SeleNews 1/2011 Power für transplantierte Organe Organtransplantationen gehören mittlerweile zum Standard moderner Medizin. Die Chance auf einen positiven Verlauf ist hoch. Trotzdem gibt es kritische Momente. Selen kann sie entschärfen. Während einer Transplantation gerät das verpflanzte Organ in so genannten oxidativen Stress, also eine Stoffwechsellage, während der sehr viele gefäßschädigende freie Radikale produziert werden. Auslöser ist die extrem schwankende Sauerstoffversorgung. Eine Behandlung mit Radikalfängern wie mit Selen kann diesem Stress entgegenwirken und so Gewebeschäden verhindern. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen einer höheren Selenkonzentration und geringeren Schäden beim Wiedereinströmen des Blutes in das Transplantat. In der Chirurgischen Klinik und Poliklinik Großhadern der Universität München wendet man dieses Wissen längst an: Hier verabreicht man jedem Patienten vor der Transplantation einen „antioxidativen Cocktail“ mit Selen. Bessere Prognose bei Blutvergiftung In Deutschland sterben im Jahr rund 60.000 Patienten an einer Blutvergiftung. Bei Fällen mit schwerer Sepsis liegt die Sterblichkeitsrate bei bis zu 55 Prozent. Dabei kann das Spurenelement Selen helfen, eine Blutvergiftung zu überleben. Während einer Sepsis kommt es im Körper zu einer eskalierenden Entzündung, die sich auf den gesamten Körper auswirkt. Binnen weniger Stunden kann es zum Zusammenbruch des Kreislaufes und multiplem Organversagen kommen. Aggressive, zellzerstörende Stoffe feuern dabei den Entzündungsstoffwechsel an. Als Radikalfänger wirkt Selen der Entzündung entgegen. Klinische Beobachtungen und Studien untermauern die Wirkung von Selen: Patienten, die über ausreichend Selen in ihrem Blut verfügen, haben im Fall einer Infektion bessere Erholungschancen. Die Gabe von Selen ist preiswert und wird zusätzlich zur etablierten Standardbehandlung eingesetzt. Die Deutsche Sepsis-Gesellschaft hat die Selentherapie daher kürzlich in die Therapieleitlinie zur Blutvergiftung aufgenommen. Lymphödem richtig behandeln Eine medikamentöse Behandlung mit Selen wirkt sich positiv auf Patienten mit Lymphödem aus. Die anorganische Selenverbindung Natriumselenit sollte zusätzlich zu einer regelmäßigen Lymphdrainage und Bandagen eingesetzt werden. Dann hilft das besonders gut verwertbare Spurenelement, die Schwellung zu verringern und Entzündungen abzuwenden. Lymphödeme entstehen, wenn Lymphgefäße etwa bei Operationen verletzt werden. Dann kann nicht mehr ausreichend Flüssigkeit aus dem Gewebe abtransportiert werden, wodurch schmerzende Schwellungen entstehen. Viele Risikogruppen Ob jemand besonders gefährdet ist, an Selenmangel zu leiden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ältere Menschen brauchen beispielsweise mehr Selen, weil ihr Selenspiegel im Blut sinkt und gleichzeitig der Anteil freier Radikale steigt. Oft ernähren sich Senioren zudem selenarm. Eine selenarme Kost findet man vor allem auch bei Vegetariern und Veganern, da sie auf Nahrungsmittel wie Fleisch und Fisch verzichten. Raucher, Krebskranke, Dialysepatienten sowie immungeschwächte Menschen bilden weitere Risikogruppen. Besonders gefährdet sind Diabetiker, die aufgrund des erhöhten Blutzuckers einer hohen oxidativen Belastung ausgesetzt sind. TICKER +++ Der Arzneimittelhersteller biosyn hat auf der größten internationalen Pharma-Fachmesse „Convention on Pharmaceutical Ingredients“ in Paris ein neu entwickeltes Produktionsverfahren vorgestellt. Damit können anorganische Metallsalze, zu denen auch der Arzneimittelwirkstoff Natriumselenit zählt, erstmals in der bis dahin nirgendwo erreichten GMP-Qualität hergestellt werden. GMP steht für besonders hohe Anforderungen an die Produktion. Das innovative Verfahren wurde weltweit zum Patent angemeldet. +++ Was ist Selen? Selen ist ein lebenswichtiges Spurenelement, das für die Entgiftung des Körpers von großer Bedeutung ist. Es ist Teil verschiedener Enzyme, darunter der Glutathionperoxidase. Dieses Enzym unterstützt die Umwandlung von DNA-schädigenden und damit krebserregenden freien Radikalen in gefahrlose Abkömmlinge und spielt bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen eine entscheidende Rolle.