Leiomyosarkom der V. cava inferior D. Kotelis, D.Böckler, F. Giesel, M. Schobinger, J-R. Allenberg 1 Abteilung für Gefäßchirurgie, Chirurgische Universitätsklinik, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 2 Abteilung für Radiologie, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg Eine 82-jährige Frau stellte sich mit einem Gewichtsverlust von 10kg innerhalb eines Jahres und zunehmenden Oberbauchschmerzen in der allgemeinchirurgischen Ambulanz unseres Hauses vor. Die körperliche Untersuchung und die Laborparameter waren unauffällig. Der Retroperitonealraum war in der Ultraschalluntersuchung wegen Darmgasüberlagerung nicht beurteilbar. Die nachfolgende kontrastmittelverstärkte Computertomographie zeigte eine von der V. cava inferior ausgehende Raumforderung mit heterogener Kontrastmittelaufnahme (Abb.1). Zur weiteren Abklärung erfolgte eine Cavographie, die eine infrarenale Infiltration der V. cava inferior, eine hochgradige Flußeinschränkung durch den Tumor, sowie einen guten venösen Blutabfluß über Kollateralen zeigte (Abb.2). Eine Magnet- resonanzangiographie des Abdomens mit comptutergestützer Weiterverarbeitung stellte die paarigen Abgänge der Vv. renales dexter et sinister ohne luminale Komprimierung dar (Abb.3). Auf dem Boden der bildgebenden Diagnostik wurde der Verdacht auf ein primäres Leiomyosarkom der V. cava inferior geäußert und die Indikation zur explorativen Laparotomie gestellt. Der Tumor wurde en bloc mit einem ca. 10cm langen Segment der V. cava inferior reseziert und die V. cava inferior mittels einer 16mm ePTFE (expandedPolytetrafluorethylen) Prothese rekonstruiert (Abb. 4,5). Die histopathologische Diagnose lautete mittelgradig differenziertes (G2), überwiegend spindelzelliges Leiomyosarkom der V. cava inferior mit Infiltration aller Wandschichten. Die postoperative Phase verlief komplikationslos und die Patientin konnte am 14. postoperativen Tag unter Thrombozytenaggregationshemmung nach Hause entlassen werden. Im 2,5-jährigen postoperativen Nachbeobachtungszeitraum ist die Patientin subjektiv beschwerdefrei. Sonographisch und computertomographisch gibt es kein Hinweis auf ein Lokalrezidiv bzw. eine Tumormetastasierung bei durchgängiger Prothese (Abb.6). Diskussion: Leiomyosarkome der V. cava inferior sind seltene bösartige Tumoren, die Menschen jeden Alters betreffen können. In der infrarenalen Position können sie lange Zeit asymptomatisch bleiben, fallen als abdominelle Raumforderung oder durch Verdrängungseffekte auf und werden häufig differentialdiagnostisch fehlinterpretiert. Sie haben unbehandelt eine infauste Prognose. Umso wichtiger ist die frühe Entdeckung mittels moderner radiologischer Bildgebung. Die kontrastmittelverstärkte Spiral-CT mit multiplanarer Rekonstruktion ist im Moment der diagnostische Goldstandard bei der klinischen Verdachtdiagnose eines vaskulären Leiomyosarkoms. Die moderne Bildgebung kann dem Chirurgen präoperativ eine exakte Tumorlokalisation vermitteln und macht komplexe Tumorresektionen unter kurativem Ansatz wahrscheinlicher. Die radikale Tumorresektion stellt bis heute die einzige kurative Behandlungsoption dar und besteht aus der en bloc Resektion des Tumors mit tumorfreien Resektionsrändern. Für den Ersatz der VCI werden bevorzugt ringverstärkte ePTFE-Prothesen verwendet. Diese Fallvorstellung zeigt, dass selbst ältere Patienten, solange eine radikale Tumorresektion möglich ist, von einer solchen Operation profitieren können. Literatur 1. Kotelis D, Giesel F, Böckler D, Schumacher H, Schöbinger M, Allenberg JR. Leiomyosarkom der V. cava inferior. Der Chirurg (online first: 28. September 2006) 2. Giesel F, Schoebinger M, Hosch W, von Tengg-Kobligk H, Meinzer HP, Allenberg JR, Kauczor HU, Boeckler D. Vena cava leiomyosarkoma: Pre-operative planning with complex vessel reconstruction using 3D-suface rendering algorithms. Vascular medicine 10(1): 55-7 3. Mingoli A, Cavallaro A, Sapienza P, Di Marzo L, Feldhaus R, Cavallari N. International registry of inferior vena cava leiomyosarcoma: analysis of a world series on 218 patients. Anticancer Res 16:3201-3205 A B Abb.1: Abb. 2 A B Abb. 3A: Ergebnis der computergestützten Weiterverarbeitung (3D-Surface rendering) der MR-Angiographie: V. cava inferior (blau), Aorta (rot), Tumor (Pfeil) B: Virtuelle Graphik der VCI in Flythrough-Technik mit dem intraluminalen Tumor (weiß) sowie den beiden freien Ostien der Vv. renales (rot). Abb. 4 Abb. 5 A B Abb.6