Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Bewegungserziehung – Fachdidaktik 1.Bedeutung des Sports: 1.1. Was ist eigentlich Sport? Verschiedene Aussprüche charakterisieren diesen Begriff: Betreibe Sport oder bleib gesund! Betreibe Sport und bleib gesund! Sport ist Mord! Fit mach mit! Oh Schreck ein Reck! Freude an der Bewegung! Es wird kaum verwundern, dass bei der Frage, was Sport eigentlich ist, die Meinungen auseinandergehen. Wenn jemand rennt, um den Bus nicht zu verpassen, wird er dies kaum Sport nennen, obwohl er sich zielgerichtet bewegt. Hier ein paar Definitionsvorschläge: „Sport, engl. Sammelbezeichnung für die an spielerischer Selbstentfaltung (Spiel) und am Leistungsstreben orientierter Formen menschlicher Betätigung, die der körperlichen und geistigen Beweglichkeit dienen, besonders auf dem Gebiet der Leibesübungen. Diese Tätigkeiten, die in den meisten Fällen um ihrer selbst willen und aus Freude an der Überwindung von Schwierigkeiten ausgeübt werden, sind gewöhnlich regelgebunden und werden im freiwilligen Wettkampf und in eigens dafür bestimmten Organisationsformen gepflegt. Die spielerische Bewegung zur Selbststeigerung ohne Wettkampfstreben entfaltet sich zumeist individuell und organisiert.“ (Brockhaus, 17. Auflage 1973) Sport „…..wird somit konstituiert durch Motorische Aktivitäten, die auf den Erwerb und das Verbessern spezieller koordinativer und konditioneller Fähigkeiten abzielen, In der Regel motorische Handlungen, die im Erreichen bzw. Übertreffen weitgehend künstlich gesteckter Ziele ihren Sinn haben, Einen charakteristischen und verbindlichen Handlungskodex, mit dem sportliche Aktivitäten hinsichtlich der Abläufe, der Organisationsstrukturen und der Handlungsnormen geregelt sind…. Die künstliche Erzeugung einer Ebene, auf der motorische Aktivitäten von Aspekten des produktiven Nutzhandelns freigesetzt sind und sich überwiegend konsequenzlos, also spielerisch vollziehen können….“ 1 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 (Röthig im Sportwissenschaftlichen Lexikon) Sport „…Sammelbezeichnung für alle bewegungs-, spiel- oder wettkampforientierten körperlichen Aktivitäten des Menschen. Der englische Begriff disport bedeutete ursprünglich Vergnügen, Zeitvertreib und Spiel (altfranz. desport, vulgärlateinisch desportare: sich vergnügen). Sportliche Aktivitäten, sie können einzeln oder in Gruppen als Mannschaftssport ausgeübt werden, sind in erster Linie leistungsorientiert und dienen der Selbstentfaltung. Alle Sportarten sind Teil des gesellschaftlichen Lebens und somit historischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wandlungen unterworfen….“ 1.2.Erscheinungsformen des Sports Sport ist eine bedeutende Gesellschaftserscheinung mit mannigfacher Ausstrahlung 1.2.1. LEISTUNGSSPORT Zielsetzung des Leistungssportes sind Leistungssteigerung in einem engen Bereich (Sportanlage, Spezialdisziplin….). Lebensführung und Training werden auf dieses Ziel abgestimmt. 1.2.2.FITNESS UND BREITENSPORT Auch hier überprüft der Trainierende seinen Fortschritt an gelaufenen Kilometern oder dem Muskelzuwachs oder den Fettabbau. Eine präzise Energie- und Zeitverrechnung bestimmt den Essens- und Trainingsplan, so dass diese Freizeittätigkeit deutlich arbeitsähnliche Strukturen aufweist und in der Zeitknappheit selbst zum Stressor werden kann („Bist du oder sind sie heute schon gelaufen?“) 1.2.3.FREIZEITSPORT Im Mittelpunkt sportlicher Aktivitäten des Freizeitsports stehen Inhalte mit „Freizeitwert“ ohne Zielsetzung. Der individuell empfundene Erholungs- oder Unterhaltungswert dürfte ein wesentliches Kriterium sein. Die Anforderungen an die Technik – Eigenschaftsniveau sind sportspezifisch unterschiedlich und auch vom individuellen Anspruchsniveau abhängig. 1.2.4.GESUNDHEITSSPORT BZW. AUSGLEICHSSPORT Die Aktivitäten im Gesundheitssport beschränken sich auf Tätigkeiten, denen die gesundheitsfördernde bzw. allgemein präventive Wirkung zugesprochen wird. Hauptsächlich wird die Verbesserung oder Erhaltung motorischer Fähigkeiten angestrebt. Da das Herz-Kreislaufsystem als wesentlicher Indikator anerkannt wird, zählen Tätigkeiten mit vorwiegend aerober oder mit abwechselnd aerober und anerober Ausdauer zu Gesundheitssportarten (z.B. Rad fahren, Schwimmen, Wandern, Joggen, Schiwandern, Laufen, usw….). Eine Hauptaufgabe liegt darin, mit gezielten Übungen mangelnde oder einseitige motorische Betätigung im Beruf auszugleichen (z.B. Rückengymnastik, Funktionsgymnastik, Haltungsturnen,……..) 1.2.5.SCHULSPORT Aus meiner Sicht sollte sich der Schulsport ganz deutlich vom Leistungssport unterscheiden. Bewegungsunterricht oder –erziehung sollte unter dem Motto „FREUDE AN DER BEWEGUNG“ stehen. Die Zeiten des Abhärtens, des Drilles, des Disziplinierens, …..sollten vorüber sein. 2 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Ziel sollte sein: Sammeln von Bewegungserfahrungen, gesundheitsorientierte und spielerische Bewegungshandlungen durchführen, lustbetonte Spiele kennenlernen und anwenden, alternative Spiele mit alternaiven Spielgeräten durchführen, motorische Eigenschaften verbessern, einfachen Fertigkeiten und kleine Kunststücke erlernen, Klettergärten mit Geräten kennenlernen, Materialerfahrung sammeln, Übungen kennenlernen, Trendsportarten kennenlernen und anwenden „dürfen“,…… Literaturhinweise: Redl, S.: Sport in der Volksschule, Wien 1995 Anzengruber, G: Nur wer bewegt ist, kann bewegen, Wien 2000 Baumann, N.: Zehn Fragen zur Entwicklung des Schulsports. In Sportpädagogik 1997, Heft 1 Größnig, St.: Bewegungskultur und Bewegungserziehung, Schorndorf 1994 1.3. Sportverständnis der Gesellschaft: Kinder erleben heute meist schon vor ihrer Schulzeit Spiel und Sport im Rahmen des Elternund-Kind-Turnens (gezielte Förderung in der Familie und im Kindergarten). Über die Medien wird den Kindern ein Verständnis des Sports übermittelt, in welchem eigentlich kindgemäße Elemente fehlen. Kinder nehmen die Welt des Sports auf als Starkult, als Therapie sowie als Konsum wahr. A) Sport als Starkult: Sport wird reduziert auf das Siegen und das Bessersein B) Sport als Therapie: Der Umgang mit dem Körper und der Bewegung wird oft als eine mehr oder weniger lästige Pflicht und eine Belastung erfahren: „Man muss etwas gegen seinen Bauch und für seinen Kreislauf tun“. C) Sport als Konsum: Wer Sport betreiben will, fühlt sich gezwungen, entsprechende Kleidung, Schuhe und Sportgeräte anzuschaffen. Werbung und Handel bestimmen das Design. 1.4. Sportverständnis in der Schule Die Schule hat die Chance, Kindern und Jugendlichen durch das Vermitteln eigener unmittelbarer Erfahrungen die aktive und erlebnishafte Seite des Bewegens und des Sporttreibens nahe zu bringen. Ein guter Bewegungsunterricht trägt dazu bei, die Bewegungslust zu erhalten und das Bewegungsrepertoire zum erweitern. 1.5. Die Bedeutung des Faches Leibeserziehung Ein Kind nimmt die Welt, in die es hineingeboren worden ist, zuerst durch Körpererfahrungen wahr, also über Hautkontakt, Gerüche, Geräusche, Bilder und andere Sinneswahrnehmungen. Das ganze Leben bleibt der Körper mit seinen Sinnen die wichtigste Grundlage der Erfahrungen. Der Bewegungsunterricht für eine gesunde Entwicklung, für ausreichend Bewegungserfahrungen und für den Erwerb motorischer Fertigkeiten unverzichtbar. 3 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 In den ersten Schuljahren haben die Kinder ein großes Bewegungsbedürfnis und sind voller Experimentierlust und Spielfreude. Für die Entwicklung von großer Bedeutung ist die Förderung der motorischen Grundeigenschaften und die Aneignung motorischer Fertigkeiten. Weiters leistet der Turnunterricht einen wertvollen Beitrag zur sozialen Entwicklung (gegenseitiges Helfen, Sichern, Spielgemeinschaften, Partnerspiele, Gruppenspiele, usw.) Turnen und Sport müssen im gesamten Bildungsauftrag der Schule voll verankert sein. Kein Lehrer kann sich diesem Auftrag entziehen. Die Erfahrung zeigt auch, dass ein wirklich guter Lehrer und Erzieher meistens auch ein engagierter Leibeserzieher ist. Kinder bringen eine ungebrochene Leistungsfreude mit. Sie sind voller Zuversicht und vertrauen auf ihre Kräfte. Diese Grundeinstellung sollte möglichst lange erhalten bleiben. Es ist falsch, bei leistungsschwächeren Kindern durch gegenseitigen Leistungsvergleich und durch das Setzen objektiver Leistungsanforderungen alles diese positive Grundeinstellung zu zerstören. Der Schritt zum kritischen Denken sollte sich so vollziehen, dass der Leistungswille nicht gebrochen wird, sondern jedes Kind, auch das schwächste, seine persönliche Leistungsverbesserung als Ziel nachvollziehen kann. Kinder sind lernbegierig und sollten in jeder Einheit neben unbeschwerten Tummeln und Spielen etwas Besonderes lernen und leisten können. Der Erfolg des Unterrichts ist sehr abhängig von der Empathie (Einfühlungsvermögen , Fähigkeit sich in Gefühle oder Einstellungen anderer Menschen hineinzuversetzen) und der persönlichen Ausstrahlung des Lehrers. Deshalb ist es wichtig, dass der Turnunterricht in den ersten Jahren vom KlassenleherIn geleitet wird. Er/Sie kennt die Kinder, besitzt das Vertrauen der Kinder. Eine durch eine Strafandrohung erzwungene Totenstille ist pädagogisch genauso verwerflich, wie eine durch falsch verstandene antiautoritäre Haltung des Lehrers verursachte chaotische Ausgelassenheit der SchülerInnen. 1.5. Motivation im Turnunterricht Wozu Bewegung, Spiel und Sport? Für jedes Handeln hat der Mensch (bewusste oder unbewusste) Motive. Für dieselbe Tätigkeit sind die Motive der Menschen oft unterschiedlich, einerseits geprägt durch die individuelle Neigungen oder Erfahrungen, andererseits beeinflusst durch das soziale Umfeld oder durch den Zeitgeist. Sie lassen aber auch entwicklungsbedingte körperliche emotionale und soziale Bedürfnisse erkennen, sind bis zu einem Grad alterstypisch und mit zunehmendem Alter auch geschlechtsspezifisch. Auch innerhalb der gleichen Klasse sind die Bedürfnisse verschieden. Die Lehrperson muss sich bemühen, durch differenzierten Unterricht mit unterschiedlichen Bewegungsaufgaben die Interessen aller Schülerinnen und Schüler anzusprechen. Bewegung, Spiel und Sport soll sich vor allem als eine in sich sinnerfüllte Tätigkeit erfahren. 4 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Sinnrichtungen: Sich wohl und gesund fühlen: Sich aus Lust und Freude bewegen, als Ausgleich zum Alltag, für die eigene Fitness und für das eigene Wohlbefinden Erfahren und entdecken: Vielfältige Körper-, Sach- und Naturerfahrungen sammeln; neue Bewegungen ausprobieren und lernen Gestalten und darstellen: Bewegungsabläufe ästhetisch gestalten, variieren und darstellen; sich ausdrücken Üben und leisten: Etwas systematisch üben; sportliche Leistung erleben; Erwartungen erfüllen; Leistungsgrenzen erfahren und respektieren Herausfordern und wetteifern: Etwas wagen; sich messen und wetteifern; gegeneinander spielen und kämpfen Dabei sein und dazugehören: Gemeinsam etwas unternehmen und erleben; kooperieren; den Teamgeist mittragen; miteinander spielen und gestalten Um Kinder motivieren zu können, bedarf es Kenntnis der bereits vorhandnen Motive und Bedürfnisse. Grundmotive sind Unabhängigkeit, Selbstachtung Grundbedürfnisse sind soziale Anerkennung, Streben nach Sicherheit und Geborgenheit, soziale Beziehungen Vermieden hingegen sollten werden: Ängste, Blamagen, Wiederholungen von unangenehmen Erlebnissen. Die Psychologie unterscheidet zwei Arten von Motivation: Intrinsische Motivation (aus Interesse an der Sache, Neugier) Extrinsische Motivation (Lob, Anerkennung) Die methodischen Hilfen für Motivation im Turnunterricht können vielseitig eingesetzt werden: Vorbildwirkung, positive Verstärker, Sprache, Mitentscheidung bei der Auswahl der Themen (Spiele) und Methoden, Möglichkeit der selbständigen Lösungen (Puzzle, Rätsel, usw.), aber auch durch die Abwechslung in den Methoden, den Sozialformen, Leistungsdifferenzierung, Übungen, Lernhilfen. Deshalb: ein abwechslungsreicher, vielfältiger, lustbetonter Turnunterricht ist der beste Garant für motivierte Schüler! Was ist für 7 – 13 jährige Kinder Sport? Sie antworten: Fußball, Schifahren, Laufen, Turnen, Schwimmen, Handball und Springen. Mit Abstand erzählen sie dann von Gymnastik, Boxen, Tennis, Werfen, Rennen, usw. (nach Mrazek 1984). „Erfolg wird gesucht oder Misserfolg wird gemieden“ Merkmale einer echten Leistungsmotivation, etwa im Gegensatz zu Vorstufen wie der „Funktionslust“ und des „Spieldranges“, des „Selbermachenwollens“ sind: Eine angespannte, bemühte, konzentrierte Tätigkeit und das Vergleichen des Leistungsstandards mit den anderen in Wetteifersituationen. 5 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Ab sieben Jahren gelingt es, zukünftige Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse realistisch einzuschätzen. Im Schulalter wird die Leistung zu einer zentralen Aufgabe des Kindes und die Art der Bewältigung zu einem wesentlichen Faktor für die Entwicklung des Selbstwertgefühles. Kinder in der Grundschule lernen meistens für den Lehrer (Sportlehrer) und Eltern – Leistungsmotivation ist stark von außen gesteuert (vor allem in den ersten beiden Jahren). Gründe dafür sind: Identifikation mit dem Vorbild der Eltern oder des Lehrers (Trainers) Hoffnung auf Belohnung oder Liebesgewinn können als Verstärker dienen. Lob und Anerkennung Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Selbständigkeitserziehung: Früh einsetzende Selbständigkeitserziehung hat ausprägende Wirkung Bei zu spät einsetzender Selbständigkeitserziehung hat das Kind stets zu leichte Aufgaben zu bewältigen Vorsicht: Zu früh oder zu angemessene Forderungen führen zu einem beständigen Misserfolgserlebnis – Kind erlebt sich als unfähig und bildet ein negatives Selbstkonzept aus. Mit diesem Selbstkonzept wird das Kind bei einem Vergleich mit gleichaltrigen Kindern aufgrund seiner geringen Funktionsreife den Leistungsstandard der anderen nicht erreichen, was die Zuschreibung zur eigenen mangelnden Fähigkeit erneut begünstigt. Die Motiventwicklung ist sehr stark vom Erziehungsklima abhängig. Bei sehr autoritären Regeln ist das Ergebnis schlechter als bei weniger autoritären, somit erscheint Identifikationslernen (an positiven Vorbildern) gesicherter und bietet bessere Möglichkeiten als bloßes Bekräftigungslernen. Wenn die intellektuelle Tätigkeit der Kinder an den Druck durch Lehrer oder Eltern eingebunden ist, bleiben sie unselbständig. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Kinder das tun sollen, was sie wollen, sondern eine „aktive Erziehung“ (Piaget) hat den Anspruch, dass die Kinder das wollen, was sie tun: Sie wollen selber manipulieren anstatt manipuliert zu werden. Aktive Erziehung basiert auf folgenden Grundsätzen: 1) Das Recht des Kindes auf Selbstbestimmung und die Förderung seiner Selbständigkeit. 2) Die Förderung der spontanen Aktivität und der Selbständigkeit des Kindes. In der Erziehung kommt neben der Förderung der kognitiven Leistungsfähigkeit der Entwicklung emotionaler Prozesse größte Bedeutung zu. Häufig auftretende Emotionen sind: z.B. Schmerz-, Erfolgs- und Misserfolg, Stolz, Scham, Geborgenheit und Ablehnung. Die Versagensangst im sozialen Bezug findet man besonders im Bereich der Sportspiele (etwa im Fußball, im Basketball und im Volleyball). Kinder können durch mangelndes technisches und taktisches Können der ganzen Mannschaft schaden. Die Angst vor dem Unbekannten (auch Verletzungen) beinhaltet Situationen aus dem Bereich Geräteturnen (auch Trampolinspringen), etwa wenn es gilt, eine unbekannte Übung zu absolvieren. 6 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Die Angst vor Blamage umfasst Situationen, in denen der einzelne sich in Bewegung direkt anderen zeigt, also beobachtet und bewertete wird. Ganz bedeutend für Jugendliche sind jene Situationen, in denen die Achtung durch andere oder die Selbstachtung bedroht ist, z.B. bei Angst durch Überforderung in Lernsituationen. Besonders negativ beeinflusst das Auftreten von Angst und Lernprozessen und Leistungen, die mit schwierigen Bewegungsabläufen zusammenhängen. Angst entsteht vielfach im Zusammenhang, dass sich ein Kind zuviel vorgenommen hat – das gesteckte Ziel ist nicht erreichbar! Das Ergebnis ist dann Enttäuschung und Frustration! Jugendliche suchen dann Ausweichreaktionen: Rationalisierung: Gründe suchen Fixierung: hastige Entscheidung Projektion: andere sind schuld Kompensation: Ausgleich in anderen Gebieten s Aggression: gegen Personen, Gegenstände, sich selbst beschimpfen, um Frustration auszuleben. Zusammenfassung: Motivation – was ist das eigentlich? Bestimmte Strategien, Vorgehensweisen, Tricks oder Redensarten, um jemanden zu beeinflussen! „Motivation ist die umfassende Bezeichnung für bewusste, angeborene und erlernte, psychische Prozesse und Zustände, die die Umgangssprache mit den Begriffen Affekt, Antrieb, Bedürfnis, Drang, Einstellung, Gefühl, Interesse, Lust, Stimmung, Trieb, Wille usw. beschreibt. Was kann der Lehrer zur Motivation der SchülerInnen beitragen? Lehrer soll die Kinder begeistern können Lehrer muss von der Sache überzeugt sein Lehrer sollte Vorbild sein Lehrer sollte konsequent sein Der gute Turnlehrer zeichnet sich aus durch: Gerechtigkeit, Kameradschaft, Freundlichkeit, Fröhlichkeit und sportliches Vorbild! Der Turnlehrer soll Ängstliche ermutigen, niemanden herabsetzen und lächerlich machen, Spaß verstehen und Wünsche der Kinder berücksichtigen. Der schlechte Turnlehrer hingegen wird von den Kindern gesehen als jemand, der wenig Kritik vertragen kann, für persönliche Probleme der Kinder unzugänglich ist, sich nicht für ihre Meinung interessiert und starken Druck ausübt, um Disziplin zu erreichen. 7 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 2. Psychomotorische Entwicklungs- und Belastungsfähigkeit bei Vor- und Grundschulkindern Der Lehrer muss genau über den Entwicklungsstand seiner Schüler Bescheid wissen. In letzter Zeit hat sich die Vorstellung von Entwicklung gewandelt. Heute bezieht sich die Reifung vielmehr in enger Verknüpfung mit Lernprozessen. Anlagen entfalten sich nach Art und Ausmaß nicht zwangsläufig in einer genetisch genau bestimmten Weise, sondern realisieren sich nur in der Auseinandersetzung mit lernmäßigen Herausforderungen. 2.1. Entwicklung der körperlichen Leistungsfähigkeit/sportbiologische Grundlagen Für die Entwicklung der körperlichen Leistfähigkeit kann sicher angenommen werden, dass sie eng mit dem Wachstumsprozess gekoppelt ist und von Körperform und Gestaltwandel beeinflusst wird. Im Bereich der Motorik wird daher von engem Zusammenhang zwischen Lebensalter und Entwicklungsalter ausgegangen, wobei dieser Zusammenhang umso enger ist, je jünger das Kind ist. Übersicht über Etappen der Entwicklung Entwicklungsetappe Neugeborenes Säuglingsalter Kriechlingsalter Kleinkindalter Frühes Schulalter Präpubertät Pubertät (Pubeszenz) Adoleszenz Zeitraum bis zum Abheilen der Nabelwunde Bis zum Erscheinen des 1. Milchzahnes bis zum Laufenlernen bis zum Erscheinen des ersten Zahnes des bleibenden Gebisses Bis zum Auftreten der ersten Reifungszeichen Beginn des Längenwachstums, rasche Genitalentwicklung Zeitn zwischen Auftreten der Schambehaarung und der ersten Menarche oder Entwicklung reifer Spermien Zeit zwischen Pubertät und Abschluss des körperlichen Wachstums Alter ca. 6 Monate 1 Jahre 2 ca. 6 Jahre 1-1 9 J.w/11 J.m 14 – 15 J.w 17 J.m 18 J.w 22 J.m (Tab.: aus Haare. in Redl 1998, 44) Kinder benötigen für eine harmonische psychophysische Gesamtentwicklung ein ausreichendes Maß an Bewegung. Grundsätzlich wird das durch den ausgeprägten Bewegungsdrang befriedigt. Bewegung ist eine Entwicklungsnotwendigkeit – daher sollte das Bewegungsangebot altersund entwicklungsgemäß erfolgen. 8 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Wachstumsbedingte Besonderheiten des Kindes- und Jugendalters: Die Wachstumskurve der Kopf-, Gehirnentwicklung und des allgemeinen Körperwachstums sind sehr unterschiedlich. Das Gehirn hat mit 6 Jahren 90 – 95% der Erwachsenengröße erreicht, das Körperwachstum aber erst die Hälfte. Die Nervenzellen vernetzen sich bis zum dritten Lebensjahr besonders intensiv. Dieser Vorgang kann vor allem durch motorische Reize beschleunigt werden. Ein vielfältiges Bewegungsangebot soll im Vordergrund stehen (wegen der Ausbildung der koordinativen Fähigkeiten – die konditionellen Fähigkeiten werden mittrainiert!) Das kalendarische Wachstumsalter kann vom biologischen Wachstumsalter sehr unterschiedlich sein. Beim Normalentwickler stimmen kalendarisches und biologisches Alter überein. Beim Frühentwickler (Akzelerierten) liegt eine beschleunigte Aufeinanderfolge der körperlichen Entwicklungsphasen von einem oder mehr Jahren vor. Beim Spätentwickler (Retardierten) liegt eine verzögerte Entwicklungvon einem oder mehr Jahren vor – die Abweichungen sind in der Pubertät am größten! Bei allen drei Wachstumstypen findet jedoch ein harmonisches Wachstum hinsichtlich organischer Leistungsfähigkeit, Organmaßen und Skelettsystem statt. Der Akzelerierte hat vor allem in konditionellen Bereichen eine erhöhte Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit. Wachstum und passiver Bewegungsapparat: Das Kind ist im Vergleich zum Erwachsenen wesentlich mehr der Gefahr von Belastungsschäden durch physiologische Trainingsreize ausgesetzt. Die Knochen sind zwar wegen der Mehreinlagerung von weichem Material erhöht biegsam, aber vermindert zug- und druckfest. Das Sehnen- und Bändermaterial ist noch ausreichend zugfest. Das Knorpelgewebe bzw. die Wachstumsfugen sind sehr empfindlich. 2.1.2. Sportanthropologische Grundlagen (Kornexl 1999) Alter: Kleinkind (0 – 1) Physiologische Merkmale: Geistige Entwicklung durch Berührung und Bewegung Sehr geringer Muskelanteil an Gesamtkörpermasse Skelett ist sehr elastisch und instabil Hohe Beweglichkeit Sehr schwache Koordinationsfähigkeit Motorische Merkmale: Fehlende Bewegungsgenauigkeit Ausfahrende, unkontrollierte Bewegungen Kontralaterale Mitbewegung Psychologische Merkmale: Eltern als einzige Bezugspersonen Kein Einschätzungsvermögen 9 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Geistige Entwicklung durch Testen und Bewegen Inhalten des Bewegungstrainings: Anreiz zur Bewegung und Verstärkung durch Zuwendung Aktive Unterstützung beim Erlernen des Stehens bzw. einfacher Fortbewegungsformen Alter: Kleinkind (2 – 4) Physiologische Merkmale: Kleinkindgestalt: großer Kopf, kurzer Hals, walzenförmiger nicht detaillierter Rumpf, vorgewölbter Bauch, kurze obere und kurze untere Extremitäten Muskelanteil an Gesamtkörpermasse gering Motorische Merkmale: Fortbewegung (Gehen, Laufen) werden automatisiert Bewegungsgenauigkeit steigt Großer Bewegungsluxus Geringe Bewegungsdynamik Psychologische Merkmale: Imitationslernen Lernen im Spiel Kein Wetteifer (erst mit 4 Lj.) Kooperation mit Geichaltrigen erst mit dem 4 Lj. Geringes Einschätzungsvermögen Inhalte des Bewegungstrainings: Vermittlung grundlegender einfacher motorischer Fähigkeiten wie Gehen, Laufen, Steigen, Rollen, usw. Befriedigung des Bewegungs- und Spielbedürfnisses Bewegung mit Bezugsperson gestalten (Mutter-Kind-Turnen) Alter: Vorschulalter (4 – 6) Physiologische Merkmale: Allmähliche Verwandlung der Kleinkind- in die Kindesgestalt Noch immer deutlich reduzierte Entwicklung der Muskulatur im Vergleich zum Erwachsenen Skelett noch immer elastisch und instabil Motorische Merkmale: Alltagsbewegungen wie Erwachsene Bewegungsluxus noch vorhanden Kraft-, Ausdauer- und Koordinationsniveau niedrig Rhythmen werden wahrgenommen und es kann ihnen zum Teil gefolgt werden Psychologische Merkmale: Misserfolg wird schwer verkraftet Starke Gefühlsäußerungen Erstes Interesse an Gleichaltrigen Ansätze zum kooperativen Verhalten 10 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Verbale Informationen können nur schwer verarbeitet werden Hohe Ablenkbarkeit Großer Bewegungsdrang Inhalte des Bewegungstrainings: Kein spezifisches Krafttraining Breite Bewegungsfreiheit Kennenlernen einfacher grundlegender Sportarten (Turnen, Schwimmen, Radfahren,….) Kennenlernen der Eigenschaften von Materialien und Gegenständen in der Natur (Bälle, Turngeräte, Schnee,…) Einfache Sozialerfahrungen und –einstellungen kennenlernen Alter: Kindesalter (7 – 11/12) Physiologische Merkmale: Muskelanteil ca. 28% der Gesamtkörpermasse (männliche Erwachsene ca. 40%) Stabilisierung des Skeletts ist spürbar, dennoch nicht abgeschlossen Bei hoher Beanspruchung droht Schädigung der Epiphysen, Knorpel, Bänder und Sehnen Erste Rückbildung in der Beweglichkeit Starke Verbesserung der Koordinationsfähigkeit Motorische Merkmale: Motorische Fähigkeiten entwickeln sich rasch Mangelnde Bewegungsökonomie Muskeltonus ist hoch, daher ist die Feinkoordination gering Visuelles, akustisches und taktiles Aufnahmevermögen ist voll ausgebildet Rhythmische Ansprechbarkeit ist stark verbessert Ausgeprägte motorische Lebendigkeit Psychologische Merkmale: Realistisches Weltbild Verbale Informationen gewinnen an Bedeutung Mangelnde Konzentrationsfähigkeit Leistungsfähigkeit erlangt große Bedeutung Starkes emotionales Engagement Ansprechbarkeit auf Kreativität Kontaktfreudigkeit Extrinsisch motiviert (dem Lehrer zu Liebe) Wenig Interesse am anderen Geschlecht Inhalte des Bewegungstrainings: Aerobe Ausdauer kann und soll trainiert werden Anaerobe Belastungen vermeiden Wenn Krafttraining, dann nur mit dem eigenen Körpergewicht (sanfte Kraftausdauer) Vielseitigkeit vor Spezialisierung Erfüllen des Bewegungs- und Spielbedürfnisses Verbesserung des motorischen Eigenschaftsniveaus Kennenlernen des sportlichen Wettkampes 11 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Alter: Jugendalter (11 – 16/18) Physiologische Merkmale: Großer Zuwachs der Körpergröße Körperlicheund geschlechtliche Reifung Verbesserung der Feinsteuerung Reaktionsfähigkeit und Gleichgewichtsorgan reifen völlig aus Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Leistungsfähigkeit werden deutlich Motorische Merkmale: Lernfähigkeit noch immer in hohem Ausmaß vorhanden Psychologische Merkmale: Entwicklung eigenständiger Persönlichkeit Lösung von den Eltern – Gruppe gleichaltriger wird interessant Entwicklung des abstrakten Denkens Sehr empfindlich und labil im Selbstwertgefühl Intrinsisch motiviert (warum soll ich mich bewegen) Äußere Erscheinung spielt große Rolle Bewegungsdrang lässt nach Entscheidende Phase für freiwillige sportliche Aktivitäten im späteren Leben Inhalte des Bewegungstrainings: Die sportlichen Aktivitäten sollen freudvoll gestaltet werden, um die intrinsische Motivation zu wecken/erhalten Der Trainer muss auf der emotionalen Ebene sehr vorsichtig und mit großem Einfühlungsvermögen arbeiten Die puberale Phase darf nicht als sportliche Schonphase gesehen werden Alter: Erwachsenenalter (20 – 65) Physiologische Merkmale: Große individuelle Unterschiede Am Anfang langsame Reduktion der Leistungsfähigkeit Körper verlert an Substanz, Stabilität, Sehnen und Bänder verleren die Elastizität In der Wirbelsäule vermehrt Abnützungserscheinungen der Bandscheiben Muskelmasse nimmt ab Im Stoffwechselbereich reduzieren sich die Anpassungsbreite und Funktionstüchtigkeit Motorische Merkmale: Große individuelle Unterschiede Die Bewegungen werden langsamer, ökonomischer und stereotyper Aneignung neuer Bewegungen wird schwieriger – Trainierbarkeit aller motorischer Eigenschaften bis ins hohe Alter möglich Ausdauer und Beweglichkeit gut trainierbar Koordination mäßig trainierbar Schnelligkeit schwer trainierbar 12 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Psychologische Merkmale: Bewegung wir bewußt als gesundheitsförderndes Mittel eingesetzt Inhalt des Bewegungstrainings: Wichtige Aufgaben der Bewegung 1. Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit 2. Vermittlung von Freude und Wohlbefinden Vermeidung von intensiven (anaeroben) Belastungen Ausreichend Erholungsphasen einplanen Alter: Senioren (50 – 100) Physiologische Merkmale: Schnellere Reduktion der Leistungsfähigkeit als im Erwachsenenalter Motorische Merkmale: Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Leistungsfähigkeit gleichen sich aus Psychologische Merkmale: Verminderung der Toleranz und Flexibilität Ruhe und Entspannung werden hochgehalten Hohe Ansprüche an die hygienischen Voraussetzungen Inhalte des Bewegungstrainings: Wichtige Aufgaben der Bewegung 3. Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit 4. Vermittlung von Freude und Wohlbefinden Vermeidung von intensiven (anaeroben) Belastungen Ausreichend Erholungsphasen einplanen 2. Methodische Grundlagen der Bewegungserziehung 2.1.Ordnungsrahmen: Die Kinder sollen am Anfang lernen, sich an Ordnungsregeln zu halten. Prägende Gewöhnungsmaßnahmen: Auf dem Weg zum Turnsaal, Sportplatz, Schwimmbad, usw. – Zweierreihe, ruhiges Verhalten, ……. In der Garderobe – wichtig ist, dass der Lehrer helfend beim Anziehen (1.Klasse) schlichtend bei Streit, usw. einschreiten kann. Im Turnsaal - Sitzkreis in der Mitte des Turnsaals bilden lassen, Klasse in Gruppen einteilen, Ordnungsspiele durchführen, um die Aufstellungsformen einzuüben. Verhalten bis der eigentliche Turnunterricht beginnt: 13 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Im Sitzkreis warten, bis alle umgezogen sind - vielleicht bei „braven“ Kindern ein Spiel erlauben Spielen mit Softbällen Kennen lernen akustischer Signale: Pfeife, Trommel, Musik, Klatschen, usw. Kennen lernen des Turnsaales: Spielen mit Geräten: Gerätejagd, Geräte im Turnsaal berühren, benennen können, Abenteuerstationen, Klettergärten, usw. Kennen lernen der SchülerInnen: Kennenlernspiel durchführen: Zipp-Zapp, Anschleichspiele, Berührungsspiele, Blindenführen, usw. 2.2. Aufstellungsformen: Gebundene Aufstellungsformen: Linie oder Stirnreihe, doppelte Stirnreihe, dreifache Stirnreihe, Reihe oder Flankenreihe, Doppelreihe, Dreierreihe, Innenstirnkreis, Außenstirnkreis, Gasse, Halbkreis, usw. Freie Aufstellungsformen: Rudel, freie Aufstellung 2.3. Betriebsformen: Betriebsformen sind sozial-organisatorische Formen des Übens im Unterricht: Frontalbetrieb: alle üben gleichzeitig Gruppenbetrieb: Mannschaften (gleiche Siegesaussichten), Abteilungen (Teil der Klasse nach leistungsfremden Gesichtspunkten erstellt – Größe, Alphabet, usw.), Riegen (leistungshomogene Gruppe bzw. Niveaugruppe) Einzelbetrieb: gebunden, frei 2.4. Betriebsweisen: Betriebsweisen (Organisationsformen) sind Formen der inhaltlich-organisatorischen Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsziel. Stationsbetrieb (fester): Erlernen motorischer Fertigkeiten,; gibt Lernenden die Möglichkeit sich konzentriert auf das vorgegebene Lernziel einzustellen; es wird an einer Station geübt bis das Lernziel erreicht oder die Übungszeit ausgeschöpft ist. 14 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Stationsbetrieb (fließend): Erlernen und Festigung motorischer Fertigkeiten bzw. es können auch motorische Eigenschaften verbessert werden. Schüler üben einzeln oder in Gruppen in vorgeschriebener Reihenfolge an den Stationen. Anzahl der Stationen wird festgelegt (keine Staus!). Rundlauf kann mehrere Male durchgemacht werden. Kreisbetrieb: Zirkeltraining – Circuit: motorische Eigenschaften werden vorrangig verbessert. Betrieb mit Zusatzaufgaben: Hauptaufgabe wir in der Gruppe geübt. In der Zwischenzeit (Wartezeit) werden von den Kindern konditionsfördernde oder fertigkeitsfestigende Zusatzaufgaben ausgeführt (Springschnur springen, Körbe werfen, usw.). Diese Zusatzaufgaben dienen der Intensitätssteigerung und der Verbesserung der motorischen Fertigkeiten und Eigenschaften: Spielbetrieb: Der Spielbetrieb ist ausgerichtet auf den Erwerb motorischer Grundfertigkeiten (Techniken) der Spiele, der motorisch-taktischen Fertigkeiten sowie der für das Spiel so wichtigen Sozialverhaltensweisen. 2.5. Methodische Reihen: Methodische Reihen sind nach methodischen Grundsätzen erstellte Folgen von Übungen oder Tätigkeiten, die auf ein konkretes Unterrichtsziel (motorische Fertigkeiten, motorische Eigenschaften und motorische Verhaltensweisen) ausgerichtet sind. Methodische Reihen umfassen methodische Übungsreihen MÜR und methodische Spielreihen MSR. Das Ziel ist vorrangig im Endprodukt (z.B. Rolle vorwärts, Volleyball) Struktur der methodischen Übungsreihe: Vorbereitende Übung: Voraussetzungen für die folgenden Anforderungen schaffen Vorübungen: Hauptteil der MÜR: stufenförmiger Aufbau eines Lernprogrammes, Ansatz bei bekannten und gekonnten Übungen; fortschreiten in kleinen Übungen Zielübung (mit Festigung und Anwendung) Prinzipien der methodischen Übungsreihe: Prinzip der verminderten Lernhilfe: materiale Lernhilfen: Geländehilfen, Gerätehilfen, aktive Hilfe durch Helfer Prinzip der graduellen Annäherung: Formveränderung, die von einem gekonnten motorischen Verhalten zum motorischen Zielverhalten hinführen. Prinzip der Aufgliederung in funktionelle Teileinheiten: motorisch sinnvolle Tätigkeiten einer komplexeren Fertigkeit werden gesondert geübt. Struktur der methodischen Spielreihe: Spielerische Grundformen: werfen, fangen, ausweichen, freistellen, sperren, usw. Vereinfachte Spielform: 15 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 Zielspiel: 2.6. Methodische Hilfsmittel und Planungsmittel: Psychische Lernhilfen: Verbale Hilfsmittel: Bewegungsbeschreibung, Bewegungserklärung, Bewegungsvorschrift, Bewegungskorrektur, Bewegungsanweisung, Bewegungsaufgabe, Bewegungsgeschichte, Unterrichtsgespräch Optische Hilfsmittel: Vormachen (Lehrer, Kinder), Vorzeigen (Medien) Rhythmisch-akustische Hilfsmittel: Zählen, Trommeln, Klatschen, Musikbegleitung, rhythmische Silben. Emotive Hilfen: verbal (Zuspruch, Lob), nonverbal (Gestik, Mimik, Sichern) Materiale Lernhilfen: Geländehilfen, aktive Hilfen 2.7. Lehrmethoden bzw. Unterrichtsmethoden: Induktiv (offener Lernweg): Bewegungsaufgaben, Suchen individueller Lösungen, Erprobung der Lösung, Vergleich der verschiedenen Lösungen, Darbietung der besten Lösungen, Vermittlung der Grobform, Bewegungskorrektur, Vermittlung der individuellen Feinform und Anwendung. Deduktiv (Lernschulmethode): Darbietung (optisch, verbal), Bewegungsanordnung (-vorschriften), Lernhilfen, Vermittlung der Grobform, Bewegungskorrektur, Vermittlung der individuellen Feinform, Festigung der Anwendung. Programmierter Unterricht: Verzweigte Programme berücksichtigen unterschiedliche Voraussetzungen der Kinder, benötigen aber zusätzlich Übungsmöglichkeiten. Vorteil: hohes Maß an Selbständigkeit und Eigentätigkeit, der methodische Aufbau, der hohe Grad an Objektivität und die Freistellung des Lehrers für besondere Situationen (Betreuung schwächerer Schüler). Die Nachteile des programmierten Unterrichts: keine Verstärkung, Sicherheitsmaßnahmen können nicht eingehalten werden. Offener Sportunterricht: Kennzeichen: Fehlen eines konkret vorgeplanten Lehrzieles; eigenverantwortliche Handlungsfähigkeit der Kinder; Förderung der Eigeninitiative und zusätzliche Lernmotivation auf Grund selbstgestalteter Bewegungsformen, geringe Lehrerdirektive. 16 Fachdidaktik_PM_3. Semester_ Stephan Pirkl_WS_2008/09 3. Planung im Fach Bewegungserziehung 3.1. Voraussetzungen 3.1.1. Normative Voraussetzungen Der gesellschaftliche Wandel veränderte auch den Stellenwert des Schulsports. Ziel ist die Freizeitgestaltung vorzubereiten und körperliche Fitness durch sportliche Betätigung zu erreichen und zu erhalten. Durch den Wandel der Bewegungskultur sind die Motive Gesundheit, Kommunikation und Freude an der Bewegung wichtige Eckpfeiler eines anhaltenden Verständnisses für sportliche Aktivitäten. 3.1.2.Institutionelle Rahmenbedingungen Die Rahmenbedingungen setzen sich aus räumlichen (Sportstätten), materiellen (vorhandene Sportgeräte und Medien) und organisatorischen (Stundenzahl, Schülerzahl, Schulveranstaltungen, Wettkämpfe, usw.) Komponenten zusammen. 3.1.3.Personale Voraussetzungen Lehrer: Der Lehrer ist Fachexperte, Pädagoge und Vorbild. Um das zu erfüllen ist nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Weiterbildung von wesentlicher Bedeutung. Schüler: Bei der Unterrichtsplanung und Auswahl der Lernziele sind die Voraussetzungen und Interessen der Schüler zu berücksichtigen. Jeder Schüler soll, soweit es pädagogisch vertretbar ist, seinen Fähigkeiten und Kenntnisse entsprechend gefördert werden. Das bedeutet: „Leistungsschwache Schüler vor Überforderung schützen und begabte Schüler vor Unterforderung zu bewahren“. Durch welche Vorgangsweisen kann man eine innere Differenzierung erreichen? Lernziele und Lernmethoden Optimale Hilfsmittel Geeignete Sozialform Geeignete Organisationsform Wahl des optimalen Lehrstils 17