Blasenschwäche Definition: Blasenschwäche, auch Inkontinenz genannt, ist ein unfreiwilliger Verlust von Urin. Unser Organismus produziert innerhalb von 24 Stunden 1,5 bis 2,5 Liter Urin. Eine Entleerung beim Toilettengang entspricht 250 bis 350 ml Flüssigkeit. Bei einer Blasenschwäche ist es dem Betroffenen mehr oder weniger unmöglich, den Urin kontrolliert zurückzuhalten. Dieser kann gelegentlich oder regelmäßig, mit und ohne Harndrang als Tropfen oder Strahl abgehen. Wie funktioniert unser Harntrakt? Der Harn fließt aus den Nieren durch die beiden Harnleiter in die Blase, wo er gesammelt wird. Der Blasenausgang wird im Bereich der Harnröhre durch den inneren und äußeren Schließmuskel geschlossen. Zusätzlich ist die Beckenbodenmuskulatur verantwortlich für die Kontrolle des Blasenausgangs. Je nach Füllungszustand der Blase melden Nerven, die in der Blasenwand liegen, an das Gehirn, wenn Harndrang vorliegt. Beim Wasserlassen werden äußerer und innerer Schließmuskel entspannt und zusätzlich die Blasenmuskulatur angespannt, um die Flüssigkeit komplett ausstoßen zu können. Zeichnung!!! Was ist die Ursache der Blasenschwäche? Die Ursachen sind vielfältig, deshalb unterscheidet man zwischen verschiedenen Formen der Blasenschwäche: 1.Belastungs-(=Stress) Inkontinenz Symptom: Durch Husten, Lachen, Niesen, bei sportlicher Betätigung oder beim Bücken und Heben wird der Druck in der Blase so erhöht, daß ungewollt kleine Mengen Urin abgehen. Streß hat hier also nichts mit seelischem Streß zu tun, sondern es ist die körperliche Anstrengung gemeint. Ursache: Es liegt eine Schwäche des Verschlußsystems, genauer der Beckenbodenmuskulatur und des äußeren Schließmuskels vor. Betroffene sind häufig Frauen nach der Entbindung oder nach Operationen, bei der die Beckenbodenmuskulatur durch die extreme Dehnung geschwächt wurde. Auch bei Übergewichtigen können durch Überlastung des Beckenbodens diese Probleme auftreten. Ferner können bei Frauen durch den Hormonmangel während bzw. nach den Wechseljahren Rückbildungserscheinungen an der Scheidenschleimhaut auftreten. Das Bindegewebe wird dünner und unelastischer. 2.Dranginkontinenz Symptom: ungewollter, plötzlicher Harndrang, der so unerwartet auftritt, daß der Patient es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schafft. Hierbei können auch größere Flüssigkeitsmengen verloren gehen. Ursache: a)Überempfindlichkeit der Blasenmuskulatur z.B. durch Blasenentzündungen (Reizblase), Blasensteine oder nach Operationen kann zur plötzlichen Öffnung des Schließmuskels führen. b)Überaktivität der Blasenmuskulatur: während der normalen allmählichen Füllung der Blase wird plötzlich-durch Störung im steuernden Nervensystem- Harndrang gemeldet. Diese Störung kann durch Durchblutungsstörungen des Gehirns, Alzheimersche Krankheit und andere Hirnleistungsstörungen bedingt sein. Übrigens gibt es auch gemischte Streß- und Dranginkontinenz, an der sowohl unzureichendes Verschlußsystem als auch eine Überaktivität der Blase Anteil haben. 3.Überlaufinkontinenz Symptom: Ungewollter Verlust kleiner Harnmengen in unregelmässigen Abständen Ursache: Hier ist der Grund eine mechanische Abflußbehinderung z.B.durch eine Harnröhrenverengung oder bei Männern durch eine Prostatavergrößerung. Die Blase wird immer nur unvollständig geleert, sodaß ständig Restharn in der Blase zurück bleibt, von der manchmal unkontrolliert kleine Mengen abgegeben werden. Therapie der Blasenschwäche: Als erstes sollte durch den Urologen die genaue Ursache herausgefunden werden. Die Blasenschwäche ist kein einheitliches Krankenbild und erfordert deshalb je nach Ursache unterschiedliche individuelle Behandlungsmethoden. 1.Beckenbodengymnastik die erschlaffte Muskulatur des Beckenbodens kann durch gezielte Übungen trainiert und gestärkt werden. Optimal ist die anfängliche Anleitung durch einen geprüften Beckenbodentherapeuten. Es gibt spezielle Übungen, die einfach durchzuführen sind, wichtig ist das regelmäßige Training. Die Beckenbodengymnastik zeigt bei der Stressinkontinenz ganz besonders gute Ergebnisse und kann auch vorbeugend während und nach der Schwangerschaft helfen. Bei der Dranginkontinenz hilft sie als begleitende Maßnahme. 2.Östrogentherapie bei durch Hormonmangel bedingter Inkontinenz werden vom Arzt Östrogene verordnet. 3.Gewichtsreduktion ein evt. Übergewicht sollte reduziert werden, da dieses allein oder zusätzlich den Beckenboden belastet. 4.Medikamente, a) die die Blasenmuskulatur entkrampfen b) die bei Störungen im steuernden Nervensystem helfen c) die evt. vorliegende Entzündungen behandeln. 5.Blasentraining Training einer zeitgerechten Entleerung bzw. einer vollständigen Entleerung der Blase bei Patienten, die durch Erkrankungen des Gehirns die Kontrolle über das Reflexzentrum im Hirnstamm für die Blasenfunktion verloren haben.( nach Schlaganfall o.ä.). Die Patienten werden rechtzeitig und nach einem festgelegten Zeitschema orientiert an den Mahlzeiten bzw. Kaffeetrinken zur Toilette geschickt, bevor der Harndrang einsetzt. 6.externe Elektrostimulation durch Training mit Elektrostimulation kann die Beckenbodenmuskulatur erfolgreich gekräftigt werden. Mithilfe eines speziellen Gerätes kann der Patient die Muskeln spüren und trainieren, die eingesetzt werden sollen. Diese Methode wird bei Stress-und Dranginkontinenz mit Erfolg eingesetzt. 7.Operation in einigen Fällen der ausgeprägten Inkontinenz entscheidet sich der Urologe für eine Operation, z.B. wenn sich Gebärmutter und Blase gesenkt haben. Schutzeinlagen zur Soforthilfe und zur Therapiebegleitung Blasenschwäche ist leider immer noch ein Tabuthema. In Deutschland ist jede 4. Frau und jeder 12. Mann betroffen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter stark zunimmt. Leider sind viele Betroffene verunsichert, trauen sich nicht mehr unter Menschen bzw. außer Reichweite einer Toilette. Das muß nicht sein. Neben den oben genannten Behandlungsmethoden können spezielle Schutzeinlagen für die Unterwäsche Sicherheit geben und es dem Betroffenen ermöglichen, am aktiven Leben teilzunehmen. Bitte behelfen Sie sich nicht mit normalen Damenbinden oder mit Watte und Toilettenpapier. Wichtig ist die Anwendung einer Saugeinlage, die die gesamte Flüssigkeitsmenge aufsaugt und den Blasenbereich trocken hält. Der Urin wird dabei in tiefere Schichten der Schutzeinlage aufgesaugt, wo es zur Gelbildung kommt. Dadurch kann keine Flüssigkeit auslaufen, außerdem ist meist noch ein Geruchsbinder enthalten. Es ist sehr wichtig, daß der Intimbereich nicht in einem sogenannten feuchten Klima liegt, da sonst die Gefahr einer Infektion sehr groß ist! In der Apotheke gibt es ein umfangreiches Sortiment in verschiedenen Größen an Vorlagen und Slips für jeden Bedarf. Einlagen für Blasenschwäche sind fast alle verordnungsfähig. Bitte lassen Sie sich bei uns beraten! Mit Musterpackungen kann zuhause in Ruhe die richtige Größe für jede Situation getestet werden. Für die besonders reizarme Reinigung und Pflege der Intimregion gibt es spezielle Pflegeprodukte zur Ergänzung. Für Frauen mit Stressinkontinenz gibt es als Alternative zu Schutzvorlagen eine tamponartige mechanische Stütze, die in die Scheide eingeführt wird. Dadurch wird die vordere Scheidenwand angehoben und mechanisch verschlossen. Ein unwillkürlicher Harnverlust durch Lachen oder Niesen wird dadurch verhindert. Auch dieses Produkt kann vom Arzt verschrieben werden. Nützliche Adressen: GIH Gesellschaft für Inkontinenzhilfe e.V. Hauptstelle der Selbsthilfegruppen Friedrich-Ebert-Str. 124 34119 Kassel Tel.:0561/780604 Deutscher Verband für Physiotherapie, ZVK e.V. Postfach 210280 50528 Köln Tel.:0221/9810270 Fax:981027-25 Hier erhalten Sie Auskunft über Beckenbodentherapeuten in Ihrer Nähe. Und zuletzt noch einige Beckenbodenübungen für zuhause: 1.Übung Setzen Sie sich auf einen Stuhl. Stellen Sie sich vor, Sie müßten Kirschkerne, die auf dem Stuhl liegen, mit Ihren Beckenmuskeln aufnehmen. Diese Muskelübung kann jederzeit auch im Stehen geübt werden. Bitte während der Anspannung ausatmen. 2.Übung Legen Sie sich auf den Rücken, die Fußsohlen fest aufsetzen. Die Hüfte für 10 bis 15 Sekunden anheben, dann wieder langsam senken. Während der Anspannung ausatmen. 3.Übung Sie können diese Übung im Stehen, Sitzen und Liegen durchführen. Die Beine werden gekreuzt und die Fußaußenkanten gegeneinander gedrückt. Bitte atmen Sie beim Drücken aus. Wir hoffen, Ihnen mit unseren Informationen weitergeholfen zu haben und stehen Ihnen gerne mit weiterführenden Anregungen zur Seite.