II. Becken

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1. Untersuchung und Diagnostik
a. Anamnese :
-
Schmerzlokalisation
-
Schmerzdauer
-
Schmerzcharakter : Belastungsabhängig ? Schmerzen in der Nacht ? Anlaufschmerzen ?…
-
Schwellung
-
Bewegungseinschränkung
-
Linderende oder versärkende Faktoren
-
Medikamente
b. Inspektion :
-
Wenn der Patient die Praxis betritt : Gangbild, Haltung, Bewegungsablauf (Ausziehen)
-
Hautveränderungen :
-
Hämatome
-
Ödeme
-
Hautbeschaffenheit
-
Varizen
-
Rötungen, Allergien
-
Nekrosen
-
Narben
-
Leberflecke
-
Verbrennungen
-
Hautfalten
-
Neurodermitis, Psoriasis
-
…
c. Palpation
Haut :
Lokale Temperaturerhöhung -> EZ, lokale Temperaturerniedrigung -> Durchblutungsstörungen,
Feuchtigkeit der Haut, Flüssigkeitszustand -> Hautfalte glättet sich wieder unverzüglich
Muskulatur :
Norm : Weich, elastisch ; durch leichte Anspannung sind die Muskeln leicht zu palpieren
Tonus : Hyperton -> gibt nicht nach, hypoton -> schlaff
Myogelosen : verhärtete druckempfindliche Muskelareale, lokaler Schmerz
Trigger-Punkte : schmerzhafte Knötchen, welche in andere entferne Areale ausstrahlen
Sehnen, Ligamente, Bursen (geschwollen bei EZ), Nerven (rund, abgreznbar « Spaghetti »),
Gelenkkapsel (geschwollen bei EZ), Knochen, Innere Organe (Druckschmerz)
Oberflächensensibilität :
a. Schmerz : Analgesie = völliges fehlen von S., Hypoalgesie = herabgesetztes
Schmerzempfinden, Hyperalgesie = vermehrtes Schmerzempfinden
b. Berührungsempfinden : Anästhesie = völliges Fehlen, Hypästhesie = herabgesetzt, Parästhesie
= verändert (« Kribbeln »), Hyperästhesie = verstärkt
Tiefensensibilität
Störung des Lagesinnes
Störung des Bewegungssinnes
Störung des Kraftempfindens
Störung des Vibrationsempfindens
d. Funktionsprüfung
= wichtigstes Untersuchungsmethode bei Bewegungsapparatpathologien
Aktive Bewegung = Patient führt Bewegung selbst aus
Passive Bewegung = Therapeut führt Bewegung aus
 Beobachtet werden : Bewegungsausmass, Bewegungsweg (Ausweichen ?), Schmerz
ERP = End range pain = Schmerz am Ende der Bewegung -> Arthrose
PDM = Pain during movement -> Muskelschmerz
Crepitation : Gelenkgeräusche -> Arthrose
Muskeltests : Entweder isometrisch (Anspannung in Endstellung des Muskels) oder isotonisch
e. Gezielte Untersuchung einzelner Körperteile
I. Wirbelsäule
-
Aufrecht stehen, dann langsam nach vorne beugen : Rundrücken, Flachrücken, Skoliose,
Rippenbuckel, Schulterschief- oder hochstand, asymetrische Taillendreiecke, asymetrische
Hautfalten (Gesässfalte -> Beckenschiefstand)
-
Palpation der WS : abnorm vorstehende Dornfortsätze, Myogelosen
-
Perkussion : Klopfschmerz über einzelnen Wirbeln -> Wirbelbruch, Metastasen..
-
Prüfung der WS-Beweglichkeit = Tests
Finger-Boden-Abstand : Gesamtbeweglichkeit, Teilversteifung, Rippenbuckel bei Skoliose
Ott-Zeichen : Beweglichkeit BWS
Markieren des C7 und 30 cm darunter -> Patient beugt sich nach vorne. Normal : Verlängerung
von 4-6 cm. Ist die Beweglichkeit geringer -> WS-Versteifung
Schober-Zeichen : Beweglichkeit der LWS
Markierung S1 und 10 cm darüber -> Patient beugt sich nach vorne. Normal : 4-6 cm.
Milgram-Test : Reizung RM-Häute
Patient liegt auf dem Rücken, Beine gestreckt 5 cm anheben, 30 sec lang. Schmerzhaft : RMHautreizung (Ischalgie, Tumor)
Laseque-Test : Ischias-Nerv, Bandscheiben, Meningitis
Patient liegt auf dem Rücken, Beine gestreckt. Anheben eines Beines durch Arzt : Schmerzen von
0° bis 60° -> Nervales Problem, Schmerzen von 60° bis 90° -> Muskuläres Problem
Neri-Test : Verstärkung der Soannung durch Anheben des Kopfes
Slump-Test : Ischias-Nerv, Bandscheiben, Meningitis
Patient sitzt, Kopf nach unten vorne, Bein strecken => maximale Spannung auf RM-Nerv
II. Becken
Höhe der Darmbeinkämme, asymetrische Gesässfalte
Menell-Zeichen : EZ oder degenerative Schäden des ISG
Patient in Bauchlage, Beine gestreckt, Arzt überstreckt ruckartig das Bein. Schmerzen ?
Trendelburg-Zeichen : Patient steht und hebt das rechte Bein. Bei Cox-Arthrose verschiebt sich
das Becken Richtung gesunde Seite = « Duchenne-Zeichen ».
III. Beinlängen
Direkte Messung mit Massband zwische Spina iliaca anterior superior und Aussenknöchel
IV. Hüftgelenk
Stehender Patient : X- oder O-Beine
Hyperlordose der LWS : Thomas-Handgriff
V. Kniegelenk
Inspektion : Achsenabweichungen -> X- oder O-Beine, Schwellung
Palpation : Erwärmung
Funktionstest für Meniskusschäden, Kreuzbandschäden
Apley-Grinding Test : Meniskus
Patient in Bauchlage, Kniegelenk rechtwinklig abgebeugt, passive Aussen oder Innenrotation unter
gleichzeitiger axialer Stauchung
1. Steinmann-Zeichen : Meniskus
Patient auf Rücken, gebeugter Unterschenkel, passive Rotation nach innen und aussen.
Schmerzen bei Innenrotation : Aussenmeniskusschaden
2. Steinmann-Zeichen : Meniskus
Bei zunehmnder Kniebeugung wandert der Schmerz von vorne nach hinten
Payr-Zeichen : Meniskus, Schädigung Innenmeniskus
Schneidersitz, drücken des Knies Richtung Boden
Böhler-Zeichen : Meniskus
Schmerzen bei Aduktion des Kniegelenks
Schubladentest : Kreuzbandriss
Rückenlage, Knie in 90° gebeugter Lage gehalten, Verschiebung Unterschenkel gegen
Oberschenkel (dorsal oder ventral). Normalerweise keine Verschieblichkeit > 0,5 cm
Anderer Kreuzbandtest : Lachmann-Test
2. Leitsymptome
a. Begriffe
Arthralgie = Gelenkschmerz
Arthritis = entzündl Gelenkerkrankung
Arthrose = schmerzhafte degenerative GE
Arthropathie = Gelenkerkrankung
Bursitis = Schleimbeutel-EZ
Chrondropathie = degenerative Knorpelveränderung
Coxitis = EZ Hüftgelenk
Gonarthrose = Kniearthrose
Insertionstendinopathie = degenerative Veänderung der Muskelsehnenursprünge, -ansätze
Luxation = Verenkung / Verschiebung zweier gelenkbildender Knochen
Myositis = Muskel-EZ
Omarthrose = Schultergelenkarthrose
Osteopathie = Erkrankung der Knochen
Osteochondrose = Knochen- und Knorpeldegeneration
Rhizarthrose = A. des Daumensattelgelenks
Skoliose = fixierte Seitenbiegung der WS
Tendinitis = Sehnen-EZ
Tendopathie = abakterielle oft degenerative Erkrankung der Sehnen, -scheiden
Tendovaginitis = Sehnenscheiden-EZ
b. Knochenschmerzen
Oft nicht von Gelenk- oder Weichteilschmerzen zu unterscheiden !
Osteoporose
Osteomalazie / Rachitis
Knochentumore
Knochenmetastasen
Knocheninfektion = Osteomyelitis
! Bösartige Knochenveränderungen zeigen oft anfangs KEINE Schmerzen !
Chron. Niereninsuffizienz : Renale Osteopathie
Schilddrüsenüberfx, Malabsorption : Osteoporose
Langfristige Corticoidbehandlung : Osteoporose
Verletzungen
c. Gelenkschwellungen
Oft : schmerzhaft, durch Erguss (Flüssigkeit im Gelenkinneren) ohne Kontur, Haut erwärmt
Bei akuter Gelenkschwellung : Überweisung zum Arzt !
Häufigste Ursache : Aktivierte Arthrose – nach Überanstrengung : EZ, Erguss
-
Akute bakterielle Arthritis – eitriger Erguss
-
Akuter Gichtanfall : bei 80% Erstmanifestation => Grosszehengrundgelenk
-
Rheumatoide Arthritis : mind. 3 Gelenke betroffen
-
Rheumatisches Fieber (!) : nach Streptokokkeninfekt -> deutlicher Beeinträchtigung des
Allgemeinbefindens
-
Trauma : blutiger Erguss
-
Hämorrhagische Diathese : blutiger Erguss
-
Bursitis in Gelenknähe
d. Gelenkschmerzen
Oft durch degenerative oder entzündliche Prozesse : Unterschiedliche Schmerzen :
Anlauf- und Belastungsschmerz -> Arthrosen. Bei Bewegung nach längere Ruhe (Bsp. Sitzen) ist
der Schmerz am schlimmsten, nimmt dann ab und kehrt am Ende des Tages wieder ( =nach
längerer Belastung). Kann auch auftreten bei Degeneration bei langanhaltender rheumat.
Arthritis.
Nacht- und Ruheschmerz -> Entzündliche rheumatische EK. Der schon in der Ruhe vorhandene
Schmerz verstärkt sich durch Bewegung. Nächtliche Schmerzen vor allem in den Morgenstunden.
-
Welche Gelenke sind betroffen ? Grosse / kleine
-
Wieviele Gelenke sind betroffen ?
-
Befall symetrisch ?
-
Welche Fingergelenke sind betroffen ? Rheuma -> Grund- und Mittelgelenke ; PsoriasisArthritis -> Strahlbefall = alle Gelenke eines Fingers
-
WS oder Iliosakralfuge mit einbezogen ? M. Bechterew
-
Immer dieselben Gelenke betroffen ? Nein : M. Reiter
e. Muskelschmerzen
Myogelosen : reaktive muskuläre Verhärtungen durch STW-Entgleisungen, sehr häufig bei
statisch beantspruchen Muskeln = WS, Schultergürtel
Muskelkater : Mikrotraumata
Muskelkrämpfe : Mg-Mangel
Trauma : Prellung, Quetschung, Zerrung, Riss
InfektionsKH
Fibromyalgie : Psychische Ursachen
f.
Muskelatrophie
= Muskelschwund
Muskelschwäche und Kraftlosigkeit einer Extremität. Ursachen :
-
Ruhigstellung, Immobilität
-
Polymyalgia rheumatica
-
Spinale Muskelatrophie : entzündliche oder degenerative RM-EK
-
Angeborene Muskelatrophien/ dystrophien
-
Sudeck-Dystrophie : nach Durchblutungsstörung
g. Rückenschmerzen
Entweder durch erkrankte Strukturen der WS oder als ausstrahlende Schmerzen innerer Organe.
= lokale oder austrahlende Schmerzen
Durchführung des Milgram-Tests => Gibt Hinweis auf echte Rückenschmerzen
Folgende innere EK können in den Rücken austrahlen :
-
Thoraxschmerzen : HI, Pneumonie, Pleuritis, Pneumothorax
-
Lendenschmerzen : Magen, Galle, Pankreas, Nierensteine, NierenbeckenEZ
Die wichtigsten schmerzhaften WS-EK im Rückenbereich :
-
Fehlhaltungen - Muskelverspannungen
-
Degenerative WS-veränderungen
-
Bandscheibenvorfall
-
Morbus Bechterew : v.a. ISG
-
Morbus Scheuermann
-
Schiefhals
-
Lumbale Spinalkanalstenose : Degeneration der Bandscheibe führt zur Einengung des
Spinalkanals -> Entwicklung des Lumbago und belastungsabhängige Ischialgie
Bei allen Fällen : An Knochenmetastasen denken !
h. Schulterschmerzen
Am häufigsten durch Ansatztendinosen der Muskeln und ausstrahlende Schmerzn der HWS
verursacht. Selten : Schultergelenk selber
Ursachen :
-
Degenerative Veränderung der HWS
-
Periarthropathia humeroscapularis : Ansatztendinose ; painful arc. Schmerzen strahlen in
Deltamuskel aus
-
Omarthrose
-
Schulterluxation
-
Arthrose des Akromioklavikulargelenks
i.
Hüftschmerzen
Hier auch bei Leistenschmerzen an Nierensteine, Prostata und Hernien denken.
Häufigste Ursachen :
-
Koxarthrose : Belastungsschmerz
-
Funktionelle Beschwerden durch Beinlängendifferenz, Beinachsenfehlstellungen
-
Idiopathische Hüftkopfnekrose : Risikofaktoren = Corticoidtherapien, EtOH, STW-Störungen
-
Periarthropathia coxae : Ansatztendinose am Trochanter major
-
Bursitiden
-
Morbus Perthes
Achtung : Bei Gefahr von Hüftkopfnekrose sofort zum Arzt !
j.
Knieschmerzen
Bei jüngeren Patienten : traumatisch, bei älteren : degenerativ. Können Ursachen auch in Hüfte
oder LWS haben. Auch denken an Venenthrombose.
Ursachen :
-
Gonarthrose
-
Meniskus oder Kapselbandschaden
-
Femoropatellaarthrose
-
Bursitiden
-
Arthritis
-
ARF
-
Gicht
-
Kreuzbandriss
Bei allen Knochen- und Gelenk-EK immer auch an Osteosarkom denken.
k. Beckenschiefstand
Funktioneller Beckenschiefstand kann entstehen durch :
-
Koxarthrose
-
Skoliose
-
Gonarthrose
-
Verschiedene Beinlängen – anatomisch
Es kann auch Beckenverwringung auftreten. Beckenschiefstand führt oft zu HWS, BWS oder
LWS Syndrom
3. Erkrankungen der Knochen
a. Osteoporose
Generalisierte Knochen-EK : Verminderung K-masse, Veränderung K-architektur, erhöhtes
Frakturrisiko. Vor allem bei älteren Menschen
Unterscheidung in primäre und sekundäre Osteoporose
Primäre Osteoporose :
Befällt vor allem Frauen nach den Wechseljahren – 25% aller Frauen über 60 J sind betroffen.
Wichtigster Faktor : Östrogenmangel (Typ I). Bei Typ II sind alle älteren Menschen betroffen.
Sekundäre Osteoporose (selterner, bei Männern häufiger):
-
Langzeitbehandlung Kortikoide
-
Diabetes mellitus
-
Schilddrüsenüberfunktion
-
Alkoholismus
-
Tumoren
-
Bewegungsmangel (!) = Inaktivitätsosteoporose
Konsequenz : Frakturen, besonders Oberschenkelhals, Wirbel BWS, Röhrenknochen
Risikofaktoren :
-
Osteoporose bei Familienangehörigen
-
Genussgifte
-
Fehlende körperliche Aktivität
-
Östrogenmangel : Reduzierter Ca-Einbau in Knochen
-
Untergewicht, schlanker Habitus
-
Chronische Hungerzustände in Vergangenheit
-
Malabsorptionssyndrom
Äussere Zeichen : Witwenbuckel und Tannenbaumeffekt (=Hautfalten von der WS abwärts)
Therapie : Gabe von Östrogen, Fluoriden, Kalzium, Calcitonin, Biphosphonate
b. Osteomalazie, Rachitis (Kindern)
Mineralisationsstörung des Skeletts aufgrund ungenügendem Vorhandensein von Vitamin D.
Vitamin D fördert die Ca-Resorption im Darm.
Ursachen für zu geringes Vitamin D im Blut :
-
UV-Strahlung zu gering : kein Vitamin D3 wird gebildet
-
Leber oder Nierenschäden : Aus Vitamin D3, welches in der Haut gebildet wird, ensteht die
wirksame Form
-
Nierenschäden bis : Vermehrte Ausscheidung von Ca2+
Folge von zuwenig Vitamin D ist eine reduzierte Konzentration von Ca2+ im Blut =>
ungenügende Mineralisation der Knochen => weiche verbiegbare Knochen. Ausserdem wird
durch das Parathormon zusätzlich Ca2+ aus den Knochen gelöst, um es für andere STWVorgänge zur Verfügung zu stellen (Bsp Muskelkontraktion).
Symptome :
-
WS-Deformationen (Kyphose, O- oder X-Beine)
-
WK-Einbrüche « Fischwirbel »
-
Fersenschmerz « Auf Watte gehen »
-
Generalisierte Ganzkörperknochenschmerzen
Labor : Serum-Ca zu niedrig, Parathormon erhöht.
Diagnose : X-Ray
Therapie : Orale Vitamin D Gabe, oder bei Vitamin D Resorptionsstörung : i.m. Gabe
c. Knochentumoren
Unterscheidung in primäre und sekundäre (=Metastasen) K-tumoren.
Symptome sind unspezifisch : lokale Schmerzen, Schwellung, Bewegungseinschränkung,
Spontanfrakturen.
Gutartige primäre Knochentumoren :
-
Exostose = Osteochondrom : Entwickelt sich aus Ossifikationskeimen der Epiphysenfuge
-
Enchondrom (Chondrom) : Besteht aus Knorpelgewebe. Entartungsgefahr -> Chondrosarkom
-
Juvenile Knochenzyste
Bösartige primäre Knochentumoren :
1. Osteosarkom
Bevorzugte Lokalisierung im kniegelenksnahen Bereich, Altersgipfel um Pubertät, frühe
Metastasierung in die Lunge. Oft Zurückführung auf ein Bagatelltrauma !
2. Ewing-Sarkom
Hauptlokalisation : untere Extremität , Becken, Oberarm ; Altersgipfel 10-15 Jahre, frühe
Metastasierung in die Lunge.
Positive EZ-Zeichen führen oft zu Fehlinterpretation = Verwechslung mit Osteomyelitis
3. Chondrosarkom
Im höheren Lebensalter auftretender Knochentumor ; durch Entartung Exostose, Enchondrom.
Hauptlokalisation : Becken, proximaler Femur, Schultergürtel, proximaler Humerus
Knochenmetastasen :
Folgende bösartige Tumoren können zu Knochenmetastasen führen : Mamma-, Prostata-,
Lungen-, Nieren- und Schilddrüsen-CA. Häufigster Sitz von Knochenmetastasen in die WS
Drei Leitsymptome :
-
Schmerzen, oft « rheumatisch » oder « ischiasbedingt »
-
Spontanfrakturen bei osteolytischen Metastasen, oft mit neurologischen Ausfällen
(Querschnittssyndrom)
-
Neurologische Ausfälle bei osteoblastischen Metastasen => Kompression der Spinalnerven
Diagnose : X-Ray oder Szinitigraphie.
d. Osteomyelitis
Knochenmark-EZ, meist mit EZ der übrigen Knochenstrukturen einhergehend (Gelenkbeteiligung)
Endogene Osteomyelitis = durch hämatogene Aussaat im Rahmen einer Allgemeininfektion oder
von einem Streuherd ; Bsp : tuberkulöse Osteomyelitis
Exogene Osteomyelitis = durch Eindringen Erreger von aussen (OP, Verletzung)
Haupterreger : Straphylokokken, Streptokokken
Symptome : Fieber, schlechter Allgemeinzustand, Schmerzen, Schonhaltung, EZ-Zeichen
Bei Verdacht immer zum Arzt überweisen !
Therapie : Hochdosiert Antibiotika, Ruhigstellung
Komplikationen :
-
Chronische oder rezidivierende Osteomyelitis : Schmerzen, Fistelbildung. -> ->
Fehlstellungen, Beinlängendifferenzen, Amyloidose
-
Bildung eines Sequesters = Absterben eines Knochenstücks wg mangelnder Durchblutung
-
Abszessbildung, Fistelbildung
-
Knochenbruch
-
Gelenkempyem, Periostitis
-
Sepsis
Periostitis
= Knochenhaut-EZ
Ensteht hämatogen, aus Osteomyelitis, direkte äussere Belastung ; oft durch sportliche
Überlastung
e. Knochennekrosen
= Absterben von Knochengewebe nach Erfrierungen, Verbrennungen, Bestrahlung. Aber auch
spontanes Auftreten = « aseptische Knochennekrosen »
I.
Lunatummalazie
= Aseptische Knochennekrose des Mondbeins mit Gefahr der Handgelenksarthrose ; entsteht
durch Durchblutungsstörungen
Symptome : Schmerzen im Mittelhandbereich, Einschränkung der Beweglichkeit, Schwellung
Therapie : OP, sonst Zusammenbrechen des Mondbeins -> Arthrose
II.
Morbus Perthes
= Aseptische Nekrose des Hüftgelenks, juvenil, häufigste Knochennekrose
Kinder erscheinen « lauffaul », ziehen Bein nach. Komplikation in späteren Jahren : Coxarthrose
III.
Idiopathische Hüftkopfnekrose des Erwachsenen
= Führt bis zum Einbrechen des Hüftkopfes : Deformierung, Coxarthrose
Ursache für die zugrundelegende Durchblutungsstörung unbekannt (Kortikoide, Alkohol…)
IV.
Osteochondrosis dissecans
Lokalisierte aseptische K-nekrose, scharf angegrenzt zum gesunden Gewebe. Gefahr der
Abstossung dieses Dissekats. Kniegelenk, Sprunggelenk, Ellenbogengelenk, Hüftgelenk. Bei
Jugendlichen am Ende der Pubertät
V.
Morbus Osgood-Schlatter
= Aseptische K-nekrose der Tibiakopfapophyse (=Ansatz der Patellesehne). Bei Jugendlichen,
oft sportliche Überlastung
VI.
Morbus Köhler
= Aseptische Nekrose des Kahnbeins (Köhler I) oder des Mittelfussköpfchens (Köhler II) ; bei
Kindern und Jugendlichen.
f.
Frakturen
= Kontinuitätsunterbrechung eines Knochens unter Bildung von mind 2 Bruckstücken, die durch
Bruchspalt getrennt sind.
Fissur = Spaltbildung, ohne vollständige Kontinuitätsunterbrechung
Unterscheidung in traumatische Fraktur (Gewalteinwirkung) und Spontanfraktur
(Ermüdungsfraktur, pathologische Fraktur z.B. Metastasen und Osteoporose)
Bruchformen :
-
Querfraktur
-
Schrägfraktur
-
Biegungsbruch (Entstehung eines Keils)
-
Spiralbruch (Knochen wurde gedreht)
-
Mehrfragmentbruch
-
Trümmerbruch
-
Längsbruch (Abbrechen des Oberschenkelhalses vertikal)
Bei einem Teil der Frakturen kommt es zu einer Knochenverschiebung = beide Bruchenden sind
nicht mehr in einer Linie.
Geschlossene Fraktur = Haut ist noch über der Frakturstelle geschlossen. Geringere
Infektionsgefahr.
Besondere Brüche :
-
Grünholzfraktur = Beim Kind bleibt die Periost noch erhalten
-
Epiphysenfugenverletzung = Bei Kindern / Jugendlichen ist die E-fuge noch offen. Ist diese
durch benachbarte Fraktur verletzt, kann dies zu Knochenwachstumsstörungen führen
Sichere Frakturzeichen :
-
Erkennbare Fehlstellung
-
Abnorme Beweglichkeit
-
Fühl- oder hörbare Krepitation
-
Sichtbare Fraktur = Knochen sichtbar
Vorsicht bei unsicheren Zeichen wie Schwellung, Schmerz, Bluterguss, Störung der
Beweglichkeit.
Mögliche sofortige Gefahren einer Fraktur :
-
Fettembolie
-
Blutverlust (Beckenfraktur bis zu 4 l !). Hypovolämischer Schock
-
Durchblutungsstörungen (Gefässe verletzt)
-
Sensibilitätsstörungen (Nerven geschädigt)
Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Frakturheilung.
Primäre Frakturheilung = Nahezu fugenloses Aneinanderliegen der Bruchenden, gute
Durchblutung, konsequente Ruhestellung => Knochenspalt wird direkt von Osteoblasten
überbrückt.
Sekundäre Frakturheilung = Frakturhämatombildung -> provisorischer bindegewebische Kallus ->
provisorischer knöchener Kallus -> definitiver knöchener Kallus. Insegesamt 4-6 Wochen.
Komplikationen der Frakturheilung :
I.
Kompartement-Syndrom : Muskelschädigung
II.
Infektion, Osteomyelitis
III.
Pseudoarthrose : Bei z.B. unzureichender Ruhigstellung bleibt die Frakturheilung bis zu
20 Wochen aus. Es entsteht nur eine bindegewebige Überbrückung und keine
Verknöcherung
IV.
Immobilisation : Thrombosen, Lungenembolie
V.
Sudeck-Dystrophie : Störung der sympatischen NS. Es entstehen schmerzhafte
Dystrophien von Weichteilen und Knochen.
Therapie bei Frakturen :
I.
Funktionell : Ohne fixierenden Verband
II.
Konservative Therapie : Reposition der Bruchstücke, Retention = permanente
Immobilisierung, Rehabilitation = aktive Übungen der nicht betroffenen Gelenke und
Muskeln. Gefahr : Thrombosen
III.
Operative Therapie : Marknagelung, Plattenosteosynthese, Fixateur externe,
Bohrdrähte… Gefahr : Infektionen
Besondere Fraktur : Oberschenkelhalsfraktur. Insbesondere bei älteren Menschen
(Osteoporose).
Einteilung in :
-
Mediale Schenkelfraktur = Frakturlinie innerhalb der Gelenkkapsel
-
Laterale Schenkelfraktur
Symptome : Schmerzen in Leiste und bei Druck auf Trochanter major, Bein verkürzt und nach
aussen rotiert.
4. Erkrankungen der Gelenke
a. Arthrose
Degeneration des Knorpelgewebes mit sekundärer Knochenschädigung und entzündlich
bedingter Gelenkkapselschrumpfung. Entstadium ist die völlige Versteifung des Gelenks.
Primäre Arthrose : Keine Ursache bekannt
Sekundäre Arthrose : Überbelastung, Fehlstellungen (erworben oder angeboren : Hüftdysplasie,
X- oder O-Beine), Traumen, STW-Störungen (M. Perthes), Gicht, Arthritiden.
Pathogenese :
-
Höhenabnahme Knorpelgewebe, Einrisse im Knorpel, EZ der Gelenksinnenkapsel
-
Ablösen von Knorpelteilen : freie Gelenkkörper
-
Ausbildung wulstartiger Knochenvorsprünge, Beginn Deformation des Gelenks
-
Knochenrückbildung, Knochenabschliff, Zystenbildung, Versteifung
Symptome :
-
Steifegefühl des befallenen Gelenks
-
Anlaufschmerz, dann Dauerschmerz
-
Wetterfühligkeit
-
Bewegungseinschränkung
-
Deformität
Überanstrengung : Aktivierte Arthrose = entzündliche Reizung der G-innenhaut. G-erguss, starke
Schwellung und Schmerzen.
Diagnostik :
X-Ray -> Verschmälerung des Gelenkspalts, typische Knochenveränderung. Ausschluss von
entzündlichen rheumatischen EK durch Labor : BSG, CRP, Rheumafaktoren
Therapie : nicht-steroide Antirheumatika (NSAR) oder dann OP (Prothese…)
Was kann Patient tun :
Ausreichende Bewegung (angepasst auf Gelenkzustand), Benutzung von Gehstöcken,
Ruhigstellung nur bei hochakuten Schüben, Eispackungen bei EZ, sonst Wärme. Vermeidung
von überlastungen !
b. Arthritis
= Gelenkentzündung
Hier unterscheidet man :
-
Eitrige Arthritis : oft mit Gelenkempyem => Infektion
-
Psoriasis Arthritis : bei 10% aller Patienten ; bei gleichzeitigen Hauterscheinungen ; selten
schwere Funktionseinbussen
-
Morbus Reiter : Kombination von Arthritis, Konjunktivitis und Urethritis ; durch Infektion
ausgelöst
-
Reaktive Arthritiden : nicht-eitrige Gelenk-EZ nach bestimmenten gastro-intestinalen /
urologischen Infektionen. Bei Kindern häufigste rheumatische Erkrankung
I.
Eitrige Arthritis
Kann in kurzer Zeit unbehandelt zu völliger Gelenkzerstörung führen -> Arzt ! Notfall !
Enstehung auf 3 Wegen möglich : hämatogen, exogen, fortgeleitet (durch benachbarte
Osteomyelitis z.B.)
Symptome : hochakut und schmerzhaft, geschwollen, gerötet.
Diagnose : Blutuntersuchung (CRP, BSG, Leukozytose), Gelenkpunktion mit mikrobieller Analyse
Therapie : Antibiotika, Arthrotomie = Gelenköffnung (Reinigung), Synovektomie (Gelenkinnenhaut wird zum Teil entfernt)
II.
Psoriasis Arthritis
Symptome : asymetrischer Gelenkbefall, Strahlbefall der Finger (alle drei Gelenke eines Fingers
befallen) oder Transversalbefall (alle Fingermittelgelenke).
Therapie : NSAR, Zytostatika, Synovektomie
III.
Morbus Reiter
Symptome : asymetrischer Gelenkbefall, oft mit ISG, Labor (BSG, CRP erhöht, Leukozytose,
HLA-B27 80% der Fälle positiv, RF negativ)
Therapie : NSAR, physikalische Therapie
Komplikationen : Weiterer Verlauf zu M. Bechterew, Herzbeteiligung (Perikarditis)
IV.
Reaktive Arthritiden
Symptome : einige wenige Gelenke befallen, oft ISG, oft Augen-, Haut-, Schleinhautbeteiligung.
RF negativ, HLA-B27 zu 80% positiv. Anamnese : vorangegangene Infektion z.B. Gonokokken,
Chlamydien, Salmonellen, Shigellen….
c. Distorsion
= Verstauchung, Zerrung
Durch Trauma enstehende Faserrisse im Bandapparat
Bsp : Distorsion des oberen Sprunggelenkes
Symptome : Schwellung, Schmerzen, oft Hämatom
DD : Ausschluss eines Bänderrisses oder Fraktur durch Arzt
Therapie : Ruhigstellung, Schonung, Kühlung
d. Luxation
= Verrenkung
Pathologische Verschiebung zweier durch ein Gelenk verbundener Knochen ; vollständiger
Kontaktverlust der gelenkbildenden Knochenenden.
Bsp : Schulterluxation (50% der Fälle). Da Schultergelenk nur flache Gelenkpfanne kann es
vorkommen, dass der Humeruskopf nach vorne vor die Gelenkfläche geschoben wird.
Ursachen : Trauma, Gelenkfehlanlagen, rheumatoide Arthritis
Symptome : Schmerzen, Schonhaltung, manchmal kann leere Gelenkpfanne getastet werden.
Komplikationen : mögliche Nerven- und Gefässchäden -> Arzt !
Sichere Luxationszeichen :
-
Fehlstellung
-
Federnde Fixation im Gelenk
-
Abnorma Lage Gelenkkopf (Bsp Humeruskopf nach vorne)
-
Leere Gelenkpfanne
Therapie : Reposition + Ruhigstellung
5. Erkrankungen der Schleimbeutel, Bänder, Sehnen
EK der nicht-knöchernen Strukturen bezeichnet man auch als « Weichteilrheumatismus ». Die
EK sind diagnostisch schwer fassbar, oft sind pathologische Veränderungen nicht nachweisbar.
a. Tendopathie
Abakterielle EZ der Sehnen (Tendinitis) oder Sehnenscheiden (Tendovaginitis). Häufig
degenerative Veränderungen der Sehnenansätze am Knochen. Ursache oft chronische
Überanspruchungen und wiederholte winzige Traumen.
Oft sind betroffen :
-
Achillessehne
-
Ligamentum patellae
-
M. supraspinatus
-
M. subcapularis
-
Epicondylitis humeri (Epicondylen = Knochenvorsprung)
Sonderform : « Tendovaginitis de Quervain »
= Sehnenscheiden-EZ des Daumenstreckers und des Daumenabspreizers.
b. Bursitis
= Schleimbeutelentzündung. Ensteht durch Trauma, wiederholte mechanische Irritation (Bsp.
Bursa praepatellaris bei Fliesenlegern) und selten durch Infektions-KH (Tuberkulose). Akute
sowie auch chronische Form.
Oft betroffen :
-
Schleimbeutel oberhalb der Patella
-
Schulter
-
Ellenbogen
c. Ganglion
= Gutartige Geschwulst auf dem Handrücken – oft über dem Mondbein, in der Kniekehle oder
Fussrücken. Es ist eine zystische Ausstülpung der Gelenkinnenhaut (Synovialis) oder der
Sehnen. Ursache unbekannt. Schmerzlos oder schmerzhaft.
d. Bänderriss
= Bänderruptur häufig im Bereich des Kniegelenks (Kreuzbänder) oder des Sprunggelenks
(Aussenband).
DD : Abgrenzung zur Distorsion (hier nur Faserrisse in der Bandstruktur) nicht möglich. Zum Arzt
schicken.
Therapie : Ruhigstellung, OP
e. Sehnenriss
Durch plötzliche Belasung oder Trauma ; meist bestehen degenerative Vorschädigungen. Häufig
betroffen : Achillessehne, lange Bizepssehne, Quadrizepssehne.
Therapie : OP
f.
Fibromyalgie-Syndrom
= Generalisierte Tendomyopathie. Nicht erklärbare Schmerzsymptomatik der Sehnenansätze und
Muskeln. Schmerzhafte Druckpunkte, vegetative Störungen und psychosomatischer Hintergrund.
80% Frauen, zwische 30 bis 60. LJ.
Symptome :
-
Druckschmerzhafte Punkte
-
Morgensteifheit
-
Allgemeine Abgeschlaftheit
-
Müdigkeit, Schlafstörungen
Diagnose : 11 von 28 Druckschmerzpunkten müssen positiv sein. Labor normal.
6. Erkrankungen der Muskulatur (quergestreift)
a. Muskelverspannungen
Verpannungen resultieren aus einem erhöhtem Muskeltonus = Hypertonus.
Ursachen :
-
Aktiv (nerval bedingt -> Acetylcholin, EMG positiv) : Spastische Kontraktur
-
Passiv (biophysikalische Eigenschaften des Muskels, EMG negativ) : Z.B. durch zu Inaktivität
des Muskels (morgens ist man « steif ») oder Minderdurchblutung (VolkmannMuskelkontraktur)
Spastische Kontrakturen entstehen durch zentral bedingte Störungen (Schlaganfall, Hirn- oder
RM-Verletzung. Hier zeigen die Patienten sehr unterschiedliche Kombinationen aus spastischen
Lähmungen und schlaffen Lähmungen. Bsp spastische Lâhmungen : Beugung Ellenbogen und
Handgelenk.
b. Myogelosen
Knotenartige schmerzhafte Verhärtungen der Muskulatur (erbsen bis bohnengross). Sie
enstehen durch dauernde Muskelanspannung (Bsp. Levator scapulae = Aufrechthaltung). Dies
bewirkt dann ein Abquetschen der Gefässe und damit eine Minderdurchblutung.
DD :
Lipome = lassen sich wegschieben
Hypertonus – Myogelosen : Unter Narkose verschwindet jeder Hypertonus, dies ist auch der Fall
bei Infiltration von Novocain und längerer Vibration.
c. Muskelkrämpfe
Schmerzhafter hoher Muskeltonus.
Ursachen :
-
STW : Mg2+ Mangel
-
Muskelermüdung : Lactatproduction
-
Durchblutungsstörungen : pAVK
-
Orthopädische Ursachen : Fussdeformitäten, Gonarthrose,…
-
Hitzekrämpfe (Fieberkrämpfe)
-
Unterkühlung
-
Rhabdomyolyse = massive Muskelschädigung durch Belastung, Auflösung der
quergestreiften Muskulatur
d. Muskelkater
Ensteht bei Überbeanspruchung der Muskulatur. Mikrotraumen der Z-Scheiben der Sarkomere.
Es entstehen also geschädigtes Gewebematerial welches zu Aussenseite des Muskels
transportiert werden muss. Erst dort löst es schmerzhafte EZ-Reaktionen hervor.
e. Muskelzerrung, Muskelfaserriss, Muskelriss
Übermässige Verlängerung des Muskels durch schnelle und kräftige Bewegungen. Begünstigend
wirken Muskelverkürzungen und –verhärtungen.
Symptom : rasch zunehmender krampfartiger dumpfer Schmerz
DD :
Muskelriss = Kontinuität des gesamten Muskels ist unterbrochen, schlagartiger stechender
Schmerz, als ob ein Messer in den Muskel versenkt würde
Muskelbündelriss
Muskelfaserriss
Allgemein Schmerz :
-
Brennend ziehend = Nerval
-
Dumpf = Muskulär
f.
Musculus piriformis Syndrom
Anatomische Besonderheit : Ischiasnerv und N. obturatorius verlaufen zusammen mit der A. und
V. glutealis unterhalb des M. piriformis (von Sacrum zum Femurkopf)
Durch langes krampfhaftes Sitzen verkrampft und verkürtzt sich der M. piriformis und drückt auf
Ischiasnerv.
Symptome : Schmerz entlang des Ischiasnervs, Ausstrahlen in Gesäss und Bein, Schmerzen bei
Bewegungen und Bewegungseinschränkungen. Schwierigkeiten, die Hûfte nach aussen zu
drehen. M. piriformis ist verhärtet (Palpation) und druckdolent.
g. Kompartment Syndrom
Druckerhöhung in den Muskellogen mit der Folge einer Durchblutungsstörung der Muskulatur,
Nekrose, Kontraktur. Kompartment = Zusammenfassung von Muskelgruppen.
Bsp : Volkmann-Kontraktur (Unterarm) = Ischämisch bedingte Kontraktur der Armmuskulatur (in
Folge einer Fraktur z.B.).
Therapie : OP = Druckentlastung durch Öffnung der Loge.
h. Myopathien
Primäre Funktionsstörungen der Skelettmuskel. Muskelschwäche / Muskelschmerzen :
Muskeldystrophien, Myotonien, Myositis und Myastenie.
I.
Muskeldystrophien
Hier findet ein Umbau von Muskelgewebe in Fett- und BG statt : Muskelinsuffizienz.
Hautpvertreter : Progressive Muskeldystrophien Typ I-III.
Typ III = « Duchenne ». Ca. 300 Fälle pro 1 Moi Geburten :
-
X-rezessiv : Knaben
-
Im Alter von 5 Jahren Schwierigkeiten beim Aufstehen, Treppe unmöglich. « Gowers
Zeichen » = an sich selbst hochdrücken
-
Im Alter von 12 Jahren können Arme nicht mehr in 90° gehalten werden
-
Ab 18 LJ : Pflegefall. Lebenserwartung von ca. 20 Jahren.
Symptome :
-
Skapula alata = Schulterblätter stehen aus Rücken heraus
-
Gnomwaden = Fettgewebe
-
Pseudohypertrophie = es wird kein Muskelgewebe gebildet, sont Fettgewebe
Benigne : Becker-Kiener-Syndrom
II.
Myotonie
Nach Anspannung wird die Muskulatur nur langsam wieder locker. Oft sind nur bestimmte
Muskelgruppen betroffen.
Bsp. : Myotonia congenita (Thomson), Kurschmann-Steinert (Kaumuskulatur)
III.
Myositis
Muskelentzündung verschiedenster Ursache : Bakteriell, viral, abakteriell, Parasiten.
Symptome :
-
Fieber
-
Gelenkbeschwerden
-
Atrophie
-
Parese = Lähmungen
-
Myositis ossificans = Einlagerung von Kalksalzen, die nachher in echtes K-gewebe
umgewandelt werden können.
IV.
Myastenie
Autoimmunerkrankung. AK-Bildung gegen den Acetylcholin-Rezeptor der neuronalen Endplatte.
Dadurch Störungen der neuro-muskulären Übertragung : Lähmungen.
7. Erkankungen der Wirbelsäule
Auflistung der wichtigsten WS-EK und Symptome :
-
HWS/BWS/LWS-Syndrom : Symptomenkomplex mit Irritation einer Nervenwurzel (Bsp
mechanischer Druck)
-
Facettengelenkarthrose : Arthrose der Wirbelgelenke (Fortsatz)
-
Facettensyndrom
-
ISG-Blockierung : oft mit Schmerzen an der LWS verbunden
-
Ischialgie : reiner Beinschmerz im Verlauf des N. ischiadicus
-
Lumbago : « akute Kreuzschmerzen »
-
Lumbalgie : Kreuzschmerzen ohne Ausstrahlung in das Bein
-
Lumboischialgie : Kreuzschmerzen mit Austrashlung in das Bein
-
Osteochondrosis intervertrabralis : degenerativer Schaden des Wirbelkörpers, Bandscheibe
-
Prolaps der Bandscheibe : Vorfall
-
Protrusion der Bandscheibe : Vorwölbung
-
Sacroiliitis : EZ ISG, oft bei M. Bechterew
-
Spondylitis : Osteomyelitis eines Wirbelkörpers
-
Spondylosis : degenerative Veränderung eines Wirbelkörpers, meist in Folge eines
Bandscheibenschadens
a. Fehlhaltungen der WS
Skoliose, Hyperkyphose (Rundrücken) und Hyperlordose (Hohlkreuz)
Skoliose : meistens idiopathisch, können lumbal und thorakal auftreten. Starke thorakale
Skoliosen können Lungenfx beeinträchtigen (-> Cor pulmonale)
Hyperkyphose : dorsal konvexe Krümmung der BWS. An HWS und LWS ist eine Hyperkyphose
ab Kindesalter immer pathologisch.
Ursachen : M. Scheuermann, Osteoporose, M. Bechterew, Metastasen
Hyperlordose : dorsal konkav. LWS-Bereich. Eher selten
b. HWS-Syndrom
= allgemeine Bezeichung für Schmerzen im HWS-Bereich
Krankheitsentstehung :
-
Funktionelle Störung : Fehlhaltung, Fehlbelastung
-
Degenerative Veränderungen : Bandscheiben, Wirbelkörper, Wirbelgelenke
-
Trauma : Schleudertrauma (Auffahrunfälle)
Einteilung : nach Lokalisation und Ausstrahlung
-
Lokales HWS-Syndrom : Bewegungseinschränkungen, Myogelosen Schulter-NackenMuskulatur
-
Pseudoradikuläres oberes HWS-Syndrom : Austrahlung in Hinterkopf, Schwindelattacken,
Übelkeit, Seh- und Hörstörungen
-
Pseudoradikuläres unteres HWS-Syndrom = Schulter-Arm-Syndrom : Schmerzen bis in den
Arm, Gefühlsstörungen (Parästhesien) ; keine Dermatomzuordnung möglich.
Dermatom : Hautareale, die von einer Rückenmarkswurzel versorgt werden
-
Radikuläres unteres HWS-Syndrom : Direkter Impact auf die Nervenwurzel. HWS-Schmerzen
mit Ausstrahlung in ein Dermatom (Bsp : Bandscheibenvorfälle -> Schmerzen und
neurologische Ausfälle Arm, Schulter, Hand je nach betroffenem Wirbel)
CAVE : Ausschluss von maligner Erkrankung .
c. BWS-Syndrom
Meistens bleiben Schmerzen auf WS-Bereich beschränkt = lokal. Enstehung durch chronische
Fehlhaltung, Ungleichgewicht, Blockierung der Wirbelgelenke, Bänderschwäche. Seltener
degenerative Erkrankungen. Bandscheibenvorfälle der BWS sind sehr selten.
Leitsymptom : atemabhängiger Schmerz
CAVE : Ausschluss von maligner Erkrankung .
d. LWS-Syndrom
Unterscheidung in lokale (Lumbago), pseudoradikuläre und radikuläre Schmerzen (direkte
Irritation der Nervenwurzel, z.B. Bandscheibenvorfall).
I.
Lumbago = akutes LWS-Syndrom « Hexenschuss »
Ensteht meist durch Verhebung oder bei bestehender Degeneration der Bandscheiben, selterner
durch Bandscheibenvorwölbung.
Symptome / Diagnose : meist gürtelförmige Schmerzen im LWS-Bereich ; beiderseitiger
Muskelhartspann neben der WS, Finger-Boden-Abstand > 40 cm
DD : Nierenerkrankungen, Prostata, Magen, Gallenblase, Pankreas => Urinschnelltest (N-EK)
II.
Pseudoradikuläres LWS-Syndrom
Meist treten akute Schmerzen im LWS-Bereich auf, die vom Rücken über Gesäss in die Leiste
und Beine ausstrahlen können. Bewegungseinschränkungen, Myogelosen, reflektorische
Verspannungen der Rückenmuskulatur. Keine Reflexausfälle, keine Nervendehnungsschmerzen
(Lasèque negativ).
DD : Abgrenzung von radikulärem LWS-Syndrom, Coxarthrose, Gonarthrose, Leistenbruch,
Nieren, ableitende Harnwege, Prostata
III.
Bandscheibenvorfall, -vorwölbung
= Austritt von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal mit Kompression der Spinalnervenwurzeln oder des RM.
Protrusion = Vorwölbung des Annulus fibrosus
Prolaps = Anteile des nucleus pulposus treten in Wirbelkanal
Sequester = Ein Teil der Bandscheibe kann sich auch ganz lösen
Symptome :
-
Auslösen oft durch ruckartige Bewegungen oder schweres Heben
-
Akute Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in das Versorgungsgebiet der betroffenen Wurzel.
Bsp : L5 -> Aussenseite Unterschenkel, Fussrücken, Grosszehe)
-
Bandartige Sensibilitätsstörungen im betroffenen Gebiet
-
Lähmung bestimmter Kennmuskeln
Diagnostik :
-
Fehlende Patella (L4) unnd Achillessehnenreflexe (S1)
-
Schonhaltung
-
Klopfschmerz WS
-
Nervendehnungsschmerz
-
Fersen- oder Zehenstand nicht möglich
e. Morbus Scheuermann
= Wirbelkörperreifestörung der BWS ; Bandscheibengewebe bricht in Wirbelkörper ein
« Schmorl-Knötchen », Schädigung BS, Wirbeldeformierung, fixierte Kyphose.
Symptome und Diagnostik : auch bei extremen Gegenbewegungen bleibt die fixierte Kyphose
(Rundrücken) erhalten. Nur 1/3 hat Beschwerden.
Therapie : KG, Korsett, selten OP ; KH kommt nach 18. LJ zum Stillstand.
f.
Spinalkanalstenose
Enge des RM-Kanals und des Foramen intervertebralia.
Ursachen :
-
Bandscheibendegeneration
-
Spondylarthrosis
-
Zusammensacken eines Wirbels (Osteoporose)
Klinik :
-
Schmerzen in HWS, BWS oder LWS
-
Sensibilitätsstörungen, Lähmungen
-
Bewegungseinschränkungen
-
Innere Organe : Blase, Darm -> Störungen
8. Erkrankungen der Schulter
= PHS oder Tennis-/ Golferellenbogen
a. PHS = Perarthropathia humeroscapularis
Sammelbegriff für verschiedene degenerative / entzündliche EK der Schulterregion :
-
Supraspinatussehnensyndrom = Reizzustand der Sehne des M. supraspinatus
-
Tendinitis calcarea = Kalkablagerungen in Sehnenansätzen im Schultergelenk
-
Bursitis subacromialis = Irritation des Schleimbeutels
-
Frozen shoulder
I.
Supraspinatussehnensyndrom
Abstand Supraspinatussehne – Akromiondach zu klein (< 10 mm) z.B. durch Kalkherd =>
Chronischer Reizzustand bei Bewegungen
Leitsymptom : Bewegungsabhängiger Schmerz « painful arc »
= Schmerzen bei Abduktion und Elevation der Schulter
II.
Frozen Shoulder
Fibrosierung und Schrumpfung der Gelenkkapsel. Dies ist ein Endstadium von PHS-EK.
Langwierige Erkrankung, aber nach 1-3 Jahren kann Ausgangszustend wieder hergestellt
werden.
Therapie : KG, Bewegung unter Narkose, manuelle Therapie, X-Raybestrahlung
b. Tennis- oder Golferellenbogen (Epicondylitis humeri)
Tennisellenbogen : Epicondylitis humeri radialis
Golferellenbogen : Epicondylitis humeri ulnaris
Muskelansätze am Knochenvorsprung (Epicondylus) des Humerus sind chronisch entzündet und
schmerzen. Muskeln ziehen dann über radius oder ulna.
Ursachen : Überlastung, wiederholte monotone Bewegungen, Haltungsfehler
Schmerz, der von den Epicondylen bis in die Hand/ Oberarm austrahlt. Druckdolenter
Muskelansatz am Humerus.
DD : HWS-Syndrom, Nervenkompression (v.a. N. ulnaris), Arthrose, Tumoren
9. Erkrankungen der Hand
a. Karpaltunnelsyndrom
= Medianuskompressionssyndrom. Durch die Einengung des N. medianus kommt es zu
Schmerzen und Missempfindungen der zu versorgenden Finger. Starke Einengungen können bis
zu Muskelatrophien führen.
Ursachen : EZ der Sehnenscheiden, Traumen, Hormonelle Veränderungen (Frauen > 50 LJ),
repetitive Bewegungen
Therapie : Ruhigstellung und Corticoide. Sonst OP : Durchtrennung des Sehnenfachs
b. Morbus Dupuytren
Knoten- und Strangbildung der Palmaraponeurose (BG der Handinnenfläche) mit zunehmender
Beugekontraktur der Finger. « Fibromatose »
 Finger, insbesondere der kleine und Ringfinger lassen sich nicht mehr strecken.
Therapie : Operative Entfernung der Deformierungen
c. Schnellender Finger
=Digitus saltans. Ruckartiges, teilweise schmerzhafter Schnappen der Finger bei Beugung.
Ringbandstenose.
10. Erkrankungen der Hüfte, Beine, Füsse
a. Hüftgelenksarthrose
= Coxarthrose. Bei primären Coxarthrosen ist die Ursache unbekannt.
Ursachen bei sekundären Coxarthrosen :
-
Angeborene Hüftdysplasie
-
Beckenschiefstand
-
Bakterielle Hüftgelenks-EZ
-
Rheumatische EK
-
Morbus Perthes
-
Fehlstellung des Schenkelhalses : Cox valga oder Cox vara = zu grosser / kleiner Winkel
Symptome :
-
Schmerzen Leisten-, Trochanter-, Gesässregion
-
Bewegungseinschränkungen
-
Schmerzen beim TreppenAUFsteigen
-
Probleme bei Innenrotation
b. Angeborene Hüftdysplasien
= Entwicklungsstörungen der Gelenkpfanne. Bei der Geburt ist die Pfanne zu flach oder zu steil.
Dadurch fehlende Zentrierung des Femur. Bei Bewegung kommt es dann zu einer
fortschreitenden Deformation der Hüftpfanne. Beim Laufen des Kleinkinden fällt ein hinkender
oder watschelnder Gang auf.
Klinische Zeichen einer einseitigen Dysplasie :
-
Ungleiche Fettfalten an der Hinterseite des Oberschenkels, Gesässfalten schief
-
Abspreizhemmung (in Rückenlage) des betroffenen Beinchens
-
Ortolani-Zeichen : Spür- und hörbares Knacken bei Beugung, Aussenrotation, Abduktion
-
Ungleiche Beinlängen
Therapie : Spreizhosen.
Komplikationen : Hüftkopfnekrose, Coxarthrose
c. Beinachsenfehlstellungen
Genu varum = O-Bein
Genu valgum = X-Bein
Komplikation : Gonarthrose
d. Erkrankungen des Kniegelenks
I.
Meniskuserkrankungen
Degenerative Schädigung oder tramatisch bedingter Einriss der Menisken (Sport).
Symptome : Belastungsabhängige Schmerzen, je nachdem ob degenerativ oder traumatisch
(starke Schmerzen). Streckhemmung.
Diagnose : Meniskustests, MRT
Therapie bei Meniskusriss : OP = Meniskusteilresektion, totale Meniskusektomie, M-fixation
II.
Kreuzbandruptur
Meist als Folge von Ski- oder Fussballverletzungen. Das Knie schwillt an, Bildung eines
Kniegelenksergusses.
Diagnose : Positives Schubladentest, X-Ray
Therapie : Ruhigstellung oder OP (KB wird genäht)
III.
Chondropathia patellae
Schmerzhafte Knorpelgegeneration an der Gelenkfläche der Patella
Symptome : Schmerzn beim Treppensteigen oder Kniebeugung
IV.
Gonarthrose
Meist aufgrund einer Beinachsenfehlstellung. Häufigste Arthrose im Bereich der grossen
Gelenke.
e. Fussdeformitäten
Hallus Valgus = Grosszehen zeigen nach innen. -> Arthrose des Grosszehengrundgelenks
Hammerzehe = Zehenkuppe krallt verstärkt in den Boden
Spreizfuss = Quergewölbe ist abgeflacht
Knickfuss = Fussgelenk nach aussen geknickt
Hohlfuss = abnorme Wölbung der Sohle
Spitzfuss = Ferse berührt den Boden nicht
Plattfuss = Abflachung des Flusslängsgewölbes
Senkfuss = Leichtere Ausführung des Plattfusses
11. Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
Gruppe von entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, Rheumatismos = ziehender reissender
Schmerz. Viele entzündliche rheumatische EK sind nicht nur auf den Bewegungsapparat
beschränkt, sonder breiten sich auch auf die inneren Organe / Haut aus.
-
Chronische Polyarthritis (progredient) = « Rheuma »
-
Akutes Rheumatisches Fieber
-
Morbus Bechterew
-
Kollagenosen
a. Chronische Polyarthritis
Chronisch-entzündliche, in Schüben verlaufende EK des BG, Stütz- und Muskelgewebes.
Entzündet ist die Synovialis und gelenknahe Strukturen : « Synovitis ».
 Einwanderung von Abwehrzellen und bindegewebsbildende Zellen.
 « Pannus » = tumorartige Wucherung an den Gelenken.
 Langfristig : Zerstörung und Deformation der Gelenke, G-versteifungen, Zerstörung von
Knorpel und Knochen.
Zuerst werden Hand- und Fingergelenke betroffen !
Diagnose : 4 von 7 Kriterien (American College of Rheumatology)
-
Morgensteifheit der Gelenke (mind 1 Std.)
-
Arthritis in mindestens 3 Gelenken : Anschwellen, Schmerzen
-
Arthritis in Fingergrundgelenk, Fingermittel- oder Handgelenken
-
Symetrischer Befall
-
Rheumaknoten
-
Rheumafaktor positiv (AK gegenkörpereigene IgGs)
-
Typische X-Ray Veränderungen : Gelenknahe Osteoporose, kleiner G-spalt
Sonst :
-
Schmerzen beim Handgeben « Gaenslen-Handgriff »
-
Ulnardeviation : Abknicken Finger Richtung Handaussenkante
-
Schwanenhals- und Knopflochdeformität
-
Blutuntersuchung : BSG, CRP 
Komplikationen : Übergreifen auf innere Organe (Niere, Lunge, Darm)
Behandlung :
-
Gegen EZ vorgehen : Cortison, Penicillin, Goldpräparate, Zystostatika
-
Aktive und passive Bewegungstherapie
-
Synovektomie
-
Künstliche Versteifung
-
Gelenkersatz
Ursachen des Rheuma : unbekannt. Autoimmunerkrankung gegen das körpereigene
Gelenkgewebe.
b. Morbus Bechterew
Entzündlicher chronischer Rheumatismus mit Manifestation an der WS (knöcherne Versteifung =
Ankylose). 80% männlich.
Symptome :
-
Tiefsitzender nächtlicher Rückenschmerz (Knochenwucherungen drücken auf Spinalnerven)
-
Verschlimmert sich in Morgenstunden : treiben Patienten aus dem Bett
-
Oligo-Arthritis anderer Körpergelenke
-
Schmerzen beim Niesen, Husten, Pressen
-
Sehnenansatz-EZ : Fersenschmerzen
-
EZ der Regenbogenhaut = Iridozyklitis
Spätzeichen :
-
Stark vorgebeugter Rumpf = « Begrüssungszeichen » = Kyphose
-
Kopf kann kaum bewegt werden
-
Völlige Versteifung des Brustkorbes : Atemschwierigkeiten
-
Lungenemphysem und Rechtsherzbelastung
Diagnose :
-
Eingeschränkte WS-Beweglichkeit und Dehnbarkeit des Brustkorbes
-
Schober und Ott-Zeichen
-
Forestier-Zeichen : Patient mit Rücken an der Wand : kann Kopf nicht anlehnen
-
X-Ray : Bambus-Stab-WS
-
Labor : oft CRP, BGS Erhöhung
Therapie : Bewegungstraining, NSAR, Aufricht-Ops.
c. Kollagenosen
= Entzündlich systemische Schädigung des BG : Gefässe, Organe. Ursache : Autoimmun-KH
Keine Gelenkszerstörung !
Kollagen = leimgebende Substanz = Gerüsteiweisskörper
I.
Lupus Erythematodes (SLE)
Generalisierte schwere Autoimmun-KH, kann alle Organe schädigen, 90% junge Frauen.
Bildung von Auto-AK gegen Zellkerne -> Diese Komplexe zirkulieren im Blut -> Ablagerung an
Gefässwänden -> EZ -> Immunvaskulitis -> Gefässzerstörung.
Symptome :
-
Fieber, Müdigkeit
-
Gelenkschmerzen
-
Hauterscheinungen
-
Blutbild : anti-nukleäre AK (ANA)
-
Nierenbeteiligung : Nephritis
-
Pleuritis, Perikarditis
-
Schmertterlingserythem (nicht immer !)
SLE wird als Chamäleon bezeichnet : unklare Symptome. Eindeutig : ANA + Symptome
Therapie : NSAR, Immunosuppressiva, Plasmaaustausch (Reinigung von Immunkomplexen)
II.
Sklerodermie
PSS = progressiv systemische Sklerodermie. Sklerosierung (Verhärtung) des BG. Die
Erkrankung beginnt mit Hautsymptomen und setzt sich dann mit Organen fort.
Symptome :
-
Raynaud-Syndrom : anfallsartige Durchblutungstörungen Finger, Zehen
-
Schmerzlose Ödeme hände, Füsse
-
Hautverdickung -> Atrophie, wachsartig dünn « Glanzhaut »
-
Hautschrumpfungen : Krallenfinger, Madonnenfinger
-
Maskengesicht : Verhärtung der Gesichtszüge
Später : Übergreifen auf Gesamtorganismus :
-
Gelenkschmerzen
-
Schluckstörungen, Reflux
-
Beweglichkeitsstörungen Ma-Da-Trakt
-
Lungenfibrose
-
Herz-Nieren-Insuffizienz
Labor : ANA
Therapie : NSAR, D-Penicillinamin, Zytostatika, Cholchizin
III.
Panorteriitis / Periorteriitis nodosa
Entzündungen der arteriellen Gefässwand durch Einlagerungen der Immunkomplexe
-
Angina pectoris
-
Infarkt
-
Nierenhochdruck, N-versagen
-
Hautnekrosen
IV.
Dermatomyositis oder Polymyositis
Seltene EK der Skelettmuskulatur mit / ohne Hautveränderungen.
Symptome :
-
Symetrische Muskelschwäche Schulter, Becken
-
Gelenkschmerzen ohne G-zerstörung
-
Beteiligung Augen, Speiseröhre, Kehlkopf
-
Dermatomyositis : Ausschläge, mimische Starre
Diagnose : Labor = Muskelbiopsie
V.
Sonstige
-
Goodpasture Syndrom : rapid progressive GLN und Lungenblutungen, Autoimmun-EK
-
Sjörgen-Syndrom : Chron. EZ der Tränen- und Speicheldrüsen (AI-EK)
-
Sharp-Syndrom : Mischkollagenose
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