AGB Sterne und das Lithium Problem Alexander Stökl 16.11.2001 Beobachtungsergebnisse Messung von log(7Li) und Fe/H von heißen Zwergen T > 5700 K ( noch keine Durchmischung !) Meßfehler in der unteren Abb. betragen etwa 0,1 – 0,2 dex (Abbildung aus: Romano et al. 1999 ) Fragestellungen: An- oder Abreicherung von 7Li ? primordiales 7Li ? galaktische 7Li Quellen AGB Sterne Im AGB Stadium können Sterne 7Li bilden und durch Massenverlust an das ISM abgeben. Bildung von 7Be in der H-Brennschale, durch Konvektion an die Oberfläche, Zerfall zu 7Li. Näheres folgt später. Novae WD + Stern and der Roche Fläche, Überströmen von Gas solarer Häufigkeit Mischung mit der WD Oberfläche 3He Anteil wichtig (linear?), 3He wird akkretiert Ausbruch: Wasserstoffbrennen, thermal runaway Bildung von 7Be & Li CO-WD 10 mal effektiver als OneMg-WD keine Bestätigung der 7Li - Produktion durch Beobachtungen. numerische Simulationen liefern widersprüchliche Ergebnisse. Zeit bis zur Bildung der WD liefert die richtige Verzögerung in der Bildung von 7Li. GCR Nukleosynthese Spaltung und Fusion durch Cosmic Ray´s schwerere Kerne (CNO) getroffen von Protonen, Teilchen, leichte Kerne Reaktionen Aus Vergleich mit Be Isotopen und 6Li Häufigkeiten läßt sich unter Modellannahmen eine Obergrenze für den Beitrag der GCR zum 7Li berechnen: ...nicht mehr als 25% low mass RGB Nur einige wenige (1%) LMRGB zeigen Lithium Überhäufigkeiten dann aber oft starker infrarot excess -> Staubhüllen, starker Massenverlust Mechanismus wie in AGB ist wegen der geringer Masse nicht möglich Erklärungsmodelle: Kurz nach first dredge-up, aber noch bevor AGB danach starker Massenverlust -> Staubhülle cool bottom process (CBP) Produktion von 7Be in der H-Brennschale (Im Zuge der p-p-Kette). zusätzlicher Mechanismus zum Transport des 7Be bis zur Konvektionszone notwendig. z.B. durch Verschlucken eines Braunen Zwerges oder Riesenplaneten, erklärt kurze Zeitskala Zeit bis zum RGB bei Sternen mit Massen von 2 – 3 M liefert die Verzögerung in der Bildung von 7Li. Details der Modelle und Raten der 7Li Produktion sind sehr unsicher. Röntgendoppelsterne LMXB low mass X-ray binaries SXT soft X-ray transients (X-ray novae) Ausbrüche über Wochen, danach Monate bis Jahrzehnte Pause. halbgetrenntes Doppelsternsystem wovon ein Objekt ein BH oder NS ist. Ausbrüche durch dynamische Instabilitäten in der Akkretionsscheibe. In Akkretionsscheibe Bildung von 7Li durch Reaktionen oder Spaltung schwerer Kerne (CNO). 7Li wird von teilweise wieder rausgeblasen (Jets?) ein Teil des 7Li fällt auf den Partnerstern und kann dort beobachtet werden. Modellrechnungen liefern widersprüchliche Ergebnisse. Typ II Supernovae Anregung von 4He durch inelastische Streuung von und Neutrinos. Verlust eines Neutrons oder Protons Reaktion mit 4He zu 7Li oder 7Be keine Bestätigung durch Rechnungen oder Beobachtungen. Modellrechnungen Modellrechnungen der galaktischen Entwicklung der 7Li Häufigkeit sind allgemein wegen der unbekannten Stärke der einzelnen Li Quellen mit großen Unsicherheiten behaftet. Ergebnisse aus Romano et al. 2001: Punkte...Type II SN lange Striche...LMRGB kurze Striche....AGB durchgehend...Novae Beiträge: Type II SN AGB LMRGB Novae GCR LMXB 9% 0,5% 41% 18% 25% 0% AGB Sterne Allgemeines zur Entwicklung von ABG MS: H-Brennen im Kern -> He Kern Übergang zum H Schalenbrennen, Stern wandert bis an die Hyashi Linie Kernmasse wächst, He – Kernbrennen setzt ein -> first dredge-up Stern geht auf RGB He Kernbrennen stoppt – He Schalenbrennen setzt ein, Schleife im HRD Ende des H-Schalenbrennens, -> second dredge-up He Schalenbrennen bis an die H – He Diskontinuität, heizt die H-Zone, H Brennen setzt wieder ein. thermal pulses: H und He Schalenbrennen, He Brenne instabil, H Schale wird von innen beeinflußt Im Zuge der thermal pulses -> third dredge-up Entwicklungstracks für Modelle von 3,5 bis 6 Sonnemassen. rechts oben: thermal pulses s-process Elemente und C-Sterne Einige der beobachteten Li-reichen AGB Sterne zeigen C oder s-Prozeß Elemente in der Atmosphäre. C-Sterne Durch den third dredge-up wird C and die Oberfläche transportiert. genauere Details sind unklar s-process In der He Zone entstandenes 12C und 16O wird in die H Zone transportiert und dort in 14N umgewandelt. Im nächsten thermischen Puls gelangt das 14N wieder in die He Zone wo es in der Kette 14N () 18F () 18O () 22Ne verbrannt wird. Durch 22Ne (,n) 25Mg werden Neutronen für den s-Prozeß erzeugt. Analog funktioniert die Kette 12C (p) 13N () 13C (n) 16O Durch die freiwerdenden (langsamen, slow) Neutronen werden schwerere Elemente (jenseits von Fe) gebildet. Konvektion während den thermischen Pulsen transportiert die s-process Elemente an die Oberfläche. 7Li Produktion Cameron – Fowler Prozeß, „hot bottom burning“ (HBB) Reaktionsketten bei der Entstehung von 7Li (Temperaturen gelten nur für AGB) 7Li +p 7Be 3He + 4He 7Be + p 2 7Li + e7Be 2 T > 2 · 107 K = 53,3 d T > 4 · 107 K T > 8 · 107 K (1) (2) (3) (4) Der einzige Weg 7Li herzustellen ist Reaktion 2. Bereits bei relativ geringen Temperaturen wird 7Li durch Protoneneinfang sehr schnell zerstört. 7Be wird gemäß Reaktion 3 gebildet (p-p-Kette) und bei höheren Temperaturen durch Reaktion 4 zerstört. Im Stern vorhandenes, primordiales 7Li wird im Fall von tiefen Konvektionszonen (dredge-up 1 und 2 ) durch Reaktion 1 vernichtet. Transport von Lithium an die Oberfläche ist möglich in einem Temperaturbereich von etwa 2107 K bis 8107 K Zerstörung von 7Be durch (4) ist langsamer als Konvektionszeitskala Zerfall von 7Be nach (2) ist langsamer als Konvektionszeitskala H Schale wird wieder gezündet. T ~ 107 K durch Reaktion 1 wird fast das gesamte Lithium der Hülle verbrannt. Die bisherige 7Li - Geschichte und primordiales 7Li wird dadurch „gelöscht“. Temperatur steigt weiter 7Li Produktion übersteigt Zerstörung. Während der thermischen Pulse: Expansion: Temperatur der H-Schalenquelle sinkt Lithium nimmt ab. Kontraktion: Temperatur der H-Schalenquelle steigt Lithium nimmt zu. Für die Effizienz von AGB als galaktische 7Li – Quelle ist der Massenverlust entscheidend. Modellrechnungen Behandlung der Konvektion: Für MLT ohne Overshooting sind große (> 1,7) notwendig um auf HBB zu kommen. Andere Konvektionsmodelle liefern bessere Werte Overshooting: Modellrechungen gehen von einem exponentiellen (in Radius oder Druck) Abfall der Konvektion aus. Skaliert an der Druckskalenhöhe (2%) Overshooting erweitert durch die tiefere Hüllenkonvektionszone den Massenbereich in dem es zu HBB kommt. (typ. 4 – 6 M) Massenverlust: Noch keine numerische, quantitative Beschreibung des Massenverlust. parametrisierte Berücksichtigung (Reimers Law) Simulation von thermal pulses: Abbildung aus: Mazzitelli et al. 1999 Literatur: D'Antona, F. & Matteucci, F.: 1991, A&A, 248, 62 Herwig, F.: 2000, A&A, 360, 952 Jiang, S.Y., Huang, R.Q., Yuan, Y.Q.: 1995, A&A, 293, 823 Kippenhahn, R., Weigert, A.: 1990, Stellar Structure and Evolution, Springer, Berlin Mazzitelli, I., D'Antona, F., Ventura, P.: A&A, 348, 846 Rebolo, R., Molaro, P., Beckman, J.E.: 1988, A&A, 192, 192 Romano, D., Matteucci, F., Molaro, P., Bonifacio, P.: 1999, A&A ,352, 117 Romano, D., Matteucci, Ventura, P., D'Antona, F.: 2001, A&A, 374, 646 Ventura, P., D'Antona, F., Mazzitelli, I.: 2000, 363, 605