Musterseiten 314-135

Werbung
314 8 Mikroskopische Colitis, eosinophile Enterocolitis
aktive mikroskopische Colitis
Medikamenten-assoziiert?
Rauchstopp?
Loperamid
Cholestyramin
Mesalazin
Bismut
Budesonid 9 mg/d,
6–8 Wochen
Nonresponse/
Intoleranz
Rezidiv
Überprüfen der Diagnose,
Differenzialdiagnosen?
Budesonid 9 mg/d,
dann niedrigdosiert (bis 6 mg/d)
plus Calcium/Vitamin D
evidenzbasiert
empirisch
Andere entzündliche Darmerkrankungen
Ileostomie
Nonresponse/
Intoleranz
Azathioprin/6-MP, Methotrexat,
Adalimumab, Infliximab
Abb. 8-3 Therapie­
algorithmus der
mikroskopischen Colitis –
Empfehlungen der EMCG
(modifiziert nach Münch
et al. 2012a)
Tab. 8-3 Systematik eosinophiler gastrointestinaler Erkrankungen (EGID)
Primäre Formen
Sekundäre Formen
eosinophile Ösophagitis: häufigste EGID
••
••
••
••
eosinophile Gastroenteritis: selten
eosinophile Colitis: sehr selten
allergische Proktocolitis des Neugeborenen: Kasuistiken
Gastroenteritis/Colitis von Gastroenterologen und neun Patienten von pädiatrischen
Gastroenterologen gesehen (Spergel et al.
2011). Basierend auf dieser Umfrage wurde
eine Prävalenz von 28/100 000 Einwohner
geschätzt. In den USA scheint eine Häufung
im Nordosten und in urbanen Regionen zu
••
••
••
parasitäre Infektion
Hypereosinophilensyndrom
CED
medikamentös induzierte Colitis (z. B. NSAR,
Rifampicin, Tacrolimus)
allogene Knochenmarktransplantation
akute Strahlencolitis
Vaskulitis (z. B. Churg-Strauss-Syndrom)
bestehen. Eine populationsbasierte Studie auf
dem Boden eine Pathologiedatenbank in Calgary, Kanada, identifizierte in Zeitraum 1996
bis 2008 sieben Fälle mit eosinophiler Colitis
(Alfadda et al. 2014). Die größte publizierte
Fallserie umfasst 43 Patienten aus Frankreich
im Zeitraum von 1988 bis 2009 (Pineton de
Stange: Entzündliche Darmerkrankungen. ISBN: 978-3-7945-3081-6. © Schattauer GmbH
8.2 Eosinophile Enterocolitis
8.2.3
Klinische Manifestation und
natürlicher Verlauf
Klinisch präsentiert sich die eosinophile
Gastroenteritis/Colitis i. d. R. mit Bauchschmerzen, Diarrhoe und Gewichtsverlust.
Zusätzlich können Zeichen der Malabsorption, eosinophiler Aszites oder intestinale
Obstruktion auftreten.
Der endoskopische Befund ist unspezifisch und reicht vom Schleimhautödem bis
zur Ulzeration. In der Schnittbildgebung
können unspezifische Darmwandverdickungen und freie Flüssigkeit nachgewiesen
werden. Bei histologischem Nachweis einer
gastrointestinalen Eosinophilie sollten andere System- und Infektionserkrankungen, die
sekundär zu einer eosinophilen Infiltration
des GI-Trakts führen können, ausgeschlossen
werden (▶ Tab. 8-3).
Bei Patienten mit primärer eosinophiler
Gastroenteritis/Colitis finden sich in der
Hälfte der Fälle eine allergische Diathese, in
75 % der Fälle eine periphere Eosinophilie
und in 70 % der Fälle ein erhöhter IgE-Wert
(Alfadda et al. 2010; Pineton de Chambrun
et al. 2011). Circa 60 % der Fälle verlaufen
chronisch rezidivierend. In bis zu 40 % der
Fälle sind spontan selbstlimitierende Verläufe beschrieben worden (Alfadda et al.
2014; Pineton de Chambrun et al. 2011). Pro­
gnostisch bedeutsam sind die eosinophile
Infiltrationstiefe der Darmwand, die Höhe
der Bluteosinophile und die Notwendigkeit
einer Steroidtherapie bei Erstmanifestation
(Alfadda et al. 2010; Pineton de Chambrun
et al. 2011).
8.2.4
Therapie
Randomisierte kontrollierte Studien existieren nicht. Über 90 % der Patienten sprechen
auf Corticosteroide an (Dosierung wie bei
CED). Bei chronisch rezidivierenden Verläufen wurden kasuistisch niedrig dosierte
Steroide inkl. Budesonid, Immunsuppressiva
(Azathioprin/6-MP) oder Leukotrienrezeptor-Antagonisten (Montelukast) mit Erfolg
eingesetzt (Alfadda et al. 2010; Pineton de
Chambrun et al. 2011).
Die Erfahrungen mit Antihistaminika
oder Mastzellstabilisatoren sind zu begrenzt,
um Empfehlungen abgeben zu können. Neue
experimentelle Therapieansätze beinhalten
monoklonale Anti-IgG-Antikörper (Omalizumab) oder Anti-IL-5-Antikörper (Mepolizumab), deren Stellenwert allerdings noch
durch kontrollierte Studien geprüft werden
muss. Eliminationsdiäten können insbesondere im Kindesalter hilfreich sein. Problematisch ist allerdings die exakte Identifikation
des verantwortlichen Allergens, da gängige
allergische Tests i. d. R. häufig falsch positiv
sind und eine geringe Sensitivität und Spezifität aufweisen.
Fazit für die Praxis
Die mikroskopische Colitis ist eine chronisch
entzündliche Darmerkrankung und tritt ähnlich
häufig auf wie die klassischen CED. Risikofaktoren sind das weibliches Geschlecht, höheres Patientenalter und Rauchen. Leitsymptom
ist die chronische, nicht blutige D
­ iarrhoe. Die
Diagnose wird histologisch anhand von Stufenbiopsien aus dem gesamten Colon gestellt;
histologisch wird zwischen kollagener Colitis,
lymphozytärer Colitis und inkompletter mi­
kroskopischer Colitis unterschieden. Therapie
der ersten Wahl ist orales Budesonid – bislang
das einzige Medikament, für das eine hohe
Effektivität in der Remissionsinduktion und in
der Remissionserhaltung belegt ist.
Stange: Entzündliche Darmerkrankungen. ISBN: 978-3-7945-3081-6. © Schattauer GmbH
Andere entzündliche Darmerkrankungen
Chambrun et al. 2011). In dieser Serie war
das Geschlechterverhältnis ausgewogen; das
mittlere Alter bei Diagnosestellung betrug
40 Jahre und die Zeit vom Symptombeginn
bis zur Diagnose 3,8 Jahre.
315
Herunterladen