Kehlkopf 1 Funktionen des Kehlkopfs ________________________________________________________ Larynx= Kehle; larynein= gurren 1. Schluß des Luftwegs: - Weiche für den Speiseweg: - aus der Mundhöhle in die Speiseröhre 2. Beim Husten: - Entfernen von Fremdkörpern und Schleim durch Verschluß Druckanstieg in den unteren Luftwegen - Ausströmen der Luft durch die Stimmritze mit hoher Geschwindigkeit Reinigung der Luftwege 3. Lautbildung (Phonation): - Verschluß der Stimmritze durch zwei Lippen: - Stimmbänder: von Muskeln ausgepolstert - diese geraten durch Luftstrom in Schwingung Stimme: Bildung von Vokalen - ohne Kehlkopf: nur Flüstersprache - z.B. nach Laryngektomie wegen Kehlkopfkrebs - Stimmbruch: - starkes Wachstum des Kehlkopfs in der Pubertät Stimmlippen werden länger Tonhöhe sinkt (bei ♂: nicht nach Kastration!) - Klangfarbe: - wird vom Resonanzraum bestimmt: - Rachen + Mund + Nase - Vokale und Konsonanten : - durch Zunge + Gaumen + Lippen + Zähne - Heiserkeit: - bei Entzündung der Stimmlippen - Belag durch Schleim - Geschwülste Kehlkopf 2: Lage + Beweglichkeit des Kehlkopfs ________________________________________________________ - Verbindungen: 1. indirekt: über die Membrana thyrohyoidea - mit den oberen Zungenbeinmuskeln 2. direkt: mit der infrahyalen Muskulatur - wird von diesen Muskeln im Bindegewebsraum des Halses bewegt Verschiebungen um 2-3 cm möglich - beim Schlucken, Sprechen, Husten, Pressen vertikale Verschiebung um 4 cm - beim Beugen und Strecken der HWS - Vorderseite gegen das mittlere Blatt der Halsfaszie gerichtet - wird größtenteils vom Schildknorpel gebildet - Bug ragt tastbar zwischen den infrahyalen Muskeln hervor - Rückseite von Schleimhaut überkleidet - Eingang (Aditus laryngis) - 2 steil abfallende Schleimhautfalten (Plicae aryepiglotticae) - durch Kehldeckel (Epiglottis) umrahmt - vom Oberrand des Kehldeckels zum Zungengrund: - 1 mediane und 2 laterale Falten = Plicae glossoepiglotticae mediana et laterales Kehlkopf 3 Gliederung des Kehlkopfs ________________________________________________________ - nach Wandschichten: 1. Kehlkopfknorpel : Cartilagines laryngis - bilden das Kehlkopfskelett 2. Kehlkopfmuskeln: Mm laryngis - bewegen die Knorpel 3. Schleimhaut: Tunica mucosa - nach Stockwerken: - begrenzt durch: 1. Taschenfalte (Plica vestibularis, auch: Vorhoffalte) - dazwischen: Vorhofspalte (Rima vestibuli) 2. Stimmlippe (Plica vocalis, auch: Stimmfalte) - dazwischen Stimmritze (Rima glottis) Bildung von 3 Stockwerken: - Vestibulum - Cavitas laryngis intermedia = Glottis, Ventriculus laryngis (MORGANI-Tasche) - Cavitas infraglottica Luftröhre Kehlkopf 4: Knorpelskelett des Kehlkopfs I ________________________________________________________ - Basis: Ringknorpel - trägt beiderseits den Schildknorpel und die Stellknorpel - innen am Schildknorpel ist die Epiglottis bindegewebig befestigt - Struktur: - hyaliner Knorpel: - Ringknorpel, Schildknorpel, Stellknorpel - elastischer Knorpel: - Epiglottis - Proc. vocalis der Stellknorpel - kleine Knorpelchen in der Plica aryepiglottica + im Lig. thyrohyoideum - die hyalinen Knorpel - können ab dem 2. Lebensjahrzehnt partiell verknöchern - sind durch Bandapparat verbunden - artikulieren über Gelenke - sind deshalb gegeneinander beweglich - sind dorsal und in der Cavitas von Schleimhaut überkleidet Kehlkopf 5: Knorpelskelett des Kehlkopfs ________________________________________________________ 1. Ringknorpel: Cartilago cricoidea - Form: Siegelring - Spange (Arcus) nach vorn - Platte (2-2,5 cm hoch): nach hinten gerichtet - beiderseits lateral der Oberkante: ovale Gelenkfläche für je einen Stellknorpel - Seitenkante unten: jeweils runde Gelenkfläche für Unterhorn des Schildknorpels 2. Schildknorpel: Cartilago thyroidea - Bau: 2 annähernd vierseitige Platten - nach vorne im rechten Winkel verbunden - beide Laminae leicht nach außen geneigt Winkelkante nach vorn gerichtet - oberes Ende der Kante (Prominentia laryngea): - Incissura thyroidea superior - entsprechend am unteren Ende: Incissura thyroidea inferior - vorne: Linea obliqua als Ansatz für M. thyrohyoideus - hinten an jeder Platte: - langes oberes Horn (Cornu superius) - kurzes unteres Horn (Cornu inferius) 3. Stellknorpel: Cartilago arytaenoidea - Form: dreikantige Pyramide - 4 Flächen und 3 ausgeprägte Fortsätze - oberer Fortsatz (Apex): nach medial hinten gerichtet - Spitze enthält Cartilago corniculata (SANTORINI) dieser ragt in die Plica aryepiglottica - Stimmband am vorn liegenden Processus vocalis befestigt - Processus muscularis: - Ansatz für Mm. cricoarytaenoideus post. und lateralis 4. Kehldeckelknorpel: Cartilago epiglottica - Form eines Tennisschlägers - Stiel: Petiolus epiglotticus - bindegewebig in der Mitte der Innenseite des Schildknorpelbugs befestigt Kehlkopf 6: Gelenke + innere Bänder des Kehlkopfskeletts ________________________________________________________ - Bewegungen der Gelenke beeinflussen: - den Abstand der Procc. vocales zum Schildknorpel - den Abstand der Stellknorpel und deren Procc. vocales zueinander 1. Articuatio cricothyroidea: Ringknorpel-Schildknorpel-Gelenk - reine Scharnierbewegung: - Kippbewegungen um eine quere Achse - Änderung des Abstands zwischen den Procc. vocales und der Innnenseite des Schildknorpelbugs 2. Articulatio cricoarytaenoidea: Ringknorpel-Stellknorpel-Gelenk - modifiziertes Scharniergelenk: - erlaubt Roll- und Gleitbewegungen - Veränderung des Abstandes zwischen den Procc. vocales - innere Bänder: 1. Membrana fibroelastica laryngis - Conus elasticus - Membrana quadrangularis 2. Lig. vocale (Stimmband) - bestehen überwiegend aus elastischen Fasern - verdicktes oberes Ende des Conus elasticus - von der Kehlkopfschleimhaut bedeckt Plica vocalis 3. Lig. vestibulare (falsches Stimmband): - unterer freier Rand der Membrana quadrangularis Kehlkopf 7: Äußere Bänder des Kehlkopfs ________________________________________________________ - Membrana thyrohyoidea - verbindet Schildknorpel mit Zungenbein - Stimmritze (Rima glottis) - Stimmbandteil: Pars intermembranacea - Stellknorpelanteil: Pars intercartilaginea - Positionen der Stimmritze: - Intermediärstellung: - Stellknorpel hängt - vorn am Lig. vocale - hinten am Lig. crico-arytenoideum - bei erschlafften Muskeln: - beide Bänder stehen in einer Linie - bei der Leiche: - die Stimmritze ist meist zu einem dreieckigen Spalt geöffnet - Respirationsstellung: - Stimmfortsätze der Stellknorpel nach außen geschwenkt weite Stimmritze - Phonationsstellung: - Stimmfortsätze nach innen geschwenkt geschlossene Stimmritze Kehlkopf 8: Kehlkopfmuskulatur ________________________________________________________ - jeder Knorpel ist mit jedem durch Muskeln verknüpft crico-thyro, crico-ary, thyro-ary, ary-ary - äußerer Muskel: M. cricothyroideus (= Externus) - innere Muskeln : M. crico-arytenoideus lateralis (= Lateralis) M. crico-arytenoideus posterior (= Posticus) M. thyro-arytenoideus M. vocalis M. arytenoideus transversus M. arytenoideus obliquus - Funktionen: - Stellmuskeln: 1. Lateralis (): - zieht Muskelfortsatz nach vorn - Stimmritze bis auf Pars intercartilaginea geschlossen Flüstern 2. und : - ziehen auch Knorpel aneinander zusammen mit totaler Schluß 3. Posticus () öffnet als einziger die Stimmritze - Spannmuskeln: 1. M. vocalis (): - je nachdem wieviel Fasern sich anspannen dickere oder dünnere schwingende Saite Frequenz des Tons - in die Spannung wird auch einbezogen 2. Externus () kippt den Ringknorpel Stellknorpel werden nach hinten geschwenkt Stimmband wird gedehnt (verlängert); - zum Vergleich: verkürzt Kehlkopf 9: Versorgung des Kehlkopfs ________________________________________________________ - Arterien 1. A. laryngea superior: - Ast der A. thyroidea superior 2. A. laryngea inferior - Ast der A. thyroidea inferior - Venen: - bilden den Plexus pharyngeus - Nerven: - aus dem N. vagus (N X) : 1. N. laryngeus superior - äußerer Ast: motorisch - zum unteren Schlundschnürer und zum Externus () - innerer Ast: sensibel - zur Schleimhaut der oberen Etage 2. N. laryngeus recurrens: - für alle anderen Kehlkopfmuskeln - rechts um A. subclavia - links um Aortenbogen - Lähmung: - z.B. nach Schilddrüsenoperation möglich Kehlkopf 10: Pathologie des Kehlkopfs ________________________________________________________ - Kehlkopfödeme: - im oberen Larynx nur locker fixierte Schleimhaut - Insektenstiche supraglottischem Ödem - REINKE-Ödem - Ödem im REINKE-Spalt der Plica vocalis stark behinderte Phonation - Stimmbandkarzinom - breitet sich relativ langsam aus - Kehlkopfkarzinom - Ursachen: Rauchen, hochprozentiger Alkohol ständige Regeneration des Epithels notwendig wachsende Gefahr der Entartung - Stimmlippenknötchen - gutartige Wucherungen - Ursache: mechanische Überbeanspruchung - z.B. durch Schreien ! - besonders gefährdet: - Sänger(innen) Leukoplakie - Redner vor lebhaft kommunizierenden Zuhörern - z.B. Dozenten im unruhigen Hörsaal - Studenten in der Disko (PAF, KULT etc.) Kehlkopf 11: Künstliche Zugänge zu Kehlkopf + Trachea ________________________________________________________ - Intubation: - bei Operationen unter Vollnarkose - bei Verwendung von Muskelrelaxantien - nicht länger als 2-3 Tage - Maximum: 72 Stunden - Gefahren: - Drucknekrosen - Intubation des Ösophagus - Alternativen: - bei langzeitlicher künstlicher Beatmung - in Notfällen: - bei mechanischem oder entzündlichem Verschluss der oberen Atemwege 1. Koniotomie: - medial zwischen Schild- und Ringknorpel - horizontale Durchtrennung des Lig. cricothyroideum Öffnung der Cavitas infraglottica mit spreizendem Instrument 2. Tracheotomie: - Durchtrennung von 2-3 Trachealringen - Einführung eines Tubus (Tracheostoma): - Zugangswege: - obere T.: oberhalb Schilddrüse, durch Knorpel 2-3 - bei Kindern üblich - mittlere T.: durch den Isthmus der Schilddrüse - geringste Komplikationsrate - untere T.: zwischen Schilddrüse und Manubrium sterni - Gefahr der Zerstörung der "Ima"-Gefäße