V A R I A Unternehmen Topisches Steroid Budesonid Signifikant weniger Nebenwirkungen Brauchen Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung (CED) ein Glucocorticoid, sollte nach Aussage von Prof. Volker Gross (Amberg) überlegt werden, ob nicht ein topischer Wirkstoff wie Budenosid ausreichend ist. Die Substanz hat einen mit 90 Prozent hohen First-PassEffekt. Sie entfaltet ihre antientzündliche Aktivität im Darm und wird nach der Resorption in der Leber rasch abgebaut. Damit sind gute Voraussetzungen für eine lokale Therapie bei Erkrankungen gegeben, die mit einer Darmentzündung einhergehen. Etabliert ist Budesonid bei den CED, wobei eine Eudragit-beschichtete Formulierung eingesetzt wird, aus der der Wirkstoff pH-abhängig im terminalen Ileum freigesetzt wird, also in der Region, die meist von der Entzündung am stärksten betroffen ist. Kontrollierte Studien beim chronisch aktiven Morbus Crohn belegen, dass Budesonid den klassischen Steroiden in seiner Wirksamkeit nicht signifikant nachsteht. Jedoch zeigt sich tendenziell eine etwas geringere klinische Wirksamkeit, die auch in einer Metaanalyse bestätigt wurde. So lägen die Remissionsraten bei einer täglichen Dosierung von dreimal 3 mg bei 50 bis 60 Prozent und damit um rund zehn Prozent niedriger als bei den klassischen Vertretern der Substanzgruppe, betonte Gross. Durch die nur geringe systemische Belastung kommt es zu signifikant weniger Steroid-assoziierten Nebenwirkungen, was sich in der Langzeitbehandlung bemerkbar macht. Es solle deshalb erwogen werden, bei Patienten mit chronisch aktiver CED nach Eintritt der Remission von einem klassischen Steroid auf die topisch wirksame Substanz umzustellen. „So lassen sich wahrscheinlich Nebenwirkungen minimieren, ohne dass von vermehrten Rezidiven auszugehen ist“, erklärte Gross. Als sinnvoll bezeichnete er ein solches Vorgehen bei milder bis moderater Krankheitsaktivität, und das insbesondere bei Patienten mit vorwiegendem Befall des Ileums und proximalen Kolons. Bei einem hochaktiven Morbus Crohn wird eine solche Strategie dagegen kaum erfolgreich sein, dann aber ist zu prüfen, ob langfristig nicht ein Immunsuppressivum wie das Azathioprin indiziert ist. Erweiterung der Indikationen wird geprüft Nicht nur beim Morbus Crohn, auch bei der Colitis ulcerosa mache die Umstellung auf Budesonid in der Erhaltungstherapie Sinn, erklärte Dr. Ralf Keller (Aschaffenburg). Er stellte eine Pilotstudie bei 14 Patienten mit steroidabhängiger Colitis ulcerosa vor, bei denen die traditionellen Glucocorticoide in ihrer Dosierung reduziert wurden und sechs Monate mit Budesonid behandelt wurde. Dadurch besserte sich in elf Fällen die Krankheitsaktivität signifikant, und das ursprünglich gewählte systemisch wirksame Steroid konnte abgesetzt werden. Nur bei drei Patienten rezidivierte die Colitis, und es musste erneut ein klassisches Steroid gegeben werden. Nach weiteren Studien könnten sich für Budesonid Indikationen darüber hinaus ergeben. So liegen bereits drei randomisierte Placebokontrollierte Studien bei Patienten mit kollagener Kolitis vor, wobei in 72 bis 100 Prozent der Fälle unter 9 mg Budesonid täglich eine klini- Jg. 100 Heft 37 12. September 2003 Deutsches Ärzteblatt A 2393 V A R I A sche Response erzielt werden konnte, berichtete Dr. Filip Baert (Roeselare/Belgien). „Die Patienten sprachen auf die Behandlung meist innerhalb von zwei Wochen an, wobei keine gravierenden Nebenwirkungen auftraten“, erklärte der Wissenschaftler. Erste Hinweise auf therapeutische Effekte gibt es für Budesonid ferner bei der lymphozytären Kolitis, bei der refraktären Sprue, bei Nahrungsmittelallergien und bei einer rezidivierenden aphthösen Stomatitis. Auch Patienten mit einer Pouchitis, Tumorpatienten mit Chemotherapie-induzierter Diarrhö und Patienten mit intestinaler Graft-versus-Host-Reaktion können demnach gut von einer Behandlung mit dem topisch wirksamen Steroid Christine Vetter profitieren. Jubiläums-Pressekonferenz „25 Jahre Falk Foundation e.V. – Engagement für Grundlagenforschung und Therapieerfolg" in Berlin Rehabilitiert: Hepatitis-AImpfstoff Vaqta voll wirksam Die größte retrospektive Immunogenitätsuntersuchung nach Hepatitis-A-Impfung, die nach dem freiwilligen Rückruf von Vaqta® und Vaqta® K pro infantibus (Aventis Pasteur MSD) eingeleitet worden war, ist beendet: Die Auswertung von circa 30 000 Serumproben auf Anti-Hepatitis-AAntikörper hat die Wirksamkeit der Vakzine in vollem Umfang bestätigt: Für den Erwachsenenimpfstoff ergab sich eine Seroprotektionsrate von 99,4 Prozent und für den pädiatrischen Impfstoff von 99,7 Prozent (Anti-HAV- Antikörpertiter 10 IU/l). Diese Werte entsprechen den Seroprotektionsraten, die in klinischen Studien vor der Zulassung der beiden Hepatitis-A-Impfstoffe gemessen wurden. Die Impfung mit Vaqta und Vaqta K pro infantibus führt bereits 14 Tage nach der ersten Impfung zu einem Impfschutz. Die Grundimmunisierung besteht aus einer einmaligen Impfung mit einer Auffrischung nach sechs bis zwölf Monaten. Danach wird eine Auffrischung im Abstand von EB zehn Jahren empfohlen. Beschichteter Koronarstent Foto: Boston Scientific Beim Einsetzen von Metall-Stents in die Koronarien kommt es in bis zu 30 Prozent der Fälle innerhalb von sechs Monaten nach dem Eingriff zu Wiederverengungen der Gefäßwand. Zur Prophylaxe solcher Restenosen wurde ein Stent entwickelt, der aus dem von Boston Scientific (Ratingen) entwickelten Translute™-Polymer besteht und mit dem Wirkstoff Paclitaxel beschichtet ist (Taxus™-Express2™). Das Polymer ermöglicht die kontrollierte Freisetzung und Dosierung des Wirkstoffs, wodurch eine Wiederverengung des Gefäßes verhindert werden soll. Paclitaxel hemmt das Neuwachstum von Gewebe an der Gefäßwand, ohne EB den Heilungsprozess im Gefäß zu beeinträchtigen. A 2394 Jg. 100 Heft 37 12. September 2003 Deutsches Ärzteblatt