Die Französische Revolution und Napoleon Die Französische Revolution und Napoleon 2. Republik, Jakobinerherrschaft und Direktorium Welche politischen Gruppierungen entstanden in Frankreich nach 1791? Warum kam es zu den Revolutionskriegen? Wie ist die Hinrichtung des Königs zu beurteilen? Politische Gruppierungen entstehen Im republikanischen Parlament waren vor allem reiche Großgrundbesitzer und Angehörige der bürgerlichen Intelligenz, meist Rechtsanwälte, aber keine Adligen, einfache Bürger oder Bauern vertreten. Viele Abgeordnete standen auf der Seite der konstitutionellen Monarchie, andere forderten die Abschaffung des Königtums und die Einführung der Republik. Der Rest war unentschieden. Die Republikaner stammten mehrheitlich aus dem Departement Gironde und wurden Girondisten genannt; sie vertraten die Interessen des Besitzbürgertums. Von ihnen grenzten sich die radikalen Demokraten, die Jakobiner ab, zu denen Maximilien de Robespierre, Georges Danton und Jean Paul Marat gehörten. Sie stützten sich auf die ärmere Pariser Bevölkerung und trugen statt der höfischen Kniehose (frz. culotte) lange Hosen; man nannte sie deshalb Sansculotten („die ohne Kniehosen“). Revolutionskriege Im Juni 1791 versuchte der König, mit seiner Familie ins Ausland zu fliehen. Er wurde erkannt und nach Paris zurück gebracht, wo er im Stadtschloss, den Tuilerien, leben musste. Man verdächtigte ihn, mit den Monarchen Europas eine Verschwörung gegen die Revolution zu planen. Um zu verhindern, dass ausländische Truppen die Revolution niederschlagen könnten, erklärte Frankreich 1792 Österreich und Preußen den Krieg. Zugleich hofften die Revolutionäre, die Ideen der Revolution in ganz Europa verbreiten zu können. Als die französische Armee, die noch von königstreuen Offizieren geführt wurde, versagte, wurden Freiwilligenverbände eingesetzt. Sie waren zwar schlecht ausgerüstet, aber voller Begeisterung für die Revolution. In dieser Situation entstand die heutige französische Nationalhymne, die Marseillaise. Die Revolutionskriege dauerten mehr als 20 Jahre. In immer wieder wechselnden Koalitionen bekämpften sich Franzosen und die Truppen des übrigen Europa. Der König wird hingerichtet Der preußische Armeeführer, der Herzog von Braunschweig, wollte durch Drohungen die Revolutionäre einschüchtern, um den französischen König zu schützen. Doch er erreichte das Gegenteil: Die Sansculotten stürmten die Tuilerien, der König floh in die Nationalversammlung, die ihn jedoch nicht schützte, sondern verhaftete und seines Amtes enthob. Inzwischen hatte sich die Nationalversammlung unter der Bezeichnung Nationalkonvent neu gebildet. Sein Ziel war es, eine republikanische Verfassung zu beschließen und über das Schicksal des Königs zu entscheiden. In einem Prozess stimmte eine knappe Mehrheit der Abgeordneten für die Todesstrafe. Am 21. Januar 1793 wurde Ludwig XVI. guillotiniert. Die Sansculotten an der Macht Die Hinrichtung des Königs hatte die Fürstenhäuser ganz Europas in Angst und Schrecken versetzt – etwas Unerhörtes war geschehen. Doch auch die Bevölke12 Die Guillotine, Zeichnung von 1794 rung Frankreichs war beunruhigt: Die Ernten waren schlecht, die Brotpreise stiegen immer weiter, die Revolution hatte noch nicht zu stabilen politischen Verhältnissen geführt. In dieser Situation sahen die Sansculotten die Chance, ihre Ziele – Freiheit, Gleichheit und wirtschaftliche Sicherheit für alle – zu verwirklichen. Sie rissen die Macht im Konvent an sich, verhafteten die Girondisten, ließen sie ermorden und errichteten eine Schreckensherrschaft im ganzen Land. Die Schreckensherrschaft des Wohlfahrtsausschusses Um schnell reagieren zu können, legte der Konvent alle wichtigen Entscheidungen in die Hände von Ausschüssen. Der wichtigste Ausschuss war der Wohlfahrtsausschuss, der für Verwaltung und Wirtschaft zuständig war. Maximilien de Robespierre (1758–1794) stieg als Mitglied dieses Ausschusses zum mächtigsten Mann in Paris auf, er bildete die eigentliche Regierung. Die Pressefreiheit wurde abgeschafft, ein neuer Kalender eingeführt, der sich an der Revolution orientierte. Kirchliche Feiertage entfielen fortan, nur noch die Gedenktage der Revolution, z. B. der 14. Juli, sollten begangen werden. Um die Revolution vor ihren Feinden zu schützen, ließ Robespierre jeden hinrichten, den er verdächtigte, die Revolution nicht zu unterstützen. Zwischen Oktober 1793 und Juli 1794 wurden fast 14 000 Menschen zum Tod verurteilt, darunter auch die politischen Weggefährten Robespierres, Danton und Marat. Bald fühlte sich niemand mehr sicher, sodass die Jakobiner Robespierre verhaften ließen. Am 28. Juli 1794 starb auch er unter der Guillotine. Nach dem Ende der Jakobinerherrschaft beruhigte sich die Lage in Frankreich langsam. 1795 setzte der Konvent eine neue Verfassung in Kraft, die die ärmere Bevölkerung, die Anhänger Robespierres, von den Wahlen ausschloss. Fünf gewählte Direktoren übernahmen nun die Regierung. 13 Welche Umstände halfen den Sansculotten, die Macht zu erringen? Was versteht man unter dem Ausspruch „Die Revolution frisst ihre Kinder“?