Geschichte - Science/Fantasy-Ecke

Werbung
Notice: Array to string conversion in
/var/www/web155/html/sfecke/stories/modules/displayword/displayword.php on line 15
Star Trek - USS Concordia - Geheime Begegnung von aroessler2003
Hinweise zur Geschichte:
keine
1. Auf der Jagd von aroessler2003
2. Momente der Erkenntnisse von aroessler2003
3. Anmerkungen und Erklärungen "Star Trek - USS Concordia - Geheime Begegnung"
von aroessler2003
Auf der Jagd von aroessler2003
Hinweise des Autors:
keine
Demetanya, die Hauptstadt des Planeten Demeta, war hell erleuchtet. Die Vögel zwitscherten
und überall blühten Frühlingsblumen. Dies interessierte Präsident Maron aber nicht im
Geringsten. Er war vielmehr mit der nächsten Sitzung des demetanischen Parlamentes
beschäftigt.
Grade wollte er leise seine Rede üben, als Yetron, sein Jeepfahrer plötzlich eine Vollbremsung
wie aus dem Lehrbuch hinlegte. „Es tut mir Leid, Seron.”, entschuldigte sich der sonst eigentlich
sehr routinierte Fahrer bei seinem Vorgesetzten.
„Seron” ist die korrekte demetanische Anredeweise für einen Vorgesetzten. Es heißt soviel wie
Chef. Die weibliche Form ist „Sea”. Außerdem kennt das Demetanische das Wort „Sie” nicht als
Anredeform. „Du” ist keine Respektlosigkeit, sondern zeugt eher von einem großen Vertrauen.
„Ach, ist schon gut, Yetron.”, wischte der Präsident den eventuellen Fehler des Fahrers weg. „Da
liegt sicher wieder was im Weg.” Mit den Worten: „Ich hasse den Kriegsmüll anderer Leute.”,
stieg Maron aus dem Jeep. Forschen Schrittes ging er auf das Metallteil, das vor ihm lag, zu, als
wollte er es durch seine bloße Anwesenheit zum Weichen zwingen. Mit einem wütenden Fußtritt
beförderte er es in den Rinnstein. Dann stieg er zufrieden zu Yetron in den Jeep. „Weiter geht es,
Yetron.”, befahl er. „Oder willst du verantworten, dass wir zu spät kommen. Ach, halt doch noch
mal dort beim Süßwarenladen an. Ich will Zarin eine Entschuldigung für das eventuelle Chaos
mitbringen, dass sie wohl heute erleben wird.”
Zarin war Marons Sekretärin. Sie hatte natürlich mitbekommen, dass ihr Chef unter Strom stand.
Aber den Grund dafür wusste sie nicht. Sie hatte das Büro im Parlament schon vor einigen
Minuten betreten, um alles schon einmal vorzubereiten. Fast unaufhörlich war sie damit
beschäftigt, eingehende SITCH-Mails auf Datenkristalle zu kopieren, die alle den gleichen Inhalt
hatten. „Lieber Seron, schon wieder haben wir Trümmer in unserem Vorgarten gefunden. Wir
sind selbst nicht am Krieg zwischen den Klingonen und den Zadorianern beteiligt, trotzdem fällt
uns reihenweise der Kriegsmüll auf den Kopf. Dieser verdammte Krieg tobt direkt vor unserer
Haustür und die Aldaner, diese so genannten Superdiplomaten, und die Föderation, ihre neuen
Freunde, tun gar nichts. Heute sind es nur Metallstücke. Morgen ist es vielleicht ein
Querschläger. Bitte unternimm etwas. Eine besorgte Familie.” Die Grußformel las Zarin jedes
Mal laut. Sie musste dann immer an ihre Nachbarn denken, deren Haustier, ein Tribble namens
Nitrin, mit einem Blindgänger gespielt hatte und dabei umgekommen war. Die beiden kleinen
Söhne der Nachbarin hatten alles mit ansehen müssen. Zarin war durch ihr Weinen aufmerksam
geworden und …
„Zarin.”, Maron hatte das Büro betreten. „Ja.”, antwortete die fleißige junge Demetanerin. Sie
versuchte, ihr Gesicht vor ihrem Chef zu verbergen. Er sollte nicht sehen, dass sie Tränen in den
Augen hatte. Maron legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ist schon gut, Zarin.”, sagte er ruhig.
„Ich weiß es ja.”
Demetanerinnen sind als sehr verständnisvoll bekannt. Aber auch die Männer können sehr
gefühlvoll sein. Die Demetaner haben es sowieso geschafft, einen gesunden Ausgleich zwischen
Verstand und Emotion zu erreichen. Sie verneinen weder das Eine noch das Andere.
„Ändere das Thema für die heutige Sitzung.”, sagte Maron. „Das neue Thema lautet: Wie treten
wir den Aldanern in den Hintern, damit sie endlich mit den Verhandlungen voran machen?”
Verwirrt sah Zarin von ihrem Pad auf, in das sie das neue Thema soeben getippt hatte. Dann
fragte sie: „Soll ich das wirklich so ins Programm schreiben, Seron?” „Ja.”, antwortete Maron.
„Genau so.”
Nach dem Eintreffen seiner Ministerinnen und Minister eröffnete Maron die Sitzung. Er war
nicht vorbereitet, denn er hatte den Entschluss, das Sitzungsthema zu ändern, erst spontan
gefasst. Niemand schien ihm dies jedoch übel zu nehmen. Zarin tat alles, was in ihrer Macht
stand, um den Reibungslosen Ablauf der Sitzung zu gewährleisten. Maron bat sie sogar, einige
SITCH-Mails vorzulesen. Vor dem Inhalt schlugen alle Politiker geschlossen die Hände über
dem Kopf zusammen. Dann ergriff Sacrin, die demetanische Verteidigungsministerin, das Wort.
„Wir dürften uns darüber einig sein, verehrter Seron, verehrte Kollegen, dass hier dringend etwas
getan werden muss. Dieser verdammte Krieg tobt genau vor unserer Haustür und ich bin nicht
länger bereit zu akzeptieren, dass alles, was hier passiert, nur ein Kolateralschaden sein soll, wie
es die Kriegsparteien immer proklamieren! Ich hoffe doch, ihr stimmt mir zu.”
Tosender Beifall ging durch die Reihen. „Dass wir etwas tun müssen, ist sicher richtig, verehrte
Kollegin.”, mischte sich Iron, der Umweltminister ein. „Aber was?” Fast synchron legten alle die
Stirn in Falten und begannen, sich an den Köpfen zu kratzen. Einige Stunden überlegte man.
Die Demetaner sind sehr geduldig. Aber irgendwann platzt auch dem geduldigsten Volk mal die
Hutschnur.
Mittlerweile materialisierten sich mehrere Gestalten auf dem Gang, der zum Maschinenraum
führte. Simdu sah sich interessiert in dem kleinen Gang um, ohne jemanden entdecken zu
können. „Wir müssen da lang.”, sagte der Chefingenieur der Concordia zu seinen beiden
Begleitern, „Wir müssen die gesamten Systeme auf Vordermann bringen, bevor wir das
Einsatzgebiet erreichen.” Sofort setzten sich die drei Männer in Bewegung. Nach wenigen
Minuten erreichten sie den Maschinenraum. Mehrere Aldanoiden blickten von ihren technischen
Stationen auf, als die drei den Maschinenraum betraten.
„Statusbericht!”, befahl Simdu, während seine beiden Begleiter bereits die erste Anlage in
Augenschein nahmen. Ein braunhaariger Aldanoid gab dem Chefingenieur einen ausführlichen
Bericht. Aufmerksam hörte Simdu zu. Als der Aldanoid mit seinem Bericht fertig war, wandte
sich Tigu Nazaloth zu Kalvan um. „Ich fürchte, das wird nicht ganz einfach werden, wenn wir
aus dem Schiff noch etwas Hochleistung herauskitzeln wollen. Die ganze Ausstattung ist
vollkommen veraltet. Ich weiß nicht, was sich die Admiralität dabei gedacht hat, als sie uns ein
so altes Mädchen zur Verfügung stellten.” „Auf jeden Fall haben wir eine Menge Arbeit vor uns,
wenn wir das in der Kürze der Zeit schaffen wollen, was Captain Sundrak von uns erwartet.”,
fügte Nothalon grimmig hinzu, der gerade unter eine Konsole gekrabbelt war und sie von unten
her begutachtete, „Ich wusste gar nicht, dass ich mich zu einem Himmelfahrtskommando
gemeldet habe.” Der Chefingenieur schüttelte mit dem Kopf und gab einen tiefen Seufzer von
sich. „Es ist ändert nichts an der Tatsache, dass wir die Systeme irgendwie wieder flott kriegen
müssen, sonst ist unsere Mission von vornherein zum scheitern verurteilt.”, antwortete Simdu
ernst, „Also an die Arbeit! Lasst uns unserem Captain zeigen, weshalb er uns als Ingenieure an
Bord der Concordia hat, auch wenn wir nicht zaubern können.”
Nach fünf Stunden denkerischem Schweigen, das höchstens mal durch das eine oder andere
Magenknurren unterbrochen wurde, es war lang nach der Mittagspause, Zupfte Zarin, die bis
dahin eifrig Protokoll geführt hatte, ihren Vorgesetzten am Anzugsärmel. „Seron.”, flüsterte sie.
„Ich glaube, ich habe eine Idee.”
Die Gesichtszüge des Präsidenten, die sehr angestrengt waren, lösten sich langsam. „Komm.”,
sagte dieser ebenfalls im Flüsterton, als er sich von seinem Platz erhob und auf die Tür vom
Sitzungssaal zu seinem Büro deutete. Zarin folgte ihm bereitwillig. Am Leuchten ihrer Augen
sah Maron, dass es etwas Grandioses sein musste, das sie ihm jetzt vorschlagen würde.
„Dann erzähl mal.”, forderte er seine Sekretärin auf, nachdem sich die Beiden in zwei große
schwere weiche Sessel gesetzt hatten. „Na ja.”, hob Zarin fast schüchtern an. „Wenn die beiden
Jungs meiner Nachbarin sich streiten, schickt sie sie mit einem weichen Schaumstoff gefüllten
Sack in den Garten. Dort können sie ihre Aggressionen dann daran auslassen. Sie passt aber auf
und es gibt strenge Regeln. Sie nennt das Ding den Wutsack.”
Bevor Zarin noch weiter reden konnte, sprang Maron auf, schlang seine Arme um die völlig
perplexe junge langhaarige Frau und drückte ihr einen nassen Kuss auf die rechte und dann auf
die linke Wange. „Das machen wir! Das machen wir!” Während dieses Ausrufes zog Maron die
kleine schlanke Gestalt immer näher an sich, wirbelte sie herum und dann fielen beide plötzlich
hin, weil Maron sich bei der Aktion in Zarins Kleid verheddert hatte. Dabei landete Zarins Kopf
auf dem etwas sehr rundlichen Bauch ihres Chefs. Sie musste kichern. Ups!, dachte sie, Wenn
das die Regenbogenpresse mitgekriegt hat!
Plötzlich öffnete sich die Bürotür und Miros, der Gesundheitsminister, selbst gelernter
Mediziner, betrat den Ort des Geschehens. „Alles in Ordnung.”, erkundigte er sich. Zarin wurde
rot. „Wollte ja nur mal fragen.”, fuhr der Minister fort. „Es wurde nämlich etwas laut.” „Ja, ja.”,
sagte Zarin schnell, während sie mit dem mobilen Materie Rückgewinnungsgerät durch das Büro
wuselte und die Scherben einiger Vasen entfernte, die Maron tollpatschiger Weise mit seinem im
Vergleich zu ihr doch massigen Körper umgestoßen hatte.
„Mach das doch später, du fleißiges Bienchen.”, bremste Maron sie. „Erzähl mir lieber, wie du
dir das mit der Erziehungsmaßnahme konkret vorgestellt hast. Die Föderation ist ja sehr streng
mit ihren Regeln und wer nicht drin ist, hat nichts zu sagen.” „Also.”, begann Zarin. „Sie müssen
es ja nicht als Einmischung sehen, sondern vielleicht als Nachbarschaftshilfe.” Präsident Maron
klatschte in die Hände, machte eine Bewegung, die man eher einem russischen Tanzbären
zuschrieb und rief, während er jetzt auch noch den Rest an Porzellan zerdepperte: „Klar!
Nachbarschaftshilfe!” „Na ja.”, lächelte Zarin einem durch die Tür spähenden Reporter
entgegen. „Scherben bringen Glück.” „Sag unserer Flotte Bescheid.”, sagte Maron nüchtern,
nachdem er auch den Reporter erblickt hatte. Zarin nickte. Mit einem lauten „Klirr” zerbrach die
letzte Tasse, die Maron mit einem Ärmel vom Tisch gewischt hatte, als er ihr den Datenkristall
mit den Rufzeichen der Schiffe reichte.
Einige Stunden später fluchte Simdu laut, als er plötzlich aus seinem Insignienkommunikator
Sundraks Stimme vernahm. „Wie sieht die Lage bei Ihnen aus, Mr. Kalvan?”, fragte der Captain
der Concordia, „Werden Sie die wichtigsten Systeme des Schiffes rechtzeitig einsatzbereit
haben? Ich erwarte Ihren Statusbericht.” Der Chefingenieur verdrehte genervt die Augen und gab
dabei ein tiefes Knurren von sich. Simdu liebte zwar Herausforderungen, aber wenn es etwas
gab, was er nicht ausstehen konnte, dann war es mit viel Stress unter Zeitdruck zu arbeiten. „Es
tut mir Leid, Captain.”, antwortete Kalvan grimmig, „Aber ich habe da so meine Zweifel, ob wir
hier überhaupt noch etwas so richtig zum Laufen bekommen werden. Das gesamte Schiff ist total
veraltet und es fehlt die Hälfte, von dem, was wir eigentlich für unsere Mission gut gebrauchen
könnten. Viele Schäden können wir deshalb nur noch provisorisch flicken, weil wir keine
Ersatzteile hier an Bord haben, Sir. Es grenzt überhaupt ein Wunder, dass das gute Mädchen bis
jetzt noch in einem Stück ist. Am besten wäre es, wenn wir etwas zaubern könnten.” Simdu
fluchte erneut, als weitere Komponenten unter der Hauptkontrolleinheit vor seinen Augen
funkensprühend durchbrannten. „Bis jetzt habe ich noch alles zum Laufen gekriegt und auch du
wirst dich mir gegenüber nicht widersetzen.”, knurrte er, als er eine weitere Verschalung
entfernte, „Solange ich Chefingenieur der USS Concordia bin, wirst du dich mir unterordnen
müssen.” Weitere Funken sprühten, als er die Schutzplatte beiseite legte. Simdu fluchte wieder,
als er den unerfreulichen Anblick eines Kabelsalats mit seinen angeschlossen Komponenten sah,
der zum Teil ziemlich verschmort war. „Tun Sie, was Sie können, Mr. Kalvan.”, antwortete
Sundrak, „Machen Sie das Beste daraus.” „Ja, Sir.”, presste der Chefingenieur zwischen seinen
zusammengebissenen Zähnen hervor, „Wir werden alles Mögliche tun und wenn wir das nicht
schaffen, dann wird endgültig gezaubert.”
Schließlich erklärte sich Commander Merin zur Mission bereit, das Aldanerschiff Concordia
abzufangen und den Commander über die Idee der Demetaner zu informieren. Sie war auch die
Einzige, die einwilligte. Alle anderen wollten so ein heißes Eisen nicht anfassen.
Als Zarin Maron Merins Ja überbrachte, hatte dieser schon fast aufgegeben. Der Präsident
wusste auch, dass er sich auf sehr dünnes Eis begab. Aber mit Merin, wusste er, hatte sich die
Richtige für den Job gemeldet. Merin konnte nämlich gleichzeitig sehr einfühlsam, aber auch
sehr resolut sein.
„Sea Merin.”, wie sie von ihrer Crew genannt wurde, saß mit ihrer technischen Offizierin,
Ragidis, über einigen neuen Antriebsspezifikationen, als der Ruf einging. Aufmerksam hörte sie
Saron, ihrem Com-Offizier, zu, als dieser ihr die neuen Befehle übermittelte. „Es wird aufregend,
Ragidis.”, flüsterte sie der Technikerin zu. „Wir kidnappen einen Föderationscaptain, dann
müssen sie uns zuhören. Überprüf schon mal den Antrieb. Falls unser Saron eine heiße Gondel
fliegen muss.”
Auf demetanischen Schiffen ist der Com-Offizier auch der Pilot.
Die ältere Demetanerin nickte und witschte aus der Tür.
Am Nachmittag versammelte Merin ihre gesamte Crew im Konferenzraum. Hier teilte sie allen
ihren Plan mit. „Sea.”, meldete sich Micron, ihr erster Offizier, zu Wort. „Lass uns doch besser
den aldanischen Captain suchen, von dem schon soviel geredet wird. Schließlich wollen wir ja
denen einen Denkzettel verpassen. Mit der Föderation müssen wir uns vielleicht noch mal gut
stellen.” Merin lächelte und nickte.
Nazaloth kam unter einer kleinen Kontrolleinheit wieder hervor und stand auf. Der Bildschirm
erwachte zum Leben, als Tigu die Einheit aktivierte. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine
Lippen. Na also, Schätzchen, geht doch!, dachte der Ingenieur, Es wäre doch gelacht, wenn wir
dir nicht noch den letzten Schliff verpassen könnten! Tigu begann einige Befehle einzugeben,
woraufhin die Einheit auf dem Schirm einige Graphiken darstellte. Als er das Programm für die
Tarnvorrichtung sah und systematisch durchblätterte, begann er zu lächeln. Das sieht gut, mein
Schätzchen!, dachte er und steckte ein Datenkristall in die Vorrichtung, Dann werden wir dir
jetzt noch auf deine alten Tage ein paar Kunststückchen beibringen! Wenig später war das
Zusatzprogramm geladen.
Saron bekam ein Suchraster. Dies war allerdings wenig fundiert, da man die Concordia noch nie
gesehen hatte. Außerdem befahl Merin allen, sich von Vitron, dem Schiffsarzt eine gehörige
Menge zellaren Peptidsenkers abzuholen, damit sie nicht mehr telepathisch empfänglich waren
und die Aldaner somit ihre Absichten nicht voraussehen konnten.
Um telepathisch empfänglich zu sein, bedarf es einer gewissen Menge zellarer Peptide im Blut.
Wird diese Menge unterschritten, ist der Empfänger technisch gesehen offline und kein Telepath
kann Kontakt aufnehmen. Also kann auch kein Telepath die Absichten von Merins Crew
erkennen.
„Die Tarnvorrichtung ist jetzt voll funktionsfähig, Sir.”, verkündete Nazaloth stolz, „Von Außen
sieht unser Mädchen jetzt genauso aus wie die echte Concordia.” Alle blickten auf den Monitor,
auf der das kleine Schiff der Katunga-Klasse als Concordia zu sehen war. Sundrak nickte. „Gute
Arbeit.”, meinte der Captain mit ausdrucksloser Miene, „Dann hoffen wir mal, dass unsere
Šakūra-Freunde darauf reinfallen.”
Einige Stunden vergingen ohne Ergebnisse. Dann meldete Saron sich über die schiffsweite
Sprechanlage. Merin hatte Micron die Brücke übergeben und sich bereits zum Schlafen
hingelegt. „Vergib bitte meine Störung, Sea.”, sagte er mit ehrerbietigem Unterton. „Wir haben
Sensorenkontakt mit etwas, das die Concordia sein könnte.” „Stell mir das Bild durch.”, befahl
Merin, die angesichts der Meldung hellwach war und bereits wieder ihre Uniform anlegte. Nach
eingehender Betrachtung stellte sie fest: „Wir haben den Fisch an der Angel. Ich komme auf die
Brücke. Sag Ragidis, sie soll versuchen, unser SITCH-Gerät so umzubauen, dass wir mit der
Concordia reden können.”
SITCH bedeutet: „System for Interstellare Telecommunikation Computer Supported on High
Frequences”, arbeitet also auf viel höheren Frequenzen als Funk. Außerdem öffnet der Computer
nur das jeweils rufende und das gerufene Gerät für einander. Man kann also nicht mithören.
Angespannt betrat Merin die Brücke ihres Schiffes. Als sie sich auf ihren Stuhl gesetzt hatte,
forderte sie: „Bericht!” Stumm deutete Micron auf den Bildschirm. „Sie liegt ruhig vor uns, Sea.
Anscheinend nimmt man uns entweder nicht wahr, oder man kann uns nicht einordnen.” Als ob
Saron die nächste Frage seiner Vorgesetzten vorausahnte, sagte er: „Ich kann noch nicht sagen,
ob sie mit uns reden wollen. Ragidis ist noch mit dem Gerät beschäftigt.”
„Wir können anfangen, Sir.”, verkündete Simdu, „Alle Systeme unseres Lockvogels sind
einsatzbereit.” Sundrak nahm wieder in seinem Kommandosessel Platz und ein leichtes Lächeln
umspielte seine Lippen. „Dann lasst uns mal eine der Welten, auf dem die Šakūra einen
Stützpunkt haben, einen Besuch abstatten.”, befahl der Captain, „Alle Waffensysteme aktivieren
und feuerbereit machen. Schilde, Phasenschilde und Hüllenpanzerung auf Maximum!” Wenig
später beschleunigte die getarnte Concordia zusammen mit dem kleinen Schiff der KatungaKlasse.
Plötzlich setzte sich die Concordia in Bewegung, wurde immer schneller und drohte schließlich,
aus der sensorischen Reichweite der Demetana, so hieß Merins Schiff, zu verschwinden.
„Dranbleiben, Saron.”, befahl Merin. Der Pilot gab ein kurzes „Ja, Sea.”, von sich und schob den
Geschwindigkeitsregler bis zum Anschlag nach vorn. Er liebte es, die Demetana auf manueller
Steuerung zu fliegen. Er fand, dass er so ein besseres Gefühl für sie hatte, als wenn er nur
irgendwelche Zahlen über die Computertastatur eingab.
„Sir!”, meldete Alicia, „Unsere Sensoren haben an der äußersten Peripherie ihrer Reichweite ein
fremdes Raumschiff erfasst.” „Folgt es unserem Lockvogel?”, wollte Sundrak wissen. Die
Sicherheitschefin und auch einige andere auf der Brücke warfen jeweils einen Blick auf ihren
Anzeigen. „Momentan ist das schwer zu sagen, Sir.”, antwortete Nolezoto, „Wir können nur
hoffen, dass es sich hier um ein Schiff der Šakūra handelt. Wenn wir Glück haben, gehen Sie auf
Abfangkurs.” „Dann werden wir einfach mal ein bisschen die Geschwindigkeit erhöhen.”, sagte
Sundrak ernst, „Wenn es ein Šakūra-Schiff ist, werden sie auf Kurs bleiben und versuchen,
unseren Lockvogel einzuholen. Immerhin haben die noch eine alte Rechnung mit uns offen.”
„Sie haben den Kurs geändert und ihre Geschwindigkeit erhöht.”, verkündete Alicia, „Sie
versuchen unseren Lockvogel einzuholen.” Der dunkelhaarige Kommandant nickte. „Das ist
gut.”, meinte er zufrieden, „Dann wollen wir mal sehen, wie wichtig ihnen das ist, uns zu
erwischen. Wir gehen jetzt auf Warp drei, Mr. Kalvan.”
„Captain!”, teilte Simdu den anderen auf der Brücke mit, „Die Fremden haben sich unserer
Geschwindigkeit angepasst und holen immer weiter auf.” „Warp fünf, Mr. Kalvan.”, befahl der
Captain. „Aber Sir!”, protestierte der Chefingenieur, „Das hält die alte Lady nicht lange durch.”
Sundrak warf einen kurzen Blick über die Schulter zu Simdu. „Ich sagte Warp fünf, Mr.
Kalvan.”, insistierte der Captain, „Schließlich wollen wir für die Šakūristen doch keine leichte
Beute sein.” Innerlich fluchend gab der Chefingenieur den neuen Befehl ein. „Ich kann nur
hoffen, dass die alte Lady das lang genug mitmacht.”, grummelte Simdu besorgt, „Ansonsten
werden sie mit unserem Lockvogel ein verdammt leichtes Spiel haben.” „Auch das fremde Schiff
fliegt jetzt mit Warp fünf, Captain.”, meldete Lomādo Nolezoto mit hochkonzentrierter Miene,
„Und sie holen weiter auf.” „Wie weit sind sie noch von dem Schiff entfernt?”, erkundigte sich
Sundrak. Nolezoto warf einen kurzen Blick auf dem Display seiner Konsole. Dann wandte er
sich zum Captain um und teilte ihm die geforderten Daten mit.
Die Verfolgungsjagd dauerte jetzt schon mehrere Stunden. Saron spürte allmählich, dass der
Antrieb der Demetana an seine Grenzen kam. „Halt durch, Mädchen.”, flüsterte er. „Wenn sie
doch nur wüssten, dass wir nur mit ihnen reden wollen.”
„Die Verfolger bleiben immer noch dran, Sir.”, meldete Waffenoffizierin Kent, „Die
Herrschaften sind doch ganz schön hartnäckig.” „Weitermachen!”, befahl Sundrak, „Wir bleiben
auf Kurs und behalten die jetzige Geschwindigkeit bei. Wenn es ein Šakūra-Schiff ist, wird ihnen
bald der Geduldsfaden reißen und sie werden dementsprechend reagieren.” „Die Frage ist nur, ob
sie unseren Lockvogel kontaktieren oder ihn angreifen und in der Hoffnung zerstören, dass sie
damit die echte Concordia vernichtet haben.”, sinnierte die Counselor laut. „Ich glaube nicht,
dass uns einfach so aus dem Universum pusten wollen.”, erwiderte der Captain, „Bevor die das
tun, werden sie uns vorher richtig in die Mangel nehmen wollen.”
„Captain!”, sagte Simdu warnend, „Die alte Lady steht kurz vor einen Warpkernbruch. Wir
müssen die Geschwindigkeit sofort drosseln, bevor sie uns selbst um die Öhrchen fliegt.” Doch
der Captain blieb bei seiner Entscheidung. Beide aldanischen Raumschiffe setzten ihren
gemeinsamen Weg bei gleichbleibender Geschwindigkeit fort. „Hoffentlich geht das gut.”,
flüsterte Tigu Nazaloth dem Chefingenieur zu, „Sonst war unsere ganze Arbeit umsonst.” Simdu
nickte nur zustimmend.
Ragidis meldete sich über Intercom „Du hast die Wahl, Sea. Ich kann weiter am Sprechgerät
basteln, oder die ständig durchbrennenden Energiekristalle auswechseln. Wenn das so weiter
geht, gebe ich den Warpgondeln auch nicht mehr lange.” Spätestens jetzt löste sich Merin aus
ihrer versteinerten Haltung. Sie hatte ihren Blick nicht vom Schirm gewandt, als wollte sie die
Concordia allein durch ihren Blick stoppen. Einen Warpkernbruch durfte sie nicht riskieren, das
wusste sie. Ratlos blickte sie ihren ersten Offizier an. Dieser erwiderte Minuten lang ihren
ratlosen Blick, warf dann aber plötzlich entschlossen den Kopf herum, sodass sein Gesicht in
Sarons Richtung wies. Ragidis hatte in der Zwischenzeit Erfolg beim Umbau des SITCH-Gerätes
vermeldet. „Ich helfe dir. Sag dem Computer, er soll mich direkt mit dem Platz des Piloten der
Concordia verbinden. Rasch!” Auf Merins fragenden Blick deutete Micron auf das
Brückenfenster. „Schau, Sea.”, erklärte er. „Kannst du diese Sternenkonstellation dort sehen, die
wie ein V aussieht? Wenn wir die Concordia dort hinein kriegen, kann sie nicht mehr weg und
wir müssen nur noch zumachen, das heißt, Saron stellt unser dickes Mädchen dann einfach quer
davor. Ragidis beamt Sundrak dann einfach her und in ein Stasisfeld.”
„Captain, wir können diese Geschwindigkeit mit der alten Lady nicht mehr lange durchhalten,
ohne Schäden an ihren Antrieb zu riskieren.”, warnte Tērul Nothalon, „Der Antrieb beginnt sich
langsam zu überhitzen. Ich führe jetzt mehr Energie in die Kühlvorrichtung, um die Temperatur
stabiler zu halten. Aber das wird nicht sehr lange funktionieren. Außerdem versucht jemand auf
die Steuerungseinheit unseres Lockvogels zuzugreifen.” „Ich aktiviere jetzt ein
Simulationsprogramm für unsere netten Freunde.”, grinste der Chefingenieur, „So schnell lassen
wir uns nicht das Regieheft aus der Hand nehmen.” „Trotzdem halten wir uns erst einmal an
dem, was sie unserer alten Dame so erzählen.”, befahl Sundrak mit einem spitzbübischen
Grinsen, „Wenn sie etwas machen wollen, was uns nicht behagt, greifen wir ein und werden
ihnen dann ganz gehörig die Suppe versalzen.” Einige auf der Brücke begannen leise zu kichern.
Selbst Sundrak musste bei diesem Gedanken schmunzeln.
Ein Piepsen im Ohrstöpsel verriet Micron den erfolgreichen Aufbau der gewünschten
Verbindung. „Tu, als hätten wir noch schlimmere Probleme, als es wirklich der Fall ist.”,
flüsterte er Saron zu. „Lass uns zurückfallen.” Dann räusperte er sich und säuselte ins Mikrofon:
„Vortreffliche fliegerische Leistung, Mr. Mein Kompliment, den Antrieb unseres Schiffes haben
Sie geschafft. Ach, ich wünschte, unsere Akademie würde eben so gute Flieger hervorbringen,
wie …” Tatsächlich wurde der Pilot der Concordia durch die Schmusekatertaktik des
Demetaners kurz abgelenkt. Merin, die jetzt langsam den Plan ihres ersten Offiziers verstand,
sprang von ihrem Platz auf und skandierte: „In Ordnung, jetzt fühlen sie sich sicher zwischen
den Sternen, aufschließen, Saron und dann das Schiff quer gestellt, schnell, schnell, schnell!”
Dann zerrte sie mit zitternden Händen das Mikrofon für das Intercom aus der Halterung und
schrie hinein: „Achtung, Ragidis!”
Plötzlich verlor das kleine Schiff der Katunga-Klasse an Geschwindigkeit und viel zurück. „Was
ist passiert?”, fragte Sundrak, als er Kalvans leisen Fluch hörte. Der Chefingenieur wandte sich
zu Sundrak um, als er antwortete. „Wir haben ein Problem, Sir.”, sagte er, „Zwei Warpspulen
sind durchgebrannt und ein Steuerungsrelais für die Injektoren der Materie-Antimaterie-Kammer
ist ebenfalls ausgefallen.” „Unsere Lady ist nicht mal mehr in der Lage, ihren Weg mit dem
Impulsantrieb fortzusetzen.”, fügte Tērul Nothalon hinzu, „Bis wir das wieder in Ordnung
gebracht haben, dürfte es eine Weile lang dauern, Sir.”
„Und was machen unsere Verfolger?”, wollte Sundrak wissen. „Sie sind zurückgefallen,
nachdem sie einen der Aldanoiden von der Brücke unseres Lockvogels auf ihr Schiff gebeamt
haben.” „Welchen von den Aldanoiden haben sie auf ihr Schiff geholt?”, wollte der Captain
wissen. Alicia gab einen Laut der Überraschung von sich, als sie die Anzeigen an ihrer Station
sah. Mit gerunzelter Stirn blickte sie wieder auf. „Sie haben nur Ihr Double zu sich
herübergeholt, Captain.”, sagte sie mit fester Stimme. Alle Anwesenden sahen Sundrak
erwartungsvoll an. Der hünenhafte Kommandant erhob sich aus seinen Kommandosessel und trat
an den großen Bildschirm, auf dem er das fremde Schiff sehen konnte. Mehrfach ließ er die
Darstellung vergrößern. Nachdenklich betrachtete Sundrak das Bild. Je länger er das fremde
Schiff ansah, umso mehr fragte er sich, ob es tatsächlich ein Raumschiff der Šakūra war. Der
dunkelhaarige Kommandant war nur froh, dass er den Befehl an seine Ingenieure erteilt hatte,
sein Double die Parameter einer zurückhaltenden und leicht einzuschüchternden Person
einzuprogrammieren. Somit lag das Überraschungsmoment immer noch auf seiner Seite.
Sundrak wusste nicht, wie ihm geschah, als er auf einem Bett auf dem Demetanerschiff
erwachte. Die orangehäutige Frau mit der entenschnabelförmigen Nase, die ihn anschaute,
konnte er auch nicht einordnen. Seinen Aufstehversuch vereitelte Merin mit den Worten:
„Entspannen Sie sich. Ich kann mir denken, dass Sie sich unwohl fühlen. Aber Ihre
telepathischen Fähigkeiten kehren bald zurück. Spätestens dann, wenn Ihr Körper mit den
Abbauprodukten unserer Discrapula fertig ist. Ich habe Ihre Biochemie verändert. Diese
Fähigkeit haben wir. Übrigens, ich bin Sea Merin Inaris und Sie sind auf der Demetana, meinem
Schiff. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Die Absenkung Ihrer zellaren Peptide haben Sie auch mir
persönlich zu verdanken.” Sundrak schluckte. Dann sagte er: „Warum sprechen Sie so gutes
Englisch?” „Während Sie in Stasis waren, haben wir den Rechner Ihres Schiffes angezapft.
Deshalb habe ich die Amtssprache der Föderation drauf.” erklärte Merin. „Ach, wo sind meine
Manieren?” Mit diesen Worten drehte sich Merin zum Replikator und ließ sich etwas replizieren,
das im ersten Moment wie eine handgroße Kaffeebohne aussah. Außerdem bestellte sie zwei
Tassen mit heißem Wasser und ein Stofftuch. Aus einem Schrankfach holte sie eine filigrane
Zange mit zwei Schaufeln und ein Kneifwerkzeug. Damit kniff sie die Bohne in der Mitte durch
und quetschte ihren Inhalt mit der Zange in das Tuch. Dann ließ sie es einige Minuten in jeder
Wassertasse. Sundrak, dem sie eines der Gefäße reichte, fand, dass das Getränk im Geschmack
an terranisches Marzipan erinnerte, das er erst kürzlich kennen gelernt hatte.
Merin überging seine Frage nach dem Grund, aus dem sie sich in diesem Raum so gut auskannte.
Sie zog es vor, ihm nicht zu sagen, dass er sich in ihrem Quartier befand. Sie dachte nämlich,
dieser Umstand könnte ihn erschrecken.
„Kommen wir zur Sache.”, sagte sie nüchtern, während sie auf den immer noch geschwächt vor
ihr liegenden Sundrak herabblickte. „Sicherlich interessiert Sie, warum wir Sie entführt haben.
Nun, Der Krieg, den Sie beenden wollen, hat meinen Planeten leider in Mitleidenschaft gezogen.
Ständig landen Trümmer in unseren Vorgärten. Oh, ich weiß, die Klingonen und Zadorianer
beschießen uns nicht absichtlich. Aber seien wir doch ehrlich. Bisher sind Sie kein Stück mit den
Verhandlungen vorangekommen. Sie sehen das Offensichtliche nicht. Sie denken, es gehe ihnen
um Gebietsansprüche? Nein, Beide sind kriegerische Völker. Und was wollen Krieger?” Eine
Weile lang geschah gar nichts. Merin wurde schließlich ungeduldig. Sie griff Sundraks Schultern
und schrie: „Kämpfen, verdammt! Sie wollen kämpfen.” Angesichts ihrer barschen Reaktion
wich Sundrak zurück. Er bekam zwar langsam seine geistigen Fähigkeiten zurück, glaubte aber
nicht ganz, was er in Merins Gedanken las. Diese schien das zu bemerken und erklärte, während
sie ihn los ließ: „Das geht allen so. Das liegt an unserem Ruf. Wir Demetaner sind als einerseits
freundliche aber andererseits auch sehr hinterlistige Wesen bekannt. Man weiß bei uns nie so
genau, woran man ist. Selbst die meisten Telepathen glauben nicht, was sie in unseren Gedanken
lesen. Aber dann können wir ihnen auch nicht helfen. Böse Zungen nennen uns sogar die
Schlangen des Universums. Aber keine Angst, diesen Wesenszug wenden wir nur zu unserer
Verteidigung an.” Dabei grinste sie zynisch.
„Ganz schön fies.”, flüsterte Sundrak. „Das nehme ich als Kompliment.”, erwiderte Merin und
fügte hinzu: „Ich sagte bereits, dass sie kämpfen wollen. Das sollen sie auch, aber bitte unter
kontrollierten Umständen und weit weg von bewohnten Planeten.” Sundrak horchte auf. „Was
meinen Sie damit?” Merin zog ihn auf die Beine und hinter sich her zum Maschinenraum, wo
bereits die informierte Ragidis auf die beiden wartete. „Was machen das Virus und die externen
Atmosphäregeneratoren.”, fragte Merin. „Fertig, Sea.”, antwortete die Angesprochene knapp.
„Beides.”, vergewisserte sich Merin. „Beides.”, wiederholte Ragidis grinsend.
„Wozu benötigt die Demetana externe Atmosphäregeneratoren.”, wollte Sundrak wissen, als
Merin ihn mit zur Brücke nahm. „Geduld.”, entgegnete sie.
„Ins Kriegsgebiet, Saron.”, befahl Merin dem Flugoffizier. „Und du, Yarin.”, wandte sie sich an
die Waffenoffizierin: „Du suchst uns zwei schön miteinander im Clinch liegende Schiffe.” Beide
nickten und führten Merins Befehle aus.
„Das fremde Schiff ist gerade auf Warp gegangen, Sir.”, meldete Lomādo, „Sollen wir die
Verfolgung aufnehmen?” „Ja, Mr. Nolezoto, wir heften uns ihre Fersen.”, antwortete Sundrak
und nahm wieder auf in seinem Kommandosessel Platz, „Und das alte Mädchen nehmen mithilfe
des Traktorstrahls mit.” „Alle Waffensysteme sind immer noch feuerbereit.”, informierte Alicia
die Anwesenden auf der Brücke, „Alle Schilde, Phasenschilde und auch die Hüllenpanzerung
sind ebenfalls auf hundert Prozent, Sir.” „Das ist gut, auch wenn das momentan nicht
erforderlich ist. Trotzdem behalten wir den Status weiterhin bei, Lieutenant Kent.”, sagte der
Captain entschieden, „Wir bleiben unseren Freunden auf den Fersen. Wir selbst bleiben getarnt.
Nur unseren Lockvogel sollen sie sehen können.”
„Wir holen auf.”, meldete Simdu, nachdem die Concordia auf Warp gegangen war, „Sehr schnell
sind die ja nicht gerade.” „Ich frage mich nur, was sie mit unserem Aldanoiden vorhaben.”,
meinte Counselor Ītaku, „Ich habe bei der Sache ein etwas mulmiges Gefühl, Captain.” Dieser
nickte. „Ja, Counselor, da haben Sie Recht.”, antwortete er nachdenklich, „Dasselbe Gefühl habe
ich auch. Das ist nicht die typische Vorgehensweise der Šakūra. Wer da auch immer an Bord
sein mag. Sie scheinen keine Šakūristen zu sein.” „Wenn das keine Šakūristen sind.”, meinte
Dāmala nachdenklich und schaute dabei auf den großen Bildschirm, „Wer sind sie und was
wollen die von uns?” „Die Fragen habe ich mir auch schon gestellt, Counselor Ītaku.”,
antwortete Sundrak, „Und ich denke, dass wir zu gegebener Zeit die entsprechenden Antworten
erhalten werden.”
Sundrak rätselte lange, wozu seine Entführerin wohl die externen Atmosphäregeneratoren
brauchen könnte. Die ganze Zeit hatte Merin ihm erlaubt, bei ihr auf der Brücke zu bleiben.
Dann meldete Yarin die Sichtung eines klingonischen Schlachtkreuzers und eines zadorianischen
Schiffes, die sich bekämpften. „Bring uns dazwischen, Saron.”, befahl Merin ihrem Piloten.
„Soll ich die Schilde hochfahren, Sea.”, erkundigte sich Yarin. „Nein.”, antwortete Merin. Sie
betätigte die Sprechanlage und befahl Ragidis, die externen Atmosphäregeneratoren in Betrieb
zu nehmen. „Stell uns jetzt schön schräg.”, wendete sie sich danach an Saron.
Schweigend beobachteten Sundrak und seine Brückencrew auf der echten USS Concordia die
Szenerie auf dem großen Bildschirm. „Was machen die da?”, fragte Alicia, „Warum platzieren
die sich gerade zwischen den klingonischen und zadorianischen Kriegschiffen?”
„Was ich mal gerne wissen möchte ist, was das für eigenartige Vorrichtungen an der Außenhülle
ihres Schiffes sind, die sie da angebracht haben.”, gestand Tigu, „Waffen scheinen das jedenfalls
nicht zu sein.” „Das glaube ich auch nicht, Mr. Nazaloth.”, antwortete Alicia ernst und
betrachtete wie alle anderen auf der Brücke den großen Schirm, „Wahrscheinlich versorgen sie
ihre Deflektoren mit Energie, würde ich sagen.” „Energieversorgung mit
Außenbordgeneratoren?”, erwiderte Tērul, „Das kann ich mir beim besten Willen nicht
vorstellen, Lieutenant Kent.” „Egal, was es auch ist.”, ließ sich Sundrak vernehmen, „Auf jeden
Fall scheinen sie die Absicht zu haben, diese Vorrichtungen in den nächsten Augenblicken zu
benutzen.” Schweigend setzten Sundrak und seine Brückencrew die Beobachtung jener Szenerie
auf dem Bildschirm fort.
Sundrak, den sie angewiesen hatte, neben ihr Platz zu nehmen, drückte ihre Hand sehr fest.
„Keine Angst, mein Freund.”, beruhigte Merin den aufgebrachten Aldaner. „Die werden gleich
ihr Blaues Wunder erleben.” Tatsächlich prallten alle Torpedos von der externen Atmosphäre der
Demetana ab. Ähnliches geschah mit Phaserfeuer. Saron passte die Schräglage des Schiffes
immer wieder den Flugbewegungen der anderen Schiffe an. Dadurch verhinderte er, dass doch
noch eine Waffe grade auftreffen und die Atmosphäre durchdringen konnte. Die
zurückprallenden Torpedos eierten entweder irritiert durch den Weltraum oder kamen mit lautem
Getöse auf die abfeuernden Schiffe zurück. „Sehen Sie, Captain Sundrak.”, fragte Merin. „Sie
schlagen sich quasi mit ihren eigenen Waffen.” Sundrak nickte verblüfft.
„Die Klingonen und Zadorianer nehmen das fremde Schiff unter Beschuss, Captain.”, meldete
die Terranerin von ihrer Station aus, „Sollen wir eingreifen?” „Nein, Lieutenant Kent.”,
erwiderte Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Wir werden uns weiterhin bedeckt halten und
weiter beobachten.” „Aber Sir.”, wandte Alicia ein, „Diese Fremden haben immerhin einen
unserer Aldanoiden auf ihr Schiff entführt. Wer weiß, was sie mit ihm alles anstellen.” Der
Captain blieb bei seiner Entscheidung. „Wir werden uns weiter mit der Rolle des stillen
Beobachters zufrieden geben.”, sagte er, „Wenn es soweit ist, werden wir handeln.” „Ich bin
gespannt, was das werden soll, was die da machen.”, gestand Lomādo, während er wie alle
anderen ebenfalls die Szene auf dem Bildschirm mitverfolgte. „Da sind Sie nicht der einzige, Mr.
Nolezoto.”, antwortete der Chefingenieur, „Das möchte ich auch gern wissen, was die
vorhaben.”
„Die zadorianische Prätora ruft uns, Sea.”, meldete Saron. „Stell durch.”, erwiderte Merin fast
gelangweilt. „Ich bin Prätora Shanara.”, stellte sich die Zadorianerin vor. „Ihre Schilde sind
offensichtlich offline, trotzdem vermögen wir ihr Schiff nicht zu beschädigen. Wie machen Sie
das?” „Wird mein Geheimnis bleiben.”, sagte Merin. „Lassen Sie uns doch einfach miteinander
kämpfen.”, mischte sich jetzt auch der Klingone ein.
„Die Zadorianer und die Klingonen haben das Feuer eingestellt.”, meldete Lomādo,
„Wahrscheinlich sind sie in Kommkontakt getreten.” Sundrak beugte sich in seinem
Kommandosessel etwas nach vorne, ohne seinen Blick von Schirm zu lassen. „Das ist wohl
anzunehmen.”, antwortete der Captain der Concordia, „Immerhin haben die sich gerade bei den
Klingonen und Zadorianern eingemischt.” „Ganz schön mutig, finde ich.”, meinte Alicia,
„Immerhin riskieren die, in den klingonisch-zadorianischen Krieg mit hineingezogen werden.”
„Egal, was sie damit für Absichten verfolgen.”, erwiderte Sundrak, „Weder die Klingonen noch
die Zadorianer werden das so einfach hinnehmen und später auf sich beruhen lassen.”
Schweigend verfolgten Sundrak und seine Crew auf der getarnten Concordia weiterhin das
Geschehen auf dem großen Bildschirm.
Merin ließ einige Zeit verstreichen. Dann nahm sie das Gespräch wieder auf und sagte mit fester
Stimme: „Schön, Sie wollen kämpfen.” „Ja.”, wiederholten beide. „Bis zum Ende.”, versicherte
sich Merin. „Bis zum Ende.”, versicherten beide ohne zu ahnen, in welche Situation sie sich
begeben hatten.
Merins letzter Satz hatte Ragidisses Computervirus aktiviert. Das spielte sich jetzt über die ComVerbindung in die Computer der kämpfenden Schiffe und übernahm die Kontrolle über alle
Systeme.
„Langsamer Rückwärtsflug, Saron.”, befahl Merin mit einem gemeinen Lachen.
„Die Klingonen und Zadorianer haben wieder das Feuer eröffnet, Sir.”, sagte Waffenoffizierin
Kent, „Und die Fremden ziehen sich langsam von den beiden verfeindeten Schiffen zurück.”
„Ich verstehe das Ganze noch nicht.”, gestand Lomādo, „Was soll das werden?” „Die Frage habe
ich mir auch gerade gestellt, Mr. Nolezoto.”, antwortete der Captain nachdenklich, „Das wüsste
ich auch ganz gerne.” Schweigend setzten die Offiziere auf der Brücke von der echten USS
Concordia ihre Beobachtungen fort.
Nach einigen Stunden hatten sich die Schiffe gegenseitig schrottreif geschossen. Die
Besatzungen dümpelten in Rettungskapseln dahin. Aber selbst die waren von dem Virus befallen
und beschossen sich gegenseitig, bis sich der klingonische Captain an Merin wandte. „Bitte
stoppen Sie dieses Virus. Es ist nicht sehr ehrenvoll in einer Rettungskapsel nach Hause zu
treiben. Prätora Shanara ist meiner Meinung …”
Merin unterbrach ihn barsch: „Sie wollen diesen Krieg also beenden, Sie werden unseren
Planeten heil lassen?” Der Klingone und die Zadorianerin aktivierten das Visocom ihrer
Sprechgeräte und nickten zustimmend. Merin befahl Ragidis, das Virus von den Computern zu
löschen.
„Sie haben erneut das Feuer eingestellt.”, bemerkte Simdu, „Ich möchte doch mal zu gern
wissen, was die Fremden mit den Klingonen und Zadorianern gemacht haben.” Niemand
antwortete dem Chefingenieur. Stattdessen beobachteten alle, wie sich das fremde Schiff weiter
zurückzog und langsam abdrehte. Wenig später erreichte die Demetana Sundraks Lockvogel.
„Was machen die jetzt?”, fragte die terranische Sicherheitschefin und Waffenoffizierin, „Wollen
die etwa ein ähnliches Spiel mit unserem Lockvogel abziehen?” Das unbekannte Schiff blieb
weiterhin an der Seite des kleinen Schiffes der Katunga-Klasse. Sundrak und seine
Brückenoffiziere verfolgten wortlos weiterhin die Szene an dem großen Bildschirm.
Die Concordia lag längsseits, als Merin Sundrak persönlich zum Transporterraum begleitete.
„Ich werde nichts von Ihnen erzählen dürfen.”, bedauerte Sundrak. „Es gab nun mal noch keinen
Ersten Kontakt zwischen Ihrer Spezies und der Föderation. Die ist da sehr streng.” „Macht
nichts.”, lächelte Merin zurück. „Wenn man sie fragt, wie der Krieg beendet wurde, wird Ihnen
schon etwas einfallen.” Dann entschuldigte sie sich noch für Sundraks Entführung und ließ
Ragidis ihn zurück auf sein Schiff beamen.
Auf der Brücke der Concordia ertönte ein kurzes Summen. Lomādo, Alicia und auch Simdu
warfen jeweils einen Blick auf die Kontrolleinheiten ihrer Stationen. „Sie haben ihn
zurückgeschickt.”, konstatierte Alicia etwas überrascht, „Das verstehe ich nicht. Wieso haben sie
ihn zurückgeschickt? Sowas macht die Šakūra doch sonst nicht.” „Weil die Leute an Bord
definitiv keine Šakūristen sind, Lieutenant Kent.”, antwortete der Chefingenieur bestimmt und
sah dabei auf den Monitor, „Wer sie auch immer sein mögen. Sie gehören jedenfalls nicht zur
Šakūra. Sonst hätten sie ihn nicht wieder gehen lassen.” „Das fremde Schiff dreht ab, Sir.”,
meldete Lomādo, „Sollen wir die Verfolgung aufnehmen?” Der Blick des Kommandanten war
starr auf den Schirm gerichtet, auf dem das unbekannte Schiff immer noch gut zu erkennen war,
das sich langsam entfernte.
„Ja, Mr. Nolezoto, nehmen Sie die Verfolgung auf, aber wir bleiben weiterhin getarnt.”, befahl
er, „Sie dürfen auf gar keinen Fall wissen, dass wir ihnen folgen. Beamen Sie sofort den
Aldanoiden zu uns an Bord, Mr. Kalvan, und zwar direkt auf die Brücke. Ich möchte wissen, was
sie mit meinem Double gemacht haben, als sie ihn an Bord ihres Schiffes holten.” Kurz darauf
materialisierte sich der Aldanoid auf der Brücke, der Sundraks Ebenbild war. Sofort begann der
Chefingenieur die Kopie des Captains mit einem Tricorder zu untersuchen.
„Ich werde das gesamte Protokoll runterladen und direkt auf den Schirm legen, solange es noch
geht.”, sagte Simdu, „Anscheinend haben die Fremden unseren guten alten Captain ein Mittel
verabreicht, dass die Naniten in dem Aldanoiden bereits zum Teil neutralisiert haben. Die
chemische Zusammensetzung wird gerade von den Naniten an meinem Tricorder übermittelt.
Anscheinend ist es eine Art Medikament. In Kürze kann ich Ihnen das Ergebnis mitteilen, Sir.”
„Machen Sie das.”, erwiderte Sundrak, der immer noch in seinem Kommandosessel saß und
Simdu aufmerksam dabei beobachtete, wie er ein paar Einstellungen am Tricorder eintippte, „Ich
will alles wissen, was sie gemacht haben.”
Es dauerte nicht lange, bis der Chefingenieur fertig war. „Wir sind soweit, Captain.”, sagte
Kalvan mit ernster Miene, „Das Medikament ist ein zellarer Peptidsenker, also eine Art
Telepathie-Blocker, der bei Betazoiden, Vulkaniern und anderen Spezies eingesetzt wird, damit
sie ihre telepathischen Fähigkeiten nicht nutzen können. Wir können jetzt zu jeder Zeit die
Aufzeichnung ansehen, Sir.” „Danke, Mr. Kalvan. Dann fangen Sie mal mit dem Abspielen der
Aufzeichnung an!”, befahl Sundrak, „Wir wollen doch mal sehen, wer unseren guten alten
Aldanoiden entführt und ihn dann wieder zurückgebeamt hat.” Im nächsten Augenblick erschien
bereits das erste Sequenz auf dem Schirm. Gebannt sahen die Anwesenden auf den Bildschirm.
Nachdem die Aufzeichnung an jener Stelle angelangt war, in der Sundraks Ebenbild wieder von
den Fremden zurückgeschickt wurde, ließ der Captain sie anhalten. Auf der Brücke war es still
geworden und die Anwesenden sahen alle Sundrak erwartungsvoll an. Langsam erhob er sich aus
dem Kommandosessel und betrachtete nachdenklich den Monitor, auf dem der Transporterraum
des kleinen aldanischen Schiffes, das als Lockvogel für die Šakūra dienen sollte, nun wieder zu
sehen war. Sundrak runzelte die Stirn, als ihm eine Idee in den Sinn kam. Sofort erteilte er seinen
Offizieren auf der Brücke verschiedene Befehle, die von allen rasch ausgeführt wurde.
Hinweise zum Kapitel:
keine
Momente der Erkenntnisse von aroessler2003
Hinweise des Autors:
keine
Wenig später materialisierte sich Merin Inaris in einem kleinen Raum. Nachdem sie den ersten
Schrecken verdaut hatte, blickte sie sich in jenem Raum um, in dem sie einen guten Meter vor
ihr ein großes Medo-Bett sah, auf dem jemand lag. Vorsichtig trat die Demetanerin näher und
betrachtete den regungslosen Mann näher, der auf einem Medo-Bett lag. Erst in diesem
Augenblick glaubte sie die Gestalt als Captain Sundrak zu erkennen. Als sie sicher war, erkannte
sie, dass sie sich nun auf der Concordia befand.
„Herzlichen Glückwunsch, Miss Merin Inaris.”, sagte hinter ihr eine junge blonde Aldanerin
kühl, die gemächlich näher trat, „Sie und Ihre Crew haben mit Ihrer Discrapula Captain Sundrak
umgebracht.” Erschrocken wirbelte die Demetanerin blitzschnell herum und blickte die Frau an,
der nun neben ihr getreten war. Das ist unmöglich!, dachte Merin voller Entsetzen, Ich hätte das
doch sofort bemerkt, wenn Captain Sundraks Gesundheit durch die Behandlung mit der
Discrapula gefährdet worden wäre! Hoffentlich finde ich dafür bald eine gute Erklärung!, ging
es Merin durch den Kopf, Und die muss ich so rasch wie möglich finden! „Wer sind Sie?”, fragte
die Demetanerin, „Und woher können Sie so gut Demetanisch?” Die Blonde schmunzelte etwas.
Doch dann wurde sie schnell wieder ernst. „Mein Name ist Pambāta Tajhōri.”, antwortete sie
sachlich, „Ich bin die Heilerin an Bord der Concordia. Ihre Muttersprache gehört wie viele
andere intergalaktische Fremdsprachen ebenfalls zur Ausbildung, wenn man zur aldanischen
Raumflotte geht.” Beide sahen auf den leblosen Sundrak herab. „Ist er wirklich tot, Heilerin?”,
wollte Merin wissen. Pambāta nickte. „Ja, Miss Merin.”, erwiderte sie, „Ihr zellarer Peptidsenker
hat unserem Captain das Leben gekostet. Anscheinend wissen Ihre Mediziner nichts über die
aldanische Physiologie und Anatomie, was mich in keinerlei Weise wundert. Ansonsten wäre
Ihnen und Ihrer Crew das bestimmt nicht passiert.” Tajhōri ließ ihre Worte auf die Demetanerin
wirken, die es immer noch nicht fassen konnte, was sie soeben gehört hatte. Wenig später begann
sie zu schluchzen. „Es tut mir Leid.”, brachte sie stockend hervor, „Das war nicht unsere
Absicht. Wir hatten auf gar keinen Fall vorgehabt, Ihren Captain umzubringen, Heilerin.”
„Dann hätten Sie besser den offiziellen Weg beschreiten sollen, bevor Sie jemanden entführen
und dabei das Risiko eingehen, Ihrem Entführungsopfer durch die Verabreichung eines Mittels
umzubringen.”, antwortete eine sonore Männerstimme hinter den beiden Frauen im akzentfreien
Demetanisch. Merin wandte sich um und blickte in jene Richtung, aus der sie die Stimme
vernommen hatte. Ihr stockte der Atem, als sie jenen Mann erkannte, der an der gegenüber
liegenden Wand stand und sich nun gemächlich in Bewegung setzte. Er war sehr groß und hatte
breite Schultern. Seine großen Muskeln zeichneten sich deutlich unter seiner Uniform ab. Seine
schwarzen Haare hatten einen seidigen Glanz. Die Miene des hünenhaften Aldaners war
ausdruckslos, als er die junge Demetanerin musterte. Perplex warf Merin einen raschen Blick auf
die regungslose Gestalt, die immer noch auf dem Medo-Bett lag.
„Aber das gibt’s doch gar nicht.”, begann sie und versuchte dabei verzweifelt, ihre Fassung
wiederzuerlangen, „Sie sind doch tot!” „Tot?”, meinte der Aldaner trocken, „Nein, meine Liebe,
wie Sie sehen, weile ich immer noch unter den Lebenden und ich habe auch die Absicht, das
noch eine geraume Weile lang zu tun. Das heißt, solange mich niemand auf sein Schiff entführt
und mir ein Discrapula verabreicht, um meine mentalen Fähigkeiten zu blockieren. Aber in
diesem Fall hat es einen Aldanoiden, also einen technisch hoch entwickelten Roboter erwischt,
der zufälligerweise mein Double ist.” „Aber Ihre Heilerin sagte doch…”, stotterte die
Demetanerin verstört. „Ich weiß, was Heilerin Pambāta Tajhōri Ihnen gesagt hat.”, antwortete
Sundrak gelassen, „Schließlich ließ sie Ihnen nur das wissen, was sie Ihnen auf meinem Befehl
hin mitteilen sollte.” „Seien Sie doch froh, dass der echte Captain Sundrak noch lebt und nun vor
Ihnen steht.”, meinte die Heilerin zu Merin, „Immerhin können Sie nun mit ihm selbst sprechen
und alles klären.”
„Aber wieso haben Sie das alles jetzt mit mir gemacht?”, erkundigte sich Merin und sah Sundrak
fragend an. Der große Aldaner nickte. „Ziel des Ganzen war es, Ihnen zu zeigen, was alles
passieren kann, wenn man den falschen Weg einschlägt, um Probleme zu lösen.”, antwortete der
dunkelhaarige Kommandant mit ernster Miene, „Immerhin haben Sie mit Ihrer Vorgehensweise
mehrfach gegen aldanisches Recht verstoßen, auf denen zum Teil sehr hohe Strafen stehen.”
„Inwiefern haben wir gegen geltendes Recht verstoßen?”, wollte die Demetanerin wissen.
Deutlich konnte Sundrak in den Augen Merins Verständnislosigkeit erkennen. „Nun, meine
Liebe, die Sache fängt schon allein damit an, dass Sie mit Ihrem Schiff unbefugt in das
Territorium der Aldanischen Allianz eingedrungen sind, was bereits den Tatbestand der
Grenzverletzung in Tateinheit des illegalen Aufenthalts innerhalb der Aldanischen Allianz
erfüllt.”, erklärte Sundrak, „Hinzu kommt, dass Sie einen freien Bürger auf Ihr Schiff entführten,
und, damit das noch nicht genug ist, haben Sie meinem Ebenbild noch ein Mittel verabreicht,
dass ihn, auf Grund der Unwissenheit Ihrer Leute über die aldanische Physiologie und Anatomie,
hätte den Tod bedeuten können. Ziel mit den Einsatz Ihrer Discrapula war es doch, dass Sie mit
diesem Mittel meinen Metabolismus zu verändern und auf diese Weise meine telepathischen
Fähigkeiten außer Gefecht setzen wollten. Dieses Vorgehen bedeutet nach geltendem
aldanischen Recht schwere Köperverletzung.” Captain Sundrak ließ seine Worte auf Merin
wirken, indem er eine kurze Pause machte.
Nachdenklich sah sie die Heilerin und den Captain an. „Und was soll jetzt geschehen?” wollte
sie wissen, „Werden Sie mich und meine Crew nun einsperren?” Merin blickte erwartungsvoll
Sundrak an. Dieser schüttelte mit dem Kopf. „Genau genommen müssten wir Sie und Ihre Crew
gefangen nehmen und unserer Justiz übergeben, damit man Sie und Ihre Leute ordnungsgemäß
vor Gericht stellen kann.”, antwortete der Captain wahrheitsgemäß, „Aber auf Grund der
Aufzeichnung, die wir haben, kennen wir Ihre wahren Beweggründe für Ihr Handeln, wofür wir
vollstes Verständnis haben. Trotzdem können wir die Straftaten, die Sie und ihre Leute in der
Aldanischen Allianz begangen haben, nicht ignorieren.” „Aber Sie können uns doch nicht für
eine Verzweiflungstat vor Gericht stellen und uns dafür verurteilen?”, platzte es aus Merin
heraus, „Wir wollten doch nur unsere Heimatwelt vor weiteren Kolateralschäden durch den
verflixten klingonisch-zadorianischen Krieg schützen und da Sie mit Ihren Verhandlungen bisher
nichts erreicht haben, blieb uns doch nichts anderes übrig als zu handeln, damit jemand merkt,
dass wir ebenfalls gehörig unter diesen Krieg zu leiden haben. Wo bleibt da die Gerechtigkeit?”
Sundraks Augenbrauen kletterten erstaunt in die Höhe. „Das ist ja interessant.”, bemerkte der
Captain ernst, „Wieso kommen Sie gerade jetzt auf das Thema Gerechtigkeit? Warum haben Sie
sich nicht schon früher darüber Gedanken gemacht, bevor Sie mein Duplikat entführten? Da war
es bereits schon angebracht, darüber nachzudenken, ob das der richtige Weg ist, den Sie da
eingeschlagen haben.” Merin sah Sundrak vorwurfsvoll an. Die Demetanerin konnte nur mit sehr
viel Mühe ihren Zorn unter Kontrolle halten.
„Da Sie gerade von Kolateralschäden sprechen, meine Liebe, werde ich Ihnen jetzt mal etwas
zeigen.”, fuhr Sundrak fort und wandte sich einen großen Bildschirm zu, der gerade zum Leben
erwachte, „Vor einigen Stunden erhielten wir einen sehr interessanten Bericht aus einer
Grenzregion der Aldanischen Allianz, den Sie sich mal ansehen sollten. Danach können wir sehr
gern über dieses Thema weiterreden.” Wortlos und gebannt sah Merin auf den Schirm, auf dem
sie die schrecklichsten Bilder zu sehen bekam, die sie sich jemals vorstellen konnte. Bereits nach
wenigen Minuten forderte sie Sundrak auf, den Bericht abzustellen. Schweigend sahen die
Heilerin und der Captain der Concordia Merin an.
„Das ist ja entsetzlich.”, sagte Merin zutiefst betroffen, nachdem sie sich wieder gefasst hatte.
Sundrak nickte. „Ja, in der Tat.”, erwiderte der hünenhafte Kommandant mit ausdrucksloser
Miene, „Das war schon sehr schlimm, was Sie gerade gesehen haben und der ganze Bericht
stammt nur von einem einzigen Planeten, auf dem zurzeit über elf Milliarden Aldaner leben. Als
einer der klingonischen Schlachtkreuzer auf den Planeten abstürzte, kostete das insgesamt über
neun Millionen Aldanern das Leben, denn das Wrack schlug in die zweitgrößte Stadt des
Planeten ein.” Der aldanische Captain beobachtete die Demetanerin aufmerksam, als er fortfuhr.
„Leider wissen wir nicht, was sich auf dem Schiff befand, als es auf Gōloš abstürzte.”, sagte
Sundrak, „Aber die gesamte Halbinsel, auf der sich die Hauptstadt dieser aldanischen Kolonie
befand, ist vollkommen verschwunden. Die Antimaterie hat nichts übriggelassen. Kein
Einwohner dieser Region hat überlebt. Wie Sie sehen, haben auch wir Aldaner einen sehr
triftigen Grund, dass dieser wahnsinnige Krieg so schnell wie möglich beendet wird, bevor noch
mehr Unheil passiert.” Wortlos trat der Captain an das Medo-Bett und sah auf die leblose Gestalt
hinab.
„Glücklicherweise wird sich das nicht mehr so schnell wiederholen können, da wir mittlerweile
eine Technik entwickelt haben, mit der wir solche Katastrophen verhindern können.”, ergänzte
Sundrak, als er sich wieder zu der Demetanerin umwandte, „Die meisten bewohnten Welten von
uns haben inzwischen eine Art Schutzschild erhalten, das sofort alles ablenkt oder zerstört, das
auf die Planetenoberfläche zu stürzen droht. Gōloš war die letzte aldanische Welt, die so ein
Schutzschild bekommen sollte. Dieses Schutzsystem sollten alle bewohnten Welten erhalten, die
sich in der Aldanischen Allianz befinden.” „Das tut mir Leid, Captain Sundrak.”, gestand sie
mitfühlend, „Das haben wir nicht gewusst. Ich kann Ihnen nur im Namen meiner Crew und
meinen eigenen unser tiefstes Mitgefühl aussprechen.” Der dunkelhaarige Kommandant trat
einen Schritt näher und sah auf die wesentlich kleinere Demetanerin hinab, die ihm von der
Größe her gerade bis zur Brust reichte. Einige Momente lang herrschte Schweigen in dem
kleinen Raum. Deutlich konnten die Heilerin Pambāta Tajhōri und Captain Sundrak die Gefühle
und Gedanken Merins wahrnehmen.
„Und was haben Sie jetzt mit mir und meiner Crew vor?”, wollte die kleine Demetanerin wissen,
„Werden Sie uns nun der aldanischen Justiz ausliefern?” Der dunkelhaarige Kommandant sah
Merin an. „Möchten Sie wirklich, dass ich Sie und Ihre Leute der aldanischen Gerichtsbarkeit
übergebe?”, fragte Sundrak zurück, „Ich selbst hätte da eine viel bessere Idee, meine Liebe.”
Fragend sah Merin den aldanischen Captain an. „Ich werde Sie wieder auf Ihr Schiff
zurückschicken.”, fuhr der Captain der Concordia fort, „Allerdings werde ich Ihnen noch etwas
mitgeben, was Sie am besten Ihrer Regierung zukommen lassen sollten.” „Sie wollen weder
mich noch meine Crew Ihrer Justiz übergeben, obwohl wir innerhalb der Aldanischen Allianz
straffällig geworden sind?”, fragte Merin verblüfft, „Warum?” „Die Erklärung ist ganz einfach,
meine Liebe.”, antwortete Sundrak innerlich schmunzelnd, „Offiziell hat diese Begegnung nicht
stattgefunden. Damit Ihre Regierung die Möglichkeit erhält, mit der unsrigen offiziell in Kontakt
zu treten und uns um Hilfe bitten kann.” Perplex blickte Merin Inaris zuerst die Heilerin und
dann Captain Sundrak an. Sie konnte kaum glauben, was der große Aldaner soeben sagte.
„Aber bevor ich Sie nun endgültig wieder auf Ihre Schiff zurückschicken kann, muss ich Ihnen
noch einige Dinge mitteilen, damit Sie beziehungsweise Ihre Regierung später, die richtigen
Entscheidungen treffen kann.”, sagte Sundrak mit ausdrucksloser Miene,
„Erstens sollten Sie in Zukunft besser den offiziellen Weg nehmen, um mit einer anderen
Spezies in Kontakt zu treten, wenn es Probleme gibt. Mit Ihrer letzten Vorgehensweise haben Sie
sich mit Sicherheit sowohl die Klingonen als auch die Zadorianern zu ihren Feinden gemacht.
Schließlich haben Sie und Ihre Crew es fast geschafft, dass sich zwei feindliche Schiffe
gegenseitig so gut wie schrottreif geschossen haben.” Merin hätte bei dem Gedanken fast
geschmunzelt, wenn die ganze Angelegenheit nicht so ernst gewesen wäre. „Zweitens empfehle
ich Ihnen, falls Ihre Regierung mit uns offiziell Kontakt aufnehmen möchte, dann sollten sich
Ihre offiziellen Vertreter am besten an unsere besten Diplomaten wenden, die wir haben. Teilen
Sie außerdem auch noch Ihrer Regierung mit, dass die Aldanische Allianz ein eigenständiger
Staat ist, der aber in politischer, wirtschaftlicher und auch militärischer Hinsicht mit der
Föderation verbündet ist. Wir Aldaner sind nach wie vor unabhängig und kein Teil der
Föderation, obwohl sehr viele Leute das fälschlicherweise glauben, nachdem die neuen Verträge
ausgehandelt und zusammen von den Regierungen der Föderation und der Aldanischen Allianz
ratifiziert wurden. Zusätzlich muss ich Sie auch noch darauf hinweisen, dass es zurzeit keine
Friedensverhandlungen zwischen den Klingonen und Zadorianern gibt, da die zadorianische
Prätora Lugāna Tajraš die Verhandlung für gescheitert erklärt hat. Und dann möchte ich Ihnen
noch etwas ganz dringend ans Herz legen, dass Sie niemals Ihren Crewmitgliedern gegenüber
erwähnen, dass Sie bei uns auf der USS Concordia waren. Denn von ihnen weiß niemand, dass
Sie eine Zeit lang hier auf meinem Schiff waren.” Merin nickte. „In Ordnung, Captain, und ich
werde auch sehr gern Ihre Ratschläge an unsere Regierung weitergeben.”, antwortete die
Demetanerin, „Ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht, dass ich irgendwann einmal feststellen
muss, dass alles, was man so über Sie und die Concordia in der ganzen Galaxis bereits erzählt,
nicht übertrieben ist. Für mich ist es eine Ehre, Sie, Captain Sundrak, und Ihre Heilerin kennen
gelernt zu haben. Und ich hoffe doch sehr, dass wir uns eines Tages wieder begegnen werden.”
Der dunkelhaarige Kommandant nickte. „Ja, bestimmt werden wir uns eines Tage wiedertreffen,
Sea Merin Inaris.”, lächelte Sundrak freundlich, „Auch für uns war es eine sehr interessante
Begegnung.” Kurz darauf verschwand die demetanische Gestalt in einer schimmernden
Lichtsäule.
Nachdem Merin verschwunden war, sah die Heilerin Sundrak an. „Was glauben Sie, Captain.”,
meinte die blonde Aldanerin, „Was wird Merin wohl über uns Ihrer Regierung gegenüber
berichten?” „Das weiß ich nicht, Heilerin.”, erwiderte Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Zu
gegebener Zeit werden wir das Ergebnis schon erfahren.” „Ich hoffe, dass die ganze Aktion hier
etwas für alle Beteiligten gebracht hat.”, meinte Pambāta nachdenklich, „Es wäre schade, wenn
unsere Mühe vergeblich wäre.” „Tja, Heilerin Tajhōri, ich bin mir sicher, dass es was gebracht
hat. Vertrauen und Geduld sind zwei ganz wichtige Bausteine der Diplomatie.”, antwortete
Sundrak, „Ohne sie bräuchten wir es gar erst versuchen, das Universum zu verändern.” Die
Heilerin nickte nachdenklich.
„Ihre Worte hätten glatt von Botschafter Dēlus sein können, Sir.”, bemerkte die Heilerin mit
einem leichten Lächeln, „An Ihnen ist ein guter redegewandter Diplomat verloren gegangen.”
„Nein danke, Heilerin.”, antwortete Sundrak, „Das wäre kein Job für mich. Ich bleibe doch lieber
Captain auf der Concordia. Da weiß ich, wo ich hingehöre und was meine Aufgaben sind.” Der
dunkelhaarige Kommandant sah der Heilerin nachdenklich nach, als sie den Raum verließ. Dann
gab er den Befehl, das Simulationsprogramm auf dem Holodeck zu beenden. Kurz darauf stand
Sundrak in einem leeren dunkelblauen Raum mit einem hellblauen Gitternetz. Tja, Heilerin!,
dachte er und begann amüsiert zu schmunzeln, Anscheinend habe ich doch schon etwas von
Botschafter Dēlus gelernt! Zufrieden verließ auch Sundrak das Holodeck.
ENDE
von Bianca Trs und Andreas Rößler, April - August 2007
Hinweise zum Kapitel:
keine
Anmerkungen und Erklärungen "Star Trek - USS Concordia - Geheime
Begegnung" von aroessler2003
Hinweise des Autors:
In diesem Kapitel werden die aldanischen Begriffe erklärt.
ANMERKUNGEN
Vokabular - Aldanisch:
Dōran
= Galaxis
Tamušak
= Aldan. Ehrentitel
Šakūra
= absolute Unabhängigkeit bzw. Freiheit
Oldāka
= Aldan. Eigenname
Nagūma
= Eintracht
Tajlak
= Aldan. Eigenname
Tēž u-batū
= freie Hand - ald. Kampfsportart
Tuxāluš
= Art ald. Gemüse-Pfanne
Katunga
= Name des höchsten Berges auf Aldania Prime; in der Antike von
den Aldanern auch als Sitz der Götter verehrt
Hinweise zum Kapitel:
keine
Hinweis:> Science/Fantasy-Ecke Website von >Kamil Günay steht unter einer Creative
Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland
Lizenz.
Diese Geschichte wurde archiviert am http://www.sf-ecke.de/stories/viewstory.php?sid=39
Herunterladen