Versuchsbeschreibung Martina Brenner, UHOH, Fachgebiet 220b (Parasitologie) Ziel der Studie ist eine Virulenzanalyse des Parasiten Sarcocystis singaporensis in seriellen Passagen, um die Interaktion von Wirt und Parasit zu untersuchen. Dazu wurden 3 Rattenrassen verwendet, BN, LEW und WAG, welche sich durch unterschiedliche MHC-I-Komplexe auszeichnen. Bei anderen Protozoen wurde bereits festgestellt, dass sich der MHC-I-Komplex, der eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielt, auf die Virulenz des Parasiten auswirkt. Dies sollte nun auch bei Sarcocystis singaporensis untersucht werden. Andere Faktoren, die neben dem Immunsystem des Wirts einen Einfluss auf die Parasitendichte nehmen könnten, wie z.B. Infektionsweg, Infektionsdosis, Geschlecht und Alter des Tieres, wurden konstant gehalten. Parasit: Sarcocystis singaporensis Zwischenwirt: Ratten (3 verschiedene Rattenrassen wurden in dieser Studie untersucht) Endwirt: Schlangen (für den Zyklus wurde jeder Rattenrasse eine eigene Schlange zugeteilt, die immer nur mit den Cysten aus einer bestimmten Rattenrasse infiziert wurde) Eine Passage lief dann folgendermaßen ab: Die Ratten wurden oral mit Sporozoiten infiziert. Die Parasiten vermehren sich in den Ratten und bilden Muskelcysten, diese Cysten sind wiederum infektiös für die Schlange, in der sich der Parasit nach dem Verzehr von Ratten ebenfalls vermehren kann. Anschließend wurden aus dem Kot der Schlange die Sporozoiten isoliert und zur Durchführung einer weiteren Passage wieder oral in Ratten appliziert. Pro Rattenrasse wurden 8 solche Passagen durchgeführt, wobei pro Passage und Rattenrasse jeweils 9 weibliche Tiere infiziert wurden. Nach 120 Tagen wurden diese Tiere getötet und die Zahl der Muskelcysten bestimmt, sowie Blutproben entnommen. Je 2 Ratten wurden anschließend an die entsprechende Schlange verfüttert, um neue Sporozoiten für die nächste Passage zu erhalten. Die Blutseren sollen jetzt immunologisch untersucht werden, um zu überprüfen, ob evtl. bestimmte Antikörper einen Einfluss auf die Cystendichte haben. Und ob es Korrelationen zwischen den Antikörpern und der Cystendichte gibt. Getestet wurden die Antikörper IgG1, IgG2a und IgG2b. 1 Bei den BN-Ratten konnten zudem keine 8 Passagen durchgeführt werden, da schon in der 6. Passage keinerlei Cysten mehr gebildet wurden. Bei den LEW- und den WAG-Ratten wurden dagegen immer 8 Passagen durchgeführt. Es soll nun untersucht werden, ob tatsächlich eine Korrelation zwischen den gemessenen Werten der Antikörper und der Cystendichte besteht. Ich habe die gemessenen Werte als pdf-Datei angehängt. In Spalte 1 stehen die Tiere z.B. WAG 3 VI bedeutet, dass es sich um eine WAG-Ratte handelt, Tier Nr. 3 (von 9 infizierten Tieren) und die römische Zahl steht für die Passage, also hier Passage 6. OD bedeutet optische Dichte (hier habe ich jeweils eine 3fach Bestimmung gemacht), diese Werte zeigen mir die Antikörperdichte. Aus diesen 3 Werte habe ich den Mittelwert (MW) gebildet und zusätzlich einen relativen Faktor. Mit dem relativen Faktor kann ich alle Werte eines Antikörpers miteinander vergleichen. (Für die Werte habe ich die höchste Positivkontrolle innerhalb eines gemessenen Antikörpers =1 gesetzt und den niedrigsten blanc =0 und die Mittelwerte relativ dazu umgerechnet). Zusätzlich habe ich eine pdf-Datei beigefügt (Subklassen), die die Ergebnisse des Versuchs im Vergleich mit der Cystendichte zeigen (Balkendiagramme). Jede Rattenrasse wurde auf die Antikörper: Gesamt-IgG, IgG1, IgG2a und IgG2b getestet. Jeder Balken steht für ein Tier, jede Farbe steht für eine Passage (da ich nur Blutseren ab Passage 4 habe, konnte ich auch erst ab dieser Passage testen). Bei den BN-Ratten brach die Passage 6 zusammen, es wurden keine Cysten mehr gebildet, deshalb wurden hier noch zusätzlich Ratten mit der doppelten und dreifachen Infektionsdosis infiziert, aber auch hier wurden keine Cysten in der Ratte gebildet (dargestellt als 2 rote Balken am Ende der 6. Passage bei den BN-Ratten). Für mich interessant sind vor allem die WAG und LEW Ratten, da BN etwas aus dem Rahmen fällt. Kovarianzanalyse Für jede Rasse und jede Antikörper kann man eine Regression der Zystenzahl auf die Menge an Antikörper durchführen: 2 yi = + xi + ei (1) wobei yi = Zystenzahl, = Achsenabschnitt, = Steigung, xi = Antikörpermenge (OD), ei = Fehler. Es sind zusätzlich die unterschiedliche Durchgänge zu beachten: Es kann sein, dass die Regressionsgeraden je nach Durchgang jeweils einen anderen Achsenabschnitt und eine andere Steigung aufweisen. Um dies zu berücksichtigen, kann das Modell erweitert werden: yij = j + jxij + eij (2) wobei j ein Index für den Durchgang ist. Um nun die Hypothesen für Gleichheit der Durchgänge zu prüfen, kann das Modell wie folgt reparametrisiert werden: yij = ( + j) + ( + j)xij + eij j (3) j = + j + xij + jxij + eij Bei Gleichheit der Steigungen in den Durchgängen ist 1 = 2 = 3 = ... Bei Gleichheit der Achsenabschnitte in den Durchgängen ist 1 = 2 = 3 = ... Für die Anpassung des Modells (2) benötigt man eine Variable DURCHGANG, welche die Durchgänge kodiert. Außerdem muss der Datensatz die Variablen ZYSTEN (Zystenzahl) und MW (Mittelwert der OD-Werte des Antikörpers) haben. Anweisungen für LEW IgG1: proc glm; class durchgang; model cysten=durchgang mw mw*durchgang; run; yij = + j + xij + jxij + eij Die Varianzanalyse zeigt einen Test für jeden Modelleffekt. Wenn ein Term nicht signifikant ist, kann das Modell entsprechend reduziert werden. Auswertungen LEW und WAG: LEW IgG1 Source durchgang MW MW*durchgang DF Type I SS Mean Square F Value Pr > F 4 1 4 1420806.506 3137.018 14367.672 355201.626 3137.018 3591.918 58.96 0.52 0.60 <.0001 0.4753 0.6677 3 Wechselwirkung jxij ist nicht signifikant. Ebenso ist die durchschnittliche Steigung xij nicht signifkant. Es gibt also keinen Zusammenhang zwischen Antikörpertiter und Zahl der Zysten. Dagegen sind die Achsenabschnitte signifikant verschieden. Es gibt also zwischen den Durchgängen Unterschiede in der durchschnittlichen Zystenzahl. Das selbe gilt für die folgenden Fälle: LEW IgG2a: Source durchgang MW MW*durchgang DF Type I SS Mean Square F Value Pr > F 4 1 4 1420806.506 5.906 2227.434 355201.626 5.906 556.858 54.98 0.00 0.09 <.0001 0.9761 0.9862 DF Type I SS Mean Square F Value Pr > F 4 1 4 1420806.506 3048.201 4333.075 355201.626 3048.201 1083.269 56.26 0.48 0.17 <.0001 0.4917 0.9515 DF Type I SS Mean Square F Value Pr > F 4 1 4 571600.1724 822.4617 14045.1131 142900.0431 822.4617 3511.2783 18.71 0.11 0.46 <.0001 0.7447 0.7646 DF Type I SS Mean Square F Value Pr > F 4 1 4 571600.1724 1147.2498 30185.2047 142900.0431 1147.2498 7546.3012 19.94 0.16 1.05 <.0001 0.6915 0.3941 LEW IgG2b: Source durchgang MW MW*durchgang WAG IgG1: Source durchgang MW MW*durchgang WAG IgG2b: Source durchgang MW MW*durchgang Nur für WAG IgG2a sieht es anders aus: Source durchgang MW MW*durchgang DF Type I SS Mean Square F Value Pr > F 4 1 4 571600.1724 5791.7977 72645.7590 142900.0431 5791.7977 18161.4398 24.56 1.00 3.12 <.0001 0.3253 0.0269 Die Steigungen unterscheiden sich signifikant, aber die durchschnittliche Steigung ist nicht signifikant. Daher geben wir die Steigungen der verschiedenen Durchgänge aus. Hierzu wird wieder die Parametrisierung (1) gewählt. Die Option NOINT in der MODEAnweisung unterdrückt die Zerlegung des Achsenabschnittes nach j = + j. proc glm data=LEW_IgG2a; class durchgang; model cysten=durchgang mw*durchgang/solution noint; run; 4 yij = j + jxij + eij Estimate Standard Error t Value Pr > |t| 540.2880971 67.6625963 171.5063243 115.9906963 367.8643902 -379.3642464 -29.0307919 -40.4274057 162.6935511 -1.4818124 88.0133699 74.9768112 77.6075530 110.3933265 57.3228556 114.0532660 85.9693923 86.0716232 112.8148244 61.8386643 6.14 0.90 2.21 1.05 6.42 -3.33 -0.34 -0.47 1.44 -0.02 <.0001 0.3730 0.0337 0.3006 <.0001 0.0021 0.7376 0.6415 0.1582 0.9810 Parameter durchgang durchgang durchgang durchgang durchgang MW*durchgang MW*durchgang MW*durchgang MW*durchgang MW*durchgang IV V VI VII VIII IV V VI VII VIII j j Nur im ersten Durchgang (IV) ist die Steigung signifikant (negativ!). Hierdurch wurde die signifikante Wechselwirkung verursacht. Siehe auch Abb. 1. Cysten 600 500 400 300 200 100 0 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 1.2 1.3 MW durchgang IV V VI VII Abb. 1: Kovarianzanalyse für WAG/IgG2a Literatur Biometrie-Skript, Kap. 12 (Kovarianzanalyse) (http://www.uni-hohenheim.de/bioinformatik/lehre/module/biometrie.html) 5 VIII 1.4 1.5 Hans-Peter Piepho, im Juli 2004 Anhang: Komplette Anweisungen für WAG/IgG2a data WAG_IgG2a; input Rasse$ ratte durchgang$ datalines; WAG 1 IV 0.564 564.3 WAG 2 IV 1.068 170.6 WAG 3 IV 0.738 169 WAG 4 IV 0.625 285.2 WAG 5 IV 0.883 262.2 WAG 6 IV 0.670 110.6 WAG 7 IV 0.565 293.5 WAG 8 IV 1.113 114.8 WAG 9 IV 0.423 370 WAG 1 V 1.278 36.1 WAG 2 V 0.372 73.1 WAG 3 V 0.880 75 WAG 4 V 1.126 45.4 WAG 5 V 0.465 51.8 WAG 6 V 0.727 15.7 WAG 7 V 0.715 31.2 WAG 8 V 1.153 17.2 WAG 9 V 0.668 49.1 WAG 1 VI 0.944 107 WAG 2 VI 0.710 116 WAG 3 VI 1.017 195 WAG 4 VI 1.174 132 WAG 5 VI 1.403 101 WAG 6 VI 0.584 59.6 WAG 7 VI 0.799 122 WAG 8 VI 0.407 197 WAG 9 VI 0.629 204 WAG 1 VII 0.653 260 WAG 2 VII 0.887 371.9 WAG 3 VII 1.233 382.3 WAG 4 VII 1.231 283 WAG 5 VII 1.101 309.9 WAG 6 VII 0.985 281.5 WAG 7 VII 0.997 267.3 WAG 8 VII 0.526 182 WAG 9 VII 0.957 100.3 WAG 1 VIII 0.958 WAG 2 VIII 0.906 WAG 3 VIII 0.278 WAG 4 VIII 0.555 WAG 5 VIII 0.467 WAG 6 VIII 1.421 WAG 7 VIII 0.355 WAG 8 VIII 1.387 WAG 9 VIII 1.150 ; MW Cysten; 444.2 323.6 296.9 341.4 456.2 323.5 354.3 321.8 437.8 6 symbol i=rl value=dot; proc gplot data=WAG_IgG2a; plot cysten*mw=durchgang; run; proc glm data=WAG_IgG2a; class durchgang; model cysten=durchgang mw mw*durchgang; run; proc glm data=WAG_IgG2a; class durchgang; model cysten=durchgang mw*durchgang/solution noint; run; 7