a r z n e i - t e l e g r a m m 11/99 118 Ist es auf Grund der vorhandenen Datenlage ausreichend, eine Eradikation mit 40 mg Pantoprazol täglich durchzuführen (z.B. in Kombination mit Metronidazol und Clarithromycin)? Ist ein solches Vorgehen unter haftungsrechtlichem Gesichtspunkt zulässig? 1 2 3 Dr. med. R. KANDLER (Internist) D-53757 Sankt Augustin Zur Eradikation von Helicobacter pylori mit Pantoprazol (PANTOZOL, RIFUN)-haltigen Schemata sind ausschließlich Dosierungen von zweimal täglich 40 mg zugelassen. Es gibt einzelne Studien, in denen die Erfolgsrate bei einmal täglicher Einnahme von 40 mg Pantoprazol untersucht wird. Diese sind jedoch überwiegend von unzureichender Qualität (unkontrolliert, nicht randomisiert etc.). Lizenzgeber Byk Gulden bezeichnet die Datenlage als nicht eindeutig und hat keine Zulassung für die Dosis von nur einmal täglich 40 mg beantragt.1 Für Omeprazol (ANTRA u.a.) ist hingegen die 40-mg-Tagesdosis etabliert (a-t 7 [1999], 73). Da jeder gescheiterte Eradikationsversuch die Entwicklung von Resistenzen begünstigt, ist ein Abweichen von der zugelassenen Dosierung bedenklich und gegebenenfalls haftungsrechtlich relevant. Auch bei der Behandlung von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren sowie der Refluxkrankheit finden wir keinen klinischen Beleg für eine Äquivalenz gleicher Omeprazol- und Pantoprazoldosierungen. Im üblichen Dosisverhältnis 2:1 sind PANTOZOL bzw. RIFUN und ANTRA gleich teuer, Omeprazol-Generika (OMEPRAZOL AL u.a.) hingegen 30% preiswerter (vgl. a-t 9 [1999], 96), –Red. 1 statt des teuren Fluticason ein Standardkortikoid wie Budesonid (PULMICORT) gewählt wird (154 DM/Monat für zweimal täglich 400 µg Budesonid und 50 µg Salmeterol). Byk Gulden: Schreiben vom 20. Oktober 1999 KOMBI-PRÄPARAT VIANI: „PATENTREZEPT GEGEN ASTHMA”1? ... Die Firma Glaxo ... versucht derzeit, ihr Asthmakombinationspräparat VIANI mit allen Mitteln in den Markt zu drücken. Dabei werden bevorzugt Hausärzte, Praktiker, Internisten und erstaunlicherweise auch Kinderärzte unter Umgehung der niedergelassenen Pneumologen bearbeitet. Folgendes ist mir dabei von Kollegen und Pharmareferenten zugetragen worden: „Damit benötigt der Patient keine Überweisung zum Facharzt mehr, er ist jetzt rundum versorgt.” ... Die meisten dieser Patienten sind überhaupt nicht abgeklärt, ob überhaupt ein Asthma oder eher eine chronische Bronchitits vorliegt. Viele Patienten wissen überhaupt nicht, was sie haben und dass sie ein inhalatives Kortikoid erhalten... N. N. (Name und Anschrift der Redaktion bekannt) Bei leichtem Asthma bronchiale werden nach Stufenschema (Stufe 2) zweimal täglich Glukokortikoide wie Budesonid (PULMICORT u.a.) inhaliert, bei mittelschwerer Erkrankung (Stufe 3) zusätzlich langwirkende Betamimetika wie Salmeterol (AEROMAX, SEREVENT; a-t 12 [1995], 114). VIANI enthält pro Hub neben 50 µg Salmeterol das im Vergleich zu Standardkortikoiden wie Budesonid oder Beclometason (SANASTHMYL u.a.) weniger bewährte und stärker systemisch wirkende2 Fluticason (ATEMUR, FLUTIDE) in drei verschiedenen Dosierungen (100 µg bis 500 µg). Die Kombination ist kein „Patentrezept”1. Sie eignet sich nicht zur Ersteinstellung oder bei instabiler Erkrankung. Die bei Exazerbationen häufig notwendige Dosissteigerung des inhalierbaren Kortikoids ist mit der Kombination nicht möglich, weil sonst die für Salmeterol zugelassene maximale Tagesdosis von 200 µg überschritten wird.3 VIANI-Werbung: intern. praxis 39 (1999), 655 LIPWORTH, B. J.: Arch. Intern. Med. 159 (1999), 941 BUHL, R. et al.: Pneumologie 53 (1999), 210 ANTIHYDRAL SALBE BEI SCHWEISSFÜSSEN? Eine „meiner” Mütter ist der Ansicht, Methenamin (ANTIHYDRAL Salbe) sei ein geeignetes Mittel gegen die Schweißfüße ihres 16 Monate alten Sohnes. Mir ist das Mittel unbekannt, insbesondere die Wirkung bzw. eventuelle Nebenwirkungen. Dr. med. G. TRETTER (Kinderarzt) D-92665 Altenstadt Methenamin (= Hexamethylentetramin) wurde erstmals 1860 durch Eindampfen von Formaldehyd mit Ammoniakflüssigkeit hergestellt. Das Kondensationsprodukt wirkt nach äußerlicher Anwendung, wenn unter Einfluss von saurem Schweiß Formaldehyd wieder abgespalten wird.1 Durch Denaturierung von Keratin sollen Schweißdrüsenporen oberflächlich verschlossen werden.2 Wieviel Formaldehyd aus der 1935 eingeführten 13%igen Methenamin-Salbe ANTIHYDRAL freigesetzt wird, bleibt mangels Daten offen. Für Formaldehyd ist eine hohe Kontaktallergenität beschrieben (4%; a-t 9 [1986], 92), bei Langzeitanwendung bis 20%.3 Die Anwendung Formaldehyd-freisetzender Produkte bei Kleinkindern erachten wir deshalb als kontraindiziert und auch bei Erwachsenen für bedenklich. Kanzerogenität lässt sich nicht ausschließen.4 Gegen übermäßige Schweißbildung wirksame und nur selten sensibilisierende Aluminiumchloridlösungen (a-t 10 [1994], 99) eignen sich ebenfalls nicht für Kleinkinder. Bei diesen gilt es vor allem, für luftdurchlässige Kleidung zu sorgen und synthetische Materialien zu meiden. Arzneitherapeutische Maßnahmen erscheinen schädlicher als die schwitzenden Füße des Kindes. Wegen der Formaldehydfreisetzung ist auch die Einnahme von Methenamin (UROTRACTAN u.a.) zur Rezidivprophylaxe von Infektionen der unteren Harnwege überholt, –Red. 1 2 3 4 Kurz und bündig Fakten auf den Kopf gestellt – Irreführende Werbung für ISOKET: „Ein Generikum verordnen, heißt nicht automatisch eine günstige Therapie wählen!” Die Werbebehauptung „Mit dem Markennitrat sparen” will die von Ertragseinbrüchen betroffene Schwarz Pharma GmbH mit folgender, als verkleinertes Faksimile wiedergegebener Tabelle untermauern (Schwarz Pharma: ISOKET-Werbung, Ärzte Ztg. vom 21. Oktober 1999): Fluticason Budesonid Salmeterol VIANI * 97,42 182,41* 69,29 154,28* 84,99 148,53 Bei freier Kombination. Mit VIANI lassen sich gegenüber den Einzelsubstanzen 5% bis 30% einsparen, beispielsweise 149 DM/Monat für zweimal täglich 250 µg Fluticason (ATEMUR, FLUTIDE) plus 50 µg Salmeterol (SEREVENT) statt 182 DM bei getrennter Verordnung. Dieser Preisvorteil verliert sich, wenn Beclometason: BECOTIDE (A) BECLOMET (CH) Budesonid: PULMICORT (A, CH) Clarithromycin: KLACID (A, CH) Fluticason: FLIXOTIDE (A) AXOTIDE (CH) Isosorbiddinitrat ISOKET (A, CH) Isosorbidmononitrat: ELANTAN (A, CH) Methenamin als Antihydrotikum: ANTIHYDRAL (CH) Methenamin für die Urologie: HIPREX (A) Robugen GmbH: Schreiben vom 25. Okt. 1999 CULLEN, S. I.: Arch. Dermatol. 111 (1975), 1158 MetroHÖLZLE, E.: Hautarzt 35 (1984), 7 nidazol: BUCHIN, B., D. REINEL in SALLER, R., H. FEIEREIS (Hrsg.): „Erwei- ANAEterte Schulmedizin”, Bd. 3, Marseille Verlag, 1997, Seite 90 ROBEX VIANI IM KOSTENVERGLEICH IN DM PRO MONAT Wirkstoff einzeln Kortikoid plus Salmeterol Warenzeichen in Österreich und Schweiz (Beispiele) Behauptung und Tabelle sind gleich mehrfach irreführend. Erstens wird ohne weitere Begründung Isosorbiddinitrat (ISDN) mit dem insgesamt teureren Mononitrat (ISMN) verglichen, obwohl es genügend ISDN-Generika gibt. Von diesen ist keines teurer als ISOKET! Zweitens handelt es sich beim „Preisbeispiel günstiges Generikum” nicht um preiswerte Mononitrate. Diese sind bis zu 38% billiger. Wir erlauben uns daher, Werbebotschaft und Tabelle zu korrigieren: „Ein (A) FLAGYL (CH) Salmeterol: SEREVENT (A, CH)