III. Kollektive Entscheidungen durch Verhandlungen (Bargaining) 1. Das Verhandlungsproblem Verhandlungsabschluß setzt voraus, daß Teilnehmer sich auf eine Koordinationslösung verständigen o Entscheidungsfunktion Verhandlungsergebnis verteilt (implizit) Kosten und Nutzen o Verteilungsfunktion Rationale Verhandlungsteilnehmer sind interessiert: o am erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen (Mindestnutzen vorausgesetzt) o an möglichst umfangreichen Kooperationsgewinnen (Größe des 'Kuchens') o an individuell möglich günstiger Verteilung (möglichst großes Stück des 'Kuchens') Verhandlungspartner haben gemeinsame Interessen o am Abschluß der Verhandlungen o an der Vergrößerung des Kuchens aber unterschiedliche Interessen o hinsichtlich der Verteilung Zwei Dimensionen des Verhandlungsproblems Mit jedem Verhandlungsschritt werden alle Dimensionen zugleich betroffen Verhandlungsdilemma Wer hart verhandelt, um Verteilungsgewinne zu erzielen, gefährdet erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen und ggf. Vergrößerung des Kooperationsgewinns Wer konziliant verhandelt, erleichtert Abschluß, hat aber Nachteile in der Verteilungsdimension 2. Bargaining (z.B. Verhandlungs'poker' um des Preis eines Gebrauchtwagens, Emissionsreduktionen im Umweltschutz, Handelskonzessionen in WTO) a. Bargaining als kommunikativer Prozeß des Aushandelns innerhalb der Institution Ausgangspunkt: gegenseitige Angebote/Forderungen Schrittweises Auf-einander-Zugehen durch wechselseitige Konzessionen Ausklammern ursprünglich bestehender Optionen Möglichkeit des Einsatzes der 'Tit-for-tat'Strategie o Konzessionen des Gegenüber werden mit eigenen Konzessionen beantwortet o Verweigerung wird mit Verweigerung beantwortet Verhandlungslösung liegt irgendwo in der Mitte zwischen den Ausgangspositionen b. externe Referenz des Bargaining-Prozesses Verhandlungssituation ist an die außerhalb der Institution bestehende Machtkonstellation angeschlossen Verhandlungsmacht ist wichtig Zentrale Ressource: o Glaubwürdige Drohung mit 'Exit' o Verfügbarkeit guter Handlungsalternativen außerhalb des Koop.-Projektes Wer bereit ist, auf Koop. zu verzichten, kann eigene Interessen besser durchsetzen Wer Koop. dringend braucht, muß mehr Konzessionen gewähren Möglichkeiten zur Stärkung der eigenen relativen Verhandlungsmacht o neue Handlungsoptionen entwickeln o attraktive Handlungsoptionen des Gegenüber verschließen z.B. 'Kanonenbootdiplomatie' Vermutung: Verteilungsfolgen eines Verhandlungserg. wird der Machtkonstellation weitgehend entsprechen c. Bargaining ist ein Mechanismus zum Abgleich bestehender Präferenzen wirft selbst das Verhandlungsdilemma auf ist deshalb zäh und risikoreich funktioniert besonders schlecht: o in nicht-polarisierten Situationen (viele Akteure ohne Campbildung) o in unübersichtlichen Situationen (hohe sachliche Komplexität) o wenn Akteure ihre Präferenzen nicht genau kennen je mehr dies der Fall ist, desto wahrscheinlicher greifen rationale Akteure (auch) auf andere Koordinationsmechanismen zurück