehen!“ Sogleich fiel der
Junge um und war tot. … Und die Eltern des toten Jungen liefen zu Joseph. Sie machten ihm
Vorwürfe und sagten: „Du kannst mit so einem Kind nicht bei uns im Dorf wohnen. Bring
ihm doch lieber bei, zu segnen, anstatt zu verfluchen. Denn er bringt unsere Kinder um!“
Da rief Joseph seinen Sohn zu sich, nahm ihn sich vor und maßregelte ihn: „Warum tust du so
etwas? Die Leute müssen leiden und dann verabscheuen und verfolgen sie uns.“ Jesus sagte
zu ihm: „Ich weiß, dass dies nicht deine Worte sind. Dennoch sage ich lieber nichts, weil du
es bist. Diese Menschen aber sollen ihrer Strafe nicht entgehen!“ Er hatte es kaum gesagt, da
erblindeten die Leute, die ihn beschuldigt hatten.
Als Joseph wieder einmal sah, dass Jesus so etwas wiederholte, zog er ihm die Ohren lang.
Doch der wurde böse und sagte: „Es reicht jetzt, dass du suchst und nicht findest. Dein Tun
hat keinen Sinn. Das war nicht verständig von dir. Du weißt doch, dass ich zu dir gehöre.
Mach mich doch nicht unglücklich.“
Den Wortwechsel hörte ein Lehrer mit Namen Zachäus. Er war erstaunt, dass ein Kind so
etwas sagte. Einige Tage später suchte er Joseph auf und sagte: „Du hast ein kluges Kind, der
Junge hat Verstand. Gib ihn zu mir in die Schule, damit er das Schreiben lernt. Aber ich will
ihm nicht nur das Schreiben beibringen, sondern auch viel Wissen und ihn erziehen, damit er
weiß, dass man ältere Menschen grüßt, ihnen Achtung entgegenbringt wie dem eigenen
Großvater und dass man mit seinem Vater und den anderen Kindern anständig umgeht.“
Der Lehrer erläuterte Jesus alle Buchstaben von Alpha bis Omega, einen nach dem anderen.
Jesus sah ihn an und sagte: „Wenn du das innere Wesen des Alpha nicht kennst, wie willst du
da anderen das Beta erklären? Du bist ein Angeber! Wenn du dich wirklich auskennst, lehre
zuerst das Alpha, dann glauben wir dir auch alles über das Beta.“ Dann fing Jesus an, den
Lehrer über den ersten Buchstaben auszuforschen, doch der konnte ihm nichts entgegnen. Da
sagte Jesus zu Zachäus: „Hör zu, Lehrer, jetzt erkläre ich dir den Aufbau des ersten
Buchstabens. Er besteht aus zwei geraden Linien und einem Mittelstrich. Der Mittelstrich geht
durch die beiden Geraden hindurch, die oben spitz zusammenlaufen. Drei Linien sind es, die
wie im Tanz beieinanderstehen, drei gleich lange Teile hat das Alpha.“
Als der Lehrer diese komplizierte und ausgeklügelte Erläuterung des ersten Buchstabens aus
dem Mund des Jungen hörte, wurde er in Anbetracht seiner gelehrten Beweisführung verlegen
und sagte zu den anderen Zuhörern: „Ach, ich Unglücksvogel, dieser Junge ist nicht von
dieser Welt. … Dieses Kind ist etwas Großes, ein Engel, ein Gott, dass ich nicht weiß wie
ich’s sagen soll.“
11.
Instrumentalzwischenspiel
12.
Zweiter Streich (Inge)
Als die gute Witwe Bolte
Sich von ihrem Schmerz erholte,
Dachte sie so hin und her,
Dass es wohl das beste wär’,
Die Verstorbnen, die hienieden
Schon so frühe abgeschieden,
Ganz im stillen und in Ehren
Gut gebraten zu verzehren.
Freilich war die Trauer groß,
Als sie nun so nackt und bloß
Abgerupft am Herde lagen,
Sie, die einst in schönen Tagen
Bald im Hofe, bald im Garten
Lebensfroh im Sande scharrten. Ach, Frau Bolte weint aufs neu,
Und der Spitz steht auch dabei.
Max und Moritz rochen dieses.
Schnell aufs Dach gekrochen!’ hieß es.
Durch den Schornstein mit Vergnügen
Sehen sie die Hühner liegen,
Die schon ohne Kopf und Gurgeln
Lieblich in der Pfanne schmurgeln.
Eben geht mit einem Teller
Witwe Bolte in den Keller,
Dass sie von dem Sauerkohle
Eine Portion sich hole,
Wofür sie besonders schwärmt,
Wenn er wieder aufgewärmt.
Unterdessen auf dem Dache
Ist man tätig bei der Sache.
Max hat schon mit Vorbedacht
Eine Angel mitgebracht.
Schnupdiwup! Da wird nach oben
Schon ein Huhn heraufgehoben.
Schnupdiwup! jetzt Numro zwei;
Schnupdiwup! jetzt Numro drei;
Und jetzt kommt noch Numro vier:
Schnupdiwup! Dich haben wir!
Zwar der Spitz sah es genau,
Und er bellt: Rawau! Rawau!
Aber schon sind sie ganz munter
Fort und von dem Dach herunter.
Na! Das wird Spektakel geben,
Denn Frau Bolte kommt soeben;
Angewurzelt stand sie da,
Als sie nach der Pfanne sah.
Alle Hühner waren fort. „Spitz!!“ - Das war ihr erstes Wort.
„O du Spitz, du Ungetüm!
Aber wart! Ich komme ihm!Mit dem Löffel groß und schwer
geht es über Spitzen her;
Laut ertönt sein Wehgeschrei
Denn er fühlt sich schuldenfrei.
Max und Moritz im Verstecke
Schnarchen aber an der Hecke
Und vom ganzen Hühnerschmaus
Guckt nur noch ein Bein heraus.
Dieses war der zweite Streich,
Doch der dritte folgt sogleich.
13.
Struwwelpeter, Max und Moritz und die Erziehung (Gerhard)
150 Jahre sind die Kinder mit „Max und Moritz“ erzogen worden. 170 Jahre mit Heinrich
Hoffmanns „Struwwelpeter“. 1845 erschien der „Struwwelpeter“, 1865 „Max und Moritz“.
Für mich 1968er beide ein Gräuel.
Ich bin mit Tatzen in der Schule – also Schläge auf die Handfläche, noch schlimmer auf den
Handrücken - erzogen worden. Man hat uns in die Ecke gestellt, vors Zimmer geschickt. Alles
war nicht schlimm. Schlimm war die Fortsetzung zuhause. Schläge mit dem Kochlöffel oder
mit Gürtel und Riemen. Verbot, auf die Straße zu gehen.
Arrest hier – Arrest zuhause.
Heute rennen die Eltern den Lehrern aus Protest die Bude ein. Damals gab es Schläge
zuhause.
Ich befürchte, dass auch zu Kaisers Zeiten und zu Führers Zeiten, und dann auch zu
Adenauers Zeiten Struwwelpeter und Max und Moritz die Elternzeitschriften von heute
ersetzt haben.
Dabei ist Wilhelm Busch mit seinem „Max und Moritz“ noch etwas lustiger. Bis aufs Ende.
Pädagogisch schlimm sind sie beide.
Auch wenn sich manche Erzieherin und mancher Lehrer in bestimmten Situationen
zurücksehnen mag in die Zeit, in der Streiche noch Folgen, und böses Tun noch schlimme
Folgen hatte – diese Art von Erziehung hat nicht gefruchtet.
Hat junge Männer zur gehorsamen Soldaten, junge Frauen zu willfährigen Müttern und
Männer zu strengen Vätern erzogen, aber nicht Kinder von Streichen abgehalten. Und um
anderes ging es anfangs ja auch nicht.
14.
Dritter Streich (Gustl)
Jedermann im Dorfe kannte
Einen, der sich Böck benannte.
Alltagsröcke, Sonntagsröcke,
Lange Hosen, spitze Fräcke,
Westen mit bequemen Taschen,
Warme Mäntel und Gamaschen,
Alle diese Kleidungssachen
Wusste Schneider Bock zu machen.
Oder wäre was zu flicken,
Abzuschneiden, anzustücken,
Oder gar ein Knopf der Hoseund Moritz“ ew
Abgerissen oder lose,
Wie und wo und wann es sei,
Hinten, vorne, einerlei,
Alles macht der Meister Böck,
Denn das ist sein Lebenszweck.
Drum so hat in der Gemeinde
Jedermann ihn gern zum Freunde.
Aber Max und Moritz dachten,
Wie sie ihn verdrießlich machten.
Nämlich vor des Meisters Hause
Floß ein Wasser mit Gebrause.
Übers Wasser führt ein Steg,
Und darüber geht der Weg.
Max und Moritz, gar nicht träge,
Sägen heimlich mit der Säge,
Ritzeratze! voller Tücke,
In die Brücke eine, Lücke.
Als nun diese Tat vorbei,
Hört man plötzlich ein Geschrei:
„He, heraus! Du Ziegen=Böck!
Schneider, Schneider, meck, meck, meck!“
Alles konnte Böck ertragen,
Ohne nur ein Wort zu sagen;
Aber wenn er dies erfuhr,
Ging’s ihm wider die Natur.
Schnelle springt er mit der Elle
Ober seines Hauses Schwelle,
Denn schon wieder ihm zum Schreck
Tönt ein lautes: „Meck, meck, meck!“
Und schon ist er auf der Brücke,
Kracks! Die Brücke bricht in Stücke;
Wieder tönt es: Meck, meck, meck!
Plumps! Da ist der Schneider weg!
Grad als dieses vorgekommen,
Kommt ein Gänsepaar geschwommen,
Welches Böck in Todeshast
Krampfhaft bei den Beinen fasst.
Beide Gänse in der Hand,
Flattert er auf trocknes Land.
Übrigens bei alledem
Ist so etwas nicht bequem;
Wie denn Böck von der Geschichte
Auch das Magendrücken kriegte.
Hoch ist hier Frau Böck zu preisen!
Denn ein heißes Bügeleisen,
Auf den kalten Leib gebracht,
Hat es wiedergutgemacht.
Bald im Dorf hinauf, hinunter,
Hieß es: Böck ist wieder munter!’
Dieses war der dritte Streich,
Doch der vierte folgt sogleich.
14.
Biblisches Erziehungsmuster (Gerhard)
Fast durchgängig findet sich – mit Ausnahme von Jesus – ein biblisches Erzählmuster, das
Max und Moritz ähnelt. Es wird wahrscheinlich über viele Jahrhunderte nicht anders gewesen
sein.
Der Alten Krone sind Kindeskinder, und der Kinder Ehre sind ihre Väter.
Sprüche 17,6
Lass nicht ab, den Knaben zu züchtigen; denn wenn du ihn mit der Rute schlägst, so wird er
sein Leben behalten;
Sprüche 23,13
Gewinn zu erzielen beim Handeln mit Kaufleuten; die Kinder streng zu erziehen; den bösen
Sklaven kräftig zu züchtigen.
Sirach 42,5
Auf den Lippen des Verständigen findet man Weisheit; aber auf den Rücken des
Unverständigen gehört eine Rute.
Sprüche 10,13
Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten.
Sprüche 13,24
Torheit steckt dem Knaben im Herzen; aber die Rute der Zucht treibt sie ihm aus
Sprüche 22,15
Wer seinen Sohn lieb hat, der hält für ihn die Rute bereit, damit er später Freude an ihm
erlebt.
Sirach 30,1
Rute und Tadel gibt Weisheit; aber ein Knabe, sich selbst überlassen, macht seiner Mutter
Schande.
Sprüche 29,15
Und – es war nicht nur die Bibel:
Die Ohren eines Jugendlichen sind auf seinem Rücken; er hört zu, wenn er geschlagen wird.
So heißt es auf einem frühen Pypyrus aus Alexandria.
„Wer nicht verprügelt wird, kann nicht erzogen werden.“ Generationen von Schulkindern
schrieben mit ihren Elfenbeingriffeln diesen Spruch des 342 vor Christus in Athen geborenen
griechischen Dramatikers Menander eifrig in das rote Wachs auf ihren Holztafeln.
Andererseits galten – und gelten – im Nahen Osten Lehrer wenig. : „Er ist entweder tot oder
irgendwo Lehrer“, lese ich in einer Biografie über Kleopatra. (Stacy Schiff, Kleopatra,
München 2013, S. 47)
15.
Vierter Streich (Inge)
Also lautet ein Beschluss,
dass der Mensch was lernen muss.
Nicht allein das Abc
Bringt den Menschen in die Höh’;
Nicht allein in Schreiben, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen,
Sondern auch der Weisheit Lehren
Muss man mit Vergnügen hören.
Dass dies mit Verstand geschah,
War Herr Lehrer Lämpel da.
Max und Moritz, diese beiden,
Mochten ihn darum nicht leiden;
Denn wer böse Streiche macht,
Gibt nicht auf den Lehrer acht.
Nun war dieser brave Lehrer
Von dem Tobak ein Verehrer,
Was man ohne alle Frage
Nach des Tages Müh und Plage
Einem guten, alten Mann
Auch von Herzen gönnen kann.
Max und Moritz, unverdrossen,
Sinnen aber schon auf Possen,
Ob vermittelst seiner Pfeifen
Dieser Mann nicht anzugreifen.
Einstens, als es Sonntag wieder
Und Herr Lämpel, brav und bieder,
In der Kirche mit Gefühle
Saß vor seinem Orgelspiele,
Schlichen sich die bösen Buben
In sein Haus und seine Stuben
Wo die Meerschaumpfeife stand;
Max hält sie in seiner Hand;
Aber Moritz aus der Tasche
Zieht die Flintenpulverflasche,
Und geschwinde, stopf, stopf, stopf!
Pulver in den Pfeifenkopf. jetzt nur still und schnell nach Haus,
Denn schon ist die Kirche aus. Eben schließt in sanfter Ruh
Lämpel seine Kirche zu;
Und mit Buch und Notenheften
Nach besorgten Amtsgeschäften
Lenkt er freudig seine Schritte
Zu der heimatlichen Hütte,
Und voll Dankbarkeit sodann
Zündet er sein Pfeifchen an.
„Ach!“ - spricht er - Die größte Freud
Ist doch die Zufriedenheit!!“
Rums!! - Da geht die Pfeife los
Mit Getöse, schrecklich groß.
Kaffeetopf und Wasserglas,
Tobaksdose, Tintenfass,
Ofen, Tisch und Sorgensitz
Alles fliegt im Pulverblitz.
Als der Dampf sich nun erhob,
Sieht man Lämpel, der gottlob
Lebend auf dem Rücken liegt;
Doch er hat was abgekriegt.
Nase, Hand, Gesicht und Ohren
Sind so schwarz als wie die Mohren,
Und des Haares letzter Schopf
Ist verbrannt bis auf den Kopf.
Wer soll nun die Kinder lehren
Und die Wissenschaft vermehren?
Wer soll nun für Lämpel leiten
Seine Amtestätigkeiten?
Woraus soll der Lehrer rauchen,
Wenn die Pfeife nicht zu brauchen?
Mit der Zeit wird alles heil,
Nur die Pfeife hat ihr Teil.
Dieses war der vierte Streich,
Doch der fünfte folgt sogleich.
Gerhard:
Über Streiche und Späße sang Christoph vor 25 Jahren:
16.
So bin ich eben, und das macht mich liebenswert Späße machen, drüber lachen
ist mein Steckenpferd, aus ;Traumstraße“, Gerhard Engelsberger und sein Kinderchor
(Take einspielen)
(Achtung: Nur diesen Ausschnitt einspielen, nicht alles)
17.
Fünfter Streich (Gustl)
Wer in Dorfe oder Stadt
Einen Onkel wohnen hat,
Der sei höflich und bescheiden,
Denn das mag der Onkel leiden.
Morgens sagt man: „Guten Morgen!
Haben Sie was zu besorgen?“
Bringt ihm, was er haben muss:
Zeitung, Pfeife, Fidibus.
Oder sollt’ es wo im Rücken
Drücken, beißen oder zwicken,
Gleich ist man mit Freudigkeit
Dienstbeflissen und bereit.
Oder sei’s nach einer Prise,
Dass der Onkel heftig niese,
Ruft man: „Prosit!“ also gleich.
„Danke!“ - „Wohl bekomm’ es Euch!“
Oder kommt er spät nach Haus,
Zieht man ihm die Stiefel aus,
Holt Pantoffel, Schlafrock, Mütze,
Daß er nicht im Kalten sitze Kurz, man ist darauf ‘bedacht,
Was dem Onkel Freude macht.
Max und Moritz ihrerseits
Fanden darin keinen Reiz.
Denkt euch nur, welch schlechten Witz
Machten sie mit Onkel Fritz!
jeder weiß, was so ein MaiKäfer für ein Vogel sei.
In den Bäumen hin und her
Fliegt und kriecht und krabbelt er.
Max und Moritz, immer munter,
Schütteln sie vom Baum herunter.
In die Tüte von Papiere
Sperren sie die Krabbeltiere.
Fort damit und in die Ecke
Unter Onkel Fritzens Decke!
Bald zu Bett geht Onkel Fritze
In der spitzen Zippelmütze;
Seine Augen macht er zu,
Hüllt sich ein und schläft in Ruh.
Doch die Käfer, kratze, kratze!
Kommen schnell aus der Matratze.
Schon fasst einer, der voran,
Onkel Fritzens Nase an.
,Bau!’ - schreit er - Was ist das hier?!!“
Und erfasst das Ungetier.
Und den Onkel, voller Grausen,
Sieht man aus dem Bette sausen.
„Autsch!!“ - Schon wieder hat er einen
Im Genicke, an den Beinen;
Hin und her und rundherum
Kriecht es, fliegt es mit Gebrumm.
Onkel Fritz, in dieser Not,
Haut und trampelt alles tot
Guckste wohl! Jetzt ist’s vorbei
Mit der Käferkrabbelei!
Onkel Fritz hat wieder Ruh
Und macht seine Augen zu.
Dieses war der fünfte Streich,
Doch der sechste folgt sogleich.
18. Instrumentales Zwischenspiel
19.
Sechster Streich (Inge)
In der schönen Osterzeit,
Wenn die frommen Bäckersleut’
Viele süße Zuckersachen
Backen und zurechte machen,
Wünschten Max und Moritz auch
Sich so etwas zum Gebrauch.
Doch der Bäcker, mit Bedacht,
Hat das Backhaus zugemacht.
Also will hier einer stehlen,
Muss er durch den Schlot sich quälen.
Ratsch! Da kommen die zwei Knaben
Durch den Schornstein, schwarz wie Raben.
Puff! Sie fallen in die Kist’,
Wo das Mehl darinnen ist.
Da! Nun sind sie alle beide
Rundherum so weiß wie Kreide.
Aber schon mit viel Vergnügen
Sehen sie die Brezeln liegen.
Knacks!! - Da bricht der Stuhl entzwei;
Schwapp!! - Da liegen sie im Brei.
Ganz von Kuchenteig umhüllt
Stehn sie da als Jammerbild.
Gleich erscheint der Meister Bäcker
Und bemerkt die Zuckerlecker.
Eins, zwei, drei! - Eh’ man’s gedacht,
Sind zwei Brote draus gemacht.
In dem Ofen glüht es noch Ruff!! - damit ins Ofenloch!
Ruff!! - man zieht sie aus der Glut;
Denn nun sind sie braun und gut.
jeder denkt, die sind perdü!
Aber nein! - Noch leben sie!
Knusper, knasper! - wie zwei Mäuse
Fressen sie durch das Gehäuse;
Und der Meister Bäcker schrie:
„Ach herrje! Da laufen sie!“
Dieses war der sechste Streich,
Doch der letzte folgt sogleich.
20.
Anhalten – Nachdenken – Wünschen (Gerhard)
Ich habe Wünsche für ein Kind geschrieben, damals für unsere Kinder, heute für die Enkel.
Am Weltkindertag kann ich einen Gottesdienst nicht beenden mit Wilhelm Busch.
Nicht,
dass du auf Wolken schwebst,
sondern
dass du mit beiden Beinen in dieser Welt aufrecht gehen lernst.
Nicht,
dass du mit Samthandschuhen angefasst wirst,
sondern
dass du ehrlichen Menschen begegnest,
die sich über deine Gaben freuen
und deine Fehler verzeihen.
Nicht,
dass man dich mit Geschenken überhäuft und auf Rosen bettet,
sondern,
dass du immer einen Menschen findest,
der es von Herzen gut mit dir meint,
der Zeit hat für dich und für dich betet.
Nicht,
dass du eines Tages bestaunt oder beneidet im Rampenlicht stehst,
sondern
dass du täglich neu Freude findest an deinem Leben.
Und wenn du eines Tages
deine ganz eigenen, unverwechselbaren Wege gehst,
denen wir nicht mehr zu folgen vermögen
oder die wir nicht verstehen,
wenn uns der Raum oder dann auch die Zeit trennen,
dann wünschen wir dir,
dass du Wurzeln schlägst in dieser wunderbaren Erde,
dass du deine Hände, dein Herz, deine Ohren und Augen
offen behältst für den Himmel,
dass du sagen kannst: „Ich habe es versucht“,
dass du keinem sein Glück neidest
und dem helfen kannst, der dich um Hilfe bittet.
Möge Gott es fügen,
dass du an jedem Morgen spürst:
ich bin geliebt.
21.
Kurzes Zwischenspiel
22.
Siebter Streich (Gustl)
Max und Moritz, wehe euch!
jetzt kommt euer letzter Streich!
Wozu müssen auch die beiden
Löcher in die Säcke schneiden??
Seht, da trägt der Bauer Mecke
Einen seiner Maltersäcke.
Aber kaum dass er von hinnen,
Fängt das Korn schon an zu rinnen.
Und verwundert steht und spricht er:
„Zapperment! Dat Ding werd lichter!“
Hei! Da sieht er voller Freude
Max und Moritz im Getreide.
Rabs!! - in seinen großen Sack
Schaufelt er das Lumpenpack.
Max und Moritz wird es schwüle,
Denn nun geht es nach der Mühle.
Meister Müller, he, heran!
Mahl er das, so schnell er kann!’
,Her damit!’ Und in den Trichter
Schüttet er die Bösewichter.
Rickeracke! Rickeracke!
Geht die Mühle ‘mit Geknacke.
Hier kann man sie noch erblicken,
Fein geschroten und gebacken.
Doch sogleich verzehret sie des
Meister Müllers Federvieh.
21.
Lied: Die Lichter gehen aus in der Stadt
22.
Gebet:
Lasst uns für unsere Kinder und Enkel beten:
Sie werden
eines Tages
ohne uns
zurecht kommen müssen.
Sei du ihr Engel, Gott.
Sie werden
eines Tages
ohne uns
teilen lernen.
Sei du ihr Maß, Gott.
Sie werden
eines Tages
ohne uns
Krankheit und Not spüren,
sie du ihr Heiland, Gott.
Sie werden
eines Tages
ohne uns
lieben und vertrauen,
sei du ihr Anker, Gott.
Sie werden
eines Tages
ohne uns
schuldig werden und auf Vergebung hoffen.
Vergib ihnen, du barmherziger Gott.
Sie werden
eines Tages
ohne uns
vor dir stehen.
Lass sie Erleuchtung finden
und den Frieden,
der bleibt.
Segne
unsre Kinder und Enkel.
23.
Vater unser
24.
Lied: Segne uns, o Herr (EG 581,1-3)
25.
Profanes Nachwort (Inge)
Als man dies im Dorf erfuhr,
War von Trauer keine Spur.
Witwe Bolte, mild und weich,
Sprach: „Siehe da, ich dacht‘ es gleich!“
„Jajaja!“ rief Meister Böck
„Bosheit ist kein Lebenszweck!“
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
„Freilich“, meint’ der Zuckerbäcker,
„Warum ist der Mensch so lecker!-“
Selbst der gute Onkel Fritze
Sprach: „Das kommt von dumme Witze!“
Doch der brave Bauersmann
Dachte: Wat geiht meck dat an!
Kurz, im ganzen Ort herum
Ging ein freudiges Gebrumm:
„Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei
Mit der Übeltäterei!“
26.
Geistliches Nachwort (Gerhard)
Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: Wenn jemand will der Erste sein,
der soll der Letzte sein von allen und aller Diener. Und er nahm ein Kind, stellte es mitten
unter sie und herzte es und sprach zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen
aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern
den, der mich gesandt hat.
(Markus 9,35-37)
27.
Segen
28.
Instrumentales Nachspiel
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