Gemeinsam sind wir stark! Christus ist das alleinige Fundament seiner Nachfolger, so steht es jedenfalls in der Bibel (1.Korinther 3,11) geschrieben. Auf diesem Fundament wurde damals begonnen, die Gemeinde zu bauen. Die Apostel fingen also an zu predigen, führten viele Menschen zum Glauben und tauften sie. Dann kam etwas, was offenbar nicht zu vermeiden war. Die Gläubigen folgten 'ihrem' Apostel, betrachteten das Evangelium ausschließlich durch seine Brille und stritten mit den 'Andersgläubigen' wer wohl recht hätte. In 1.Korinther 3 beschreibt Paulus die traurige Situation, findet aber kein Wort des Lobes für dieses Verhalten. Man unterschied zwischen den apostolischen Begründern einer Kirche und dessen pastoralen Nachfolgern. Letztere hatten sich offenbar dem Begründer unterzuordnen. Auf jeden Fall war er wohl in den Augen der Gläubigen weniger Wert. Paulus betont aber, dass man an dem einen Fundament – Christus – festhält und die Nachfolger als mit verschiedenen Gaben und Aufgaben versehene Menschen betrachtet, die durch sie aber nicht höher als andere gestellt sind, sondern auch nur auf dem Felsengrund Jesu wandeln. In 1. Korinther 12 werden die Gaben beschrieben, die in der Gemeinde vorhanden sind und woher sie kommen: von dem DEM heiligen Geist Gottes. Ein Geist – viele Gaben. Im Zusammenhang mit dem Turmbau zu Babel (1.Mose 11) wird beschrieben, dass die Menschen praktisch zu allem fähig sind. Zwei Merkmale eröffnen diese schier unbegrenzten Möglichkeiten: gemeinsame Sprache und vereinter Wille. Wären die Christen wirklich Christen, wären sie sich bewusst, dass sie eine gemeinsame Sprache und einen gemeinsamen Willen haben. In der Pfingstpredigt des Petrus (Apostelgeschichte 2,14ff) wirkt der heilige Geist als ein Übersetzer, so dass alle Menschen die Botschaft in ihrer Sprache hören konnten. Die gemeinsame Sprache ist also der Geist Gottes! „Dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden“, beten die Christen mit dem „Vater unser“ und damit ist auch ein gemeinsamer Wille vorhanden. Christus machte es uns im Garten Gethsemane vor. Dort sprach er mit seinem Vater und hätte gerne einen Weg gewählt, der ihn um das Kreuzesleid herumgeführt hätte. Aber er sprach: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Damit setzte er den Kontrapunkt zum Sündenfall, der in der Auflehnung gegen den Willen Gottes und der Durchsetzung des eigenen – menschlichen - Willens bestand. Da nun Sprache und Wille von Gott kommen, ist eine räumliche und/oder organisatorische Sammlung der Gläubigen nicht notwendig, um auf dieser Erde etwas zu bewirken. Man bedenke, dass die Christen in Bezug auf die Entstehung der Bibel das Wirken des Geistes besonders hervor heben. Schließlich wurde durch göttliche Inspiration ein einheitliches Werk von über 40 Schreibern in etwas 1500 Jahren geschaffen. Sollte Gott heute etwa nicht in der Lage sein, weltweit – ohne menschliche Organisation - dieselbe Sprache zu sprechen? Die Geschichte lehrt uns, dass Weltreiche in der Regel dann zerbrachen, wenn sie sich räumlich zu sehr zersplitterten. Die Worte des Herrschers wurden durch habgierige und machtbesessene Untergebene geschwächt und verdreht. Die heutige Globalisierung versucht eine zentrale religiöse, politische und militärische Macht zu installieren deren Machtinstrument die totale, elektronische Überwachung ist. Damit knüpfen die Menschen an dem Werk ihrer Urväter an und setzen, gestärkt durch äußerliche Einheit, den Turmbau zu Babel fort. Die Christen sind aber nicht gezwungen, dieses menschliche Netzwerk der Macht durch die Einrichtung der Ökumene zu kopieren, um auf dieser Erde etwas bewirken zu können. Kirchenbildung ist nicht Gottes Antwort auf die menschliche Staatenbildung. Lassen wir doch die säkularen Menschen all ihre Zeit und ihr Geld in die Schaffung von globalen Machtstrukturen verschwenden. Christen brauchen keine sichtbare Struktur, um eine einheitliche Sprache und einen gemeinsamen Willen zu erlangen, um die Welt zu bewegen! Reinhard Seidel 24.1.2004