Sportverletzungen Sportverletzungen nicht nur folge von mangelnder Ausrüstung und Fouls Häufig ungenügende Vorbereitung Falsche Technik Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit Wie kann man Sportverletzungen vermeiden? richtiges Aufwärmen (keine wissenschaftlichen Belege) Vermeidung von Ruckartigenbewegungen am Anfang der Sportlichenbetätigung Warnzeichen des Körpers ernstnehmen! Richtige Ausrüstung und richtige Technik Sportler sind anders - oder doch nicht? kein Unterschied ob Verletzung bei der Arbeit oder im Sport auftritt; Zerrung gleich Zerrung Verletzungen heilen bei Sportlern nicht schneller als bei Nicht-Sportlern Unterschied liegt im Betroffenen – Sportler sind schwierige Patienten Zu früher oder falscher Trainingsbeginn gefährdet die Genesung Sportler sind anderes – auch kleine Verletzungen müssen ggf. behandelt werden, da sie sonst im Training oder bei Wettkämpfen den Sportler und seine Gesundheit gefährden. Erste Hilfe bei Sportverletzungen Die genaue Diagnose einer Sportverletzung ist Sache des Arztes! Es ist schwer am Sportplatz oder in der Halle genau festzustellen ob es sich um eine Prellung, Zerrung oder gar um einen Bänderriss handelt. Unterschiedliche Sportverletzungen haben ein ähnliches Beschwerdebild. Daher gibt es Grundregeln die in vielen Fällen anwendbar sind. PECH-Regel (nach Böhmer) Nahezu jede Sportverletzung, sofern sie eine geschlossene Verletzung des Bewegungsapparates ist, wird begleitet von Blutungen in das betroffene Gewebe. Es entsteht ein Bluterguss (Hämatom). Verletzungen mit ähnlichen Beschwerdebilder: unmittelbar einsetzender, oft starker Schmerz Kraftlosigkeit der betroffenen Muskeln, Bewegungseinschränkung bis hin zur Bewegungsunfähigkeit Schwellung und Druckempfindlichkeit Die richtigen Sofortmassnahmen anhand eines einfachen Schemas (nach Böhmer) helfen, den Heilungsverlauf günstig zu beeinflussen und weitere Schäden zu verhindern. P = PAUSE E = EIS C = COMPRESSION H = HOCHLAGERUNG PAUSE Als erstes gilt bei einer Verletzung des Bewegungsapparates der Grundsatz: S o f o r t mit dem Sport aufhören. Das betroffene Körperteil sollte ruhig gestellt werden. Dann sollte eine Untersuchung durchgeführt werden, um den Schaden beurteilen zu können EIS Entscheidend für den Heilungsverlauf und die weitere Behandlung kann die sofortige Kälteanwendung für einen Zeitraum von 30-40 min sein. Die Kälteanwendung bei der Behandlung von Weichteilverletzungen bewirkt die Verminderung von Blutungen und Schwellungen durch die Verengung der Blutgefäße. Die Kälte verlangsamt den Stoffwechsel im Gewebe und verhindert so die Ausdehnung des Gewebeschadens. Außerdem lindert die Kälte den Schmerz. Bei offenen Wunden keine Eisanwendung. Ebenso keine Eisanwendung direkt auf die Haut. Immer zuerst die Stelle mit einem Tuch abdecken oder mit ein paar Lagen einer Kompressionsbinde umwickeln. Dann die Kühlpackung auflegen und mit einer Kompressions- oder einer Elastikbinde fixieren. Für die Kühlung ist die Dicke der verletzten Muskulatur ausschlaggebend für die Dauer des Kältereizes. Es sollte tiefenwirksam und langanhaltend gekühlt werden. Verletzungen im Bereich von Knöchel oder Knie sollten mindestens 30 Minuten, eine Verletzung am Oberschenkel mindestens 45 Minuten gekühlt werden. Die Kühlung sollte sporadisch über 2 bis 3 Stunden fortgesetzt werden, um den blutungsstillenden Effekt aufrechtzuerhalten. Kühlungsmöglichkeiten: Gekühlte Gels kühlende Gels Natureis Eiswasser Cool-Packs Kühlspray (mit Vorsicht zu genießen) COMPRESSION Das Anlegen eines Druckverbandes mit mäßiger Spannung geht nach neusten Erkenntnissen mit der Kühlung einher – evtl. sogar noch vor dem Kühlen! Komprimierende Verbände werden vor allem an den Gliedmaßen bei Schwellungsneigung und bei Krampfadern, an den Gelenken bei Ergüssen, nach Gelenkszerrungen (Distorsionen) und Prellungen eingesetzt. Beim Anlegen eines Kompressionsverbandes sind jedoch die Grundregeln der Verbandstechnik zu beachten. HOCHLAGERUNG Das Ruhigstellen in der akuten, schmerzhaften Phase einer Verletzung ist oft mit der Hochlagerung des verletzten Körperbereiches verbunden. Durch die Hochlagerung wird die Blutzufuhr verringert. Flüssigkeit, die aus den Blutgefäßen in das umliegende Gewebe ausgetreten ist, wird so leichter abtransportiert. Das führt dazu, dass sich Schwellung und die damit verbundenen Schmerzen vermindern. Bei ausgedehnten Schwellungen sollte die Hochlagerung für 1 bis 2 Tage bestehen bleiben. Auch im weiteren Verlauf der Behandlung sollte das verletzte Körperteil regelmäßig hochgelagert werden. Einzelne Verletzungen: Gehirnerschütterung (lat. Commotio cerebri) Sie stellt eine befristete "Betriebsstörung" des Gehirns dar. Ursache: Gewalteinwirkung durch Schlag, Sturz oder Tritt Erkennen: Häufig ist von außen keine Verletzung oder nur eine Schwellung (Beule) zuerkennen. Die Symptome sind: o Kopfschmerzen o Schwindel und Gleichgewichtsstörungen o Schielen o Übelkeit und Erbrechen o Bewusstseinsstörung bis hin zur kurzzeitigen (max. 1 Stunde) Bewusstlosigkeit o Erinnerungslücken (Amnesie) Maßnahmen: Bewusstlos = stabile Seitenlagerung sonst Oberkörper leicht erhöht! Nach der ruhigenund leicht erhöhten Lagerung, sofern bei Bewusstsein, wird mit den weiteren Maßnahmen zur Versorgung des Patienten fortgefahren, wichtig ist dabei o Unterstützung bei eventuellem Erbrechen, o Schockbekämpfung, o Kontrolle der Vitalfunktionen (Bewusstsein, Atmung, Puls) in regelmäßigen Abständen, o Versorgung von blutenden Wunden o Erhaltung der Körperwärme (siehe Unterkühlung), z. B. mit Hilfe einer Rettungsdecke oder Kleidungsstücken. Verrenkung /Auskugelung / Luxation Verschiedene Körperteile o Schultergelenk, o Handgelenk, o Kniegelenk, o Ellbogengelenk, ... Symptome: Heftige Schmerzen bei Bewegung und Druck, Schwellung, Bluterguss, abnorme Gelenkstellung und Beweglichkeit.. Maßnahme: PECH-Regel sofort anwenden. Sofortmaßnahmen: Kühlen und ruhigstellen. Achtung Ausgekugelte, verrenkte Gelenke dürfen nur von einem Arzt eingerenkt werden, wegen der Gefahr weitere Bänder, Sehnen oder Knorpel zu schädigen. Muskelverletzungen Jeder gesunde Mensch besitzt über 600 willkürliche Muskeln, wobei diese beim Mann etwa 40 %, bei der Frau etwa 23 % der Gesamtkörpermasse ausmachen, die Muskulösität hängt insgesamt aber von der Lebensweise ab: Menschen in postindustriellen Gesellschaften sind durch geringere Bewegung im Alltag und einer einseitigen, zu kohlenhydrat- oder fettreichen Ernährung deutlich unmuskulöser als die Mitglieder von Naturvölkern. Der größte Muskel ist der Große Rückenmuskel (musculus latissimus dorsi), der stärkste der Kaumuskel (musculus masseter), der längste der Schneidermuskel, die aktivsten die Augenmuskeln und der kleinste der Steigbügelmuskel. Aufgrund des Umfangs mechanischer Arbeit, die die Muskeln leisten müssen, sind sie neben dem Nervensystem einer der Hauptabnehmer von Körperenergie. Drei verschiedene Muskelgewebe - Glatte Muskulatur (ist nicht der bewussten Kontrolle unterworfen, sondern vom vegetativen Nervensystem innerviert und gesteuert) - Herzmuskelgewebe (arbeitet ständig, kann nicht krampfen, hat ein eigenes Nervensystem, kann spontan depolarisieren, weist die Querstreifung von Skelettmuskeln auf, ist allerdings unwillkürlich gesteuert und stellt somit eine eigene Muskelart dar) - Skelettmuskulatur (willkürlich steuerbaren Teile der Muskulatur) Anatomisch Ringmuskel - Beispiele: Ziliarmuskel zur Verformung der Linse des Auges, Schließmuskeln um After, Mund, Auge, Blasenausgang und Magenausgang (Pylorus). Hohlmuskel - Beispiele: Speiseröhre, Magen, Darm, Herz spindelförmige Muskeln federförmige Muskeln mehrbäuchige Muskeln mehrköpfig - Beispiele: Biceps brachii, Triceps brachii und Quadriceps femoris. Funktional Im Hinblick auf ihre Zusammenarbeit werden Muskeln in gegenspielende und zusammenwirkende unterteilt. Agonisten (Spieler) und Antagonisten (Gegenspieler) haben zueinander eine entgegengesetzte Wirkung. Synergisten dagegen haben eine gleiche oder ähnliche Wirkung und arbeiten deshalb bei vielen Bewegungsabläufen zusammen. Beispiel: Antagonisten: Bizeps und Trizeps; Beispiel: Synergisten: für Liegestütze braucht man den Trizeps und die Brustmuskeln (pectoralis major,- minor). Muskeln, die Extremitäten an den Körper heranziehen, heißen Adduktoren (Anzieher), ihre Antagonisten, die Abduktoren (Abzieher), sorgen dafür, dass die Extremitäten vom Körper abgespreizt werden. Beispiel: Rotatoren äußere und innere Muskeln des Oberschenkels, mit welchen man die Beine spreizen und zusammenführen kann. Flexoren (Beuger) dagegen knicken Finger und Zehen ein, ihre Antagonisten sind die Extensoren (Strecker). Muskelfasertypen Typ I: ST-Fasern (eng. slow twitch fibers „langsam zuckende Fasern“) sind sehr ausdauernd, entwickeln allerdings nicht hohe Kräfte. Typ II: FT-Faser (eng. fast twitch fibers „schell zuckende Fasern“) dagegen können hohe Kräfte entwickeln, ermüden aber auch viel schneller. Sie werden weiter unterschieden in Typ II A, Typ II B und Typ II C. B und C sind in ihren Eigenschaften dem Typ I näher als A. Das Verhältnis der Zusammensetzung der verschiedenen Typen ist weitestgehend genetisch bestimmt und ist nur durch ein gezieltes Ausdauer- beziehungsweise Krafttraining begrenzt zu verändern. Muskelkater (kommt von Katarrh = Schleimhautentzündung) Der Muskelkater ist eine Überbelastung, bei der es zu feinen Rissen, insbesondere sind die Z-Streifen betroffen, in den Muskelfasern (Mikrotraumata) kommt, durch die Wasser in die Fasern eindringen kann (Ödembildung). Dies führt schließlich im Verlauf von ein bis zwei Tagen zu einer vermehrten Wasseransammlung (Ödemen) in den Muskelfasern, wodurch die Muskelfaser anschwillt und somit gedehnt wird. Der hieraus resultierende Dehnungsschmerz und eine evtl. leichte Entzündung sind vermutlich für den schmerzenden Muskelkater verantwortlich. Maßnahme: Schonung, damit die zerstörten Strukturen ungehindert wieder aufgebaut werden können. Bei der Heilung kann eine leichte Bewegung der geschädigten Muskulatur mit geringer bis sehr geringer Belastung unterstützen. (Bewegung z.B. im Wasser) Behandlung von Muskelkater heiße Bäder, Sauna und Wärmeanwendung Bewegung mit geringer Belastung (beschleunigte Ödemausschwemmung) Lockerungs- und Dehnübungen Die oben genannten Maßnahmen führen zu einer Steigerung der Muskeldurchblutung und damit zu einem besseren Abtransport der schmerzauslösenden Stoffwechselprodukte. Wenn ein Muskelkater länger als 3 bis 5 Tage anhält, kann zum Beispiel auch eine Muskelzerrung vorliegen. Wieso hat man die lange gültige "Milchsäure-Theorie" verworfen ? Lange Zeit sind die Mediziner davon ausgegangen, dass ein bei Stoffwechselverhältnissen ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr entstehender Stoff für den Muskelkater verantwortlich: das Laktat, ein Salz der Milchsäure. Das ist, wie man heute weiß, aus mehreren Gründen nicht der Fall: Nach der Laktat-Theorie müsste der stärkste Muskelkater nach einem 400 Meter-Lauf auftreten, da hier sehr hohe Laktatkonzentrationen gemessen werden. In Wirklichkeit tritt Muskelkater aber meistens bei exzentrischer Muskelarbeit auf, bei der die Laktatkonzentration nicht massiv erhöht ist. Die Halbwertszeit der Milchsäure beträgt etwa 20 Minuten, Muskelkater tritt aber mit einer Latenz von einigen Stunden auf. Muskelzerrung (Muskelfaserrisses ersten Grades) Überdehnungen der Muskulatur sowie Einrisse in die Muskulatur treten gehäuft bei hoher Schnellkraftbelastung der Muskulatur auf, z.B. beim Sprint und Sprung. Sehr oft betroffen sind Muskeln, welche zwei Gelenke, wie zum Beispiel die Wadenmuskulatur oder die Streck- und Beugemuskulatur des Oberschenkels, überspannen. Ursache: Eine Muskelzerrung entsteht meist durch eine plötzliche, unkoordinierte Bewegung. Bei der Muskelzerrung handelt es sich um eine Überdehnung der Muskelfasern und des umgebenden Bindegewebes, wobei es zur Zerstörung einzelner Muskelzellen kommt. Eine Muskelzerrung ist also ein winziger Muskelriss. Muskelzerrungen sind besonders häufig, wenn sich vor dem Training nicht Genügend aufgewärmt hat, oder ein Muskel fortgesetzt überbeansprucht wurde. Symptome Der Muskel fühlt sich bei einer Muskelzerrung hart an und ist in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Punktartiger stechender Schmerz, besonders bei Druck auf die betreffende Stelle. Die Schmerzen treten oft plötzlich im betroffenen Bereich auf, entwickeln sich aber auch manchmal innerhalb weniger Minuten., Maßnahme: o Ruhigstellen o Kältebehandlung o Kompression o Evtl. Arzt aufsuchen Man kann unter Schmerzen leicht trainieren. Nach etwa 5 Tagen sollte die normale Belastungsfähigkeit wieder hergestellt sein. Ausrüstung – Erste Hilfe Set Mullkompressen (verschiedene Größen) Desinfektionsmittel Pflasterrollen Elastische Haftbinden (z.B. Peha-haft) selbsthaftende, elastische Fixierbinde (z.B. Gazofix) Taperollen (verschiedene Breiten) Eiswasserpack Schwamm (oder mehrere unterschiedliche) Wund- und Heilsalbe mehrere Idealbinden (verschiedene Breiten) Blasenpflaster Wundschnellverband Massageöl Schere Eiswasserbox Versch. Beutel Handtücher