2 Die Krankeitsbilder: Chronisch entzündliche

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Medizinische Fakultät
der
Universität Duisburg-Essen
Aus dem Institut für
Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Evaluierung der Qualität der Versorgung von Patienten
mit chronischen Darmerkrankungen (unter besonderer Berücksichtigung
der Patientenzufriedenheit) am Beispiel des „Essener Zirkels“
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der
Naturwissenschaften in der Medizin
durch die Medizinische Fakultät
der Universität Duisburg-Essen
vorgelegt von
Dipl.-Soz.-Wiss. Claudia Pieper
aus Kleve
2006
Dekan:
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. K.-H. Jöckel
1. Gutachter:
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. K.-H. Jöckel
2. Gutachter:
Prof. Dr. med. St. Gesenhues
Tag der mündlichen Prüfung: 28. März 2007
2
Publikationen, die im diesem Zusammenhang entstanden sind:
Abstracts in in Tagungsbänden
Pieper C, Haag S, Holtmann G, Gerken G, Senf W, Gesenhues S, Jöckel KH. Einfluss der Inanspruchnahme ergänzender Behandlung auf die Patientenzufriedenheit. Ergebnisse einer Studie zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
(CED) und dem Reizdarmsyndrom (RDS) in der Stadt Essen. Z Gastroenterol
(2005): 43(8), 515P.
Haag S, Pieper C, Senf W, Gesenhues S, Gerken G, Joeckel KH, Holtmann G.
Der Essener Zirkel - Initiator einer lokalen Versorgungsepidemiologischen Analyse
chronischer Darmerkrankungen in der Primär-, Sekundär- und Tertiärversorgung.
Unterschiede zwischen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und dem
Reizdarmsyndrom. Z Gastroenterol (2005): 43(8), 522P.
Artikel in Broschüren
Patientensicht und Status quo – eine Studie. Jöckel KH. Pieper C. Haag S. In: Essener Zirkel Darmerkrankungen (Hrsg.). Essener Zirkel Darmerkrankungen. Status
quo und Visionen für die Patientenversorgung. Berg 2006.
Posterbeiträge
Pieper C, Haag S, Holtmann G, Gerken G, Senf W, Gesenhues S, Jöckel K-H
(2005). Einfluss der Inanspruchnahme ergänzender Behandlung auf die Patientenzufriedenheit - Ergebnisse einer Studie zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und dem Reizdarmsyndrom (RDS) in der Stadt Essen. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten.
Pieper C, Haag S, Holtmann G, Gerken G, Senf W, Gesenhues S, Jöckel K-H
(2005). Versorgung von Patienten mit CED und RDS - Schwächen aufdecken und
Verbesserungspotentiale erkennen. 14. Tagung der Gesellschaft für Gastroenterologie in Nordrhein-Westfalen. / Health Care meets Health Science – Clearingstelle Versorgungsforschung NRW.
3
Haag S, Pieper C, Senf W, Gesenhues S, Gerken G, Jöckel KH, Holtmann G. Der
Essener Zirkel - Initiator einer lokalen Versorgungsepidemiologischen Analyse
chronischer Darmerkrankungen in der Primär-, Sekundär- und Tertiärversorgung Unterschiede zwischen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und dem
Reizdarmsyndrom. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungsund Stoffwechselkrankheiten.
Vorträge
Jöckel K-H, Pieper C, Haag S. Patientenkarrieren und Patientenzufriedenheit –
eine regionale Zustandsanalyse der Versorgung von Patienten mit Darmerkrankungen unter besonderer Berücksichtigung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. 1. Essener Zirkel, 15.11.2004. Essen
Jöckel KH, Pieper C, Haag S. Thesen zum status quo und zur Sichtweise der einzelnen Bereiche. 1. Essener Zirkel, 21. Februar 2005. Essen
Jöckel KH, Pieper C, Haag S. Ergebnisse der Evaluierung der Versorgung von
Patienten mit Darmerkrankungen (unter besonderer Berücksichtigung chronisch
entzündlicher Darmerkrankungen) in der ambulanten und klinischen Praxis in Essen. 102. Essener Dienstagskolloqium, Essener Zirkel - Darmerkrankungen. 07.
Februar 2006. Essen.
4
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung und Problembeschreibung ............................................................... 7
1.1
Zielsetzung und Durchführung der Arbeit................................................. 8
1.2
Der „Essener Zirkel“ ................................................................................. 9
1.3
Qualität der Versorgung ......................................................................... 10
1.3.1
Versorgungsforschung in Deutschland ........................................... 11
1.3.2
Patientenorientierung ...................................................................... 11
1.3.3
Leitlinien .......................................................................................... 12
2 Die Krankeitsbilder: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus
Crohn, Colitis ulcerosa) und Reizdarmsyndrom .............................................. 14
2.1
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen .......................................... 14
2.1.1
Epidemiologie ................................................................................. 14
2.1.2
Anatomie des Darmes .................................................................... 15
2.1.3
Ätiologie und Pathogenese ............................................................. 16
2.1.4
Pathologie ....................................................................................... 17
2.1.5
Klinik und Verlauf ............................................................................ 18
2.1.6
Diagnostik ....................................................................................... 19
2.1.7
Aktivitätsindizes .............................................................................. 23
2.1.8
Therapie .......................................................................................... 23
2.2
Das Reizdarmsyndrom........................................................................... 27
2.2.1
Epidemiologie ................................................................................. 27
2.2.2
Ätiologie und Pathologie ................................................................. 27
2.2.3
Diagnostik ....................................................................................... 28
2.2.4
Therapie .......................................................................................... 29
3 Material und Methoden ................................................................................... 31
3.1
Studiendesign / Datenerfassung ............................................................ 31
3.2
Zielgruppe, Ein- und Ausschlusskriterien ............................................... 32
3.3
Zielparameter, Fragebogen .................................................................... 33
3.4
Sekundärdaten, Qualitätssicherung ....................................................... 36
3.5
Statistische Auswertung ......................................................................... 36
4 Ergebnisse ...................................................................................................... 38
4.1
Patientenkollektiv ................................................................................... 39
4.1.1
Nicht-Teilnehmer............................................................................ 41
5
4.2
Hauptansprechpartner, Selbsthilfe, Wissen über die Erkrankung .......... 42
4.3
Zeit bis zur Diagnose ............................................................................. 43
4.4
Untersuchungen, Diagnostik .................................................................. 44
4.5
Lebensqualität, Beschwerden ................................................................ 46
4.6
Determinanten der Patientenzufriedenheit ............................................. 48
4.8
Medikamentöse Therapie ....................................................................... 49
5 Diskussion....................................................................................................... 51
5.1
Durchführung der Studie ........................................................................ 51
5.2
Zielparameter ......................................................................................... 53
5.3
Orientierung an Leitlinien und Empfehlungen ........................................ 54
6 Ausblick........................................................................................................... 58
7 Zusammenfassung ......................................................................................... 61
8 Literatur ........................................................................................................... 62
9 Anhang............................................................................................................ 70
A
Fragebogen ............................................................................................... 70
B
Fragebogen Nicht-Teilnehmer ................................................................... 88
C
Einverständniserklärung ............................................................................ 89
D
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ........................................................ 91
Danksagung ......................................................................................................... 92
Lebenslauf ............................................................................................................ 93
6
1
Einleitung und Problembeschreibung
Vor dem Hintergrund des Anstiegs der Zahl chronischer Erkrankungen, zusammen mit der demographischen Entwicklung und dem medizinischen Fortschritt,
steigen auch die Anforderungen an Umfang, Qualität und Gestaltung der medizinischen Versorgung laufend an [83]. Daneben rücken ökonomische Faktoren zunehmend in den Fokus politischer und wissenschaftlicher Analysen.
Das Gesundheitswesen ist jedoch in Teilen intransparent und zeichnet sich durch
einen Mangel an Daten hinsichtlich der Versorgungssituation und ihrer Verhältnisse aus.
Patienten mit diffusen und zum Teil unspezifischen gastrointestinalen Symptomen
wie
z.B. Oberbauchschmerzen oder Diarrhöe sind sehr zahlreich. Das
Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine der häufigsten Erkrankungen des Magen-DarmTraktes. Die Prävalenzdaten liegen für Deutschland zwischen 15 bis 22 Prozent
[46].
Die Zahl der an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) erkrankten in
Deutschland wird auf ca. 300.000 geschätzt [72]. Sie stellen nicht nur für allgemeinmedizinisch tätige Ärzte in der Primärversorgung, sondern auch für Internisten sowie Gastroenterologen eine große Herausforderung dar.
Zur Diagnostik sind die behandelnden Ärzte je nach Art und Dauer der Symptome
auf eine standardisierte, invasive Diagnostik (z.B. Koloskopie mit Biopsieentnahme) angewiesen, um eine chronisch entzündliche Darmerkrankung oder ein Tumorleiden auszuschließen [34]. Im Rahmen von Früherkennung und angemessener Therapie kommt hierbei dem Facharzt für Allgemeinmedizin eine wesentliche
Rolle zu: Durch ihn sollen diagnostische und therapeutische Schritte für Patienten
effektiv und damit effizient eingeleitet werden. Durch eine rationale Diagnostik und
einen schnellstmöglichen therapeutischen Erfolg soll eine weitere Erhöhung der
sozioökonomischen Belastung vermieden werden. In der Behandlungskette erwächst zunehmend die Notwendigkeit allgemeinärztlicher Kompetenz auf diesem
Gebiet [37].
Untersuchungen zur Lebensqualität, Patientenzufriedenheit und zum Inanspruchnahmeverhalten bei chronischen Darmerkrankungen (Morbus Crohn (MC), Colitis
7
ulcerosa (CU) oder RDS) geben Aufschluss über die Effektivität einer Behandlung
und sind damit von großer klinischer und gesundheitsökonomischer Relevanz. Als
Indikatoren der Gesundheitsverbesserung können klinische Parameter herangezogen werden.
Systematisch erhobene Informationen über die Zeitspanne von ersten Symptomen
bis zur Diagnose, eine mögliche Fehlversorgung und auch die damit zusammenhängende Patientenzufriedenheit liegen jedoch bislang nicht vor.
1.1 Zielsetzung und Durchführung der Arbeit
Die vorliegende Arbeit „Evaluierung der Qualität der Versorgung von Patienten
mit chronischen Darmerkrankungen (unter besonderer Berücksichtigung der Patientenzufriedenheit) am Beispiel des „Essener Zirkels“ “ soll einen Beitrag zur Untersuchung der Qualität und Transparenz der Versorgung im Bereich der CED
leisten. Am Beispiel einer in der Stadt Essen im Rahmen des Projekts „Essener
Zirkel“ durchgeführten Studie wurden die Situation als auch die Strukturen der
Versorgung beschrieben und untersucht, inwieweit diese am Bedarf und an den
Präferenzen der Patienten ausgerichtet sind bzw. sein sollten.
Darüber hinaus bilden die empirischen Daten eine Basis für bereits in der Projektierungsphase befindliche Konzepte hinsichtlich des Qualitätsmanagements in der
Versorgung.
Als zentrale Fragen wurden untersucht:

Wie viel Zeit verging von den ersten Symptomen bis zur Diagnose

Welche Untersuchungen wurden wie häufig vor und nach Diagnosestellung
durchgeführt

Welche Unterschiede bestehen bei der Lebensqualität, Ängstlichkeit und Depressivität zwischen den Patientengruppen

Ist die Therapie leitlinienorientiert

Welches sind die Determinanten der Patientenzufriedenheit.
Die Arbeit ist wie folgt gegliedert: Der erste Teil befasst sich mit den theoretischen
Grundlagen. Im 2. Kapitel werden die in dieser Arbeit behandelten Krankheitsbilder beschrieben, in Kapitel 3 werden die Studienpopulation, die erhobenen Daten
und zur Analyse verwendeten Methoden dargestellt. Die Ergebnisse der Daten8
analyse werden im 4. Kapitel vorgestellt und anschließend in Kapitel 5 diskutiert.
Abschließend erfolgen ein Ausblick und eine Zusammenfassung in den Kapiteln 6
und 7.
1.2 Der „Essener Zirkel“
Aufgrund immer größer werdender finanzieller Einschränkungen entsteht zunehmend Bedarf an Informationen über den Zustand ärztlicher Versorgung, mit dem
Ziel, Einflussgrößen zu erkennen, um durch deren Beeinflussung die Effizienz zu
steigern.
Daneben steht beim „Essener Zirkel“ der Anspruch, eine optimale Versorgung zu
gewährleisten.
Um dies zu erreichen, wurde eine engere Kooperation von den verschiedenen
Leistungserbringern und Kostenträgern vereinbart und der „Essener Zirkel“ wurde
gegründet. Unterstützer sind das Universitätsklinikum Essen, der BKK Bundesverband, die KV Nordrhein – Kreisstelle Essen, die Medizinische Gesellschaft Essen,
die Deutsche Morbus Crohn/ Colitis ulcerosa Vereinigung, die Deutsche
Reizdarmselbsthilfe, die Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft, der Apothekerverband Essen und UCB Pharma unter der Schirmherrschaft der Stadt Essen.
Zu den Teilnehmern gehören zahlreiche Essener Ärzte und auch Patientenvertreter. Zirkel soll in diesem Zusammenhang im Sinne von „umspannen“ oder „umfahren“ verstanden werden. Es wurde eine Struktur geschaffen, in der gleichberechtigt Diskussionen geführt werden, um Lösungsansätze zu erarbeiten. Eine solche
interdisziplinäre Interessengemeinschaft, in die im Verlauf auch Patientenvertreter
integriert wurden, sucht nicht nur national ihresgleichen. Begonnen wurde mit einem zweitägigen Kongress im November 2004, an dem neben Vertretern der Unterstützer insgesamt 44 Ärzte und Wissenschaftler, 8 Patientenvertreter, sowie der
damalige Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) teilnahm [39]. Seitdem fanden immer wieder Treffen in unterschiedlichen Gruppierungen statt, die sich mit der Umsetzung konkreter Konzeptionen befassten.
9
1.3 Qualität der Versorgung
Der Begriff Qualität ist in der Norm DIN 55350/IS0 8402 mit „der Gesamtheit von
Merkmalen einer Einheit bezüglich ihrer Eignung, festgelegte oder vorausgesetzte
Erfordernisse zu erfüllen“ abstrakt definiert [21].
Die Qualität der Gesundheitsversorgung ist nach Avedis Donabedian das Maß, mit
dem die tatsächliche Versorgung mit den festgelegten Bedingungen für eine gute
Versorgung übereinstimmt [23]. Auf Avedis Donabedian geht auch die Einteilung
der Qualität in die drei Dimensionen Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität zurück: Struktur-Qualität bezieht sich auf die Rahmenbedingungen für die medizinische Versorgung. Alle Aktivitäten, die zwischen den Leistungserbringern und Patienten stattfinden, werden in der Prozessqualität zusammengefasst. Unter Ergebnis-Qualität werden die dem Versorgungsprozess zuzuschreibenden Veränderungen des Gesundheitszustandes der Patienten bzw. der Bevölkerung verstanden
[22].
In der Gliederung der National Quality Measures Clearinghouse (NQMC), einer
Qualitätsindikatoren-Datenbank, werden außerdem die Dimensionen "Access“
(Zugang zur Versorgung) und "Patient experience" (Patientenerfahrung) berücksichtigt [59].
Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist unterteilt in einen ambulanten, stationären, rehabilitativen und pflegerischen Sektor. Diese Sektoren werden getrennt
voneinander finanziert auf Grundlage des Sozialgesetzbuches (SGB) V für den
ambulanten und stationären, SGB IX für den rehabilitativen und SGB XI für den
pflegerischen Sektor [51]. Ferner bestehen in den Sektoren verschiedenartige
Vergütungsmodelle (Fallpauschalen versus Einzelleistungsvergütung) und die Kooperation zwischen der ambulanten und stationären Versorgung wird durch
Budgetierung noch zusätzlich eingeschränkt.
Es wird argumentiert, dass diese sektorale Organisation eine sinnvolle Kooperation und Koordination in der Gesundheitsversorgung verhindert [20].
10
1.3.1 Versorgungsforschung in Deutschland
Die Versorgungsforschung befasst sich mit gesundheitspolitischen und gesundheitswissenschaftlichen Problemstellungen. Die Inhalte reichen von der Bedarfsermittlung über die Evaluation von Versorgungsleistungen bis hin zum Qualitätsmanagement.
Eine Verbesserung der Versorgung im Gesundheitswesen soll durch Zieloptimierung, Evidenzbasierung medizinischer Verfahren, Reorganisation von Versorgungsprozessen und die Implementierung von Qualitätsmanagementprozessen
erreicht werden. Ein weiterer neuerer Aspekt ist die stärkere Patientenorientierung
[5,9] .
Versorgungsforschung ist interdisziplinär und nutzt zu der Medizin wissenschaftliche Erkenntnisse, Theorien und Methoden der Soziologie, Psychologie und Ökonomie. Eine an internationalen Standards orientierte Versorgungsforschung hat
sich in Deutschland erst seit einigen Jahren etabliert. Die Gesundheitsforschung in
Deutschland hat in der letzten Zeit an Bedeutung gewonnen, was teilweise auf die
wirtschaftliche Größe des Gesundheitswesens als Kostenfaktor zurückzuführen
ist. In den USA hingegen werden bereits seit den Fünfziger Jahren staatliche Mittel für die Versorgungsforschung zur Verfügung gestellt. 1999 waren dies ca. 490
Millionen US-Dollar [5]. Für das deutsche Förderprogramm „Versorgungsforschung im Gesundheitswesen“ des Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) und der GKV-Spitzenverbände stehen trotz eines Aufrufs des Sachverständigenrats zu einer stärkeren Patienten- und Zielorientierung in seinem Gutachten zur „Medizinischen Über- Unter- und Fehlversorgung in Deutschland“ nur
sechs Millionen Euro über sechs Jahre zur Verfügung [9,40].
1.3.2 Patientenorientierung
Die Ärztliche Zentrale zur Qualitätssicherung (ÄZQ) hat in einer Stellungnahme die
mangelnde Anpassung der Leistungen an die Möglichkeiten und Bedürfnisse der
Patienten als eine der wesentlichen Ursachen für Versorgungsmängel benannt
[14]. Kernprozess ärztlichen Handelns sind die Tätigkeiten, die für die Zielerreichung von Bedeutung sind: Information, Beratung, Behandlung, Rehabilitation,
Pflege [20]. In einem personenbezogenen Dienstleistungssystem verlaufen diese
11
in direkter Kommunikation zwischen Erbringer und Adressat. Die ausreichende
Beratung und Information sowie die angemessene Anwendung wissenschaftlich
geprüfter Verfahren haben Einfluss auf das Ergebnis.
Je komplexer ein solcher Kernprozess und je mehr Leistungserbringer involviert
sind, desto größer wird die Bedeutung der Steuerung und Abstimmung der Prozesse.
Die Patientenbefragung ist aus verschiedenen Gründen eine wichtige Maßnahme
innerhalb des Qualitätsmanagements [86]. Voraussetzung für das Identifizieren
von Stärken und Schwächen in einem Versorgungsprozess und die Ergreifung
entsprechender Maßnahmen sind hinreichende Angaben über die Bedürfnisse
und Meinungen der Patienten. Zu deren Bestimmung eignen sich besonders Befragungstechniken [73].
1.3.3 Leitlinien
Die Leitlinien der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch erarbeitete Empfehlungen für Ärzte, die auf neuen wissenschaftlichen
Erkenntnissen und anerkannten Verfahren beruhen und auch ökonomische Aspekte einbeziehen sollen [1]. Leitlinien sollen nach Ollenschläger et al. [77] überflüssige medizinische Maßnahmen und Kosten vermeiden und die Öffentlichkeit
über erforderliche und gebräuchliche ärztliche Maßnahmen informieren.
Die Entscheidung darüber, ob einer bestimmten Empfehlung gefolgt werden soll,
muss unter Berücksichtigung der individuell vorliegenden Gegebenheiten und verfügbaren Ressourcen getroffen werden.
Zum MC liegt in Deutschland eine Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) im Konsens mit der Deutschen
Gesellschaft für Pathologie der Entwicklungsstufe 3 vor, die in evidenzbasierter
Form aktualisiert wird [62].
Zur Diagnostik und Therapie der CU gibt es eine Leitlinie der Entwicklungsstufe 3
von 02/2004 gültig bis 06/2009 der DGVS zusammen mit dem Kompetenznetzwerk chronisch entzündliche Darmerkrankungen und zum RDS liegt ein Konsensusbericht der DGVS zu Definition, Diagnosesicherung, Pathophysiologie und
Therapiemöglichkeiten vor, der 1999 veröffentlicht wurde [7,8].
12
Unter dieser Voraussetzung wird im Diskussionssteil – soweit dies mit den vorhandenen Daten möglich ist - auch darauf eingegangen werden, in wieweit die Patienten des untersuchten Kollektivs den Empfehlungen der Leitlinien entsprechend
behandelt wurden.
13
2
Die Krankeitsbilder: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) und Reizdarmsyndrom
Die Darmerkrankungen MC und CU kommen zwar weltweit vor, häufen sich aber
in den Industrieländern mit zunehmendem Lebensstandard. Das Geschlechterverhältnis ist bei beiden Erkrankungen in etwa ausgeglichen [48]. Gemeinsam ist
ihnen die Symptomatik mit Diarrhö, perianaler Blutung und Bauchschmerzen.
Trotzdem sind beide Erkrankungen, bis auf etwa 10 % der Patienten mit undeterminierter Colitis, gut zu differenzieren und werden als getrennte Entitäten aufgefasst .
Die veröffentlichten Prävalenzdaten des RDS reichen von 15 bis 22 % in Deutschland. In den westlichen Industrienationen liegt die Prävalenz bei Frauen höher als
bei Männern [7].
2.1 Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Crohn, Ginzberg und Oppenheimer beschrieben 1932 in dem Artikel „Regional ileitis“ erstmalig pathologische und klinische Befunde einer Erkrankung, die vorwiegend junge Erwachsene befällt und charakterisiert ist durch eine Entzündung des
terminalen Ileums [6]. Damit wurde der Beginn der Erforschung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen eingeleitet.
Seitdem gab es zahlreiche Neuerungen bei der Beschreibung, Diagnostik und Behandlung der CED [53]. Unter dieser allgemeinen Bezeichnung wird heute eine
Anzahl chronisch entzündlicher Störungen unbekannter Ursache mit Beteiligung
des Intestinaltraktes zusammengefasst.
Die CED werden in zwei Kategorien eingeteilt: Den MC oder Enterocolitis regionalis und die chronisch-unspezifische CU.
2.1.1 Epidemiologie
Die Inzidenz des MC liegt bei 5,6/100.000 in Europa und bei 5,2/100.000 Einwohner in Deutschland, die Prävalenz liegt bei 1/500 bis 1/800 [64]. Aus der Inzidenz
für CU von 5–25/100.000 Einwohner in Europa bzw. 6/100.000 in Deutschland
ergibt sich für Deutschland rechnerisch eine Prävalenz von 2,1/1.000 Einwohner
[81]. Das Altersprofil der Erstdiagnose bei der CU ist recht breit und hat seinen
14
Gipfel in der dritten bis vierten Lebensdekade. Der MC tritt vor allem bei den 15bis 34-jährigen erstmalig auf und ist als Erstmanifestation bei Älteren seltener.
Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen [74].
Die Inzidenzen für die CED stiegen insgesamt in den letzten Jahrzehnten an; die
Inzidenz der CU nahm im Ruhrgebiet zwischen 1980 und 1995 von 2,4/100.000
auf 3,0/100.000 Einwohner [80] zu. Für das westliche Europa wird angenommen,
dass bis zu 1 % der Bevölkerung während ihres Lebens ein- oder mehrmalig längere Verläufe einer CED durchmachen. MC und CU sind somit die bedeutendsten,
nichtinfektiösen Darmerkrankungen der westlichen Welt [30].
Weiße erkranken etwa viermal häufiger als Farbige und Asiaten. Raucher sind
häufiger von MC betroffen, wobei das Rauchen für den MC als Risikofaktor identifiziert wurde, für die CU dagegen als schützender Faktor gilt [19,30].
2.1.2 Anatomie des Darmes
Der Darm schließt den Gastrointestinaltrakt vom Magenausgang bis zum Rektum
ein und besteht aus den zwei Abschnitten des Dünndarms (Intestinum tenue) und
des Dickdarms (Intestinum crassum). Der Dünndarm wird unterteilt in Duodenum,
Jejunum und Ileum, der Dickdarm in Caekum, Colon ascendens, Colon transversum, Colon descendens, Colon sigmoideum und Rektum.
Der Darm ist teils beweglich über das Mesenterium, teils fest an der hinteren
Bauchwand befestigt. Das Mesenterium ist eine Duplikatur des Bauchfells, das
neben Fett- und Bindegewebe Nerven-, Lymph- und Blutgefäße zur Versorgung
des Darmes enthält.
Die Darmwand besteht (von außen nach innen) aus Peritoneum (Tunica serosa),
Muskulatur (Tunica muscularis) mit anschließender Bindegewebsschicht (Tela
submucosa) und der Schleimhaut (Tunica mucosa) mit drüsenbesetzten, hochzylindrischen Flimmerepithel [11].
15
Abbildung 2.1: Verdauungsorgane des Menschen [7]
2.1.3 Ätiologie und Pathogenese
Ätiologie und Pathogenese der CED sind trotz intensiver Forschung bislang nur
unvollständig bekannt. Es wird als gesichert angenommen, dass es sich um einen
multifaktoriellen Vorgang handelt, an dem eine Vielzahl endogener und exogener
Faktoren beteiligt ist. Eine gewisse familiäre Häufung der CED spricht für das Vorhandensein einer genetischen Prädisposition [49]. Mittlerweile wurde ein großer
Satz von Genen entdeckt, von denen erstmals vermutet wird, an der Entwicklung
von MC oder CU beteiligt zu sein [18].
Bereits seit der ersten Beschreibung der Erkrankung wird eine infektiöse Komponente vermutet, wobei keine spezifischen Keime als ursächlich gelten. Die intestinale Flora scheint eine ausschlaggebende Rolle zu spielen, was durch die klinische Beobachtung unterstützt wird, dass die Entzündung in Darmabschnitten mit
sehr hoher bakterieller Besiedlung entsteht und durch Antibiotika eine Behandlung
möglich ist [84]. Weitere Hinweis auf die infektiöse Genese zeigen Untersuchungen an genmanipulierten Mäusen, bei denen bestimmte Mausvarianten nach bakterieller Besiedlung des Darms eine chronisch entzündliche Veränderung der
16
Darmmukosa ausbildeten, wogegen unter sterilen Bedingungen keine Entzündung
festgestellt wurde [27].
Die überschießende Aktivierung des intestinalen Immunsystems ist auf einen Immunmechanismus zurückzuführen. Über die Bildung von Zytokinen, Immunglobulinen und chemotaktischen Faktoren erfolgt eine Immigration von polymorphkernigen Leukozyten und Makrophagen, die wiederum eine Fülle von Mediatoren wie
Leukotrienen, plättchenaktivierenden Faktoren und Sauerstoffradikalen freisetzen,
die in der Folge zur Zerstörung der Darmepithelzellen führen. Durch diese Immunreaktion können außerdem extraintestinale Phänomene auftreten wie Uveitis oder
Cholangitis. Begleitend besteht eine Störung der zellvermittelten Immunität [84].
Nicht erwiesen ist die Bedeutung psychischer Faktoren für die Pathogenese der
CED. Diese haben gleichwohl eine entscheidende Bedeutung bei der Beeinflussung des Krankheitsverlaufs [25,43].
2.1.4 Pathologie
Der MC ist vorwiegend im terminalen Ileum und Kolon lokalisiert, kann aber in jedem Verdauungsabschnitt von der Mundhöhle bis zum Anus auftreten. Es handelt
sich um eine transmurale Entzündung aller Wandabschnitte der segmental betroffenen Darmabschnitte. Es kommt zu einer ödematösen und fibrotischen Verdickung der Darmwand und zur Bildung von Stenosen. MC ist histologisch durch
Epitheloidzellgranulome und mehrkernige Riesenzellen charakterisiert. Ferner finden sich eine Hyperplasie der regionären Lymphknoten, Lymphangiektasien und
aphtenähnliche Geschwüre der Schleimhaut mit Fissuren und Fisteln [43].
Die CU ist in ihrer Ausdehnung auf das Kolon beschränkt. Größtenteils beginnt die
Erkrankung distal im Rektum und breitet sich nach oral aus. Es werden zwei Stufen der pathologischen Beurteilung dieser Erkrankung unterschieden: Das frische
und das chronisch fortgeschrittene Stadium. Im frischen Stadium ist eine entzündlich gerötete, ödematöse Schleimhaut feststellbar, die bei Kontakt blutet. Während
eine normale Gefäßzeichnung nicht erkennbar ist, sind Ulzerationen der Schleimhaut sichtbar. Histologisch erscheinen Granulozyteninfiltrationen der Schleimhaut
mit Anhäufung der Granulozyten in den Krypten, die Kryptenabszesse. Das chronische Stadium ist gekennzeichnet durch die Zerstörung des Schleimhautreliefs.
17
Seltener als beim MC werden Stenosen beschrieben. Mikroskopisch sind eine Infiltration der Schleimhaut mit Lymphozyten und Histiozyten, Schleimhautatrophien
und Epitheldysplasien zu erkennen [43].
2.1.5 Klinik und Verlauf
Leitsymptome des MC sind die chronische Diarrhö, meist ohne Blutbeimengung,
sowie der Abdominalschmerz, der vorwiegend im rechten Unterbauch lokalisiert
ist. Außer möglichenfalls tastbarer Resistenzen sind subfebrile Temperaturen,
Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit regelmäßige Anzeichen betroffener Patienten.
Typische Komplikation sind die Ausbildung von Fisteln (40 – 50%) sowie anorektale Abszesse (25%). In 40% der Fälle treten Fisteln als Erstsymptom auf und sollten daher eine Diagnostik auf MC nach sich ziehen [43,49].
Weitere Komplikationen können extraintestinale Symptome an Haut, Augen, Gelenken oder Leber sein [67]. Bei ausgedehntem Ileusbefall kommt es infolge der
gestörten Darmfunktion öfter zu Wachstumsstörungen im Kindesalter oder zu Malabsorption mit Gewichtsverlust.
Das Risiko, nach langer MC-Erkrankung an Amyloidose oder einem Dünndarmkarzinom zu erkanken, ist gegenüber der Normalbevölkerung deutlich erhöht
[38,39] und liegt nach Softley bei ca. 0,7% [75].
Die Krankheit ist durch einen schwankenden natürlichen Verlauf charakterisiert.
Die Rezidivrate beträgt 40% nach 2 Jahren [27,30]. Bestehen die Krankheitssymptome länger als 6 Monate, spricht man von einem chronischen Verlauf.
Blutig-schleimige Durchfälle sowie krampfartige Abdominalschmerzen sind typtische Symptome der CU. Zu dem auch schon beim MC genannten Gewichtsverlust
treten Wachstumsstörungen und als wichtigste Komplikation massive Blutungen
sowie das toxische Megakolon auf, bei dem verbunden mit septischen Temperaturen und Peritonitis höchste Perforationsgefahr des betroffenen Darmanteils besteht.
18
Extraintestinale Komplikationen sind seltener als beim MC [30,43]. Ein bedeutender Faktor der CU ist das erhöhte Risiko für kolorektale Karzinome, dass mit dem
Ausmaß der Kolonbeteiligung und der Dauer der Erkrankung korreliert [56]. Dieses Risiko erhöht sich nach zehnjähriger Krankheit um etwa 1% pro Jahr [43] und
liegt mit 0,8 % für alle CU-Patienten geringfügig über dem eines MC-Patienten
[75].
Man
unterscheidet
chronisch-rezidivierende
Verläufe
(85%),
chronisch-
kontinuierliche Verläufe ohne Komplettremissionen (10%) und akut-fulminante
Verläufe (5%) [67,75]. Messungen der Knochendichte an Patienten mit langjähriger CED haben ergeben, dass sowohl MC als auch CU häufig mit metabolischen
Knochenerkrankungen verbunden sind [3].
Krankheitsverlauf und Therapieerfolg bei CED können mit Hilfe von Aktivitätsindizes (s. 2.1.7) charakterisiert werden, welche sich aus klinischen und laborchemischen Daten zusammensetzen.
2.1.6 Diagnostik
Beim Verdacht auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung können eine ausführliche Anamnese und eingehende körperliche Untersuchung des Patienten die
Diagnose bereits sehr wahrscheinlich machen. Die durchschnittliche Latenzzeit
zwischen dem Auftreten erster Symptome der Darmerkrankung und der Diagnosestellung beträgt immer noch mehrere Monate; sie ist bei MC länger als bei CU.
Je sorgfältiger die Differentialdiagnose durch Anamnese und physikalischen Befund eingeengt wird, desto gezielter und sparsamer kann der weitere diagnostische Aufwand ausfallen.
Laboruntersuchungen geben einen Hinweis auf Ausmaß und Schwere der entzündlichen Reaktion. Neben einer Anämie kann es zum Auftreten von Elektolytverschiebungen, Leukozytose, sowie zum Anstieg der Serum-Transglutaminasen
kommen [49].
19
Tabelle 2.1: Differentialdiagnose zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa [43]
Differentialdiagnose der CED
Colitis ulcerosa
Lokalisation
Kolon
Rektumbeteiligung
immer
Ileumbeteiligung
selten
kontinuierlich, von distal nach
Ausbreitung
proximal
Niveau
Schleimhaut
Klinik
Extraintestinale
Symptome
Komplikationen
Morbus Crohn
gesamter Gastrointestinaltrakt
20%
bis 80 %
diskontinuierlich, von proximal
nach distal
transmural
Abdominalschmerzen, Durchfälle
Abdominalschmerzen, blutig
ohne Blutbeimengungen,
schleimige Durchfälle
Resistenz im rechten Unterbauch
selten
häufig
Augen: Episkleritis, Uveitis
Haut: Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum
Gelenke: Arthritis, ankylosierende Spondylitis
Leber: Primär sklerosierende Cholangitis
Abszesse, Fissuren, Fisteln,
Blutungen, toxisches Megakolon
Konglomerattumoren, Stenosen
Die Aufarbeitung und Bewertung histologischer Darmpräparate kann weitere Klärungen für die Diagnose einer CED geben. Jedoch ist auch die Bewertung der Histologie nicht immer eindeutig, so dass für die Diagnostik weitere Untersuchungen
angestellt werden müssen [30,49].
Die meist entscheidenden diagnostischen Maßnahmen sind die Durchführung
bildgebender Verfahren sowie der Endoskopie. Bedeutung in der Primärdiagnostik
der CED haben Röntgenkontrastuntersuchungen. Ihr Vorteil gegenüber anderen
bildgebenden Verfahren liegt in dem relativ geringen Preis und dass sie frühe Veränderungen an der Mukosa und Submukosa erkennbar machen. Da nur kurze
Abschnitte des Dünndarms endoskopischer Technik zugänglich sind, gilt das
Enteroklysma in Doppelkontrastdarstellung nach Sellink insbesondere beim MC
mit Befall des Dünndarms als Goldstandard für die Darstellung entzündlicher Veränderungen in diesem Darmabschnitt [49].
Kontrastmittel bewirken bei Durchleuchtung eine Doppelkontrastierung des gesamten Dünndarms. Zu einer guten Beurteilbarkeit des Lumens und der Mukosa
lassen sich so auch Fisteln und Stenosen sowie einige der Komplikationen der
CED darstellen [69].
20
Die Diagnostik der CED mittels Sonographie begründet sich im wesentlichen auf
der Bestimmung der Dicke und Beurteilung der Darmwand, die sich mit hochauflösenden Geräten gut darstellen lässt. Charakteristisch für chronische Darmwandentzündungen ist eine echoarme, homogen erscheinende, deutlich verdickte
Darmwand [76]. Hata et al. wiesen 1992 nach, dass es mit der Sonographie auch
möglich ist, die Ausbreitung der CED zu bestimmen. Des weiteren können typischen Komplikationen sowie das den Darm umgebende Gewebe und die Beziehung zu den benachbarten Organen beurteilt werden. Van Oystayen et al. zeigten
den Zusammenhang zwischen dem durch Doppler-Sonographie bestimmten Blutfluss in der Arteria mesenterica superior und der klinischen Aktivität des MC
[42,82].
Die Computertomographie (CT) hat ihre Bedeutung für die Diagnostik der CED
besonders in der Diagnose von Darmwandverdickungen sowie in der Betrachtung
extraintestinaler Komplikationen. Frühe Mukosaveränderänderungen wie Fissuren
und Aphten können nicht im CT erkannt werden, jedoch eignet es sich für die Beurteilung der Umgebung des Darmes. Weitere Merkmale der CED, die im CT
sichtbar gemacht werden können, sind Lumeneinengungen, Fisteln, Abszesse, die
Proliferation des mesenterialen Fettgewebes und Lymphknotenvergrößerungen.
Auch die Anwendung der Positronemmissionstomographie (PET) wird als gute
Methode zur Lokalisierung entzündeter Darmabschnitte beschrieben [35,60].
Eine wesentliche Rolle in der Diagnostik der CED spielt die endoskopische Darstellung des Kolons, die Koloskopie. Dies gilt insbesondere bei der Diagnose der
Ausdehnung, der Art und der Schwere der Erkrankung. Die Koloskopie ist für die
Darstellung der Entzündung des Kolons, vor allem im frühen Stadium, das sensitivste Verfahren. Es ist möglich, auffällige Gefäßzeichnung, Erytheme, zu erkennen oder Kontaktblutungen infolge erhöhter Verletzlichkeit der Schleimhaut zu
identifizieren. Andere Befunde wie Schleimhautulcera, Pseudopolypen, Stenosen
und Fisteln können mit der Endoskopie erhoben werden [29].
Ein großer Vorteil der endoskopischen Untersuchung besteht darin, Biopsien für
histologische oder mikrobiologische Untersuchungen entnehmen zu können. Daher wird die Koloskopie in zunehmendem Maße auch bei der Prophylaxe des kolorektalen Karzinoms und der Kontrolle nach krankheitsbedingter Darmresektion
eingesetzt.
21
Beispielhaft sind hier endoskopische Befunde zu MC und CU in den Abbildungen
2.2 und 2.3 dargestellt [78].
Abbildung 2.2: Endoskopiebefunde bei MC: Ausgeprägter MC im terminalen lleum mit UIcera und Pflastersteinrelief [78]
Abbildung 2.3: Endoskopiebefund bei CU: Schwere subtotale CU mit diffus verdickter,
erythematöser Schleimhaut und UIcerationen [78]
Ein Nachteil der Koloskopie ist außer der Nicht-Erreichbarkeit großer Teile des
Dünndarms und poststenotischer Darmbereiche die lange Vorbereitungszeit für
die Patienten. Die Methode der koloskopischen Untersuchungen besteht darin, ein
röhrenförmiges, mit Lichtquelle und optischen Systemen ausgestattetes Instrument, das Endoskop, von rektal in den Darm einzuführen. Dabei unterscheidet
man starre Instrumente und flexiblen Endoskopen. Eine bessere Entfaltung des
22
Darmes kann durch intermittierende Luftinsufflation erreicht werden. Voraussetzung für eine einwandfreie endoskopische Diagnostik ist die gründliche Reinigung
des Kolons [29].
2.1.7 Aktivitätsindizes
Die Aktivität einer CU wird am besten mit semiquantitativen Indizes erfasst, in die
klinische sowie endoskopische Parameter eingehen.
Als historischer, aber nach wie vor hilfreicher Standard etabliert ist der sog.
Truelove-Index. Deutlich umfangreicher ist der Rachmilewitz-Index, der neben klinischen auch endoskopische Parameter mit berücksichtigt [66].
Diese Indizes haben nur bedingt Bedeutung für den klinischen Alltag, da sie sehr
komplex sind. Sie sind jedoch Standardmessinstrumente für Studien. Für die praktische Tätigkeit wichtig ist die Berücksichtigung der in den Indizes genannten Parameter bei der Beurteilung des Patienten im akuten Schub. Die sinnvollste Kombination zur Verlaufsbeurteilung sind also anamnestische, laborchemische und
endoskopische Parameter.
Wie bei der CU sind auch für den MC Aktivitätsindizes etabliert worden, die vorwiegend als Messinstrumente im Rahmen von Studien verwendet werden. Der
hier vorgestellte Index, der Crohn´s Disease Activity Index (CDAI) nach Best oder
der Van-Hees-Aktivitäts-Index orientieren sich an klinischen und laborchemischen
Parametern, messen also mit unterschiedlicher Gewichtung sowohl Schwere als
auch Aktivität der Erkrankung [13]. Neu hinzugekommen ist der von Guyatt et al.
entwickelte Inflammatory Bowel Disease Questionnaire (IBDQ) als Maß für die
Lebensqualität der Patienten, welche zunehmend als zusätzlicher Studienendpunkt Verwendung findet [38].
2.1.8 Therapie
In den letzten Jahren wurden mit Hilfe der Kriterien evidenzbasierter Medizin neue
Standards für die Behandlung des MC und der CU entwickelt. Diese Standards
basieren auf kontrollierten Studien, die bei Vorliegen mehrerer Studien mit vergleichbarem Aufbau in der Regel zu Metaanalysen zusammengefasst wurden. In
23
einigen Fällen beruht die Evidenz allerdings nur auf einzelnen kontrollierten oder
auch unkontrollierten Studien.
Die Darstellung erfolgt meist als Remissionsrate in Prozent oder als Odds Ratios
(mit 95 % Konfidenzintervall) der Studien bzw. Metaanalysen, d.h. der Wahrscheinlichkeitsverhältnisse des therapeutischen Ansprechens (vgl. Abbildung 2.4
und 2.5 [31,78]).
Abbildung 2.4: Zusammenfassung verschiedener Metaanalysen zur Remissionserhaltung
der Colitis ulcerosa. Odds ratios mit 95 % Konfidenzintervall [78]
Legende Abbildung 2.4: Bei ausgedehnter Colitis erfolgt die Applikation oral, bei distaler lokal. 5ASA ist gegenüber Placebo überlegen (siehe dazu auch Abb. 2.5 zu distaler CU). Bei ausgedehnter CU - es fand sich kein Unterschied zwischen 5-ASA-Präparaten und Sulfasalazin – ist bei 5ASA-Präparaten die Gabe von mindestens 4 g erforderlich, da geringere Dosen nur wenig mehr
Wirkung zeigten als Placebo [31].
Die Odds Ratio (OR) gibt das Chancenverhältnis an, dass ein Ereignis oder Endpunkt in der experimentellen Gruppe eintritt, dazu, dass es in der Kontrollgruppe eintritt. Eine OR von 1 bedeutet,
dass zwischen den Vergleichsgruppen kein Unterschied besteht. Achtung: Bei hohen Wahrscheinlichkeiten suggeriert die OR große Unterschiede!
24
Abbildung 2.5: Vergleich Remission unter 5-ASA lokal und Placebo bei distaler CU [31]
Grundsätzlich sind die Behandlungsoptionen bei MC und CU ähnlich, aber keineswegs identisch.
Aufgrund der nach wie vor unbekannten Ätiologie der CED können diese nicht
kausal therapiert werden. Die Behandlung beruht daher meist auf einer unspezifischen Hemmung der Entzündungsreaktion in der Mukosa. Für die klassischen
Therapieindikationen sind daher Corticosteroide, 5-Aminosalizylsäure (5-ASA) und
Azathioprin mit ihren multiplen Angriffspunkten immer noch der Standard, während
die Medikamente mit spezifischeren Angriffspunkten wie Cyclosporin oder TumorNekrose-Faktor-Antikörper besonders schwierigen klinischen Situationen vorbehalten sind [57].
Im Zentrum der chirurgischen Therapie von CED stehen ihre akuten und chronischen Komplikationen – primär ist die Behandlung konservativ. Die konservative
Therapie muss unter Berücksichtigung eventueller operativer Maßnahmen erfolgen, um indizierte Eingriffe nicht zu verzögern und gegebenenfalls zu erschweren.
Beide Behandlungskonzepte sind im Zusammenhang einer interdisziplinären Zusammenarbeit zu sehen, so dass sich Eingriffe zeitgerecht planen lassen und eine
bessere Überwachung möglicher Sekundärerkrankungen – zum Beispiel Steroidfolgen – erfolgen kann. Der deutliche Rückgang der Operationsletalität auf unter 1
% in den letzten Jahren ist vor allem auf die rechtzeitige Indikationsstellung zur
Operation bei Komplikationen zurückzuführen [7,8].
25
Zwar spielen psychosoziale Faktoren bei der Krankheitsentstehung wohl kaum eine Rolle, ein nicht unwesentlicher Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung ist zumindest beim MC mittlerweile belegt [43].
Viele Patienten bewerten psychosozialen Stress als krankheitsmodulierend und
psychotherapeutische Maßnahmen können zu einer besseren Krankheitsverarbeitung und Stabilisierung führen. Besondere Indikationen sind subjektiver Leidensdruck, soziale Isolation, depressive Verstimmung und Angstzustände, zwanghaftes Verhalten, anhaltende psychosoziale Konflikte und unzureichende Krankheitsverarbeitung. Idealerweise sollten Psychotherapeuten Erfahrungen mit CED haben und eng mit dem betreuenden Gastroenterologen kooperieren. Die Psychotherapie ist kein Ersatz für eine aktive medikamentöse oder chirurgische Behandlung.
26
2.2 Das Reizdarmsyndrom
2.2.1 Epidemiologie
Das RDS gehört zu den am häufigsten diagnostizierten Erkrankungen in der gastroenterologischen Praxis [16,79]. Es handelt sich um eine weltweit verbreitete
funktionelle Störung des Intestinaltraktes, deren Ätiologie und Pathogenese bis
heute nicht eindeutig geklärt sind [17]. Die Symptomenvielfalt ist durch wechselnde Stuhlkonsistenzen, Meteorismus, Flatulenz und abdominale Schmerzen gekennzeichnet [45].
In der westlichen Welt leiden ca. 15-20% der Bevölkerung an einem RDS. Die abweichenden Raten kommen durch die unterschiedlichen Kriterien, die für die Diagnose des RDS verwendet werden, zustande.
In den USA sind Frauen etwa dreifach häufiger betroffen als Männer. Die Erkrankung kommt dort in allen Altersschichten vor, gehäuft bei Patienten im Alter von 45
- 64 Jahren [70].
2.2.2 Ätiologie und Pathologie
Das uneinheitliche Beschwerdebild betroffener Patienten kann nicht auf eine gemeinsame strukturelle oder biochemische Ursache zurückgeführt werden. Verschiedene pathogenetische Konzepte werden diskutiert, u.a. viszerale Überempfindlichkeit bis Hyperalgesie, intestinale Motilitätsstörung und alterierte Darmflora.
Auf Dehnungsreize im Kolon reagieren RDS-Patienten eher mit Schmerzen als
Gesunde und weisen dabei veränderte Aktivitätsmuster im Zentralnervensystem
auf [47]. Eine solche gesteigerte viszerale Sensibilität könnte - wie auch eine gestörte Darmmotilität - auf den Einfluss bakterieller Stoffwechselprodukte und/oder
gastrointestinaler Infektionen mit einer nachfolgenden übermäßigen Sensibilisierung intramuraler Rezeptoren zurückzuführen sein.
Die Motilität bei RDS-Patienten ist bei einem Teil gesteigert, bei anderen vermindert oder unverändert [55]. Ein spezifisches Muster konnte bisher nicht gefunden
werden. Veränderte Bewegungsmuster des Beckenbodens und eine gestörte Motorik bei der Defäkation bedingen das Gefühl der unvollständigen Entleerung. Auf
extrinsische Stimuli (Mahlzeiten oder Peptidhormone wie Cholezystokinin und Motilin) reagieren viele Patienten mit einer deutlich verstärkten Motilität. Die Sekretion
27
dieser Hormone scheint bei RDS-Patienten ebenso verstärkt zu sein wie die Serotonin-Ausschüttung nach der Mahlzeit bei Patienten mit vorherrschender Diarrhö
[10].
Die Psyche spielt offenbar bei der Erkrankung eine große Rolle. Sie ist nicht die
Ursache der Beschwerden, trägt aber wesentlich zur Verstärkung oder Linderung
der Beschwerden bei. Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder psychische Erkrankungen sind häufig mit dem RDS assoziiert. Darüber hinaus zeigen viele
RDS-Patienten ein ausgeprägtes Krankheitsverhalten [32].
Mehrere Befunde sprechen dafür, dass eine abnorm zusammengesetzte Darmflora per se, iatrogen bedingt oder als Folge einer Infektion zu einem RDS führen
kann. Bakterien können das Darmepithel zur Produktion und Freisetzung von Zytokinen anregen. Bakterien oder deren Bestandteile können die intestinale Barriere schwächen, experimentell nachweisbar z.B. durch eine Abnahme des elektrischen Widerstands am Kolonepithel [2].
2.2.3 Diagnostik
Seit ca. 1970 wird international versucht, das Krankheitsbild des RDS exakt zu definieren und diagnostisch abzugrenzen. Da typische morphologische oder LaborBefunde fehlen, erfolgt die Diagnosestellung aufgrund anamnestischer Angaben
und charakteristischer Symptome sowie nach Ausschluss organischer Erkrankungen. Leitsymptome des RDS sind Bauchschmerzen, Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten. In Vorbereitung des Gastroenterologischen Weltkongresses 1990
in Rom wurden von einer internationalen Expertengruppe Kriterien zur Diagnose,
Pathophysiologie und Therapie des RDS erarbeitet. Die sogenannten „RomKriterien" sind ein Ergebnis des seitdem andauernden Bearbeitungsprozesses zur Anwendung kommen jetzt die aktualisierten Rom-ll-Kriterien [24]. Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hat für
das RDS ebenfalls einen Konsensus zu diagnostischen und therapeutischen Kriterien erstellt [48].
Typisch sind die Chronizität und die wechselnde Intensität der Symptome mit mittleren bis starken Beschwerden. Dadurch lässt sich das RDS als Krankheitsentität
28
von bloßen Befindlichkeitsstörungen abgrenzen. Zu einem nicht unerheblichen
Teil sind die Symptome des RDS mit denen einer funktionellen Dyspepsie verbunden, die Differenzialdiagnose ist bisweilen schwierig. Es bedarf einer sorgfältigen
Anamnese und gegebenenfalls einer Erweiterung der Diagnostik, um zwischen
beiden Krankheitsbildern zu differenzieren [48]. Die Basisdiagnostik sollte zunächst mit minimalem apparativen und finanziellen Aufwand erfolgen und eventuell durch eine individuelle problemorientierte Diagnostik ergänzt werden. Organische Erkrankungen wie z. B. das Kolonkarzinom oder CED sind auszuschließen.
Abdominale Beschwerden oder Schmerzen müssen während der letzten 12 Monate über mindestens zwölf Wochen bestanden haben. Sie können diskontinuierlich
aufgetreten sein, müssen aber zwei oder drei der folgenden Merkmale aufweisen:
Die Erkrankung ist verknüpft mit
• einer Veränderung der Stuhlfrequenz und / oder
• einer Veränderung der Stuhlkonsistenz und / oder
• gelinderten Beschwerden nach der Defäkation.
Um RDS-Patienten nicht zusätzlich zu verunsichern, sollten sie vor zuviel und
wiederholter, insbesondere apparativer Diagnostik bewahrt werden [48]. Eine Koloskopie ist nicht verbindlich. Sie besitzt aber den höchsten Stellenwert in der Differenzialdiagnostik und ist in der Primärdiagnostik einmalig anzeigt, wenn der Patient älter als 40 Jahre ist oder ein Familienmitglied an einem kolorektalen Karzinom erkrankt ist. Weitere bildgebende Verfahren (z. B. Röntgen oder CT) sind
Ausnahmefällen vorbehalten. Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit sollte ausgeschlossen werden.
2.2.4 Therapie
Die Therapie des RDS stützt sich auf drei Säulen: Allgemeinmaßnahmen, medikamentöse Therapie sowie Psychotherapie.
Die wichtigste Allgemeinmaßnahme ist die klare Diagnosevermittlung. Eine umfassende Aufklärung ist die Grundlage für den eigenverantwortlichen Umgang der
Patienten mit ihrer Erkrankung und entscheidend für den Therapieerfolg. Eine
spezifische Diät ist nicht erforderlich. Wenn bestimmte Nahrungs- und Genussmittel Beschwerden auslösen oder verschlimmern, sollten sie gemieden werden. Be29
stimmte Ballaststoffe wie z. B. Weizenkleie werden oft nicht toleriert und sollten
durch Gelbildner wie Pektin ersetzt werden. Zunächst ist aber zu klären, ob eine
besonders ballaststoffreiche oder -arme Kost die Symptome primär ausgelöst hat.
Zur Behebung der Hypomotilität des Darms werden Metodopramid und Domperidon versuchsweise eingesetzt, wenn gleichzeitig eine funktionelle Dyspepsie vorliegt. Zur Dämpfung einer Hypermotilität kommen als Antidiarrhoika auch Opiatabkömmlinge wie das Loperamid zum Einsatz. Mit dem probiotischen Arzneimittel
Mutaflor können sowohl die chronische Obstipation als auch chronisch rezidivierende Diarrhöen erfolgreich behandelt werden. Einen Therapieversuch mit Mutaflor hält die DGVS gemäß ihren in den Leitlinien veröffentlichten Empfehlungen
auch beim Gas-/Blähtyp des RDS für sinnvoll [48].
Die bei RDS-Patienten oft veränderte Verarbeitung von Schmerzreizen sowie psychosomatische Zusammenhänge haben zum Einsatz von Antidepressiva wie z.B.
Imipramin oder Fluoxetin geführt. Dabei sind meist wesentlich geringere Dosierungen (ca. ein Drittel der Standarddosis) als zur Behandlung depressiver Erkrankungen ausreichend. Ihre Anwendung sollte zeitlich begrenzt sein, weil sie selbst
oft zu Veränderungen der Darmmotilität führen [36].
Auch Phytotherapeutika bieten sich zur Therapie des RDS an. Bestimmte Arzneipflanzen wirken tonus- und peristaltikregulierend (Schleifenblume), spasmolytisch
(Angelika, Kümmel, Pfefferminze), entblähend (Mariendistel, Kümmel) oder entzündungshemmend (Kamille). Mit Baldrian/Hopfen-Präparaten können psychotherapeutische Maßnahmen unterstützt werden.
Die Therapie des RDS bzw. seiner Symptome mit probiotischen Arzneimitteln
stellt eine nebenwirkungsarme Alternative dar und wurde vielfach erfolgreich angewendet. Ihr Einsatz verursacht niedrige Kosten und sichert die Compliance der
Patienten. Das wissenschaftliche Interesse an dieser Therapieform nimmt seit
Jahren zu [48].
30
3
Material und Methoden
3.1 Studiendesign / Datenerfassung
Es handelt sich um eine konsekutive Querschnittsstudie, die unter Koordination
des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) am
Universitätsklinikum Essen in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie durchgeführt wurde.
Im Studienprotokoll vorgesehen war eine Patientenrekrutierung, die schematisch
in der folgenden Abbildung dargestellt ist:
400 Patienten
insgesamt
200 CED-Patienten
(100 MC- / 100 CUPatienten)
100 Patienten aus
gastroenterologischen
/ internistischen
Praxen
100 Patienten aus
spezialisierten
Kliniken /
Krankenhäusern
200 RDS-Patienten
aus Allgemeinmedizinischen
Praxen
Abbildung 3.1: Rekrutierungsmodell
Zur Evaluierung der Versorgungssituation und der Patientenzufriedenheit auf den
unterschiedlichen Versorgungsebenen sollten insgesamt vierhundert Patienten,
davon je einhundert mit der Diagnose eines MC sowie einer CU und 200 Patienten
mit einem RDS eingeschlossen werden. Die CED-Patienten sollten hälftig an spezialisierten Kliniken und Krankenhäusern sowie in gastroenterologischen bzw. internistischen Praxen rekrutiert werden, da aus anderen Untersuchungen bekannt
ist, dass Patienten mit CED nur selten von Allgemeinmedizinern betreut werden
[12]. Um insbesondere Patienten aus der Primärversorgung einzuschließen, sollten die zweihundert RDS-Patienten in Allgemeinmedizinischen Praxen rekrutiert
werden.
31
Die tatsächliche Patientenrekrutierung wird im Ergebnisteil vorgestellt.
Die Problematik der Beteiligung der Praxen als Voraussetzung für die Rekrutierung wird in der Diskussion erörtert.
Die Dauer der Rekrutierungs-/ Erhebungsphase betrug zwölf Wochen. Eine Verlängerung war aufgrund der zeitlichen Gesamtkoordination des Projekts nicht
möglich. Das bestehende soziale Süd-Nord Gefälle in Essen wurde dadurch ausgeglichen, dass die teilnehmenden Praxen bzw. Krankenhäuser gleichermaßen
über das Stadtgebiet verteilt lagen. Eine Aufwandsentschädigung wurde nicht gezahlt.
Dateneingabe und -auswertung erfolgten anonymisiert, die schriftliche Einverständniserklärung enthielt die Zustimmung der Befragten zur anonymisierten Verwendung der Daten für die Studie (siehe Anhang C).
Vor Beginn der Untersuchung wurde das Votum der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen eingeholt.
3.2 Zielgruppe, Ein- und Ausschlusskriterien
In die Studie eingeschlossen wurden Personen beiderlei Geschlechts von 18 bis
75 Jahren, bei denen entweder ein MC oder eine CU bekannt war bzw. die Diagnosekriterien für ein Reizdarmsyndrom erfüllt waren, die sich im Erhebungszeitraum bei einer teilnehmenden Praxis oder Klinik in Behandlung befanden und die
ihre schriftliche Einwilligungserklärung zur Teilnahme an der Studie gegeben haben. Die Patienten kamen vornehmlich aus der Stadt Essen (584.295 Einwohner,
109 Einwohner pro Krankenhausbett, 575 Einwohner pro niedergelassenem/er
Arzt/Ärztin [28]).
Ausschlusskriterien gemäß Studienprotokoll waren

Anzeichen oder Geschichte eines Tumorleidens

Essstörungen

Kardiovaskuläre, endokrinologische, oder immunologische Erkrankungen

Aktuelle psychiatrische Erkrankungen

Jegliche Medikation, welche Einfluss auf die in dieser Studie zu messenden
Parameter hätte
32

Eine bestehende Schwangerschaft sowie

Ablehnung oder Unfähigkeit, die Bereitschaft zur Teilnahme an der Studie
schriftlich zu bestätigen.
Im Rahmen der Erhebung von Sekundärdaten bzw. fehlender Daten erfolgte zusätzlich eine Erfassung der Nicht-Teilnehmer. Als Nicht-Teilnehmer wurde definiert, wer die Teilnahme an der Studie ablehnte, obwohl die Einschlusskriterien erfüllt waren oder den Fragebogen nicht zurückgab. Durch einen separaten Kurzfragebogen wurden Alter, Geschlecht und Diagnose der Nicht-Teilnehmer erfasst
(siehe Anhang B).
3.3 Zielparameter, Fragebogen
Primäre Zielparameter waren die Patientenzufriedenheit und die Lebensqualität.
Als sekundärer Zielparameter wurde das Inanspruchnahmeverhalten über Ermittlung der erfolgten Arztkontakte, ambulante und stationäre Aufenthalte und Diagnostik erhoben. Darüber hinaus erfolgte bei allen CED-Patienten eine sorgfältige
Erfassung der klinischen Parameter.
In einer Literaturrecherche wurde der Forschungsstand (auch international) eruiert. In vorab geführten problemzentrierten Interviews wurden die Dimensionen der
Patientenzufriedenheit ermittelt.
Für die Befragung wurde ein weitgehend validierter und reliabler standardisierter
Fragebogensatz eingesetzt, der einen soziodemografischen Teil einschließt sowie
Fragen zur Erstsymptomatik. Eigene Erweiterungen betrafen insbesondere verschiedene Bereiche der Patientenzufriedenheit, hier wurden auch offene Fragen
verwendet. Um Antworttendenzen zu vermeiden, wurde im Fragebogen die Formulierung „Zufriedenheit“ in allen diesbezüglichen Detailfragen nicht verwendet.
Ergänzend wurde nur für CED-Patienten ein Fragebogen zum aktuellen Krankheitsgeschehen sowie zur Medikation und Komorbidität erstellt. Der Fragebogensatz wurde zunächst in einem Pretest auf Verständlichkeit und Durchführbarkeit
getestet. Die Quellen werden im Folgenden kurz beschrieben.
Auf dieser Basis wurde mit allen Teilnehmern eine schriftliche Befragung durchgeführt.
33
Medical Outcome Study Short-Form 36 (SF-36): Der SF-36 ist ein reliables und
valides Instrument, um alle Dimensionen des Gesundheitszustandes mittels 36
Fragen zu erfassen. Es werden vier Dimensionen der körperlichen Lebensqualität
(körperliche Funktion, körperliche Rollenfunktion, Schmerz, allgemeine Gesundheit) sowie vier Dimensionen der mentalen Lebensqualität (emotionale Rollenfunktion, Vitalität, mentale Gesundheit, soziale Funktion) abgebildet. Hieraus können
zudem zwei Summenscores für die körperliche und psychische Ebene (Psychische Summenskala (PSK) und Körperliche Summenskala (KSK)) der Lebensqualität ermittelt werden. Die Antworten auf die Fragen für jede Dimension ergeben
insgesamt acht Scores zwischen 0 und 100, bei denen ein höherer Score einer für
diese Dimension besseren Lebensqualität entspricht. Der Mittelwert der beiden
Summenscores ist 50, die Standardabweichung beträgt 10. Daten von repräsentativen Bevölkerungsstudien aus unterschiedlichen Nationen und von unterschiedlichen körperlichen und psychiatrischen Erkrankungen sind vorhanden. Der SF-36
dient als Standardfragebogen zur generischen Erfassung der Lebensqualität und
sein breiter Einsatz ermöglicht krankheitsunabhängige sowie internationale Vergleiche [15,85].
Der Bundes-Gesundheitssurvey 1998 war als erster gesamtdeutscher Gesundheitssurvey eine repräsentative Untersuchung zum Gesundheitszustand der Bevölkerung in Deutschland. Als Instrument zur Messung der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität wurde dort der SF-36-Fragebogen eingesetzt. Im Ergebnis dieser
Erhebung bei 6964 Probanden im Alter zwischen 18 und 80 Jahren wurde damit
eine Normstichprobe für die Bundesrepublik Deutschland vorgestellt [26].
Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS): Die Hospital Anxiety and Depression Scale wurde entwickelt, um spezifisch Ängstlichkeit und Depressivität bei Patienten mit somatischen Erkrankungen zu erfassen. Die HADS ist ein reliables und
valides psychologisches Instrument für das Screening affektiver Störungen [44].
Subskalen für Ängstlichkeit und Depressivität können mittels jeweils sieben Fragen über eine 4-Punkte-Likert-Skala von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (immer vorhanden) erfasst werden. Gesamtscores von ≤7 gelten als normal, Scores zwischen >7
und <11 als kritisch und bei Scores ≥11 auf einer der beiden Skalen wird eine potentielle affektive Störung (klinische Depression oder Angststörung) angenommen.
34
Symptomintensitätsskalen (SIS): Mittels Symptomintensitätsskalen, wie von Nyrén
et al. beschrieben, können für gastrointestinale Beschwerden unterschiedliche
Dimensionen der Symptomintensität sowie der Beeinträchtigung durch das jeweilige Symptom mittels visueller Analogskala erfasst werden [61]. Hierbei werden die
Patienten dazu angehalten, Ihre Beschwerden (Schmerzen, Völlegefühl, Übelkeit,
Erbrechen) auf einer Skala von 0 (keine Beschwerden) bis 9 (extreme Beschwerden) einzustufen.
Crohn’s Disease Activity Index (CDAI) nach Best: Der CDAI nach Best erfasst vor
allem klinische Parameter zur Krankheitsaktivität [13]. Hierzu zählen sowohl subjektive Faktoren (Bauchschmerzen, Allgemeinbefinden), aber auch objektive Faktoren (Zahl der Stuhlgänge, extraintestinale Manifestationen, Laborparameter).
Werte unter 150 gelten als Erkrankung in Remission, Werte darüber zeigen einen
Schub der Erkrankung an, wobei Werte über 450 als besonders schwerer Schub
eingestuft werden. Der CDAI gilt als Standardinstrument zur Erfassung der Aktivität des MC.
Clinical Activity Index (CAI) nach Rachmilewitz: Mit dem CAI nach Rachmilewitz
wird die klinische Aktivität der CU erfasst [66]. Subjektive Faktoren (Bauchschmerzen, Allgemeinbefinden) und objektive Faktoren (Zahl der Stuhlgänge,
Blutbeimengungen, extraintestinale Manifestationen, Laborparameter) werden erfasst. Werte unter vier gelten als Remission, Werte zwischen vier und acht als milde Colitis und Werte größer als acht gelten als aktive Erkrankung. Der CAI gilt als
Standardinstrument zur Erfassung der Aktivität der CU.
Bei den Fragen, mit denen das medizinische Inanspruchnahmeverhalten der Patienten ermittelt wurde, handelt es sich um selbst konstruierte Fragen. Zunächst
wurden die Untersuchungen vor Diagnosestellung sowie die Untersuchungen aufgrund der Erkrankung im vergangenen Jahr erhoben. Des weiteren wurden die
Anzahl der Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Arbeitsunfähigkeitstage
(AU-Tage) während der letzten zwölf Monate erfragt, anschließend wurden Angaben darüber gewünscht, ob sich die Patienten in ergänzender Behandlung befinden.
35
Die Patientenzufriedenheit wurde auf einer 5-Punkte-Likert-Skala erfasst von 0
(trifft überhaupt nicht zu) bis 5 (trifft voll und ganz zu).
Der vollständige Fragebogen ist im Anhang A angefügt.
3.4 Sekundärdaten, Qualitätssicherung
Die ausgefüllten Erhebungsbögen gingen an das Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, wurden kontinuierlich erfasst und einer systematischen Qualitätssicherung (Plausibilitätsprüfungen) unterzogen. Gegebenenfalls
wurden ergänzend Sekundärdaten aus Gesprächen mit Ärzten, in deren Praxen
bzw. Abteilungen Patienten rekrutiert wurden oder den entsprechenden Krankenakten gewonnen.
3.5 Statistische Auswertung
Für den CDAI wurden 8 Variablen (Anzahl ungeformter Stühle, Grad der Bauchschmerzen, Allgemeinbefinden, assozierte Symptome, Durchfallbehandlung, Resistenz im Abdomen, Hämatokrit, Gewicht) mit Gewichtungsfaktoren multipliziert
und anschließend addiert.
Die Klassifikation der Krankheitsaktivität der CU erfolgte nach dem CAI. Stuhlfrequenz, Blutungsintensität, Fieberwerte, Hämoglobinwert, Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit und Albuminwert werden zu einem Wert zusammenfasst.
Beide Indizes sind etabliert und haben insbesondere für die Therapiekontrolle Bedeutung.
Die statistische Auswertung der Fragebögen erfolgte mittels eines Personalcomputers unter Verwendung des Statistikprogrammes „Statistical Package for Social
Sciences“ (SPSS) für Windows, Version 12.0.1; SPSS Inc., Chicago, Illinois, USA
2003.
Die Angaben zum Inanspruchnahmeverhalten wurden stratifiziert und als absolute
und relative Häufigkeiten angegeben. Quantitativ stetige Merkmale wurden als Mittelwerte ± Standardabweichung dargestellt und mittels Varianzanalyse ausgewertet und zuvor logarithmisch (log) transformiert, falls erforderlich. Die Analyse er-
36
folgte hierarchisch, d.h. Unterschiede in den primären Zielparametern wurden zunächst bei Patienten mit CED (gepoolt) und RDS untersucht. Weitere Vergleiche
erfolgten nur dann, wenn der initiale Vergleich signifikante Unterschiede zeigte.
Zusätzlich erfolgte eine Kovarianzanalyse adjustiert für Alter, Geschlecht, sowie
affektive Störungen (Depressivität, Ängstlichkeit), um Unterschiede zwischen den
Gruppen zu vergleichen. Affektive Störungen gingen hierbei als kategorisierte Variablen analog der Testauswertung in das Modell ein. Analysen der CED Patienten
erfolgten teilweise gewichtet nach Aktivitätsgrad der Erkrankung.
Mittelwerte zwischen Gruppen und zwischen Untergruppen wurden mit dem t-Test
für unabhängige Stichproben verglichen. Um den Zusammenhang unterschiedlicher Variablen zu untersuchen, wurde bei quantitativen Variablen der Korrelationskoeffizient nach Pearson berechnet. Alle p-Werte wurden – wenn nicht anderweitig erwähnt - zweiseitig getestet. Statistische Signifikanz war dann erfüllt, wenn
die Irrtumswahrscheinlichkeit nicht über 5% lag. Irrtumswahrscheinlichkeiten zwischen 5 und 10% wurden als Tendenzen gewertet.
37
4
Ergebnisse
Insgesamt konnten von 170 Patienten 131 (92 Frauen, 70,2%) innerhalb von 12
Wochen in die Studie eingeschlossen werden. Das entspricht einer Rücklaufquote
von 77%. 32 Patienten wurden in fünf Praxen der Primärversorgung, 12 bei drei
Gastroenterologen und 87 in drei Krankenhäusern der tertiären Versorgungsstufe
(zwei Schwerpunktkrankenhäuser, ein Universitätsklinikum) rekrutiert (s. Tabelle
4.1).
Tabelle 4.1: Verteilung der Patientenrekrutierung
Rekrutierung
5 Allgemeinmedizinische Praxen
3 Gastroenterologische
Praxen
3 Kliniken/Krankenhäuser
gesamt
Nonresponder, die Kurzfragebogen ausgefüllt haben
Diagnose
MC CU RDS ges.
11
7
14
32
4
6
2
12
44
59
14
27
9
5
29 87
45 131
3
ausgeschlossene Patienten
ausgebene Fragebögen
17
22
170
Abweichend von der im Studienprotokoll geplanten Fallzahl wurden weniger Patienten in die Studie eingeschlossen als vorgesehen, da die Teilnahmebereitschaft
vor allem der (gastroenterologischen / internistischen) Praxen, Patienten für diese
Untersuchung zu rekrutieren, insgesamt niedriger war als erwartet. Zudem war eine Verlängerung der Rekrutierungsphase aufgrund der terminlichen Einbindung
der Studie in das Projekt nicht möglich. Die Problematik der Beteiligung der Praxen als Voraussetzung für die Patientenrekrutierung wird in der Diskussion erörtert.
Die von der ursprünglichen Planung abweichende Verteilung der eingeschlossenen Patienten gab den tatsächlichen Status quo des Patientenklientels in den jeweiligen Versorgungseinrichtungen wieder.
38
4.1 Patientenkollektiv
Von den 131 eingeschlossenen Patienten litten 86 (65,6%) unter einer CED, davon 59 unter einem MC (19 Männer, 40 Frauen) und 27 unter einer CU (8 Männer,
19 Frauen). Von den 45 Patienten mit RDS waren 13 Männer und 32 Frauen.
MC-Patienten stellten im Mittel die jüngste Gruppe dar (39,8+12,7 Jahre), die älteste Gruppe wird durch die RDS-Patienten mit 48,3+13,1 Jahren repräsentiert.
Der Altersunterschied ist signifikant. Die Altersverteilung ist dargestellt in der Abbildung 4.1.
40,0
Häufigkeiten in %
35,0
30,0
25,0
20,0
15,0
10,0
5,0
0,0
<20
20-29
30-39
40-49
50-59
>60
Alter
Morbus Crohn
Colitis ulcerosa
Reizdarm
Abbildung 4.1: Verteilung Alter
39% der MC-, 89% der CU- und 57% der RDS-Patienten waren verheiratet. 27%
der CED- und 9% der Reizdarmpatienten hatten einen Fachhochschul- bzw.
Hochschulabschluss, wobei Alter und Bildung signifikant korrelierten (p=0,01).
Zum Zeitpunkt der Untersuchung waren insgesamt 61% aller Patienten erwerbstätig. Hinsichtlich der Schulbildung zeigten sich im Wesentlichen zwei große Gruppen: Hauptschul- bzw. Volksschulabschluss (28%) und Mittlere Reife (34%), Abitur
hatten 15%. Einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss hatten 20%.
Weiter sind in Tabelle 4.2 die Sozialdaten für die drei Patientengruppen aufgeführt.
39
Die drei Gruppen unterschieden sich statistisch nicht im Hinblick auf die Variable
Geschlecht. Die Unterschiede in den Variablen Familienstand, Bildung und Beruf
wurden in den weiteren Vergleichen entsprechend berücksichtigt.
Tabelle 4.2: Sozidemographische Daten
Variablen
Alter (Mittelwert)
Geschlecht
weiblich
männlich
Familienstand
ledig
verheiratet
verwitwet
getrennt lebend/geschieden
sonstiges
Bildung
Hochschulabschluss
FH-Abschluss
Abitur
Mittlere Reife
Haupt-/Volksschule
ohne Abschluss
Erwerbstätigkeit
berufstätig
arbeitslos
berentet
Hausfrau/-mann
Schüler/Student
Gesamt
(N=131)
CED
MC (N=59) CU (N=27)
RDS
(N=45)
43,4 (12,9) 39,8 (12,7) 43,2 (10,5) 48,3 (13,1)
N (%)
N (%)
N (%)
N (%)
91 (70)
40 (68)
19 (70)
32 (73)
39 (30)
19 (32)
8 (30)
12 (28)
45 (35)
66 (51)
6 (5)
3 (2)
10 (8)
29 (49)
22 (37)
1 (2)
2 (3)
5 (9)
3 (11)
22 (82)
2 (7)
13 (30)
22 (50)
3 (7)
1 (2)
5 (11)
11 (9)
15 (12)
20 (15)
44 (34)
36 (28)
4 (3)
6 (10)
8 (14)
12 (20)
16 (27)
17 (29)
2 (7)
6 (22)
3 (11)
11 (41)
4 (15)
1 (4)
3 (7)
1 (2)
5 (11)
17 (39)
15 (34)
3 (7)
79 (61)
9 (7)
19 (15)
13 (10)
9 (7)
35 (59)
4 (7)
8 (14)
4 (7)
8 (14)
19 (70)
1 (4)
1 (4)
4 (15)
1 (4)
25 (57)
4 (9)
10 (23)
5 (11)
Die mittlere Erkrankungsdauer unterschied sich bei CED und RDS nicht signifikant. Die mittlere Zeit in Jahren zwischen der Erstsymptomatik und der Erstdiagnose lag beim RDS deutlich über derjenigen von MC oder CU (p=0,01).
Der Status des MC bzw. der CU wurde klassifiziert als Remission bzw. mild,
Schub bzw. moderat oder schwerer Schub bzw. schwer entsprechend der CDAIund CAI-Kriterien sofern feststellbar [52,73]. Danach befanden sich 29 (49%) der
MC-Patienten in Remission, 17 (29%) im Schub und 5 (8%) im schweren Schub.
40
Von den CU-Patienten hatten zur Zeit der Befragung 18 (67%) einen milden Verlauf, 5 (19%) einen mäßigen und einer einen schweren Erkrankungsverlauf.
Weitere auf die Erkrankung bezogenen Daten sind in Tabelle 4.3 aufgeführt.
Tabelle 4.3: Erkrankungsbezogene Daten
Variablen
aktueller Status
Remission/mild
Schub/moderat
schwerer Schub/schwer
unbekannt
Dauer d. Erkrankung (Mittelwert)
BMI (nach WHO) (Mittelwert)
Ernährung umgestellt
ja
zum Teil
nein
Rauchen
ja
habe früher geraucht
habe noch nie geraucht
Selbsthilfe
ja
nein
Gesamt
(N=131)
N (%)
47 (55)
22 (26)
6 (7)
11 (13)
10,9 (9,3)
23,9 (4,8)
N (%)
29 (22)
75 (58)
26 (20)
CED
RDS
(N=45)
MC (N=59) CU (N=27)
N (%)
N (%)
N (%)
29 (49)
18 (67)
17 (29)
5 (19)
5 (8)
1 (4)
8 (14)
3 (8)
11,3 (9,2)
10,8 (8,7) 10,1 (10,7)
23,1 (3,8)
23,4 (3,7) 25,3 (4,8)
N (%)
N (%)
N (%)
11 (19)
5 (19)
29 (22)
36 (61)
17 (63)
75 (58)
12 (20)
5 (19)
26 (20)
27 (21)
44 (34)
58 (44)
17 (29)
16 (27)
25 (24)
2 (7)
11 (41)
14 (52)
8 (18)
17 (39)
19 (43)
39 (29)
92 (71)
22 (37)
37 (63)
13 (48)
14 (52)
4 (7)
41 (93)
4.1.1 Nicht-Teilnehmer
Von den 39 Befragten, die nicht in die Studie eingeschlossen werden konnten, beantworteten 17 einen Kurz-Fragebogen. Von diesen Patienten litten 9 an einem
MC, 5 an einer CU und 3 an einem RDS (insgesamt 7 Männer und 10 Frauen).
Das mittlere Alter dieser Patienten lag bei 41,7±2,3 Jahren.
41
4.2 Hauptansprechpartner, Selbsthilfe, Wissen über die Erkrankung
Patienten mit einem RDS nennen mehrheitlich Allgemeinmediziner als Hauptansprechpartner für ihre Erkrankung (57%), Patienten mit CED Gastroenterologen
(57%).
Mehr als ein Drittel der Patienten insgesamt befindet sich in ergänzender Behandlung bei Psychotherapeuten, Heilpraktikern u.a. (CED 40%, RDS 39%). Die Zufriedenheit dieser Patienten mit der Versorgung insgesamt ist signifikant höher als
die der übrigen Patienten (p=0,01). Auch leiden diese weniger unter Depressivität
(HADS; p=0,01).
41% der CED-Patienten sind Mitglied einer Selbsthilfegruppe (Deutsche Crohn
Colitis Vereinigung DCCV, Selbsthilfegruppe Morbus Crohn Colitis ulcerosa u.a.).
Von den befragten RDS-Patienten sind drei Mitglied einer Selbsthilfegruppe (Dt.
Reizdarmselbsthilfe).
Bezüglich des eigenen Wissens über die Erkrankung geben 62% der CEDPatienten an, sehr gut oder gut informiert zu sein, bei den RDS-Patienten sind es
39% (s. Abbildung 4.2).
70
Häufigkeiten in %
60
50
40
30
20
10
0
gut informiert
mäßig informiert
etw as o .gar nicht
informiert
Kenntnisstand der Patienten
CED
RDS
Abbildung 4.2: Wissen über die Erkrankung
42
Die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfeorganisation und das Wissen über die Erkrankung korrelieren signifikant (p=0,05).
4.3 Zeit bis zur Diagnose
Tabelle 4.4 gibt eine Übersicht über die Zeit, die vom Auftreten der ersten Symptome bis zum Stellen der endgültigen Diagnose vergangen ist sowie über die Zahl
der bis dahin aufgesuchten Ärzte bzw. Einrichtungen. Bei 33% der CED-Patienten
vergingen bis zur Diagnosestellung mehr als zwei, bei 25% mehr als drei und bei
19% mehr als vier Jahre. Bis dahin suchten 19% der CED-Patienten mehr als fünf
Ärzte auf.
Tabelle 4.4: Zahl der aufgesuchten Ärzte und Zeit bis zur Diagnose
Diagnose
CED
MC (N=59) CU (N=27)
Zahl der
aufgesuchten
Ärzte bis
zur
Diagnose
Gesamt
(NCED=86)
RDS (N=45)
1-2
29%
17%
47%
41%
3-4
22%
7%
29%
17%
5-6
9%
2%
12%
7%
mehr als 7
4%
4%
7%
16%
unbekannt
4%
1%
5%
12%
keine Angabe
1%
1%
7%
gleiches Jahr
27%
21%
48%
23%
1 Jahre
12%
2%
14%
7%
5%
4%
8%
9%
5%
1%
6%
2%
15%
4%
19%
29%
Zeit bis 2 Jahre
zur
3 Jahre
Diagnose
mehr als 4 J.
unbekannt
5%
5%
25%
keine Angabe
1%
1%
5%
23% der RDS-Patienten suchten mehr als drei, 7% mehr als fünf Ärzte auf. Bei
40% der RDS-Patienten vergingen bis zur Diagnosestellung mehr als zwei, bei
31% mehr als drei und bei 29% mehr als vier Jahre. Die Diagnose und die Zahl
43
der aufgesuchten Ärzte sowie Zeit bis zur Diagnose und Zahl der bis dahin aufgesuchten Ärzte korrelieren dabei signifikant (p=0,01).
4.4 Untersuchungen, Diagnostik
Untersuchungen vor Diagnosestellung
Vor definitiver Diagnosestellung wurden RDS-Patienten häufiger mittels Abdomensonographie untersucht als CED Patienten (p=0,01), gleiches gilt für die invasive endoskopische Diagnostik mittels Rekto- und Koloskopie. Beide Patientengruppen unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich der Inanspruchnahme radiologischer Untersuchungen (Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanz-Tomographie (MRT)). 13 RDS-Patienten hatten mehr als 3 radiologische Untersuchungen vor Diagnosestellung (Tabelle 4.5).
Tabelle 4.5: Untersuchungen vor Diagnosestellung (Häufigkeiten absolut)
Überhaupt
1 - 2 mal
nicht
3 - 5 mal 6 - 10 mal
mehr als
10 mal
unbekannt
keine
Angabe
2
CED
Ultraschall
des Bauches RDS
32
33
11
1
3
4
8
10
14
5
2
5
Magenspiegelung
CED
51
23
6
1
RDS
9
23
10
1
Darmspiegelung
CED
32
45
6
1
RDS
11
23
8
Enddarmspiegelung
CED
42
29
2
RDS
18
15
Röntgen der
Brust
CED
49
RDS
Röntgen des CED
Bauches
RDS
CED
RDS
CT des
Bauches
CED
RDS
MRT der
Brust
CED
RDS
MRT des
Bauches
CED
RDS
CT der Brust
4
1
1
1
1
1
1
6
4
5
5
1
23
6
5
3
19
9
9
2
3
1
49
25
4
1
6
1
24
8
6
5
1
73
4
6
3
33
4
4
3
75
5
3
1
30
8
5
1
81
1
2
2
38
2
3
1
79
4
1
2
36
5
2
1
2
2
1
1
44
Untersuchungen im Jahr nach Diagnosestellung
Es gab keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Inanspruchnahme von
Abdomensonographie, endoskopischer Diagnostik sowie radiologischen Untersuchungen. 21 Patienten hatten mehr als drei Abdomensonographien. Vier RDSPatienten hatten mehr als drei Koloskopien während der letzten zwölf Monate
(Tabelle 4.6).
Tabelle 4.6: Untersuchungen im Jahr nach Diagnosestellung (Häufigkeiten absolut)
Überhaupt
1 - 2 mal
nicht
3 - 5 mal 6 - 10 mal
mehr als
10 mal
unbekannt
CED
Ultraschall
des Bauches RDS
22
42
17
3
1
15
19
6
1
2
Magenspiegelung
CED
56
23
3
RDS
23
18
2
1
Darmspiegelung
CED
29
45
9
1
RDS
23
17
3
1
Enddarmspiegelung
CED
52
23
4
3
RDS
31
9
1
3
Röntgen der
Brust
CED
54
25
1
RDS
30
10
Röntgen des CED
Bauches
RDS
61
19
1
1
35
4
1
1
CED
76
4
2
RDS
39
2
3
CT des
Bauches
CED
64
16
1
2
RDS
38
1
1
4
MRT der
Brust
CED
79
2
1
RDS
40
1
3
MRT des
Bauches
CED
68
14
1
RDS
40
2
2
CT der Brust
keine
Angabe
1
1
4
2
1
1
1
1
4
2
1
1
4
3
2
4
3
4
3
16 Patienten mit MC, 7 Patienten mit CU und 7 Patienten mit RDS befanden sich
aufgrund ihrer Erkrankung in den letzten zwölf Monaten 6 Mal oder öfter in stationärer Behandlung. 51% der MC-, 55% der CU- und 31% der RDS Patienten gaben 6 und mehr ärztliche Konsultationen an. 30% der MC-, 15% der CU- und 18%
der RDS-Patienten wurden innerhalb der letzten 12 Monate aufgrund ihrer Diagnose mehr als 6 Mal krankgeschrieben (siehe Tabelle 4.7).
45
Tabelle 4.7: Konsultationen, Hospilisationen, Krankschreibungen in den letzten 12 Monaten
Gesamt
CED
(N=131) MC (N=59) Cu (N=27)
RDS
(N=45)
Häufigkeit der Krankenhausaufenthalte im letzten Jahr N (%)
überhaupt nicht
1-2 mal
3-5 mal
6-10 mal
mehr als 10
74 (57)
17 (13)
8 (6)
6 (5)
24 (18)
25 (43)
11 (19)
6 (10)
3 (5)
13 (22)
18 (67)
2 (7)
1 (4)
6 (22)
31 (70)
4 (9)
2 (5)
2 (5)
5 (11)
Häufigkeit der Krankschreibungen im letzten Jahr N (%)
überhaupt nicht
1-2 mal
3-5 mal
6-10 mal
mehr als 10
67 (52)
18 (14)
7 (5)
3 (2)
27 (21)
25 (42)
8 (14)
5 (8)
2 (3)
16 (27)
19 (70)
3 (11)
1 (4)
1 (4)
3 (11)
23 (52)
7 (16)
1 (2)
8 (18)
Häufigkeit der Arztbesuche wegen Magen-/Darmbeschwerden im
letzten Jahr N (%)
überhaupt nicht
1-2 mal
3-5 mal
6-10 mal
mehr als 10
9 (7)
23 (18)
39 (30)
36 (28)
22 (17)
4 (7)
10 (17)
15 (25)
19 (32)
11 (19)
7 (26)
5 (19)
9 (33)
6 (22)
5 (12)
6 (14)
19 (44)
8 (19)
5 (12)
Es gab bei RDS- und CED-Patienten keinen signifikanten Unterschied bei den
Arztbesuchen oder Krankschreibungen aufgrund von Magen-Darmbeschwerden
innerhalb der vergangenen 12 Monate. Die Zahl der Arztbesuche aufgrund gastrointestinaler Symptome war im sekundären Sektor signifikant höher als im ersten
Sektor (p=0,01).
4.5 Lebensqualität, Beschwerden
Die Auswertung des SF-36 ermöglicht die standardisierte Ermittlung so genannter
Summenskalen für körperliche und psychische Kategorien. Mit diesen Summenskalen ist eine Differenzierung der Aussagen zu der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in die psychischen und physischen Komponenten möglich.
Die Normstichprobe für die Bundesrepublik Deutschland aus dem Jahr 1998 ist
charakterisiert durch ein Durchschnittsalter von 47,7 Jahren und einen Frauenan-
46
teil von 55,6 % [26]. Das durchschnittliche Alter in dieser Studie lag mit 43,4 Jahren nur geringfügig darunter.
Alle Patienten zeigten eine verringerte Lebensqualität (PSK und KSK) verglichen
mit der Normstichprobe für die Bundesrepublik Deutschland: Abbildung 4.3 veranschaulicht die Mittelwerte (insgesamt) von 41,4 (PSK) und 44,2 (KSK), die deutlich
70
60
deutsche
Normstichprobe
50
40
30
20
Morbus crohn
Colitis ulcerosa
Reizdarm
STANDARD. KOERPERLICHE SUMMENSKALA
T0
STANDARD. PSYCHISCHE SUMMENSKALA T0
unter den in der Normstichprobe evaluierten Werten von 51,5 und 50,2 lagen.
70
60
deutsche
Normstichprobe
50
40
30
20
Morbus crohn
Diagnose
Colitis ulcerosa
Reizdarm
Diagnose
Abbildung 4.3: Psychische und Körperliche Summenskala nach SF 36
Die Symptomintensität (SI) bei RDS lag signifikant höher als bei CED (4,7±0,4 gegenüber 3,1±0,3; p<0,001) und war im Vergleich zu CU (2,8±0,4) ausgeprägter als
zu MC (3,2±0,3). Dies war in allen Versorgungsstufen zu beobachten. Über alle
Versorgungsstufen waren RDS-Patienten vermehrt depressiv gegenüber CEDPatienten (8,3±0,8 gegenüber 6,4±0,5), während kein signifikanter Unterschied
hinsichtlich der Ängstlichkeit bestand.
Abbildung 4.4 zeigt den Summenwert HADS Depressivität im Vergleich für beide
Patientengruppen.
47
≤ 7 negativ (nicht beeinträchtigt), >7 und <11 kritisch/grenzwertig, ≥ 11 positiv (beeinträchtigt)
60
Häufigkeiten in %
50
40
30
20
10
RDS
0
<=7
CED
>7 und <11
>=11
Scores HADS Depressivität
CED
RDS
Abbildung 4.4: HADS Depressivität
4.6 Determinanten der Patientenzufriedenheit
Insgesamt bewerteten 58% aller Patienten ihre bisherige Versorgung als gut oder
sehr gut. 30 % beurteilten die Versorgung als mittelmäßig, 16% als schlecht oder
sehr schlecht. Abbildung 4.5 zeigt die Zufriedenheit für jede Gruppe.
80
Häufigkeiten in %
70
60
50
40
30
20
10
0
sehr gut / gut
mittelmäßig
schlecht / sehr schlecht
Zufriedenheit mit Behandlung insgesamt
Morbus Crohn
Colitis ulcerosa
Reizdarm
Abbildung 4.5: Zufriedenheit mit der Behandlung insgesamt
48
Vier Hauptprobleme wurden identifiziert (Angaben durch Befragte in %):
1. Lange Dauer bis zur richtigen Diagnose (CED 35%, RDS 41%)
2. Mangelnde Information durch behandelnde Ärzte (CED 26%, RDS 27%)
3. Unpersönlicher Umgang (CED 21%, RDS 14%)
4. Mangelnde Abstimmung zwischen Allgemeinmediziner und Facharzt bzw.
Facharzt und Klinik (CED 19%, RDS 17%).
Die Zufriedenheit der Patienten, die alternative Behandlungsangebote nutzten,
(Psychotherapeut, Heilpraktiker) war signifikant höher als die der übrigen (p=0,01)
(siehe auch 4.2). Die Dauer bis zur richtigen Diagnose bzw. die Anzahl der bis dahin aufgesuchten Ärzte (siehe auch 4.3) korreliert ebenfalls signifikant mit der Zufriedenheit der Befragten (p=0,01).
Hinsichtlich der gewünschten Verbesserung ergab sich folgende Aufstellung (Angaben durch Befragte in %):
1. Kürzere Dauer bis zur endgültigen Diagnose (CED 30%, RDS 20%)
2. Mehr Information durch Ärzte (CED 29%, RDS 31%)
3. Bessere Abstimmung zwischen Haus- und Facharzt bzw. Haus-/Facharzt
und Klinik (CED 26%, RDS 11%)
4. Ein persönlicherer Umgang (CED 21%, RDS 2%).
Weitere Anmerkungen der Befragten (nur CED) waren der Wunsch nach einer begleitenden Psychotherapie, einer begleitenden Behandlung beim Heilpraktiker und
dass den Beschwerden größere Bedeutung beigemessen werden sollte.
4.8 Medikamentöse Therapie
Von den 86 CED-Patienten waren bei 85 Informationen bezüglich der aktuellen
Medikation verfügbar.
Der Einsatz von Mesalazin (5-ASA, oral oder topisch) wurde erhoben. Insgesamt
bekamen 35 von 58 Patienten (44%) orale 5-ASA-Therapie. Bei den übrigen Patienten, die keine orale 5-ASA-Therapie erhielten, umfasste die medikamentöse
Behandlung topische 5-ASA-Therapie, topische und orale Corticosteroide, Antibiotika, Immunmodulatoren und Infliximab.
49
24 bzw. 29 Patienten wurden mit topischen bzw. oralen Corticosteroiden behandelt. 22 Patienten erhielten eine Behandlung mit Azathioprin oder 6-Mercaptopurin
(6-MP). Insgesamt fünf Patienten, alle Crohn-Patienten, erhielten Infliximab. Von
den fünf Patienten, die Infliximab bekamen, erhielten vier eine Begleittherapie mit
Azathioprin und ein Patient bekam Infliximab als Monotherapie. Ein Patient in dieser Population wurde mit Methotrexat behandelt.
Eine Zusammenfassung wird in Tabelle 4.8 gezeigt.
Tabelle 4.8: Medikation der CED-Patienten nach eigenen Angaben
(soweit möglich anhand der Patientenakten überprüft)
Medikation
Antibiotika
Azathioprin
Budesonid
Cellcept
Colestyramin
Corticosteroide <= 10mg
Corticosteroide >10mg
Corticosteroide rektal/lokal
Cyclophosphamid
Dolantin
Weihrauch
Infliximab
Eisen
Isoniazid
Loperamid
Mesalazin oral
Mesalazin rectal
Methotrexat
Nexium
Mutaflor
Olsalazin
Probiotika
Sulfasalazin
Vitamin D / Calcium
MC
(N=58)
6
17
11
1
1
9
12
7
2
1
CU
(N=27)
2
5
2
1
2
5
4
1
5
2
1
5
22
2
1
2
4
3
5
18
2
2
13
7
1
1
6
2
9
50
5
Diskussion
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, mittels einer Stichprobe von 170 Patienten aus Essen und Umgebung die Versorgung von Patienten mit chronischen
Darmerkrankungen zu evaluieren. Außerdem sollten die Patientenkarrieren beschrieben werden sowie die Lebensqualität und das Inanspruchnahmeverhalten
und deren Beziehung zur Patientenzufriedenheit untersucht werden. Des Weiteren
wurde der Zusammenhang von Patientenzufriedenheit und Inanspruchnahme ergänzender Behandlungsangebote geprüft. Damit sollten im Rahmen des vorgestellten Projekts „Essener Zirkel“ Variablen, die die Qualität der Versorgung beeinflussen, identifiziert werden.
5.1 Durchführung der Studie
Bisher gibt es keine vergleichbare Studie im deutschsprachigen Raum, die die
Versorgung so differenziert untersucht hat. Die meisten Studien, auch die aus dem
angloamerikanischen Raum, haben klinische Schwerpunkte.
Hervorzuheben ist, dass in diese Studie sowohl Patienten aus dem primären, sekundären als auch tertiären Sektor eingeschlossen wurden. Die Befragten wurden
nicht, wie es gerade bei den CED gebräuchlich ist, ausschließlich über SelbsthilfeOrganisationen oder in Spezialambulanzen rekrutiert.
Somit gab es keine einseitige sektor- bzw. zugangsbezogene Vorselektion und es
wurden ferner Patienten in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung erreicht.
Dennoch sind die Patienten sind keine repräsentative Stichprobe, schon aufgrund
des Studiendesigns. Auch der Stichprobenumfang limitiert die Übertragbarkeit der
Ergebnisse.
Die Gesamtstichprobe umfasste 170 Patienten im Alter von 18 bis 75 Jahren, wobei der Altersmittelwert bei 43,4 Jahren lag. Unter der Berücksichtigung, dass hier
überwiegend Erwachsene des mittleren und gehobenen Lebensalters eingeschlossen wurden, lassen sich die Daten nicht auf alle Lebensalter übertragen,
entsprachen aber in der Alterverteilung der Literatur (siehe Abbildung 5.1 [78]).
Der Anteil der Frauen war in dieser Studie allerdings deutlich höher als der der
Männer.
51
Abbildung 5.1: Alter und Geschlechtsverteilung bei 41 Patienten mit Colitis ulcerosa (a) und
569 Patienten mit Morbus Crohn (b) [78]
Zudem kann, wie in allen retrospektiven Studien, das Problem der eingeschränkten Erinnerung bestehen. Da es sich des Weiteren um eine Querschnittsuntersuchung handelt, sind kausale Zusammenhänge, z.B. zwischen Symptomintensität
und Inanspruchnahme nicht nachzuweisen, doch gezeigte statistische Zusammenhänge geben Tendenzen mit Bedeutung für die Versorgung und das Gesundheitswesen wieder.
Die Gruppe der Nicht-Teilnehmer war relativ klein. Aufgrund der Auswertung von
Kurzfragebögen konnte kein signifikanter Unterschied in den Charakteristika zu
den Teilnehmern festgestellt werden.
Das Abweichen von der im Studienprotokoll geplanten Fallzahl kam zum einen
durch die kurze Rekrutierungs- und Erhebungsphase zustande, die sich vor allem
in Facharztpraxen als problematisch erwies. Zum anderen stellte sich während der
Feldphase heraus, dass das Untersuchungsdesign in Bezug auf die Ärzte, über
die die Patienten rekrutiert wurden, eine Selektion aufwies. Dies wird im Nach-
52
hinein dennoch nicht als Störfaktor angesehen wird, sondern vielmehr als Kontext.
Mehrere Praxen lehnten eine Teilnahme am „Essener Zirkel“ und damit an der Unterstützung bei der Patientenrekrutierung ab. Die angesprochenen Ärzte waren
sich bewusst, dass nicht nur positive Ergebnisse für die Untersuchung von Interesse waren.
5.2 Zielparameter
Die gesundheitsbezogene Lebensqualität ist mittlerweile als Charakteristik des
Schweregrades einer Erkrankung anerkannt. So verglichen Pace und andere die
Lebensqualität von CED- und RDS-Patienten und stellten eine im Vergleich zu gesunden Kontrollen deutlich reduzierte Lebensqualität fest, die sich dort jedoch
nicht signifikant zwischen den beiden Patientengruppen unterschied [63]. Die beobachteten Werte lagen mit 56,4±22,3 (CED) bzw. 58,2±16,1 (RDS) über den hier
beobachteten, sich signifikant unterscheidenden Werten von 44,4±10,6 (CED) und
39,7±11,4 (RDS) und liegen auch über denjenigen anderer Studien [33,71].
Die Resultate zeigen außerdem, dass mit ansteigender Versorgungsstufe die Lebensqualität deutlich verringert war und parallel die Inanspruchnahme anstieg.
Bezüglich des Zusammenhangs von Somatisierung und RDS standen insbesondere Ängstlichkeit und Depressivität im Vordergrund. Auch die Symptomintensität
war bei RDS-Patienten über alle Versorgungsstufen höher als bei CED-Patienten.
Generell scheinen RDS-Patienten unter einer höheren psychischen Belastung
(Depressivität, Ängstlichkeit) zu leiden als CED-Patienten und noch mehr gegenüber der Durchschnittsbevölkerung. Auch unter gesundheitsökonomischen Aspekten scheint es besonders wichtig zu sein, solchen Patienten eine adäquaten Behandlung zukommen zu lassen, denn sie zeigten in der vorliegenden Untersuchung ein sehr hohes Inanspruchnahmeverhalten bezüglich Arztbesuchen.
Daher haben die Ergebnisse auch diagnostische Stärke. Die Studie betont die Bedeutung der differentialdiagnostischen Einbeziehung der Psychosomatik insbesondere bei Patienten mit somatischen Symptomen, um sie adäquat behandeln zu
können.
53
5.3 Orientierung an Leitlinien und Empfehlungen
Basierend auf den Ergebnissen zur Versorgung bei CED und RDS werden folgende Themen für eine vertiefende Diskussion ausgewählt:

Die psychosomatische Versorgung von CED- und RDS-Patienten

Die Anzahl der Untersuchungen bei RDS-Patienten

Die Pharmakotherapie bei CED.
Psychosomatische Versorgung von CED- und RDS-Patienten
In den letzten Jahren gab es aufgrund einer neuen Herangehensweise in therapeutischer Hinsicht eine Veränderung in der psychosomatischen Forschung von
CED. Die Leitlinien der DGVS beziehen sich auf neuere evidenzbasierte Daten bei
der psychosomatischen Behandlung von Patienten mit MC und CU. Werden die
hieraus resultierenden Empfehlungen jedoch umgesetzt?
Generell gilt: Die Diagnose einer CED stellt keine Indikation für eine psychotherapeutische Behandlung dar, unter bestimmten Voraussetzungen wird diese gleichwohl empfohlen. Bei der Diagnostik des RDS ist eine „orientierende psychosomatische Befragung ... grundsätzlich geboten [7,8].“
Es konnte gezeigt werden, dass sich mehr als ein Drittel aller Patienten (separat)
in die Behandlung von Psychotherapeuten, Heilpraktikern u.a. begeben. Die Bewertung solcher Patienten hinsichtlich der Zufriedenheit mit der Behandlung insgesamt war signifikant höher. Außerdem leiden diese Patienten signifikant weniger
unter Depressionen (vgl. auch [65]).
Behandelnde müssen die Bedeutung psychosozialer Aspekte anerkennen. Randomisierte Studien haben ergeben, dass Psychotherapie die konventionelle Therapie übertreffen kann. Zwar ist diese initial relativ kostenintensiv, aber die Vorteile
überwiegen mit der Zeit und verringern schließlich die Zahl der Konsultationen und
Behandlungskosten insgesamt [58].
Patienten berichten häufig, dass es schwierig sei, Information über die psychologischen Aspekte Ihrer Erkrankung zu erhalten, obgleich Leitlinien die Erfassung und
Berücksichtigung der psychosozialen Dimension der Erkrankung empfehlen, da
dies eine Besserung der Lebensqualität sowie eine Besserung der Schmerzsymptomatik bewirkt [58].
54
Anzahl der Untersuchungen bei RDS-Patienten
Gemäß Konsensusbericht der DGVS wird zur Initialdiagnostik des RDS eine Abdomensonographie empfohlen, bei den invasiven Untersuchungen kann die Koloskopie angezeigt sein, MRT sollte demgegenüber nicht in der Diagnostik des RDS
eingesetzt werden. Wiederholungsuntersuchungen sollen vermieden werden [48].
In dieser Population wurden RDS-Patienten (vor Diagnosestellung) häufiger mittels Abdomensonographie untersucht als CED Patienten. Dieser Unterschied war
noch ausgeprägter bei der invasiven endoskopischen Diagnostik mittels Rekto-/
Koloskopie (oder Ösophago-Gastro-Duodenoskopie). Beide Patientengruppen unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich der Inanspruchnahme radiologischer
Untersuchungen (Röntgen, CT oder MRT). Jedoch ist auffällig, dass bei 17 RDSPatienten mehr als 3 radiologische Untersuchungen vor der Diagnosestellung erfolgten (s. Tabelle 4.5).
Für das Jahr nach Diagnosestellung gaben sogar 26 RDS-Patienten an, ein bis
zweimal endoskopiert worden zu sein, 4 auch öfter (s. Tabelle 4.6).
Pharmakotherapie bei CED
Die Wahl der medikamentösen Therapie bei CED richtet sich nach der jeweiligen
Sympomatik (betroffene Damabschnitte, EM), nach der Schwere eines Schubs
und nach dem speziellen Verlauf.
Entsprechend der Leitlinien ist bei milder bis mäßiger Krankheitsaktivität eine Therapie mit 5-ASA, Präparate: Asacolitin, Claversal, Pentasa, Salofalk, Dipentum,
Azulfidine, Colo-Pleon) geeignet, außerdem mit Budesonid (Budenofalk, Entocort)
bei MC mit mäßig ausgeprägtem Schub. Ist hiermit keine Remission zu erzielen,
sind systemische Steroide angezeigt, die auch das angezeigte Mittel bei einem
Schub hoher Aktivität sind.
Ist der Verlauf chronisch aktiv, wovon über 50% der MC-Patienten betroffen sind,
sind Immunsuppressiva indiziert (Azathioprin, Präparate: Azafalk, Imurek, Zytrim,
Puri-Nethol). Hiermit wird bei gut der Hälfte der Patienten die Remission erreicht
und bei ca. zwei Dritteln auch erhalten, wobei unter bestimmten Voraussetzungen
die Dosis der gleichzeitigen Steroid-Therapie herabgesetzt werden kann.
Als weiteres Mittel der Immunsuppressiva wird Methotrexat angewendet. Lässt
sich mit ausreichend hoch angewandten Steroiden und Immunsuppressiva kein
55
Erfolg erzielen, kommt eine Therapie mit dem TNF-alpha-Antikörper Infliximab
(Präparat: Remicade) in Frage [52].
In der untersuchten Population befanden sich – soweit anhand der vorliegenden
klinischen Parameter feststellbar - 29 (49%) MC-Patienten in Remission, 17 (29%)
im Schub und 5 (8%) im schweren Schub. Von den CU-Patienten hatten zur Zeit
der Befragung 18 (67%) einen milden Verlauf, 5 (19%) einen mäßigen und einer
einen schweren Erkrankungsverlauf.
5 Patienten (4%) erhielten eine Therapie mit dem TNF-alpha-Antikörper Infliximab.
29% der Patienten bekamen Immunsuppressiva und 59% erhielten Corticosteroide. Systemische / topische Corticosteroide sollten nach Möglichkeit nur im Schub
und bis zum Einsetzen der Wirkung der remissionserhaltenden Therapie eingesetzt werden [77]. Eine Übersicht der Verteilung nach Substanzgruppen [78] gibt
Tabelle 5.1.
Tabelle 5.1: Anteil der Patienten mit mindestens einer Verordnung für eine Substanzgruppe
Substanzgruppe
Immunsuppressiva
systemische Steroide
topische Steroide
TNF-alpha-Antikörper
Mesalazin
MC
(N=58)
36%
38%
31%
9%
41%
CU
(N=27)
22%
26%
22%
74%
CED ges.
N=(85)
29%
32%
27%
4%
58%
Die Patienten, die Immunsuppressiva und Steroide erhielten, wurden mehrheitlich
in Facharztpraxen und Kliniken rekrutiert. Fragwürdig ist:
 Werden zu wenig Patienten mit Immunsuppressiva behandelt?
 Dauert die Behandung mit Corticosteroiden möglicherweise zu lange?
 Wird bei Patienten mit CU häufiger eine vielmehr symptomatische Behandlung (z.B. mit Mesalazin) durchgeführt?
Eine detaillierte Prüfung der diagnosebezogenen Medikamentenauswertung geht
über den Kernpunkt dieser Arbeit hinaus, sollte jedoch im Rahmen weiterer Studien zu dieser Thematik berücksichtigt werden.
56
In einer Studie zur medikamentösen Therapie von CED-Patienten in den USA aus
dem Jahr 2005 wurde gezeigt, dass dort MC- und CU-Patienten nicht die indizierte
Medikation, nicht die optimalen Dosen, verlängerte Steroidtherapie usw. erhielten
[68].
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen strukturelle Mängel in der Versorgung (gesetzliche Rahmenbedingungen, Budgetierung, Kooperation), die sich negativ auf
die Patientenzufriedenheit auswirken (siehe 4.6). Aber auch in der Prozessqualität, wie z.B. bei der Anwendung der Leitlinien, bestehen Defizite (siehe 4.4 und
5.1). All dies beeinträchtigt letztendlich die Ergebnisqualität. Ein Drittel der CEDPatienten gibt starke bis sehr starke Beschwerden insgesamt an, bei den RDSPatienten sind es rund zwei Drittel, obwohl sie sich in Behandlung befinden. Neben den klinischen Indikatoren sind auch psychosoziale Indikatoren aussagekräftig (siehe auch 4.5).
Den Parametern der Strukturqualität kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie
Prozess- und Ergebnisparameter entscheidend beeinflussen. Die Prozesse haben
wichtige Auswirkungen auf die Ergebnisse, sind jedoch leichter zu verändern.
Es stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten es zur Integrierung von Leitlinien in
den ärztlichen Alltag geben kann. Ein interessanter Aspekt ist sicher der „Physician factor“, der die arztseitigen Faktoren umfasst und Gesichtspunkte wie die
Wahrnehmung der Qualität der eigenen Versorgung beinhaltet [4]. Im „Essener
Zirkel“ werden mittlerweile Arzt-Dialogforen zum Thema „Darm“ durchgeführt.
Damit wird Wissen von spezialisierten Fachärzten an Mediziner mit Patienten aus
den hier vorgestellten Patientengruppen weitergegeben und zudem auch die
Kommunikation zwischen Haus-, Fachärzten und Kliniken verbessert. Diese Veranstaltungen werden dezentral in Eigenregie der einzelnen Krankenhäuser und
Gastroenterologen durchgeführt. Als verbindendes Element nutzen diese Foren
das Logo des „Essener Zirkels“.
57
6
Ausblick
Aus Daten der BKK aus dem Jahr 2002 (7,2 Mio. Mitglieder ohne Rentner) geht
hervor, dass bei annähernd 5500 Versicherten ein MC bzw. eine CU bekannt ist
[87]. Im selben Jahr waren diese Patienten über 19 Tage (MC) bzw. 16 Tage (CU)
wegen Ihrer Erkrankung arbeitsunfähig, wobei der BKK-Durchschnitt aller AUTage über alle Diagnosen bei rund 12 je Versicherungsnehmer pro Jahr lag.
Demgegenüber stehen Patienten mit der Diagnose einer nicht näher bezeichneten
nichtinfektiösen Gastroenteritis und Colitis, bei denen insgesamt über 1,5 Mio. AUTage anfielen. Dies entspricht ca. 5 AU-Tagen je Versicherungsnehmer. Eine eigenständige Kodierung für das Reizdarmsyndrom besteht erst seit Einführung der
ICD-10 im Jahre 2000. Aufgrund der noch immer bestehenden Unsicherheiten
hinsichtlich der Diagnostik, bei gleichzeitig bekannter hoher Prävalenz, dürfte die
Zahl deshalb noch deutlich unterschätzt sein. Überträgt man Daten aus den USA
und GB [41], so werden durch das RDS sogar 28,8 Mio. AU-Tage (entsprechen 24
AU-Tagen je Versicherungsnehmer pro Jahr) verursacht.
Ziel einer regionalen, sektorübergreifenden Kooperation im Gesundheitswesen
wie dem „Essener Zirkel“, bei der Hausarzt, Facharzt, Klinik, idealerweise auch
Kostenträger und nicht zuletzt Patient enger zusammenarbeiten, ist die optimale
und effiziente Behandlung dieser Patienten.
Ein Hindernis ist oft der Wechsel von der stationären in die ambulante Versorgung, wenn z.B. der Entlassungsbrief mit Therapieempfehlungen den Hausarzt
erst mit Verzögerung erreicht. Die Kooperation zwischen ambulantem und stationärem Sektor ist nicht ausdrücklich geregelt, weshalb es im Ermessen des einzelnen Arztes liegt, welche anderen Leistungserbringer er zu welchem Zeitpunkt in
die Behandlung einbezieht. Dort, wo Leitlinien existieren, wird zumindest ein geringeres Maß an solchen Problemen erwartet.
Im Falle von CED und RDS sollte auch die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen und Einrichtungen der Patientenselbsthilfe gefördert werden.
Gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen leisten einen wichtigen Beitrag zum
Gesundheitswesen in Deutschland. In unserer Population verfügten Patienten, die
Mitglied in einer Ihrer Erkrankung entsprechenden Selbsthilfegruppe waren, über
ein größeres Wissen über die Erkrankung. Entsprechend der DGVS-Leitlinien soll58
te die patientenorientierte Information gleichwohl auch in der Verantwortung der
Ärzte liegen [7,8,48].
Unterschiedliche Modelle der Koordination (z. B. durch Primärärzte, durch CaseManagement der Krankenversicherung etc.) sollten im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Behandlungs- und Lebensqualität chronisch Kranker untersucht
werden, da diese von einem bedarfsgerechten „Schnittstellen-Management“ am
meisten profitieren. Die Vernetzung von Sektoren ist auch im Hinblick auf Behandlungen von Bedeutung, die ein hohes Maß an Selbst-Management bzw. CoManagement durch die Patienten erfordern und durch entsprechende Schulungsprogramme unterstützt werden müssen.
Neben den Angeboten der klassischen Schulmedizin nehmen auch CEDPatienten immer mehr und meist auf eigene Kosten und teils ohne Evidenz alternative Angebote wahr. Besser strukturierte Information böte den Patienten die
Möglichkeit, mehr zum diagnostischen und therapeutischen Prozess beizutragen.
Laut einer Umfrage des Deutschen Ärzteblatts stammten über 90% der von Ärzten
weitergegebenen Information und über 80% der in Wartezimmern ausliegenden
schriftlichen Materialien von der pharmazeutischen Industrie [54]. Herausgeber
wie Krankenkassen, Patientenverbände oder unabhängige Gruppen fehlten fast
völlig. Die Ärztekammern haben die qualifizierte Information von Patienten als bedeutenden Auftrag erkannt und etwa mit Krankenkassen eine Reihe von Druckschriften für Patienten herausgebracht. Dies sind aber noch Einzelaktionen.
Dem „Essener Zirkel“ ist eine solche Umsetzung gelungen: Im Februar 2006 erschien die dazugehörige Broschüre, es existiert ein Internetangebot und im Mai
2006 dieses Jahres startete die Reihe der Arzt-Patienten-Seminare [50].
Darüber hinaus wurde auf Inititative des „Essener Zirkels“ eine Patientenakte
„Darm“ erstellt und ein Patienten-„Selbstcheck“-Bogen entwickelt. Die ArztDialogforen wurden bereits erwähnt. All diese Angebote basieren nicht zuletzt
auch auf den Ergebnissen der hier vorgestellten Studie.
Gegenwärtig ist die Kooperation zwischen Patienten und Ärzten charakterisiert
durch ein Ungleichgewicht hinsichtlich der patientenorientierten Information und
eine unzureichende Koordination. Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass
59
eine enge Zusammenarbeit zwischen Allgemeinmedizin, Gastroenterologie und
Klinik notwendig ist für eine effiziente Diagnose und Therapie.
Die Forschung auf diesem Gebiet ist lückenhaft. Weitere Untersuchungen sollten
sich mit der Evaluierung der Umsetzung von Leitlinien sowie der Frage beschäftigen, wie mehr Ärzte aus den verschieden Sektoren effektiver zusammenarbeiten
können. Ein weiterer Fortschritt wäre die Koordination dieser Forschungsaktivitäten.
60
7
Zusammenfassung
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine der häufigsten Erkrankungen des MagenDarm-Traktes. Die Zahl der an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED)
erkrankten in Deutschland wird auf ca. 300.000 geschätzt.
Systematisch erhobene Informationen über die Zeitspanne von ersten Symptomen
bis zur Diagnose, eine damit möglicherweise verbundene Fehlversorgung und
auch die damit zusammenhängende Patientenzufriedenheit liegen bislang nicht
vor.
Am Beispiel einer im Rahmen des Projekts „Essener Zirkel“ durchgeführten Studie wurde die aktuelle Situation der Versorgung untersucht. Es handelt sich um eine konsekutive Querschnittsstudie, die unter Koordination des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) am Universitätsklinikum
Essen in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie durchgeführt wurde.
In die Studie eingeschlossen wurden Personen von 18 bis 75 Jahren, bei denen
entweder ein Morbus Crohn oder eine Colitis Ulcerosa bekannt war bzw. die Diagnosekriterien für ein Reizdarmsyndrom erfüllt waren und die sich im Erhebungszeitraum bei einer teilnehmenden Praxis oder Klinik in Behandlung befanden.
Insgesamt konnten von 170 Patienten 131 innerhalb von 12 Wochen in die Studie
eingeschlossen werden. Hiervon litten 86 unter einer CED, davon 59 unter einem
MC (19 Männer, 40 Frauen) und 27 unter einer CU (8 Männer, 19 Frauen).
Die Lebensqualität von CED- und vor allem RDS-Patienten war im Vergleich zur
deutschen Normstichprobe deutlich reduziert. Hinsichtlich der Patientenzufriedenheit wurden vier Hauptprobleme identifiziert: 1. Lange Dauer bis zur richtigen Diagnose, 2. Mangelnde Information durch behandelnde Ärzte, 3. Unpersönlicher
Umgang und 4. Mangelnde Abstimmung zwischen Allgemeinmediziner und Facharzt bzw. Facharzt und Klinik. Die Zufriedenheit der Patienten, die alternative Behandlungsangebote nutzten, war signifikant höher als die der übrigen. Die Dauer
bis zur richtigen Diagnose bzw. die Anzahl der bis dahin aufgesuchten Ärzte korreliert ebenfalls signifikant mit der Zufriedenheit der Befragten.
Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten notwendig ist für eine effiziente Diagnose und Therapie.
61
8
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67
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81. Timmer A. Epidemiologie der CED. In: Hoffmann JC, Kroesen AJ, Klump B
(Hrsg). Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Das CED-Handbuch für
Klinik und Praxis.1. Auflage, Stuttgart, New York.
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85. Ware JE, Jr. SF-36 Health Survey. Manual and interpretation guide. Boston:
The Health Insitute, New England Medical Center 1993.
68
86. Zentralstelle der Deutschen Ärzteschaft zur Qualitätssicherung in der Medizin.
Stellungnahme der Zentralstelle der Deutschen Ärzteschaft zur Qualitätssicherung in der Medizin gegenüber dem Ausschuss für Gesundheit des Deutschen
Bundestages im Rahmen der Sachverständigen-Anhörung zum Entwurf eines
Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Krankenversicherung ab dem Jahr
2000. http://www.aezq.de/publikationen/stellungnahmen/2000/pdf/ stellungn3.pdf [Stand 01.02.2006].
87. Zoike E, Hernold P, Malin EM. BKK Gesundheitsreport 2003. BKK Bundesverband, Kronprinzenstr. 6, 45128 Essen, 2004.
69
9
Anhang
A
Fragebogen
FRAGEBOGEN-NR.:
Name ______________________________
Vorname_____________________________
Geburtsdatum_______________________
Geschlecht_______________________
Grösse (cm)__________________________
Gewicht (Kg)__________________________
Ersterfassung durch (Name des Arztes/ Krankenhauses)
________________________________________________
Diagnose
___________________________
○ _______________
Erstvorstellung hier (s.o.) (Datum)
○ unbekannt
(Tag, Monat, Jahr)
Was ist Ihr gegenwärtiger Familienstand?
○ verheiratet
○ ledig
○ verwitwet
○ getrennt lebend
○ sonstiges
Was machen Sie zur Zeit beruflich?
○ berufstätig
○ arbeitslos ○ berentet (Ruhestand)
○ Hausfrau/-mann ○ Schüler/Student
Was ist der höchste von Ihnen erreichte Bildungsabschluss?
○
ohne Schulabschluss
○
Hauptschul-, Volksschulabschluss
○
mittlere Reife
○
Abitur
○
Fachhochschulabschluss
○
Hochschulabschluss
Haben Sie früher geraucht oder rauchen Sie zur Zeit?
○ Habe früher geraucht, rauche jetzt nicht mehr
○ Rauche zur Zeit
○ Habe noch nie geraucht
Haben Sie aufgrund Ihrer Erkrankung Ihre Ernährung umgestellt?
○ Ja
○ Zum Teil
○ Nein
Sind Sie Mitglied in einer der folgenden Selbsthilfegruppen?
○ DCCV
○ Crohnist
○ Selbsthilfegruppe Morbus Crohn - Colitis ulcerosa
○ andere ______________________
70
Sehr geehrter Patientin, sehr geehrter Patient,
Sie haben sich freundlicherweise bereiterklärt, an dieser Befragung teilzunehmen. Sie wurden ausgewählt, da Sie von einer Erkrankung des Magendarmtraktes (Morbus Crohn, Colitis
ulcerosa, Funktionelle Magendarmerkrankungen, Reizdarmsyndrom) betroffen sind.
Zuerst möchten wir Sie bitten, folgende Fragen zu Ihrem derzeitigen Befinden zu beantworten:
Bitte tragen Sie die Stärke Ihrer Magen-Darm-Beschwerden und die daraus resultierenden Beeinträchtigungen mit Hilfe der ausgeführten Analog-Skala ein. Geben Sie jeweils einen Durchschnittswert für die letzten 7 Tage an.
Visuelle Analogskala:
Entscheiden Sie sich jeweils für einen Zahlenwert, der der Stärke der Beschwerden und der Beeinträchtigung entspricht (0 = nicht vorhanden bis 9 = unerträglich stark).
1
2
3
4
5
6
7
8
9
nicht
unerträglich
vorhanden
stark
Stärke
Beeinträchtigung
der Beschwerden
durch Beschwerden
1. Schmerz im Oberbauch
(.......)
(.......)
2. Schmerz im Mittelbauch
(.......)
(.......)
3. Schmerz im Unterbauch
(.......)
(.......)
4. Schmerz nach der Mahlzeit
(.......)
(.......)
5. Völlegefühl vor der Mahlzeit
(.......)
(.......)
6. Völlegefühl nach der Mahlzeit
(.......)
(.......)
7.
Übelkeit vor der Mahlzeit
(.......)
(.......)
8.
Übelkeit nach der Mahlzeit
(.......)
(.......)
9. Aufstoßen
(.......)
(.......)
10. Erbrechen
(.......)
(.......)
11. Brennen hinter dem Brustbein
(.......)
(.......)
12. Beschwerden beim Stuhlgang
(.......)
(.......)
13. Sonstiges
(.......)
(.......)
14. Beschwerden insgesamt
(.......)
(.......)
71
Nun bitten wir Sie, sich zurück zu erinnern, wann Ihre Beschwerden begannen, welche
Symptome auftraten und wann erstmals eine Diagnose Ihrer Erkrankung gestellt wurde.
Erstsymptomatik
Völlegefühl nach der Mahlzeit
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Übelkeit
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Erbrechen
○ ja
○ nein
○ unbekannt
saures Aufstoßen
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Aufstoßen von Luft (Rülpsen)
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Brennen hinter dem Brustbein
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Bauchschmerzen
im Oberbauch
○ ja
○ nein
○ unbekannt
im Unterbauch
○ ja
○ nein
○ unbekannt
im Ober- und Unterbauch
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Blut im oder auf dem Stuhl
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Durchfall (Diarrhö)
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Verstopfung
○ ja
○ nein
○ unbekannt
nach dem Stuhlgang
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Blähungen
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Perianales Fistelleiden
○ ja
○ nein
○ unbekannt
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Gefühl der unvollständigen Entleerung
Systemische Begleiterscheinungen
(z.B. Arthritis, Iritis, Erythema nodosum)
andere Symptome
___________________________________________________
○ _______________ ○ unbekannt
Datum der Erstsymptomatik
(Tag, Monat, Jahr)
○ _______________ ○ unbekannt
Datum der Erstdiagnose
(Tag, Monat, Jahr)
Zeit (in Jahren) die zwischen Erstsymptomen und Erstdiagnose lag
○ selbes Jahr ○ 1 Jahr ○ 2 Jahre
○ 3 Jahre
○ 4 oder mehr Jahre
○ unbekannt
Anzahl der bis dahin aufgesuchten verschiedenen Ärzte/Klinikabteilungen
○ 1–2
○ 3-4
○ 5-6
○ 7 - 10
○ mehr als 10
○ unbekannt
72
Mit den folgenden Fragen möchten wir erfahren, wie viele und welche Untersuchungen bei
Ihnen erfolgten, bevor die Erstdiagnose der bei Ihnen festgestellten Erkrankung erfolgte.
Bevor die Erstdiagnose bei Ihnen gestellt wurde, wie oft wurden die folgenden Untersuchungen bei Ihnen durchgeführt?
Ultraschall des Bauches (Abdomensonographie)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
Magenspiegelung (Gastroskopie)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
Darmspiegelung (Coloskopie)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
Enddarmspiegelung (Rekto-Sigmoidoskopie)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
Röntgen der Brust (Röntgen-Thorax)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
Röntgen des Bauches (Röntgen-Abdomen)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
CT der Brust (CT-Thorax)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
CT des Bauches (CT-Abdomen)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
Kernspintomographie der Brust (MRT-Thorax)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
Kernspintomographie des Bauches (MRT-Abdomen)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
73
Mit den folgenden Fragen möchten wir erfahren, wie viele und welche Untersuchungen bei
Ihnen im vergangenen Jahr wegen der bei Ihnen festgestellten Erkrankung erfolgten.
Wie oft wurden die folgenden Untersuchungen in den vergangenen 365 Tagen bei Ihnen
durchgeführt?
Ultraschall des Bauches (Abdomensonographie)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
Magenspiegelung (Gastroskopie)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
Darmspiegelung (Coloskopie)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
Enddarmspiegelung (Rekto-Sigmoidoskopie)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
Röntgen der Brust (Röntgen-Thorax)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
Röntgen des Bauches (Röntgen-Abdomen)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
CT der Brust (CT-Thorax)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
CT des Bauches (CT-Abdomen)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
Kernspintomographie der Brust (MRT-Thorax)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
Kernspintomographie des Bauches (MRT-Abdomen)
○ überhaupt nicht
○ 1-2x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
74
Die folgenden Fragen und Aussagen beziehen sich auf Ihre Arztbesuche sowie Ihre Erfahrungen mit der ärztlichen Betreuung:
Was für ein Arzt ist der Hauptansprechpartner für Ihre Krankheit?
○ Gastroenterologe
○ Allgemeinmediziner
○ anderer
○ unbekannt
Sind Sie parallel dazu wegen Ihrer Erkrankung noch in weiterer Behandlung?
○ Nein ○ Ja, bei einem/r Heilpraktiker/in
○ Ja, bei einem/r Psychotherapeut/in
○ Ja, andere/r ______________
Wie häufig haben Sie in den letzten 12 Monaten einen Arzt (außer Zahnarzt) aufgesucht?
○ überhaupt nicht ○ 1 - 2 x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
Wenn Sie in den letzten 12 Monaten einen Arzt (außer Zahnarzt) aufgesucht haben, wie oft
war dies wegen Magen-/ Darmbeschwerden?
○ überhaupt nicht ○ 1 - 2 x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
Wieviele Tage sind Sie wegen Ihrer Bauchbeschwerden im letzten Jahr krankgeschrieben worden?
○ überhaupt nicht ○ 1 - 2 x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
Wieviele Tage haben Sie wegen Ihrer Bauchbeschwerden im letzten Jahr im Krankenhaus stationär gelegen?
○ überhaupt nicht ○ 1 - 2 x
○ 3-5x
○ 6 -10 x
○ mehr als 10 x
○ unbekannt
Wie würden Sie Ihr Wissen über Ihre Erkrankung bezeichnen?
○ gut informiert ○ mäßig informiert ○ etwas informiert ○ gar nicht informiert
Der Zugang zum Facharzt/ zur Klinik gestaltete sich schwierig.
○ trifft überhaupt nicht zu ○ trifft eher nicht zu
○ trifft zum Teil zu ○ trifft eher zu ○ trifft voll
und ganz zu
Den Wechsel zwischen Hausarzt und Facharzt oder Haus-/Facharzt und Klinik habe ich als
Bruch in der Behandlung empfunden.
○ trifft überhaupt nicht zu ○ trifft eher nicht zu
○ trifft zum Teil zu ○ trifft eher zu ○ trifft voll
und ganz zu
75
Die schlechte Abstimmung zwischen Hausarzt und Facharzt oder Haus-/Facharzt und Klinik
hat zu Verzögerungen in der Behandlung geführt.
○ trifft überhaupt nicht zu ○ trifft eher nicht zu
○ trifft zum Teil zu ○ trifft eher zu ○ trifft voll
und ganz zu
Ich habe andere Diagnosen aufgrund meiner Symptome erhalten.
○ trifft überhaupt nicht zu ○ trifft eher nicht zu
○ trifft zum Teil zu ○ trifft eher zu ○ trifft voll
und ganz zu
Die Ärztin/Der Arzt (=o.g. Hauptansprechpartner/in) berücksichtigt meine Lebenssituation
während der Behandlung.
○ trifft überhaupt nicht zu ○ trifft eher nicht zu
○ trifft zum Teil zu ○ trifft eher zu ○ trifft voll
und ganz zu
Die Ärztin/Der Arzt (=o.g. Hauptansprechpartner/in) ist einfühlsam und verständnisvoll.
○ trifft überhaupt nicht zu ○ trifft eher nicht zu
○ trifft zum Teil zu ○ trifft eher zu ○ trifft voll
und ganz zu
Die Ärztin/Der Arzt (=o.g. Hauptansprechpartner/in) hat mir alles, was mit meinen Beschwerden zusammenhängt, verständlich erklärt.
○ trifft überhaupt nicht zu ○ trifft eher nicht zu
○ trifft zum Teil zu ○ trifft eher zu ○ trifft voll
und ganz zu
Die Ärztin/Der Arzt (=o.g. Hauptansprechpartner/in) hat die für mich richtigen Behandlungen und Therapien veranlasst.
○ trifft überhaupt nicht zu ○ trifft eher nicht zu
○ trifft zum Teil zu ○ trifft eher zu
○ trifft voll
und ganz zu
Die Behandlung hat dazu geführt, dass sich meine Situation im täglichen Leben verbessert.
○ trifft überhaupt nicht zu ○ trifft eher nicht zu
○ trifft zum Teil zu ○ trifft eher zu ○ trifft voll
und ganz zu
Wie bewerten Sie die gesamte bisherige Behandlung insgesamt?
○ sehr gut ○ gut
○ mittelmäßig ○ schlecht ○ sehr schlecht
76
Wenn es in Ihrer Behandlung Probleme gab, welches der im Folgenden aufgeführten Probleme traf bei Ihnen am ehesten zu
○ lange Dauer bis zur endgültigen Diagnose
○ mangelnde Information
○ unpersönlicher Um-
gang
schlechte Abstimmung zwischen
○ Hausarzt u. Facharzt
○ Haus-/Facharzt und
Klinik
○ andere _________________________________
Was gäbe es Ihrer Meinung nach bei der Behandlung zu verbessern
○ kürzere Dauer bis zur endgültigen Diagnose ○ verbesserte Information
○ persönlicherer Um-
gang
bessere Abstimmung zwischen
○ Hausarzt u. Facharzt
○ Haus-/Facharzt und Kli-
nik
○ andere _________________________________
77
Bei den folgenden Fragen geht es um die Beurteilung Ihres Gesundheitszustandes. Die Fragen
ermöglichen es, im Zeitverlauf nachzuvollziehen, wie Sie sich fühlen und wie Sie im Alltag zurechtkommen.
Bitte beantworten Sie jede Frage, indem Sie bei den Antwortmöglichkeiten die Zahl ankreuzen,
die am besten auf Sie zutrifft.
Ausgezeichnet Sehr gut
Gut
Weniger
Schlecht
gut
1. Wie würden Sie ihren Gesundheitszustand 1
2
3
4
5
im allgemeinen beschreiben?
Derzeit viel Derzeit
Etwa wie vor Derzeit
Derzeit
besser
einer Woche etwas
viel
etwas
besser
2. Im Vergleich zur vergangenen Wo- 1
2
3
schlechter
schlechter
4
5
che, wie würden Sie Ihren derzeitigen
Gesundheitszustand beschreiben?
Im folgenden sind einige Tätigkeiten beschrieben, die Sie vielleicht an einem normalen Tag
ausüben.
3. Sind Sie durch Ihren derzeitigen Gesund- Ja, stark
Ja, etwas
heitszustand bei diesen Tätigkeiten einge- eingeschränkt
eingeschränkt nicht
schränkt? Wenn ja, wie stark?
Nein, überhaupt
einge-
schränkt
3.a anstrengende Tätigkeiten, z.B. schnell 1
2
3
2
3
laufen, schwere Gegenstände heben, anstrengenden Sport treiben
3.b mittelschwere Tätigkeiten, z.B. einen 1
Tisch verschieben, staubsaugen, kegeln, Golf
spielen.
3.c Einkaufstaschen heben oder tragen.
1
2
3
3.d mehrere Treppenabsätze steigen
1
2
3
3.e einen Treppenabsatz steigen
1
2
3
3.f sich beugen, knien, bücken
1
2
3
3.g mehr als 1 Kilometer zu Fuß gehen
1
2
3
3.h mehrere Straßenkreuzungen zu Fuß ge- 1
2
3
2
3
hen
3.i eine Straßenkreuzung weit zu Fuß gehen
1
78
3.j sich baden oder anziehen
1
2
3
Hatten Sie in der vergangenen Woche aufgrund Ihrer körperlichen Gesundheit Ja
Nein
irgendwelche Schwierigkeiten bei der Arbeit oder anderen alltäglichen Tätigkeiten
im Beruf bzw. zu Hause?
4.a Ich konnte nicht so lange wie üblich tätig sein.
1
2
4.b Ich habe weniger geschafft als ich wollte.
1
2
4.c Ich konnte nur bestimmte Dinge tun.
1
2
4.d Ich hatte Schwierigkeiten bei der Ausführung.
1
2
Hatten Sie in der vergangenen Woche aufgrund seelischer Probleme irgendwel- Ja
Nein
che Schwierigkeiten bei der Arbeit oder anderen alltäglichen Tätigkeiten im Beruf
bzw. zu Hause (z.B. weil Sie sich niedergeschlagen oder ängstlich fühlten)?
5.a Ich konnte nicht so lange wie üblich tätig sein.
1
2
5.b Ich habe weniger geschafft als ich wollte.
1
2
5.c Ich konnte nicht so sorgfältig wie üblich arbeiten.
1
2
Überhaupt nicht Etwas
6. Wie sehr haben Ihre körperliche Gesundheit 1
2
Mäßig
Ziemlich
Sehr
3
4
5
oder seelischen Probleme in der vergangenen
Woche Ihre normalen Kontakte zu Familienangehörigen, Freunden, Nachbarn oder zum
Bekanntenkreis beeinträchtigt?
Keine
Sehr leicht Leicht
Mäßig
Stark
Schmerzen
7. Wie stark waren Ihre Schmer- 1
Sehr
stark
2
3
4
Überhaupt
Ein biss- Mäßig
nicht
chen
5
6
zen in der vergangenen Woche?
8. Inwieweit haben die Schmerzen Sie in der 1
2
3
Ziemlich
Sehr
4
5
vergangenen Woche bei der Ausübung Ihrer
Alltagstätigkeiten zu Hause und im Beruf behindert?
79
In diesen Fragen geht es darum, wie Sie sich
fühlen und wie es Ihnen in der vergangenen
Woche gegangen ist. (Bitte kreuzen Sie in
jeder Zeile die Zahl an, die Ihrem Befinden
am ehesten entspricht).
Wie oft waren Sie in der vergangenen Wo- Immer Meistens Ziemlich
che
Manchmal
Selten Nie
oft
9.a ... voller Schwung?
1
2
3
4
5
6
9.b ... sehr nervös?
1
2
3
4
5
6
9.c ... so niedergeschlagen, dass Sie
1
2
3
4
5
6
9.d ... ruhig und gelassen?
1
2
3
4
5
6
9.e ... voller Energie?
1
2
3
4
5
6
9.f ... entmutigt und traurig?
1
2
3
4
5
6
9.g ... erschöpft?
1
2
3
4
5
6
9.h ... glücklich?
1
2
3
4
5
6
9.i ... müde?
1
2
3
4
5
6
nichts aufheitern konnte?
Immer
10. Wie häufig haben Ihre körperliche Gesund- 1
Meistens Manchmal
Selten
Nie
2
4
5
3
heit oder seelischen Probleme in der vergangenen Woche Ihre Kontakte zu anderen Menschen (Besuch bei Freunden, Verwandten usw.)
beeinträchtigt?
Inwieweit trifft jede der folgenden Trifft
Aussagen auf Sie zu?
11.a Ich scheine etwas leichter als
Trifft
weit- Weiß
ganz zu gehend zu
nicht
Trifft
weit- Trifft über-
gehend
haupt nicht
nicht zu
zu
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
andere krank zu werden.
11.b Ich bin genauso gesund wie alle
anderen, die ich kenne.
11.c Ich erwarte, dass meine
Gesundheit nachlässt.
11.d Ich erfreue mich ausgezeichneter
Gesundheit.
80
Die folgenden Fragen beziehen sich ausdrücklich auf Ihre allgemeine und seelische Verfassung. Bitte beantworten Sie jede Frage so, so wie es für Sie persönlich in der letzten
Woche am ehesten zutraf. Machen Sie bitte nur ein Kreuz pro Frage und lassen Sie bitte
keine Frage aus. Überlegen Sie nicht lange, sondern wählen Sie sich die Antwort aus, die
Ihnen auf Anhieb am zutreffendsten erscheint.
81
Ich fühle mich angespannt oder überreizt.
0 meistens
1 oft
2 gelegentlich
3 überhaupt nicht
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ich kann mich heute noch so freuen wie früher.
0 ganz genau so
1 nicht ganz so sehr
2 nur noch ein wenig
3 kaum oder gar nicht
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------Mich überkommt eine ängstliche Vorahnung,
0 ja, sehr stark
dass etwas Schreckliches passieren könnte.
1 ja, aber nicht allzu stark
2 etwas, aber es macht mir
keine Sorgen
3 überhaupt nicht
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ich kann lachen und die lustige Seite der
0 ja, so viel wie immer
Dinge sehen.
1 nicht mehr ganz so viel
2 inzwischen viel weniger
3 überhaupt nicht
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Mir gehen beunruhigende Gedanken durch
0 einen Großteil der Zeit
den Kopf.
1 verhältnismäßig oft
2 von Zeit zu Zeit, aber
nicht allzu oft
3 nur gelegentlich oder nie
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ich fühle mich glücklich.
0 überhaupt nicht
1 selten
2 manchmal
3 meistens
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich kann behaglich dasitzen und mich
0 ja, natürlich
entspannen.
1 gewöhnlich schon
2 nicht oft
3 überhaupt nicht
82
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ich fühle mich in meinen Aktivitäten gebremst.
0 fast immer
1 sehr oft
2 manchmal
3 überhaupt nicht
----------------------------------------------------------------------------------------------- ----------------------------Ich habe manchmal ein ängstliches Gefühl
0 überhaupt nicht
in der Magengegend.
1 gelegentlich
2 ziemlich oft
3 sehr oft
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ich habe das Interesse an meiner äußeren
0 ja, stimmt genau
Erscheinung verloren.
1 ich kümmere mich nicht so
sehr darum, wie ich sollte
2 möglicherweise kümmere ich
mich zu wenig darum
3 ich kümmere mich so viel dar
um wie immer
------------------------------------------------------------------------------------------------- ----------------------------Ich fühle mich rastlos, muss immer in
0 ja, tatsächlich sehr
in Bewegung sein.
1 ziemlich
2 nicht sehr
3 überhaupt nicht
----------------------------------------------------------------------------------------------- ------------------------------Ich blicke mit Freude in die Zukunft.
0 ja, sehr
1 eher weniger als früher
2 viel weniger als früher
3 kaum bis gar nicht
------------------------------------------------------------------------------------------- ------------------Mich überkommt plötzlich ein panikartiger
0 ja, tatsächlich
sehr oft Zustand.
1 ziemlich oft
2 nicht sehr oft
3 überhaupt nicht
--------------------------------------------------------------------------------------------------- -----------
Ich kann mich an einem guten Buch, einer
0 oft
Radio- oder Fernsehsendung freuen.
1 manchmal
2 eher selten
3 sehr selten
83
--------------------------------------------------------------------------------------------
84
Zum Abschluss:
Gibt es noch etwas, das Sie uns aus Ihrer persönlichen Erfahrung mit der Diagnose und
Behandlung Ihrer Erkrankung, aber auch zur Durchführung dieser Studie oder zum Fragebogen mitteilen möchten?
______________________________________________________________________________
______________________________________________________________________________
______________________________________________________________________________
______________________________________________________________________________
Vielen Dank für Ihre Teilnahme bis hierhin!
Wenn bei Ihnen ein M. Crohn oder eine Colitis Ulcerosa bekannt ist, bitten wir Sie, noch folgende Fragen zu beantworten, durch die wir etwas speziell über Ihren bisherigen Krankheitsverlauf erfahren.
Stühle – Tägliche Anzahl ungeformter Stühle und Durchfälle in den letzten 7 Tagen.
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
Blut im oder auf dem Stuhl - Tägliche Häufigkeit (bitte nur eintragen: „0“ für keines; „2“ für
wenig; „4“ für viel) in den letzten 7 Tagen.
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
Bauchschmerzen – Tägliche Stärke der Schmerzen (bitte nur eintragen: „0“ für keine; „1“ für
leichte; „2“ für mäßige; „3“ für starke) in den letzten 7 Tagen.
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
Allgemeinbefinden – Tägliches Allgemeinbefinden (bitte nur eintragen: „0“ für meistens gut;
„1“ für beeinträchtigt; „2“ für schlecht; „3“ für sehr schlecht, „4“ für unerträglich) in den
letzten 7 Tagen.
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
85
Diverse Symptome
Hautbeteiligung
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Augenbeteiligung
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Läsionen am Mund
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Osteoporose
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Gelenkbeteiligung
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Leber/ Gallenwege
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Fissuren, Fisteln, Abszesse
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Temperatur >37,5°C
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Darmkrebs
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Autoimmunerkrankung
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Allergie
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Diabetes mellitus
○ ja
○ nein
○ unbekannt
(In den letzten 7 Tagen)
Relevante Nebendiagnose
Herz-Kreislauferkrankung (z.B. Bluthochdruck, Herzerkrankung, Herzschwäche, Herzinfarkt)
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Pankreatitis
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Sonstige Nebendiagnosen
______________________________
Detailliertere Angaben
______________________________
Abdominelle Resistenz
○ keine
○ fraglich
○ sicher
○ unbekannt
Chirurgische Therapie
○ keine
○ Ileozökalresektion
○ Stoma
○ andere/ zusätzliche ____________________
○ unbekannt
Medikamententherapie
Mesalazin oral
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Mesalazin rektal
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Olsalazin
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Sulfasalazin
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Kortikosteroide (außer Budenosid)
Systemisch > 10mg
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Systemisch ≤ 10mg
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Rektal/ lokal
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Budesonid oral
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Azathioprin
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Infliximab
○ ja
○ nein
○ unbekannt
86
Antibiotika
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Probiotika
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Loperamid
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Vitamin D + Calcium
○ ja
○ nein
○ unbekannt
Sonstige
______________________________
Steroidresponse
○ keine / steroidrefraktär
○ vorhanden
○ steroidabhängig
○ unbekannt
Labor (letzte Kontrolle)
BSG (erste Stunde) in mm/h
_______________
○ unbekannt
Hämoglobin (Hb) in g/dl
_______________
○ unbekannt
Hämatokrit (HKt) in %
_______________
○ unbekannt
87
B
Fragebogen Nicht-Teilnehmer
Ergänzungsbogen zum
FRAGEBOGEN-NR.:
Name ______________________________
Vorname_____________________________
Geburtsdatum_______________________
Geschlecht_______________________
Grösse (cm)__________________________
Gewicht (Kg)__________________________
Diagnose____________________________
Medikamententherapie
Mesalazin oral
? ja
? nein
? unbekannt
Mesalazin rektal
? ja
? nein
? unbekannt
Olsalazin
? ja
? nein
? unbekannt
Sulfasalazin
? ja
? nein
? unbekannt
Kortikosteroide (außer Budenosid)
Systemisch > 10mg
? ja
? nein
? unbekannt
Systemisch ? 10mg
? ja
? nein
? unbekannt
Rektal/ lokal
? ja
? nein
? unbekannt
Budesonid oral
? ja
? nein
? unbekannt
Azathioprin
? ja
? nein
? unbekannt
Infliximab
? ja
? nein
? unbekannt
Antibiotika
? ja
? nein
? unbekannt
Probiotika
? ja
? nein
? unbekannt
Loperamid
? ja
? nein
? unbekannt
Vitamin D + Calcium
? ja
? nein
? unbekannt
Sonstige
______________________________
______________________________
Labor (letzte Kontrolle)
BSG (erste Stunde) in mm/h
_______________
? unbekannt
Hb in g/dl
_______________
? unbekannt
HK in %
_______________
? unbekannt
88
C
Einverständniserklärung
Patienteninformation und Einwilligungserklärung
zur Teilnahme an der Studie
„Patientenkarrieren und Patientenzufriedenheit – eine Zustandsanalyse der Versorgung
von Patienten mit Darmerkrankungen unter besonderer Berücksichtigung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen“
(Kurztitel: „Patientenkarrieren und Patientenzufriedenheit von Patienten mit Darmerkrankungen“)
Sehr geehrte Teilnehmerin, sehr geehrter Teilnehmer!
Wir laden Sie ein an der oben genannten Untersuchung teilzunehmen. Die Aufklärung
darüber erfolgt in einem ausführlichen Gespräch.
Die Epidemiologie befasst sich mit dem Verlauf und der Verbreitung von Krankheiten.
Epidemiologische Studien sind notwendig, um verlässliche neue Forschungsergebnisse
zu gewinnen. Unverzichtbare Voraussetzung für die Durchführung einer solchen Studie ist
jedoch, dass Sie Ihr Einverständnis zur Teilnahme schriftlich erklären. Bitte lesen Sie den
folgenden Text als Ergänzung zum Informationsgespräch sorgfältig durch und zögern Sie
nicht, Fragen zu stellen.
Die zuständige Ethikkommission des Universitätsklinikums Essen hat diese Untersuchung
geprüft und keine Bedenken gegen die Durchführung geäußert.
Die Teilnahme an einer Studie ist freiwillig und kann jederzeit ohne Angabe von
Gründen durch Sie beendet werden.
1. Was ist der Zweck dieser Studie?
Der Zweck dieser Studie ist, die Patientenzufriedenheit als wichtigen Aspekt des Qualitätsmanagements bei Patienten mit Magendarmerkrankungen in der ambulanten allgemeinmedizinischen und gastroenterologischen, sowie klinischen Praxis zu erfassen. Qualitätsmanagement bedeutet hier die Überprüfung und damit verbundene Optimierung der
Versorgung dieser Patienten.
2. Wie läuft die Studie ab?
Die schriftliche Befragung wird an mehreren Orten durchgeführt, und es werden insgesamt ungefähr 400 Personen daran teilnehmen. Es werden sowohl Patienten mit der Diagnose eines Morbus Crohn, einer Colitis ulcerosa und eines Reizdarmsyndroms als auch
solche, bei denen eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung ausgeschlossen wurde,
befragt werden. Die Teilnehmer füllen einen für diese Studie erstellten Fragebogen aus.
Die Fragebögen werden den Teilnehmern über die allgemeinärztliche sowie fachärztliche
Praxis bzw. über die entsprechende klinische Abteilung ausgehändigt. Nach erfolgter
Einwilligung kann die Ausfüllung vor Ort oder zuhause stattfinden. Dies wird ca. zwanzig
bis fünfundzwanzig Minuten in Anspruch nehmen.
Eine spätere, auf diese Befragung aufbauende Studie wird derzeit erwogen. Die Teilnehmer würden dann gegebenenfalls noch einmal kontaktiert werden.
Eine Aufwandsentschädigung kann leider nicht gezahlt werden.
3. Worin liegt der Nutzen der Teilnahme an der Studie?
Zunehmend wird die Bedeutung der Patientenzufriedenheit als ein Indikator für die Effektivität einer Behandlung erkannt. Chronische Magendarmerkrankungen (Morbus Crohn,
Colitis Ulcerosa, Reizdarmsyndrom) sind sehr behandlungs- und kostenintensiv und bedeuten für den/ die Betroffene (n) eine erhebliche Einschränkung des täglichen Lebens.
Häufig treten diese Erkrankungen bereits im jungen Lebensalter auf. Eine zielgerichtete
Diagnostik und insbesondere Therapie ist für die Betroffenen entscheidend, um weiterhin
aktiv am täglichen Leben teilzunehmen. In der (ambulanten) ärztlichen Versorgung in
Deutschland ist allerdings wenig über die damit verbundene Patientenzufriedenheit be-
89
kannt. Durch die Teilnahme an dieser Untersuchung helfen Sie uns dabei, wichtige Erkenntnisse zu erlangen, um die dazu notwendigen Abläufe zu verbessern.
4. In welcher Weise werden die im Rahmen dieser klinischen Studie gesammelten
Daten verwendet?
Bei der Durchführung dieser Studie werden persönliche Daten und medizinische Befunde
von Ihnen erhoben und niedergeschrieben. Die Daten werden anonymisiert, das heißt ohne Nennung von Namen und Adresse in einer Form, die keine Rückschlüsse auf Ihre Person zulässt, gespeichert und wissenschaftlich ausgewertet. Um sicherzustellen, dass alle
Daten und Befunde korrekt übertragen wurden, werden die Studiendaten ggf. mit den Eintragungen in Ihrer Krankenakte von damit beauftragten Personen abgeglichen. Die Weitergabe und Verarbeitung der Daten erfolgt ausschließlich zu statistischen Zwecken und
Sie werden darin nicht namentlich genannt. Auch in etwaigen Veröffentlichungen der Daten dieser Studie werden Sie nicht namentlich genannt.
5. Möglichkeit zur Diskussion weiterer Fragen
Für weitere Fragen im Zusammenhang mit dieser klinischen Studie stehen Ihnen Ihre Ärztin/Ihr Arzt oder die Durchführenden
Dr. med. Sebastian Haag
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und
Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
Universitätsklinikum Essen
Hufelandstr. 55
Tel.: 0201-7227-540 bzw. 723-3630
Dipl. Soz. Claudia Pieper
Institut für Medizinische Informatik,
Biometrie und Epidemiologie
Universitätsklinikum Essen
Hufelandstr. 55
Tel.: 0201-723-4514
gern zur Verfügung.
6. Einwilligungserklärung
Name des Patienten in Druckbuchstaben:
..............................................................................................................................
Geb.-Datum: ................................................................
Code:............................................................................
„Ich erkläre mich bereit, an der Befragung zur Studie „Patientenkarrieren und Patientenzufriedenheit von Patienten mit Darmerkrankungen“ teilzunehmen.“
„Ich erkläre mich zugleich damit einverstanden, dass im Rahmen der Studie erhobenen Daten auf Fragebögen oder elektronischen Datenträgern aufgezeichnet und
ohne Namensnennung (anonymisiert) ausgewertet werden dürfen. Außerdem bin
ich damit einverstanden, dass die Studiendaten in anonymisierter Form für wissenschaftliche Darstellungen und Veröffentlichungen verwendet werden dürfen.“
„Ich bin ausführlich und verständlich über die Bedeutung der Studie und den Ablauf der
Befragung aufgeklärt worden. Ich habe darüber hinaus den Text dieser Patienteninformation und Einwilligungserklärung, die insgesamt 3 Seiten umfasst, gelesen.“
......................................................................................................
(Datum und Unterschrift des Patienten)
90
D
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 2.1:
Verdauungsorgane des Menschen ........................................... 16
Tabelle 2.1:
Differentialdiagnose zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
.................................................................................................. 20
Abbildung 2.2:
Endoskopiebefunde bei MC: Ausgeprägter MC im terminalen
lleum mit UIcera und Pflastersteinrelief .................................... 22
Abbildung 2.3:
Endoskopiebefund bei CU: Schwere subtotale CU mit diffus
verdickter, erythematöser Schleimhaut und UIcerationen ........ 22
Abbildung 2.4:
Zusammenfassung verschiedener Metaanalysen zur
Remissionserhaltung der Colitis ulcerosa. Odds ratios mit 95 %
Konfidenzintervall ..................................................................... 24
Abbildung 2.5:
Vergleich Remission unter 5-ASA lokal und Placebo bei distaler
CU ............................................................................................ 25
Abbildung 3.1:
Rekrutierungsmodell .................................................................. 31
Tabelle 4.1:
Verteilung der Patientenrekrutierung ......................................... 38
Abbildung 4.1:
Verteilung Alter .......................................................................... 39
Tabelle 4.2:
Sozidemographische Daten....................................................... 40
Tabelle 4.3:
Erkrankungsbezogene Daten .................................................... 41
Abbildung 4.2:
Wissen über die Erkrankung...................................................... 42
Tabelle 4.4:
Zahl der aufgesuchten Ärzte und Zeit bis zur Diagnose ............ 43
Tabelle 4.5:
Untersuchungen vor Diagnosestellung (Häufigkeiten absolut) .. 44
Tabelle 4.6:
Untersuchungen im Jahr nach Diagnosestellung (Häufigkeiten
absolut) ...................................................................................... 45
Tabelle 4.7:
Konsultationen, Hospilisationen, Krankschreibungen in den
letzten 12 Monaten .................................................................... 46
Abbildung 4.3:
Psychische und Körperliche Summenskala nach SF 36 ........... 47
Abbildung 4.4:
HADS Depressivität ................................................................... 48
Abbildung 4.5:
Zufriedenheit mit der Behandlung insgesamt ............................ 48
Tabelle 4.8:
Medikation der CED-Patienten nach eigenen Angaben ............ 50
Abbildung 5.1:
Alter und Geschlechtsverteilung bei 41 Patienten mit Colitis
ulcerosa (a) und 569 Patienten mit Morbus Crohn (b) ............... 52
Tabelle 5.1:
Anteil der Patienten mit mindestens einer Verordnung für eine
Substanzgruppe ........................................................................ 56
91
Danksagung
Der Dank für die hier vorliegende Arbeit gilt meinem Betreuer Herrn Prof. Dr. rer.
nat. Karl-Heinz Jöckel für seine konstruktive Unterstützung. Seinem Engagement
ist es zu Verdanken, dass mein Interesse für ein wissenschaftliches Gebiet geweckt wurde, das ich ohne ihn nicht kennen gelernt hätte.
Herrn Prof. Dr. med. Stefan Gesenhues danke ich ebenfalls für seine freundliche
Unterstützung.
Herrn Dr. med. S. Haag danke ich für die konstruktive Zusammenarbeit bei der
gemeinsamen Durchführung der Studie und bei der Vorbereitung von gemeinsamen Veröffentlichungen im Rahmen des „Essener Zirkels“.
Außerdem bedanke ich mich bei der Firma UCB als Sponsor der Studie sowie allen weiteren Unterstützern und Teilnehmern und den Patienten des Projekts „Essener Zirkel“, das für die Durchführung der Arbeit von außerordentlicher Wichtigkeit war.
Besonderer Dank gilt aber meinen Eltern, die an meinem Werdegang wesentlich
beteiligt sind und mich immer unterstützt haben.
92
Lebenslauf
Angaben zur Person
Name: Claudia Pieper
Geburtsdatum: 13.11.1971
Geburtsort: Kleve
Familienstand: ledig
Berufliche Tätigkeiten
seit 04/2004
Stellvertreterin des Institutsdirektors / Wiss. Angestellte am Institut f. Med. Informatik, Biometrie u.
Epidemiologie (IMIBE), Universitätsklinikum Essen
2002 – 2004
Wiss. Mitarbeiterin an der Universität DuisburgEssen / Referentin des Rektors / Referentin des
Prorektors für Studium u. Lehre
1999 – 2002
Angestellte an der Universität Essen, Hochschulplanung und –entwicklung
Hochschul- und Schulausbildung
1992 - 1998
Studium der Sozialwissenschaften (Hauptfach
Soziologie) an der Universität Duisburg (Dipl.Soz.-Wiss.)
1990 - 1992
Grundstudium der Wirtschaftswissenschaften an
der Universität Duisburg
1981 - 1990
Städt.
Hansa-Gymnasium
Emmerich
(Allgem.
Hochschulreife)
1977 – 1981
St. Georg Grundschule Emmerich-Hüthum
Weiterbildung
2006/2005
21th and 20th International Epidemiology Summer
School
93
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