PD Dr. Ursula Nestle, Universitätsklinikum Freiburg „Erfolg durch schonende Techniken“ Strahlentherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs Für Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs wurde die Strahlentherapie bisher eher selten genutzt. Denn Organe, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Bauchspeicheldrüse liegen, reagieren sehr empfindlich auf Strahlen. Beispiele dafür sind die Nieren und die Leber, aber auch der Darm und der Magen. Das geht soweit, dass sich die die Magenschleimhaut entzünden kann. Diese Organe vertragen etwa nur ein Drittel der Strahlendosis, die für die Therapie eines Tumors nötig ist. Daher sind wir Strahlentherapeuten immer besonders gefordert, wenn es darum geht, Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs zu behandeln. Wir wägen immer Nebenwirkungen gegen den Nutzen ab und entscheiden sehr individuell. Die Technik hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert. Dadurch sind wir in der Lage, die Dosis optimal anzupassen. Somit wirken die Strahlen nur auf den Tumor und schädigen weniger umliegende gesunde Organe. Das schaffen wir zum Beispiel dadurch, indem wir für die Planung alle verfügbaren Information, auch zum Beispiel aus der Kernspintomographie (MRT) oder der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) nutzen. Unmittelbar vor der Bestrahlung machen wir zusätzlich eine Computertomographie (CT), um die Strahlentechnik optimal auf die Lage des Tumors einzustellen. In unserer Klinik arbeiten wir sehr eng mit den Chirurgen zusammen. Sind diese der Meinung, dass sich ein Tumor durch eine vorhergehende Strahlentherapie soweit verändert, dass man operieren kann, dann versuchen wir gemeinsam, dieses Ziel zu erreichen. Heutzutage ist es auch möglich, schon während einer Operation Bauchspeicheldrüsenkrebs direkt zu bestrahlen. Das hat den Vorteil, dass man die Lage und Ausdehnung des Tumors sehr gut beurteilen und ihn gezielt bestrahlen kann. Dadurch wird benachbartes gesundes Gewebe optimal geschont. Allerdings benötigt man für dieses Verfahren sehr viel Erfahrung, Personal und Technik, weswegen nur wenige Zentren diese Methode anbieten. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs kommt es leider häufig vor, dass ein Tumor nicht mehr entfernt werden kann. Auch in diesem Fall ist eine Strahlentherapie nützlich, da sie dabei hilft, die Schmerzen zu lindern. Auch die gezielte Bestrahlung von Metastasen kann sinnvoll sein. In den letzten Jahren wurde sehr viel geforscht, um die bisherigen Anwendungen der Bestrahlung zu optimieren, beziehungsweise um neue, schonendere Verfahren zu entwickeln. Beispielsweise gibt es die Behandlung mit sogenannten schweren Ionen oder Protonen. Dabei werden teilweise sehr große und teure Apparaturen benötigt, die vielversprechend sind, da sie eine hochwirksame Strahlung abgeben. Allerdings ist es auch hier wie bei der herkömmlichen Strahlentherapie schwierig, direkt benachbartes Gewebe zu schonen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir durch klinische Studien wissen, ob diese neuen Methoden bei Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Vorteil für die behandelten Patienten sind. Ich wünsche mir, dass wir die schonenden Techniken weiterentwickeln und deren Möglichkeiten ausreizen. Denn nur mit noch präziseren Strahlentherapien ist es möglich, Tumore mit einer höheren und damit wirksameren Dosis und trotzdem schonender zu bestrahlen als bisher. Dabei spielt auch die fachübergreifende Zusammenarbeit mit Chirurgen und Onkologen eine ganz wichtige Rolle. Nur gemeinsam werden wir es in Zukunft schaffen, Bauchspeicheldrüsenkrebs zu therapieren und eventuell auch zu heilen. Privatdozentin Dr. med. Ursula Nestle Klinik für Strahlentherapie – Radiologische Klinik, Universitätsklinikum Freiburg