10 · juni 2012 eine themenzeitung von mediaplanet

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10 · JUNI 2012
EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET
TIPP
4
NEWS
HPV: eine resistente aber
heilbare Infektion
■ Frage: 90 Prozent der Fälle von
Gebärmutterhalskrebs sind auf das
humane Papillomvirus zurückzuführen. Handelt es sich dabei um
eine weit verbreitete Infektion?
■ Antwort: Schätzungsweise 15
Prozent der Gesamtbevölkerung
sind davon betroffen, jedoch in weniger als 0,3 Prozent der Fälle entwickelt sich die Infektion zu Krebs.
der Gebärmutterhals ganz entfernt werden. Meistens wird aber lediglich die infizierte Stelle behandelt oder entfernt.
Es ist daher wichtig, eventuelle Läsionen so früh wie möglich zu erkennen»,
erklärt Pierre-Alain Menoud. Männer
können sich genauso wie Frauen mit
HPV anstecken. Bei ihnen führt die Infektion jedoch selten zu ernsthaften Gesundheitsproblemen.
Voraussetzung für die Früherkennung sind regelmässige gynäkologische Kontrollen. Um abnorme Zellveränderungen (Krebsvorstufen) frühzeitig zu erkennen, sollten sich Frauen
regelmässig einem PAP-Test (Zervixabstrich) unterziehen.Je nach Befund und
Ermessen des behandelnden Arztes
können weitere Untersuchungen angeschlossen werden.
Dr Pierre-Alain
Menoud
Verantwortlicher
des Labors für
Molekulardiagnostik,
Unilabs
Zwischen 70 und 80 Prozent der sexuell aktiven Frauen und Männer stecken
sich gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) irgendwann im Laufe ihres
Lebens mit dem humanen Papillomvirus (HPV) an. Das HPV wird sexuell
übertragen oder durch direkten Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut
im Genitalbereich und umfasst nahezu 200 Genotypen, von denen 14 zu den
Hochrisiko-HPV-Typen zählen. Diese Typen können die Zellen der Scheide, der äusseren Geschlechtsorgane
und des Gebärmutterhalses infizieren und dort Veränderungen hervorrufen, die als Krebsvorstufe bezeichnet
werden. Wenn eine Behandlung ausbleibt, kann daraus Krebs entstehen.
Alle Genotypen haben gemeinsam,
dass sie sich an den Genitalien entwickeln. – Bei Frauen sind typischerweise Vulva, Gebärmutterhals oder After
betroffen, bei Männern hingegen Penis, Hoden oder Anus. «Das Virus überträgt sich nicht durch Sex, sondern
auch beim Vorspiel. Aus diesem Grund
sind Jugendliche in gleicher Weise betroffen», erklärt Dr. Pierre-Alain Menoud, Verantwortlicher des Labors für
Molekulardiagnostik, Unilabs. «Das
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Jährlich 50 Todesfälle weniger
dank HPV-Impfung
HPV: Schutz vor den beiden häufigsten krebsauslösenden Virustypen HPV 16 und
FOTO: SHUTTERSTOCK
18 bietet eine Impfung.
Verwenden eines Kondoms mindert
daher nicht alle Risiken», so der Wissenschaftler.
HPV verantwortlich für
Gebärmutterhalskrebs
«Viele infizierte Menschen zeigen keine offensichtlichen Anzeichen einer
Infektion und bei den meisten heilt
die HPV-Infektion von selbst aus.», beruhigt Pierre-Alain Menoud. Es gibt
aus gutem Grund kaum Anlass zur Besorgnis: In 70 Prozent dieser Fälle verschwindet das Virus innerhalb eines
Jahres nach der Infektion und in 90
Prozent der Fälle innerhalb von zwei
Jahren. Weniger als 0,3 Prozent der Infektionen entwickeln sich zu Krebs.
Hingegen sind 90 Prozent der Frauen,
bei denen Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert wurde, mit dem HPV infiziert. «In den schlimmsten Fällen muss
Das Virus kann kleine Genitalwarzen,
sogenannte Kondylome, hervorrufen.
Manchmal ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, um diese zu entfernen
oder um Krebsvorstufen zu behandeln.
Zu den gängigsten Methoden gehören
jedoch die Anwendung von Produkten
zur Warzenbehandlung sowie das Verätzen, Verbrennen oder Vereisen der
Auswüchse. Am besten kann man sich
gegen HPV schützen,indem man gewisse riskante Verhaltensweisen vermeidet,wie zum Beispiel das häufige Wechseln von Sexualpartnern. Und Vorsicht:
Tabakkonsum erhöht bei HPV-Infektionen das Risiko von Gebärmutterhalskrebs. Seit 2005 wurden zwei Impfstoffe entwickelt.«Einer schützt gegen zwei
HPV-Typen (16 und 18),der andere gegen
vier Typen (16, 18, 6 und 11)», erklärt Dr.
Menoud.
Wer durch einen bestimmten HPVTyp infiziert wurde, kann nach dem
Verschwinden des Virus grundsätzlich
nicht mit demselben Virustyp nochmals infiziert werden, da das Immun-
LASSEN SIE
SICH VOR ERKRANKUNGEN
SCHÜTZEN
system schützende Antikörper bildet. Gegen alle anderen Typen ist man
dann allerdings nach wie vor nicht geschützt.Junge Frauen können sich kostenlos gegen die Typen des Papillomvirus impfen lassen, die für die meisten
Krebserkrankungen des Gebärmutterhalses verantwortlich sind. Die Impfung wird in drei Dosen innerhalb von
6 bis 12 Monaten verabreicht und wird
von den Krankenkassen übernommen.
Der Schutz tritt einen Monat nach Injektion der letzten Dosis ein.Allerdings
ist die Impfung nur wirksam, wenn die
Person noch nicht mit den Viren infiziert ist, gegen die der Impfstoff schützen soll. Dank der Impfung werden pro
Jahr rund 2000 chirurgische Eingriffe
wegen Krebsvorstufen, 160 neue Fälle
von Gebärmutterhalskrebs und 50 dadurch verursachte Todesfälle verhindert. Sie ersetzt aber keinesfalls die
Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt oder bei der Frauenärztin.
CATHERINA BERNASCHINA
[email protected]
FACTS
■ Studien zufolge sind Personen,
die viele Sexualpartner oder schon
sehr jung Geschlechtsverkehr haben, in Bezug auf eine HPV-Infektion
besonders gefährdet. Das Benutzen von Kondomen wird empfohlen, auch wenn dies nicht alle Risiken
mindert.
■ In der Schweiz werden jedes
Jahr etwa 250 neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs sowie 5000 Krebsvorstufen diagnostiziert. Gebärmutterhalskrebs ist bei Frauen unter
50 Jahren die vierthäufigste Krebserkrankung in der Schweiz. Junge
Frauen zwischen 16 und 25 Jahren
sind von der HPV-Infektion am
meisten betroffen.
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