39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Validierung der Nierenperfusionsmessung mittels DCEMRI mit einem intravasalen Kontrastmittel an einem Schweinemodell Lutz Lüdemann, Benno Nafz, Franz Elsner, Michael Meissler, Nicola Kaufels, Hagen Rehbein, Philipp Lengsfeld, Christian Große-Stiestrup, Pontus Persson, Matthias Voth, Matthias Gutberlet Klinik für Strahlenheilkunde, Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin Einleitung Die Magnetresonanztomographie (MRT) der Niere wird derzeit überwiegend zur Darstellung der Nierenmorphologie verwendet. Die zusätzliche Verwendung der Perfusionsmessung könnte es ermöglichen neben der Morphologie bisher fehlende funktionelle Informationen bereitzustellen, die eine Diagnostik von suspekten Nierenstenosen komplettieren. Eine Methode zur Quantifizierung des gesamten Nierenflusses sowie der kortikalen als auch der medullären Perfusion ist jedoch bisher nicht etabliert. Es ist zu erwarten, dass die verlängerte Verweildauer von intravaskulären Kontrastmitteln im Blut die Zuverlässigkeit und Quantifizierbarkeit der Perfusionsmessung von dynamischen kontrastmittelverstärkten MRT-Methoden (DCEMRI) verbessert. Daher war es das Ziel der vorliegenden tierexperimentellen Studie, die Machbarkeit der Quantifizierung des gesamten Nierenflusses als auch die Quantifizierung der kortikalen und medullären Perfusion mittels DCE-MRI unter Verwendung eines zugelassenen intravaskulären Kontrastmittels (KM), Gadofosveset Trisodium (Vasovist®), zu untersuchen. Material und Methoden Insgesamt 18 weibliche Schweine (45-65 kg Körpergewicht) wurden untersucht. Sieben Schweine dienten der Optimierung der Sequenzen, der Kontrastmitteldosierung und der Akquisitionsparameter für die Perfusionsmessung und die anatomischen Sequenzen der Niere. Zusätzlich wurde die Kontrastmitteldosierung für die Studie optimiert und die Reproduzierbarkeit der MR-Perfusionsmessmethode untersucht. Eine modifizierte Ultraschalldopplersonde (Typ 4RB, MRT kompatibel, Transonic Systems Inc., USA) wurde an die Nierenvene angebracht, um den Gesamtnierenfluss zu bestimmen. Die MRT-Untersuchung erfolge an einem TwinSpeed-System (GE, USA) unter Verwendung einer 8Kanalherzoberflächenspule für den Signalempfang. Alle Unersuchungen wurden in Atemanhaltetechnik in koronaler Schichtführung mit einem Gesichtsfeld von 460 mm durchgeführt. Vor der Perfusionsmessung wurden ohne Kontrastmittelverstärkung eine T 1-gewichtete gespoilte Gradientenechosequenz mit Fettsättigung und eine gemischt T1/T2-gewichtete SSFP (steady state free procession) Sequenz akquiriert. Jeder dynamischen Messung gingen fünf Bildakquisitionen mit einer 3D T1-gewichteten Gradientenechosequenz mit einer TE von 0,88 ms, TR von 2,65 ms, Schichtdicke 8,8 mm, 4 Schichten, Matrix 128128, Phasen-FOV 0,62, Rekonstruktionsmatrix 256256, 4 Mittelungen und unterschiedlichen Anregungswinkeln (2°, 5°, 10°, 20°, 30°) voraus. Unmittelbar nach Akquisition dieser Bilder wurde in der gleichen Schichtposition eine 3D T1-gewichtete Gradientenechosequenz mit denselben Sequenzparametern mit Ausnahme des Anregungswinkels 30°, halber Fourierabtastung und ohne Mittelung aufgenommen. Die Kontrastmittelanflutung wurde über einen Zeitraum von 105,6 s an 65 Zeitpunkten mit einer zeitlichen Auflösung von 1,65 s gemessen. 3 ml des albuminbindenden intravaskulären Kontrastmittels (0,25 mmol/ml Gadofosveset Trisodium, Bayer Schering Pharma AG, Deutschland) wurden mit einer Geschwindigkeit von 3 mL/s gefolgt von 20 mL isotonischer Kochsalzlösung injeziert. Die Infusion wurde während der Akquisition des fünften 3D-Bilddatensatzes gestartet. Vor Beginn der MR-Bildgebung wurde der Gesamtnierenfluss mit der Ultraschallsonde im MRT-Raum gemessen. Die Perfusionsmessung wurde bei jedem Schwein im Abstand von ca. 20 min vier mal wiederholt. Es wurde angestrebt den Nierenblutfluss bei der ersten Messung auf 60 %, bei der zweiten Messung auf 40 % und bei der dritten Messung auf 20 % des Ruheflusses zu reduzieren. Die vierte Messung wurde zu Kontrollzwecken mit vollständig geöffneter Stenose durchgeführt. Der Satz von fünf 3D T1-gewichteten Gradientenechobildern mit den unterschiedlichen Anregungswinkeln (2°, 5°, 10°, 20°, 30°) akquiriert vor jeder dynamischen Messung wurden dazu verwendet die longitudinale basale Relaxationsrate (R10) und die Magnetisierung (M0) voxelweise zu berechnen [1]. Anschließend wurden die Parameterkarten R10 und M0 dazu verwendet, um die dynamischen bewegungskorrigierten Messungen in 4D Karten der Relaxationsratenänderung (R1(t)) umzurechnen [1]. Die arterielle Eingangsfunktion (AIF) wurde Fußzeile TimesNewRoman 10 39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg gemittelt nur aus denjenigen Voxeln der R1(t)-Karte, die definitiv vollständig innerhalb der Aorta lagen, um Partialvolumeneffekte zu vermeiden. Anschließend wurde mit Hilfe der AIF und der R 1(t)-Karte mit Hilfe der Singulärwertzerlegung die Perfusion voxelweise berechnet [2]. Die morphologischen Bilder wurden dazu verwendet, die ipsilaterale Niere, d.h. die Niere, bei der der Fluss variabel eingestellt worden war, in Mark, Rinde und Rest zu segmentieren. Der Volumenbeitrag jedes Segmentes zu der gesamten Niere wurde daraus berechnet. Die Perfusionsbilder wurden verwendet, um Rinde und Kortex ein weiteres mal zu definieren, wobei eine möglichst große partialvolumenfreie Abdeckung in den Perfusionbildern angestrebt worden war, woraus die mittlere Rinden- und Markperfusion berechnet wurden. Das Volumen berechnet aus den morphologischen Bildern und die mittlere Perfusion jedes Segementes wurden verwendet um den Gesamtnierenfluss zu bestimmen. Dabei wurde angenommen, dass nur Rinde und Mark signifikant zum Gesamtnierenfluss beitragen. Ergebnisse Zwei Schweine wurden vier mal unter identischen Perfusionsbedingungen untersucht. Dabei konnte die AIF als auch eine gemitteltes Gewebesignalzeitkurve in Einheiten der Relaxationsrate mit einer Genauigkeit von besser als 5% reproduziert werden. Zusätzlich wurde eine Dosiseskalationsstudie mit Einzeldosen von bis zu 5 ml Kontrastmitteldosis bis zu einer Gesamtdosis von 18 ml durchgeführt. Dabei wurde festgestelllt, dass die KM-dynamik bis zu einer Gesamtdosis von 15 ml KM reproduziert werden konnte. Daher konnte die im vorliegenden Protokoll realisierte vierfache Injektion von jeweils 3 ml KM reproduzierbar durchgeführt werden. Bei elf Schweinen wurden vier unterschiedliche Perfusionszustände nacheinander gemessen. Der kontrolliert reduzierte Gesamtnierenfluss gemessen mit der Ultraschallsonde korreliert hochgradig mit dem Gesamtnierenfluss aus der MRT-Messung, P<0,001 (siehe Abb. A). Der Korrelationskoeffizient zwischen beiden Messmethoden beträgt 0,843. Die lineare Regression ergab eine Steigung von 0,777 und einen yAchsenabschnitt von 24,1 ml/min. Die Perfusion von Nierenkortex und Nierenmark korrelieren ebenfalls hochgradig mit dem relativen Gesamtnierenfluss, P<0,001 (siehe Abb. A + B). Perfusionswerte niedriger als 50 ml/(min cm3) wurden überschätzt. Der Grund dafür ist höchstwahrscheinlich, dass der dynamische Signal-zuRauschabstand bei niedrigen Perfusionswerten zu gering ist und Rauschen bei der Singularwertzerlegung als Perfusion interpretiert wird. Hohe Perfusionswerte werden geringfügig unterschätzt. Schlußfolgerungen Die in der vorliegenden Studie angewendete DCE-MRI-Technik ermöglicht die Absolutquantifizierung der Nierenperfusion wie auch die separate Bestimmung der Mark- und Rindenperfusion. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die Technik eine ausreichende Genauigkeit und Reproduzierbarkeit hat, um sie in einer klinischen Umgebung einsetzen zu können. Literatur [1] Li, K-L et al 2000 JMRI 12:347-357 [2] Ostergaard, L et al 1996 MRM 36:715-725 Abb.: A) Korrelation des Gesamtnierenflusses gemessen mit der DCE-MRI mit dem Fluss an derselben Niere gemessen mit der Doppler-ultraschallsonde (US). B) Mittlere Nierenkortexperfusion in Abhängigkeit vom relativen Nierenfluss (US) C) Mittlere Nierenmarkperfusion in Abhängigkeit vom relativen Nierenfluss (US). Fußzeile TimesNewRoman 10