Validierung von Analysenverfahren (von Christian Fieth & Claudia Müller) SoSe 2004 1. Einleitung Die Validierung ist der Nachweis, dass eine Analysenmethode innerhalb festgelegter Grenzen zum erwartenden Ergebnis führt. Ein wichtiger Bestandteil sind die GMP-Richtlinien (good manufacturing practice). Die GMP- Richtlinien sind 1968 von der WHO veröffentlicht worden. Es sind Regeln zur Herstellung von Arzneimitteln und umfassen Anforderungen an Personal, Gebäude, technische Ausrüstung, Hygiene, Ausgangsmaterialien, Herstellungsvorgänge, Etikettierung, Verpackung und Qualitätskontrolle.Sie verfolgen das Ziel, dass Kontrollen von hergestellten Arzneimitteln lediglich die Anforderungen bestätigen. Die Validierung ist somit ein wichtiges Element zur Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit. Nur so ist es möglich , dass pharmazeutische Produkte zuverlässig und reproduzierbar in der gewünschten Qualität hergestellt werden können. Im Rahmen eines Zulassungsverfahrens wird in den europäischen Arzneimittelprüfrichtlinien gefordert: „Alle Prüfverfahren müssen (…) validierte Verfahren sein. Die Kalibrierung von Messgeräten ist bei instrumentellen Verfahren von besonderer Bedeutung. Zur Validierung von Analysenverfahren werden diese Qualitätsmerkmale betrachtet: a) b) c) d) e) f) g) h) i) Präzision Richtigkeit Nachweisgrenze Bestimmungsgrenze Selektivität, Spezifität Linearität Empfindlichkeit Bestimmungsbereich Robustheit 2. Fehler bei Analyseverfahren Werte, die bei der Durchführung eines bestimmten Analysenverfahrens gemessen werden weichen vom wahren Wert ab. Man unterscheidet: 2.1 zufällige Fehler sind nicht ausschliessbare und nicht vorhersehbare , von der genauen Arbeitsweise des Analytikers unabhängige Abweichungen der Messwerte bei wiederholter Durchführung unter Wiederholbedingungen (gleichen Bedingungen). Die Präzision macht eine Aussage über die Reproduzierbarkeit der Analysenergebnisse bei wiederholter Durchführung einer bestimmten analytischen Methode unter Wiederholbedingungen und ist somit ein Maß für die zufälligen Fehler. Ausgedrückt wird die Präzision eines Verfahrens durch: Standardabweichung (s) S (x x ) 2 i n 1 x : = Mittelwert xi : = Messergebnisse n := Anzahl der Messungen Relative Standardabweichung srel s 100 % x Die Messergebnisse sind normalerweise um den Mittelwert (arithmetisches Mittel) in Form einer Gaußschen Glockenkurve (Normalverteilung) verteilt. S rel Bestimmung der Wiederholungsstandardabweichung Wiederholpräzision engl. repeatability Darunter versteht man, dass ein Analysenverfahren mit der gleichen Substanz unter Wiederholbedingungen mit den gleichen Gerätschaften im gleichen Labor vom gleichen Analytiker mehrmals wiederholt wird. Bestimmung der Vergleichsstandardabweichung Vergleichspräzision engl. reproducibility Darunter versteht man die wiederholte Durchführung des Analysenverfahrens mit der gleichen Substanz, in verschiedenen Laboratorien durch verschiedene Analytiker mit verschiedenen Geräteausführungen. 2.2 systematische Fehler sind Fehler, die sich aus Störungen im Analysenverfahren ergeben. Ursachen können sein mangelhafte Geräte, nicht genau eingestellte Normallösungen, Verunreinigungen von Reagenzien, Zersetzungen, Einfluss von Begleitstoffen und sich wiederholende falsche Arbeitsweisen des Analytikers. Die Richtigkeit ist die durch systematische Fehler verursachte Abweichung des Mittelwertes vom wahren Wert. Sehr häufig ist der wahre Wert einer Analyse nicht bekannt und ein Näherungswert(richtiger Wert) muss zur Beurteilung eines Verfahrens herangezogen werden. Der richtige Wert kann durch 2 unterschiedliche Methoden ermittelt werden: Stöchiometrische Berechnung: Sie liefert den wahren Wert Referenzmethode: Sie liefert den richtigen Wert Hier werden mind. 3 Standardlösungen mit unterschiedlichem Gehalt der zu bestimmenden Analysenmethode hergestellt und nach der entsprechenden Analysenmethode bearbeitet. Aus dem errechneten Mittelwert der einzelnen Bestimmungen erhält man den Gesamtfehler der Bestimmungsmethode. Relative Abweichung Aussage über die Richtigkeit einer Bestimmungsmethode durch Berechnung der relativen Abweichung vom jeweils „richtigen Wert“. Re lative Abweichung x 100 % x = Mittelwert der Bestimmungen an einer Modellmischung = „richtiger Wert“ (zugesetzte Substanzmenge zur Modellmischung). Wiederfindung In der Analyse „wieder gefundene“ Substanzmenge wird berechnet W x 100 % 3. Bestimmungsgrenze Bei der quantitativen Bestimmung gibt sie an, bei welcher niedrigsten Masse bzw. niedrigsten Gehalt die entsprechende Analysenmethode noch den Anspruch nach Präzision und Richtigkeit erfüllt. Bei instrumentellen Methoden erfolgt die Bestimmung nur mit k=10 S m S r 10 S r Sm: Messsignal der Substanz Sr: Mittelwert der Rausch-Signale ohne Substanz K: Faktor 4.Empfindlichkeit Die Empfindlichkeit beurteilt den Einfluss einer Konzentrationsänderung auf das Messergebnis . Ein Analysenverfahren ist umso empfindlicher, je gröber die Änderung des Messwertes bei einer Konzentrationsänderung ist. Ausgedrückt wird sie durch die Angabe von Zuwachs der Messgröße je Zuwachs der Konzentration: E M C ∆M : Änderung der Messwerte ∆C : Änderung der Konzentration bzw. Masse Bei linearer Abhängigkeit entspricht die Empfindlichkeit der Steigung der Kalibriergeraden (Steigung sog. Regressionskoeffizient) 5. Selektivität/Spezifität Die Selektivität, bzw. Spezifität gibt an, inwieweit ein Verfahren für eine bestimmte Substanz in Gegenwart anderer Substanzen präzise und richtige Ergebnisse liefert. Die Summe der Begleigtstoffe nennt man Matrix. Dies können sein: z.B. chemisch ähnliche Substanzen, Verunreinigungen, Abbauprodukte, Hilfsstoffe. Zur Bestimmung der Selektivität muss die Reinsubstanz verfügbar oder isolierbar sein und das Messsignal sollte nur durch die Prüfsubstanz erzeugt werden. Dann führt man Analysen in Gegenwart der Matrix und ohne Matrix durch und vergleicht die Ergebnisse. Sind die Standartabweichungen der beiden Messreihen nicht signifikant unterschiedlich muss man einen t-Test durchführen. 6. Linearität Die Linearität beschreibt die Proportionalität zwischen den Messergebnissen und der Stoffmenge bzw. Konzentration einer quantitativen Analysenmethode. Es wird die Abhängigkeit der Messwerte von der Konzentration untersucht, indem man Analysen mit Modellmischungen verschiedener Konzentrationen durchführt und die Messergebnisse graphisch gegeneinander Aufträgt. Bei direkter Proportionalität erhält man eine Grade; die Kalibriergrade. Zur Optimierung mit Hilfe der Methode der kleinsten Fehlerquadrate sollte man mit mindestens 5 Messwerten den Messbereich abdecken. Erhält man eine Kurve, dann sollte man durch mathematische Transformation eine Grade erhalten. (z.B. durch Logarithmieren) Methode der kleinsten Fehlerquadrate - zur Bestimmung des Verlaufs der Kalibriergrade Y= a +bX a= Achsenabschnitt auf der Y-Achse b= Steigung Die charakteristischen Größen erhält man aus: Der lineare Korrelationskoeffizient gibt an ob und wie zwei Messreihen zusammenhängen: Für r -1 oder +1 besteht ein grosser Zusammenhang, für r= 0 besteht kein Zusammenhang. 7. Robustheit Die Robustheit ist die Widerstandsfähigkeit einer Analysenmethode gegen Störungen und äussere Einflüsse auf Analysenbedingungen. Dies können sein: - Störanfälligkeit Stabilität der Prüflösung Durchführungszeiten Temperatureinflüsse Lichteinflüsse Herkunft, Stabilität und Alter der Reagenzien Schwankungen in der Konzentration der Reagenzien Untersuchungslaboratorium Man kann die Robustheit nicht zahlenmässig erfassen. Ein robustes Verfahren ist gegen diese äusseren Einflüsse und Störungen weitestgehend immun.