xxx Krankenbericht über einen Patienten der Chirurgischen Veterinärklinik (Chirurgie des Pferdes) der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Die Untersuchung findet am 25.04.2001 von 12.30 Uhr bis 14.00 Uhr statt. Es handelt sich um das Warmblutpferd „Xxx“ des Herrn X aus Y. Anamnese Das Pferd wurde wegen Verspannungen im Rücken am 17.04.2001 in der Chirurgischen Veterinärklinik für Pferde vorgestellt. Es wurde eine allgemeine und eine spezielle klinische Untersuchung einschließlich Lahmheitsuntersuchung durchgeführt. Das Allgemeinbefinden war bei Einlieferung ungestört, die Pulsfrequenz betrug 42 Schläge/Minute, die Atemfrequenz 12 Züge/Minute und die Körperinnentemperatur 37,8 ° C. Die Schleimhäute waren rosa, und die kapilläre Rückfüllungszeit lag unter 2 Sekunden. Bei der Lahmheitsuntersuchung zeigte das Pferd eine bodenenge und zehenweite Stellung der Hintergliedmaßen und ging hinten links deutlich geringgradig lahm. Die Muskulatur der linken Kruppengegend war leicht atrophisch. Die Zangenprobe und die Perkussion war an allen vier Hufen negativ. Es wurde kein Wendeschmerz festgestellt. Die Beugeprobe im Bereich der Zehengelenke war an beiden Hintergliedmaßen negativ, die Beugung des Sprung-/Kniegelenkes war links stark positiv. Als zusätzliche Untersuchung wurde zunächst eine diagnostische Anästhesie des linken Talocruralgelenkes durchgeführt. Dazu wurden 20 ml Bupivacain 0,75 %ig intraarticulär injiziert. Die abfließende Synovia war klar und wässrig. 10 Minuten nach der Injektion war das Pferd lahmheitsfrei. Desweiteren wurden Röntgenbilder des rechten und linken Tarsus aus 45°, 115° und 180° angefertigt. Am linken Tarsus ist im Bereich des lateralen Rollkammes eine isolierte, ca. haselnußgroße knochendichte Verschattung mit „Bett“ im Malleolus lateralis der Tibia zu sehen. Außerdem zeigen sich Randausziehungen und eine verengte Gelenkspalte im TarsoMetatarsalgelenk. 1 Signalement Bei „Xxx“ handelt es sich um einen dunkelfuchsfarbenen Warmblutwallach. Das Pferd hat eine Flocke, eine Strichblesse und eine Schnippe. Hinten links ist die Fessel unregelmäßig weiß mit Kronflecken. Auf dem linken Oberschenkel befindet sich ein Brandzeichen des hessischen Zuchtverbandes. Das Pferd ist auf allen Hufen mit normalen Hufeisen beschlagen. Laut Besitzer ist der Wallach 7 Jahre alt, was mit der Zahnaltersschätzung übereinstimmt. „Xxx“ hat ein Stockmaß von ca. 1,72 m und wiegt etwa 650 kg. Status präsens: Allgemeine klinische Untersuchung Der Wallach ist aufmerksam und etwas aufgeregt bei ungestörtem Allgemeinbefinden. Pflege- und Ernährungszustand sind gut. Das Pferd belastet in der Ruhe alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Die Atemfrequenz ist regelmäßig und beträgt 14 Züge/Minute bei costoabdominalem Atemtyp. Die Pulsfrequenz liegt bei 28 Schlägen/Minute, der Puls ist kräftig, regelmäßig und gleichmäßig. Die Gefäße sind gut gefüllt und gespannt. Die rektal gemessene Körperinnentemperatur beträgt 37,8° C. Die Körperoberflächentemperatur ist physiologisch verteilt und nimmt zu den Akren hin ab. Der Hautturgor des Pferdes ist geringgradig herabgesetzt. Die sichtbaren Schleimhäute sind blaß-rosa, feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen. Die Episkleralgefäße sind leicht injiziert, und die kapilläre Rückfüllungszeit beträgt 2 Sekunden. Die Lymphonodii mandibulares sind palpatorisch ohne besonderen Befund. Spezielle klinische Untersuchung Haarkleid und Haut Das Haarkleid ist glänzend und liegt dem Körper glatt an. Bis auf eine Stelle medial am linken Sprunggelenk ist es gleichmäßig und geschlossen. Dort ist auf Höhe des Talocruralgelenkes ein ca. 6 x 6 cm großer Bereich rasiert. Der Hautturgor ist geringgradig vermindert. Zirkulationsapparat Die Pulsfrequenz stimmt mit der Herzfrequenz überein und beträgt 42 Schläge/Minute. Das Herz schlägt kräftig und regelmäßig, es sind keine Nebengeräusche hörbar. Die Arterien sind gut gefüllt und gespannt, beide Venae jugulares lassen sich anstauen und fließen zügig wieder ab. Die Episkleralgefäße sind leicht injiziert. Respirationsapparat 2 Die Atmung ist regelmäßig bei einer Frequenz von 14 Zügen/Minute und einem costo-abdominalen Atemtyp. Adspektorisch fällt geringgradiger seröser Nasenausfluß links auf. Trachea und Kehlkopf sind palpatorisch unauffällig, Husten ist nicht auslösbar. Digestionsapparat Futter- und Wasseraufnahme sowie Kotabsatz können während der Untersuchung nicht beobachtet werden. Allerdings versucht das Pferd, Heuhalme vom Boden aufzunehmen. Harn- und Geschlechtsapparat Harnabsatz kann während der Untersuchung nicht beobachtet werden. Adspektorisch erscheint der Harn- und Geschlechtsapparat unauffällig. Nervensystem und Sinnesorgane Der Patient ist aufmerksam und zeigt eine physiologische Reflexerregbarkeit. Oberflächen- und Tiefensensibilität sind vorhanden. Bewegungsapparat Im Stand ist eine leichte Atrophie der linksseitigen Kruppenmuskulatur erkennbar. Das linke Sprunggelenk ist vor allem an der Medialseite vermehrt warm und im Bereich des Talocruralgelenkes vermehrt gefüllt. Eine vermehrte Schmerzhaftigkeit besteht nicht. Eine vollständige Lahmheitsuntersuchung wurde nicht mehr durchgeführt. Diagnose 1) 2) Osteochondrosis dissecans (OCD) des linken Tarsalgelenkes Osteoarthritis der Tarsalgelenke („Spat“) Differentialdiagnose zu 1) subchondrale Knochenzyste Prognose Die Prognose der OCD hängt sowohl vom Schweregrad der funktionellen Störungen als auch von der gewählten Therapiemethode ab. Dabei ist zu beachten, dass der Grad der funktionellen Störungen eng mit Anzahl, Größe und Lokalisation eventuell vorliegender Corpora libera zusammenhängt (siehe unten). So ist bei einer frühzeitigen chirurgischen Therapie die Prognose für die weitere Belastungsfähigkeit des Pferdes als gut zu bezeichnen. Eine Heilung im Sinne einer restitutio ad integrum ist bei Spat nicht zu erwarten. Allerdings ist die Prognose für eine langfristige funktionelle Wiederherstellung mit weiterer Verwendungsfähigkeit des Pferdes bei allen Therapiemethoden als günstig zu bezeichnen. Oft verbleibt allerdings eine 3 geringgradige Lahmheit bevor sich die Pferde einlaufen, vor allem bei kaltem Wetter. Epikrise Eine Osteochondrosis dissecans und subchondrale Knochenzysten sollten nicht als sich gegenseitig ausschließende Differentialdiagnosen gesehen werden, sondern vielmehr als unterschiedliche Manifestationen des gleichen Ossifikationsdefektes. Als Ursachen dieses Defektes wurden lange Zeit enchondrale Frakturen oder ischämische Nekrosen des subchondralen Knochens angenommen. Diese Möglichkeiten konnten allerdings bei histologischen Untersuchungen nicht als primäre Faktoren bestätigt werden. Nach aktuellen Erkenntnissen handelt es sich bei der Pathogenese um folgenden Mechanismus: Zunächst betreffen die Veränderungen nur den epiphysären Knorpel, in dem es zu einer Hypertrophie der Knorpelzellen mit gleichzeitiger mangelnder Verkalkung kommt. Diese unphysiologische enchondrale Ossifikation bedingt Nekrosen in den tieferliegenden Knorpelschichten. Je nach ihrer Größe und Lokalisation entwickeln sich diese nekrotischen Herde zu subchondralen Zysten oder bewirken die Ablösung von darüberliegenden Knorpelfragmenten, wobei natürlich auch eine Kombination beider Mechanismen möglich ist. Die entstandenen Fragmente verbleiben entweder an ihrem Ursprungsort oder lösen sich vom Gelenkknorpel ab und werden somit zu Corpora libera (Gelenkmäuse). Unabhängig von ihrem Verbleib sind die Fragmente entweder einer Resorption oder einer sekundären Ossifikation unterworfen, so daß eventuell röntgenologisch sichtbare osteochondrale Fragmente („Chips“) entstehen. Die entstandenen „Lücken“ werden in den meisten Fällen entweder durch Knochenmarkfibrosen oder durch Proliferation des Faserknorpels geschlossen. Als Ursache dieser pathologischen Knorpelreifung wird ein multifaktorielles Geschehen angenommen. Vor allem bei wachsenden Tieren zählt schnelles Wachstum kombiniert mit einer sehr energiereichen Fütterung zu den prädisponierenden Faktoren, was natürlich auch an der dadurch rasch steigenden Körpermasse liegt. Denn wenn auch Traumen als primäre Ursachen nur eine unbedeutende Rolle spielen, so können sie doch zusammen mit anderen mechanischen Belastungen als auslösender Faktor wirken. Eine genetische Disposition wird als wahrscheinlich angesehen, wobei bisher unklar ist, ob der Einfluß direkt oder nur mittelbar über die Wachstumsintensität besteht. Die betroffene Stelle im vorliegenden Fall ist eine der häufigsten Lokalisationen für eine Osteochondrosis dissecans. Außerdem häufig betroffen sind Kniescheiben- und Schultergelenk. 4 Im allgemeinen handelt es sich bei einer OCD um eine Jungtiererkrankung, die sich schon vor der ersten sportlichen Nutzung des Pferdes einstellt, meist aber erst im Alter von 2 bis 3 Jahren klinisch manifest wird. Aber auch bei älteren Pferden kann es zum Beispiel durch ein Trauma zur Läsion an einer Stelle kommen, die eventuell durch einen pathologischen Ossifikationsvorgang prädisponiert ist. Klinisch entwickelt sich zunächst eine vermehrte Gelenksfüllung und vor allem bei älteren Pferden auch eine Lahmheit. Diese lässt sich in manchen Fällen durch eine Beugeprobe des Sprunggelenkes verstärken, was aber keine diagnostische Sicherheit bedeutet (siehe unten). Zur Diagnosesicherung sind Röntgenaufnahmen notwendig. Am aussagekräftigsten sind im Normalfall Schrägaufnahmen des Tarsalgelenkes aus 45° / 70° / 115°. Auf diesen Aufnahmen ist in vielen Fällen ein abgetrenntes dreieckiges osteochondrales Fragment vom Sagittalkamm der Tibia, von den Rollkämmen des Talus oder aber auch wie hier von einem Malleolus der Tibia zu sehen. Die Bedeutung der röntgenologischen Befunde für eine bestehende Lahmheit zeigt sich bei einer diagnostischen Anästhesie des betreffenden Gelenkes, mit folgender wiederholter Lahmheitsuntersuchung inklusive Beugeprobe. Mit einer Arthroskopie läßt sich am sichersten der Schweregrad der Osteochondrose abschätzen, doch diese Methode wird noch als therapeutisches Mittel zu besprechen sein. Bei der landläufig Spat genannten Erkrankung des Sprunggelenkes handelt es korrekterweise um eine lokale chronische Periarthritis und Osteoarthrose medial an den straffen Gelenken des Tarsus. In ihrem Verlauf kommt es meist zunächst zu zystoiden Defekten in Knorpel und subchondralem Knochen, die in eine Atrophie des Gelenkknorpels gipfeln können. In diesem Krankheitsstadium erscheinen die Gelenkspalten des distalen Intertarsalgelenkes und des Tarsometatarsalgelenkes leicht erweitert. Im weiteren Verlauf entstehen aufgrund periostaler Reaktionen Randexostosen und großflächige knöcherne Verwachsungen der betroffenen Gelenkspalten, die in einer Ankylose der beiden angesprochenen Gelenke enden können. Die Ätiologie dieser häufigsten Sprunggelenkslahmheit ist wiederum multifaktoriell, wobei einige wichtige Faktoren bekannt sind. Hauptfaktor ist wahrscheinlich die unphysiologisch starke Belastung der medialen Abschnitte des Sprunggelenkes. Diese Überbelastung ist in den meisten Fällen Folge einer Stellungsanomalie der Gliedmaße oder eines verhältnismäßig schwach entwickelten Tarsalgelenkes. Auch einer ungenügenden Mineralstoffversorgung (v.a. Calcium-PhosphorVerhältnis) wird eine gewisse Bedeutung zugeschrieben. Andere Autoren wiederum sehen das Sprunggelenk in der momentanen stammesgeschichtlichen Entwicklung zum vereinfachten Gelenk, das nach erfolgter Ankylose nur noch in einer Achse beweglich ist. Die erkrankten Pferde zeigen eine gemischte Lahmheit, die aber bei bilateraler Erkrankung undeutlich sein kann. Typisch ist die Verstärkung der 5 Lahmheit beim ersten Antraben und das dann folgende „Einlaufen“ des Pferdes bis zur vollständigen Lahmheitsfreiheit. Unabhängig von einer Lahmheit können als weiteres Symptom schmerzfreie, harte Umfangsvermehrungen im unteren Drittel der Medialfläche des Sprunggelenkes entstehen, die sogenannten Spatexostosen. Zur Diagnosesicherung dienen die Beugeprobe des Sprunggelenkes, die röntgenologische Untersuchung sowie die diagnostische Anästhesie des betroffenen Gelenkes. Bei einer bilateralen Erkrankung führt die einseitige Anästhesie oft zu einer Verstärkung der Lahmheit auf dem unbehandelten Bein. Im vorliegenden Fall lassen sich die Diagnosen sicher nur durch ihren Röntgenbefund unterscheiden, was die Prognosestellung erschwert: aufgrund der Untersuchungsergebnisse kann die Lahmheit nicht eindeutig einer röntgenologischen Veränderung zugeordnet werden. Da sich allerdings die Spat-typischen Knochenveränderungen an beiden Sprunggelenken in ähnlichem Ausmaß feststellen lassen, das Pferd jedoch nach der unilateralen intraartikulären Anästhesie lahmheitsfrei war, ist die aktuelle Lahmheit höchstwahrscheinlich der Osteoarthrose im Sinne einer Osteochondrosis dissecans zuzuordnen. Therapie Eine erfolgreiche Spatbehandlung kann, wenn überhaupt, auf chirurgischem Weg erfolgen. Da eine vollständige Wiederherstellung (restitutio ad integrum) bei Spat nicht möglich ist, existieren zwei unterschiedliche Therapieansätze: a) allgemeine oder lokale Schmerzausschaltung im betroffenen Bereich b) Beschleunigung der Ankylosenbildung, da bei wiederhergestellter Stabilität des Gelenkes die Belastung nicht mehr schmerzhaft ist. Zu a) In vielen Fällen erfolgversprechend ist die periphere Neurektomie nach Wamberg. Dabei wird ohne Rücksicht auf Bänder und Gelenkkapsel eine rhombische Umschneidung der Exostosen bis auf den harten Knochen durchgeführt. Damit soll eine vollständige Durchtrennung aller versorgenden Nerven erreicht werden. Eine andere Methode ist die Tenektomie des medialen Schenkels des M. tibialis cranialis. Diese ist jedoch nur dann erfolgversprechend, wenn eine Anästhesie der darunterliegenden Bursa subtendinea m. tibialis cranialis eine deutliche Verbesserung der Lahmheit bewirkt. Bei beiden Methoden muß beachtet werden, daß eine noch unvollständige Ankylosierung des Gelenkes ein Fortbestehen oder Wiederauftreten der Lahmheit bewirken kann. Zu b) Zur Beschleunigung der Ankylosierung wird eine Arthrodese nach Adams durchgeführt, indem mittels eines Bohrers mindestens 60 % der beteiligten 6 Knorpelflächen zerstört werden. Dieser Eingriff kann mit einer Tenektomie wie oben beschrieben und einer Spongiosatransplantation kombiniert werden. Die Therapie nach Adams wird routinemäßig an beiden Beinen und jeweils im distalen Intertarsalgelenk und im Tarsometatarsalgelenk durchgeführt. Bei „Xxx“ wird zunächst keine Spat-Therapie durchgeführt, da wie oben erwähnt schon die Anästhesie des von der OCD betroffenen Gelenkes zur Lahmheitsfreiheit geführt hatte, die Spatveränderungen also anscheinend momentan keine klinische Bedeutung besitzen. Die Therapie der OCD kann konservativ oder chirurgisch erfolgen. Die konservative Therapie besteht in allgemeiner Ruhe. Das Pferd wird nicht mehr gearbeitet und unter restriktiver Fütterung auf der Weide gehalten. In manchen Fällen kann daraufhin in der röntgenologischen Kontrolle eine Abflachung der Knochen- oder Knorpelläsion beobachtet werden. Allerdings bleibt die Lahmheit meistens über Wochen und Monate bestehen, und eine Wiederaufnahme des Trainings erscheint unwahrscheinlich. Die chirurgische Therapie der Wahl besteht in der arthroskopischen Entfernung des Corpus liberum, eventuell kombiniert mit einer Kürettage seines „Bettes“. Im einzelnen wird der Eingriff folgendermaßen durchgeführt: Zunächst wird ein dauerhafter venöser Zugang in Form eines Venenverweilkatheters in der Vena jugularis gelegt. Eine sedative Prämedikation wird routinemäßig mit Acepromazin und l-Methadon (je 0,08 mg/kg KM i.v.) durchgeführt. Das großzügige Scheren des Operationsfeldes kann in der Zeit bis zum Wirkungseintritt der Sedation erfolgen (bis zu 20 min.) Das Ablegen erfolgt durch intravenöse Verabreichung von Guaifenesin (100 mg/kg KM) und Thiopental-Na (2 mg/kg KM) am besten in einer Aufwachbox. Das Pferd wird auf dem OP-Tisch in Rückenlage verbracht, und die Beine werden fixiert, das betroffene Bein zunächst in Streckung. Nach Intubation wird die Narkose durch Inhalation von O2 mit 3% Isofluran aufrechterhalten. Das Gebiet über den dorsomedialen und dorsolateralen Aussackungen der Gelenkkapsel wird geschoren, desinfiziert und mit einer sterilen Klebefolie abgedeckt. Zur Ausdehnung des Gelenkes werden nun 50100 ml einer sterilen NaCl-Lösung instilliert. Nach einem kurzen Hautschnitt wird das Arthroskop mit Hilfe eines scharfen Trocars von medial in die dorsomediale Aussackung der Gelenkhöhle eingestochen. Um die betroffene Stelle einsehen zukönnen, kann die leichte Beugung der Gliedmaße notwendig werden. Das Instrument zum Greifen des Corpus liberum wird dann von lateral in unmittelbarer Nähe zur Läsion eingestochen. Es sollten möglichst alle freien Körper in der Gelenkhöhle entfernt werden, also sowohl knöcherne als auch knorpelige Strukturen. Wenn das „Bett“ des losen Fragmentes noch nicht mit festem Faserknorpel ausgefüllt ist, kann eine Kürettage der Läsion erfolgen. Nach erfolgreicher Entfernung aller Fragmente wird das Gelenk mit einer Vollelektrolyt-Lösung gespült und ein Antibiotikum instilliert (z.B. Ampicillin). Die Hautschnitte 7 werden jeweils mit ein oder zwei Einzelheften aus nicht-resorbierbarem Nahtmaterial verschlossen, und es wird ein gut gepolsterter Verband angelegt. Die postoperative Behandlung setzt sich zusammen aus a) 4 Wochen Boxenruhe mit anschließender langsamer Steigerung der Bewegung über etwa 6 Monate b) systemischer Breitband-Antibiose ( z.B. Penicillin und Gentamicin) über mindestens 5 Tage c) intraartikulärer Applikation von Hyaluronsäure (evtl. mehrmals). Nach diesem Therapieschema soll auch bei „Xxx“ vorgegangen werden. Literatur: Ted S. Stashak (Hrsg.) Adams´ Lahmheiten bei Pferden, 4. Aufl. M. & H. Shaper, Alfeld O. Dietz / B. Huskamp (Hrsg.) Handbuch Pferdepraxis, 2. Aufl. Enke Verlag, Stuttgart C.W. McIlwraith / A.S. Turner Equine Surgery: Advanced Techniques Lea & Febiger, Philadelphia 8