Hier geht es zur richtigen Blastechnik!

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22.12.03
Heute wollen wir nicht besonders viel machen. Wir streifen ein wenig durch die
Stadt und lassen den Rummel auf uns wirken. Mit dem Ergebnis, dass wir bald
schon wieder ziemlich reizüberflutet und müde sind. Wir schauen uns die
Einkaufszentren mit ihren Fressmeilen an und wiederstehen eisern. Gestern
Abend hatten wir uns schon einen Laden ausgesucht, in dem ich mir ein Digeridoo
kaufen will. Dahin begeben wir uns jetzt und lassen uns vom Besitzer, der an
diesem Tag schon über 10 Didgeridoos verkauft hatte, einige vorspielen und was
sich bei mir noch anhört, als wenn ein Känguru furzt, sind bei ihm wohlklingende,
variantenreiche Töne. Sehr begeisternd, was für Geräusche man diesem von
Termiten ausgehöhlten Eukalyptus Ast, entlocken kann, wenn man die richtige
Atem- und Blastechnik beherrscht. So will ich auch irgendwann mal spielen
können, beschließe ich und Guido und Almut schauen noch etwas skeptisch,
gönnen mir aber das schöne 195 $ teure Instrument. Wir lassen es direkt mit
DHL nach Deutschland schicken. Da kann Maren es dann schon mal einspielen. Es
ist schon ein Unterschied, ob man eins aus Bambus nimmt, oder aus gutem
Eukalyptusholz. Man kann hier Didgeridoos in den verschiedensten Preisklassen
kaufen. Meins ist da eher noch günstig, allerdings bin ich nicht bereit bis zu
1000 $ für so ein Gerät auszugeben, bevor ich es nicht kann. Vielleicht ist es
mir gar nicht gegeben vernünftig darauf zu spielen. Ich kenne das ja, irgendwann
sind die anderen Familienmitglieder dann so abgenervt, dass sie einen immer
wegschicken oder es nicht mehr ertragen können.
Glücklich den Kauf getätigt zu haben, begeben wir uns nun in noch andere
Geschäfte, wo wir schon anfangen ein bisschen zu fachsimpeln und dann dankend
das 450 $ teure Didgeridoo, dass uns angeboten wird, mit einer dankenden,
abwertenden Geste zurückgeben.
Abends macht Almut es sich im Hotel gemütlich und liest, während Guido und ich
uns noch mal in die Stadt begeben. In den Mangobäumen an der Promenade
können wir im Licht der Straßenlaternen die fliegenden Füchse, diese großen
Fledermäuse, die Abends während der Dämmerung über Cairns herfallen,
beobachten. Es sind tatsächlich vegetarische Fledermäuse, die sich um jede
Mango streiten. Bei einer Flügelspannweite von über 1 m sind die ansonsten
putzigen Genossen sehr imposant und rege. Sie hangeln sich von Ast zu Ast und
streiten um die süßen Früchte. Morgen werden wir um 07.10 Uhr abgeholt und
deswegen machen wir uns auf den Heimweg.
23.12.03
Billys Tea Bush Safari steht heute auf dem Programm und wir werden pünktlich
von John (eigentlich muss es doch Johns Tea.... ist auch egal) mit einem
Landcruiser abgeholt. Insgesamt werden heute 11 Leute mitfahren. Der
Landcruiser ist bequem und gut klimatisiert. John ist ca. 60 Jahre alt und ein
echt lustiger Vogel. Leider spricht er dieses australische Englisch, wo man sich
wirklich konzentrieren muss, damit man überhaupt etwas versteht. Er hat auf
jeden Fall beschlossen, uns den ganzen Tag über ein Headset zu unterhalten und
tut dies auch in bekannter Reiseführermanier. Wir erfahren viel über den
Zuckerrohranbau in dieser Region und wissen nachher, welches Baugrundstück
hier wie viel kostet. In Port Douglas holen wir den Rest der Gruppe ab. Es wird
schon langsam immer tropischer und der Regenwald ist schon zum Greifen nahe.
Erstes Ziel des Tages ist der Daintree River, wo wir eine Bootstour machen und
tatsächlich ein frei lebendes Krokodil sehen. Der Kapitän weiß natürlich wo sich
die Tiere aufhalten und kennt jedes persönlich. Trotzdem ist es sehr spannend,
den dunkeln, trüben, viel Wasser führenden Fluss entlang zu fahren. Wir sehen
noch eine Schlange und viele verschiedene Vögel, Community Spiders (Spinnen,
die sich in Gruppen zusammentun und riesige Netze spinnen), usw. Ein Stück
flussaufwärts werden wir dann wieder von Bord gelassen und von John
empfangen.
Unsere Fahrt geht quer durch den Regenwald zum Cape Tribulation, einem
Strand an dem James Cook irgendwann im 18. Jahrhundert an Land ging und für
43 Tage blieb, um sein Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Der Strand ist
wirklich schön, einziges Problem ist der Box Jelly Fish oder Marine Stinger,
diese fiese Würfelqualle, die sich um diese Jahreszeit in diesem Gewässer
tummelt. John sagt uns, dass wir bitte nicht einmal mit den Händen im Wasser
plantschen sollen, da es einfach zu gefährlich sei. Diese Quallenart hat
Nesselfäden mit einem sehr starken Gift. Man kann die Fäden auch schlecht von
der Haut lösen. Es müssen unsagbare Schmerzen sein, von so einem Tier berührt
zu werden, die sogar bis zum Tode führen können. Am Strand finden wir
Warnschilder und eine Flasche mit Essig, die als Erstmaßnahme bei einem
Angriff gegen die stark toxischen Nesselfäden angewendet werden soll. Wir
bleiben dem Wasser also fern und freuen uns auf den Frischwasser Strom, den
John uns für die Mittagspause angekündigt hat. Wir machen kurz Rast mitten im
Dschungel bei einem kleinen Kiosk, der selbstgemachtes Eis aus verschiedenen
einheimischen Früchten macht. Es ist ein Genuss an diesem heißen Tag. Mittags
fahren wir dann durch ein Flussbett an den versprochenen Frischwasserstrom.
Wir gehen, nachdem Almut als Testschwimmerin wieder den Vortritt hatte, ins
Wasser um uns abzukühlen, während John seinen Gasgrill aufbaut und unser
Lunch herrichtet. Man kann es irgendwie nicht fassen, fühlt man sich doch die
ganze Zeit, als wenn man durch ein Tropenhaus im Zoo fährt. Die Vegetation ist
umwerfend schön. Palmen, Baumfarne und andere Pflanzen so dicht gewachsen,
dass man sich nicht vorstellen kann hier zu überleben, wenn man wie im
schlechten Film im Urwald mit dem Flugzeug abgestürzt ist. Wir fragen uns
auch, wie Tarzan immer so frei mit der Liane durch den Dschungel schwingen
konnte. Hier würde er keine zwei Meter weit kommen und schon hätte er sich
verharkt oder wäre vor irgendeinen Baum gekracht. John bereitet uns ein
fantastisches Lunch. Es gibt Rumpsteak mit Salaten, danach lässt er uns
ungefähr fünf verschiedene Früchte probieren, die alle aus der Region kommen.
Ananas und Bananen kennen wir ja noch, Litschis ( kann ich schon nicht
schreiben), Papageienkaktusfrucht kennen wir auch noch, haben es aber selten
gegessen und dann noch Schokoladen Pudding Früchte und zwei andere Teile, von
denen ich noch nicht einmal den Namen behalten habe. Extreme....lecker! Wir
bekommen einen kleinen Vitaminschock und bekommen noch eine Spezialität
geboten. Ein australischer Kuchen mit Sirup wird uns offeriert. Dazu macht er
uns den berühmten Tea, dem die Safari seinen Namen verdankt. Dazu holt er
einen Eimer Wasser aus dem Fluss und bringt ihn auf dem Grill zum Kochen. Eine
Handvoll Tee wird in das brodelnde Wasser geworfen und weitere fünf Minuten
gekocht. Dann bittet er die Anwesenden ihre Kameras bereit zu halten und hält
den Topf mit dem heißen Gebräu am Henkel fest. Er schleudert den Topf nun
immer im Kreis um sich herum, ohne das auch nur ein Tropfen vorbeigeht. Durch
die Zentrifugalkraft setzen sich die Teeblätter am Boden des Topfes ab. Der
Tee wird jetzt von oben abgeschöpft und schmeckt ganz hervorragend.
Vielleicht einfach auch nur, weil er ihn so schön zubereitet hat. Der Tee lässt
uns den Schweiß in Strömen den Kopf herunterlaufen, aber er sagt, dass das gut
sei, weil der Körper dann vom Wind gekühlt wird. Satt und zufrieden fahren wir
weiter und machen noch einen Spaziergang durch den Regenwald. Es ist nicht so,
dass John mit der Machete vor weg geht. Das war leider eine Illusion, allerdings
auch sehr verständlich, da die Australier ihren Regenwald erhalten wollen. Es
gibt überall eine Art Lehrpfad, wo man auf einem vorgeschriebenen Weg die
Möglichkeit hat den Regenwald zu erforschen. Wir sehen viele Mangrovenbäume
und die bereits erwähnten Farne und Palmen in verschiedensten Formen und
Grüntönen. John bleibt irgendwann an einem Baum stehen und zeigt uns eine
Ameisenart. Er sagt, dass die Aboriginals gerne das Hinterteil der Ameise
ablutschen, weil dieses einen erfrischenden Geschmack haben soll. Vielmehr soll
eine Flüssigkeit im Popo sein, die nach Zitrone schmeckt. John, nicht faul, packt
sich direkt eine und leckt daran. Das müssen wir (Almut und ich) natürlich auch
probieren. Almut sagt, „Wenn du sie fängst und hin hälst, mach ich es.“ Nichts
leichter als das, schon habe ich eine dieser Ameisen am Oberkörper gefasst und
halte sie Almut hin. Etwas zögernd öffnet sie den Mund und schon drücke ich ihr
den grünlich schimmernden Hintern auf die Zunge. Jetzt wissen wir endlich, wo
die Redewendung,,„Du kannst mich mal am Arsch lecken!“, herkommt. Was wir
nicht wussten ist, dass es sich dabei um eine positive Redewendung handeln
muss, denn der Saft ist, wie ich dann selber probierte, sehr erfrischend und hat
tatsächlich etwas von Zitrone. Ob der Spaß gesund ist oder nicht, können wir
nicht beurteilen. Wir haben es auf jeden Fall getan und Guido schaut nur ein
bisschen angewidert. Im Outback hatten wir es noch für unmöglich gehalten, so
etwas jemals zu tun, aber irgendwie gewöhnt man sich an die fremde Kultur und
wenn es jemand vormacht, den man für einen halbwegs vernünftigen Menschen
hält, dann steht dem Abenteuer nichts mehr im Wege und man wagt es.
Eine Erfahrung reicher fahren wir erschöpft zurück zu unserem Hotel und
erreichen es gegen 18.30 Uhr. Abends sind wir müde und bleiben zu Hause.
24.12.03
Heilig Abend in Australien ist ganz komisch. Irgendwie spürt man nichts davon,
trotzdem weiß man darum, dass es heute so ist. Almut ist seit den frühen
Morgenstunden sentimental und möchte am liebsten nach Hause, um dort mit den
Kindern Weihnachten zu feiern. Guido und ich freuen uns schon auf unser
nächstes Erlebnis, unseren Tagesausflug ins Great Barrier Reef. Die Sonne
scheint und es ist warm, also optimale Vorraussetzungen für einen schönen Tag.
Wir werden wieder von einem Bus um 08.10 Uhr abgeholt und zum Hafen
gebracht. Die ca. zehnköpfige Crew empfängt uns freundlich und wird uns den
ganzen Tag begleiten. Sofort werden wir in Gruppen eingeteilt und empfangen
unsere Schnorchelausrüstung. Man kann sich entscheiden, ob man einen
Schnuppertauchgang oder eine Schnorchelsafari machen will. Guido und ich
entschließen uns zu tauchen, während Almut versuchen will zu schnorcheln. Beim
Ausfüllen des medizinischen Checks für das Tauchen entschließt sich Guido dann
doch ganz spontan für die Schnorchelsafari. Während Almut und Guido eine
Schnorcheleinweisung bekommen, werde ich kurz in die Kunst des
Flaschentauchens eingewiesen. Es ist schon spannend und ich freue mich total.
Nach 1 Stunde Schiffsfahrt fangen die ersten Leute an zu kotzen, dabei ist es
wirklich draußen sehr ruhig. Eine schwangere Frau fängt an, immer wieder in
diese braunen Tüten zu spucken. So langsam zieht ein säuerlicher Geruch durch
die Lounge, welcher ein paar Asiaten dazu ermuntert auch zu den braunen Tüten
zu greifen und es ihr gleich zu tun. Ein wirklich lustiges Schauspiel, wenn es
einem selber gut geht. Dann legen wir am Riff an. Es gibt noch Kaffee und
Kuchen und los geht es in eine fantastische Unterwasserwelt. Wir haben noch
etwas Zeit zu schnorcheln, bevor unsere Kurse los gehen. Almut ist schnell klar,
dass sie lieber doch nur mit dem Kopf Überwasser schwimmt, auch wenn sie die
vielen bunten Fische schön findet. Das Kindheitstrauma sitzt doch zu tief und
sie bekommt Panik, sobald sie mit dem Kopf unter Wasser geht. Guido bewegt
sich schnell wie ein Fisch und bereut es, sich doch nicht für den Tauchgang
angemeldet zu haben. Er schwimmt mit einer Weste, die sich nachher schön auf
seinem Rücken abzeichnen wird, da der Rest dunkelrot verbrannt ist. Man kann
sich aber auch nicht lösen. Es gibt so viele Fische, Schildkröten und
Riesenmuscheln zu sehen. Wahnsinn! Meine Gruppe wird aufgerufen und ich
bekomme meine Gewichte und meine Flasche umgeschnallt. Wir müssen dem
Tauchlehrer noch einmal unter Wasser zeigen, dass wir begriffen haben, wie man
das Wasser aus der Maske und wie man den Sauerstoffschnorchel wieder frei
bekommt, falls man ihn mal aus dem Mund verliert. Dann geht es ins Wasser. Auf
drei Meter warten wir an einer Stange auf die anderen Gruppenmitglieder. Es
sind zwei Japanerinnen, welche die Technik noch nicht ganz begriffen haben.
Schön für mich und unser viertes Gruppenmitglied, weil wir so schon mal einen
Blick in die tiefblaue Unterwasserwelt riskieren können. Es ist wie im Traum,
wenn man unter Wasser schwimmt und atmen kann. Der Tauchlehrer kommt dann
irgendwann mit den beiden Mädchen nach, wir haken uns alle ein und schwimmen
durch die Korallen. Wir haben kaum Zeit zu schauen, weil wir zu einer Stelle
geführt werden, wo eine Kamerafrau als Weihnachtsmann verkleidet, Fotos von
uns, in den verschiedensten Positionen, mit Seegurke und ohne macht. Die Fotos
werden später dann 15 $ kosten. Nach 20 Minuten ist mein erster Tauchgang
dann zu Ende. Den Rückweg konnten wir schon alleine zurücklegen, es war toll.
Ich entschließe mich sofort für den Nachmittag einen zweiten Tauchgang zu
buchen. Für weitere 40 $ kann ich noch mal 30 Minuten tauchen. Ein Führer
taucht mit uns und zeigt uns einige interessante Sachen. Die Zeit vergeht wie im
Flug, ich sehe Guido, wie er oben an der Oberfläche paddelt. Almut ist oben an
Deck und schaut auf das blaue Meer hinaus, mit den Gedanken weit weg. Mittags
bekommen wir noch ein gutes Essen und so sind wir wieder erschöpft und froh,
als es wieder zurück geht. Natürlich kaufe ich noch ein Beweisfoto, auch wenn
der Preis recht hoch ist. Guido und ich erzählen uns von unseren Erlebnissen mit
den Clownfischen und bewundern die kotzenden Asiaten und Guidos
Sonnenbrand.
Abends gehen wir noch in die Stadt und schicken noch ein paar Emails. In
Deutschland laufen die Vorbereitungen für das Fest bestimmt gerade auf
Hochtouren und es ist schon ein bisschen komisch. Wir essen noch ein Eis und
gehen in eine Bluesbar, wo unsere Stimmung wieder etwas steigt. Hier ist eine
bunte Mischung von Australiern und allen Nationen der Welt vertreten und alle
ziemlich betrunken. Eine abgefahrene Band spielt und die Leute sind gut drauf.
Nach zwei Bier reicht es uns aber für heute und wir gehen zurück zum Hotel.
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