Predigtgedanken zum 3. Adventsonntag B – Gaudete 11. Dezember 2011 Fabian Tirler Liebe Gläubige, liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Auch am heutigen dritten Adventsonntag handelt das Evangelium von Johannes dem Täufer. Der Inhalt des heutigen Evangelienabschnittes nach Johannes ist dem Abschnitt des vergangenen Sonntags nach Markus sehr ähnlich: Beide Male geht es um das Auftreten Vorläufers, dessen Aufgabe es ist, dem Messias, der nach ihm kommt und größer ist als er selbst, den Weg zu bereiten. Im heutigen Evangelium geht es vor allem um die Identität des Täufers, um die Frage, wer er ist und was sein Auftrag ist. In den ersten Versen heißt es, dass Johannes von Gott gesandt ist und dass es seine Aufgabe ist, Zeugnis abzulegen für das Licht. Im zweiten Teil des heutigen Evangeliums wird dieses Zeugnis des Johannes konkretisiert in einem Dialog des Täufers mit Abgesandten aus Jerusalem, die ihm die Frage stellen, wer er ist. Johannes antwortet, dass er weder der ersehnte Messias sei noch Elija, dessen Wiederkunft vor dem Kommen des Messias erwartet wurde, noch der Prophet, den Mose angekündigt hatte. Johannes definiert sich selbst mit einem Wort des Propheten Jesaja: „Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!“ Und auf die Frage, warum er taufe, wenn er nicht der Messias, nicht Elija und nicht der Prophet sei, antwortet Johannes: „Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert ihm die Schuhe aufzuschnüren.“ Wie kann man nun diesen Evangelientext, der von einem Ereignis am Jordan vor 2000 Jahren berichtet, in unsere Zeit hereinholen? – Ich möchte dazu einige Stichworte aus dem Evangelientext heraus greifen und versuchen, sie in die heutige Zeit herein zu lesen. 1. „Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war.“ – Nicht nur Johannes war von Gott gesandt, durch unsere Taufe und unsere Firmung sind wir alle Gesandte Gottes. Und unsere Berufung ist es, wie Johannes „Zeugnis abzulegen für das Licht“. Als Christen sind wir berufen, Zeugen Jesu Christi zu sein, Zeugen des Lichtes, das durch Ihn in die Welt gekommen ist und das durch uns Christen am Leuchten erhalten werden soll. Allzu oft wurde und wird die Strahlkraft Christi aber auch durch das Leben von uns Christen getrübt oder gar verdunkelt. Der Diener Gottes Josef Mayr Nusser schrieb im Jänner 1938 für die Zeitschrift „Jugendwacht“ einen Beitrag zum Text des heutigen Evangeliums. Ich zitiere daraus: „‚Er [Johannes der Täufer] sollte Zeugnis geben von dem Licht.‘ Wenige Worte. Welche Aufgabe! Zeugnis geben vom Lichte, Christum der Welt künden. Ein mutiges Wagnis. Ringsum Dunkel, taube Ohren und dennoch sollte er Zeugnis geben, ja deswegen musste er Zeugnis geben. […] Zeugnis geben ist heute unsere einzige, schlagkräftigste Waffe. Seltsam genug. Nicht Schwert, nicht Gewalt, nicht Geld, nicht einmal den Einfluss geistigen Könnens, geistiger Macht, nichts von all dem ist uns als unerlässlich geboten, um die Herrschaft Christi auf Erden aufzurichten. Etwas ganz Bescheidenes und doch viel Wichtigeres hat uns der Herr geboten: Zeugen zu sein. […] Das Ergriffensein vom Glauben ist die Grundvoraussetzung für jede Zeugenschaft. […] Welche Kraft geht von einem jungen Menschen aus, der einfachhin christlich lebt.“ Das sind Worte eines 28jährigen, und sie sind sie sind fast 74 Jahre alt. Aber, sind diese Worte nicht auch in unserer Zeit sehr aktuell? Unsere Aufgabe, unsere Berufung als Christen ist es, wie Johannes Zeugen für Christus zu sein, durch unser Leben Christus in der Welt gegenwärtig zu halten, so wie es uns auch Josef Mayr Nusser bis zum Letzten vorgelebt hat. 2. „Ich bin es nicht“, antwortet Johannes auf die Fragen der Priester und Leviten. Johannes ist nicht selbst das Licht, seine Berufung ist es, Zeugnis ablegen für das Licht. Johannes der Täufer zeigt uns, dass es in unserem christlichen Glauben und Leben nicht um uns selbst geht: Wir dürfen uns und unsere geistlichen Erfahrungen nicht in den Mittelpunkt stellen und dabei nur von uns selbst Zeugnis ablegen. Johannes hat mit seiner Bußtaufe eine große Bewegung ausgelöst. Von Jerusalem und von überall her kamen Leute, um sich taufen zu lassen. Trotz des Erfolges seiner Tätigkeit verwies er immer ganz auf den anderen, auf den Messias. Er hätte sich seine Erfolge ja auch auf die eigenen Fahnen schreiben können. Aber Johannes nimmt sich selbst zurück, um Ihn ins Zentrum zu stellen. Darin will er auch uns heute ein Vorbild sein. 3. „Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt.“ Ist es nicht auch heute oft so, dass wir die Gegenwart Christi in der Welt von heute nicht erkennen? Johannes verweist uns auf den Messias mitten im Alltag, mitten in unserer Lebenswelt. Der Messias ist auch heute mitten unter uns, er begegnet uns nicht nur in den Sakramenten der Kirche, sondern auch in unserem Mitmenschen und ganz besonders in den Armen und Benachteiligten der Gesellschaft. Jesus selbst sagt ja: „Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“ Mitten unter uns steht er, unerkannt. Als gläubige Christen sind wir heute von Johannes eingeladen, die Gegenwart Christi unter uns wirklich ernst zu nehmen. Und wenn wir glauben, dass der Messias wirklich unter uns ist, wird das Auswirkungen auf unser Leben haben. Liebe Gläubige, der Advent ist die Zeit der vielen Lichter, deren ursprünglicher Sinn es ist, hinzuweisen auf „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9), auf Jesus Christus, der von sich selbst sagt: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12). Aber ist es heute nicht oft so, dass die vielen Lichter das eigentliche Licht überdecken, dass die Geschäftigkeit des Adventstreibens vom Eigentlichen ablenkt? Das heutige Evangelium lädt uns ein, unsere Sendung, die uns in der Taufe mitgegeben wurde, zu leben und wie Johannes durch unser Leben Zeugnis ablegen für das Licht, das durch Jesus Christus in die Welt gekommen ist, aber allzu oft noch unerkannt ist in der Welt, und so Ihm, auf dessen Kommen wir uns im Advent vorbreiten, den Weg zu ebnen. Amen.