Abstract_Brockmeyer

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Virushepatitis- und HIV-Infektion: Klinische Probleme und Fallstricke 2004 - Dermatologie
N.H. Brockmeyer, B. Hochdorfer
Das Spektrum dermatologischer Manifestationen einer Systemerkrankung ist selten so
breit wie bei der HIV-Infektion. Seit Beginn der HIV-Epidemie zeichnen sich
unterschiedlichste dermatologische Symptome und Erkrankungen ab. War vor der
HAART-Ära das Stigma der HIV-Infizierten das Kaposi-Sarkom mit einer Rate von
15-20 %, so ist es heute die Lipodystrophie.
Die Bedeutung dermatologischer Indikatoren liegt darin, dass sie zumeist mit dem Grad
der Immundeterioration korrelieren.
Neben der seborrhoischen Dermatitis, Erkrankungen aus der Gruppe der Herpes viridae
(Herpes Zoster, rezidivierender Herpes simplex, Haarleukoplakie und CMV-ulcera) zählen
insbesondere die orale Candida-Infektion und Mollusca contagiosa zu den HIVassoziierten Markererkrankungen. Letztere wird manifest, wenn die CD4-positiven Zellen
unter 100 pro µl abgesunken sind.
Eine Vielzahl dermatologischer Symptome sind medikamentenassoziiert. Sie reichen von
Arzneimittelunverträglichkeitsreaktionen bis hin zum Hypersensitivitätssyndrom.
In Zeiten steigender Syphilisinzidenz ist differentialdiagnostisch immer an eine
interkurierende Infektion mit Treponema pallidum zu denken. Den deutlichsten
Inzidenzanstieg bei HIV-assoziierten Tumoren sehen wir bei den Analkarzinomen und
den Vorstufen, so dass alle Patienten mit einer HIV-Infektion entsprechend untersucht
werden sollten.
Arzneimittelreaktionen und erythrosquamöse Hautveränderungen sowie eine ausgeprägte
Xerosis finden sich ebenfalls Hepatitis B und C assoziiert. Die höchste Inzidenz haben
jedoch Urtikaria, leukozytoklastische Vaskulitis, Gianotti-Crosti-Syndrom bei den
Hepatitispatienten. Auffällig ist, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
Insbesondere bei Hepatitis C Infizierten treten gehäuft Autoimmunerkrankungen wie
Sjögren Syndrom und Morbus BehÇet auf.
Das Spektrum Hepatitis-assoziierter Erkrankungen ist vielfältig und teilweise so
richtungsweisend für eine Hepatitisinfektion, dass z.B. beim Auftreten eines Lichen planus
oder einer Vaskulitis eine serologische Abklärung erfolgen sollte. Entsprechend der HIVInfektion sieht man auch bei der chronischen Hepatitis-C-Infektionen gehäuft nonHodgkin-Lymphome. Darüber hinaus finden sich Maltsyndrome und
Plattenepithelkarzinome.
Zusammenfassung: Die vorgestellten auch sexuell übertragbaren Infektionen beinhalten
ein breites Spektrum an Erkrankungen und Symptomen deren differentialdiagnostisches
Spektrum durch eine entsprechende Diagnostik abgeklärt werden muss, um frühzeitig
eine effektive Therapie einleiten zu können. Auch in der Ära der antiretroviralen Therapie
ist die Kenntnis HIV-assoziierter dermatologischer Erkrankungen für den Behandler
unumgänglich.
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