IP/00/1069 Brüssel, den 27 September 2000 Kommission und ESA schlagen ein "gemeinsames Unternehmen" im Weltraum vor Erstmals entwickeln die Kommission und die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) ein gemeinsames Konzept für die europäische Raumfahrt. "Dank einer langjährigen Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten im Rahmen der ESA verfügen wir über Raumfahrtkompetenzen von Weltrang," erklärte Philippe Busquin, EU-Kommissar für Forschung. "Aber wir müssen diese Stärken besser nutzen, um dem Marktbedarf Rechnung zu tragen und eine Palette politischer Gemeinschaftsmaßnahmen in Bereichen wie Umwelt, Landwirtschaft, Außenpolitik und Sicherheit zu unterstützen." Weiter stellte Busquin fest: "Eines der Ziele der Mitteilung, die mit der ESA abgestimmt und heute von der Kommission verabschiedet wurde, besteht darin, die Rolle der EU in der Raumfahrt zu definieren und dieser eine politische und gemeinschaftliche Dimension zu verleihen." Einige Kreise unserer Gesellschaft sind - teilweise unbewusst - in eine bedenkliche Abhängigkeit vom Einsatz von Satelliten und satellitengestützten Technologien geraten, beispielsweise bei Telekommunikationsdiensten. Es entstehen neue Satellitenmärkte, insbesondere für nachgelagerte Dienste und Nutzerein-richtungen. Satelliteninformationen werden eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg in der globalen Wissenswirtschaft sein. Darüber hinaus bergen Satelliten ein beträchtliches Potential für die Entwicklung von Werkzeugen zur Umsetzung politischer Gemeinschaftsmaßnahmen. Die selbständige, wettbewerbsorientierte Entwicklung und Verwaltung satellitengestützter Infrastrukturen sowie die Erfassung und Verwertung der von diesen Systemen übertragenen Informationen gewinnen mehr und mehr an Bedeutung für eine stärker integrierte Europäische Union mit zunehmendem politischen Gewicht auf weltweiter Ebene. Die gemeinsame Mitteilung der Kommission und der ESA "Ein neues Kapitel der europäischen Raumfahrt" ist ein weiterer Schritt zur Festlegung eines kohärenten Raumfahrtkonzepts für Europa, das auf drei Säulen basiert: Stärkung der Grundlagen der europäischen Raumfahrttechnologie, damit der unabhängige und erschwingliche Zugang Europas zum Weltraum erhalten bleibt, Ausbau der wissenschaftlichen Kenntnisse und Nutzung der Vorteile, die satellitengestützte Werk-zeuge für Wirtschaft und Gesellschaft bieten. Aufgabe der Kommission ist es, die geeigneten politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Raumfahrtaktivitäten zu schaffen, eine Katalysator-funktion für gemeinsame Forschungs- und Entwick-lungstätigkeiten zu übernehmen und alle Akteure bei Projekten von europaweitem Interesse unter gemeinsamen Zielsetzungen zusammenzuführen. Das nutzerorientierte, politisch bestimmte Konzept zeigt sich konkret an zwei Gemeinschaftsinitiativen: der Entwicklung eines zivilen Satellitennavigations- und ortungssystems (GALILEO) und einer Initiative, die Europa mit einer soliden Kapazität für globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung ausstatten soll (Global Monitoring for Environment and Security – GMES). Der Erfolg derartiger Initiativen richtet sich nach der effizienten Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission und der ESA. Es wird eine Task Force gebildet, die die Bedingungen für die Zusammenarbeit beider Institutionen festlegen, die Raumfahrtstrategie weiterentwickeln und einen einheitlichen Rahmen für die gemeinsame Überprüfung der Raumfahrtentwicklungen durch die Mitgliedstaaten der EU und der ESA vorschlagen und ihre Ergebnisse bis Dezember 2001 vorlegen soll. “Das in dieser Mitteilung vorgeschlagene Konzept entspricht voll und ganz den Zielsetzungen eines Europäischen Forschungsraums," erklärte Kommissar Busquin. "Es soll die Mitgliedstaaten und private Akteure motivieren, konsequent in Forschung und Entwicklung zum Aufbau europäischer Raumfahrtkapazitäten zu investieren. Die Unterstützung dieses Vorgehens durch den Rat der EU und den der ESA bis Ende dieses Jahres wird die notwendige politische Grundlage schaffen, um ein neues, vielversprechendes Kapitel der Raumfahrt zu schreiben. " Der Umsatz der Märkte für Satelliten, Start- und abgeleitete Dienste wird im Jahr 2002 schätzungsweise 60–100 Mrd. € für Satellitenkommunikation, 5–10 Mrd. € für Satellitennavigationsempfänger und -ortungsdienste, 2 Mrd. € für kommerzielle Starts und 0,5–2 Mrd. € für Satellitenaufnahmen betragen. Die europäische Raumfahrtindustrie erreicht insgesamt einen konsolidierten Jahresumsatz in der Größenordnung von 6 Mrd. € und beschäftigt in Europa unmittelbar 40.000 hoch qualifizierte Mitarbeiter. Anmerkung: Der ESA gehören alle EU-Mitgliedstaaten mit Ausnahme Griechenlands und Luxemburgs sowie die Schweiz und Norwegen an. Sie hat Kooperationsabkommen mit Polen, Rumänien, der Tschechischen Republik und Ungarn geschlossen. 2