Familienbehandlung: Frau Heinen: das Freitags-Seminar 1. Einführung 1.1 Funktionswandel der Familie im geschichtlichen Kontext Aus der Familiensoziologie wissen wir, dass es seit der industriellen Revolution sehr viele Veränderungen gab. Was ist seitdem passiert? - Die Veränderung der Rolle der Frau (Emanzipation, Berufswahl, usw.) - Die Entstehung verschiedener Familienformen (Alleinerziehende, Getrenntlebende,) - Die Instutionalisierung von Sozialisationsinstanzen: Krippen, Krankenhäuser, Altenheime. Was bedeutet dies für die Familien? Einerseits Entlastung (denn viele Aufgaben, wie z. B. die Erziehung, Betreuung werden übernommen), anderseits aber auch Belastung durch die automatisierte Arbeitswelt und Arbeitskomplexität. - Die Freizeit wird zunehmend außerhalb der Familie verbracht - Die Jugendphase verlängert sich, man bleibt bis zum 30 Lebensjahr wirtschaftlich von Eltern abhängig - Die Tendenz zu 1 Kind – Familie - Mobilität und dadurch das Auseinanderreißen der Familien. - Wertewandel: im Hinblick auf Religion, Sitte und Moral und dadurch auch Auswirkungen auf Lebensformen und Sexualität. - Die Autorität der Eltern ist gesunken, die Bedeutung der Peer-Groups nimmt zu, dadurch Rollenunsicherheit bei den Eltern. - Die Psychoanalyse als Strömung hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Erziehungsmethoden: hohe Bedeutung in den ersten 3 Jahren, Pädagogisierung hat auch Einfluss auf den Wertewandel, Kinder erhalten mehr Freiheit – Wandel der Rolle der Kinder. - Rolle der Frau : was bedeutet dies für die Männer? Frauen könne viel schneller weggehen, führt zur Verunsicherung bei den Männern, reagieren mit Aggressionen, Sucht und Gewalt. - Bedeutung des II Weltkrieges: Es fand nach dem Krieg ein starker Wechsel der Ideologien, führte dazu, dass man sich sehr auf die Familie konzentrierte. Folge: 68er Jahre: Revolution der Jugend. Durch den Wohlstand wollte man den Selbstwert stabilisieren. Jedoch waren viele Familienmitglieder durch den Krieg traumatisiert, dies hatte natürlich Auswirkungen auf die Familien. 1.2 Ansprüche an die heutige Familie bzw. „Glück“, Erholung, Spannungsausgleich, Erziehung etc. Die heutige Tendenz: Paarbeziehung sehr wichtig. Meistens wird aus Liebe geheiratet. Dadurch entsteht aber auch eine Belastung für die Ehe, weil die Erwartungen an das Glück, das durch Medien und Bücher vermittelt wird, sehr hoch sind. Die Ehe als Instanz kann jederzeit gelöst werden, viele Partner/Innen „spielen“ mit der Idee wegzugehen, dies führt zu Verunsicherungen. Der Zuwachs an Gefühlen führt zu erhöhten Krisen in der Familie. Es findet eine Überforderungen des Partners / Partnerin: durch folgende Erwartungen: Schutz, Selbstwerterhöhen, Frustration durch die Arbeitswelt. 1.3 Ökologische Übergänge: der Entwicklungsprozess der Familie- Anforderungen und Störanfälligkeiten. Hierzu habe ich nichts. Vielleicht siehe Punkt 1.1. 2. Theoretische Grundlagen der Familienbehandlung 2.1 Die Familientherapie als neues Paradigma Als Paradigma bezeichnet man gemeinhin ein wissenschaftliches Grunddenkmodell, eine Axiomatik, die die Grundlage für verschiedene Theorien bildet. Stierlin bezeichnet die Familientherapie als neues Paradigma. 2.2 Systemtheoretische Grundlagen Als Begründer der Systemtheorie gilt heute v. Bertalanffy. Die grundlegende Idee der Theorie ist, dass Gesetzesmäßigkeiten in verschiedenen Wissensgebieten zu finden seien, die sich glichen, wenn man ihre Strukturen beobachtete. Systemtheorie ist auch ein Versuch, umfassend die inneren Zusammenhänge der Natur zu beschreiben. Man unterscheidet zwischen: Mikro / Meso / Meta – Ebenen / Systemen: Mikrosystem: das engste Bezugsnetz (Familie), Mesosysteme: ein System von Mikrosystemen, bzw. Systemen, an denen eine Einzelperson noch zusätzlich direkt beteiligt ist, z. B. eine Schulklasse; Exosysteme (Metaebene): sind Systeme, an denen ein Mensch nicht direkt beteiligt ist, die aber Auswirkungen auf ihn haben können. Die Entwicklungen eines Menschen wird oft tiefgreifend von Ereignissen in Lebensbereichen beeinflusst, an denen er gar nicht beteiligt ist (Exosysteme). Die Auswirkung dieser Systeme auf den Einzelnen muss berücksichtigt werden. Siehe auch das Beispiel auf den Seiten 11-15. Lineare Sichtweise sind im systemischen Denken nicht möglich. In einer linearen Sichtweise wird das Verhalten eines Menschen gewissermaßen von anderen „gezündet“: das lineare Denken geht von Aktion und Reaktion, von Reiz und Echo, von Ursache und Wirkung aus. Systemisches Denken erfasst Ganzheiten und nicht Individuen. Es achtet auf die in diesen Ganzheiten geltenden Regeln und die in und zwischen ihnen bestehenden Wechselwirkungen. Das systemische Denken verlässt somit die Kategorien von Ursache – Wirkung (und damit Schuld) zugunsten einer zirkulären Sichtweise. Alles im System ist aufeinander in Wechselwirkung bezogen. Menschen sind keine isolierten Einzelwesen, und daher ist jede Handlung darauf zu befragen, welche Bedeutung sie für das System hat, in dem der Mensch lebt 2.2.1 Systeme und ihre Eigenschaften (Holismus, Regulierung, Zielorientierung, Homäostase, Kalibrierung, Hierarchie, Regeln, offene und geschlossene Systeme, Relativitätsprinzip). Verbundenheit der Elemente – Holismus (Holismus = Lehre, die alle Erscheinungen des Lebens aus einem ganzheitlichen Prinzip ableitet, das Ganze betreffend). Systeme sind Ganzheiten. Alles, was existiert, existiert in ganzheitlichen Zusammenhängen. Als System betrachtet, ist die Familie ein Ganzes, etwas qualitativ anderes als die Summe ihrer Teile, mit denen sie sich (und diese untereinander) in Wechselwirkung befindet: Jeder einzelne ist mit dem anderen verbunden, dass eine Änderung des einen automatisch eine Veränderung des gesamten Systems mit sich bringt. In diesem Zusammenhang könnten wir das Bild eines Mobiles als Beispiel anführen. Was bedeutet dies für die Soziale Arbeit? Es müssen Vermutungen aufgestellt werden, Besprechung mit der Familie: welche Veränderung können passiert sein?, Hinzuziehen anderer Theorien. Die Systemtheorie hilft zu begreifen, dass das Symptom eine bestimmte Aufgabe hat. Zielorientierung, Prozess Dieser Aspekt beschreibt das zielgerichtete Verhalten lebender Systeme. Nach v. Bertalanffy ist die „Zweckstrebigkeit“ kennzeichnend für das Verhalten des Menschen, bei dem das Ziel in Gedanken bereits vorhanden ist und das gegenwärtige Handeln bestimmt. Bezogen auf die Familie ist der Begriff Prozess am ehesten geeignet, diesen Aspekt abzubilden. Die Familie ist nicht statisch, sondern ständig im Prozess begriffen, es findet eine Veränderung durch die Zeit. Man unterscheidet zwei Arten von Prozessen: - Progressive Segregation: die zunehmende Desintegration des Systems bis zu dessen Zerfall (Auflösung, Zerfall, Veränderung) - Progressive Systematisierung: der zunehmende Fortschritt in Richtung Ganzheit (Systemerhaltung). Beide Prozesse können gleichzeitig in demselben System auftreten, und es kann für Familientherapeuten bedeutsam sein zu wissen, auf welchem Weg sich eine Familie befindet. So kann z. B. das Ziel eines 18jährigen sein, die Familie zu verlassen (Segregation), und das der Eltern, ihn zu halten (Systematisierung). Wenn auch die Eltern ihn gehen lassen, finden wir ein Stadium der Desintegration. Regulierung Hierunter ist zu verstehen, dass ein System auf dem Weg zu seinem Ziel selbstregulierende Prozesse durchführt. Hier sind zwei wesentliche Kräfte angesprochen, die man nennt: Morphostatisch Kräfte, die den Status quo erhalten Dialektisches Verhälntis Morphogenetisch Kräfte, die auf Veränderung drängen Beide Tendenzen sind notwendig. Die morphostatischen, um den Bestand des Systems zu erhalten, um Konstanz in einer sich wandelnden Umwelt zu bieten: die morphogenetischen erreichen Entwicklung, Veränderung und Bewegung und damit auch wiederum Anpassung an die gewandelt Umwelt. Zuviel morphostatischen Kräfte: Gefahr z. B. in der Jugendphase Zuviel morphogenetische Kräfte: Gefahr für die Sicherheit Beides muss es geben, um ein Gleichgewicht zu erhalten. Für das Verständnis dieser beiden Begriffe ist der Begriff „feedback“ bedeutsam. Hierbei wird zwischen positiven und negativen Feedbackprozessen unterschieden: - Positive Rückkopplungsprozesse ermöglichen Veränderungen des Systems. Ein Beispiel ist die Familie, in der ein vermehrtes Zuspätkommen des Kindes aufgegriffen wird und in einem Gespräch eine Veränderung der Ausgehzeiten vereinbart wird. Negative Rückkopplungsprozesse zielen auf Stabilität. Die eingehende Information wird verwendet, um Abweichungen zu korrigieren (in unserem Beispiel würde das Zuspätkommen des Kindes durch drastische Strafen unterbunden, eine Anpassung der Familie an den Entwicklungsstand der Adoleszenz fände nicht statt). So führen positive Rückkopplungsprozesse zu Ungleichgewichtszuständen, negative zu Rigidisierung. Ein Gleichgewicht beider Prozesse ist für das sog. „homöostatische Plaetau“ erforderlich. - Homöostase (Gleichgewicht) Ein lebendes System ist ständig im Fluss, ständig im Übergang. Homöostase lässt sich mit Gleichgewicht übersetzen, ein Zustand, den jedes System anstrebt, jedoch nur kurze Zeit halten kann, weshalb v. Bertalanffy auch den Begriff des Fließgleichgewichts vorschlägt. In einer Familie mit einem funktionalen „homöostatischen Plaetau“ finden wir ein harmonisches Wechselspiel zwischen Gleichgewicht und Ungleichgewicht. Veränderung ist akzeptiert, Konflikte werden als Chance angesehen. Eine solche Familie ist also in der Lage, sich auf Ungleichgewichtszustände einzulassen, wie z. B. eine Modifizierung der Ausgehzeiten. Eine rigide Familie kann dagegen oft nur über Symptombildung ihre Homöostase aufrechterhalten. Werden Konflikte immer als Chance angesehen? Es gibt eher die Tendenz zur Vermeidung von Konflikten, um das System zu erhalten. Kinder (z. B. Scheidung) werden oft zu Symptomträgern, um das System zu erhalten. Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang das Symptom für die ganze Familie? Welche Funktion erfüllt es? Welche Vorteile hat eine Nicht-Veränderung? Was wird vermieden? Kriege ich vielleicht Doppelbotschaften? Kalibrierung, Stufenfunktion Ein weiterer wesentlicher Aspekt systemischer Sichtweise ist das Phänomen diskontinuierlicher Sprünge. Entwicklung vollzieht sich – systemtheoretisch gesehen – nicht linear, sondern in Stufen. Kurz vor der Veränderung gibt es eine kurze Pause (vergleichbar mit Gangschaltung); Kalibrierung meint: Höherschaltung, neu organisieren, sich einstellen. Welche Entwicklungsphase durchläuft eine Familie? Intrafamiliäre Entwicklungsprozesse (Geburt von Kindern, Pubertät, Altern, Reife) und außerfamiliäre (Schule, Militärdienst, Ablösung der Kinder, Arbeitslosigkeit, usw.) stellen eine ständige Herausforderung an die Familien, sich neu zu kalibrieren. Nicht selten entstehen Symptome genau an diesen ökologischen Übergängen. Hierarchie Systeme sind zerlegbar in Subsysteme, auch Untersysteme genannt, die ebenfalls für sich als ein System zu betrachten sind. Die Familie (System) kann aus Unter- und Übersystemen bestehen (Eheliches- Subsystem, oder geschwisterliches Subsystem). Auch die Meso- und Makroebene muss berücksichtigt werden. Regeln (Redundanzen: sich wiederholende Infos) Mit Regeln sind die Wege genannt, mit denen sich ein System in der Balance hält, mit denen es den Fluss von Gleichgewicht und Ungleichgewicht steuert. Sie sind den Familien nicht immer bewusst. Formal: Regeln regeln die Beziehungen der Objekte zueinander. Wir unterscheiden: - Offene (explizite) Regeln: sind nicht direkt leiderzeugend (z. B. Tischsitten) - Verdeckte (implizite) Regeln: die Tabus, die die offenen auch heimlich verändern können: „Bei uns darf es keine Unstimmigkeiten geben“, wir können über alles reden“ – dieser expliziten Regel der Familie kann die implizierte Regel: „Bei uns darf es keine Unstimmigkeiten geben“ unterliegen. - Funktionale Regeln: „Keiner darf sich von anderem trennen“ ist für ein Baby und seine Mutter sinnvoll - Dysfunktionale Regeln: zwanzig Jahre später kann diese für beide dysfunktional sein. Paare übernehmen auch Regeln aus der Herkunftsfamilie, müssen dann diese mit dem jeweiligen Partner in Einklang bringen. Offene und geschlossene Systeme Dieser Begriff aus der Systemtheorie wird eher allegorisch auf Familiensysteme übertragen, denn in der Systemtheorie werden lebende Systeme immer als offen, also im Austausch mit ihrer Umgebung befindlich betrachtet, im Gegensatz zu Maschinen, die keine Informationen mit ihrer Umwelt austauschen. In der familientherapeutischen Praxis hat sich aber eingebürgert, ein System als „geschlossen“ zu bezeichnen, das sich in hohem Maße von seiner Umwelt abschließt, vor allem was die Informationsgrenzen betrifft. Für psychologische Fragestellungen ist die Informationsgrenze bedeutsam. Die Art, wie mit Information, vor allem über persönliche, intime und emotionale Inhalte umgegangen wird, ist ein Indikator für den relativen Grad der Geschlossenheit des Systems. Dennoch kann es nie wirklich gänzlich geschlossen sein, da kein lebendes System überleben könnte, wenn überhaupt kein Energietransfer oder Informationstransfer möglich wäre. In der Familientherapie ist mit dem Begriff „geschlossen“ daher immer das „restringierte“ (=eingeschränkte) Familiensystem gemeint. Wenn ein System zu offen ist, kann die Familie sich nicht halten. Keine Geborgenheit, Schutz, Beziehungsoberflächlichkeit, Weltoffenheit, rastlos, unterkühlt. Bleiben Informationen innen oder dringen sie nach außen? Missbrauchsfamilien neigen zu Geschlossenheit. Relativitätsprinzip Systemisches Denken findet Realität nicht in der Substanz, sondern in der Relation. Diese Erkenntnis hat weitreichende Konsequenzen. Es gibt demnach in sozialen Systemen keine Realität an sich, sondern nur in Relation auf die Beobachtung eines bestimmten Beobachters, z. B. des Therapeuten. Konkret: der Therapeut ist vom ersten Moment des Kontaktes an ein Teil des Systems. Er sieht nie die Familie, sondern immer die Familie plus Therapeuten, und die von ihm wahrgenommene Realität ist relativ auf ihn. Es gibt so viele Realitäten wie Beobachter. Zusammenfassung: Systemisches Denken erfasst Ganzheiten und nicht Individuen. Es achtet auf die in diesen Ganzheiten geltenden Regeln und die in und zwischen ihnen bestehenden Wechselwirkungen. Das systemische Denken verlässt somit die Kategorien von Ursache – Wirkung (und damit Schuld) zugunsten einer zirkulären Sichtweise. Alles im System ist aufeinander in Wechselwirkung bezogen. Menschen sind keine isolierten Einzelwesen, und daher ist jede Handlung darauf zu befragen, welche Bedeutung sie für das System hat, in dem der Mensch lebt. 2.3 Kommunikationstheoretische Grundlagen 2.3.1 Die metakommunikativen Axiome von Watzlawick Man kann nicht nicht kommunizieren Das erste der insgesamt 5 Axiome befasst sich mit der Unmöglichkeit, nicht kommunizieren zu können. Jedes menschliche Verhalten hat Mitteilungscharakter, auch Schweigen und absichtliches Nichthandeln. Jede Form der Verneinung oder Vermeidung von Kommunikation ist bereits selbst eine Mitteilung (Lexikon der Sozialen Arbeit, S. 565). Jedes menschliche Verhalten hat einen Mitteilungseffekt, auch z. B. Schweigen oder keine Reaktion zeigen. Der Mensch kommuniziert durch die Gesamtheit seines Phänotyps: - Geruchssignale (olfaktorische Kommunikation) - Berührungssignale (taktile K.) - Hörbare Signale (akustische K.) - Sichtbare Signale (visuelle K), Gestik, Mimik, Proxemik (=Bewegung zueinander). - Künstliche Signale (Kleidung, Flaggen) Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, letzterer bestimmt den ersteren und ist daher eine Metakommunikation Neben der reinen Information wird immer auch vermittelt, wie der Sender seine Beziehung zum Empfänger sieht. Der Beziehungsaspekt bestimmt den Sachaspekt, d.h. durch ihn weiß der Empfänger, wie die Botschaft aufzufassen ist. Im zweiten Axiom wird ausgesagt, dass jede Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt hat, und zwar derart, dass letzterer den ersten bestimmt. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass mit jeder Mitteilung inhaltlicher Art gleichzeitig eine Stellungnahme (Bewertung) darüber abgegeben wird und (siehe Axiom 1) abgegeben werden muss, wie der Sender die Beziehung zwischen sich und dem Empfänger sieht (z.B. „Nehmen Sie doch bitte Platz“ oder „Hinsetzen“). Der Beziehungsaspekt verhält sich zum Inhaltsaspekt metakommunikativ, d.h., er liefert dem Empfänger den Hinweis, wie die Mitteilung aufzufassen ist. Dies geschieht durch Stimmlage, Mimik, Körperhaltung usw. Der Inhaltsaspekt verliert um so mehr an Bedeutung, je stärker die Beziehung zwischen den beteiligten Personen gestört ist. Dies gilt für eheliche Konflikte genauso wie für wissenschaftliche und politische Diskussionen (Lexikon der Sozialen Arbeit, S. 565). Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt. Kommunikation ist kreisförmig, d.h. dass jedes Verhalten sowohl Ursache als auch Wirkung ist (zirkuläre Kausalität) Das dritte Axiom beinhaltet, dass die Art der Beziehung von der Interpunktion der Ereignisfolgen durch die Kommunikationspartnern abhängig ist. Den Hintergrund dieses Axioms bildet die Tatsache, dass wir in jeder Sekunde Tausende von Sinneseindrücken zu verarbeiten haben und – um überleben zu können – diese unablässige Folge von Eindrücken nach Wesentlichem und Unwesentlichem zergliedern (interpunktieren) müssen. Watzlawick u.a. vermuten, dass als Ergebnis dieser Interpunktion das resultiert, was jeder für sich als „die Wirklichkeit“ ansieht. Das hat enorm weitreichende Bedeutung: werden die Zergliederungen einer Ereigniskette von den Kommunikationspartnern nicht in derselben oder ähnlicher Weise vorgenommen, führt das zu widersprüchlichen Annahmen darüber, was als Ursache und was als Wirkung eines Konfliktes anzusehen ist. (Z. B. Ehemann: „Ich meide Dich, weil du nörgelst“; Ehefrau: „Ich nörgele, weil du mich meidest“). Da – wie bereits ausgeführt – Kreisförmigkeit eine weitere fundamentale Eigenschaft menschlicher K. ist, ist der Konflikt auf dieser Ebene überhaupt nicht entscheidbar (Lexikon der sozialen Arbeit, S. 565). Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten Das vierte Axiom benennt digitale und analoge Ausdrucksformen als die zwei Sprachen, deren sich menschliche K. bedient. Digitale K. ist das, was wir unter geschriebener Sprache verstehen, während analoge K. alle anderen Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen (also Stimmqualität, Tonfall, Sprechweise, Blickaustausch, Mimik, Gestik, Körperbewegungen, usw.) Die beiden „Sprachen“ haben unterschiedliche Eigenschaften: digitale K. macht eindeutige und präzise Mitteilungen möglich, analoge K. ist prinzipiell mehrdeutig und muss unter Berücksichtigung der Gesamtzusammenhanges der Situation entschlüsselt werden. (Lexikon der sozialen Arbeit, S. 565). Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht Im Falle symmetrischer Interaktion ist das Verhalten „spiegelbildlich“ – egal ob es sich um Stärke oder Schwäche, Härte oder Güte handelt, es ist eine Art Rivalisieren, bei der A „deswegen“ zu einem bestimmten Verhalten veranlasst wird, „weil“ B eben dieses Verhalten an den Tag legte, B dann mehr desselben tut, weil A es tat, usw. (siehe auch Zeichnung auf Seite 34). Das komplementäre Muster beruht auf der Annahme und Anerkennung von Verschiedenheit. Komplementäre Interaktionen basieren auf sich gegenseitig ergänzenden Unterschiedlichkeiten. Beide Muster sind weder gut noch schlecht. Entscheidend ist die Frage, wie festgefahren und rigide zwei Menschen nur noch ein Muster in ihrer Interaktion zulassen – oder ein freies Wechselspiel zwischen beiden Arten erlauben können. 2.3.2 Kongruente und inkongruente Kommunikation; Metakommunikation; geeichte Kommunikation Sprache sagt etwas anderes als Mimik, Gestik oder Verhalten = Dialoge und digitale Kommunikation. Diese Begriffe sind im Zusammenhang mit den Axiomen bedeutsam: Wenn ein Mensch sich im Konflikt befindet und diesen Konflikt nicht offen auszudrücken wagt, so vermittelt er diesen Konflikt auch in seiner Kommunikation. Kongruent kommuniziert derjenige, der auf allen Kanälen in sich stimmige Botschaften vermittelt. 2.3.3 Die „Anatomie“ einer Nachricht“ Menschliche Interaktion zeichnet sich dadurch aus, dass sie weitgehend durch Zeichensysteme vollzogen wird, nämlich Sprache. Mittels ihrer können wir komplexe Sachverhalte übermitteln. SCHULZ VON THUN beschreibt die 4 Aspekte einer Botschaft (hatten wir auch in Sozialpsychologie): eine Botschaft hat 4 Bedeutsame Aspekte: 1.) Vermittlung von Sachinhalten (nicht von Gefühlen): die Sache steht im Vordergrund. Worüber will ich eine Person informieren? Für den Empfänger bedeutet das, wie ist diese Information zu verstehen? 2.) Beziehungsaspekt: es geht um Signale, wie die Beziehung zum Empfänger ausdrücken. Der Sender drückt aus, was er für die Person empfindet, was bedeutet es für den Empfänger? Manchmal sollte es Ziel sein, die sachliche und die Beziehungsebene voneinander zu trennen. Im Konflikt z.B. weg von der Beziehungsebene zur sachlichen Ebene. 3.) Appellaspekt: er steht zw. der Nachricht und dem Empfänger. Dadurch will man einen Einfluss auf den Empfänger nehmen. Für den Empfänger bedeutet das, wo will er mich hin haben, was will er von mir? Oft liegt ein moralischer Appell in der Formulierung. 4.) Selbstoffenbarung: der Sender enthüllt oft unfreiwillig etwas über sich selbst, durch seine Äußerung. Diese Aspekte gelten sowohl für S. als auch für E. Kommunikation kann dadurch erschwert werden, dass sich die einzelnen Ebenen kreuzen. So kann E. z. B. auf dem „Appellohr“ besonders gut hören und vorzugsweise auf den Appellaspekte reagieren, auch bei sachlich gemeinten Aussagen. 3. Überblick über die verschiedenen Schule der Familientherapie - Von der Psychoanalyse herkommende Familientherapie: Stierlin, Richter, Wynne, Bowen u.a. Strukturelle Familientherapie: Minuchin, Haley, Guntern - - Kurztherapien paradoxer Ausprägung, systemische Familientherapie: Selvini-Palazzoli – „Mailänder Schule“, hierunter lassen sich auch die Ansätze von Watzlawick, Fisch u.a. subsumieren. Entwicklungsorientierte, erlebnisorientierte, integrative Familientherapie: Satir, Jackson, Kempler, u.a. Andere, z. B. verhaltenstherapeutische: Mandel, kognitive: Russel, individualpsychologische: Ackerknecht. 3.1 Die historische Entwicklung der Familientherapie Soviel ich weiß, haben wir dies nicht besprochen. 3.2 Videodemonstration: Die Arbeit von Therapeuten aus verschiedenen Schule mit einer Familie (Adolfi, V. Satir, Boscolo u. Cecchin). Film angeschaut. 4. Zwei Konzepte der Familientherapie 4.1 Grundlagen des wachstumsorientierten Ansatzes / V. Satir Die zentralen Themen bei V. Satir sind: - Entwicklung und Veränderung - Coping - Familienregeln - Selbstwertgefühl - Kommunikation V. Satir gehört zu den Vertreter der Humanistischen Psychologie. Ein kurzer Überblick über die psychologischen Schulen: Psychoanalyse Behaviorismus Humanistische Psychologie Vertreter: Freud, Jung, Adler, Vertreter: Skinner u.a. Vertreter: Roger (GesprächstheReich: sie stellen den Körper, : Reiz-Reaktion rapie), Satir: das Gute im MenSexualität in den Mittelpunkt schen, positives Menschenbild, das Hier u. Jetzt Prinzip V. Satir ist Mutter der Familientherapie: - 1916 geb. in Amerika - hat deutsche Wurzeln - studiert SA - 1951: Analyse durchgeführt - private Praxis aufgemacht (ohne Therapieausbildung), macht die Erfahrung: - Familie hat eine zentrale Bedeutung - Lehre der Familientherapie - 1959: Institut gegründet: das Mental Research Institut in Palo Alto - 1 therapeutische Ausbildung durchgeführt - Esalem Institut, Big Sar: 1964-1968 gelehrt - Internationale Fortbildung durchgeführt. 4.1.1 Das Welt- und Menschenbild von V. Satir siehe auch die zwei Blätter, die wir am 28.06.2001 bekommen haben: Menschenbild und Ziele von V. Satir und Familientherapie in Aktion; Zusammenfassung des Menschenbildes: - Sie hat eine grundsätzlich positive Sicht des Menschen, die Symptome werden als eine Copingstrategie (Bewältigungsstrategie) betrachtet und nicht als Krankheit. - Krankes, verrücktes, dummes, schlechtes Verhalten ist für sie ein Versuch seitens des gekränkten Menschen Hilfe zu rufen. - Die Menschen sind nicht immer in der Lage sich und die anderen zu verstehen und zu kontrollieren. Gedanken und Gefühle sind miteinander verbunden, der Mensch kann sich durch seine kognitiven Leistungen befreien, er kann lernen. In diesen Grundannahmen finden wir eine Brücke zur kognitiven Verhaltenstherapie und auch zur rationalemotiven Therapie, nämlich die Betonung der Eigenverantwortung eines jeden Menschen für seine Gedanken und damit für seine Gefühle. 4.1.2 Therapieziele Therapieziele nach V. Satir sind: - Eigenschaften entwickeln, die zu einem reicheren, menschlichen Leben beitragen und Menschen bei den notwendigen Veränderungen helfen die Erweiterung der in jedem liegenden Möglichkeiten, sich auf Lebendigkeiten und Verwirklichung seines Menschenseins hin zu entwickeln die Bedürfnisse jedes einzelnen Familienmitglieds nach unabhängigen Wachstum ihrerseits und die Einheit des Familiensystems anderseits zu integrieren. Das Aufzeigen neuer Möglichkeiten, Situationen zu betrachten und mit ihnen umzugehen Die Stärkung und Erweiterung der Bewältigungsfähigkeiten der einzelnen Familienmitglieder Erklärung von Ereignissen Den Klienten bewusst machen, dass sie die Fähigkeit haben zu wählen. 4.1.3 Systemdiagnose: Selbstwert und Kommunikationshaltungen (versöhnlich, anklagend, intellektualisierend, ablenkend), Familienregeln, Familienanamnese Systemdiagnose und Intervention spiegeln im Satirischen Ansatz der Familientherapie die Tatsache wider, dass die Familie ein System ist, d.h. jeder Teil steht so zu den anderen in Beziehung, dass eine Veränderung beim einen eine Veränderung aller bewirkt. Selbstwert: Für Satir ist ein positiver Selbstwert die Grundlage für die psychische Gesundheit des Individuums und der Familie. Ein Mensch mit hohem Selbstwert achtet alle Aspekte des Lebens und dies befähigt ihn, seine Energie für sich selbst und für andere positiv einzusetzen. Um den Selbstwert der einzelnen Familienmitglieder zu erkunden, muss der Therapeut seine visuelle Beobachtungsfähigkeit einsetzen, um festzustellen, wie sich die einzelnen Familienmitglieder darstellen und wie sie non-verbal kommunizieren. Wie lässt sich das Selbstwertgefühl steigern? Durch: Komplimente, Veränderungen, positive Stärken betonen, ein Buch mit Komplimenten schreiben, durch Visualisierung greifbar machen. Wir erreichen Selbstwertsteigerung durch Fremdlob und Selbstlob. Beide Seiten sind notwendig, nur Fremdlob reicht allerdings nicht aus. Negative Einstellungen (ich kann nicht mich selbst loben) müssen überwunden werden. Affirmationen: Aussagen, Bekräftigungen, z. B. „ich schaffe es“, dadurch innere Umstrukturierung. Kleine Rituale durchführen (Schulter-Klopfen), „das habe ich gut gemacht“, den Klienten auffordern, etwas in Richtung Selbstwertgefühl zu unternehmen (Hausaufgaben). Kommunikationshaltungen: Erste Kommunikationsform: Versöhnlich, besänftigend Worte: zustimmend („Was immer du willst, ist in Ordnung; entscheide du“), entschuldigend, wohlwollend, nie fordernd. Stimme: leise, weinerlich, vorsichtig, gedrückt. Auftreten: eher vorsichtig und leise bis zaghaft, rücksichtsvoll Körper: Schultern nach vorn gebeugt, im Sitzen eine Hand offen im Schoß, wenig Atmung. Syntax: häufiger Gebrauch von Einschränkungen: wenn, nur, ganz, gerade und häufige Verwendung des Konjunktivs: könnte, würde usw. Häufige Störung durch Gedankenlesen. Selbsterleben: Hilflosigkeit, Wertlosigkeit, oft auch das Ausgeliefert- und Beladenseins. Sie versucht sich nützlich zu fühlen, indem sie für andere etwas tut und für sie lebt. Ohne einen anderen fühlt sie sich als Nichts, daher fürchtet sie sich ständig, dem anderen lästig zu sein, ihm im Wege zu stehen. Sucht ständig die eigene Schuld, Angst vor Emotionen. Siehe im Buch, S. 68 die Zeichnung: das Selbst ist durchgestrichen. Kontext und Andere wichtig! Was passiert beim Empfänger? Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Empfänger von Mitteilungen, die er in der versöhnlichen Art der Kommunikation bekommt: sich schuldig fühlt, Mitleid bekommt, helfen möchte, schützen möchte ODER sehr ärgerlich wird, fordernd reagiert, Verachtung ausdrückt. Therapeutische Interventionen: 1). Schrittweise Arbeit mit Ärger und 2). Langsam Ressentiments herausheben: zu 1: Ärger erkennen, wahrzunehmen: Fragen stellen: „Könnte es sein, dass Sie ärgerlich waren?“, andere Beispiele finden, Brücken bauen: „Sind Sie manchmal auch in dieser Position...“; Konfrontative Techniken (hier aber vorsichtig sein, eher Ausnahmen); zu 2: Ressentiments (Vorbehalte); ähnlich wie Ärger, den Vorbehalt nutzen. Langsam und schrittweise! Geschichten über sich erzählen und dann: „ich spüre einen deutlichen Ärger“, (erlernte Hilflosigkeit ist hier auch ein Stichwort). Selbstwertgefühl stärken! Stärken hervorheben, Komplimente machen und dadurch erreichen, dass die Klientin sich positiv bewertet, Hausaufgaben aufgebe: Ich bin gut in...; Nein-Sagen: Aggressionsbereitschaft wecken; Übung leichte Sachen: z. B. Hörer für Sec. weglegen, Sätze vorsagen: „Ich habe keine Lust, es macht mich ärgerlich..“ Symptomverschreibung: man verschreibt dem Klienten das Verhalten, was man verändern möchte = paradoxe Intervention, Ziel ist es Aggressionen bei der versöhnlichen Person zu wecken. Zweite Kommunikationsform: anklagend, fordernd Bei der Zeichnung auf der Seite 70 sind die Anderen durchgestrichen. Worte: nicht zustimmend, („Du machst nie etwas richtig“), fordernd, diktatorisch, überlegen, beschuldigend, ablehnend, unterbrechend. Syntax: häufig Verallgemeinerungen: jeder, alle, nie, keiner, jedes Mal, immer, du. Verwendung von negativen Fragen: Warum tun Sie es nicht?, Wie kommt es, dass Sie...,“ Zeitliche und situative Zusammenhänge sind oft inkorrekt wiedergegeben oder verbunden. Stimme: laut, oft schrill, hart, fest. Auftreten: beschuldigend ausgestreckter Finger, nach vorn gebeugt usw. Körper und Atmung: in kleinen engen Zügen oder ganz angehalten. Selbsterleben: im Vordergrund steht der ungeduldige Wunsch, sich und seine Meinung anerkannt zu bekommen. Je mehr Ärger, desto mehr Verlangen. Ständiges Warten darauf, angegriffen zu werden und zu unterliegen. Die Person fühlt sich nicht gehört, völlig unverstanden, ungerecht behandelt, wertlos, erfolglos, einsam und erlebt tiefen Schmerz. Das alles verstärkt ihr eigenes tiefes Misstrauen, gleichzeitig fürchtet sie nichts so sehr wie das Erkennen ihrer Schwäche. Angriff ist die beste Verteidigung. Gefühle des Therapeuten: wenn Distanz zum System verloren: Aggressionen, extreme Spannungen, laute Stimme, Gefühl von Machtkampf, Ärger und Hilflosigkeit. Reaktion des Empfängers: Angst, Furcht, Rückzug, Schuldgefühle, Bitten, Flehen, ODER Ärger, Wut, Kälte, sachliche Erläuterung. Therapeutisches Vorgehen: Eigene Grenzen setzen, Ich-Botschaften (z. B. mich verletzt das, oder ich fühle mich..) Wenn jemand immer nur anklagend ist, muss lernen Ich-Botschaften auszusenden und Wünsche zu äußern. Klare Regeln einführen: kein DU, kein ABER, keine Verallgemeinerungen. Destruktive Abläufe unterbrechen, unterbinden (in die Parteilichkeit eingehen, dann aber wechseln, z. B. die Partei für die Tochter einnehmen, STOP – Zeichen eingeben, unterbrechen, eine Frage stellen) . Negatives in Positives übersetzen; Empathie, auf Zuhören achten, wechselseitiges Zuhören in Gang bringen (wir versuchen zu signalisieren, dass wir verstanden haben: z. B. „Frau Mayer, bitte fassen Sie zusammen, was ihr Mann gesagt hat, oder die Frage an den Anklagenden stellen: „Wie mag es Ihrer Tochter dabei gehen, wenn...“). Je nach Bedarf Körperkontakt und Distanz schaffen. Von eigenen Gefühlen sprechen, schnell und energisch reagieren. Anklage in Bedürfnis übersetzen. Dritte Kommunikationsform: Intellektualisierend, rationalisierend Bei der Zeichnung auf der Seite 72 sind die Anderen und das Selbst durchgestrichen. Worte: vernünftig, erklärend, begründend, rechtfertigend, es geht um die Unterscheidung von richtig und falsch. Syntax: Tilgung der Darstellung von Erlebnisinhalten, d.h. es entfällt oft das Subjekt der aktiven Verben – z. B. „kann gesehen werden“ statt „ich sehe“ oder „Es ist störend“ statt „es stört mich“. Überhaupt oft: man, es Leute – Verallgemeinerungen, Nominalisierungen. Stimme: oft monoton Körper: unbewegt, gespannt Selbsterleben: Angst vor Erregung und Gefühlen, damit verbunden große Angst vor Verlust der Kontrolle und Ausgeliefertsein. Reaktion des Empfängers: fühlt sich gelangweilt, erlebt nichts und verzieht sich, lenkt ab, um Leben und Unruhe zu stiften, beginnt, ebenfalls Vorträge zu halten, fühlt sich klein und dumm, bewundert und verehrt den Sender, erlebt sich nicht beachtet und macht Vorwürfe. Therapeutische Interventionen: sehr langsam, auf Nuancen achten, auf non-verbalen Ausdruck, Therapeut muss seine Sprache an die des Gegenübers angleichen, denn wenn er zu schnell in die Nähe von Gefühlen kommt, wächst die Bedrohtheit des Gegenübers. Wichtig hier: sehr viel Anerkennung geben und nonverbalen Ausdruck fördern (Skulptur). Vierte Kommunikationsform: ablenkend, ausweichend, irrelevant Auf der Zeichnung auf S. 74 ist der Kontext, die Anderen und auch das Selbst ausgeblendet. Worte: ohne Beziehung, Clownerien, ausweichend, häufiger Thema- u. Akzentwechsel, im Extrem: Worte ergeben keinen Sinn, Vermeidung alles Konkreten, irritierend. Syntax: rascher Wechsel zwischen den drei ersten syntaktischen Formen, selten direkte Bezugnahme auf das vom Therapeuten Gesagte. Körper: Eckig und in verschiedenen Richtungen weisend (häufig Kinder, die als „minimale zerebrale Dysfunktion“ etikettiert worden sind), farbig, auffällig, interessante Aufmachung usw. Selbsterleben: Sehnsucht nach Kontakt und gleichzeitig große Angst davor, Erleben von Einsamkeit und Sinnlosigkeit, extreme Angst vor Gefühlen, Orientierungslosigkeit, Einziges Ziel: den anderen abzulenken. Empfängerreaktion: Entspannung, Lachen, Freude, Spaß (am Anfang), genießen den Kontakt. Später: zurückhaltender Bewunderung, Rückzug, Befremden, Angst. Negative Formen: Irritation, Ängstlichkeit, Ablehnung, die Tendenz sich zu entfernen. Therapeutische Interventionen: leiten, vollständige Transaktion herzustellen helfen, Focussieren, zu Ende bringen, abschließen, klar bleiben. Wo möglich, körperlichen Kontakt aufnehmen. 4.1.4 Interventionen bei verschiedenen Kommunikationshaltungen siehe jeweils bei Kommunikationsform. 4.1.5 Ablauf der Behandlung: Drei Stufen des Selbstwertprozessmodelles Siehe Unterlagen: Das Selbstwertprozessmodell und die Persönlichkeit des Familientherapeuten vom 23.11.2001. 4.1.6 Spezielle Interventionstechniken (die Skulptur und ihre unterschiedlichen Variationsmöglichkeiten, wie z. B. Familienaufstellung und Familienrekonstruktion-, Arbeit mit Metaphern, Refraiming, Humor, Berührung). Siehe Referat von Sabine Masur und Stefanie Schmalz vom 02.11.2001 sowie die drei Blätter von Frau Heinen: Skulptur. Zusammenfassung: Metaphern: sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in eine anderen übertragen wird, ohne dass ein direkter Vergleich zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem vorliegt; bildhafte Übertragung: z. B.: das Haupt einer Familie Refraiming: Umdeuten, in einen anderen Rahmen setzen. Humor: wichtiger Bestandteil, hilft Kontakt herzustellen, schafft eine entspannte Atmosphäre. Berührung: wichtige Technik Satir, gibt am Anfang die Hand, beachtet jedoch die Grenzen. Skulptur: eine der wesentlichen Techniken, ist eine symbolische Darstellung von Familienbeziehungen. Siehe hier die Unterlagen von Frau Heinen. 4.2 Grundlagen der strukturellen Familientherapie / Minuchin Der Begriff strukturelle Familientherapie wurde von S. Minuchin geprägt und ist am stärksten mit seinem Namen verbunden. Das Vorgehen S. Minuchins ist direktiv und – wie der Name schon sagt – an der Struktur ausgerichtet. Die Gesamtheit der Familie ist etwas anderes als die einzelnen, sie ist eine Struktur. Die Realität dieser Struktur ist eine andere als die Realität der individuellen Mitglieder. Diese Struktur ist dem Beobachter nicht unmittelbar zugänglich, sondern wird vom Therapeuten erschlossen in einem ständigen Prozess des Hypothesenaufstellens – u. -Überprüfens. 4.2.1 Biographischer Hintergrund von S. Minuchin Siehe Referat von Frauke: „Das Modell der Familie von S. Minuchin“ 4.2.2 Die Familie aus struktureller Sicht: Matrix der Identität, Subsysteme, Grenzen, funktionale und dysfunktionale Transaktionsmuster, verstrickte und losgelöste Familien, Triangulation Siehe Referat von Frauke: „Das Modell der Familie von S. Minuchin“ Meine Aufzeichnungen: Matrix der Identität: Im strukturellen Modell hat die Familie vor allem die Funktion, die Mitglieder zu schützen und zu unterstützen in einer Gesellschaft, die extrem hohe Anforderungen an die Flexibilität und Wandlungsfähigkeit ihrer Mitglieder stellt. Sie vermittelt ihren Angehörigen Identität (Minuchin nennt sie Matrix der Identität) und zwar über das Gleichgewicht der Empfindungen: das Erleben von Zugehörigkeit und das Erleben von Getrenntsein. Diese beiden Empfindungen können erfasst werden mit dem Konzept der Grenze: Verstickung, Fusion Klarheit Isolierung ......................................................_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _________________________ diffuse Grenzen verwischte Grenzen, Autonomie des einzelnen ist beeinträchtigt. klare Grenzen flexible Grenzen. Die Mitglieder der Subsysteme Starre Grenzen rigide, undurchlässige Grenzen; Loyalität und Zugehö- Beschneidung von kognitivaffektiven Fähigkeiten. Größte Angst: Trennung. Mangelnde Differenzierung der Subsysteme vollziehen ihre Funktionen ohne unzulässige Mischung von außen. Kontakt mit den Mitgliedern anderer Subsysteme möglich. rigkeitsgefühl schlecht ausgeprägt; keine Möglichkeit, um Hilfe zu bitten. Größte Angst: Nähe. Die Klarheit der Grenzen bildet nach Minuchin einen Indikator für das Funktionieren einer Familie. Im Spannungsfeld zwischen Zugehörigkeit und Trennung lassen sich nun unendlich viele Möglichkeiten für unausgeglichene Zustände finden. Die Extreme sind: die verstrickten und losgelösten Familien: Verstrickte Familien: diffuse Grenzen innen, starre Grenzen nach außen, welche Familien betroffen? Suchtfamilien, Gewaltfamilien, oder bei sexuellen Missbrauch. Losgelöste Familien: starre Grenzen innen, diffuse nach außen; die größte Angst ist die Nähe, leben nebeneinander her, wenig Kontakt, wenig Schutz: Folge: Beziehungslosigkeit, Distanz. Welche Familien sind eher betroffen: Fälle von Vernachlässigung, Verwahrlosung. Aufgabe des Therapeuten: FÜR KLARE GRENZEN ZU SORGEN. Subsysteme: Die Familie vollzieht ihre Funktionen über die Subsysteme, die auf der Grundlage von Generation, Geschlecht, Interessen oder Funktionen gebildet werden (elterliches, eheliches, Geschwistersubsystem). Subsysteme brauchen deutliche Grenzen, um der Familie ein angemessenes Funktionieren zu ermöglichen. Der Begriff der Grenze ist für den strukturellen Ansatz sehr zentral. Wir können drei Arten von Grenzen der personalen Subsysteme als auch die Grenzen der Subsysteme untereinander und die Grenzen der Familie nach außen zu betrachten: Flexible, klare Grenze: - - - - - - - - - - - - Rigide, undurchlässige Grenze: ______________ Diffuse, verwischte Grenze: .............................. Die Klarheit der Grenzen ist abhängig vom Alter des Kindes (Kleinkind anders als Teenager), vom Gesundheitszustand der Familienmitglieder. Rollenumkehr: wenn ein Kind in das elterliche Subsystem reingeholt wird (z. B. übernimmt Aufgaben der Eltern: Beaufsichtigung jüngerer Geschwister: Elternkind; Papa abwesend, Sohn übernimmt seinen Platz). Zum Thema Triangulation (oder Pathologische Dreiecksbildung) siehe Unterlagen von Frau Heinen (3 Seiten); Zusammenfassung: Mit dem Begriff Triangulation wird ein Prozess beschieben, in dem ein Kind ein signifikante Funktion für Spannungen in einem anderen Subsystem, meist dem elterlichen erhält. Das andere Subsystem, und mit ihm die ganze Familie, erhält seine relative Stabilität über den „Sündenbock“, über eine „Umleitung des Konflikts“. Für dieses Phänomen werden unterschiedliche Bezeichnungen gebraucht: Triangulation, Perverse Dreiecke, Destruktive Triaden oder rigide Triadenbildung: Haley beschreibt diese Phänomen wohl am ausführlichsten. Er spricht von „Perversen Dreiecken“, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind: - Die Personen im Dreieck sind nicht gleichgestellt, sondern eine Person ist aus einer anderen Generation als die beiden anderen. - Eine Person aus einer Generation bildet eine Koalition mit einer Person aus einer anderen Generation gegen eine gleichrangige Person. - Bei Beanstandung von koalierendem Verhalten wird dieses ( durch metakommunkatives Verhalten) geleugnet. Charakteristisch für pathologische Dreiecksbeziehungen ist, dass eine konflikthafte Zweierbeziehung um eine dritte Person erweitert wird, die den Konflikt verdeckt, bzw. entschärft. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um einen ehelichen Konflikt. Der Einbezug des Kindes, bzw. das Kind sorgt für die Stabilität des ehelichen Subsystems und damit der ganzen Familie. 4.2.3 Prozessdiagnostik: Hypothesenbildung, Lageplan-Erstellung siehe hierzu das Referat von Cathrin Prüm vom 14.12.2001 Minuchin hat ein pragmatisches Instrument zur Erfassung von Familienstrukturen geliefert. Von Anfang an beobachtet der Therapeut die Familie im Prozess der Gespräche und stellt Hypothesen über das Funktionieren des Systems auf. Seine Systemhypothese enthält meist: - Annahmen über die Rolle und Macht jedes Familienmitgliedes innerhalb der Familie, - über die Grenzen der Subsysteme, - über Konflikte und deren Umleitung sowie - über Koalitionen - Hypothesen über die in der Familie gültige Regeln Erweist sich eine Hypothese als falsch, formuliert der Therapeut für sich sofort eine neue, die er überprüft. Wenn eine Hypothese verifiziert ist, bestimmt sie die Richtung therapeutischen Intervention. Der gesamte Therapieprozess ist in der strukturellen Therapie also dadurch gekennzeichnet, dass der Therapeut ständig dabei ist, eine Lageplan für die Familie zu entwerfen, eine „Landkarte“, die ihm den Weg in die Struktur der Familie zeigt. Hierzu ist es möglich, sich zum einen der Symbole für Grenzen zu bedienen sowie folgender anderer Symbole (siehe Seite 57), ich lasse Euch Platz, dann könnt Ihr die Symbole daneben zeichnen: Symbole der Prozessdiagnostik: - Annährung - Koalition - Übermäßiges Engagement - Konflikt - Verdeckter Konflikt - Umleitung eines Konflikts Siehe Beispiel S. 57 4.2.4 Interventionstechniken: Anpassung und Anschluss an die Familie: neustrukturierende Maßnahmen (Aktualisierung transaktionaler Muster, klare Kennzeichnung von Grenzen, Eskalation von Belastungen, Erteilung von Aufgaben, Bewusster Einsatz von Symptomen, Manipulation der Gemütslage, Unterstützung / Erziehung u. Anleitung. Interventionstechniken: Anpassung und Anschluss an die Familie: siehe hierzu Referat Niels Hoffmann vom 15.12.2001: Therapeut In: der Therapeut muss in die Familie aufgenommen werden, Entritt finden, indem er selbst alle Mitglieder des Systems akzeptiert und von ihnen akzeptiert wird. Die zweite Bedingung, der Therapeut müsse „UP“ sein, ist ebenfalls von großer Bedeutung (auch in Therapien nach dem entwicklungsorientierten Ansatz). Es geht hierbei nicht um „Amtsautorität“, sondern um „Autorität“, die sich aus der therapeutischen Kompetenz ableitet und das Ergebnis eines wechselseitigen Zuschreibungs- und Aneignungsprozesses ist. Therapeut In Zuhören: Voraussetzung für Therapeut Up Unterbrechen, Regeln einführen, Sitzordnung verändern, widersprechen, deuten, eigenen Stil durchsetzen. Neustrukturierende Maßnahmen: Siehe Referat von Natascha Kern und Ivonne Mayer-Kley vom 04.01.2002 Neustrukturierende Maßnahmen sind die Familie herausfordernde therapeutische Interventionen, mit dem Ziel einen therapeutischen Wandel zu erzwingen: - Die Aktualisierung der transaktionalen Muster der Familie Wiederbelebung der Kommunikationskanäle Manipulation der räumlichen Gegebenheiten - Die klare Kennzeichnung der Grenzen - die gewollte Eskalation von Belastungen - Erteilung von Aufgaben - Der bewusste Einsatz von Symptomen - Manipulation der Gemütslage - Die Unterstützung, Erziehung und Anleitung Alles ausführlich in dem Handout beschrieben! Im 6. Semester haben wir folgende Themen behandelt: - Genogramme (dazu viele Übungen); siehe auch Unterlagen von Frau Heinen - Triangulation im engeren Sinne (es handelt sich um eine neuere Version) - Der Wohnungsgrundriss - Das Familienbrett - Madanes: stategische Therapie bei sex. Missbrauch - Wiederholung Von allen haben wir eigentlich Unterlagen bekommen. Deshalb habe ich das 6. ein wenig vernachlässigt. Solltet Ihr Fehler und Unstimmigkeiten entdecken, so schreibt mir bitte, damit ich es verbessern kann: [email protected]