Hinweis: Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule). Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht herunter geladen werden, unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende: http://online-media.uni-marburg.de/chemie/chids/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html Philipps-Universität Marburg Fachbereich Chemie Seminar: Übungen im Experimentalvortrag, SS 2005 Leitung: Prof. Dr. B. Neumüller, Dr. P. Reiß, Prof. Dr. U. Müller, Prof. Dr. Koert Zahnpflegemittel Chemie rund um den Mund Experimentalvortrag vom 22.Juni.2005 Christina Erbar, Manuelstraße. 9, 56218 Mülheim-Kärlich Inhaltsübersicht: 1. Warum putzen wir unsere Zähne ? Seite 2 1.1 Versuch 1: pH-Wert im Mund Seite 2 1.2 Aufbau unserer Zähne Seite 3 1.3 Der Zahnschmelz Seite 4 2. Fluoretten – Zahnpflege schon bei Milchzähnen Seite 5 2.1 Versuch 2: Fluorid Nachweis in Fluoretten Seite 5 2.2 Reaktion am Zahnschmelz Seite 6 2.3 Flouridgehalt in Zahnpflegemitteln Seite 7 3. Inhaltsstoffe von Zahnpasta und Co Seite 9 3.1 Feuchthaltemittel, Versuch 3: Wasser-Nachweis Seite 9 3.2 Abrasionsstoffe Seite 10 3.2.1 Demonstration 1: Abrasionswirkung Seite 10 3.2.2 RDA-Wert Seite 11 3.2.3 Versuch 4: CaCO3-Gehalt in Zahnpasta Seite 11 3.3 Zahnaufheller, Demonstration 2: H2O2 – Gehalt in Zahnaufhellern Seite 14 3.4 Geschmacks- und Farbstoffe Seite 15 3.4.1 Geschmacksstoffe Seite 15 Versuch 5: Cool Effekt 3.4.2 Farbstoffe, Versuch 6: Chromatogramm Seite 16 Seite 17 3.5 Weitere Zusatzstoffe Seite 18 3.6 Demonstration 3: Herstellung einer Zahnpasta Seite 19 4. Blick in die Tube Seite 20 4.1 Wie kommen die Streifen in die Tube? Seite 20 4.2 Wie lang kann ich meine Zähne mit 100 ml ZP putzen? Seite 20 4.3 Eigene Zähne bis ins hohe Alter Seite 20 5. Literaturangaben Seite 21 1 1. Warum putzen wir unsere Zähne? 1.1 Versuch 1: pH-Wert im Mund Geräte: Löffel, Neutralit pH-Stäbchen Chemikalien: Speichel einer Testperson, Zahnpflegekaugummi (z.B. Wrigley´s Extra) Durchführung: Etwas Speichel der zu testenden Person wird auf den Teelöffel gegeben. Anschließend bestimmt man den pH-Wert mit Hilfe der Nautralit pHStäbchen. Nach dem Kauen eines Zahnpflegekaugummis führt man den Versuch erneut durch. Beobachtung: Vor Verzehr des Kaugummis erhält man einen pH-Wert von 5-6, danach liegt der pHWert bei 7. Erklärung: In unserem Mund befinden sich Bakterien. Wenn wir nun Nahrung zu uns nehmen, können die Bakterien auf Grund der zugeführten Nährstoffe die sog. Milchsäuregärung betreiben. Hierbei wird z.B. die Glucose, die in sehr vielen Nahrungsmitteln enthalten ist, zu Milchsäure vergoren. O Bakterien z.B. Lactobacillus C6H12O6 2 OH OH Dieses Gemisch aus Speiseresten und Bakterien, das sich u.a. zwischen unseren Zähnen anlagert, nennt man Plaque. Während des Kaugummikauens werden nun die entstandenen Hydroniumionen der Milchsäure durch Hydroxidionen neutralisiert. H3O+(aq) + -OH(aq) 2 H2 O 2 Hierbei werden allerdings nur die Protonen abgefangen, nicht aber, wie vermutet durch das Kauen auch der Plaque abgerieben. Dazu reichen die mechanischen Kräfte nicht aus. Die Hydroxidionen die für die Neutralisation benötigt werden, werden aus dem sogenannten Säureregulator des Kaugummis gewonnen. Dieser ist im Falle des verwendeten Kaugummis Natriumcarobonat. Dies wird mit dem im Speichel vorhandenen Wasser zu Hydrogencarbonat und Hydroxidionen umgesetzt. CO32-(aq) + H2O HCO3-(aq) + OH- (aq) In anderen Zahnpflegemitteln sind zu demselben Zweck auch Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, weitere Carbonate sowie Puffer enthalten. Warum ist es so gefährlich für unsere Zähne, wenn wir einen sauren pH-Wert im Mund haben? Dazu müssen wir ihren Aufbau betrachten. 1.2 Aufbau unserer Zähne Zahnschmelz Abb.1: Aufbau eines Zahns am Beispiel eines menschlichen Backenzahns 3 Der Zahnmediziner unterteilt den Zahn drei Bereiche: die Zahnkrone, den Zahnhals und die Zahnwurzel. Für uns sichtbar ist die Krone mit der Fissur, also den Rillen auf dem Zahn, in denen sich sehr gut Plaque ansiedeln kann, und das Zahnfleisch. Alle andern Bestandteile des Zahns, wie z.B. die Nervenbahnen und das Zahnmark, sind im Inneren verborgen. Chemisch interessant ist nun der Zahnschwelz, der im nächsten Kapitel gesondert betrachtet wird. 1.3 Der Zahnschmelz Der Zahnschmelz besteht aus dem härtesten Material, das unser Körper produzieren kann: dem Hydroxylapatit. Dieser kristallisiert hexagonal bipyramidal. Nun die Antwort auf die in Abschnitt 1.1 aufgeworfene Frage, warum zu viel Säure in unserem Mund schlecht für unsere Zähne ist: Haben wir punktuell über einen längeren Zeitraum wenig Säure an einer Stelle unseres Zahns, so wird der Hydroxylapatit in Calciumphosphat umgewandelt. Weiterhin geht nur ein Calciumion als Ca2+(aq) in Lösung und wird abgetragen. 2 Ca5(PO4)3OH(s) + 2 H3O+(aq) 3 Ca3(PO4)2(s) + 1 Ca2+(aq) + 4 H2O Wird nun über einen längeren Zeitraum viel Säure z.B. durch die Milchsäuregärung produziert, so geschieht folgendes: 2 Ca5(PO4)3OH(s) + 8 H3O+(aq) 6 HPO42-(aq) + 10 Ca2+(aq)+ 10 H2O Hier wird der angegriffene Hydroxylapatit vollständig aufgelöst und in Hydrogenphosphat sowie 10 Calciumionen in Form von Ca2+(aq) umgewandelt. Auf Grund des Abbaus können nun nach und nach Karies und somit Löcher im Zahn entstehen. Hiermit ist also die Frage dieses Kapitels, warum wir unsere Zähne putzen, beantwortet: die Säure, die entsteht muß mechanisch entfernt werden, da sie sonst auf lange Zeit hin unsere Zähne zerstört. Wie also können wir unsere Zähne schützen? 4 2. Fluoretten – Zahnpflege schon bei Milchzähnen! Einige Leute denken, dass Milchzähne bei Kindern sowieso nur 5-6 Jahre im Kiefer bleiben und man deshalb nicht darauf achten muss, ob und wie sie gepflegt werden. Warum dies nicht der Fall ist, möchte ich nach dem folgenden Versuch in Abschnitt 2.2 und 2.3 klären. Fluoretten werden schon im Kindesalter verabreicht, auch bevor die Kinder ihren ersten Zahn bekommen. Den hierin enthaltenen Wirkstoff, das Fluorid möchte ich in meinem nächsten Versuch nachweisen. 2.1 Versuch 2: Fluorid-Nachweis in Fluoretten Geräte: 3 Reagenzgläser, zwei 10 ml Pipetten, Reagenzglasstopfen, Glasstab, Mörser mit Pistill Chemikalien: KSCN, FeCl3 , Fluoretten Durchführung: Zuerst werden jeweils eine Spatelsitze KSCN und FeCl3 in ein Reagenzglas gegeben und mit ca. 5 ml Wasser versetzt. Zu der KSCN-Lösung gibt man nun mit der Pipette 2-3 Tropfen der FeCl3-Lösung. Dann zermörsert man 2-3 Flouretten und löst diese unter Schütteln ( Stopfen! ) mit ca. 2-3 ml Wasser in einem dritten Reagenzglas auf. Diese Lösung gibt man nun vollständig zu dem Gemisch der ersten beiden hinzu. Beobachtung: Die KSCN-Lösung ist klar, die FeCl3-Lösung gelblich. Nach Zugabe der FeCl3-Lösung entsteht eine dunkelrote Lösung, die sich auf Grund der Zugabe der gelösten Fluoretten wieder entfärbt. Auswertung: Eisen-(III)-chlorid bildet in wässriger Lösung auf Grund von CT-Übergängen gelbe Komplexe aus, die eine unterschiedliche Anzahl von Aqua- bzw. Chloroliganden 5 besitzen. Dies nennt man Hydratisomerie. Wird nun Kaliumthiocyanat hinzugegeben, so findet folgende Ligandensubstitution statt: [FeCl2(H2O)4]+(aq) + 2 SCN-(aq) gelb [Fe(NCS)2(H2O)4]+(aq) blutrot + 2 Cl-(aq) Werden nun weiterhin Fluoridionen der Lösung zugegeben, so geschieht folgendes: [Fe(NCS)2(H2O)4]+(aq)+ 5 F-(aq) blutrot [FeF5(H2O)]2-(aq) + 2 SCN-(aq)+ 3 H2O farblos Diese Reaktion ist erneut eine Ligandensubstitution. Hierbei liegen die Komplexe wiederum als Hydratisomere vor, wobei der Monoaqua-pentafluoro-ferrat-(III)Komplex in wässriger Lösung am stabilsten ist. Die Ligandensubstitution kann deshalb erfolgen, da Fe3+ mit allen drei Liganden oktaedrische high-spin Komplexe bildet, die Liganden aber immer härter werden und somit nach dem HSAB-Konzept immer besser zu dem harten Fe3+ passen. Was passiert nun bei der Einnahmen von Fluoretten an unserem Zahnschmelz, den wir irgendwie stärken wollten um ihn vor der sich im Mund befindlichen Säure zu schützen. 2.2. Reaktion am Zahnschmelz Der sehr harte Zahnschmelz, der, wie in Kap. 1.3 beschrieben aus Hydoxylapatit besteht, wird durch die Fluoridionen partiell in Fluorapatit umgewandelt, dessen Härte noch größer ist. Ca5(PO4)3OH(s) + F-(aq) (aq)Hydroxylapatit Ca5(PO4)3F(s) + OHFluorapatit Der Hydroxylapatit kann nun durch die Säure nicht mehr so leicht angegriffen werden und die Zähne sind noch besser geschützt. Also sollten schon Babys Fluoretten zu sich nehmen, sowie auf die Zahnpflege bei Kleinkindern geachtet werden, da die Fluoridionen in den Kiefer hineinwandern und bei der Bildung der Zähne, die bei den Milchzähnen etwa ein Jahr und bei den bleibenden Zähnen etwa 3 Jahre dauert, partiell in den Schmelz eingelagert werden. 6 Allerdings werden gewisse Richtlinien vorgeschrieben, wie viel Fluorid in frei verkäuflichen Zahnpasten enthalten sein darf. 2.3 Flouridgehalt in Zahnpflegemitteln 1600 max. Fluoridgehalt 1/ppm 1400 1200 1000 800 600 400 Fluoridgehalt 1/ppm 200 0 ZP allgemein Meridol aronal/elmex Kinder ZP Abb. 2: Fluoridgehalt in Zahnpflegemitteln Allgemein ist in „normaler“ Zahnpasta (ZP) zwischen 1000 ppm und 1450 ppm Fluorid enthalten. Hierbei handelt es sich meist um Natriumfluorid. In den Kinder ZP ist nur 250-500 ppm Fluorid enthalten. Dies ist u.a. der Fall, da Kinder meist auch noch die oben erwähnten Fluoretten zu sich nehmen und eine Überversorgung mit Fluorid zunächst zu Fluorose, also zu unschönen weißen Stellen auf den Zähnen führen kann. Weiterhin ist es schwieriger, Kinder dazu zu bringen, nach dem Zähneputze ihre ZP wieder vollständig auszuspucken. Dies ist bei übermäßigem Verzehr sehr gefährlich, da Fluorid in großen Mengen sehr giftig ist. Morgens aronal, abends elmex. Diesen Spruch kennt man aus der Werbung. Aber warum ist das nun so wichtig? Wie man schon in Abb. 2 sieht, enthält aronal etwa 1000ppm Fluorid, elmex hingegen etwas mehr, nämlich 1250ppm. Das ist schon einmal wichtig, da die 7 größere Menge Fluorid abends mit elmex aufgetragen wird und somit über Nacht länger auf den Zahn einwirkt. Aber nicht nur quantitativ ist ein Unterschied zu erkennen, sondern auch qualitativ: in aronal ist normales Natriumfluorid enthalten, das auch in den üblichen Zahnpasten enthalten ist. In elmex hingegen befindet sich ein Wirkstoffkomplex aus Aminfluoriden und Zinnfluoriden. Hierbei ist es so, das das anorganische Zinnfluorid bekannt für seinen ausgeprägten antibakteriellen und somit plaquehemmenden und gleichzeitig entzündungshemmenden Effekt ist. Durch die Kombination mit dem organischen Aminfluorid konnte das Zinnfluorid erstmals in liquider Form stabilisiert werden. Das Aminfluorid kann man vergleichen mit einem Seifenteilchen: es besitzt einen polaren Kopf und einen unpolaren Schwanz. Es verteilt sich auf Grund seiner starken Oberflächenaktivität sehr schnell im Mundraum und überzieht die Zähne mit einer monomolekularen Schicht. Hierbei bildet sich mit dem Calcium des Zahnes eine stabile Calciumfluorid-Deckschicht. Diese dient über einen längeren Zeitraum als Fluoriddepot und schützt die Zähne vor Säureangriffen. Quelle dieser Seite: GABA GmbH 8 3. Inhaltsstoffe von Zahnpasta und Co 3.1 Feuchthaltemittel Früher wurde pulverförmiger Kalk zum Putzen der Zähne verwendet. Im Laufe der Entwicklung der Zahnpflegemittel entstand daraus eine Paste, die zwar noch häufig den ursprünglichen Wirkstoff enthält, aber auf Grund ihrer Konsistenz im Alltag besser zu handhaben und für den Verbraucher angenehmener zu verwenden ist. Als Feuchthaltemittel werden in der Paste Wasser, Sorbit, Glycerin und verschiedenen Alkohole, z.B. Propylenglycol verwendet. Das Vorhandensein von Wasser in einer handelsüblichen Zahnpasta möchte ich in meinem nächsten Versuch zeigen. Versuch 3: Wasser Nachweis Geräte: Petrischale, Spatel Chemikalien: bei 135°C getrocknetes CuSO4 , das nun als Kupfersulfatmonohydrat vorliegt und fast weiß ist, Zahnpasta ohne Streifen, möglichst weiß Durchführung: Ein 1 cm langer Zahnpastastreifen wird in die Petrischale gegeben. Hierzu streut man nun eine Spatelspitze des getrockneten Kupfersulfates und drückt dies ein wenig in die Zahnpasta hinein. Beobachtung: Das vorher weißliche Kupfersulfat färbt sich blau. Erklärung: Das in der Zahnpasta befindliche Wasser bildet mit dem getrockneten Kupfersulfat, das als Kupfersulfatmonohydrat vorliegt, einen blauen Komplex. CuSO4·H2O(s) + 4 H2O weiß [Cu(H2O)4]SO4·H2O blau 9 Hierbei wird das Zentralteilchen Cu2+ durch 4 Wassernmoleküle quadratisch planar umgeben. Das Sulfatanion dient als Gegenion und ein Wassermolekül bildet die Hydrathülle. Das oben erwähnte Sorbit dient nicht nur als Feuchthaltemittel, sondern auch als Süßungsmittel. ( Vgl. 3.4 ) Die wichtigsten Inhaltsstoff der Zahnpasta sind die nun folgenden Abrasionsstoffe, die auf Grund des Abriebes dafür sorgen, dass unsere Zähne von Speiseresten und Bakterien, also dem sogenannten Plaque befreit werden. 3.2 Abrasionsstoffe Man unterscheidet Zahnpasten, die das ursprüngliche Calciumcarbonat (CaCO3) oder das neuere Kieselgel (SiO2·nH2O ) als Abrasionsstoff besitzen. Zusätzlich werden nun z.B. in Raucherzahnpasten, Aluminiumoxid oder neu entwickelte Polymere; auf die ich nicht näher eingehen möchte, eingesetzt. Ihre Abrasionswirkung wird in der folgenden Demonstration deutlich. 3.2.1 Demonstration 1: Abrasionswirkung Geräte: Aluminiumfolie, 2 weiße Lappen Chemikalien: weiße Zahnpasta ohne Streifen, Wasser Durchführung: Etwas Wasser wird auf die Aluminiumfolie getropft und mit einem weißen Lappen abgerieben. Nun gibt man auf eine andere Stelle der Aluminiumfolie ein erbsengroßes Stück Zahnpasta und reibt mit dem zweiten Lappen darüber. Beobachtung: Beim Abreiben des Wassers bleibt Lappen eins weiß und wird lediglich feucht. Beim Verreiben der Zahnpasta stellt man fest, dass sich Lappen zwei an der Stelle, an der man reibt, grau färbt. 10 Erklärung: Auf Grund der Abrasionsstoffe wirkt die Zahnpasta beim Reiben wie ganz feines Schmirgelpapier und kann somit sehr oberflächlich das Aluminium abtragen. Dies passiert auch beim Zähneputzen auf der Zahnoberfläche. Damit aber nur die Bakterien und Speisereste abgetragen werden und nicht auch noch Teile unseres Zahnschmelzes, müssen die Abrasionsstoffe besonderen Ansprüchen genügen. Diese werden durch den sog. RDA-Wert definiert. 3.2.2 RDA-Wert Der „Radioaktive Dentin Abrasation“ Wert (RDA) ist abhängig von der Härte, Größe und Oberflächenstruktur des Putzkörpers, d.h. hat man einen RDA-Wert von 20, so sind besonders kleine, eher weichere Abrasionsstoffe in der Zahnpasta vorhanden. Dies ist zum Beispiel in Sensitiv Zahnpasten der Fall. Hat man hingegen einen sehr hohen RDA-Wert z.B. bis zu 150, so sind diese Zahnpasten schon zu stark und dürfen maximal einmal in der Woche verwendet werden. Hierzu gehören u.a. unterschiedliche Raucherzahnpasten. Zahnpasta RDA-Wert Beispiel Sensitiv 20-30 Elmex Sensitiv „Normale“ 60-80 Meridol, Kinder ZP White > 100 Übersicht der RDA-Werte Raucher ZP Abb. 3: tabellarische von Zahnpasten Zur genauen Bestimmung, wie viel des wichtigsten und ältesten Abrasionsstoffes, nämlich des Calciumcarbonates, wird die folgende komplexometrische Titration durchgeführt. 3.2.3 Versuch 4: CaCO3 –Gehalt in Zahnpasta Geräte: 400 ml Becherglas, Pipetten, Spatel, Magnetrührer mit Rührfisch, Bürette, Trichter, Uhrglas, weißes Blatt Papier Chemikalien: calciumcarbonathaltige Zahnpasta ( z.B. Settima ), konz. Salzsäure, dest. Wasser, Alkalit-Indikatorstäbchen, NaOH ( c = 2,5 mol/L ), Calconcarbonsäureverreibung, EDTA-Lösung ( c = 0.05 mol/L ) 11 Vorbereitung: Genau 0.4 g Zahnpasta werden auf einer Analysenwaage eingewogen, mit 15 ml dest. Wasser und 10 ml konz. Salzsäure versetzt, anschließend mit einem Uhrglas bedeckt etwa 5-10 Minuten unter Rühren kochen lassen. Nach Abkühlen des Reaktionsgemisches etwa auf Raumtemperatur verdünnt man auf 100 ml und bringt es mit Hilfe von NaOH und Alkalit-Indikatorstäbchen auf einen pH-Wert von 12.5. Durchführung: Zum vorbereiteten Raktionsgemisch gibt man eine Spatelspitze Calconcarbonsäureverreibung als Indikator. Anschließend titriert man mit der oben angegebenen EDTA-Lösung. Beobachtung: Der Umschlagspunkt liegt dann vor, wenn der Indikator seine Farbe von violett nach blau ändert. Hierbei werden 24 ml verbraucht. Erklärung: Während der Vorbereitung wird zuerst das CaCO3 aus der Zahnpasta in Lösung gebracht. CaCO3(s) + 2 H3O+(aq) + 2 Cl-(aq) Ca2+(aq) + 2 Cl-(aq) + CO2(g) + 3 H2O Anschließend wird die überschüssige Säure eliminiert und ein pH-Wert von 12.5 eingestellt. H3O+(aq) + Cl-(aq) + Na+(aq) + OH-(aq) Cl-(aq) + Na+(aq) + 2 H2OGibt man nun den Indikator hinzu, so bildet sich ein violetter Calciumindikatorkomplex. Ca2+(aq) + [HInd]3-(aq) + H2O blau [CaInd]2-(aq) + H3O+(aq) violettDieser reagiert nun mit dem EDTA, das hinzugetropft wird zu einem Calcium-EDTA-Komplex und der blauen Form des Indikators, welcher direkt wieder nach obiger Gleichung zum violetten Calciumindikatorkomplex umgewandelt wird. 12 [CaInd]2-(aq) + [H2EDTA]2-(aq) + 2 H2O violett [CaEDTA]2-(aq) + [HInd]3-(aq) + H3O+(aq) farblos blau Ist das Calcium völlig verbraucht, so liegt die blaue Form vor. Also endet die Titration bei einem Farbumschlag von violett nach blau. 2- Abb. 4: Calcium-EDTA-Komplex Berechnung des Calciumgehaltes in der verwendeten Zahnpasta: 1 ml EDTA-Lösung entspricht 2,004 mg Ca2+ und damit auch 5,0045 mg CaCO3. Also entsprechen die verbrauchten 24 ml 120,108 mg Calciumcarbonat. Somit erhalten wir einen Massenanteil in der Zahnpasta von: w(CaCO3) = m (CaCO3) / m (Zahnpasta) = 120,108·10-3 g / 0,4 g = 0.30027 Also sind etwa 30% der Zahnpasta Calciumcarbonat. 13 3.3 Zahnaufheller Nicht nur gesunde Zähne machen attraktiv, sondern auch besonders weiße Zähne. Diese werden aber bei täglichem Genuss von Kaffee, Tee und auch Zigaretten sehr schnell bräunlich verfärbt. Um nicht aufwendige Zahnarztbehandlungen auf sich nehmen zu müssen, greift der Verbraucher hier nun zu den im Handel erhältlichen Zahnaufhellern. Diese wirken innerhalb von 1-2 Wochen und erzielen eine sichtbare Aufhellung. Dennoch sind sie aus gesundheitlicher Sicht für die Zähne nicht zu empfehlen, da eine zahnärztlich Behandlung weit schonender ist. Das in einigen Aufhellern Peroxide enthalten sind, wird die folgende Demonstration zeigen. Demonstration 2: H2O2 – Gehalt in Zahnaufhellern Geräte: Chemikalien: Zahnaufheller aus dem Handel, z.B. Simply White von Colgate, Peroxidteststäbchen Durchführung: Das Peroxidteststäbchen wird mit dem Zahnaufheller bepinselt. Beobachtung: Das Stäbchen färbt sich mittelblau. Erklärung: Das Peroxidteststäbchen gibt den Gehalt von Peroxiden in mg/l an. Also ist im Zahnaufheller 10 mg/l Peroxid in Form von Wasserstoffperoxid enthalten. Das Peroxid, das verwendet wird ist hauptsächlich das Wasserstoffperoxid. Dieses zerfällt beim Auftragen auf die Zähne in Wasser und ein Sauerstoffradikal. Hierbei dienen die Luftpartikel oder winzige Staubteilchen als Katalysator. Diese wirken besonders gut, da man den Mund nach dem Auftragen eine Minute lang offen halten muss. Katalysator H2O2 H2O + O 14 3.4 Geschmacks- und Farbstoffe Da der Verbraucher eine Zahnpasta nicht kauft, deren Aussehen ihm nicht gefällt und die nicht angenehm riecht und schmeckt, werden ihr von den Vertreiberfirmen jeweils verschiedene Geschmacks- und Farbstoffe zugesetzt. 3.4.1 Geschmacksstoffe Die Geschmackstoffe oder auch Aromen genannt, bewirken dann z.B. den Geschmack nach Pfefferminze, frischen Kräutern oder Erdbeere, wie Kinder es besonders mögen. Auch Süßungsmittel, die unter die Geschmackstoffe fallen, dürfen da nicht fehlen, damit wir gerne unsere Zähne putzen. Allgemein unterteilt man die Süßungsmittel in nährstoffhaltige und in nicht nährstoffhaltige Stoffe. Unter die nährstoffhaltigen fallen Haushaltszucker und Zuckeraustauschstoffe. Die Zuckeraustauschstoffe unterteilen sich weiter in Fructose und die Zuckeralkohole Xylit, Sorbit und Mannit. Letztere sind besonders für Diabetiker wichtig, da z.B. Sorbit vom Körper nicht über den Insulinstoffwechsel abgebaut wird. Alle drei können von Bakterien nicht als Nahrung verwendet werden und werden deshalb z.B. hier in der Zahnpasta eingesetzt. Sie sind der Grund für den Ausspruch :“ kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“, da sie im Magen nicht verdaut werden und dann im Dickdarm sehr viel Wasser an sich binden und somit zum Durchfall führen. Diese Zuckeralkohole werden aus der Natur gewonnen aber da sie eine sehr geringe Süßkraft besitzen, werden sie von den künstlichen, weniger teuren Süßstoffen unterstützt. Diese fallen jetzt unter die nicht-nährstoffhaltigen Süßungsmittel. Hierbei ist Aspartame, Cyclamat und Saccharin zu erwähnen. Das Aspartame ist der Grund dafür, das auf jeder Packung Kaugummis angegeben ist: „ enthält eine Phenylalaninquelle “ welche schädlich ist für Menschen mit Phenyl-Keton-Urie (PKU). Dies erkennt man an seinem UPAC-Namen des Aspartams: S-Aspartyl-Sphenylalaninmethylester. 15 Süßungsmittel nährstoffhaltig nicht nährstoffhaltig Haushaltszucker Zuckeraustauschstoffe Süßstoffe Saccharose Xylit Cyclamat Sorbit Aspartame Mannit Saccharin Abb. 5: Einteilung der Süßungsmittel Weiterhin sollen die Geschmackstoffe aber auch einen frischen Effekt verursachen, der dem Verbraucher simuliert, er hätte jetzt besonders saubere Zähne. Dies wird mit Hilfe einer der oben genannten Süßungsmittel in nächsten Versuch eindrucksvoll demonstriert. Versuch 5: Cool Effekt Geräte: Magnetrührer mit Rührfisch, Becherglas, digitales Thermometer, Stativmaterial, Spatel, kleines Wägeglas Chemikalien: 1,5g Xylit, 50 ml dest. Wasser Vorbereitung: Genau 1,5g Xylit werden in einem Wägeglas auf einer Digitalwaage abgewogen. Durchführung: Zu den 50 ml Wasser, deren Temperatur vor Beginn des Versuches notiert wird, gibt man die abgewogenen 1,5g Xylit und beobachtet die Temperaturanzeige. Beobachtung: Die Temperatur nimmt etwa um 1 Grad ab. Erklärung: Das Xylit löst sich unter Abkühlen, benötigt also Wärme aus der Umgebung und hat somit eine positive Lösungswärme. Diese beträgt 23 kJ/mol. 16 Da 1,5g , also 0,01 mol Xylit verwendet wurden, kann man die Temperaturdifferenz mit Hilfe physikalischer Gleichungen berechnen. H ( Xylit) T C ( H 2O ) m( H 2O ) T Q n( xylit ) n( xylit ) T H ( Xylit) n( xylit) C( H 2O ) m( H 2O ) J 0.01mol mol 0.9 K J 4.18 50 g gK 23.000 3.4.2 Farbstoffe Die Zahnpasta soll nicht nur gut schmecken, sondern auch gut aussehen. Deshalb werden ihr Farbstoffe beigemischt, die manchmal die gesamte Zahnpasta färben oder bunte Streifen erzeugen. In den Mundspülungen verwendet man ebenfalls Farbstoffe und da diese flüssig und einheitlich gefärbt sind, ist es hier einfacher, den folgenden Versuch damit durchzuführen. Man könnte auch die Farbstoffe aus den Zahnpasten verwenden, müsste diese aber vorher aufwendig extrahieren und aufkonzentrieren. Versuch 6: Chromatogramm Geräte: DC-Kammer mit Deckel, Cellulose auf Kunststoff DC Platten Chemikalien: Fließmittel: Trinatriumcitrat-Lösung:Ammoniak-Lösung:Ethanol :Wasser wie 40:10:3:3 Meridol Mundspülung und Odol-med-3 Mundspülung, Farbstoffe zum Vergleich: Patentblau V (Rf = 0,9) und Cochenillerot A (Rf = 0,66) Durchführung: Jeweils 5 Tropfen der beiden Mundspülungen werden auf eine DCKarte aufgetragen und das Chromatogramm wird nun ca. 35 Minuten laufen gelassen. Beobachtung: Die Meridol Mundspülung hat einen Rf-Wert von 0,9, die Odol-med-3 Mundspülung von 0,65. 17 Erklärung: Bei dem Farbstoff in Meridol handelt es sich auf Grund der identischen Rf - Werte um Patentblau V und in der Odol-med-3 Spülung um Cochenillerot A. Dies kann man auch daran erkennen, dass auf der Packung der beiden eingesetzten Mundspülungen die CI (Colour Index ) Nummern angegeben sind. Der Farbstoff der in Meridol enthalten ist hat die CI Nummer 42051, welches der bekannteren E-Nummer E 131 für das Patentblau V entspricht. Die CI Nummer, die auf der Odol-med-3 Mundspülung angegeben ist, ist die 16255, welches hier nun der E-Nummer E 124 für Cochenillerot A entspricht. 3.5 Weitere Zusatzstoffe Das Aufzählen aller Zusatzstoffe würde hier den Rahmen deutlich sprengen, da es diverse Zahnpastaherstellerfirmen gibt, die sehr viele unterschiedliche Substanzen in ihren Produkten verwenden. Eine Auswahl aus diesen, die ich für wichtig erachte, möchte ich dennoch aufzählen, dann aber chemisch nicht mehr näher auf sie eingehen. Zur vollständigen Benetzung der Zahnoberfläche sind Oberflächenbenetzer, Tenside und waschaktive Substanzen in der Zahnpasta enthalten. Zu den Oberflächenbenetzern gehört z.B. das Natriumdodecylsulfat, das in den neueren Zahnpasten nicht mehr verwendet werden sollte, da es als gesundheitsschädlich eingestuft wurde. Ebenfalls enthalten alle Zahnpasten den Weißtöner Titandioxid, der der Zahnpasta selbst eine schöne und besonders weiße Farbe geben soll. Weiterhin enthält sie Verdickungsmittel, hier u.a. das Gummi arabicum, das auch in Gummibärchen enthalten ist. Emulgatoren und Konservierungsmittel, um die Zahnpasta länger haltbar zu machen, sind außerdem noch enthalten. 18 3.6 Demonstration 3: Herstellung einer Zahnpasta Zum Ende des Vortrages und meiner Ausarbeitung möchte ich noch einmal die wichtigsten bis lang erwähnten Inhaltsstoffe aufgreifen und daraus zusammenfassend eine Zahnpasta herstellen. Geräte: Mörser mit Pistill Chemikalien: 0,4g Fluoretten, 11g Glycerin, 5g Sorbit, 10g Calciumcarbonat, 2,5g Xylit, einige Tropfen Aromaöl, Wasser Durchführung: Die oben angegebenen Substanzen werden zusammengegeben und miteinander verrührt. Hierbei dient das Fluorid der Kariesprävention, Sorbit und Xylit sorgen für die Süße der Zahnpasta, das Aromaöl für den Geschmack/Geruch Glycerin und Wasser für die Konsistenz und das Calciumcarbonat dient als Abrasionsmittel. Beobachtung: Es bildet sich eine Zahnpasta, die, wenn man die Substanzen aus der Apotheke und eine Gewürzmörser verwendet, auch zum Zähneputzen verwendet werden kann. Allerdings sollte man sie nicht dauerhaft benutzen, da die Körnung des Calciumcarbonates aus dem Labor zu grob ist. 19 4. Ein Blick in die Tube 4.1 Wie kommen die Streifen in die Tube? Die Streifen sind in der Zahnpastatube schon angelegt, d.h. wenn man z.B. eine dreifarbige Zahnpasta in weiß, rot, blau hat, so liegen diese genau in der Reihenfolge längs der Tube nebeneinander. Somit kommen sie nur durch gleichmäßiges Drücken in gewollter Form aus der Tube heraus. Knetet man diese eine Zeit lang, so entsteht eine homogene Mischung aus allen drei Farben. 4.2 Wie lange kann ich meine Zähne mit 100 ml Zahnpasta putzen? Als Mathematiker hat mich besonders interessiert, wie lange ich mit einer 100ml Zahnpastaube durchschnittlich meine Zähne putzen kann, also habe ich eine billige Zahnpasta genommen, diese ausgedrückt und die Länge der Streifen gemessen. Wenn man deren Länge von 2,2 m nun durch die Länge der Zahnbürste, also ca. 1,5 cm teilt, so kommt man auf etwa 73 Tage, wenn man zweimal täglich die Zähne putzt. Personen die eine elektrische Zahnbürste verwenden, kommen mit derselben Menge etwa die doppelte bis dreifache Zeit aus. 4.3 Eigene Zähne bis ins hohe Alter ٠ schon als Baby/Kleinkind : Fluoretten und Kinderzahnpasta ٠ ein Leben lang: Zahnpasta Zahnspülungen Interdentalbürsten/ Zahnseide ٠ für zwischendurch: Zahnpflegebonbons oder Zahnpflegekaugummis ٠ und wenn’s zu spät ist: zumindest einen Gebissreiniger! 20 5. Literaturangaben Bücher - Riedel, Erwin , Anorganische Chemie, 4. Auflage, deGruyter-Verlag, Berlin New York 1999 - Holleman Wiberg, Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 101.Auflage, deGruyterVerlag, Berlin New York 1995 - Mortimer, Das Basiswissen der Chemie, 7. korrigierte Auflage, Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York 2001 - Jander Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, 15. Auflage, Hirzel Verlag, Leipzig 2002 - Baltes, Lebensmittelchemie, 5. vollständig überarbeitete Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg New York 2000 Internetquellen - http://gesund.qualimedic.de/zuckeraustauschstoffe.html - http://www.rgw-bayreuth.de/chemie/badezimmer/versuch1.htm - http://www.gaba-dent.de/dental.htm - http://www2.chemie.uni-erlangen.de/educaten/medchem/amalgam/apatit.html-9k- http://www.jufo-berlin-nord.schule.de/HumboldtSchule/Chemie/Zahnpastaprojekt/zahnpastaprojekt.html - www.wikipedia.de Sonstige - E. Gerstner, Skriptum zum Anorganisch Chemischen Praktikum für Lehramtskandidaten, 3. teilweise neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Marburg 1993 - diverse Artikel der Fa. Gaba über u.a. Inhaltsstoffe von Zahnpasten und Mundspülungen - Experimentalvortrag zum Thema Zahnpflegemittel, SS1996, Nr. 544 - Experimentalvortrag zum Thema Lebensmittelzusatzstoffe, WS 93/94, Nr.460 - Experimentalvortrag zum Thema Zuckeraustausch und Zuckerersatzstoffe, SS 1993, Nr.455 21