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Datum:
19. November 2007
Thema:
HPV – Wie kann Gebärmutterhalskrebs verhindert werden?
Referenten:
Priv.-Doz. Dr. Giovanni Negri
Dienst für Pathologische Anatomie und Histologie am Krankenhaus Bozen
Univ.-Prof. Dr. Christian Marth
Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Innsbruck
Univ.-Prof. Dr. Christian Marth
Gebärmutterhalskrebs wird durch das Humane Papillomavirus (HPV) verursacht. Die Assoziation
zwischen der HPV-Infektion und dem Zervixkarzinom ist stärker als die zwischen Rauchen und
Lungenkrebs. Insgesamt sind schätzungsweise 70 Prozent aller sexuell aktiven Menschen irgendwann
im Laufe ihres Lebens Papillomaviren ausgesetzt. Genitale Infektionen mit dem HP-Virus sind sehr
häufig. Humane Papillomaviren sind hoch infektiös. Im allgemeinen wird das Virus von selbst eliminiert
oder verursacht keinerlei Symptome.
Dennoch kann die Infektion mit dem Virus in einer bedeutsamen Anzahl von Fällen zu (geringgradigen)
Veränderungen des Gebärmutterhalses sowie zu äußeren genitalen Veränderungen (vor allem
Genitalwarzen, sogenannte Kondylome) führen. In einigen Fällen können sich diese zu höhergradigen
Veränderungen oder Krebsvorstufen weiterentwickeln, die schlimmstenfalls über Jahre zum
Gebärmutterhalskrebs sowie auch zum Vulva- oder Scheidenkrebs führen können. Allerdings kann
durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, wie dem Krebsabstrich, in den meisten Fällen eine
rechtzeitige Diagnostik und Früherkennung erfolgen. Meistens können dann Vorstufen erkannt werden,
bei denen ein sehr kleiner Eingriff (Konisation) ausreicht, um das Problem zu beheben. Sollte es
dennoch zu einem bösartigen Tumor gekommen sein, besteht die Therapie entweder in einer Operation
oder aber in einer Strahlentherapie, die meist durch Kombination mit einer Chemotherapie verstärkt wird.
Bei der Operation müssen die Gebärmutter und ein kleines Stück der Scheide sowie das neben der
Gebärmutter liegende Gewebe (Parametrium) entfernt werden.
Seit Ende Oktober 2006 steht ein Impfstoff gegen die HPV Virustypen 6,11,16 und 18 zur Verfügung.
HPV 16 und 18 sind für mehr als 75% aller Krebsvorstufen und Gebärmutterhalskrebse verantwortlich.
HPV 6 und 11 sind für fast alle Warzen im Genitalbereich verantwortlich. Der Impfstoff wird für Mädchen
im Alter von 9 bis 15 Jahren sowie für Frauen im Alter von 16 bis 26 Jahren empfohlen, egal ob Sie
schon eine Infektion mit HPV Viren haben/hatten oder nicht. Die Immunisierung erfolgt über drei
Teilimpfungen. Impfung für Frauen über 26 Jahre: Auch für Frauen die älter als 26 Jahre sind, kann die
Gebärmutterhalskrebsimpfung unbedingt empfohlen werden. Neue Studiendaten belegen den gleichen
Impfschutz und gleiche Wirksamkeit. Die Zulassung wird höchstwahrscheinlich bis Ende 2007 für
Frauen bis zum 45. Lebensjahr erweitert.
Ob Frauen mit bereits bestehenden Krebsvorstufen profitieren ist möglich, wird aber derzeit noch nicht
empfohlen. Die Kosten des Impfstoffes werden in Österreich nicht von den Krankenkassen
übernommen.
Priv.-Doz. Dr. Giovanni Negri:
Bösartige Neubildungen des Gebärmutterhalses („Zervixkarzinome“) bilden weltweit – nach dem
Mammakarzinom - die zweithäufigste Krebsart in der weiblichen Bevölkerung. Betroffen sind meistens
medizinisch unterversorgte Frauen in der dritten Welt, während in Europa und in den sonstigen
Industrieländern die inzwischen weit verbreiteten Vorbeugungskampagnen zu einem starken Rückgang
dieser Erkrankung geführt haben. Zervixkarzinome entstehen in der Regel nicht von heute auf morgen,
sondern entwickeln sich erst nach einigen Jahren zur bösartigen Form. Werden sie noch in der
Anfangsphase erkannt – die auch als Präkanzerose oder Dysplasie bekannt ist – so sind sie
behandelbar und heilbar.
Zur Früherkennung des Zervixkarzinoms wird seit über 50 Jahren im Rahmen der üblichen
Screeningprogramme der so genannte “Pap-Test” durchgeführt: Aus dem Gebärmutterhals wird mit
einem Abstrich eine geringe Menge Zellgewebe entnommen, das dann auf eventuelle Tumorzeichen
untersucht wird. Sollten atypische Zellen erkannt werden, folgen dann weitere Untersuchungen, die
eventuell zur Diagnose einer Dysplasie und zur Einleitung der entsprechenden Therapie führen. Der
Pap-Test hat die Häufigkeit des Gebärmutterhalskrebses deutlich verringert, doch weist diese Methode
leider auch Grenzen auf. Damit der Pap-Test zur Früherkennung wirksam ist, müsste er regelmäßig
wiederholt werden, und auch unter diesen Bedingungen werden bestimmte Tumore manchmal nicht
erkannt. Oder es kommt vor, dass nach einem positiven Pap-Test-Befund die Dysplasiediagnose von
den anschließenden Untersuchungen nicht bestätigt wird, was bei der betroffenen Frau unnötige Sorgen
und Ängste auslöst.
Seitdem das humane Papillomavirus (HPV) als Ursache des Zervixkarzinoms bekannt ist, konnten neue
Strategien zur Vorbeugung dieser Krebsart entwickelt werden. Das HPV ist in der Bevölkerung stark
verbreitet und wird meistens über den Geschlechtsverkehr übertragen. 20-40% aller Frauen im Alter
zwischen 20 und 25 Jahren weisen eine aktive Virusinfektion auf, und die Mehrheit aller erwachsenen
Frauen wird im Laufe ihres Lebens früher oder später infiziert. Insgesamt ist die Infektion aber nur bei
einem Zehntel aller Frauen aktiv. Außerdem entsteht nicht bei jeder aktiven Infektion ein
Gebärmutterhalskrebs, denn von den 45 bekannten HPV-Arten sind nur wenige krebserregend. Der
Großteil der Infektionen – auch jene, die durch krebserregende Viren verursacht werden – verläuft
störungsfrei und heilt binnen weniger Monate spontan. Nur ein Bruchteil der HPV-Infektionen führt – falls
nicht rechtzeitig behandelt – zur Dysplasie und – meist erst nach mehreren Jahren – zum richtigen
Zervixkarzinom. Durch neuere Tests zur Viruserkennung kann heutzutage mit höherer Verlässlichkeit als
mit dem traditionellen Pap-Test das Vorhandensein einer Infektion festgestellt werden. Diese neuen
Untersuchungsmethoden können also entweder zusätzlich zum Pap-Test oder alternativ dazu verwendet
werden. Gerade bei jüngeren Frauen werden mit dem HPV-Test allerdings nicht nur vorhandene
Dysplasien oder Tumoren, sondern auch einfache Infektionen nachgewiesen, die – wie gesagt – an sich
sehr häufig sind und spontan heilen. Eine spezifische Therapie ist für derartige Virusinfektionen ohnehin
nicht bekannt.
Derzeit wird in Südtirol der HPV-Test nur zur weiteren Klärung verdächtiger oder unklarer Pap-TestBefunde eingesetzt. Die neulich eingeführte HPV-Impfung schützt eine Frau vor der Infektion durch zwei
der häufigsten krebserregenden Viren, die für rund 70% der Zervixkarzinome verantwortlich sind. In
Südtirol wird die kostenlose Impfung gegen HPV für junge Frauen ab dem 12. Lebensjahr erwogen. Man
muss allerdings bedenken, dass diese Impfung zwar gegen die meisten, aber nicht gegen alle
Tumoren schützt und im Übrigen nur dann wirksam ist, wenn die Infektion noch nicht eingetreten ist.
Deshalb bleibt in Zukunft auch für geimpfte Frauen die regelmäßige Durchführung des Pap-Tests
notwendig.
Weitere Informationen:
Priv.-Doz. Dr. Giovanni Negri
KH Bozen
Böhlerstraße 5, 39100 Bozen
Tel.:0471/908111
e-Mail: [email protected]
Univ.-Prof. Dr. Christian Marth
Universitätsklinik für Frauenheilkunde
Anichstr. 35, A-6020 Innsbruck
Tel. +43-(0) 504-024003
e-Mail: [email protected]
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