72 Computertomographische Darstellung des Tumors in der linken Nasenhöhle (CT-Bild: Chirurgische und Gynäkologische Kleintierklinik der LMU) Jeder von uns wird irgendwann leidvolle Erfahrung mit einer Tumorerkrankung gemacht haben – eine Tumorerkrankung bei Verwandten, Freunden oder bei sich selbst. Auch unsere vierbeinigen Freunde bleiben leider nicht von Tumorerkrankungen verschont. Sie erkranken genauso häufig an „Krebs“ wie Menschen. Collie-Mischling „Willi“ Krebszellen unter dem Mikroskop Die verzweifelten Tierliebhaber suchen dann mit ihrem Hund oder mit ihrer Katze Rat bei einem tierärztlichen Onkologen. Heute bieten spezialisierte Kleintierkliniken und -praxen eine Onkologie-Sprechstunde an. Unsere Onkologie-Sprechstunde ist regelmäßig ausgebucht, denn man kann auch dem krebskranken Tier helfen. Im ersten Schritt stellt der Onkologe eine exakte feingewebliche Diagnose (Histopathologie) des Tumors. Im zweiten Schritt untersucht der Onkologe, wie groß der Tumor ist und wie weit sich der Tumor schon im Körper ausgebreitet hat. Anhand der feingeweblichen Tumordiagnose und des Ausbreitungsgrads des Tumors wird ein Therapieplan erstellt. Manche Tumoren werden in erster Linie operativ, manche Tumoren medikamentös, andere wiederum werden mittels Strahlentherapie behandelt. Bei vielen Tumorpatienten werden Operation, medikamentöse Behandlung und Strahlentherapie kombiniert. Eine für die Tierliebha- Endoskopisches Bild des Tumors 05/12 DIE SPEZIALISTEN – eine Klinik stellt sich vor ber äußerst wichtige Information ist, dass eine medikamentöse Therapie (zytostatische „Chemotherapie“) bei unseren Hunden und Katzen ganz anders durchgeführt wird, als es die Tierliebhaber aus ihrem Erfahrungsbereich kennen. Bei einer „Chemotherapie“ wird immer genau zwischen Therapiechance und Risiko abgewogen. Im Prinzip gilt: Je höher die Chemotherapiedosis, desto mehr Tumorzellen sterben ab. Allerdings bringt eine höhere Chemotherapiedosis mehr Nebenwirkungen mit sich. In der Tiermedizin steht die Lebensqualität des Patienten absolut im Vordergrund. Die Dosis wird so gewählt, dass die meisten Patienten keine nennenswerten Nebenwirkungen erfahren. Die Strahlentherapie ist eine hochtechnologische Errungenschaft unserer Kleintierklinik. Wir verfügen seit Anfang 2011 über einen ganz modernen Linearbeschleuniger zum Bestrahlen von Tumoren. Mittels Multileaf-Collimator (MLC) und intensitätsmodulierter Radiotherapie (IMRT) können Tumoren exakt bestrahlt und umliegendes, gesundes und besonders strahlenempfindliches Gewebe wie z.B. das Auge, optimal geschont werden. Wir bestrahlen Patienten mit unvollständig entfernten Tumoren („Schnittränder nicht im Gesunden“), meist Mastzelltumoren und Sarkome. Des Weiteren werden Nasenhöhlen-, Maulhöhlen-, Hirntumoren usw. bestrahlt. Zudem dient die Strahlentherapie zur Schmerzlinderung bei bestimmten Tumoren wie den Osteosarkomen an den Gliedmaßen großwüchsiger Rassen. Nach einer Bestrahlung können viele Osteosarkompatienten wieder schmerzfrei laufen. Eine ganz wichtige Stütze ist uns die Strahlentherapie in der Behandlung des Fibrosarkoms der Katze. Studien: • • • • Fibrosarkom der Katze – Multimodalitätstherapie: Operation + Strahlentherapie + Chemotherapie + Immuntherapie Fibrosarkom (nicht operabel) der Katze: Hyperthermie mit Doxorubicin in thermolabilen Liposomen, ggf. anschließend Operation Tumormetastasen-Suche mittels Positronen-Emissionstomografie im Kernspintomografen Therapie von Mastzelltumoren und Lymphomen beim Hund Heute stellen wir Herrn Prof. Dr. Johannes Hirschberger vor, Spezialist auf den Gebieten Onkologie, Strahlentherapie und Zytologie. Professor Hirschberger studierte Tiermedizin von 19771982 in Gent und Gießen. Es folgten Forschungs- und Studienaufenthalte in den USA. Professor Hirschberger hat die Professur für das Fachgebiet Innere Medizin an der Medizinischen Kleintierklinik der Tierärztlichen Fakultät der Universität München inne. Mein ganz besonderer Fall: Collie-Mischling Willi hat Krebs „Willi“, ein sehr lieber Collie-Mischling und herzlich integriertes Familienmitglied, war plötzlich krank. „Willi“ hatte Nasenbluten. Nasenbluten kommt auch bei Hunden vor. Es gibt einige mögliche Ursachen. Einzelne Ursachen sind hartnäckige Krankheiten. Deshalb wurde auch gleich ein ausgiebiges Untersuchungsprogramm gestartet. Nach einer klinischen Untersuchung des Patienten wurde eine computertomografische Aufnahme der Nasenhöhle angefertigt. Anschließend wurden die Nasenhöhle endoskopiert und Proben genommen. Was so scheinbar harmlos anfing, entpuppte sich nach eingehender Untersuchung als ein Krebs der Nasenhöhle. In Willis linker Nasenhöhle wuchs ein Adenokarzinom, ein bösartiger Tumor. Willis Herrchen entschied sich sofort für eine Strahlentherapie. Mithilfe dieser Therapie konnte Willi geholfen werden.