Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit

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1
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
Gliederung zur Vorlesung, für die Prüfungsvorbereitung nicht ausreichend!
Die Literarturangaben sind abgekürzt – vgl. Literaturverzeichnis zur Prüfung!
Vorlesung: Kirchliche Jugendarbeit (kJ), WiSe 2009/10
1. Einführung: Was ist kirchliche Jugendarbeit? St. Kaiser-Creola: Kirchliche Jugendarbeit1:
-
Glaubensweitergabe
Jugendliturgie
Jugendgottesdienst
Meditieren mit jungen Menschen
Ministrantinnen und Ministranten
Firmung mit älteren Jugendlichen
Firmvorbereitung als Katechumenatsweg
Reisen und Ferienwochen
Großveranstaltungen wie Weltjugendtag
Verbandliche Jugendarbeit
Jugendtreffs in der offenen Jugendarbeit
Schulseelsorge
Kirche in der Arbeitswelt
Arbeitsintegrationsprojekte
Arbeit mit Randgruppen/Obdachlosen
2. Grundlegende Gedanken zur pastoralen Praxis
Grundstruktur:
1. Theologische Vorüberlegungen: Inhalt
a. Biblische Grundlagen
b. Systematische Überlegungen
c. Bei GD etc.: Liturgische Vorüberlegungen
2. Anthropologische Vorüberlegungen: Adressat
a. Alter
b. Geschlecht
c. Vorkenntnisse
d. Beschaffenheit der Gruppe
e. Soziologische Kenntnisse
f. Regionale Besonderheiten
g. …
3. Anthropologische Vorüberlegung II: „Vermittler“ (Wer bin ich?)
a. Fähigkeiten, Kompetenzen (Ausbildung...).
b. Stärken, Schwächen
c. Grenzen
d. …
4. Form, Methoden etc
Abhängig von 1, 2 und 3: Für welches Ziel wähle ich mit meinen Fähigkeiten etc. für welche(n) Adressaten welche Methode?
1
Zürich 2003
2
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
3. Der Synodenbeschluss1 als Manifest Kirchl. Jugendarb.
3.1. Einleitung und Entstehungsgeschichte2
3.2. INHALTSÜBERSICHT
„Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“
0.
Vorwort
1.
Einleitung
2.
Gesellschaftliche und psycho-soziale Bedingungen heutiger Jugendarbeit
3.
Anthropologischer und theologischer Ansatz von Jugendarbeit
3.1
Selbstverwirklichung und Glaube
3.2
Mitmenschlichkeit und Gemeinde
3.3
Welt und Dienst
4.
Das „Angebot“ kirchlicher J.-a.
4.1
Das „pastorale Angebot“
4.2
Das „Sachangebot“
4.3
Zusammenhang von „personalem Angebot“ und „Sachangebot“
5.
Erfordernisse kirchlicher Jugendarbeit
5.1
Grundsätzliche Orientierung und praktische Konkretisierung
5.2
Personelle Erfordernisse
5.2.1 Überprüfung der Maßstäbe
5.2.2 Mitarbeit der Jugendlichen
5.2.3 Hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter
5.3
Strukturelle Erfordernisse
5.3.1 Organisierte Gruppenarbeit
5.3.1.1 Verbandliche Jugendarbeit
5.3.1.2 Jugendhäuser
5.3.1.3 Jugendarbeit an Kristallisationspunkten
5,3.2 Jugend und Jugendarbeit im Rahmen kirchlicher Strukturen
5.3.3 Zuordnung und Kompetenzen
5.3.4 Kirchliche Jugendpläne
6.
Jugendpolitische Forderungen
6.1
Zusammenarbeit zwischen freien und kommunalen und staatlichen Trägern der
Jugendhilfe
6.2
Förderung der Jugendarbeit in freier Trägerschaft
Kritische Anmerkung
E. Klinger3:

Wendet sich nicht direkt an die Jugendlichen selbst
Hobelsberger/Lechner… Ziele und Aufgaben… und M. Plate, Das dt. Konzil, 11ff.
Bernd Börger, Aufbrüche, Hoffnungen und Kompromisse, in: Hobelsberger/Lechner/Tzscheetzsch (Hg.): Ziele
und Aufgaben…, München 1996, 11-19.
Vgl. auch Gemeinsame Synode, Allg. Einleitung,
3
In Hobelsberger u.a., Ziele u. A. , 21-34, bes. 31ff
1
2
3

Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
Kein „Gesamtkonzept für die Jugendpastoral“1
Wie gesamte Synode ekklesiologisch eng geführt

Fragwürdiger Gesamtbegriff von Pastoral: In der offiziellen Einleitung heißt es, „der
Priester in der kirchlichen Jugendarbeit verantwortet die pastoralen Aufgaben…“ 2

Es fehlt der Gedanke der „prophetische(n) Berufung in der Kirche selbst“ 3 bei den
Jugendlichen. Sei sind also keine „gleichrangigen Partner“ – „Betreuung satt Eigenverantwortung“ 4
4. Krise der KJ und Neuansätze
4.1. Zur Krise:
Mit Patrik C. Höring: Entwicklung seit achtziger Jahren bzw. Wiedervereinigung5:
4.2. Herbert Haslinger : Ansatz beim „Glaubenswissen6- „nie war es so wertvoll wie
heute“ (Na Logo, 121-190) (2002)
Haslinger: Beobachtung: 4 Punkte:
a Rückgang von religiöser Praxis und Glaubensvorstellungen
b Differenz ausländische /deutsche Jugendliche rückt mehr und mehr in den Blick
c Unterscheidung der Konfessionen irrelevant, das heißt die Kirchen sind noch weniger identitätsbildend
d private, synkretistische Vorstellungen verdrängen die Glaubensüberzeugungen der Kirchen.
Aber: Haslinger meint, sein Ansatz sei
- Kein Rückschritt, Begriffe wie personales Angebot oder reflektierte Gruppe sollen
nicht als überholt gelten.
- keine Verzweiflungsreaktion…(Trotzpastoral..., 122)
- keine Umkehr zur material kerygmatischen Katechese (J.A. Jungmann vgl. neues
Handbuch, 44),
gerade gegen Domestizierung, Instrumentalisierung und Rekrutierung Jugendlicher (123),
sondern für sie (diakonisch)
Was ist von vorneherein zu beachten? (126ff)

1
Jugendliche sind anders als Sie und Sie anders als Jugendl.
Schlussbemerkung des SB, Gesamtausgabe 311
Synode Einleitung, 285f
3
Klinger, in Ziele und Aufgaben, 33.
4
Klinger 33.
5
Höring, Jugendpastoral heute, 9-21.
6
Na Logo…
2
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
4



Die Sprache des Glaubens ist eine andere als Ihre und die der Jugendlichen
Wenn Sie Glaubenswissen vermitteln, sind die Interessen anderer im Spiel
.... sind die eigenen Interessen im Spiel
Welche Vermittlung von Glaubenswissen Jugendliche nicht brauchen: 131
- Keine Katechismus-Manier
- keine Art, bei der sie wieder nur Konsument sind
- Keins das die Fixierung auf gehobenen Klasse festschriebt
Welche Art sie brauchen: 137ff
a. Relevanz
b. Stützung der sozialen Einbettungen
c. Befähigung zur Gestaltung der Berufsbiographie
d. kritisches Bewusstsein
e. polit. Verantwortung
f. interkult/interelig. Begegnung
Theol. Kriterien: 149ff
Kommunikation des Glaubenswissens selbst muss Pastoral sein 149
- Mystagogie
- RG Botschaft als heilend-befreiende Praxis 160
- Zeugnis vom Unendlichen (in Verantwortung für anderen)
- Bedeutung des Glaubenswissens 187 ff
4.3. Konzept Koinonia: P.C. Höring: Konzept Koinonia:
Jugendpastorales Handeln in einer Kirche als Gemeinschaft
Kennzeichen kommunikativen Handelns
Kommunikation gelingt nur in einer Atmosphäre
der Freiheit.
Kirche als „kommunikative Einheit der Glaubenden“
Glaube vollzieht sich nur in Freiheit —Glaube befreit
zu neuem Leben.
Das Ziel ist eine Einigung (Einheit, Einverständnis, Der Wahrheit kann sich nur durch einen Konsens
Konsens).
(consensus fidelium) genähert werden.
Alle Beteiligten sind gleichberechtigte Subjekte.
Der Verzicht auf Macht- und
Herrschaftsansprüche ist
Voraussetzung.
Auch wenn im Alltag die volle Verwirklichung
oftmals verfehlt wird, bleibt das Ideal Voraussetzung von Kommunikation.
Die „kommunikative Einheit“ als
Verständigung der Subjekte wird in
einem „sozialen Lebensraum“, der
Am Prozess der Wahrheitsfindung sind alle Gläubigen
aufgrund des sensus fidei als Subjekte beteiligt.
Wenn Dialog nicht das Wesen der Kirche bedroht,
braucht und darf(!) er nicht verhindert werden.
Der Glaube an den Beginn der
Gottesherrschaft schließt das Wissen
um die noch ausstehende volle
Verwirklichung ein.
Der Glaube als „kommunikative Einheit“ zwischen
den Glaubenden kann sich nur in einem „sozialen
Lebensraum“ einer Traditionsgemeinschaft vollzie-
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
5
Voraussetzung und Folge ist, erzielt.
hen, die der Gegenwart vorausliegt und gleichzeitig
Folge eines Verständigungsprozesses ist.
> Junge Menschen dürfen in Kirche nicht weniger Gehör finden als andere.
„Kirche ist kommunikativer Raum, in dem zwar nicht alles zur Diskussion oder gar Disposition
steht, „andererseits aber Freiheit und Dialog, Partizipation und Kommunikation bzw. das gemeinsame Ausstrecken nach einer anderen Gegenwart und einer neuen Zukunft, die Transzendierung
des status quo (möglicherweise mit der „prophetischen Kraft“ junger Menschen) Kennzeichen eines gemeinsam gelebten Glaubens sind.“
4.4. Ottmar Fuchs: Prophetische Kraft der Jugend?1 1986
Prophet als
„Mittler zwischen Gott und Mensch,
zwischen Transzendenz und Existenz
zwischen dem was sein sollte und dem was ist“2
>
Jugend als Mittler zwischen Gott und Mensch…
4.5. Die Jugendkirchen als Beispiel für einen Neuansatz in der KiJa
Beispiel Oberhausen: Dokumentiert in Hobelsberger u.a. (Hg.) Experiment…
Kirche stand leer: Was tun? Der Jugend überlassen,
4.5.1. Begriffsklärung:
Jugendkirche: Vor allem gedacht an Projekte, die im Buch “Experiment Jugendkirche“
(2003), hg. von Hans Hobelsberger beschrieben.
Hobelsberger:
Das augenscheinlich ,,Andere”, das ,,Außergewöhnliche” des Jugendkirche-Projektes ist, dass dafür
eine Kirche, ein sakraler Raum zur Verfugung gestellt wird. Jugendlichen wird ,,eine Kirche als offener, wirklich gestaltbarer Raum” angeboten, der Möglichkeit zum ,,Experiment” bieten soll,
,,Verbindungen (...) zur Lebenswelt, zur Spiritualität, zur Kultur der Jugendlichen” aufzubauen,
,,ohne immer sofort Kompromisse machen zu müssen”, wie es im ,,Grundstein” der Konzeptbausteine
zur Jugendkirche Oberhausen heißt.
4.5.2. Konzeptionelle und pastorale Leitlinien
a. Hauptkriterium, Hauptstreitpunkt: Ästhetik/Ästhetisierung: (fröhlich in die Ästhetisierungsund Eventfalle?3“) (22)
b. Pluriforme Beteiligungs- und Zugehörigkeitsstruktur4
1
Freiburg i. Br. 1986.
Fuchs 53.
3
22.
4
Hobelsberger (Hg) Experiment, 25ff
2
6
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
c. Medienpräsenz1 (Was nicht in Medien, findet nicht statt…)
d. Milieuüberschreitung?2
Diese gelingt nur in Maßen, vgl. Elisa Stams.3
e. Diakonische Struktur:
f.
Aneignung: Vorgang ein Prozess...
g. Partizipation4:
h. Jugendkulturarbeit5
i.
Personales Angebot
j.
Einbindung
... eingebunden in Gesamtkonzept Jugendpastoral,
4.5.3. Zsf. Jugendkirchen
Hans Hobelsberger:6
Jugendkirche erfindet das Rad der Jugendarbeit nicht neu. Maximen kirchlicher Jugendarbeit wie Selbstentfaltung unter den Augen Gottes, Partizipation, Subjektorientierung und Raumaneignung, Darstellung, Verkündigung
und Feier des Evangeliums in jugendkulturellen Ausdrucksformen, soziales Engagement aus Glauben — wie sie
für die unterschiedlichen Formen und Projekte von Jugendarbeit gelten — , kommen auch hier zum Tragen.
Das augenscheinlich ,,Andere”, das ,,Außergewöhnliche” des Jugendkirche-Projektes ist, dass dafür eine
Kirche, ein sakraler Raum zur Verfugung gestellt wird. Jugendlichen wird ,,eine Kirche als offener, wirklich gestaltbarer Raum” angeboten, der Möglichkeit zum ,,Experiment” bieten soll, ,,Verbindungen (...)
zur Lebenswelt, zur Spiritualität, zur Kultur der Jugendlichen” aufzubauen, ,,ohne immer sofort Kompromisse machen zu müssen”, wie es im ,,Grundstein” der Konzeptbausteine zur Jugendkirche Oberhausen heißt.
Mit dieser Zielformulierung sind zwei zentrale Feststellungen getroffen: Zwischen den Ausdrucks- und Darstellungsformen des Christentums und dem, wie Jugendliche ihr Leben zu gestalten und zu bewältigen versuchen,
gibt es — neutral gesagt - Kommunikations- und Vermittlungsbedarf, der zweitens durch die in der Kirche dominierenden erwachsenenkulturellen Formen zumindest begrenzt, wenn nicht gar behindert oder verhindert wird.
Bischof Bode/Osnabrück7:
(Er bezieht sich auf SMS-Botschaften…)
Ich bin der Meinung, dass Jugendkulturen ebenso „Kurzbotschaften“ enthalten —
Kurzbotschaften eher in Form von Fragezeichen als von Rufzeichen:
„Wo bleibe ich eigentlich? Wie gelingt mein Leben? Ich möchte frei sein!“ Oder: „Wie gelingen Beziehungen? Ich will dich!“ Oder: „Wohin geht überhaupt mein Weg? Ich will Zukunft!“
Oder: „Gibt es noch mehr als all das hier? Wo ist nun dein Gott? Ich will alles und mehr!“
1
Hobelsb. 34
vgl. Elisa Stams, Das Experiment Jugendkirche, 253ff.
3
Stams, 264.
4
40
5
39
6
Hobelsberger u.a. Hg. Experiment Jugendkirche, kevelaer 2003, 17.
7
Hobelsberger u.a. Hg. Experiment Jugendkirche, kevelaer 2003, 9-11.
Dieser Beitrag ist das Grußwort des Jugendbischofs bei dem Symposium „Experiment Jugendkirche“ in
TABGHA — Jugendkirche Oberhausen, gehalten am 20. Januar 2002.
2
7
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
Und wie reagieren wir als Kirche darauf? Wir könnten reagieren durch Löschen: „Alles
Egomanie!“, könnte man sagen, „und engagieren wollen die jungen Leute sich auch nicht mehr.
Beziehungsunfähig sind sie alle in ihrer Coolness. Flucht in Drogen oder Illusion oder eben nur
Spaß und Erlebnis, Event.“ — So könnte man schnell alles wegdrücken. Oder speichern? Wir
könnten das alles ja wahrnehmen und abspeichern.
Ich glaube, die richtigeren Reaktionen sind „bearbeiten“ und „antworten“, damit wir „auf
Sendung“ bleiben. Solches Bearbeiten und Antworten bedeutet nicht nur, mit Jugendlichen
über Glaubensinhalte, über die Katechese zu kommunizieren —so wichtig das ist. Es bedeutet
nicht nur, über Moral und Ethik mit ihnen im Gespräch zu sein. Es bedeutet vielmehr, auch
die Kultur einzubeziehen, das, was die Gefühle der Jugendlichen ausmacht, ihre Weise zu
empfinden.
Die Frohbotschaft des Glaubens betrifft das Lebensgefühl, das Selbstverständnis der Menschen
und alle Formen der Lebensgestaltung, so heißt es in dem Schreiben „Evangelii nuntiandi“ von
Papst Paul VI.
Kultur ist der Raum, den das Evangelium prägen soll, in den es sich inkulturiert durch
wirklichen Dialog, durch gegenseitiges Wahrnehmen, durch gegenseitiges Achten, durch gegenseitiges Hinter-fragen. Die Verankerung des Christlichen in den Erfahrungs- und Ausdrucksformen der Menschen bedeutet allerdings durchaus auch oft Kontrast-erfahrung. Die „SMS“ etwa, die Kurzbotschaften, haben eine Ambivalenz. Ein Handy zum Beispiel ist zur Kommunikation, zur Vernetzung sehr gut. Aber wir wissen alle, welche Kosten und Schulden dabei entstehen,
wenn man gedankenlos verkonsumiert. Und ein Ersatz für personale Kommunikation können
SMS niemals sein.
Umso wichtiger ist es, die Kurzbotschaften dieser Kultur nicht zu löschen und nicht nur zu speichern, sondern sie zu bearbeiten und zu beantworten, sich damit wirklich auseinander zu
setzen...
Das „Laboratorium des Glaubens“, von dem der Papst beim Weltjugendtreffen gesprochen hat, birgt Spannungen, Experiment und Anstrengung, aber eben Experiment, was heißt: Man darf ausprobieren in einem geschützten Raum, es ist nicht
schon gleich alles fertig....
4.6. Interview mit Pfr. Bernd Wolharn (clip)
Wolharn: Jugendkultur und Kirche zusammenbringen in einem Raum
Fragen zum Film:
1. Warum hat die Jugend eine eigene Kirche bekommen?
2. Was ist der Unterscheid zu herkömmlichen „Jugendpastoralen Zentren“
3. Welche „Zusammenführung“ soll in der Jugendkirche geschehen?
4. Wie ist die Einschätzung der religiösen Situation?
5. Exemplarisches Lernen aus der Geschichte der Kirchlichen Jugendarbeit:
Don G. Bosco
Don Giovanni Bosco1:
5.1. Biographische Eckdaten2
16. August 1815 geboren, in Becchi/Castelnuovo d´Asti
Aus einfachsten, armen Verhältnissen (1817 Tod des Vaters, 1824 erster Unterricht durch
einen Priester, 1827-28 Jungknecht auf einem Hof)
1835 Eintritt ins Seminar in Chieri
1
2
Pietro Braido, Junge Menschen ganzheitlich begleiten, Das päd. Anliegen Don Boscos, Deutsch München 1999
Braido 75-77, Chr. Schütz, Lexikon chr. Sp., 166..
8
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
1841 Beginn des Katechismusunterrichts für Jugendliche u. Erw. in Turin
1845/47 Einrichtung des ersten Oratoriums
1849 Gründung des Arbeitervereins zur gegenseitigen Hilfe
1854 Gründung einer Buchbinderwerkstatt: Keimzelle der SDB-Kongregation (2 Kleriker und
zwei Jugendliche leben eine Art relig. Gemeinschaft)
1856 Eröffnung einer Schreinerwerkstatt
1855/56 Eröffnung eigener Gymnasialklassen
1859 Gründung der Ordensgemeinschaft (Gesellschaft des Hl. Franz von Sales, SS, heute Salesianer Don Boscos, SDB)
1863 – 1869 Bau der Maria Hilf Kirche
1888 31. Jan. Tod Don G. Boscos
5.2. Grundzüge der Pädagogik Don Boscos
5.2.1. Wahrnehmen der Not/ Zeichen der Zeit
Aufklärung
Kriegswirren
Industrialisierung
5.2.2. Drei Grundlagen der Erziehung bei Don Bosco1:
-
Vernunft, (Antwort auf Zeit: Aufklärung, Kant: sapere aude...)
-
Religion,
-
Liebenswürdigkeit: vgl. Traum, den Don Bosco als Neunjähriger hatte:
„Mir war als befände ich mich in einem weiträumigen Hof. Unzählige Jungen umdrängten mich. Sie fluchten und rauften. Ich stürzte mich auf sie und teilte lins und recht
Faustschläge aus, um sie zur Ruhe zu bringen. Da stand plötzlich ein großer Mann neben mir, ganz in Weiß gehüllt.
Nicht mit Schlägen, sondern mit Freundlichkeit und Liebe wirst du sie zu Freunden gewinnen2“,
5.2.3. Das Präventivsystem:
Eine kleine Schrift vom 1877: Il sistema preventivo nella educazione della gioventù3,
Diese Schrift steht aber nicht isoliert4, das System ergibt sich eher aus Intuition und Erfahrung, die angewendet und reflektiert wird5.
Stichworte zum Präventivsystem:
-
Besser vorbeugen als unterdrücken (Präventiv - repressiv)
-
Präventivsystem heißt aber nicht: bloß negativ-abgrenzend oder bloß auf Disziplin
beschränkt6
·
1
Präventiv ist besser als behütend1
Braido 179ff
Don Bosco, ein mann für alle Jehraszeiten, 6, Nach Braido in Erinnerungen, S. 6
3
Braido 96ff
4
Braido, 14f
5
Braido 15
6
Braido 14
2
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
9
5.2.4. Zsf.: Vier Eckpunkte des pastoralen Handelns Don Boscos für heute
a.
Zeichen der Zeit sehen und Konsequenzen ziehen
b.
Wert der präventiven Arbeit
c.
Stark diakonische Orientierung der Jugendarbeit
d.
Ganzheitliche Sicht des Jugendlichen: Arbeit, Freizeit, Glaube…
6. Zur Entwicklungspsychologie des Jugendalters
6.1. Erste Annäherung: Bemerkungen zum Jugendalter nach Aristoteles
Unstet
Stark
Triebgesteuert
Rücksichtslos
Idealistisch, nicht
materialistisch
Bemerkungen zum
Jugendalter nach
Aristoteles
Maßlos
Gut
Unverdorben
Blick in die Zukunft gerichtet
Aristoteles2:
Lebensalter sind: Jugend, Mannesalter, Greisenalter, (…)
Junge Leute sind in ihrer Artung begehrlich und darauf aus, zu tun was sie begehren. Sie folgen gern den leiblichen Gelüsten und dem Liebesdrang und sind darin unbeherrscht.
Sie sind in ihrem Begehren wandelbar und alsbald gesättigt, und so schnell es kommt, so
schnell vergeht es wieder. Denn ihr Wollen ist hitzig, aber nicht gewichtig, wie Durst- und
Hungergefühle eines Kranken.
Zornmütig und heißblütig geben sie gern dem Zorn nach, ja unterliegen ihm. Denn wegen ihres
Ehrgeizes ertragen sie keine Geringschätzung, sondern werden unwillig, wenn sie sich ge1
Braido 14
2
Rhetorik, Paderborn 1959, 139ff
10
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
kränkt fühlen.
Sie sind auf Ehre aus oder besser auf Sieg.
Denn die Jugend schwärmt für Überlegenheit, und das ist der Sieg. Und beides gilt ihnen mehr,
als Geld. Geld schätzen sie ganz gering ein, weil sie Not noch nicht erfahren haben, wie es der
Ausspruch des Pittakos gegen Amphiaraos besagt.
Und sie sind nicht bösartig, sondern gutartig, weil sie noch nicht viele Schlechtigkeiten kennen, sie vertrauen leicht, weil sie noch nicht oft enttäuscht worden sind.
Sie schwelgen in Hoffnungen, da die jungen Leute in ihrem Saft sich erwärmen wie Berauschte, zugleich auch, weil ihnen noch nicht viel fehlgeschlagen ist.
Und sie leben meist von Hoffnungen, denn die Hoffnung richtet sich auf Künftiges, die Erinnerung auf Vergangenes, und der Jugend gilt das Kommende viel, das Vergangene wenig.
Denn am Morgen gibt es wenig zu erinnern, aber alles zu hoffen. Aus dem genannten Grunde
sind sie auch leicht zu betrügen, weil sie so gern hoffen.
Auch tapferer, weil entschlossen und hoffnungsvoll, von denen das eine die Furcht verscheucht,
das andere guten Mutes sein läßt. Denn im Zorn fürchtet sich niemand, hoffen aber hebt den
Mut.
Auch sind sie schamhaft; denn sie kennen noch nicht fremde Sterne, sondern sind nur im Gesetz erzogen. Und sind hochgemut, da sie vom Leben noch nicht geduckt wurden und den
Zwang noch nicht gespürt haben;
und hochgemut ist, wer sieh großer Dinge versieht, was im Wesen des Hoffnungsvollen liegt.
Sie entscheiden sieh lieber für das Edle, als für das Nützliche, da sie mehr der Gesinnung
leben, als dem Denken, und das Denken geht auf das Nützliche, die Tugend auf das Edle.
Und sie suchen Freundschaft und Kameradschaft mehr, als andere Lebensalter, weil sie am
Zusammenleben Freude haben und noch nichts nach dem Nutzen beurteilen, also auch nicht
ihre Freunde.
Und alles übertreiben sie, und darin fehlen sie, entgegen dem Worte Chilons: sie treiben alles
zu hitzig, sie lieben zu sehr, hassen zu sehr und so auch sonst. Und glauben alles zu wissen
und bestehen auf ihrer Meinung, was auch der Grund ihrer Übertreibungen ist.
Und ihre Fehler sind Rücksichtslosigkeiten, nicht Gemeinheiten.
Sie haben leicht Mitleid, weil sie noch alle für brauchbar und viel zu gut halten. Denn sie messen den Nächsten an ihrer eigenen Unverdorbenheit, so daß sie sein Leid nicht als verdient
ansehen.
Auch lachen sie gern und sind daher witzig. Denn Witz ist gebändigter Übermut.
Das ist die Artung der jungen Leute.
6.2. Begriffsklärung und Problemhorizont1
Zum Begriff Entwicklung: Es schwingen drei Dinge mit2:
1. Es gibt einen Zielzustand
2. Es wird eine Höherentwicklung unterstellt oder vorausgesetzt
(Shakespeare3: As you like it, wie es euch gefällt: Übs. August Wilhelm Schlegel, 2. Akt, siebte Szene)
1
Tücke , Manfred, Entwicklungspsychologie des Kindes- und Juegndalters für (zukünftige) Lehrer/ Münster
1999.
2
Tücke, 13
3
In (meinen) Ges. Werke, S. 461f.
11
1
2
3
4
5
6
7
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
Jacques: Die ganze Welt ist Bühne,
Und alle Frau´n und Männer bloße Spieler.
Sie treten auf und geben wieder ab,
Sein Leben lang spielt einer manche Rollen
Durch sieben Akte hin.
Zuerst das Kind,
Das in der Wärt´rin Armen greint und sprudelt;
Der weinerliche Bube, der mit Bündel
Und glattem Morgenantlitz wie die Schnecke
Ungern zur Schule kriecht; dann der Verliebte,
Der wie ein Ofen seufzt, mit Jammerlied
Auf seiner Liebsten Braun; dann der Soldat,
Voll toller Flüch und wie ein Pardel1 bärtig,
Auf Ehre eifersüchtig, schnell zu Händeln,
Bis in die Mündung der Kanone suchend
Die Seifenblase Ruhm. Und dann der Richter
Im runden Bauche, mit Kapaun2 gestopft,
Mit strengem Blick und regelrechtem Bart,
Voll weiser Sprüch´ und Allerweltssentenzen
Spielt seine Rolle so. Das sechste Alter
Macht den besockten, hagern Pantalon3,
Brill auf der Nase, Beutel an der Seite;
Die jugendliche Hose, wohl geschont,
'ne Welt zu weit für die verschrumpften Lenden;
Die tiefe Männerstimme, umgewandelt
Zum kindischen Diskante4, pfeift und quäkt
In seinem Ton. Der letzte Akt,
mit dem die seltsam wechselnde Geschichte schließt,
Ist zweite Kindheit, gänzliches Vergessen,
Ohn´ Augen, ohne Zahn, Geschmack und alles.
3. Es wird unterstellt, dass der Entwicklungsverlauf einem bestimmten vorgegebenen
Programm folgt
6.3. Pastoraltheologische Annäherung:
1 Kor, 13,11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.
.
Karl Rahner (schon 1968) Die Rücksicht auf die verschiedenen Altersstufen in der immer erneuten Glaubensmystagogie5,
Fragen und Forderungen Rahners:
Grundfrage, „ob ein Katechismus, der, wenn auch noch so kindlich in der Diktion, letztlich immer
noch ein Kurzfassung der Dogmatik für Erwachsene darstellt, die geeignete Grundlage für eine religiöse Initiation des Kindes ist.
Wo steht geschrieben, daß jede auch die früheste Altersstufe explizit mit dem Ganzen der Glaubenslehre in allen ihren Einzelthemen konfrontiert werden müsse?“ 6
1
= Leopard
kastrierter Masthahn
3
Figur des dummen, oft verliebten und stets geprellten Alten im ital. Volkslustpiel
4
hohe, schrille Stimme
5
HPTh III, 528-534, auch Selbstvollzug 424-429.
6
Selbstvollzug 424.
2
12
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
Rahner: Kap. 2: Die bedingte Relevanz der Pubertätskrise für das Glaubensleben des Heranwachsenden1
Drei Einsichten bzw. Forderungen:
* Die Krise der Pubertät nicht vorschnell als Krise des Glaubens interpretieren:
* Eine tolerante, gelassene Haltung ist einer Haltung, die eine Entscheidung herausfordert vorzuziehen, nicht zuletzt weil dann die Gefahr besteht, dass diese Entscheidung, so Rahner „falsch“ 2 ausfällt.
* Das Dritte: Heute weniger aktuell: Nicht das Gebiet des Geschlechtlichen zum „Kampfplatz der
religiösen Entscheidung“3 machen.
Hinweise aus der religionspäd. Diskussion
B. Grom: Zweifel als dominierende Kategorie4.
Vgl. Tab. nach Bucher5:
Zustimmung zu:
„Christus ist von den Toten auferstanden.“
Jahre:
11-12
12-13
14-15
16-17
Prozent: 92
87
82
60
Zustimmung zu:
„Die Kirche weiß, was der richtige Glaube ist.“
Prozent: 80
64
47
16
18+
56
12
Zit. A. Vergote6, der drei Quellen des Gottesbildes im Jugendalter herausarbeitet:
- Die Erfahrung von Einsamkeit und darauf bezogen, die einer Freundschaft (u.U. mit Gott),
die diese Einsamkeit durchbricht.
- Die Neigung zur Idealisierung (Gott als Vorbild und Träger bewunderter Eigenschaften) und
die Erfahrung von Schuld im Sinne des Versagens gegenüber den Idealen
religiöse Zweifel als Ausdruck der Suche nach eigener Freiheit und als Folge einer allgemeinen Vertrauenskrise
- Ernstnehmen der Fragen, z.B. bei der Theodizee, nicht bagatellisieren7. Ja, die Fragen der
Jugendlichen könnten gerade zur Quelle für die Theologie und die Kirche werden.
6.4. Identitätsfindung als zentrales Thema im Jugendalter
E. Erikson…
1
Selbstvollzug 425f
Selbstvollzug 426
3
Selbstvollzug 426
4
Gibson 1989, zit. nach Grom 266
5
Bucher, RU besser als sein Ruf, Innsbruck 1996
6
A. Vergote, Religionspsychologie, Olten/Freiburg, 1970
7
Schweitzer 217.
2
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
13
geworden
jetzt
Wer
bin
ich
und wer will ich sein
noch nicht, aber wozu will ich mich entwickeln
?
und wie/wer/was will ich nicht sein
und wer ist mir ein Vorbild
Identitätsmoratorium!
Identitätsstufen nach James E. Marcia1
Frage: Hast du bezüglich deiner religiösen Überzeugungen jemals Zweifel gehabt?
Stufe
Mgl. Antwort
Ja. Ich habe sogar überlegt, ob es einen Gott gibt oder nicht. Aber
Erarbeitete Identität
jetzt habe ich für mich das Problem gelost. Ich meine ...
Ja. Damit beschäftige ich mich gerade. Ich kann eben nicht ver-
Moratorium (Jugend!)
stehen, dass es einen Gott gibt und doch so viel Böses in der Welt.
Nein, eigentlich nicht. In unserer Familie bestand darüber immer
Übernommene Identität
Klarheit.
Oh, ich weil nicht. Ich denke schon. Jeder durchläuft wohl eine
Diffuse Identität
solche Phase. Aber es bekümmert mich nicht sehr. Jeder kann es
halten, wie er will.
6.5. Entwicklungsaufgaben nach Havighurst
Akzeptieren der eigenen körperlichen Erscheinung und effektive Nutzung des Körpers: Sich des eigenen Körpers bewußt werden. Lernen, den Körper in Sport und Freizeit, aber auch in der Arbeit und bei
der Bewältigung der täglichen Aufgaben sinnvoll zu nutzen.
Erwerb der männlichen bzw. weiblichen Rolle: Der Jugendliche muß seine individuelle Lösung für das
geschlechtsgebundene Verhalten und für die Ausgestaltung der Geschlechtsrolle finden.
Erwerb neuer und reiferer Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts: Hierbei gewinnt die
Gruppe der Gleichaltrigen an Bedeutung.
Gewinnung emotionaler Unabhängigkeit von den Eltern und anderen Erwachsenen: Für die Eltern ist
gerade diese Entwicklungsaufgabe schwer einsehbar und oft schmerzlich. Obwohl sie ihre Kinder gerne zu tüchtigen Erwachsenen erziehen wollen, möchten sie die familiäre Struktur mit den wechselseitigen Abhängigkeiten möglichst lange aufrecht erhalten.
Vorbereitung auf die berufliche Karriere: Lernen im Jugendalter zielt direkt (bei berufstätigen Jugendli1
1966/1980, vgl. Oerter/M. 296.
14
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
chen) oder indirekt (in weiterführenden Schulen) auf die Übernahme einer beruflichen Tätigkeit ab.
Vorbereitung auf Heirat und Familienleben: Sie bezieht sich auf den Erwerb von Kenntnissen und sozialen Fertigkeiten für die bei Partnerschaft und Familie anfallenden Aufgaben. Die Verlängerung der
Lernzeit bis häufig weit in das dritte Lebensjahrzehnt macht im Zusammenhang mit dem säkularen
Wandel allerdings auch neue Lösungen notwendig.
Gewinnung eines sozial verantwortungsvollen Verhaltens: Bei dieser Aufgabe geht es darum, sich für
das Gemeinwohl zu engagieren und sich mit der politischen und gesellschaftlichen Verantwortung des
Bürgers auseinanderzusetzen.
Aufbau eines Wertsystems und eines ethischen Bewußtseins als Richtschnur für eigenes Verhalten:
Die Auseinandersetzung mit Wertgeltungen in der umgebenden Kultur soll in diesem Lebensabschnitt
zum Aufbau einer eigenständigen ‚ ‚internalisierten“ Struktur von Werten als Orientierung für das Handeln führen.
6.6. Verdeutlichungen: Entwicklungspsychologische Feststellungen zum Jugendalter
6.6.1. Körperliches Wachstum
Nach Manfred Tücke1
a) enormer Wachstumsschub zwischen 11 und 13 (Mädchen) und 12 und 14 (Jungs)
b) Individuelle Unterschiede in der Entwicklung innerhalb eines Geschlechts und zwischen den Geschlechtern
c) körperliche Besonderheiten in der Pubertät
d)
6.6.2. Veränderte Selbst- und Fremdwahrnehmung
Kokon, Raumnahme...
6.6.3. Bezugspersonen und soziale Beziehungen
Eltern - „Peers“2...
6.6.4. Entwicklung der geistigen Fähigkeiten und der Denkweise
B. Grom3 [vgl. bei Grom auch R. Goldman (Religious thinking from childhood to adolescence, London 1964): ]
1. Das voroperatorische Denken 1;6 – 6/7 Jahre
2. Das konkret operatorische Denken (6/7-11/12) realistische Phase;
3. Das formal operatorische Denken (ab 11/12 Jahren)
Vgl. Wertvorstellungen und moral. Urteil 4.
6.7. Zsf. und Folgerungen
Befund
Das überdurchschnittliche körperliche Wachstum
und die damit verbundenen Fragen und Ängste
bestimmen das Selbstbewusstsein in hohem Maße.
Bedeutung der erwachenden Sexualität
Formaloperatorisches, (logisches, „naturwissenschaftliches“) Denken überlagert das Symbolverständnis.5
1
Auswirkung in der Praxis
Zurückhaltung, Unsicherheit in der Bewegung, Ungeschicklichkeit, Angst vor Körperkontakt,
Fixierung
Manchmal „Vulgärrationalismus“2, Glaubenszweifel,
ein Zugang zur „Wahrheit des Glaubens“ ist kaum
mgl.
Entwicklungspsychologie für Lehrer,
Zimbardo/Gerrig Psychologie, 494f; Kopie in Ordner;
3
B. Grom, Religionspäd. Psychologie, Vollst. überarb. 5. Aufl. Düsseldorf 2000
4
Ausubel, David, Das Juendalter, 6. Aufl. 1979, München , S. 244. (Kopie in Ordner)
5
Grom, 266 u. v.a. 269f
2
15
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
Klarere Unterscheidung zw. Phantasie- und Realwelt.1
Kennzeichen des formaloperatorischen Denkens in
diesem Stadium nach Tücke3:
- Jgdl. können über Möglichkeiten nachdenken
Jgdl. befassen sich nicht nur mit vorgelegten Materialien
- Jgdl. können über die Zukunft nachdenken
Freude oder Sorge bzgl. der Zukunft
- Jgdl. können über Mögliches oder Wahrscheinliches nachdenken, auch hypothetische Konsequenzen ins Denken mit einbeziehen
- Jgdl. können über Konventionen hinausdenken. Vermeintlich unrealistische Vorschläge/ Ideen
- Jgdl. können ihr eigenes Denken analysieren
Sie können sich damit auch in andere versetzen
- Jgdl. können sich eigene Realitäten konstruieren Gesellschaftl. Utopien
Die individuellen Entwicklungsunterschiede in der Sehr unterschiedliche Entwicklungsstufen innerhalb
Adoleszenz sind erheblich4.
eines Jahrgangs sind mgl.
Raumnahme
Rückzug
Jugendliche erleben sich beobachtet wie in einem Jugendliche liefern „Szenen“,
Film.
Eine der zentralen Fragen ist die nach der eigenen Das Gefühl, nicht an die Jugendlichen heranzukomIdentität5. Diese Beschäftigung mit sich selbst
men.
führt zu einer oft kokonartig empfundenen Verschlossenheit.
Selbst/Fremdwahrnehmung neu:
Ein wichtiger Entwicklungsfaktor ist die Ablösung Als „Aufbegehren“ empfundene Ablehnung
von den Eltern und anderen Autoritäten6.
Jugendliche befinden sich in vielerlei Hinsicht in Jgdl. sind noch nicht entschieden und können sich
einem Moratorium.
noch nicht entscheiden.
7
Wichtig bei Jgdl. ist u.a.:
- Einstellungen
Identifizierung mit Szene, Jugendkulturen…
- Persönlichkeitsmerkmale
- Meinungen können je nach Kontext wechseln
Unterschiedliche Einstellungen je nach Umgebung
(Fußballverein/Schule/Pfarrei)
- Zukunftsorientierung
Kein Interesse an Vgh. („alte Geschichten“) Geringes Interesse an der Gegenwart
7. Die Verbände als ein Träger kirchlicher Jugendarbeit
7.1. Der BDKJ8: 1947 in Hardehausen bei Paderborn gegründet
7.2. Überblick über die Verbände im BDKJ
2
Grom 269
Grom 269
3
Tücke 286, Tab. 7-2
4
Tücke, Entwickl. 274
5
Erikson, Der vollständige, 94ff
6
Grom 268.
7
Tücke 298, zit,. Kail 1998, 278
8
H. Sudmann in Bleistein/Casel, 24ff UND: Grundlagentexte: Handbuch Ki Juarb. Bd 3!
1
16
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
Verband
Aktion West-Ost
Abk.
AWO
Logo
Geschichte
1951 Aktion heimatvertriebener;
17
Selbstverständnis/ Ziele
Heute: Begegnung mit Mittel- und Osteuropa
BdSJ
Bund der St. Sebastianus Schützenjgd.
Christliche Arbei- CAJ
terjugend
1964 Freundschaftsvertrag mit
BDKJ, später einzelne Diözesanmitgliedschaften
Belgien 1925, Josef Cardijn,
Dtl.: 1947
Arbeiterjugendliche unterstützen,
sie ermutigen, für ihre Interessen einzutreten
DJK (Dt. Jugend- DJK
kraft) Sportjugend
1920 Carl Mosters DJK
Sport, Vereine, umfassendes Menschenbild
Deutsche Pfadfin- DPSG
derschaft Sankt
Georg
Katholische Junge KJG
Gemeinde
Robert Baden Powell 1908 /
1929 DPSG
1970 aus KFG und KJG
(Jungmänner)
Katholische Land- KLJB
jugendbewegung
1950
Gemeinschaften
christlichen Lebens
Kolpingjugend
KSJ &
GCL
Pfadfinderinnenschaft Sankt
Georg
PSG
KJ
Zielgruppe
Struktur
Dachverband für
unterschiedl.
Gruppierungen
Jungschützen ab 15 ?
HS-Klassen (TdOs),
Arbeitssuchende,
Azubis…; junge ArbeitnehmerInnen
Jugendliche in Sportvereinen
Ortsebene bis
Weltebene
Engagement,
Erlebnis,
Kinder, Jugendliche,
junge Erw. als GL
Bis in 70er: „Nur“ Pfarrjugendarbeit;
Heute: Umfassendes Engagement (Kirchenpolitik, Politik, Interessen von Jugendlichen …)
Verantwortung in Gemeinschaft vor allem im ländlichen
Raum,
Kinder und Jugendliche ab 6 Jahren
25 Diözesanverbände,
Bezirke, Stämme
Orts- bis Bundesebene
1565 MC >1969 GCL, 1919
Bund Neudeutschland >1968
KSJ, 1974 Zusammenschluss,
A.Kolping (+1865)
Gesellenvereine 1847
Probleme speziell von SchülerInnen aufgreifen,
SchülerInnen an weiterf. Schulen ab 5. Kl.
Suche nach Antworten auf Fragen junger Menschen
bis 30 Jhr.
1947
Mädchen und Frauen sollen bei Identitätsfindung gefördert werden, ihre Fähigkeiten etc. stärken
Mädchen ab 6 Jhr.
Jugendliche auf dem
Land ab 12
Quickborn Arbeitskreis
1967 aus Bund Quickborn
Förderung der Jugend; Burg Rothenfels als Zentrum
Unitas
Wurzeln bis 1855
Verband der wissenschaftlichen katholischen Studenten- Stud., seit 1996 auch
vereine
Frauen
Jugendverband
des DJK
Pfarrei- bis Bundesebene, auch in
and. Ländern
Ortsgem. bis
europ. u. internat.
Ebene
Kolpingsfamilien
bis Internat. Kolpingwerk
Stämme (Wichtel 6, Pfadis - 14,
Caravelles - 15,
Ranger 16)
Vereine an Hochschulen
18
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
8. Firmvorbereitung als Modellfall kJ
8.1. Einleitung
8.2. Kirchenrechtliche Grundlagen CIC can 879ff
CIC, Buch IV, Der Heiligungsdienst der Kirche,
TITEL II
SAKRAMENT DER FIRMUNG
Can. 879 — Das Sakrament der Firmung, das ein Prägemal eindrückt, beschenkt die Getauften, die auf dem Weg der christlichen Initiation voranschreiten, mit der Gabe des Heiligen Geistes und verbindet sie vollkommener mit der Kirche; es stärkt sie
und verpflichtet sie noch mehr dazu, sich in Wort und Tat als Zeugen Christi zu erweisen sowie den Glauben auszubreiten und
zu verteidigen.
KAPITEL I
FEIER DER FIRMUNG
Can. 880 — § 1. Das Sakrament der Firmung wird gespendet durch die mit Chrisam auf der Stirn erfolgende Salbung, die unter
Auflegung der Hand vollzogen wird, und durch die in den gebilligten liturgischen Büchern vorgeschriebenen Worte.
§ 2. Das Chrisam, das beim Sakrament der Firmung zu verwenden ist, muß vom Bischof geweiht sein, auch wenn das Sakrament von einem Priester gespendet wird.
Can. 881 — Es empfiehlt sich, daß das Sakrament der Firmung in der Kirche, und zwar während der Messe gefeiert wird; aus
gerechtem und vernünftigem Grund darf es jedoch außerhalb der Messe und an jedem würdigen Ort gefeiert werden.
KAPITEL II
SPENDER DER FIRMUNG
Can. 882 — Der ordentliche Spender der Firmung ist der Bischof; gültig spendet dieses Sakrament auch der Priester, der mit
dieser Befugnis kraft allgemeinen Rechts oder durch besondere Verleihung der zuständigen Autorität ausgestattet ist.
Can. 883 — Von Rechts wegen haben die Befugnis, die Firmung zu spenden:
1° innerhalb der Grenzen ihres Bereichs jene, die vom Recht dem Diözesanbischof gleichgestellt sind;
2° für die betreffende Person der Priester, der kraft seines Amtes oder im Auftrag des Diözesanbischofs jemand, der dem
Kindesalter entwachsen ist, tauft oder als bereits Getauften in die volle Gemeinschaft der katholischen Kirche aufnimmt;
3° für jene, die sich in Todesgefahr befinden, der Pfarrer und sogar jeder Priester
Can. 884 — § 1. Der Diözesanbischof hat die Firmung persönlich zu spenden oder dafür zu sorgen, daß sie durch einen anderen Bischof gespendet wird; wenn eine Notlage es erfordert, kann er einem oder mehreren bestimmten Priestern die Befugnis
verleihen, die dieses Sakrament zu spenden haben.
§ 2. Aus schwerwiegendem Grund können der Bischof und ebenso der Priester, der von Rechts wegen oder durch besondere
Verleihung der zuständigen Autorität die Befugnis zu firmen besitzt, in einzelnen Fällen Priester hinzuziehen, damit auch diese
das Sakrament spenden.
Can. 885 — § 1. Der Diözesanbischof ist verpflichtet, dafür zu sorgen, daß das Sakrament der Firmung den Untergebenen
gespendet wird, die in rechter und 'vernünftiger Weise darum bitten.
§ 2; Der Priester, der diese Befugnis besitzt, muß sie denen gegenüber ausüben, zu deren Gunsten die Befugnis verliehen ist.
Can. 886 — § 1. Der Bischof spendet in seiner Diözese das Sakrament der Firmung rechtmäßig auch den Gläubigen, die ihm
nicht untergeben sind, außer es steht dem ein ausdrückliches Verbot ihres eigenen Ordinarius entgegen.
§ 2. Damit er in einer fremden Diözese die Firmung erlaubt spendet, bedarf der Bischof, wenn es sich nicht um seine Untergebenen handelt, der wenigstens vernünftigerweise vermuteten Erlaubnis des Diözesanbischofs.
Can. 887 — Der Priester, der die Befugnis zur Firmspendung besitzt, spendet in dem ihm zugewiesenen Gebiet dieses Sakrament erlaubt auch Auswärtigen, wenn dem nicht ein Verbot ihres eigenen Ordinarius entgegensteht; er spendet jedoch dieses
Sakrament in einem fremden Gebiet niemandem gültig, unbeschadet der Bestimmung des can. 883, n. 3.
Can. 888 — Innerhalb des Gebietes, in dem sie die Firmung zu spenden vermögen, können die Spender sie auch an exemten
Orten vollziehen.
KAPITEL III EMPFÄNGER DER FIRMUNG
Can. 889 — § 1. Fähig zum Empfang der Firmung ist jeder Getaufte, der noch nicht gefirmt ist, und allein dieser.
19
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
§ 2. Außerhalb von Todesgefahr ist zum erlaubten Empfang der Firmung erforderlich, daß jemand, falls er über den Vernunftgebrauch verfügt, gehörig unterrichtet und recht disponiert ist und die Tauf versprechen zu erneuern vermag.
Can. 890 — Die Gläubigen sind verpflichtet, dieses Sakrament rechtzeitig zu empfangen; die Eltern und die Seelsorger, vor
allem die Pfarrer, haben dafür zu sorgen, daß die Gläubigen für seinen Empfang gebührend unterrichtet werden und zur rechten Zeit darauf zugehen.
Can. 891 — Das Sakrament der Firmung ist den Gläubigen um das Unterscheidungsalter zu spenden, wenn nicht die Bischofskonferenz ein anderes Alter festgesetzt hat oder Todesgefahr besteht oder nach dem Urteil des Spenders ein schwerwiegender Grund etwas anderes anrät.
KAPITEL IV
PATEN
Can. 892 — Dem Firmling soll, soweit dies geschehen kann, ein Pate zur Seite stehen; dessen Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß der Gefirmte sich wie ein wahrer Zeuge Christi verhält und die Verpflichtungen, die mit diesem Sakrament verbunden
sind, getreu erfüllt.
Can. 893 — § 1. Damit jemand den Patendienst ausüben darf, muß er die in can. 874 genannten Voraussetzungen erfüllen.
Can. 874 — § 1. Damit jemand zur Übernahme des Patendienstes zugelassen wird, ist erforderlich:
1° er muß vom Täufling selbst bzw. von dessen Eltern oder dem, der deren Stelle vertritt, oder, wenn diese fehlen, vom
Pfarrer oder von dem Spender der Taufe dazu bestimmt sein; er muß zudem geeignet und bereit sein, diesen Dienst zu
leisten;
2° er muß das sechzehnte Lebensjahr vollendet haben, außer vom Diözesanbischof ist eine andere Altersgrenze festgesetzt oder dem Pfarrer oder dem Spender der Taufe scheint aus gerechtem Grund eine Ausnahme zulässig;
3° er muß katholisch und gefirmt sein sowie das heiligste Sakrament der Eucharistie bereits empfangen haben; auch
muß er ein Leben führen, das dem Glauben und dem zu übernehmenden Dienst entspricht;
4° er darf mit keiner rechtmäßig verhängten oder festgestellten kanonischen Strafe behaftet sein;
5° er darf nicht Vater oder Mutter des Täuflings sein.
§ 2. Ein Getaufter, der einer nichtkatholischen kirchlichen Gemeinschaft angehört, darf nur zusammen mit einem katholischen Paten, und zwar nur als Taufzeuge, zugelassen werden.
§ 2. Es empfiehlt sich, daß als Pate herangezogen wird, wer denselben Dienst bei der Taufe übernommen hat.
KAPITEL V NACHWEIS UND EINTRAGUNG DER FIRMSPENDUNG
Can. 894 — Für den Nachweis der Firmspendung sind die Vorschriften des can. 876 zu beachten.
Can. 895 — Die Namen der Gefirmten sind unter Angabe des Spenders, der Eltern und der Paten sowie des Ortes und Tages
der Firmspendung in das Firmbuch der Diözesankurie einzutragen oder, wo dies die Bischofskonferenz oder der Diözesanbischof vorgeschrieben hat, in ein Buch, das im Pfarrarchiv zu verwahren ist; der Pfarrer muß den Pfarrer des Taufortes von der
Firmspendung in Kenntnis setzen, damit nach Maßgabe des can. 535, § 2 der Vermerk im Taufbuch erfolgt.
Can. 896 — Wenn der Ortspfarrer nicht anwesend war, hat ihn der Spender persönlich oder durch jemand anderen möglichst
bald von der Firmspendung zu unterrichten.
8.3. Bemerkungen zum Firmalter:
Vgl.: Hans Küng 19761:
Die Vorschläge bewegen sich zwischen dem i. und 30. Lebensjahr. Die Frage des Firmalters ist jedoch nur
deshalb so umstritten, weil man nicht zuvor die theologischen Prämissen klärt und theologische Begründungen mit dogmatischen (mittelalterlichen oder modernen) Vorurteilen, psychologisch-pädagogischen
Argumenten, persönlichen Gefühlen und subjektiven Meinungen zu ersetzen sucht. Selbstverständlich
besteht bezüglich des Firmalters ein gewisser Spielraum des pastoralen Ermessens. Wenn aber Theorie
und Praxis nicht in Widerspruch geraten sollen, muß folgendes beachtet werden:
1.
Keine Säuglingsfirmung: Gegen eine Säuglingsfirmung können dieselben Einwände wie gegen die Säuglingstaufe gemacht
werden, und dies sogar in verstärktem Maß, weil durch die Defizienz der Säuglingsfirmung die Defizienz
der Säuglingstaufe noch potenziert wird. Zugleich würde durch die Säuglingsfirmung in theoretisch ungerechtfertigter Weise eine Heilsnotwendigkeit der Firmung insinuiert oder eine «Vermehrung» der «
1
Hans Küng, Was ist Firmung? theol ., Meditationen 40, Zürich u.a. 1976, dazu: 44-46.
20
Kirchliche Jugendarbeit 2008-09
Gnade)> oder der himmlischen Glückseligkeit postuliert. Damit soll die östliche Praxis nicht verurteilt
werden, da dort die mit der Taufe gespendete postbaptismale Sal— bung von vornherein nie die Bedeutung eines getrennten, eigenständigen Sakramentes (mit spezifisch unterschiedener «Gnade» im lateinischen Sinn) hatte.
2.
Firmung vor Zulassung zur Eucharistie: Dies ergibt sich eindeutig aus allem, was über die Kohärenz von Theologie und Praxis und die Firmung als letzte Phase der Taufinitiation zu sagen war, die ihrerseits auf die Zulassung zur
Eucharistie als Ziel ausgerichtet ist. Die Bindung an die Taufe legt eine möglichst bald nach der Taufe erfolgende Firmung und in jedem Fall eine Firmung vor der Zulassung zur Eucharistie nahe. Wird die
Firmung von der Rückbindung an die Taufe und der Ausrichtung auf die Eucharistie losgelöst, so läßt sich willkürlich praktisch jedes Alter zum Firmalter dekretieren und dann
natürlich auch ideologisch unterbauen: nicht nur die Reifezeit (« Sakrament der Reife»), sondern
auch die bürgerliche Volljährigkeit (« Sakrament der Mannbarkeit»), die Wech— seljahre (« Sakrament
der Volireife») oder das Pensionsalter («Sakrament des Ruhestandes») oder die Todesstunde (« Sakrament der Perseveranz»)! Theologisch gesehen, das dürften diese Darlegungen gezeigt haben, stellten alle
diese Versuche Scheinlösungen dar. Auch psychologisch-pädagogisch ist das eine kaum besser begründet
als das andere. Hier darf nicht nur subjektiv mit Berufung auf sich selbst postuliert werden, sondern muß
mit Argumenten begründet werden.
3.
Pubertät und Adoleszenz sind psychologisch-pädagogischpastoral zur Firmung wenig geeignet: Zur Umschreibung der sehr
konkreten Schwierigkeiten müssen wenige Stichworte genügen: Aufbrechen der Sexualität;
Wendung nach innen (Erfahrung des Ich-Bewußtseins) und
Oppositionshaltung (Trotzalter, Konflikterfahrung) gegenüber äußeren Autoritäten (Elternhaus, Schule,
Kirche);
Verinnerlichung der Religiosität und Abneigung gegen religiöse Bekenntnisse und formale Riten;
Überbeanspruchung durch die großen Lebensentscheidungen in Beruf und Weiterbildung, Ehe und Familie (oft verbunden mit Ortswechsel);
pastorale Schwierigkeiten mit der personellen Erfassung bei starker Fluktuation;
faktischer Ausschluß eines Großteils der Jugendlichen von der Firmung und damit Gefahr eines ZweiKlassen-Christentums usw.
Sehr ernst zu bedenken sind in diesem Zusammenhang nicht nur die Sorgen und negativen Erfahrungen
unserer Seelsorger mit der früheren « Christenlehre» (etwas Entsprechendes wäre ja dann für die Firmvorbereitung notwendig), sondern insbesondere die notorische «Konfirmationsnot» mit der protestantischen «Firmung» in der Reifezeit: Zulassung zum Abendmahl erfolgt zu spät, Eingliederung der Getauften in die Gemeinde wird nicht erreicht, weithin gemeindeloses Christentum ist die Folge («Konfirmation
aus der Kirche hinauskonfirmieren»)!
4.
Nicht nur die theologisch begründete Bindung und der zeitliche Zusammenhang von Firmung und Taufe, sondern auch entwicklungspsychologische Überlegungen empfehlen eine Firmung in den ersten Schuljahren (vor der Zulassung zur Eucharistie): In dieser Zeit ist das Kind bereits fähig, in der ihm angemessenen Weise zu lernen, was Christsein für es bedeutet. Zugleich steht es in einer Phase noch unkomplizierter Offenheit, die
es für religiöse Information und Kenntnisverbreitung und insbesondere für Zeugnis, Beispiel und Tat in
einem hohen Ausmaß zugänglich macht. Im Neuen Testament wird das Kind —auf seine Weise ein voller
Mensch, wie heutzutage die Entwicklungspsychologie betont — geradezu zum Leitbild für eine gläubige
Haltung.
Zsf:
> Firmalter eher willkürlich festgelegt, entscheidend für die Pastoral: Adressatenorietierung!!!
8.4. Grundsätzliche Überlegungen zur Firmpastoral
8.5. Mögliche Firmkonzepte
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