Johann Figl (Hg.), Handbuch Religionswissenschaft, (Innsbruck, Verlag Tyrolia, 2003) 6 Inhaltsverzeichnis Teil 1 RELIGIONEN DER VERGANGENHEIT UND GEGENWART Vorbemerkung des Herausgebers......................................... 82 1. Religionen vergangener Kulturen .................................... 87 Religion der Urgeschichte - Otto H. Urban...... .......................... 88 Ägyptische Religion - Jan Assmann ...................................... Sutnerisch-Babylonische Religion - Helga Trenkwalder..................... Religionen im Hethiterreich - Manfred Hutter ........ . .................... Minoische Religion - Walter Pütscher .................................... Etruskische Religion - Lucia Aigner-Foresti ............................... Griechische und römische Religion - Hans Sehwahl........................ Antike Mysterienreligionen - Wolfgang Speyer............................. Religion der Germanen - Kurt Schier ..................................... Keltische Religion - Helmut Birkhan ..................................... Manichäische Religion - Manfred Hutter.................................. 104 118 140 156 165 180 198 207 222 235 Aztekische Religion - Ulrich Kühler...................................... 245 2. Religionen der Gegenwart ........................................... 259 Ethnische Religionen - Karl R. Wernhart.................................. 260 Shintoismus - Thomas Immoos........................................... Konfuzianismus - Roman Malek ......................................... Daoismus - Roman Malek............................................... Hinduismus - Bettina Bäumer............................................ Jainismus - Adelheid Mette .............................................. Buddhismus - Hans-Jürgen Greschat ..................................... Sikhismus - Othmar (Gächter ............................................ Zoroastrismus - Manfred Hutter................ . ......................... Judentum - Ferdinand Dexinger.......................................... Christentum - Ulrich Berner/Johann Figl ................................. Islam - Karl Prenner.................................................... Neue Religionen - Johann Figl.......................................... Alternative Formen des Religiösen - Hans Gerald Hödl .................... 288 298 307 315 337 348 368 384 395 411 436 457 485 Teil 1 . RELIGIONEN DER VERGANGENHEIT UND GEGENWART 1. Religionen vergangener Kulturen 1.1 Religion der Urgeschichte (Otto H. Urban) Geschichte: Mittelpaläolithikum: älteste Zeugnisse religiöser Vorstellung: Gräber des Homo neanderthalensis, zeugen von pietätvollen Umgang mit Verstorbenen Jungpaläolithikum: anthropomorphe Figuren, besonders Frauenplastiken und Höhlenmalerei (Spanien, Frankreich); Funde, die auf Kulthandlungen (Initiations- und Gemeinschaftsriten) hinweisen Neolithikum: Vorstellung einer Muttergottheit (in Anatolien finden sich viele Reliefs mit weiblicher Gottheit), regional verschiedener Totenkult Spätneolithikum: semianikonische Bildnisse als Götterdarstellungen; Grosssteingräber (Dolmen, Kuppelgräber, Steinkammergräber usw.), Megalithanlagen, Steinkreise zur Fixierung spezieller Tage im Jahresrhythmus und vermehrtes Auftreten von Sonnenzeichen in Europa. Gleichzeitig im Vorderen Orient (Mesopotamien, Ägypten): Keilschrifttexte und Hieroglyphen geben Auskunft über Gottesvorstellung Kupferzeit: Spirale, Mondsichelmotiv, Verbreitung der indoeuropäischen Sprache: auftauchende religiöse Begriffe sind „Vater Himmel“, „Gott/Himmlischer“, „Morgenröte“ Bronzezeit: Kultbezirke innerhalb der Siedlungen; Goldscheiben als Sonnendarstellung; Sonnenbarke, welche die Sonne trägt; Lebensbaummotiv; Fruchtbarkeitsgöttin (Herrin der Tiere) und Felsbilder mit Darstellungen von Männern mit Stabdolchen, Mischwesen, rituelle Tätigkeiten und Bootsdarstellungen; die Gräber werden geschlechtsspezifisch getrennt, oft nach Osten ausgerichtet; typische Brandopfer im alpinen Raum: An topographisch interessanten Plätzen (Quellen, Pässen, Gipfeln usw.) werden Kulthandlungen getätigt. Eisenzeit: Die Durchführung spezifischer Riten war nur einer Elite (Männer und Frauen) vorbehalten; Mondsichel wird als Widderkopf stilisiert; religiöse Statussymbole der Kelten (siehe Beschreibung Kelten) Lehren: Über die grundlegende Form der Religion kann anhand archäologischer Quellen allein nichts ausgesagt werden. Wahrscheinlich sind folgende rituelle Handlungen: - deutlichen Kennzeichnung von Grabstellen: Ahnenverehrung, Jenseitsvorstellungen - Zahlreiche Tierabbildungen und Mischwesen „Mensch-Tier“: Totemtier als mythischer Urahn der Gemeinschaft - Frauenplastiken: Fruchtbarkeitsriten - Musikinstrumente, verzierte Knochen und andere Kultgegenstände: Schamanismus - Sonnenverehrung: „Vater Himmel“ als göttliches Verehrungsmotiv im europäischen Raum ab der Spätsteinzeit - Opferungen: es kann nicht entschieden werden, welcher Art die Opfer sind (Lob-, Dank-, Bitt- und Sühneopfer) 1.2.Ägyptische Religion (Jan Assmann) Geschichte: 3150-2000 v. Chr. (Altes Reich): Nebeneinander von Lokalkulten und Staatskult (gestorbener König (Pyramidenkult) und Kult des Sonnengottes) 2000 v. Chr.: Einheitliche ägyptische Religion; der Staat kümmert sich um Versorgung der Götter und Toten; Idee des Totengerichts; ab 15 Jh. v. Chr. Sonnengott alleiniger Herrscher des Kosmos 1000 v. Chr. (Spätzeit): Lokale religiöse Zentren mit Tierkult gewinnen wieder an Bedeutung. 7. Jh. v. Chr.: Bemühungen zur Wiederherstellung der klassischen Staatsreligion werden unterbrochen durch Eroberung der Perser (525 v. Chr.) und erst von Ptolemäern beendet Lehre: Weltbild: Die Riten dienen der Inganghaltung der Welt: Die kosmischen Zyklen, die Prozesse der irdischen Natur, die Wohlfahrt es Staates, das Gelingen des menschlichen Lebens und das Schicksal der Toten beeinflussten sich gegenseitig. Theologie der ägyptischen Religion: polytheistische Götterwelt, drei Ordnungsebenen: die Sprache (Begriff/Name der Götter, Anrufung), der Kosmos (Modell der Mächte), politische Organisation des Gemeinwesens (irdische Herrschaft der Götter, repräsentiert durch irdische Tempel und Herrscher) Religiöse Praxis: Aufteilung in elitäre Praxis: Ausübung religiöse Kulte nur durch Priesterschaft (heilige Orte und Zeiten) und Volksreligion: Ethos, Lebensvorschriften und Gebote; sein Leben dem Willen Gottes unterordnen; Kulte: Sonnenkult (Verehrung des Sonnengottes), Bildkult (Kultbild der restlichen Götter); Totenkult (Mumifizierung, Beisetzung, Opferkult im Grabe) 2 1.3.Sumerisch - Babylonische Religion (Helga Trenkwalder) Geschichte: 3000 v.Chr.: erste Kultbilder 3000 – 1000 v. Chr.: zahlreiche politische und religiöse Veränderungen; Ende 2. Jahrtausend v. Chr.: Entwicklung hin zur Übermacht eines Gottes (Marduk, später Nabu) Lehre: Benennung des Göttlichen: Als Basis der Religion wird das Erleben der „numinosen“ Macht angesehen. Der sumerische Begriff „me“ steht über dreitausend Jahre für dieses Numinose. Göttervorstellung: aus vielen lokalen Göttern entsteht ein offizielles Pantheon; Hauptgötter sind: der Schicksalsgott, der Göttervater, der Schöpfergott, die Fruchtbarkeitsgöttin, der Mondgott, der Sonnengott usw.; je nach politischer Konstellation, verändert sich die Bedeutung der einzelnen Götter; Verehrung der Kultbilder als „Präsenz der Gottheit“; der einfache Mann verspricht sich Hilfe von den Göttern durch Anrufung, jeder Gottheit wird ein Fest gewidmet, an dem ihr gehuldigt wird; Entwicklung zu Astralgottheiten (Venus, Sonne, Mond usw.) Totenkult: Der Mesopotamier sah die Fortsetzung des Lebens im Jenseits nicht als gegeben an. Das Diesseitsbejahende stand im Vordergrund. Der Tod ist mit Angst und Negativem behaftet. Götter der Unterwelt wurden zur Strafe dorthin versetzt. Dämonen: älter als Götter, wurden negativiert, als zu Göttern in Gegensatz gerieten. Die Beschwörung (Wort und Ritual) als Gegenmacht zu ihnen. 1.4. Religionen im Hethiterreich (Manfred Hutter) 1. Geschichte: 17. –12. Jh. v. Chr.: Reich der Hethiter = Politische Einheit Kleinasiens mit Pluralismus der Religionen 16. Jh. v. Chr.: erste religiöse Texte luwischer Herkunft 14. Jh. V. Chr.: Pestgebete, Seuche als Ausdruck göttlichen Zorns 1180 v. Chr.: trotz Untergang des Hethiterreiches leben die religiösen Traditionen Kleinasiens weiter, unter anderem in der Bibel und der Klassischen Antike Griechenlands 2. Lehre: Götterwelt: Die sprichwörtlich „tausend Götter der Hethiter“ sind Ergebnis eines steten Prozesses des Addierens von Gottheiten aus verschiedenen Ethnien. Jeder Herrscher erstellt seine Götterliste, mit seinen bevorzugten Göttern; jede Ethnie bevorzugt eigene Gottheiten; jeder Hausherr wählt seinen persönlichen Gott aus Weltbild: Jahreszeitliche Feste mit agrarischem Symbolcharakter dienen dazu, durch die Gunst der Götter den geregelten Verlauf der kosmischen Zeit zu steuern. Irdisches Diesseits und göttliches Jenseits als räumliche Komponente des Kosmos Religiöse Praxis: die allgemeine Sündhaftigkeit des Menschen ist Ursache des Unheils (Krankheit usw.), Vermeidung des Übels durch die Befolgung der Gebote der Götter oder prophylaktische Massnahmen (Amulette, Wächterfiguren); Orakel, Rituale (Reinigungs- und Beschwörungsrituale), Gebete und Opfer dienen als Möglichkeit mit den Göttern in Kontakt zu kommen; private Frömmigkeit zu Hause; Ahnenkult; der König gilt als oberster Priester des Landes und Ausführer offizieller Kulte; 1.5. Minoische Religionen (Walter Pötscher) Geschichte: Bronzezeit: Religion der Bewohner Kretas vor dem Eindringen der Mykener Lehre: Göttervorstellung: Die minoische Religion war eine vom Gedanken der Fruchtbarkeit und des überdauernden Lebens als Wirkungen der Göttin und des männlichen Gottes, der als ihr Sohn und als Jahresgott galt, bestimmte Auffassung. Epiphanie (Erscheinung) der Götter im Rahmen von Festen mit Tanz, Theater usw. Erscheinungsformen der Göttin: Frauengestalt, Vogel, Schlange, Baum usw.; der Gott erschien als zartes Männchen, Stier, Doppelaxt usw.; Götter mit meist tierischem Aussehen dienen der Göttin Kult: Priesterinnen und Priester stellen die Gottheiten in einem Kult dar; jahreszeitliche Feste mit Opfern und orgiastischen Riten; der Stiersprung steht zwischen religiösem Akt und spielerisch sportlicher Betätigung; kathartische Riten wurden vollzogen. Die Lustrationsbäder (Reinigungsbäder) spielten dabei eine grosse Rolle. Die Bedeutung der Frau war gross. 3 1.6. Etruskische Religion (Luciana Aigner-Foresti) Geschichte: 800 bis 650 v. Chr.: Parallelen sowohl zum Nahen Osten (Anatolien) wie zu Karthago. 650 bis 500 v. Chr.: starker Einfluss der ionischen und korinthischen Kultur; erste religiöse schriftliche Quellen 500 bis 300 v. Chr.: Blütezeit; griechischer Einfluss sehr gross, 300 bis 100 v. Chr.: Spätzeit; der etruskische Charakter geht im Hellenismus auf. Lehre: Göttervorstellung: Dazu gehört vor allem der Glaube an die Existenz und Wirksamkeit übermenschlicher Wesen, von denen sich der Mensch abhängig fühlt. Aus einer frühen animistischen Phase stammen unkörperliche, namenlose Wesenheiten, deren Geschlecht und Zahl ungewiss war. Obwohl eine Offenbarungsreligion, werden die Gottheiten später durch griechischen Einfluss anthromorphisiert und lehnen sich stark an den griechischen Olymp an. Wahrsagerei: Im Altertum sehr berühmt war die "Disciplina etrusca", die Lehre von der Interpretation göttlicher Signale und dem korrekten Umgang mit der Götterwelt. Leberschau, Interpretation des Vogelfluges und der Blitze usw. sind Teil dieser Lehre. Diese Überlieferungen wurden von der etruskischen Priesterschaft streng gehütet. Die etruskischen haruspices (Wahrsager) wurden von den römischen Herrschern und bis ins 7. Jh. n. Chr. als Berater eingesetzt. Jenseitsvorstellungen: Die Etrusker kannten den Begriff der Seele und deren Unsterblichkeit; Reise der Seele ins Jenseits oder Haus für die Ewigkeit im Hügelgrab 1.7. Griechische und römische Religion (Hans Schwahl) 1. Geschichte: 2000 v. Chr.: mykenische Kultur aus der helladischen und minoischen Kultur 1200 v. Chr.: verschiedene Völker erreichen die Balkanhalbinsel (Phryger, Dorer, Ätolier usw.); Ende der mykenischen Kultur 800 v. Chr.: Griechen kolonisieren Teile des Mittelmeerraumes (Sizilien, Marseille usw.) um 5. Jh. v. Chr.: Vormachtstellung Griechenlands; erfolgreiche Abwehr der Perser Lehre: Göttervorstellung: Helden werden in Epos als von Göttern abstammend dargestellt; Dichtung als Quelle religiöser Vorstellung wichtig (Homer, Hesiod usw.): Regeln der Lebensführung; Weltentstehung und Göttergeschichte; Götter erscheinen dem Menschen Weltbild: Entwicklung zum philosophischen Weltbild führt zu verschiedenen Ansichten: Ursprung ist das „Göttliche“ oder Erscheinungen der Welt entgöttlichen (Aufklärung) usw. Religiöse Praxis: Verehrung der Kultgötter durch Priester oder privat; Kult für alle Bereiche des Lebens; Diesseitsorientierung (Klage über Hades) Vergleich römische Religion: Rom als Zentrum; assimiliert griechische Religion; Bezogenheit auf die Naturerscheinungen ist bei Römern stärker erhalten als bei Griechen; römische Äquivalente für griechische Götter mit Resten eigener italischer Anschauung (Iuppiter für Zeus, Iuno für Hera, usw.); gibt auch Götter mit eigenem römischen Ansatz (Ceres usw.) oder entwickelter Bedeutung (Mars auch Schutz für Ackerland usw.); 1.8. Antike Mysterienreligion (Wolfang Speyer) Geschichte: Die Mysterien begleiten die griechische Religion von Anfang an und die römische Religion von 200 v. Chr. bis 400 n. Chr. Lehre: Weltbild: das Erleben von Tod und Leben, von Bedrohung und Beseligung als Ursprung religiöser Verehrung; Kult und Ritus dienen als Abwehr der Bedrohung und als Verehrung des göttlichen Segens; das religiösmagische Wissen war geheimes Machtwissen von Familien und Clans; Überwindung des erlebten Bruches zwischen Mensch und Gott (perfekt), durch Erlösung der Schuld des Menschen; Inhalte der Mysterien versprechen Heilsweg zu Gottheit, sind aber nur für Eingeweihte zugänglich; Grundstruktur: die Geheimhaltungsvorschrift liess nur Weniges nach aussen dringen; ab dem 6. Jh. v. Chr. deuten religiöse Philosophen Griechenlands (Pythagoras usw.) die Mysterien und gestalten wiederum neue; aus Mangel an Quellen kann keine Geschichte der Mysterien geschrieben werden; im Mittelpunkt der eleusischen Mysterien: Geschick des Menschen nach dem Tod, wer die höchste Stufe der Einweihung erreicht hat, kann glücklich sterben; das Schauen des Göttlichen war Höhepunkt der Weihe; wahrscheinlich herbeigeführt durch Nahtoderfahrungen; 4 1.9 Religion der Germanen (Kurt Schier) Geschichte: Unzulängliche Quellen; keine längeren Aufzeichnungen vorhanden; der Begriff „Germanen“ im ethischen wie sprachlichen Sinn unscharf; kein Bewusstsein einer alle Stämme umfassende germanische Identität erkennbar; isländische Edda als schriftliche Quelle für die nordgermanische Religionsgeschichte Lehre: Weltbild aus Edda: Ablauf des Weltgeschehens; Schaffung der Welt und des Menschen; Schicksal der Welt, deren Untergang; Endzeitkampf und Entstehung einer neuen Welt; Göttervorstellung: zwei Göttergeschlechter: Asen und Wanen; Odin als höchster Gott der Anen, der dem Menschen die Dichtung brachte, drei religiöse Zentren: Uppsala, Lejre und Lade; Thor ist mächtigster Gott in Uppsala, ihm zur Seite stehen Wodan (Kriegsgott) und Fricco (Lustgott), das Paar von Wanengottheiten Freyr und Freyja ist ebenfalls von Bedeutung; Königsgeschlechter werden auf gestorbenen Gottheiten (Odin, Freyr usw.) zurückgeführt; Religiöse Praxis: Opfer seit der Bronzezeit in Mooren oder Gewässern, Kulturgegenstände, Tiere und Menschen wurden geopfert, bäuerliche Bevölkerung bittet um gute Ernte und Schutz der Tiere; zur römischen Kaiserzeit Höhepunkt der Opferung von Heeresausrüstungen; Holzfiguren als Abbilder von Gottheiten; 1.10 Keltische Religion (Helmut Birkhan) Geschichte: Zeitraum der keltischen Religion: ca. 750 v. Chr. bis zur christlichen Bekehrung im 5. Jh. 135-50 v. Chr. Schilderung der keltischen Kultur durch Poseidonios von Apameia 16-19 n. Chr.: „De bello Gallico“; Kommentar von C. Julius Caesar Lehre: Göttervorstellung: typische keltische Gottheiten: Teutates (Vatergott); Rigani (Muttergöttin); Lug samildanach (Handwerkergott); Briganti (die Erhabene); Morrigain (Kriegsgöttin); aber kein einheitliches Göttersystem; viele Lokalgottheiten: Vosegus (Gott der Vogesen); Diana Abnoba (Göttin des Schwarzwaldes) usw.; Kult: der Kult wurde durch die Druiden ausgeführt; ihr Wissen umfasst Götterlehre, Kult, Recht, Naturkunde, Stammesgeschichte; die Lehre wurde mündlich weitergegeben; die Ausbildung zum Druiden dauerte 20 Jahre; später treten auch Seher und Seherinnen auf; der Druide verwaltete Erd- und Brandopfer und Menschenopfer; weiter gibt es Mooropfer, Tier- und Sachopfer Jenseitsvorstellungen: eine Druidenlehre verhiess Wiedergeburt der Seele in Menschengestalt nach dem Tode; die Krieger scheuten den Tod nicht; Hügelgräber mit reicher Ausstattung; 1.11 Manichäische Religion (Manfred Hutter) 1. Geschichte: 14. April 216 n. Chr.: Geburt des Religionsstifters Mani in Südmesopotamien 241-273: Mani verkündet seine Religion im Iran 276 oder 277: Tod Manis in Gefangenschaft 4. Jh.: Verbot der Religion im Römischen Reich; Samarkand (Usbekistan) wird Zentrum der Religion Anfang 8. Jh.: Religion findet Eingang in China 762-840: Staatsreligion im Uigurenreich 843: Verbot der Religion in China; hält sich im Untergrund bis ins 16. Jh. 13. Jh.: Untergang der Religion in Zentralasien Lehre: Götterverständnis: der Zurwan ist der „Vater des Lichtes“ und nimmt oberste Stelle im Pantheon ein; andere Götter werden von ihm erschaffen: „Mutter des Lebens“, der Urmensch (Gott Ohrmizd), „Jesus der Glanz“, der den Menschen das für die Erlösung notwendige Wissen vermittelt hat usw.; Weltbild: Die Welt und der Glaube der Manichäer ist vom Göttlichen durchdrungen, im Bemühen um die Befreiung des göttlichen Lichtes aus der Macht der Antigötter und der widergöttlichen Materie. Obwohl die Seele des Menschen eigentlich sündenlos ist, unterliegt er immer der Gefahr, dass er seinen göttlichen Ursprung vergisst und in den Zustand der Sünde zurückfällt. Religiöse Praxis: zweistufige Gesellschaft: die Erwählten und Hörer; die Hörer müssen für die Erwählten z. B. die Nahrung zubereiten; schädigen aber dadurch das in den Pflanzen vorkommende Licht usw.; Vorliebe für Bilder und Musik; Belmafest zur Sündenvergebung, Befreiung der Lichtelemente aus der Materie und Memoria des Todes Manis; 5 1.12 Aztekische Religion (Ulrich Köhler) 1. Geschichte: - Azteken waren Neuankömmlinge im zentralen Hochbecken von Mexiko, sie stammten aus dem fernen Nordwesten; die Tolteken waren bereits vorher (850-1050) eingewandert, sie galten als vorbildlich kultiviert. - Die Azteken hatten ebenso klare Vorstellungen von ethischem Verhalten - Weltverständnis: sie lebten im Mittelpunkt der Welt; die Erde war eine rechteckige Scheibe, die Hauptstadt befand sich genau im Zentrum des Rechteckes; das Weltgebäude war untergliedert und hatte oberhalb der Scheibe neun oder dreizehn Schichten und unterhalb der Erde neun; man stellte sich die Erde als belebtes Wesen vor, als Krokodil oder als Ungeheuer - ursprüngliche Religion der Azteken kaum rekonstruierbar Wandersage: Stammesgott Huitzilopochtli („Kolibri-Linkshänder“, üblicherweise mit Kolibrigewand dargestellt) war schon bei Auszug aus mythischer Urheimat Atzlan dabei, gab selbst Befehl zum Aufbruch - Astralgötter grosse Rolle, Venus und Sonne, als männliche Krieger verstanden - Vielzahl von Göttern und Göttinnen, gemeinsame Terminus teotl, stärker als Menschen, aber nicht unfehlbar und keine moralischen Vorbilder, fliessende Übergänge - Fehlen der Erfahrung des Absoluten, keine einseitige Abhängigkeit der Menschen von Göttern, Gegenteil: die Götter brauchten zum Überleben die Menschen, kompliziertes Geflecht der Abhängigkeiten - Ressortgötter mit deutlich erkennbarer Funktion auch multifunktionale Gestalten 2. Lehre: -aztekische Glaubenslehre lässt sich aufgrund von Mythen, Gebeten und Belehrungen erschliessen; Texte, die von Spaniern oder Indianern auf Aztekisch oder Spanisch in lateinischer Schrift verfasst worden sind - hauptsächlich auf das Diesseits ausgerichtet - Weltalterlehre spielt zentrale Bedeutung, in manchen Texten ist von vier Weltaltern die Rede, in manchen von fünf, jede der Welten hat eigene Sonne, die am Ende mit den Menschen zusammen zugrunde ging, am Namen der jeweiligen Sonne ist erkennbar, wie die Menschen umkommen: erste Sonne hiess Vier Jaguare (dauerte 676 Jahre), zweite Sonne: Vier Wind (364 J.), dritte: Vier Regen (312 J.), vierte: Vier Wasser (676 J.), fünfte: Vier Bewegung, sie schien in der Zeit der Azteken, so war bekannt, dass sie durch Erdbeben und Hunger umkommen würden. - Zahl der Jahre der Weltalter war von grosser Bedeutung, denn es handelte sich immer um ein Vielfaches von 52 Jahren - zentrale Bedeutung hatte auch der Mythos von Erschaffung von Sonne und Mond: zwei bis dahin unauffällige Götter stürzten sich in ein grosses Feuer und verwandelten sich in männliche Gestirne, durch Götteropfer wurden sie in Bewegung gesetzt, doch die Verantwortung für die weitere Bewegung wurde in die Hände der Menschen gelegt, die Götter hatten die Menschen zu ihrem Nutzen geschaffen - die Menschen hatten so Macht über die Götter, die kosmische Ordnung sicherzustellen und praktizierten dies mit Riten - Vielzahl aztekischer Götter, schwer verständlich, grobe Unterteilung in Götter des Himmels und der Erde: erstere sind Astralgötter wie Sonnen-, Mond- und Venusgott, auch Götterpaare, die bei der Schöpfung mitgewirkt haben; letztere sind die Erdgöttin, Berggötter, die Wassergöttin, der Maisgott, Windgott Quetzalcoatl hat vielfältige Bezüge - es gibt drei Nachwelten: eine angenehme beim Regengott, ein unangenehme beim Todesgott und eine dritte für im Kampf gefallene oder geopferte Krieger, sie wurden zu Begleitern des Sonnengottes - Mehrzahl der Menschen gelangte zum Todesgott - es war kein eigener Einfluss auf die Nachwelt durch eine bestimmte Lebensführung möglich - Nachwelt hatte keinen hohen Stellenwert, erkennbar daran, dass Totengedenkfeiern nach 4 Jahren aufhörten, keine Reinkarnation der Seele (allein für Säuglinge ist die Vorstellung überliefert, dass sie nach einer kurzen Verweildauer auf einem Baum wiedergeboren würden) - ausführlich Beschreibung von Fray Bernardino de Sahagún und F. D. Durán Praxis: 18 Jahresfeste, zahlreiche Prozessionen, Tänze, Gesänge zu bestimmten Göttern vor oder auf Tempeln, Strassen und Plätzen, denen Priester vorstanden, es gab über 37 verschiedene Priesterkategorien, auch Frauen konnten das Priesteramt bekleiden - die Zeremonien wurden als solche den Göttern dargebracht oder Opfer in Form von Weihrauch, Papier, Früchte oder auch neue Kleidung und Schmuck für den Gott - rituelle Speisen - Götter nahmen über den Wahrsagekalender tonalpohualli Einfluss auf das Leben der Menschen, in dem Götter und Patrone Einfluss nahmen, der oft widersprüchlich gedeutet werden konnte und deshalb ein Wahrsager vonnöten war, der eine wichtige Funktion im täglichen Leben einnahm 6 Ethnische Religionen (Karl R. Wernhart) 1. Begriff: betrifft die Glaubensmanifestationen aussereuropäischer nichtindustrieller Gesellschaften und Schwellenländer der Dritten Welt, früher unter dem diskriminierenden Begriff „Stammesreligionen“ zusammengefasst. 2. Allen gemeinsam sind - gewisse Phänomene wie Trance, Ekstase: aussergewöhnliche Bewusstseinszustände erreicht durch interaktiven Wechselwirkungen zwischen a) Zufuhr von Substanzen, b) Kontemplation, c) Rhythmen, Skandieren von Versen, Tanzen, Musik, d) spontan. - „Rites de passage“: Tagesablauf, Jahreszeiten und Lebenszyklus stellen Parameter dar, die durch Übergänge charakterisiert werden, den sog. „rites de passage“. Die Riten haben die Aufgabe, den Menschen beim krisenhaften Übergang von einer Phase in die nächste zu helfen. Alle Übergangsriten weisen gleiche Struktur auf: a) Trennung, b) Übergangsstadium, bei dem das Individuum besonders gefährdet erscheint, c) Inkorporation. - der Raumbezug: Wohneinheiten, sakrale Orte (als Mittlerfunktion zur Transzendenz), Landschaftszüge, die vier Himmelrichtungen, die Erde - die Zeitdimension: Johann Figl (Hg.), Handbuch Religionswissenschaft, (Innsbruck, Verlag Tyrolia, 2003) 2. Religionen der Gegenwart 2.1 Ethnische Religionen (Karl R. Wernhart) 1. Begriff: betrifft die Glaubensmanifestationen aussereuropäischer nichtindustrieller Gesellschaften und Schwellenländer der Dritten Welt, früher unter dem diskriminierenden Begriff „Stammesreligionen“ zusammengefasst. 2. Allen gemeinsam sind - gewisse Phänomene wie Trance, Ekstase: aussergewöhnliche Bewusstseinszustände erreicht durch interaktiven Wechselwirkungen zwischen a) Zufuhr von Substanzen, b) Kontemplation, c) Rhythmen, Skandieren von Versen, Tanzen, Musik, d) spontan. - „Rites de passage“: Tagesablauf, Jahreszeiten und Lebenszyklus stellen Parameter dar, die durch Übergänge charakterisiert werden, den sog. „rites de passage“. Die Riten haben die Aufgabe, den Menschen beim krisenhaften Übergang von einer Phase in die nächste zu helfen. Alle Übergangsriten weisen gleiche Struktur auf: a) Trennung, b) Übergangsstadium, bei dem das Individuum besonders gefährdet erscheint, c) Inkorporation. - der Raumbezug: Wohneinheiten, sakrale Orte (als Mittlerfunktion zur Transzendenz), Landschaftszüge, die vier Himmelrichtungen, die Erde - die Zeitdimension: Jahres- und Lebenszyklus; Jahreszyklus: Opfer- und Dankgebete beim Säen und Ernten; Lebenszyklus: Initiationsriten, Heirat, Fruchtbarkeitsrituale, Tod - Transzendenz: spricht in diesem Zusammenhang vom Jenseits, das gedachte Land ist oft auch mit dem mythischen Schöpfungsland im Einklang zu sehen; Verbindung mit 4 Himmelrichtungen (Osten: Region der Geburt) Westen der Untergang, Norden ist die Seele oder der Geist, Süden die Regeneration oder Wiedergeburt - Entstehung des Kosmos: immer ein Akt aus einer bereits bestehenden Materie, von Schöpfergottheiten vollzogen - religiöser Kult: Gebet (als intimes „Ich-Du-Gebet“ oder Hymnus), Handauflegen, Primitialopfer (Symbolcharakter und „heiligt“ die erste Opferhandlung eines Ritualisten), Opfermahlzeiten 2.2. Shintoismus (Thomas Immoos) 1. Geschichte: - Shinto heisst wörtlich „Weg der Götter“ (gebildet aus dem chinesischen shen für Gott, Götter, Göttliches und auch Geist im allgemeinen Sinn, und dao für Weg), bezeichnet die einheimischen religiösen Anschauungen und Riten des japanischen Volkes, mit dem Schwergewicht auf Naturkult und Ahnenverehrung. - Als Abgrenzung zum vom China und Korea im 8. Jh. eindringenden Buddhismus gedacht. Japan war ursprünglich ein „Geschlechterstaat“, jeder Clan verehrte seinen eigenen Abgott, um 700 führte der Clan des Yamato die erste rudimentäre Organisation des Shinto ein; älteste und wichtigste Schreine sind in Izumo, Yamato und Ise. Es gab danach verschiedene Formen: Volks-Shinto, Schrein-Shinto, Staats-Shinto (in der MeijiZeit entstanden), Sekten-Shinto (entstanden am Ende der Edo-Zeit). - Kennt keine Geschichte im engeren Sinn. 7 2. Lehre: - Es gibt keinen Stifter, denn er existiert einfach, seit das japanische Volk aus mehreren Einwanderungsströmen seine ethnische und kulturelle Identität fand; ist eine non-verbale Religion, kein Lehrsystem, betrachtet das ganze Universum als Spiel unzerstörbarer Energien, die im steten Wandel der Phänomene in Erscheinung treten; alle sind göttlichen Wesens und verlangen Verehrung. Der Mensch, als lebender Gott, ist seinem Wesen nach gut und bedarf keiner Erlösung. Reinigungszeremoniell, das von Sünden befreit. Magokoro, das gute Herz, ist ein Höchstwert. - Die Lebensenergie präsentiert sich durch zwei Gottheiten: die Erhabene Gottheit des Wachstums (Taka-mimusubi-no-kami), den Himmelsgöttern zugeordnet, und der Sakralen Gottheit des Wachstums (Kami-musubino-kami), den Erdgöttern zugeordnet, zusammen mit Hochgott Ame-no-mi-naka-Mushi-no-kami bilden sie eine Art schöpferische Trinität als „erzeugende Seele des Alls“. Beim Musubi-Begriff handelt es sich NICHT um eine transzendente Wesenheit, sondern um die Lebensenergie, die wie alle Vegetation dem Verfall ausgesetzt ist und der Erneuerung bedarf. Musubi ruht in der Seele, Tama, die jedem Wesen innewohnt, auch dem „leblosen“. - Mythen setzen dreistöckiges Weltbild voraus: Himmelsgefilde, Reisfelder der Erde, von Unrat erfüllte Unterwelt. - Seit Urzeiten sehen die Japaner in der Erfahrungswirklichkeit ihrer Inselwelt unberechenbare Mächte am Werk: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Erdrutsche; Interpretation und als Bewältigung dazu: alle Götter, Menschen und Dinge besitzen 2 Seelenkräfte: eine wilde Seele (Chaos) und eine milde Seele. Dem Menschen ist die Aufgabe gestellt, die wilde in eine milde Seele zu transferieren. Praxis: Shinto-Fest: hier treten die Götter in Erscheinung, vorher Reinigungsriten an den Teilnehmern und dem sakralen Bezirk; Fest umfasst 3 Teile: Epiklese der Götter; Unterhaltung der Götter durch Gebete, Opfer, Tanz, moderne Dramen (Noh, Kabuki); Verabschiedung der Götter mit Kultmahl. 2.3 Konfuzianismus (Roman Malek) 1. Geschichte: - Gründer Konfuzius, latinisierte Form von Kong Qiu (oder Zhongni), geb. 551/552 v. Chr. in Qufu im Land Lu (heute Shandong), mit 15 J. für das Studium entschieden, Beamter in Lu, dann Archivar und Magistrat, suchte sein ganzes Leben vergeblich ein Fürstentum, in dem er seine ethisch-sozialen Vorstellungen verwirklichen konnte. Im 30. oder 40. Lebensjahr begegnete er dem vermeintlichen Begründer des Daoismus Laozi und diskutierte mit ihm über die Ritentradition, im fortgeschrittenen Alter widmete er sich nur seinen Schülern, als deren hervorragendste Yan Hui und Zilu gelten. Starb mit 73 (479 v. Chr.). Hinterliess kein Werk, das seine Lehre zusammenfasste, jedoch wird ihm die Kompilation und kommentierte Herausgabe der fünf klassischen Werke (Wujing) zugeschrieben (Yijing: Buch der Wandlung; Shujing: Buch der Dokumente; Shijing: Buch der Lieder; Chunqiu: Frühlings- und Herbstchronik (heute umstritten); Liji: Buch der Riten (heute bekannt, dass mit Sicherheit nicht von ihm)). Authentische Aussagen wahrscheinlich auch in Daxue (Die Grosse Lehre) und Zhongyong (Die Doktrin der Mitte). - Konfuzius-Kult und der seiner 72 Jünger entstand bereits in der Han-Zeit um 195 n. Chr., erste „KonfuziusTempel“ („Hallen“), in denen sich Schulen befanden; offizieller Staatskult in der Jin-Zeit ca. 317 n. Chr., in der Ming- (1368-1644) und Qingzeit (1644-1912) rituell ausgebaut. Nach 1912 ambivalentes Verhältnis zwischen Abschaffen und Zur-Nationalreligion-ausbauen, in der VR China verfolgt, in den letzten 2 Jahrzehnten wieder Renaissance, offizielle Konfuzius-Stiftung. Konfuzius wurde nie deifiziert. 2. Lehre: - Rujia bzw. jujiao, „die Gelehrtenschule“ oder „die Lehre/Religion der Gelehrten“, genannt auch Kongjiao, „die Lehre/Religion des Konfuzius“; bezeichnet verschiedene Richtungen des chinesischen Denkens, beinhaltet auch religiöse Elemente, ist aber, streng genommen, keine Religion, sondern eine „Weltanschauung“, eine ethischsoziale Lehre. - Schwerpunkt bildet das Bemühen um die Selbstkultivierung (xiu bzw. xiuyang) des Menschen sowie die Gestaltung der zwischenmenschlichen Beziehungen; jeder, der darin Anstrengungen unternahm, galt als junzi (Edler); durch Kultivierung der Tugend sollte eine neue Klasse Menschen entstehen. Die Tugend, ren, sollte die zwischenmenschlichen Beziehungen prägen, besonders die fünf Beziehungen (wulun): Herrscher-Untertan, Vater-Sohn, älterer Bruder-jüngerer Bruder, Mann-Frau, Freund-Freund. - Konfuzius spricht nicht über Religion, gründet aber seine Philosophie und Ethik auf einer Religiosität, in deren Zentrum der Himmel (Tian) stand, der Himmel als Urgrund aller Tugend. Unterstützt traditionelle Religionsvorstellungen, besonders Ahnenverehrung und Trauerriten. - Im Kontext von Familie und Gesellschaft sind die als „konfuzianisch“ geltenden Verhaltendregeln („Riten“) entstanden. 8 2.4. Daoismus (Roman Malek) 1. Geschichte: - Ist neben dem Konfuzianismus und dem Buddhismus die dritte grosse geistige Tradition Chinas, einzige einheimische chinesische Religion. - Dao (auch Tao) hat mehrere Grundbedeutungen: 1. Metapher, Dao als „Weg“, Wahrheit, Standard der Lebensführung; 2. Regelmässigkeit, Gesetzmässigkeit der Vorgänge im Universum. - Entstanden im 3. Jh. v. Chr. als Kategorie der Literatur mit Namen daojia (Lehre vom Dao), aus den bisherigen (konfuzianischen) Schriften; Dao erhielt neue Konnotationen: Dao ist Ursprung und Ursache aller Dinge, ist die dem Kosmos immanente letzte Ordnung. - Überliefert in 2 Werken: Daodejing, Laozi zugeschrieben, und Kompilation Zhuangzi, dem Philosophen Zhuangzi zugeschrieben. Die Richtung, die die tiefere Konzeption des Dao propagierte, hat sich mit der politisch einflussreichen Lehrtradition des Gelben Kaisers (Huangdi) zusammengefunden und wurde seitdem HuangLao-Schule genannt. Verehrung für Laozi war Ausgangspunkt der Idee des vergöttlichten Laozi (Laojun, der Herr Lao), den man mit religiösen Riten verehrte; sie markiert Beginn des Daoismus als einheimische Religion. 2. Lehre: - Glaube an höchste Instanz, das Dao, wird liturgisch verehrt, besitzt verschiedene Manifestationen; man will im Dao die Langlebigkeit und Unsterblichkeit (Erlösung) erlangen. Kein dogmatisches System, reine Heilsreligion, wobei das Heil diesseitig zu verstehen ist. Das kollektive Heil ist die kosmische Harmonie eines immanenten Weltalls, in dem Götter, Menschen und die Geister der Toten in den drei kosmischen Sphären Himmel, Menschenwelt und Unterwelt eng verbunden zusammenwirken. - Sammlung kanonischer Schriften, Daozang, beinhaltet 1464 Texte, die über Jahrhunderte gesammelt und im 12. Jh. zum ersten Mal gedruckt wurden, setzt sich aus 7 Teilen zusammen; meisten Texte sind keine Lehren, sondern Talismane, Listen, Register etc. - Die Einheit mit dem Dao soll durch ein moralisches Leben herbeigeführt werden; es gibt 5 Gebote und 10 gute Taten als Grundvoraussetzung. Praxis: Ausübung der Liturgie von Priestern (daoshi) bei grossen wiederkehrenden Kommunalfesten (jiao) oder Begräbnisfeiern, hervorzuheben ist das liturgische Fasten (zhai). 2. 5. Hinduismus (Bettina Bäumer) 1. Geschichte: - Begriff für eine Vielfalt von Religionen, die in Indien entstanden sind - Ursprung des Begriffes liegt im Namen des Flusses Indus = Sanskrit sindhu = Persisch hindu. Hindus sind daher Menschen, die das Land des Indus bewohnen, also nicht unterschieden von den Indern, erst ab 712 n. Chr., nach dem Eindringen der arabischen Muslime, wurde der Begriff Hindu eingeschränkt auf die nicht zum Islam bekehrten Inder - älteste Periode ist die Induskultur oder Harappa-Kultur (2500-1750 v. Chr.), zweite Periode: Religion des Veda (1750-1200 v. Chr.), ältestes Zeugnis der hinduistischen Offenbarung ist der Rigveda (wichtigste Götter sind Indra, der Götterkönig, Agni, Gott des Feuers); Upanishaden letzte Teil der vedischen Literatur mit neuen religiösen Ansätzen (800-200 v. Chr.); klassische Hinduismus entwickelte sich von 200 v.Chr. – 1100 n. Chr., Höhepunkt während des Gupta-Reiches (4.-6. Jh.) - mit Eroberung durch muslimische Herrscher grosse Veränderungen (1206-1857), führte zur Verinnerlichung und Vereinfachung - britische Kolonialmacht stärkte den Einfluss des Christentums 2. Lehre: - Vielfalt von Göttern, hinter denen allen das namenlose, gestaltlose und eigenschaftslose Absolute (nigurna brahman) steht - für jeden Menschen möglich, einen Weg zum Göttlichen zu finden - allgemeines Ideal der Heiligkeit anerkannt, jenseits von Kaste, Geschlecht und Religionszugehörigkeit - höchste Ideal ist Erlösung zu Lebzeiten, der so Erlöste ist bereits im Leib vergöttlicht und wird so zum Guru für viele, daher ist die Rolle des Guru zentral, nicht seine Lehre, sondern sein verwandeltes Sein wird zum Vorbild - Möglichkeit der Vereinfachung komplizierter Riten aufgrund einer spirituellen Entwicklung, denn die Riten sind zwar wichtig, erfüllen aber nur Übergangsfunktion; der Sannyasi, der auf alles verzichtet hat, ist nicht mehr an sie gebunden, weil er die spirituelle Freiheit erlangt hat - Glaube an die göttliche Kraft (sakti), die sich in Dingen, Menschen und besonders heiligen Orten manifestiert - dualistische Grundhaltung, advaita, ist typisch: Gott und Mensch können nicht „zwei“ sein, ebenso ist der Kosmos nicht vom Menschen getrennt, denn der Körper besteht aus fünf Elementen und kehrt im Tod zu ihnen zurück 9 - Vishnuismus: Vishnu erlangt zwischen dem 6. und 2. Jh. v. Chr. die Bedeutung eines Hochgottes, Krishna als einer seiner Avataras - Shivaismus: wird praktisch von allen Hindus als der „grosse Gott und Herr“ verehrt, Hauptgott der Shivaiten, volkstümliche Form beruht auf Puranas 2.6. Jainismus (Adelheid Mette) 1. Geschichte: - entstand im 5./4. Jh. v. Chr. in der Gangesebene, abgeleitet vom Ehrentitel ihrer Heilskünder, den 24 Jina (skt. jina- „siegreich, Bezwinger“), der letzte von ihnen ist Vaddhamana Kasava Nayaputta, der als Ehrennamen den Namen Mahavira („grosser Held“) trug, historisch belegt und als Religionsstifter anzusehen, wenige Aussagen über Lebensgeschichte, auch widersprüchlich, sicher ist, dass er umherzog und Anhänger sammelte - spaltete sich im 1. Jh. n Chr. in die auch heute noch existierenden Richtungen Svetambara („weiss gewandet“) und Digambara („durch die Himmelrichtungen gewandet“) und im 17. Jh. bildeten sich die Sthanakavasin („Gemeindehausbewohner“, d.h. ohne Tempelkult lebend) 2. Lehre: - auf Askese gründende Erlösungstheorie - als Ursache der aus dem Wesenskreislauf (samsara-) für die Seele erwachsenen Leiden wurde zunächst das Fortwirken allen menschlichen Tuns (karman-) und die Gier (lobha-), der „Durst nach Existenz“ (bhavatanha), erkannt. Das Karma als „böse Tat“ hat ein langes Dasein als Höllenwesen zur Folge, als verdienstliches Werk kann es in eine (zeitlich begrenzte) Existenz in der Götterwelt führen. - Mahavira fand eine Lösung in der Idee des Verzichts (tyaga-), er forderte das Nichtverletzen (ahimsa) und die völlige Besitzlosigkeit (aparigraha-). 2. 7. Buddhismus (Hans-Jürgen Greschat) 1. Geschichte : - „Buddha“ kommt aus der Wortwurzel budh, d.h. „erwachen“, ein Buddha ist ein „Erwachter“ - Begründer Siddhatta Gotama (Siddartha Gautama), der von 624-544 gelebt haben soll, wirkte im Nordosten Indiens, wurde bekehrt, als er einen Kranken, einen Alten und einen Toten sieht und begreift, dass auch er diesem Geschick unterworfen ist; beim Anblick eines Shramma, Bettlers, erkennt er die Möglichkeit zur Rettung, er wird selbst hauslos und lernt bei mehreren Meistern. Es eröffnet sich der „Mittlere Weg“, als er sich unter dem Baum des Erwachens (Bodhi-Baum) niedersetzte und seinen Geist nach innen wendete, er erkannte seine früheren Existenzformen und begriff die Gesetzmässigkeit, die zu Wiedergeburten führt. Ihm ging auf, wodurch das Übel entsteht und wie man ihm entgeht. Sein Geist wurde frei und er erkannte, dass er nie mehr wiedergeboren werden würde, er war zum Sammasambuddha geworden, der allein das Ziel erreicht hat. - nach seinem Tod gab es keinen Nachfolger; der Dhamma der Buddhisten, die Lehre, trat an die Stelle des Lehrers - Ausbreitung erreichte unter Kaiser Aschoka (268-232 v. Chr.) ihren Höhepunkt 2. Lehre: - kennt keine göttliche Offenbarung dessen, was Heil und Unheil sein kann, keine universale Heilsgeschichte, es geht um die Gegenwart - Schlüssel zur Lehre heisst Wandel, alles wandelt sich auf Erden, nichts existiert ewig, Gefühle, Gegenstände etc., daher ist alles „leidvoll“ (dukkha) - unwandelbar ist das Nirvana - „Vier edle Wahrheiten“: Alles ist leidvoll. Es gibt eine Ursache, aus der Dukkha folgt, das Gegenteil ist Nichthaften, dann gibt es den „Achtfachen Pfad“ als Erlösungsmöglichkeit - die Riten dienen entweder dem irdischen Leben oder der endgültigen Befreiung vom Wandel: Opferriten, Bittund Dankgottesdienste, die das Leben erleichtern, aber nicht aus der Wandelwelt befreien können - Wegweiser zur Erlösung ist Gautama Buddha, Helfer auf dem Weg dorthin sind im Mahayana der überirdische Buddha und Bodhisattva 2.8. Sikhismus (Othmar Gächter) 1. Geschichte: - beeinflusst von der nordindischen monotheistischen Sant-Protestbewegung und bestimmt durch ein Berufungserlebnis, trat Guru Nanak (1469-1539) als Reformer islamischer und hinduistischer Traditionen auf. Wer ihn und seine neun Nachfolger (1539-1708) anerkennt, wird Sikh (Panjabi sikh, Schüler) genannt 10 - Nanak wurde am 15.4.1469 als Sohn einer Hindu-Familie in Talwandi geboren, stammte aus hoher Händlerkaste, verheiratet, 2 Söhne; Berufungserlebnis ca. 1500 in Sultanpur - seine neun Nachfolger waren als Gurus anerkannt, erst die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Muslims im 18. Jh. und die religiöse Bewegung der Singh Sabha Ende des 19. Jh. zeigen, dass sie Sikhs eine eigene Gemeinschaft sind - Nanak lehnte den Ritualismus und den Bilderkult des Hinduismus ab. Wie Muslime lehrte er die bildlose Verehrung des einen Gottes, empfand aber die Regeln des Islam als zu starr und leblos. - Der vierte Guru Ramdas legte den Grundstein für den Goldenen Tempel in Amritsar, das heutige religiöse Zentrum der Sikhs. Guru Ramdas wurde vom Mogul-Herrscher Akbar geachtet, und die Sikhs genossen religiöse Freiheit. - Der letzte lebende Guru war Guru Gobind Singh ( 1675-1708). Er begründete die Khalsa-Ordnung, gemeint ist 'Der Pure', Soldat-Heilige. Die Khalsa erhält die höchsten Sikh-Tugenden, der Verpflichtung, Weihung und des gesellschaftlichen Bewusstseins aufrecht. Bei Khalsa handelt es sich um Männer und Frauen, welche die SikhTaufe-Zeremonie durchlebt haben und dem Sikh-Code von Verhalten und Konventionen streng folgen. Er erklärte schließlich auch die Tradition der Gurus für beendet, und fortan wurde das heilige Buch Adi Granth direkt als Guru verehrt. Deswegen wird es seither auch Guru Granth Sahib benannt. 2. Lehre : - Für Nanak waren alle Menschen gleichermaßen Geschöpfe Gottes. Deshalb lehnte er auch die Kastenunterschiede ab. - Das Wort Sikh bedeutet soviel wie immerwährendes Lernen. Ziel des Lebens ist die Vereinigung mit Gott. - streng monotheistisches Gottesbild - Es gibt nur einen Gott. Er ist der gleiche Gott für Menschen aller Religionen. Die Seele geht durch Zyklen von Geburten und Toden, bevor sie die menschliche Gestalt annimmt. Das Ziel unseres Lebens sollte das Führen einer vorbildlichen Existenz sein, damit man vielleicht mit Gott zusammenkommt. - Um die Universalität der spirituellen Botschaft hervorzuheben, nahm Guru Arjan Dev, als er den Shri Adi Granth, die Heilige Schrift der Sikhs, zusammenstellte, Hymnen und Gebete aus den mystischen Schriften der Heiligen aller Kasten und Glaubensrichtungen auf. Die Sikh-Schriften nehmen in der religiösen Geschichte eine einzigartige Stellung ein. Sie zeigen nicht nur den ersten, wohlüberlegten Versuch auf, die Einheit aller Religionen zu veranschaulichen, sondern sind auch in einer Sprache verfasst, die noch lebendig ist und nicht der Vergangenheit angehört. Im Gegensatz zu anderen Hochreligionen Indiens sind die religiösen Werke der Sikhs nicht in klassischen Sprachen verfasst, sondern in der lokalen Sprache Punjabi. Sikhs sind lediglich Wächter des Gurus Granth Sahib (granthi). Jeder Sikh hat die Wahl, den Guru Granth Sahib im Gurdwara zu lesen (einem Sikh-Tempel) oder bei sich zu Hause. - Meditation und Rezitation des Namen Gottes stehen im Zentrum 2.9. Zoroastrismus (Manfred Hutter) 1. Geschichte: - Begründer war Zarathustra (griech. Zoroaster), keine eindeutige Biographie, da bereits früh Legendenbildung einsetzte - bereits früh Priester, dann Offenbarungserlebnis, welches sein priesterliches Wissen neu strukturierte - entstand um 1200 v. Chr., 560 v. Chr. reformiert, im Gebiet des heutigen Irans begründet 2. Lehre - Im Zentrum des Glaubens steht der Schöpfergott Ahura Mazda. Er wird begleitet von unsterblichen Heiligen (Amesha Spenta) sowie von bösen Dämonen (Ahriman). - Die Religion ist dualistisch geprägt - Es ist eine Schriftenreligion und basiert auf der heiligen Schrift "Avesta". Gebete, Gotteshäuser und Gottesbilder sind ihnen fremd. Statt jener steht die Eigenverantwortlichkeit im Vordergrund. - Die zuverlässigste Quelle der Lehren Zoroasters ist die in der Avesta (auch Zendavesta), dem religiösen Buch der Zoroastrier, enthaltene Sammlung der Gäthas oder Lieder, welche entweder von ihm selbst oder doch von seinen Jüngern verfasst sind. Es bestand ursprünglich aus 21 Büchern. Als Yasna bezeichnet man die überlieferten 72 Kapitel des Awesta (die heute noch bei den Parsen im Gottesdienst verwendet werden), wobei sich 16 Kapitel, die Gathas (Gesänge), direkt auf Zarathustra zurückverfolgen lassen. - Der Kampf zwischen Gut und Böse dauert vier Perioden zu jeweils 3000 Jahren. Das Reich des Ahura Mazdas steht am Ende des Kampfes. Ein Weltgericht wird stattfinden, das die Bösen bestrafen und die Guten belohnen wird. Und wenn die Welt untergeht, wird das Jüngste Gericht stattfinden, der böse Geist verschwinden und ein neues, ewiges Reich des Ahura Mazdas entstehen. Die Grundlagen dieser Vorstellungen lassen sich schon in der Urzeit nachweisen, als die Iranier mit den stammverwandten Indern noch ein einziges Volk bildeten. - Eine systematisierende Richtung, welche in den Schulen der Priester aufkam, führte zu einer vollkommenen Verteilung der Schöpfung bis auf die Tiere herab unter die beiden Oberhäupter der guten und der bösen Schöpfung. 11 - Die ganze Weltgeschichte besteht nach der Lehre der Parsen in einem großen Kampf zwischen Ahura Masda und Anramainyu, der im Ganzen 12.000 Jahre andauern soll. 2.10 Judentum (Ferdinand Dexinger) 1. Geschichte - Herkunft des jüdischen Volkes geht auf die Stammväter Abraham, Isaak und Jakob zurück. Der Name des Volkes „Israel“ geht auf Jakob, den Sohn Isaaks, zurück, der den Namen Israel (d.h. der mit Gott Ringende) vom Ewigen selbst erhalten hatte. - Als größter Prophet des Judentums gilt Moses, dem Gott auf dem Berg Sinai zum Zeichen des Bundes die Zehn Gebote überreicht hat. Unter den Königen Saul, David und Salomo erfolgt die Einigung der 12 Stämme. - Mit der Katastrophe des Jahres 70 n. Chr., der Eroberung Jerusalems durch die Römer, muss der größte Teil der Juden die Flucht antreten. Sie lassen sich in West- und Osteuropa, in Spanien und Nordafrika nieder. - Das Mittelalter bringt zunächst die Hochblüte des Judentums in der islamischen Welt. Verfolgung und Vertreibung kennzeichnen das Schicksal der Juden im Mittelalter. Sie werden als Gottesmörder, Hostienschänder und Brunnenvergifter stigmatisiert. - Die Aufklärung bringt ihnen die Bürgerrechte. Im 19. Jahrhundert wird der Ruf nach einer innerjüdischen Reform laut. Der österreichische Journalist Theodor Herzl (1860-1904) ruft den Zionismus als politische Bewegung ins Leben. Er fordert einen eigenen Judenstaat. - Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland geht das europäische Judentum seiner größten Katastrophe entgegen. Mehr als sechs Millionen Juden fallen bis 1945, dem Ende des Dritten Reiches, der Vernichtung (Schoa) anheim. - 1948 wird der Staat Israel gegründet. 2. Lehre - Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat oder zum Judentum übergetreten ist. - Die zehn Gebote bilden das Herzstück der Tora (die fünf Bücher des Mose / Pentateuch), der Offenbarungsurkunde des jüdischen Volkes. Die Tora (Gesetz, Weisung) bildet zusammen mit den Prophetenbüchern und weiteren Schriften die hebräische Bibel. - Einzigartigkeit Gottes und seines Heilswirkens für Israel und die ganze Welt 2.11. Christentum (Ulrich Berner/Johann Figl) 1. Geschichte: - Begriff Christentum (v. griech. christianismós) wird erstmals in einem Brief des syrischen Bischofs Ignatius von Antiochien erwähnt. Die Anhänger des Christentums nennen sich selbst Christen. Die Apostelgeschichte erzählt, dass die Nachfolger Christi den Namen Christen zuerst von den Ungläubigen der syrischen Stadt Antiochia erhielten, in welche sie nach den ersten Verfolgungen in Palästina geflohen waren. - Das Christentum geht zurück auf die Anhänger von Jesus von Nazareth (ca. 7 v. Chr. – 33 n. Chr.). Jesus wird von den Christen als der Christus, als der jüdische Messias verehrt, als Sohn Gottes. Die christlichen Lehren berufen sich allesamt auf diese Person. - Die älteste bedeutende Kirchenspaltung entstand anlässlich des Konzils von Chalcedon (8.10.-1.11. 451 n. Chr.) über Fragen der Christologie (Trennung der monophysitischen Kirchen). - Die westliche Tradition (Römisch-katholische Kirche ohne unierte Ostkirchen) erfuhr durch die Reformation des 16. Jahrhunderts eine neue tief greifende Spaltung. Sie betraf vor allem das Kirchen- und Sakramentsverständnis und die Erlösungslehre. Die reformatorische Bewegung führte zu mehreren parallelen Kirchenbildungen, von denen sich im weiteren Verlauf neue Gruppierungen lösten, die sich aber auch wieder zu Kirchengemeinschaften zusammenfanden. - Katholischen Kirchen gemeinsam ist dass es für den Gottesdienst eine Liturgie gibt, d.h. einen genau festgelegten Ablauf / Ritus, bei dem die Gläubigen aktiv teilnehmen und bei dem bestimmte Teile nur von geweihten Priestern gesprochen und getan werden dürfen. - Eigentlich kann man schwerlich von evangelischer Tradition sprechen, da evangelische Kirchen weniger auf der altkirchlichen Tradition beruhen (diese in manchen Fällen sogar ablehnen), sondern sich fast ausnahmslos in der Reformationszeit oder später neu aus der Bibel definieren (Sola Scriptura = allein die Schrift). Vereinfacht kann man sagen: Die evangelischen Kirchen erklärt sich aus der biblischen Schrift heraus (Sola Scriptura), während sich die katholischen Kirchen aus der Schrift und der Überlieferung erklärt. 2. Lehre: - monotheistische Religion, Offenbarungsreligion, Erlösungsreligion, missionierende Religion - Allen ist gemeinsam, dass sie Bibel und Liturgie in der jeweiligen Landessprache haben. - Die zentralen Elemente der christlichen Lehre sind die Liebe zu Gott, die Liebe zum Nächsten und die Liebe zu sich selbst (christliche Ethik ); die Menschwerdung Gottes im Messias Jesus, sein Opfertod in Form der Kreuzigung sowie der Glaube an die leibliche Auferstehung nach dem Tode. Die Christen glauben, dass diese Ereignisse die Basis von Gottes Werk bilden, mit welchem die Menschheit mit ihm ausgesöhnt werden sollte, da alle Menschen, nach christlicher Lehre, als mit der sog. Erbsünde behaftet deklariert werden. Dies schloss die 12 jüdischen Urchristen nach Jesu Kreuzestod, die diesen Glauben annahmen, von der Gemeinschaft der Juden aus, da diese es u.a. ablehnen, einen Menschen anzubeten, denn sie sahen in Jesus Christus nicht den verheißenen Messias und Sohn Gottes. Jesus Christus ist nach der christlichen Glaubenstradition ganzer Gott und ganzer Mensch - mit der Einschränkung: ganzer Mensch jedoch ohne menschliche Sünde und von der Erbsünde frei. Zudem wird gelehrt, dass Jesus Christus nicht sündigen könne. Er wird als Mensch und als Gott angebetet. Dies ist eine Abschwächung des Monotheismus. Im Gegensatz dazu lehnt der jüdische Glaube und die Lehre des Islam sowohl die Vorstellungen einer Inkarnation Gottes als Mensch als auch die Anbetung von Menschen ab. 2.12. Islam (Karl Prenner) 1. Geschichte: - Entstehungsgeschichte eingebettet in vorislamischen Kulturraum mit seinen religionspluralen Strukturen und vielfältigen Transkulturationsprozessen, im Propheten Muhammad (570-632) verdichten sich all diese Prozesse, die in der Umma (religiös-politische Gemeinde) bündeln sie sich - mit 40 Jahren hatte M. seine Erfahrung, die ihn als „Gesandten Gottes“ zu seinem Volk rief, er kündete vom Einen und Einzigen Gott (Allāh), Schöpfer, Fürsorger, Richter der Menschen; dem polytheistischen Väterglauben stellt er den biblischen Väterglauben „Abrahams, Isaaks und Jakobs“ entgegen - die Auseinandersetzung mit den Mekkanern kreisen daher insgesamt darum, on Muhammad Gotteswort oder aber Menschenwort vorbringt, ob er Gesandter Allāhs ist oder bloss Dichter und Wahrsager - 622 kam es zur Auswanderung (hidschra – Beginn der islamischen Zeitrechnung, A.H. anno hegirae) zur Oase Yathrib, die madīnat an-nabī (Medina), die Stadt des Propheten, genannt wurde - hier errichtet der Prophet eine neue politische Ordnung, die sich nicht mehr auf Blutsverwandtschaft, sondern auf dem gemeinsamen Glauben an Allāh gründet, die Muslime werden eine Gemeinde, umma - 632 Tod von Muhammad - die Umma spaltete sich bei Frage nach einem rechtmässigen Nachfolger bzw. Stellvertreter (chalīfa) in 2 grosse Gruppen: das Sunnitentum mit dem Kalifat (Kalif/Imām) und das Schiitentum mit dem Imamat (Imām): nach Meinung der Schiiten (schī’a Partei) hatte M. seinen Schwiegersohn und Vetter ‘Ali zum Nachfolger ernannt - auf die vier „rechtgeleiteten Kalifen“ folgte aber nicht ein Nachkomme aus der Familie d. Propheten, sondern d. Dynastie der ‘Umayyaden als Inhaber des sunnitischen Kalifats, danach die Dynastie der ‘Abbāsiden - entscheidend für Sieg der traditionalistisch sunnitischen Kräfte war zu Beginn d. seldschuqischen Ära (1058), das Sultanat war Förderer des Sunnitentums, äusseres Kennzeichen war die Madrasa, die theologisch-juristische Hochschule - ab Ende des 10. Jh. Entstehung der sūfischen Orden; die Orden ersetzen das politisch ohnmächtige Kalifat, auch Rechtsgelehrte schliessen sich den Sūfis an - das Sunnitentum rückt die Befolgung des heilsschaffenden Gesetzes in den Mittelpunkt - die Schiiten stellen den Imam als Mittler zwischen Gott und Mensch ins Zentrum der Verehrung; die Zwölferschiiten oder Imamiten gehen davon aus, dass der 12. Imam in die Verborgenheit entrückt wurde am Ende der Zeiten werde er als Mahdi, als der Rechtgeleitete wiederkommen; Kristallisationsfigur ist Imaim Husain, der 680 (10. Muharram) bei Kerbela das Martyrium erlitt - ab dem 18. Jh. entstehen verschiedene fundamentalistische Erneuerungsbewegungen, nicht mehr das Nachahmen (taqlīd) der Ansichten einer Rechtsschule sei bindend, vielmehr dürften Koran und Sunna unabhängig voneinander ausgelegt werden (idschtihād: Rechtsfindung auf Grund eignerer Meinungs- und Urteilsbildung) - das 20. Jh. ist gekennzeichnet durch den Kampf um den islamischen Staat, der die Einheit von Religion und Politik verkörpere, nachdem 1924 das Kalifat von Atatürk aufgehoben wurde 2. Lehre: - das zentrale Prinzip, das sowohl Grundlage seiner Glaubenslehren als auch den Bezugspunkt jeglichen Handelns bildet, ist der tauhīd, das Prinzip der Einheit und Einzigartigkeit Allahs: lā ilāha illā llāh – „Es gibt keinen Gott ausser Allah“, so der erste Teil des Glaubensbekenntnisses (schahāda) - Koran betont Einzigartigkeit Gottes, grenzt sich so gegen Polytheismus der vorislamischen Araber ab und gegen Trinität und Gottessohnschaft Jesu des Christentums: schwerste Sünde ist, dem einen Gott andere Wesen beizustellen, diese Sünde kann nicht vergeben werden (4,48), hier liegt Ansatz für das Bilderverbot - Gott ist Schöpfer und auch derjenige, der für seine Geschöpfe sorgt - er hat den Menschen als seinen chalīfa (Stellvertreter, Nachfolger) erschaffen - Gott ist als Schöpfer ständig am Werk, schöpferisch durch sein Wort; als Schöpfer des Menschen kann Gott auch Richter sein; barmherzig und vielverzeihend - Qur’ān (Koran) ist das Verbalnomen von qara’a, lesen, vortragen, rezitieren; Qur’ān meint eine Sammlung von Vorlesestücken bzw. Rezitationstexten, worauf auch die Reimstruktur zielt - die Offenbarung wurde Muhammad sukzessive in Mekka und Medina auf ihn herabgesandt, man unterscheidet die mekkanischen und medinischen Suren, insgesamt 114 Suren 13 - nicht Muhammad spricht im Koran, sondern Gott, das Offenbarungswort wurde dem Propheten wörtlich diktiert und dieser hat es rein passiv empfangen und unverändert weitergegeben, überbracht wurde der Koran vom Engel Gabriel - Tod: nach dem Tod folgt eine Art Zwischengericht, danach eine Wartezeit bis zum Endgericht, nach der Endzeitkatastrophe erfolgt die allgemeine Auferstehung der Toten und danach findet das Gericht statt - Glaube an Engel ist wichtiger Bestandteil, der Islam nennt vor allen Dingen Gabriel und Michael; eine der wichtigsten Aufgaben ist die Übermittlung der Offenbarung an die Propheten - Sunna meint Brauch, Gepflogenheit und Praxis des Propheten, wurde zuerst im Hadith (Nachricht, Bericht) mündlich überliefert, später schriftlich fixiert und kanonisiert (sechs kanonische Hadithsammlungen); normgebend v.a. die Verordnungen, Anweisungen, Stellungnahmen und Wertungen bzgl. der Umma - gerade die Hadithe regeln das Leben der Muslime bis in zahllose Einzelheiten des Alltags, in Sitten, Bräuche, Gesten, Fühlen, Denken - das religiöse Gesetz (scharī’a: wörtl. der breite Weg zur Tränkstelle) wird i. d. theologischen Deutung zum idealen Gesetz, wie es Gott den Menschen verkündet hat - die Scharia ist bereits im Koran grundgelegt und wurde später zu einem umfassenden System entwickelt, das islamische Rechtssystem umfasst die religiösen Pflichten („fünf Säulen“), die bürgerlich-juristischen Verhältnisse (Familien-, Erb-, Eigentums- und Vertragsrecht), Straf- und Prozessrecht - „fünf Säulen“: 1. Glaubensbekenntnis (schahāda), 2. rituelles Gebet (salāt), 3. Almosenabgabe (zakāt), 4. Fasten (saum) im Monat Ramadan, 5. Pilgerfahrt (haddsch) - islamische Mystik: der Sufismus (von sūf: Wolle › sūfi: Träger eines Wollkleides) spiegelt als geistige und literarische Bewegung das vielschichtige kulturelle und gesellschaftliche Spektrum der Umma wieder, Ursprünge sind bereits im Koran zu finden - Frau: Islam betont die Gleichheit aller „gläubigen Männer und gläubigen Frauen“, sind aber politisch und rechtlich nicht gleichgestellt, denn die Stimme der Frau zählt nur halb so viel wie die des Mannes (2, 282) - Schwierigkeiten der muslimischen Gesellschaften mit der Moderne resultieren daraus, dass es im Islam nie zu einer Aufklärung gekommen ist wie in der Geschichte des Abendlandes 2.13. Neue Religionen (Johann Figl) 1. Begriff: - neue Religionen: Religionen, die in den letzten beiden Jahrhunderten weltweit entstanden sind und durch die Bezeichnung „neue“ von den „alten“ traditionellen Religionen unterschieden werden; oft synonym verwendet mit Neuen religiösen Bewegungen, besonders bei den im 20. Jh. entstandenen Gruppierungen lässt sich nicht immer gleich ausmachen, ob es sich um Religionen oder „Bewegungen“ handelt, verstehen sie sich als Reformbewegungen und wissen sich weiterhin einer grossen Weltreligion zugehörig, dann spricht man religionswissenschaftlich von Neuen religiösen Bewegungen - „Sekte“ problematisch, in Öffentlichkeit negativ besetzt, Diskussion über korrekte Bezeichnungen wurde ohne Zutun der Religionswissenschaftler geführt, generell spricht die Wissenschaft von Neuen Religionen (New Religions) und Neuen religiösen Bewegungen (New Religious Movements) 2. Länder: - Japan: viele Neubildungen synkretistisch, ein Grossteil ist überwiegend shintoistisch und/oder buddhistisch geprägt, geringer Teil vorwiegend christlich, seit dem Zweiten Weltkrieg Fülle von Neugründungen; 3 Phasen: 1. älteste Neue Religionen vor Ende der Edo-Zeit (bis 1867), bekannteste Tenrikyō (Lehre von der himmlischen Wahrheit), 2. seit Anfang des 20. Jh. bis zum Zweiten Weltkrieg, z.B. Reiyūkai (1925), 3. seit den 80er Jahren des 20. Jh., zu denen die berüchtigte Aum-Shinrikyō gehört (Lehre von der absoluten Wahrheit), die aber unter den generell akzeptierten Neugründungen eine Ausnahme bildet; eine der grössten und am schnellsten wachsenden ist Kōfuku no Kagaku (Institut für die Erforschung des menschlichen Glücks), die 1986 von Ōkawa Ryūhō (*1956) gegründet wurde, nach eigenen Angaben umfasst die Religion heute bereits 15 Mill. Mitglieder - China, Vietnam, Korea: in China begann die bekannteste mit der Taiping-Rebellion (1850-1864), 1843 gründete Anführer Hong Xiuquan (1814-1864), der sich als jüngerer Bruder von Jesus verstand, die „Gesellschaft der Gottesverehrer“ - Vietnam: Caodaismus (nach Cao-Dai, der höchsten Gottheit, benannt, wörtlich: Palast), gekennzeichnet durch spiritistische Ursprünge, die zu Offenbarungen führten, offizielle Gründung 1926 - Korea: sehr bekannt ist Ch’ondogyo, Abspaltung von Tonghak (Östliche Lehre im Gegensatz zur Westlichen Lehre des Christentums), und die T’ong-il Kyo, die ausserhalb des Landes als „Vereinigungskirche“ oder „MunSekte“ bekannt wurde - Indien: ist seit Anfang des 19. Jh. reich an religiösen Reformbewegungen, die als Antworten auf die Kolonialzeit zu verstehen sind; im Neohinduismus stellt eine primär spirituell ausgerichtete Entwicklung der so genannte Rāmakrishna-Orden dar, der u.a. das Vermächtnis des indischen Mönche Rāmakrishna (1836-1886) weiterführt, grundlegende spirituelle Erfahrung war, dass alle Religionen zu Gottverwirklichung führen können, er steht in der Tradition der Spiritualität Śankaras, der Nichtzweiheitslehre 14 - neureligiöse Bewegungen indischen Ursprungs in den „westlichen“ Ländern: zu den bekanntesten gehören die Brahma Kumaris (Töchter Brahmas); die Divine-Light-Mission; Internationale Gesellschaft für KrishnaBewusstsein, ursprünglich unter dem Namen Hare-Krishna-Bewegung bekannt geworden, 1965 gegründet; die Neo-Sannyāsins, oder Rajneeshismus, gehen auf Rajneesh Chandra Mohan (1939-1990) zurück, von seien Schülern Bhagwan und später Osho genannt wurde, diese Richtung versteht sich als Religion, die einerseits alle anderen kritisiert, sie aber auch andererseits zu vereinen sucht; Sāhaja Yoga, offizieller Name Vishwa Nirmala Dharma, geht auf Nirmala Devi zurück, die von ihren Anhängern als Guru und Mutter angesehen wird, zentrale Praxis besteht in der Meditation mit dem Ziel, die Kundalini-Energie zu wecken; des weiteren die Sathya Sai Baba (Gründer 1926 geb.), versteht sich als überkonfessionelle Religionsgemeinschaft; die Transzendentale Meditation, die auf Maharishi Mahesh Yogi zurückgeht - neue religiöse Bewegungen islamischer Herkunft: eine der bedeutendsten Reformbewegungen ist die Ahmadiyya, sie geht auf Mirza Ghulam Ahmad (ca. 1835 – 1908), der sich als Reformer des Islam verstand und 1889 verkündete, dass er der erwartete Mahdi sowie der Messias der Juden und Christen sei; des weiteren der Sufismus, gerade der vom indischen Sufi Hazrat Inayat Khan initiierte Sufi-Bewegung bzw. der Indernationale Sufi-Orden, der als exemplarisch genommen werden kann für die Übermittlung indisch-islamischer Spiritualität in den Westen zum Anfang des 20. Jh.; die Subud-Bruderschaft des indonesischen Muslim Muhammad Somohadiwidjojo (1901-1981); die Bahā’ī-Religion schliesst an ihren Vorgänger, den Babismus, an, gegründet von Sayyid Ali Muhammad aus Shiraz (1819-1850). 2.14. Alternative Formen des Religiösen (Hans Gerald Hödl) 1. Esoterik, Hermetik und New Age: - Esoterik: gebildet vom spätgriechischen Adjektiv esoterikos, innerlich, gebildet; nicht vor dem 19. Jh. verwendet; es wird angenommen, dass zwischen den verschiedenen Elementen des Alls, ob sichtbar oder unsichtbar, symbolische und reale Korrespondenzen bestehen; die natur wird als lebendiges Wesen angesehen, das von einem inneren Licht beseelt ist; Anwendung von Techniken der Imagination und Meditation zum Zwecke des Aufstiegs der Seele; Erfahrung der Umwandlung; Auffinden einer inneren Übereinstimmung im Sinne der philosophia perennis; die Notwendigkeit einer Initiation, die von einer autorisierten Person geleitet werden muss - Hermetik: dient seit dem 18. Jh. auch als Sammelbezeichnung für esoterische Traditionen; ursprünglich ist damit eine auf Hermes Trismegistos, eine alexandrinische Variation auf den altägyptischen Gott Thot zurückgeführte, ca. zw. 100 u. 200 n. Chr. entstandene Geheimlehre gemeint, in Schriften überliefert, die Gespräche des Gottes mit seinen Schülern wiedergeben - New Age: im Sinne einer Bewegung und nicht einer Bezeichnung (wie bei Esoterik) in den 50er Jahren des 20. Jh. in den USA entstandene UFO-Bewegung, in der sich Endzeitstimmung und millenaristische Erwartungen verbinden, Anhänger lebten in der Überzeugung, dass ausserirdische Wesen auf einem höheren spirituellen Level in Raumschiffen erschienen und mittel paranormaler Mittel mit den Menschen kommunizierten, um sie vor der drohenden Menschheitskatastrophe zu warnen, die Anhänger würden gerettet und danach ein neues Zeitalter aufbauen; dieser Gedanke wird zusätzlich mit der des astrologischen Paradigmenwechsel vom Fischezum Wassermannzeitalter verbunden; typisch ist das so genannte Channeling, es handelt sich also bei NA in diesem Sinn um eine Offenbarungsreligion; viele Praktiken zielen auf psychische und physische Heilung, eine Psychologisierung religiöser Elemente Religionen der Vergangenheit und Gegenwart Religionen der Vergangenheit und Gegenwart 15