Stochastik, Sommersemester 2014 Prof. Dr. I. Veselić Dr. M. Tautenhahn, Dr. C. Schumacher Hausaufgabe 3 Abgabe am 28.4. oder am 30.4. in der Übung Aufgabe 1. Die Regierungschefs der vier skandinavischen Länder Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland wollen sich zum Abschluß eines Gipfeltreffens zusammen mit ihren Außenministern in eine Reihe zum Familienfoto aufstellen. Angenommen, die Anordnung erfolgt rein zufällig, (a) wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass jeder Außenminister neben seinem Chef steht? (b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass kein Außenminister neben seinem Chef steht? Hinweis: Nutzen Sie die Ein- und Ausschlussformel. Lösung zu Aufgabe 1: (Anwendung Ein- und Ausschlussformel) gipfel.tex W-Raum: Ω = {ω = (ω1 , . . . , ω8 ) | 1 ≤ ωi ≤ 8, ωi 6= ωj , i 6= j}, A = P(Ω), P Gleichverteilung. Wir definieren fuer i = 1, 2, 3, 4 Ereignis Ei = {Aussenminister und Reg.-Chef von Land i stehen nebeneinander} = {ω ∈ Ω : |ω2i − ω2i−1 | = 1}. Es gilt |Ei | = 6 · 2 · 6! + 2 · 1 · 6! = 2 · 7! und |Ei1 ∩ Ei2 | = (8 − 2)! · 22 bzw. allgemein |Ei1 ∩ . . . ∩ Eik | = (8 − k)!2k , denn wir sortieren erst die k Pärchen und die 8 − 2k verbleibenden Leute, also k + 8 − 2k = 8 − k Parteien, und probieren dann alle 2k Links-Rechts-Kombinationen innerhalb der Pärchen durch. (a) P(E1 ∩ E2 ∩ E3 ∩ E4 ) = 4! · 24 ≈ 0, 0095. 8! (b) P(E1c ∩ E2c ∩ E3c ∩ E4c ) = P(E1 ∪ E2 ∪ E3 ∪ E4 ) = 1 − P(E1 ∪ E2 ∪ E3 ∪ E4 ) =1− 4 X (−1)k+1 k=1 4 X X P(Ei1 ∩ . . . ∩ Eik ) 1≤i1 <...<ik ≤4 ! ! 4 4 =1− P(Ei ) + P(E1 ∩ E2 ) − P(E1 ∩ E2 ∩ E3 ) 2 3 i=1 ! 4 P(E1 ∩ E2 ∩ E3 ∩ E4 ) + 4 12 = . 35 Aufgabe 2. In einer Urne befinden sich N Kugeln, davon K rote. Wir ziehen n Kugeln ohne Zurücklegen, wobei n ≤ min(K, N − K). Beschreibe dieses Modell durch einen geeigneten Wahrscheinlichkeitsraum. Sei k ∈ {0, 1, . . . , n}. Zeigen Sie, dass die Wahrscheinlichkeit k rote Kugeln in einer Stichprobe zu haben genau ! !, ! K N −K N p(k) = k n−k n ist. Diese Gewichte definieren die hypergeometrische Verteilung mit Parametern N , K und n. Zeigen Sie, dass die hypergeometrische Verteilung für N → ∞ und K → ∞ mit p = K/N konstant, gegen die Binomialverteilung mit Parametern n und p konvergiert. Lösung zu Aufgabe 2: (Hypergeometrische Verteilung) hyper.tex Ein geeigneter Wahrscheinlichkeitsraum ist der Laplaceraum Ω := {I ⊆ {1, . . . , N } | |I| = n}, A := P(Ω) und P(A) := |A|/|Ω|. Wir betrachten das Ereignis A := {I ∈ Ω | |{1, . . . , K} ∩ I| = k}. Es gilt P(A) = K N −K k n−k . N n Für N, K → ∞ mit K/N → p konstant ergibt sich ! p (k) = n K · . . . · (K − k + 1) · (N − K) · . . . · (N − K − n + k + 1) k N · . . . · (N − n + 1) ! → n · k K N k · N −K N ! n−k = n · pk · (1 − p)n−k . k Aufgabe 3. Ein Testat im Fach Stochastik sei wie folgt beschaffen: Der zu prüfende Student wählt aus 50 vorliegenden Prüfungsfragen blind 10 Fragen aus. Das Testat gilt als bestanden, wenn er von diesen 10 Fragen mindestens 4 Fragen richtig beantworten kann. Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Testat (a) bestanden wird, obwohl der Student nur 10 der 50 Prüfungsfragen beantworten kann, (b) nicht bestanden wird, obwohl der Student 30 der 50 Prüfungsfragen beantworten kann. Lösung zu Aufgabe 3: (Hypergeometrische Verteilung) hypertestat.tex Aus Vorlesung bekannt: Hypergeometrische Verteilung (a) Modell: Urne mit 50 Kugeln, 40 davon weiß, 10 davon rot, 10 Kugeln ohne Zurücklegen ziehen. Ereignis A: mindestens vier rote Kugeln dabei, 40 10 40 10 10 3 X X 10−j j 10−j j P(A) = =1− ≈ 0.0965989. 50 50 j=4 j=0 10 10 (b) Modell: Urne mit 50 Kugeln, 20 davon weiß, 30 davon rot, 10 Kugeln ohne Zurücklegen ziehen. Ereignis B: höchstens drei rote Kugeln dabei, 20 30 3 X 10−j j P(B) = ≈ 0.036. 50 j=0 10 2 Ausführlicher: Wir wählen den Raum Ω = {ω = (ω1 , . . . , ω50 ) | ωi ∈ {0, 1} für i ∈ {1, . . . , 50}} die Sigma-Algebra A = P(Ω) und die Gleichverteilung P auf (Ω, A). Es gilt |Ω| = 250 . Ein ω = (ω1 , . . . , ω50 ) interpretieren wir wie folgt: Wir stellen uns vor alle 50 Aufgaben werden aus einer Urne gezogen. Ein ωi gibt an, ob die an i-ter Stelle gezogene Aufgabe richtig beantwortet werden kann (ωi = 1) oder nicht (ωi = 1). Die ersten zehn Werte ω1 , . . . , ω10 geben an, welche Aufgaben der Student für die Prüfung gezogen hat. Wir definieren die Zufallsvariablen X : Ω → N0 und Y : Ω → N0 durch X(ω) = 10 X ωi , Y (ω) = i=1 50 X ωi i=1 Also beschreibt Y die Anzahl der Fragen (aus der Menge alle Fragen) die der Student richtig beantworten kann und X die Anzahl der gezogenen Fragen die der Student richtig beantworten kann. Bei (a) ist die Wahrscheinlichkeit P(X ≥ 4 | Y = 10) gesucht. Wir rechnen P(X ≥ 4, Y = 10) P(Y = 10) P(X < 4, Y = 10) =1− P(Y = 10) P(X ≥ 4 | Y = 10) = =1− 3 X P(X = k, Y = 10) P(Y = 10) k=0 . Es gilt ! P(Y = 10) = 50 10 |{Y = 10}| = 50 |Ω| 2 und P(X = k, Y = 10) = = |{X = k, Y = 10}| |Ω| { P10 i=1 ωi = k, ! = P50 i=11 ωi 50 2 10 40 · k 10 − k 250 = 10 − k} ! . Daher erhalten wir ! P(X ≥ 4 | Y = 10) = 1 − 3 X ! k=0 Wir erhalten also eine hypergeometrische Verteilung. 3 10 40 · k 10 − k 50 10 ! . Bei (b) ist P(X < 4 | Y = 30) gesucht. Dazu rechnen wir P(X < 4 | Y = 30) = = 3 X P({X = k, Y = 30}) k=0 3 X P({Y = 30}) P({ P10 = k, ! 3 X 10 k · 40 30 − k 50 30 50 ! 2 3 X ! 250! k=0 = i=11 P50 k=0 = P50 = 30 − k}) P({ i=1 ωi = 30}) i=1 ωi 10 40 · k 30 − k ! ! 50 30 k=0 Aufgabe 4. Seien n ∈ N, p ∈ (0, 1) und λ > 0. Für k ∈ {0, 1, . . . , n} sei ! n k p (1 − p)n−k k βn,p (k) := und für k ∈ N0 setzen wir λk −λ e . k! Wahrscheinlichkeitsvektoren sind. Zeigen Sie außerdem αλ (k) := Zeigen Sie, dass αλ und βn,p lim βn, λ (k) = αλ (k). n→∞ n Lösung zu Aufgabe 4: (B → P) bin2poi.tex Es gilt Bn, λ {k} = n λ k λk n! λ n−k λ n n! λ −k 1− = 1− 1 − k!(n − k)! n n k! | {zn } (n − k)!nk | {zn } | {z } →e−λ und λk −λ k∈N0 k! e P = eλ e−λ = 1 sowie Pn k=0 βn,p (k) = (p + 1 − p)n = 1. 4 →1 →1