BLK-Programm Sinus Set 2 Schleswig-Holstein Hanna Kloock, Gymnasium Kronwerk, Rendsburg, März 2001 Rückmeldung zu dieser Datei bitte an [email protected] (Hanna Kloock) Physikaufgabe: Farben einer Seifenmembran (A) Das Wichtigste in Kürze: Aufgabe Physik 12, Wellenoptik Ausgehend von der Beobachtung der Farben einer Seifenhaut wird eine vereinfachte Theorie der Interferenzen an dünnen Schichten erarbeitet. 1 Aufgabe Stellen Sie mehrfach mit Hilfe einer Draht- oder Plastikschleife eine Seifenmembran her. Stellen Sie die Schleife vor einem dunklen Hintergrund senkrecht auf einen Tisch, so dass Licht schräg von der Seite darauf fällt. 1) Beobachten Sie im reflektierten Licht das Farbspiel auf der Seifenhaut so lange, bis diese platzt. 2) Beschreiben Sie die Farberscheinungen möglichst genau. Versuchen Sie, Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und den Zeitpunkt des Platzens vorherzusagen. (Hinweis: das Muster wird häufig durch Strömungen in der Membran gestört.) 3) Erklären Sie die Farberscheinungen. Beachten Sie dabei, dass die Farben durch Interferenz des Lichtes entstehen, das an der Vorderseite und an der Rückseite der Seifenhaut reflektiert wird. Nehmen Sie vereinfachend an, dass das Licht senkrecht auf die Seifenhaut fällt. Übersichtlicher sind die Verhältnisse bei Beleuchtung der Seifenlamelle mit dem Licht einer NatriumDampf-Lampe. 3a) Welche Bedingung muss erfüllt sein, damit man Minima bzw. Maxima der Intensität beobachten kann? 3b) Das Streifensystem ändert sich während der Beobachtung. Geben Sie dafür eine qualitative Erklärung. 3c) Versuchen Sie jetzt, die Farberscheinungen bei Beleuchtung mit weißem Licht zu erklären. Gehen Sie dabei auch auf die folgenden Fragen ein: - Warum erscheint die Seifenlamelle unten verwaschen weiß? - Wie kann man die Beobachtung kurz vor dem Zerplatzen der Membran erklären? - Wie dick ist die Seifenlamelle am oberen farbigen Rand (Abschätzung)? 2 Rahmendaten Autor, Schule Hanna Kloock, Gymnasium Kronwerk Rendsburg Fach Physik Klasse / Jahrgang LK 12 Thema Wellenoptik, Interferenzen an dünnen Schichten Entwicklungsstand einmal erprobt 3 Lösungswege und Ergebnisse 2) Man beobachtet horizontale Farbstreifen mit regelmäßig wechselnden Farben (evtl. gestört durch Strömungswirbel) - zunächst unten dicht zusammen - Farbeindruck "verwaschen weiß", nach oben breiter - im Laufe der Zeit werden die Streifen breiter und wandern nach unten - vor dem Zerplatzen erscheint der obere Teil der Seifenhaut dunkel. 3) 3a) Minima: s = 2d = k·w = k·L/n; daraus d = k/2·w = k/2·L/n für k = 0; 1; 2;... Maxima: s = 2d = (2k-1)/2·w daraus d = (2k-1)/4·w = (2k-1)/4·L/n für k = 1; 2; 3;... (s: Gangunterschied, d: Dicke der Lamelle, w: Wellenlänge in Wasser, L: Wellenlänge in Luft, n: Brechungsindex von Wasser) Die Reflexion an der Vorderseite der Lamelle findet am "festen Ende" statt, so dass ein Phasensprung von auftritt. 3b) Die Dicke der Seifenhaut ändert sich mit der Höhe, jedoch nicht linear, da sonst ein äquidistantes Streifensystem entstehen müsste. Außerdem verdunstet das Wasser mit der Zeit. 3c) Mischfarben: Das Licht wird abhängig von der Dicke der Haut bei verschiedenen Wellenlängen unterschiedlich stark geschwächt oder verstärkt. Die unterschiedlichen Mischungen des Lichtes erzeugen im Auge bzw. Gehirn unterschiedliche Farbeindrücke. Bei großer Dicke der Haut liegen viele Minima und Maxima etwa gleichmäßig verteilt im Spektrum, so dass sich das Licht wieder annähernd zu "weiß" mischt. Durch das Eigengewicht und durch Verdunstung wird die Seifenhaut im oberen Teil immer dünner. Kurz vor dem Zerplatzen ist für alle Wellenlängen des sichtbaren Lichtes d<</4, so dass für Licht aller Farben die Bedingung für destruktive Interferenz erfüllt ist. Abschätzung: Die Maximumsbedingung für k = 1 und blaues Licht ergibt ungefähr d = 80 nm. 4 Unterrichtskontext Kompetenzdefizite vor Einsatz der Aufgabe Ziele Anwendung der Kenntnisse über optische Wellen zur Erklärung eines Alltagsphänomens Erwartungen zur Wirkung Fachliche Voraussetzungen Reflexion von Wellen am festen und am losen Ende, Interferenz am Doppelspalt, Abhängigkeit der Wellenlänge vom Brechungsindex Enthaltene Wiederholung Anforderungsbereiche Unterrichtsphase I - III Sozialform Schülerexperiment, Partnerarbeit Außerfachliche Bezüge Interferenzfarben in der Natur 5 Bearbeitung durch die Schüler Motivationswirkung zunächst hoch durch den ästhetischen und spielerischen Reiz der Seifenblasen, später wesentlich geringer wegen der Komplexität; mit zunehmendem Verständnis wächst die Faszination. Bearbeitungsdauer ca. 1h Ergebnisse Fehler, Probleme Vorschläge für Hilfe und Bedenken Sie Differenzierung (1) die Unterschiede bei der Reflexion einer Welle am festen und am losen Ende, (2) den Unterschied zwischen einer Spektral- und einer Mischfarbe. Zur Erklärung der Erscheinung kurz vor dem Zerplatzen: Welche Werte kann k in den Formeln für Minima und Maxima annehmen? Was passiert, nachdem man das Maximum für k = 1 gesehen hat? 6 Auswertung der Bearbeitung Dauer 1-2- Schulstunden Folge-/Zusatzaufgabe Vergütung von Linsen; Interferenz am Keil, speziell Newtonsche Ringe; Glimmerblatt-Versuch mit der gelben Hg-Doppellinie Beitrag zum folgenden Unterricht Leistungsmessung 7 Zusammenfassende Einschätzung Erfahrungen beim Die zusätzliche Betrachtung im einfarbigen Licht verringerte die Aufgabeneinsatz Komplexität der Aufgabe für die Schüler auf ein erträgliches Maß. Verbesserungen 8 Hinweise Tipps zum Experiment Materialien, Literatur Sonstige Bemerkungen Statt einer Na-Dampf-Lampe kann man auch eine Glühlampe mit einem geeigneten Filter versehen benutzen. Den Versuch findet man in Physik-Schulbüchern. Die Anregung, eine Aufgabe mit offener Fragestellung zu entwickeln, habe ich erhalten durch die Lektüre des Buches Labudde: Alltagsphysik in Schülerversuchen