Rübenqualität sichern Äußere Qualität – Anforderungsprofil und Realität ein Widerspruch? Jürgen Lehnert, Arbeitsgemeinschaft Versuchswesen im Zuckerrübenanbau Zeitz Durch das gute Zusammenspiel von Wissenschaft, angewandtem Versuchswesen und Praxis wurde der Zuckerrübenanbau in den letzten 15 Jahren auch in unserer Region zu einer Kultur mit hohem Deckungsbeitrag entwickelt. Vor dem Hintergrund der aktuell veränderten Rahmenbedingungen mit reduzierten Rübenpreisen ist zukünftig viel Kreativität gefragt, um den Zuckerrübenanbau noch rentabel zu gestalten. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs beim Rübenertrag betrug in den Jahren 1990 – 2005 1,6 Tonnen/Hektar, die jährliche Steigerung beim Zuckergehalt lag bei 0,04 °Z, der Standardmelasseverlust konnte um 0,03 °Z gesenkt werden und der Besatz sank um 0,43 % und Jahr. Wünschenswert ist eine höhere Konstanz der Erträge zwischen den einzelnen Jahren und zwischen den einzelnen Standorten. Auch zukünftig werden große Zuwachsraten benötigt, geleistet durch weitere Optimierung der beeinflussbaren Faktoren. Nachdem in der Vergangenheit die Anforderungen an die Züchtung mehr auf Resistenz und Toleranz sowie innere Qualität der Rübe zielten und diese Forderungen auch erfüllt wurden, gilt es jetzt zusätzlich der äußeren Qualität, wie beispielsweise Erdanhang und Wuchshöhe mehr Beachtung zu schenken. So ist aus älteren Untersuchungen bekannt, dass - mit steigender Bestandesdichte von beispielsweise 50.000 auf 100.000 Pflanzen/Hektar bei gleichem Ertrag die Rübenoberfläche um ein Viertel steigt. - bei einem Anstieg der Bestandesdichte um 10.000 Pflanzen/Hektar der Erdanhang um relativ 4 bis 6 Prozent zunimmt. - ungleiches Herauswachsen der Zuckerrüben aus dem Boden innerhalb eines Bestandes zu erheblichen Differenzen zwischen gewachsenem und geerntetem Rübenertrag führen kann, da sich die Köpfung in solchen Beständen nur unzureichend optimieren lässt. Scheitelhöhenmessungen belegen dabei, dass es hinsichtlich dieses Merkmals Unterschiede sowohl zwischen den geprüften Genotypen als auch zwischen Standorten gibt. Nachdem bereits vor rund 20 Jahren erstmals Sorten mit dem Merkmal „wenig Erdanhang“ angeboten wurden, ist bedingt durch wichtigere Zuchtziele diesem Thema lange wenig Beachtung geschenkt worden. Die veränderte Situation auf dem Zuckermarkt fordert jetzt aber auch Verbesserungen in der äußeren Qualität: eine Rübe mit glatterer Oberfläche und einer flacheren Wurzelrinne, die außerdem noch einen kleinen Kopfansatz hat. Erste in diese Richtung zielende Untersuchungen verschiedener Zuckerrüben-Genotypen durch die Arbeitsgemeinschaft Zeitz brachten positive Ergebnisse. Demnach wäre es durchaus denkbar, dass bei Weiterentwicklung der geprüften Genotypen durch die Züchter und unter günstigen Rodebedingungen die Abreinigungselemente im Roder minimiert werden könnten. Der Vorteil, den Beschädigungsgrad der Zuckerrüben bei Ernte und Verladung zu senken, sollte dabei nicht unterschätzt werden. Durch Senkung des Erdanhangs bei neuen Genotypen besteht die reale Chance weniger Erde zu transportieren, wodurch sich kostenmäßig Vorteile ergeben.