Leitfaden zur Entwicklung von Qualitätsstandards für soziale Dienste Berlin Qualitätsgemeinschaft Soziale Dienste Berlin: Caritasverband für Berlin e.V. Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Berlin e.V. Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg e.V. Jüdische Gemeinde zu Berlin Evangelische Fachhochschule Berlin Katholische Fachhochschule Berlin 2 Inhaltsverzeichnis 1. Benutzerhinweise 1.1. Wozu das alles 1.2. Leitfaden und Leitbild 2. Einführung 2.1. Ausgangslage 2.2. Die Qualitätsgemeinschaft Soziale Dienste Berlin 2.3. Umsetzung der Qualitätsgemeinschaft 3. Strukturqualität 3.1. Standort 3.2. Erreichbarkeit 3.3. Betriebliche Anlagen und Mittel 3.4. Organisationsstrukturen 3.5. Kommunikationsstrukturen 3.6. Informationsstrukturen 3.7. Personalstrukturen 3.8. Qualifizierung 3.9. Fürsorgepflicht der Geschäftsführung 3.10. Externe Kooperationsbeziehungen 3.11. Dokumentationsstrukturen 3.12. Kontrollstandards 4. Prozeßqualität 4.1. Personenkreis 4.2. Ziel der Leistungen 4.3. Inhalt der Leistungen 4.3.1. Unmittelbar personenbezogene Leistungen 4.3.1.1. Grundleistungen 4.3.1.2. Hilfemaßnahmen und -methoden 4.3.2. Mittelbar personenbezogene Leistungen 4.4. Umfang der Leistungen 3 5. Ergebnisqualität 5.1. Erfolgskontrollen 5.2. Kunden/-innenzufriedenheit 5.2.1. Beschwerdemanagement 5.2.2. Erfassung kritischer Ereignisse 5.3. Fehlervermeidung 5.4. Weitere Mittel zur Qualitätssicherung / Qualitätsentwicklung 6. Aufbau eines Total Quality Management 6.1. Qualitätsplanung 6.1.1. Strategische Qualitätsplanung 6.1.2. Operative Qualitätsplanung 6.2. Qualitätslenkung 6.2.1. Personalmanagement 6.2.2. Entwicklung einer Unternehmenskultur 6.2.3. Organisationsbezogene Maßnahmen 6.3. Qualitätsprüfung 6.3.1. Interne Qualitätsprüfung 6.3.2. Externe Qualitätsprüfung 6.4. Qualitätsdarlegung 6.4.1. Qualitätsmanagement-Handbuch 6.4.2. Qualitätsaudits 6.4.3. Zertifizierungen 6.5. Implementierung des Qualitätsmanagements Literaturverzeichnis Glossar 4 1. Benutzerhinweise In diesem Leitfaden wird beschrieben, was getan werden muß, wer dafür zuständig ist und wie etwas getan werden muß, um die Qualität in sozialen Dienstleistungsorganisationen sicherzustellen und zu pflegen. Das vorliegende Werk liefert demnach eine komprimierte Darstellung betrieblicher Strukturen, Prozesse, Verfahren und Abläufe aus Sicht des Qualitätsmanagements. Ziel und Zweck dieses Leitfadens bestehen darin, eine praxisbezogene Arbeitshilfe für die Qualitätsentwicklung in den ambulanten sozialen Diensten und Trägerorganisationen zu liefern. Der Leitfaden besteht insgesamt aus vier Kapiteln (ohne Benutzerhinweise und Einleitung). Die Gliederung lehnt sich an das QM-Konzept von Donabedian an, der Qualität auf drei Ebenen festmachte: der Struktur-, der Prozeß- und der Ergebnisebene. Die entwickelten Qualitätsstandards bzw. die Methoden und Instrumente für deren Umsetzung (Kap. 3 bis 5) symbolisieren Leitlinien, die von den Projekten vor Ort mit konkreten Inhalten gefüllt und umgesetzt werden müssen. Auf den Rückseiten der Kapitel 3 bis 5 finden sich erste Praxisbeispiele zur Umsetzung der Leitlinien. Kapitel 6 liefert eine Arbeitshilfe für die Einführung und Pflege eines Total Quality Management (TQM) in Verbände- und Trägerorganisationen. Qualität wird dabei als eine Managementaufgabe verstanden, deren zentralen Bestandteile Personalführung, Kundenorientierung und Prozeßoptimierung sind. Da der Prozeß der Qualitätsentwicklung als offen angesehen werden muß und daher kontinuierlich weiterzuverfolgen ist, wurde der Leitfaden bewußt als Lose-Blatt-Sammlung konzipiert, dessen Bestandteile jederzeit modifiziert und ausgetauscht werden können. über die Projekte des Liga-Vertrages hinaus wird die Profilierung freigemeinnütziger Einrichtungen und Dienste im Wettbewerb mit privatgewerblichen Anbietern zunehmend erforderlich. Einerseits wird dadurch die fachliche Qualität der Arbeit gesichert und fortentwickelt; andererseits finden auf diese Weise die berechtigten Interessen und Bedürfnisse derer Berücksichtigung, die sich mit hohen Erwartungen an diese Projekte wenden, um dort Unterstützung, Hilfe und Orientierung zu finden. Auch für diese Institutionen besteht die Möglichkeit, der Qualitätsgemeinschaft jederzeit beizutreten, um ihrerseits die Qualitätsstandards des Leitfadens umzusetzen. 5 6 1. 1 Wozu das alles? Die Arbeit am Qualitätsthema provoziert zustimmende und ablehnende Reaktionen. Beide Reaktionen sind berechtigt. Die zustimmenden Kommentare verweisen auf die Notwendigkeit einer transparenten Darstellung der Dienstleistung: Transparenz nach außen legitimiert die Dienstleistung gegenüber Kostenträgern, Öffentlichkeit und potentiellen Klienten. Transparenz nach innen erleichtert die Verständigung über unverzichtbare Standards der Arbeit. In der Ablehnung spiegelt sich die Sorge vor der Dominanz fachfremder Sprachsysteme wider. Befürchtet wird ferner ein möglicherweise nutzloser Dokumentationsaufwand. Die Diskussionen zur Qualität Sozialer Arbeit werden durch die beliebige Verwendbarkeit des Begriffs „Qualität“ erschwert. Es gibt kein objektives Maß für Qualität. „Qualität“ ergibt sich aus der Übereinstimmung zwischen den Erwartungen hinsichtlich der Leistung und der tatsächlich erbrachten Leistung; das heißt: es muß vorab definiert und festgelegt werden, welchen Erfordernissen und Kriterien eine Leistung zu genügen hat. Somit bietet die Arbeit am Qualitätsthema den Fachkräften Sozialer Arbeit die Chance, an der Festlegung professioneller Standards mitzuwirken und diese gegenüber fachfremden Verordnungen offensiv zu vertreten. 7 8 1.2 Leitfaden und Leitbild Träger Leitbild Profil der Einrichtung Umfang und Qualität der Leistungen orientiert am Leitfaden Der Leitfaden läßt jeder der beteiligten Einrichtungen einen ausreichenden Spielraum zur Gestaltung des eigenen Profils, in welchem das Leitbild des Trägers erkennbar werden kann. Qualitätsfördernd wirkt ein Leitbild nur dann, wenn es von allen Beteiligten akzeptiert und in der Arbeit sichtbar wird. Deshalb sollte jeder Satz eines Leitbilds auf allen Ebenen einer Organisation mit folgender Frage konfrontiert werden: Was bedeutet das Leitbild für uns, für unseren Umgang mit uns selbst, für den Umgang mit den Klienten, für den Umgang mit Mitarbeitern, Vorgesetzten, Trägern und Kooperationspartnern? 9 10 2. Einführung 2.1. Ausgangslage Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege im Land Berlin (Liga) haben sich in dem LigaVertrag dazu verpflichtet, gemeinsam mit dem Land Berlin Instrumente und Standards der Qualitätssicherung zu entwickeln und diese umzusetzen. Hierzu richtete das Kooperationsgremium der Liga und des Landes Berlin eine ad-hocArbeitsgruppe Qualitätssicherung ein, die damit beauftragt wurde, bis Ende 1998 eine Vorlage zu erarbeiten, mit der die Projekte innerhalb des Liga-Vertrages ab Anfang 1999 ein Qualitätsmanagement-System zur Anwendung bringen. Parallel beauftragten die Geschäftsführer der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Anfang Dezember 1997 den Caritasverband für Berlin e.V. und das Diakonische Werk BerlinBrandenburg e.V., die fachlichen und organisatorischen Vorbereitungen für eine Qualitätsgemeinschaft Soziale Dienste Berlin zu treffen. 2.2. Die Qualitätsgemeinschaft Soziale Dienste Berlin Die Qualitätsgemeinschaft Soziale Dienste Berlin besteht aus dem Caritasverband für Berlin e.V. (CV), dem Deutschen Roten Kreuz Landesverband Berlin e.V. (DRK), dem Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg e.V. (DWBB) und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (JG) sowie der Evangelischen und Katholischen Fachhochschule Berlin. Die Qualitätsgemeinschaft verfolgt folgende Zielsetzungen: Entwicklung und Sicherung eines gemeinsamen Qualitätsprofiles Erfüllung sozialgesetzlicher und haushaltsrechtlicher Vorgaben Transparenz des Leistungsspektrums Kundenorientierung Mitarbeiterorientierung Verantwortungsbewußte Prüfung der Kosten und Arbeitsabläufe 11 12 In enger Kooperation mit den öffentlichen Kostenträgern sowie unter wissenschaftlicher Begleitung der Evangelischen Fachhochschule Berlin (EFB), dem Institut für Innovation und Beratung an der Evangelischen Fachhochschule Berlin (INIB) und der Katholischen Fachhochschule Berlin für Sozialwesen (KFB) wurden qualitative Mindeststandards festgelegt, die in dem vorliegenden Leitfaden Qualitätsstandards für soziale Dienste Berlin dokumentiert sind. Der Leitfaden soll es den ambulanten sozialen Diensten der an der Qualitätsgemeinschaft beteiligten Träger und Verbände ermöglichen, unter einheitlichen Voraussetzungen und Bedingungen ein Qualitätsmanagement-System zu entwickeln, das sowohl den Qualitätsanforderungen des Haushaltsrechts als auch der Sozialgesetzgebung, unabhängig von der Art der Finanzierung, entspricht. Der Leitfaden dient damit als Arbeitshilfe für die künftige Qualitätsentwicklung in den ambulanten sozialen Diensten. Die Realisierung der projektbezogenen Qualitätstandards soll durch interne und externe Audits überprüft werden. Das Erreichen der Qualitätskriterien kann mit einem Zertifikat belohnt werden. Der Beitritt weiterer Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege sowie deren rechtlich selbständigen Mitgliedsorganisationen bzw. Untergliederungen zur Qualitätsgemeinschaft ist jederzeit möglich. Voraussetzung für den Beitritt ist die Selbstverpflichtung auf die Qualitätsstandards für soziale Dienste Berlin. 13 14 Qualitätsentwicklung im Rahmen der Qualitätsgemeinschaft Phasen Qualitätsplanung Qualitätsinstrumente Qualitätsposition Verantwortungsträger Führungsebene Befragungen Führungsebene Qualitätspolitik Führungsebene Qualitätsziele Führungsebene Qualitäts-beschrei- Operative Ebene Zeitpunkt 1998 bung Qualitätsstan- Operative Ebene dards (Leitfaden) Qualitätslenkung Personalmanage- Führungsebene 1999/2000 ment Anreizsysteme Führungsebene Unternehmens- Führungsebene kultur Qualitätsprüfung Qualitätszirkel Operative Ebene Dienstaufsichts- Führungsebene 1999/2000 kontrollen Mitarbeiter- Führungsebene gespräche Qualitäts- Führungsebene/ messungen Operative Ebene Testberatungen Führungsebene Befragungen Operative Ebene Beschwerde- Operative Ebene management Qualitätsdarlegung QM-Handbücher Führungsebene Qualitätsaudits Führungsebene Zertifizierungen Zertifizierungsgesellschaft ab 2001 15 16 2.3. Umsetzung der Qualitätsgemeinschaft Die Umsetzung der Ziele der Qualitätsgemeinschaft erfolgt/-e nach folgendem zeitlichen und inhaltlichen Ablaufschema: 1. Dezember 1997 Beschluß der Berliner Liga der Freien Wohlfahrtspflege über die fachliche und organisatorische Vorbereitung einer Qualitätsgemeinschaft Soziale Dienste Berlin durch CV und DWBB 2. Mai 1998 Kooperationsvereinbarung über die Entwicklung eines QM-Leitfadens zwischen EFB, KFB, INIB sowie CV, DRK und DWBB 3. Juni 1998/Oktober 1998 2 Workshops mit 30 Teilnehmern aus Projekten, Trägern und Verbänden des Liga-Vertrages zur Entwicklung von Qualitätsstandards für soziale Dienste im Land Berlin und Erarbeitung eines Leitfadens zur Beschreibung der Qualität 4. Dezember 1998 Gründungsversammlung der Qualitätsgemeinschaft Soziale Dienste Berlin 5. Januar 1999 bis Juni 1999 Entwicklung von fachbereichsbezogenen Qualitätsstandards in weiteren Workshops 6. Juli 1999 bis Dezember 1999 Transfer der fachbereichsbezogenen Qualitätsstandards auf alle sozialen Dienste innerhalb der Qualitätsgemeinschaft Entwicklung und Festlegung von Verfahren für interne und externe Audits 7. ab Januar 2000 Zertifizierungen 17 18 3. Strukturqualität Strukturqualität bezieht sich auf die strukturellen Rahmenbedingungen für die Dienstleistungserbringung. 3.1. Standort Der Standort bezeichnet die geographische Lage und die verkehrsmäßige Anbindung einer Organisation innerhalb ihrer Versorgungsregion. Die verkehrsmäßige Anbindung beschreibt die Erreichbarkeit der Organisation mit dem öffentlichen Nahverkehr und Individualverkehrsmitteln. Sie nimmt Bezug auf vorhandene Park- bzw. Fahrradabstellmöglichkeiten. Eine optimale Lage und eine gute infrastrukturelle Anbindung der Organisation im Versorgungsgebiet sind durch die Geschäftsführung zu gewährleisten <Beispiel>. (1) 3.2. Erreichbarkeit Die Erreichbarkeit des Leistungsspektrums orientiert sich an den Bedürfnissen und Erwartungen der Kunden. Die Erreichbarkeit des Leistungsspektrums kann durch persönliche Anwesenheit des Fachpersonals an einem genau bestimmten Ort (z.B. in der Dienststelle) zu folgenden Zeiten gewährleistet werden: während der Sprech-/Öffnungszeiten, während der Bürozeiten, während der Dienstzeiten, rund um die Uhr. Der erste Kontakt von Klientinnen mit einer Organisation betrifft eine "sensible Schnittstelle". Deshalb sollte der Empfang (bzw. Telefon) mit einer qualifizierten Kraft besetzt sein. Die Erreichbarkeit kann nach vorheriger Terminvereinbarung oder ohne vorherige Terminabsprache persönlich oder fernmündlich erfolgen. Zeiten und Orte der Erreichbarkeit werden öffentlich bekanntgemacht. Der Wartebereich sollte angenehm gestaltet sein und Möglichkeiten zur Überbrückung von Wartezeiten bieten (z.B. Auslage von Zeitschriften, Spielecke) <Beispiel> (2) 19 Beispiel (1) zu 3.1. Standort Eine optimale Lage dürfte für die meisten Organisationen eine zentrale Lage sein. Für einige Einrichtungen, z.B. Frauenhäuser, könnten andere Kriterien maßgebend sein. Bei einer Schuldnerberatung dürften die Klientinnen eine anonyme Umgebung vorziehen. In ländlichen Regionen kann die Erreichbarkeit einer Organisation durch Hol- und Bringedienste verbessert werden. Selbstverständlich kann die Erreichbarkeit des Leistungsangebotes auch durch GehStrukturen (z.B. aufsuchende Arbeit) gewährleistet werden. 20 3.3. Betriebliche Anlagen und Mittel Die betrieblichen Anlagen umfassen Gebäude und Grundstücke einschließlich ihrer Ausstattung sowie sonstige Anlagen. Gebäude- und Grundstücksgröße sowie Art und Umfang der Betriebsmittel orientieren sich an der Aufgabenstellung und dem Leistungsspektrum der Organisation sowie den betrieblichen Erfordernissen. Die betrieblichen Räumlichkeiten werden zweckkonform genutzt. Sie werden regelmäßig instandgesetzt. Die Räumlichkeiten werden entsprechend ihres Zwecks mit betriebsnotwendigen Mitteln zeit- und bedarfsgerecht ausgestattet. Die Betriebsmittel werden fachgerecht instandgehalten. Insbesondere aufwendige Wartungsarbeiten sind fachgerecht durchzuführen. Die angemessene Mindestausstattung kann von einem Telefon mit Anrufbeantworter (kleinere Beratungsstelle) bis zu einem Computer für jeden Arbeitsplatz (Schuldnerberatung) reichen. Mängel in der Ausstattung sind zu benennen; dabei sind die Bemühungen um Abhilfe aufzulisten. 3.4. Organisationsstrukturen Organisationsstrukturen dienen der Zweck- und Zielerreichung von Organisationen. Die Organisationen verfügen über ein Organigramm, das die Aufbauorganisation nach Aufgabengliederung (Gliederung der Aufgaben der Organisation) Betriebsgliederung (Gliederung der Organisation in Abteilungen) Aufgabenverteilung (Verteilung der Funktionen und ihrer Beziehungen untereinander) beschreibt. Von besonderer Bedeutung ist die Einbindung des Qualitätsmanagements in die Organisationsstrukturen, dessen fachlich-inhaltliche Unabhängigkeit gewährleistet werden muß. 21 Beispiel (2) Zu 3.2. Erreichbarkeit Die "Erreichbarkeit" (z. B. Öffnungszeiten) hängt von den zur Verfügung stehenden Ressourcen ab. Hier sind die Interessen unterschiedlicher "Kundengruppen" auszubalancieren (z. B. Interessen von Klientinnen, Mitarbeiterinnen, Kostenträgern). Qualitätsmanagement im Wartebereich (Warteprinzipien) 1. Die Wartezeit kann im subjektiven Empfinden des Klientels verkürzt werden, wenn eine Aktivität mit oder ohne Bezug zur Dienstleistung verrichtet werden kann. 2. Den wartenden Klienten sollte durch persönliche Ansprache das Gefühl vermittelt werden, daß der Dienstleistungsprozeß bereits begonnen hat, um möglicher Ungeduld entgegenzuwirken. 3. Die Bekanntgabe der Dauer der Wartezeit kann die Empfindungen der Wartenden positiv beeinflussen. Es wird in der Regel als angenehmer empfunden, eine unvermeidbar lange Wartezeit zu kennen, als eine kurze Zeit in einem Zustand der Unkenntnis zu verbringen. 4. Eine Erläuterung des Grundes für entstandene Wartezeiten ist einer fehlenden Erklärung in jedem Fall vorzuziehen, denn ein Mangel an Erklärung ist einer der Hauptfaktoren für Unsicherheit und Hilflosigkeit der Klienten. 5. Der Anbieter sollte dafür Sorge tragen, daß die Klienten die Wartezeiten als gerecht verteilt empfinden, was z.B. durch ein Nummernsystem gewährleistet werden kann. Ausnahmen von diesem Gleichbehandlungsinteresse der Klienten z.B. hervorgerufen durch Notfälle sollten vermittelt werden. 6. Die Gestaltung des Wartebereiches (z.B. Auslage von Zeitschriften, Spielecke) kann das subjektive Zeitempfinden verkürzen und die Dienstleistungserstellung positiv prägen. 22 3.5. Kommunikationsstrukturen Kommunikation steuert die Qualität der organisationsinternen und externen sachlichen und sozialen Beziehungen. Es ist zu unterscheiden zwischen externer Kommunikation, trägerinterner Kommunikation, intraprojektoraler Kommunikation und projektinterner Kommunikation. Kommunikationsinstrumente lassen unterscheiden in Individualkommunikation (z.B. persönliche Kommunikation) Massenkommunikation (z.B. Öffentlichkeitsarbeit) <Beispiel> (3). Die Geschäftsführung institutionalisiert die Kommunikationsstrukturen. 3.6. Informationsstrukturen Prozeßorientiertes Arbeiten basiert auf dem zeitnahen, fehlerfreien und gezielten Fluß von Informationen mit möglichst wenigen formalen Grenzen. Das Führungspersonal fördert den Informationsaustausch sowohl zwischen den Mitarbeitern einer Ebene als auch bereichsübergreifend. Die Verantwortung für die Informationsqualität liegt bei allen Beteiligten. 3.7. Personalstrukturen Art, Zahl, Qualifikation, Aufgaben, Funktionen und Zuständigkeiten des Personals in den Dienststellen ergeben sich aus den Hilfebedarfen der Zielgruppen und dem Leistungsspektrum. Stellenbesetzungen erfolgen entsprechend dem festgelegten Anforderungsprofil. Die Arbeitszeitberechnung des Personals in den Dienststellen berücksichtigt Zeiten für Fort-/Weiterbildung, Supervision und Ausfallzeiten (z.B. Krankheit, Urlaub). Zeiten für Fort-/Weiterbildung und Ausfallzeiten des Personals werden durch fachlich gleichwertig qualifizierte Vertretungen kompensiert. Die tatsächliche Ausstattung mit Personal wird durch die Bedürfnisse und Ressourcen des Trägers beeinflußt. Die Ausstattung mit Personal sollte zum Umfang der zu bewältigenden Aufgaben passen. 23 Beispiel (3) Zu 3.5. Kommunikationsstrukturen Instrumente der Individualkommuniktion Dienstbesprechungen/Teamsitzungen Instrumente der Massenkommunikation Faltblätter, Broschüren Dienstübergaben Pressemitteilungen und -konferenzen "Schwarze Bretter" "Tage der offenen Tür" Dienstbücher, Tagebücher Feste, Veranstaltungen Die Absprachen, die in Team- oder Dienstbesprechungen getroffen werden, sind schriftlich festzuhalten. Die Öffentlichkeitsarbeit richtet sich auch an die Mitarbeiterinnen aus der Fachöffentlichkeit, die die Dienstleistung vermitteln. 24 3.8. Qualifizierung Die Erbringung qualitativ hochwertiger Dienstleistungen erfordert qualifiziertes Personal. Die Stellen sind entsprechend dem geforderten Ausbildungsprofil zu besetzen. Innerhalb von Qualifizierungsmaßnahmen sollen die Mitarbeiter die Gelegenheit erhalten, ihre Handlungskompetenz zu erweitern, um flexibler auf neue Anforderungen reagieren zu können. Je nach Qualifizierungsrichtung läßt sich differenzieren in * Erweiterungsqualifizierung * Anpassungsqualifizierung * Aufstiegsqualifizierung Zu den zentralen Bausteinen qualitätsbezogener Schulungen für Mitarbeiter in sozialen Dienstleistungsunternehmen gehören * Service- und Verhaltenstraining für Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen * Coaching für Führungskräfte Der Qualifizierungsbedarf des Personals ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Istund dem Soll-Profil der fachlichen, methodischen und interpersonellen Qualifikation für die zu erfüllenden Aufgaben. Die Ermittlung des Qualifizierungsbedarfes und die Planung entsprechender Maßnahmen erfolgt durch die Mitarbeiter in Abstimmung mit der Geschäftsführung. Der Qualifizierungsbedarf des Personals wird durch den Geschäftsführer über Fort- und Weiterbildung in angemessenem Umfang sichergestellt. Die Qualifizierungsinhalte werden systematisch in die Organisationsstrukturen zurückvermittelt (feed-back). 3.9. Fürsorgepflicht der Geschäftsführung Die Geschäftsführung sorgt sich um die Gesundheit, Sicherheit und den Schutz des Personals und der Kunden. Es werden fortlaufend interne Prüfungen durchgeführt, um Sicherheits-, Schutz- und Gesundheitsrisiken zu minimieren. Das persönliche Wohlergehen wird auch durch präventive Maßnahmen (z.B. ärztliche Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen), bereichsübergreifende Schulungen und durch das Führungsprinzip der aufrichtigen Sorge um das Wohl eines jeden Mitarbeiters sichergestellt. 25 Beispiel (4) Zu 3.10. Externe Kooperationsbeziehungen Kooperationspartner von ambulanten sozialen Diensten vorgelagerte begleitende nachgelagerte Kooperationspartner Kooperationspartner Kooperationspartner Zuwendungsgeber Leistungsstellen Institutionen der NachSponsoren Fachdienste sorge vermittelnde Institutionen Sozialversicherungsträger Angehörige Vermieter Arbeitgeber Ausbilder Institutionen des Gesundheitswesens Institutionen der Exekutive Vertreter der Legislative Staatsanwaltschaften Justizvollzugsanstalten Ordnungsbehörden 26 3.10. Externe Kooperationsbeziehungen Freigemeinnützige Organisationen Können ihre strategischen Ziele weder im Innenverhältnis noch auf dem Anbietermarkt alleine erreichen. Sie benötigen eine besondere Form der Partnerschaft (Allianz) mit 1. anderen freigemeinnützigen Organisationen, die komplementäre oder substitutionale Dienstleistungen anbieten und 2. mit öffentlichen Kostenträgern, die ihre Arbeit finanziell absichern. Die Kooperation kann sowohl fallbezogen als auch projektbezogen erfolgen <Beispiel> (4). Die Kooperation sollte stets langfristige Ziele verfolgen und in entsprechenden Kooperationsvereinbarungen verbindlich festgelegt werden. Ihre Basis bilden eindeutige Interessendefinitionen, klare Regelungen für die gegenseitige Kommunikation, offene Maßstäbe für die Bewertung des beiderseitigen Erfolges und Vorkehrungen zur Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen. 3.11. Dokumentationsstrukturen Dokumentation ist eine Bezeichnung für die Sammlung, Ordnung, Selektion, Speicherung und Vermittlung von Dokumenten (z.B. Briefen, Vermerken, Publikationen) und Informationsträgern. Dokumentation hat zum Ziel, externe und interne Bedürfnisse nach Information zu befriedigen <Beispiel>. (5) 27 Beispiel (5) Zu 3.11. Dokumentationsstrukturen Bespiele für Instrumente der Dokumentation für interne Zwecke für externe Zwecke Wirtschaftsplan Jahresbericht Klientenkartei Falldokumentation - Anamnese - Hilfeplan - Entwicklungsbericht Zuständigkeitsmatrix Organigramm Protokolle interner Kommunikationsforen Protokolle externer Kommunikationsforen Prozeßketten Leistungsbeschreibung Ablauforganisationsplan Qualitätsmanagement-Handbuch Qualitätsgrundsätze Qualitätsziele Qualitätsstandards Dienstplan Öffnungszeiten Sprechzeiten Bürozeiten Arbeitszeiterfassung Wochen- und Jahresarbeitszeitberechnung 28 In der Außenwirkung dient die Dokumentation der Nachweisführung für das Qualitätsniveau der erbrachten Leistungen. Potentielle Kunden können vor Aufnahme der Geschäftsbeziehungen auf Basis der Dokumentation Vertrauen in die Qualitätsfähigkeit der Organisation aufbauen. In der Innenwirkung hat die Dokumentation die Aufgabe der Qualitätssicherung. Durch die schriftliche Fixierung aller notwendigen qualitätsbezogenen Regelungen stellt sie deren Einhaltung sicher. Sie macht vorhandenes Qualitätswissen organisationsweit zugänglich und erleichtert die Einarbeitung und Qualifizierung von Mitarbeitern sowie die Umschulung auf neue Arbeitsinhalte. Des weiteren bietet sie die Möglichkeit, sich unternehmensintern kritisch mit den angewandten Verfahren auseinanderzusetzen und Verbesserungspotentiale aufzudecken. Die Erstellung einer Dokumentation, das Verfassen von Anweisungen und Richtlinien sowie der Entwurf von Formblättern wird an Verantwortliche innerhalb der Organisation verteilt. Die ausgearbeiteten Anweisungen und Richtlinien werden mit den Betroffenen diskutiert und -falls erforderlich- korrigiert. Mit der Einführung der Dokumentation beginnt die Phase der Pflege und Sicherstellung der Anwendung. In regelmäßigen Abständen ist die Konformität der Dokumentation mit den gestellten Anforderungen zu überprüfen bzw. ggf. fortzuschreiben. Darüber hinaus ist die Konformität der angewendeten Arbeitsabläufe mit den vorgeschriebenen Verfahren sicherzustellen. Die Dokumentationsunterlagen sind zu archivieren und über eine gewisse Zeitspanne aufzubewahren. Es sind Verfahren zu implementieren, die einen Verlust dieser Unterlagen verhindern. Die Aufbewahrung und Weitergabe von Information unterliegt dem gesetzlich geregelten Datenschutz und sollte das Vertrauen von betroffenen Klientinnen und anderen Personen rechtfertigen. Es ist zu prüfen, welche Dokumentationsaufgaben erforderlich sind und auf welche man verzichten kann. 29 30 3.12 Kontrollstandards Soziale Einrichtungen, die Qualitätssicherung durchführen, brauchen auf seiten der Kostenträger kompetente Partner. Mit diesen Partnern ist auszuhandeln, in welcher Form und in welchen zeitlichen Abständen die Dokumente überprüft und die geleistete Arbeit kontrolliert wird. Die Kontrolle kann alle Bereiche betreffen. Anhand der vorhandenen Dokumente (z. B. Qualitäts-Handbuch) kann überprüft werden, wieweit die versprochenen Leistungen in der beschriebenen Weise erbracht (vgl. Kap. 4) und die Ziele (vgl. Kap. 5) erreicht wurden. Des weiteren wird nachzuweisen sein, daß die betreffende soziale Einrichtung kostenbewußt gewirtschaftet hat. <Beispiel> (6) 31 Beispiel (6) Eine soziale Einrichtung kann ihr "wirtschaftliches Handeln" sowie das entwickelte Kostenbewußtsein auf seiten der Mitarbeiterinnen auch dadurch demonstrieren, indem die erbrachten Eigenleistungen in Geldwerten aufgelistet werden. Dabei können auch Eigenleistungen der Klientinnen (Selbstversorgung, Telefondienste etc.) aufgeführt werden. 32 4. Prozeßqualität Prozeßqualität bezieht sich auf die Planung, die Strukturierung und den Ablauf (das Verfahren) der Leistungserbringung. Art und Weise der Dienstleistungserbringung ergeben sich aus den Leistungszielen. Mit der Beschreibung der Prozeßqualität weist eine Organisation nach, daß sie die für die Leistungserbringung erforderlichen Prozesse beherrscht. Jede soziale Einrichtung wird ihren eigenen Weg finden, wie sie die Qualität der Leistungserbringung beschreibt. Dabei wird sie auch die Erwartungen der Geldgeber zu berücksichtigen haben. Im Kapitel "Prozeßqualität" können die Zielgruppen beschrieben werden sowie die Inhalte der Leistungen (Leistungskataloge s. 4.3). Über Prozeßqualität im engeren Sinne lassen sich die Handlungen der Beteiligten strukturieren, und zwar ingestalt von Ablaufplänen, Regeln und Verfahrensanweisungen zur transparenten Gestaltung der inhaltlichen Arbeit. Ob und inwieweit eine soziale Einrichtung die Prozeßqualität ausdifferenziert, wird von ihren zeitlichen und personellen Möglichkeiten abhängen. Die Dienstleistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein. Sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Ausreichend sind die Leistungen dann, wenn der sozialrechtlich anzuerkennende Bedarf jedes Hilfeempfängers durch eine entsprechende Maßnahme vollständig gedeckt werden kann. Zweckmäßig sind Dienstleistungen dann, wenn sie geeignet sind, konkrete Aufgaben und Ziele im Rahmen der Sozialgesetzgebung zu erfüllen. Dabei ist der Stand der wissenschaftlichen und fachlichen Diskussion zu berücksichtigen. Notwendig sind die Leistungen dann, wenn ohne sie bzw. ohne qualitativ oder quantitativ vergleichbare Leistungen die Aufgaben und Ziele der Sozialgesetzgebung nicht erfüllt werden können. Die Dienstleistungen sind dann wirtschaftlich, wenn sie zu einem vertretbaren Aufwand erbracht werden. Bei der Prozeßqualität ist zu beachten, daß die Nachfrager (d.h. die Klienten) als externe "Kunden" am Leistungserstellungsprozeß mitwirken. Ihre Fähigkeit und Bereitschaft zur Mitwirkung nehmen Einfluß auf die Qualität der zu erbringenden Leistung. 33 34 4.1. Personenkreis Das Leistungsprogramm der Dienststellen wendet sich an definierte Zielgruppen, in der Regel mit vergleichbaren Hilfebedarfen. Zielgruppen sind Gruppen von Leistungsberechtigten mit gleichen oder ähnlichen Bedarfskonstellationen, die durch gleiche oder ähnlich komplexe Leistungen abgedeckt werden Können. Zielgruppen mit vergleichbaren Hilfebedarfen sind Personen, deren individuelle Bedarfskonstellationen <Beispiel> (7) qualitativ vergleichbar sind hinsichtlich der nach fachlichen Kriterien anerkannten Anforderungen an Art, Form und Zielsetzung der persönlichen Hilfe spezifisch sind hinsichtlich ihrer im Vergleich zu anderen Zielgruppen wesentlich anderen Bedarfskonstellationen. Der Einrichtungsträger verpflichtet sich, Personen mit vergleichbaren Hilfebedarfen, die das Leistungsspektrum der Dienststelle in Anspruch nehmen wollen, analog der vereinbarten Platzzahlen bzw. Kapazitäten aufzunehmen bzw. zu betreuen. Sofern die Leistungskapazität erschöpft ist, besteht diese Verpflichtung nicht. (Ausnahme: Einrichtungen, die grundsätzlich jede hilfesuchende Person der Zielgruppe aufnehmen. Das Wunsch- und Wahlrecht der Hilfeempfänger ist bei der Aufnahme zu berücksichtigen.) 35 Beispiel (7) Zielgruppe Anzahl pro ZeiteinZielgruppe Frauen und Kinder, die häusliche Gewalt erlebt haben bzw. von Gewalt bedroht sind. Merkmale der Zielgruppe Alter 18 - 60 Keine finanzielle Sicherung Aktuell körperliche Verletzungen Aktuelle Krisensituation heit 36 4.2. Ziel der Leistungen Das Ziel der Leistungen ergibt sich im allgemeinen aus den Zielen der den Leistungen zugrundeliegenden Rechtsgrundlagen (z.B. BSHG, KJHG, SGB I, SGB V, SGB XI). Die individuellen Leistungsziele werden gemeinsam mit dem Klienten in einem Hilfeplan festgelegt. Die Zielstellungen werden regelmäßig überprüft und ggf. angepaßt. 4.3. Inhalt der Leistungen Freigemeinnützige Einrichtungen und Dienste erbringen sowohl mittelbar als auch unmittelbar personenbezogene Leistungen. Unmittelbar personenbezogene Leistungen können direkt den Leistungsempfängern zugeordnet werden. Mittelbar personenbezogene Leistungen hingegen weisen keinen direkten Klientenbezug auf. Das Leistungsspektrum ist systematisch und vollständig zu erfassen (Leistungsbeschreibung). Dies beinhaltet auch die Festlegung der für die Leistungserstellung erforderlichen Mittel, Methoden und Zuständigkeiten. Die Beschreibung der Verfahren zur Leistungserstellung erfolgt über eine Unterteilung des Gesamtprozesses in Arbeitsphasen <Beispiel> (8) und <Beispiel> (9). 37 Beispiel (8) Zu 4.3. Inhalt der Leistungen Drei-Phasen-Modell der Leistungserstellung Kontaktphase Erbringungsphase Ablösephase Problemanalyse Problemanalyse Problemanalyse Anamnese Hilfeplanung ggf. Planung nachsorgender Maßnahmen Zieldefinition Zieldefinition Zielerreichungskontrolle Leistungsauswahl Leistungserstellung Leistungsbilanz Dokumentation Dokumentation Dokumentation Aufnahmestatistik Leistungsstatistik Ablösestatistik Berichterstattung Berichterstattung Berichterstattung 38 Bei der Formulierung des Leistungsspektrums werden Bedarfsgesichtspunkte und infrastrukturelle Planungen berücksichtigt. Bei komplexen Dienstleistungsprozessen empfiehlt sich die Erstellung von Prozeßplänen (Hilfeplänen). Sie ermöglichen eine transparente Dokumentation des Leistungsprozesses. Mit ihnen können die Zielvorgaben für eine optimale Erfüllung der Leistung dargestellt werden. Durch ständiges Überprüfen des Leistungsprozesses können Fehler vermieden werden. Hierzu müssen innerhalb jeden Prozesses Schlüsseltätigkeiten und Indikatoren identifiziert werden, die einen zentralen Einfluß auf die Qualität der Leistungserstellung haben <Beispiel> (10) u. <Beispiel> (11). Zur Beurteilung der Leistungsqualität und zur Vermeidung von Unzufriedenheiten ist das Personal gefordert, die Qualität der Schlüsseltätigkeiten laufend zu messen und zu verifizieren. 4.3.1. Unmittelbar personenbezogenes Leistungsspektrum Das unmittelbar personenbezogene Leistungsspektrum ist wesentlich durch den spezifischen Hilfebedarf der Zielgruppen definiert. Das unmittelbar personenbezogene Leistungsspektrum kann beinhalten Grundleistungen Hilfemaßnahmen 4.3.1.1. Grundleistungen Bei der Gewährung von Grundleistungen sollen die individuellen Anforderungen und Vorstellungen von Lebensqualität der Hilfeempfänger berücksichtigt werden. 39 Beispiel (9) Aus dem Leistungskatalog eines Frauenhauses (Auszug) Leistungen Frauen Aufnahmegespräche Einzel- und Gruppengespräche zur Erklärung der Hausregeln, der Tür- und Telefondienste und des Alltags im Haus InhaltIich Einzelgespräche/begleitende Beratung - Krisenintervention - Unterstützung bei der Suche nach und Entwicklung von Lebensperspektiven - Unterstützung und ggf. Begleitung bei Ämtergängen/Gerichts-/Polizeiterminen - Vermittlung von Wissen über Rechte und Handlungsmöglichkeiten der Frauen - Beratung und Unterstützung bei allen Wohnungsangelegenheiten situationsund bedarfsbezogene Vermittlung weiterer Projekte/Einrichtungen Hausversammlungen, thematisch und regulär Gruppenangebote (Seidenmalen, Sport, Gesprächsgruppe o.ä.) Feste und gemeinsame Aktivitäten (Sommerfest, Weihnachtsfeier, Flohmarkt, 8.März-Frühstück u.ä.) Auszugsgespräch ggf. Vermittlung anderer Frauenhäuser oder Unterbringungsmöglichkeiten innerhalb oder außerhalb Berlins Kontaktpflege zu Ämtern telefonische Beratung telefonische Krisenintervention Statistik/Dokumentation Rechtsberatung (externe Mitarbeiterin) Psychologische Beratung (externe Mitarbeiterin) Öffentlichkeitsarbeit Kontaktauf- und ausbau und Pflege von Beziehungen zu bezirklichen Institutionen, Projekten, Einrichtungen Aufklärung/Information der Mitarbeiterinnen von Ämtern/Institutionen/Einrichtungen über sexistische und rassistische Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder, über Auswirkungen und Folgen der Mißhandlungen Außendarstellung des Hauses, seiner Arbeit, Zielen etc. Erstellen, Überarbeiten, Erweitern von Öffentlichkeitsmaterial (Faltblätter, Plakate, Broschüre, Wandzeitungen, Selbstdarstellung etc.) Information/Aufklärung der Öffentlichkeit über Hintergründe, Formen, Ausmaß und Folgen der Gewalt gegen Frauen/Kinder Häufigkeit 40 Die Grundleistungen können unter anderem umfassen Bereitstellung von Wohnraum, Gemeinschafts- und Funktionsräumen sowie Inventar einschließlich deren Wartung und Instandsetzung Zubereitung und Ausgabe von Getränken und Speisen Hausreinigung Wäscheversorgung/-reinigung Im Verpflegungsbereich ist ein bedarfsgerechtes Speisen- und Getränkeangebot zu erstellen und dessen Verzehr zu organisieren. Die Versorgung muß ernährungs-physiologischen, sensorischen und hygienischen Anforderungen entsprechen sowie mit dem Anspruchsniveau der Leistungsempfänger abgestimmt werden. Qualität und Quantität der einzusetzenden Lebensmittel sind unter Beachtung des Nähr- und Energiebedarfes der Leistungsempfänger festzulegen. Die Konkretisierung des Verpflegungsangebotes kann z.B. in Form eines Speise- und Getränkeplanes erfolgen. Neben den generell für die Darbietung und den Verzehr der Speisen erforderlichen Leistungen (z.B. Präsentation, Portionierung) sind bei Bedarf unmittelbar personenbezogene Dienstleistungen (z.B. Füttern, mundgerechtes Zubereiten von Mahlzeiten) erforderlich. Ferner gehören die Prozesse des Abwasches und der Entsorgung als Teilleistungen zum Versorgungsbereich. Zur Aufrechterhaltung von Hygienenormen müssen im Leistungsbereich Hausreinigung die Räumlichkeiten und Fenster wirtschaftlich gereinigt, gepflegt und ggf. desinfiziert werden. Neben dem Grad der Verschmutzung und dem Anspruchsniveau an die Reinigung ist vor allem das Infektionsrisiko ein Einflußfaktor auf die Art und Häufigkeit der Reinigung. Ziel der Wäscheversorgung ist es, hygienisch einwandfreie Wäsche in der erforderlichen Art, Qualität und Menge bereitzustellen. Es wird festgelegt, welche Wäscheteile zur Verfügung gestellt werden, welche Wäschestücke in der Einrichtung gewaschen und welche Wäschestücke einer Fremdreinigung zugeführt werden. 41 Beispiel (10) Zu 4.3. Inhalt der Leistungen Der Leistungsbereich Förderung, seine Schlüsseltätigkeiten und Indikatoren zur Messung der Leistungsqualität LeistungsSchlüsselQualitätsIndikatoren bereich tätigkeiten standards kennzeichnende Handlungen (Beispiele, je nach Einrichtung zu verändern) Förderung Bedarfsermittlung Vertrauen Weitergabe von Information über Datenschutz den Klienten nur mit dessen Zustimmung Hilfeplanung Mitbestimmung Vorschläge des Klienten werden erfragt und berücksichtigt Transparenz Der/die Klient/in wird über seine/ihre Rechte und Pflichten informiert sowie über Ziele und Arbeitsmethoden des/der Sozialarbeiter(s)/in Ressourcenorientierung Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den Fähigkeiten und Ressourcen des Klienten anstatt auf Defiziten Zieldefinition Beratung Anleitung Begleitung Vermittlung 42 4.3.1.2. Hilfemaßnahmen und -methoden Zu den Hilfemaßnahmen zählen unter anderem Betreuung (Wohnbetreuung, Besorgung, Begleitung) Förderung (Beratung, Unterstützung, Anleitung, Vermittlung) Pflege Therapie Die Hilfemaßnahmen müssen detailliert und umfassend beschrieben werden. Sie werden -orientiert am individuellen Hilfebedarf- in einem (halb-) standardisierten Hilfeplan unter Mitwirkung des Klienten festgehalten. Die Überprüfung, Anpassung bz. Fortschreibung des Hilfeplanes findet in regelmäßigen Abständen statt. Der Hilfeplan wird gegebenenfalls mit dem Gesamtplan abgestimmt. Die Verantwortung für den Gesamtplan liegt beim Sozialhilfeträger. Unter Hilfemethode wird der bewußte Umgang eines Fachangestellten mit einem hilfesuchenden Individuum verstanden. Die Problemanalyse bildet das professionelle Urteil, welches die Handlungsweisen und -methoden des Fachangestellten bestimmt. Zu den Hilfemethoden zählen unter anderem: Einzelfallarbeit Gruppenarbeit Gemeinwesenarbeit 4.3.2. Mittelbar personenbezogenes Leistungsspektrum Das mittelbar fallbezogene Leistungsspektrum der Dienststellen umfaßt unter anderem folgende Tätigkeitsbereiche: Verwaltung Öffentlichkeitsarbeit Fachgruppenarbeit Qualitätsmanagement Dokumentation 43 Beispiel (11) Die Unterscheidung zwischen Hilfsmaßnahmen, Leistungen, Methoden und Zielen einerseits und Indikatoren andererseits läßt sich nicht in jedem Fall präzise durchhalten. Deshalb ist auch folgende Art der Beschreibung möglich: Zuständig Arbeitsbereich Hilfemaßnahme / Leistung Methoden / Ziele Langzeitarbeitslose Persönliche Beratung Entscheidungsfindung unterstützen Indikatoren, Kennzeichnende Handlung Persönliche Ziele des Klienten erfragen Erfahrungen des Klienten mit Bewerbung erkunden Kompetenzen des Klienten ermitteln durch - Anamnese - Auswertung von Daten - Auswertug von Beobachtungen durch die Gruppe Information über Arbeitsfelder geben Information über Bewerbungsstrategien Dokumentationsvermerke Qualitätskontrolle 44 Unter Verwaltung wird die Gesamtheit aller Aufgaben subsummiert, welche die organisationsbezogenen Funktionen ermöglichen, unterstützen und sichern. Im einzelnen zählen hierzu die Personalverwaltung, die Betriebsmittelverwaltung, die Kassen-verwaltung, der Schreibdienst, der Postdienst und das Rechnungswesen. Personal- und Betriebsmittelverwaltung zählen zum Aufgabenbereich der Geschäftsführung; Kassenverwaltung, Schreib- und Postdienst sowie das Rechnungswesen obliegen dem Verwaltungs- und/oder Fachpersonal. Unter Öffentlichkeitsarbeit (public relations) ist ein bewußtes, geplantes und dauerndes Bemühen der Organisation zu verstehen, bei den (potentiellen) Kunden/-innen ein positives Unternehmensimage zu erlangen und zu sichern. Dies geschieht durch mittelbare Öffentlichkeitsarbeit über die Massenmedien (z.B. Pressemitteilungen, Pressekonferenzen, Presseinterviews) und mittelbare Öffentlichkeitsarbeit über eigene Medien, Broschüren, Faltblätter, Plakate sowie durch persönliche Kommunikation mit Zielgruppen. Die Geschäftsführung ist für die Darstellung des Corporateimages, das Fachpersonal für die Darstellung des Dienstleistungsimages zuständig. Fachgruppenarbeit dient dem fachlichen Austausch mit anderen Organisationen und Kollegen. Sie erfolgt über die Mitwirkung in örtlichen, überörtlichen, träger- und verbandsspezifischen Fachgremien und -arbeitsgruppen. Die Arbeit in Fachgruppen obliegt dem Fachpersonal. Unter Qualitätsmanagement sind Tätigkeiten zu verstehen, die zu einer bedarfsgerechten, wirtschaftlichen und leistungsfähigen Leistungserbringung beitragen sollen. Das Qualitätsmanagement obliegt der Projektleitung in Kooperation mit dem/der Qualitätsbeauftragten. Für die Qualitätsentwicklung und -sicherung in den Dienststellen sind die Mitarbeiter verantwortlich. Dokumentation dient der Beschreibung der Projektarbeit innerhalb eines bestimmten Zeitraumes in qualitativer und quantitativer Hinsicht. Sie hat zum Ziel, externe und interne Bedürfnisse nach Information zu befriedigen. Für die Dokumentation ist das Fachpersonal zuständig. 45 46 4.4. Umfang der Leistungen Die zu erbringenden Leistungen müssen hinsichtlich ihres Umfangs in jedem Einzelfall den Hilfeansprüchen entsprechen. Sie müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein und dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Der Leistungsumfang wird dokumentiert. Entsprechende Dokumentationsinstrumente sind zu entwickeln. 47 48 5. Ergebnisqualität Mit der Ergebnisqualität wird der Grad der Erreichung antizipierter Ziele erfaßt. Die Operationalisierung wird durch geeignete Indikatoren sichergestellt. Bei der Beschreibung von „Ergebnissen“ Sozialer Arbeit ist zu beachten, daß überwiegend nur solche Ergebnisse genannt werden, die durch Soziale Arbeit zu beeinflussen sind. Dabei lassen sich drei unterschiedliche Gruppen von Ergebnissen identifizieren: a) Ergebnisse, die sich unmittelbar aus der Existenz eines sozialen Dienstes ergeben: Ein solches Ergebnis betrifft den Nachweis, daß ein Bedarf für dieses Angebot besteht (z.B. durch die Existenz eines Frauenhauses steht ein Schutzraum für mißhandelte Frauen zur Verfügung). Als Indikator für den Bedarf kann die Anzahl von Klientinnen gelten, die dieses Angebot in Anspruch nimmt. Dieser Indikator wird entweder in absoluten Zahlenwerten ausgedrückt oder er wird ins Verhältnis zu der vorhandenen Angebotskapazität gesetzt. Die Inanspruchnahme eines Angebots wird des öfteren auch als Indikator für die Akzeptanz dieses Angebots gewertet, obgleich sich Akzeptanz auch noch über andere Indikatoren, beispielsweise durch Befragungen nachweisen läßt. Zu beachten ist ferner: Alle Ergebnisse werden nicht nur für Klientinnen erbracht, sondern auch für andere Kunden (beim Frauenhaus z.B. für die Polizei, das Jugendamt, die Kommune). Die Mitarbeiterinnen sozialer Dienste treten demnach nicht als Bittsteller für arme (und oft diskriminierte) Klientengruppen auf, sondern fungieren als unverzichtbare Dienstleister für andere Kundengruppen. <Beispiel> (12) Dadurch daß Beratungsstellen oder andere soziale Dienste Aufgaben erfüllen, deren Erfüllung vom Gesetzgeber vorgeschrieben oder empfohlen ist, erbringen sie auch für den Kostenträger ein „Ergebnis“, nämlich die Erfüllung eines gesetzlichen Auftrages. b) Ergebnisse, die sich aus dem Erreichen von Zielen erschließen lassen: In vielen Beratungsstellen erarbeiten Berater zusammen mit Klienten kurz- oder mittelfristige Ziele, die die Klienten im Verlauf der Arbeit erreichen möchten. In regelmäßigen Abständen überprüfen Beraterinnen und Klientinnen, wieweit sie sich ihren Zielen angenähert haben bzw. eine Änderung einzelner Ziele erforderlich ist. In diesen Fällen sollten die Ziele insoweit durch Indikatoren oder kennzeichnende Handlungen operationalisiert werden, daß eine Überprüfung möglich wird. Die 49 Beispiel (12) Kundengruppe Ergebnisse Indikatoren Anzahl Klienten Akzeptanz des An- gebots Inanspruchnahme, verglichen mit Bezugs- größen Rückmeldung im Gespräch Anzahl der Beschwerden Anonyme Befragungen Existentielle Absi- %-Anteil erhaltener Arbeitsplätze cherung erreicht Berentung erreicht Sozialhilfebescheid Arbeitgeber, Konflikt entschärft %-Anteil erhaltener Arbeitsplätze Vorgesetzte Erfüllung des % Versetzungen an geeigneten Arbeitsplatz gesetzlichen Anteil der nach dem Gesetz Auftrages: vorgeschriebenen Arbeitsplätze für Beschäftigungs- Behinderte ist erfüllt anteil behinderter Arbeitnehmer Kostenträger Erfüllung eines Aufgabenkatalog gemäß Gesetz Anzahl der Fortbildungen (Vergleich mit gesetzlichen Auftrages Mitarbeiter der Erhalt des Beratungsstelle Arbeitsplatzes Bezugsgrößen) Qualifizierung durch andere Qualifizierungen Fortbildung 50 Operationalisierung der Ziele sollte gemeinsam mit den Klienten erarbeitet werden. Gut operationalisierte Ziele haben sowohl für Klienten als auch für Berater eine Orientierungsfunktion: Sie vermitteln dem Klienten, was er in welchen Situationen tun kann und informieren den Berater darüber, wie er das Erreichen eines Zieles durch Befragen erschließen kann. Dabei sollen möglichst nur solche Ziele formuliert werden, deren Erreichen überwiegend von den Personen, die diese Ziele zu erreichen suchen, zu beeinflussen sind. c) Ergebnisse, an deren Erreichen längerfristig mitgewirkt wird: Hierunter fallen solche Ergebnisse, die als längerfristige Richtziele, die Arbeit sozialer Dienste bestimmen, auch wenn das Erreichen dieser Ergebnisse weder kurzfristig noch allein durch die Arbeit eines sozialen Projektes zu beeinflussen ist. Es handelt sich hierbei unter anderem um sozialpolitische Ziele, die durch Öffentlichkeitsarbeit und durch fortlaufende Information gesetzgebender Instanzen erreicht werden können 5.1. Erfolgskontrollen Erfolgskontrollen werden durchgeführt, um Informationen darüber zu erhalten, inwieweit vereinbarte Ziele erreicht wurden (Effektivitätskontrolle) und ob Maßnahmen wirtschaftlich durchgeführt wurden (Effizienzkontrolle). Erfolgskontrollen sind möglichst frühzeitig zu planen. Dabei sind in Abstimmung mit den öffentlichen Kostenträgern Zeitpunkt und geeignete Methoden der Durchführung sowie die Art der Dokumentation festzulegen. Bei der Planung kommt der Zieldefinition besondere Bedeutung zu. Die Ziele werden in einem Zielsystem bzw. einer Zielhierarchie festgelegt <Beispiel> (13). Der Aufwand für die Planung und Durchführung von Erfolgskontrollen muß in einem vernünftigen Verhältnis zum angestrebten Nutzen stehen. Erfolgskontrollen werden in der Regel nach Abschluß von Maßnahmen durchgeführt. Bei längerfristigen Maßnahmen ist es sinnvoll, Zwischenkontrollen durchzuführen, um den Zielerreichungsgrad möglichst frühzeitig abschätzen und ggf. Maßnahmen zur Nachsteuerung ergreifen zu können. 51 Beispiel (13) Zu 5.1. Erfolgskontrollen Beispiel für Hilfeziele im Bereich des betreuten Wohnens Leistungsziel Wohnraumerhalt Teilziele Indikatoren Integration in das Wohn- Kontakte mit Nachbarn umfeld Anbindung an die soziale Infrastruktur eigenständige Haushalts- eigenständiges Kochen, führung Einkaufen und Säubern der Wohnung Sicherung der Mietzah- pünktliches und eigen- lungsfähigkeit ständiges Überweisen der Miet- und Energiezahlungen 52 Die Ergebnisse von Erfolgskontrollen sind zu dokumentieren. Die Dokumentation beinhaltet insbesondere eine qualitative und quantitative Analyse der Ergebnisse, die Benennung von Problemfeldern (z.B. Hemmnissen, Verzögerungen) während der Durchführung, Vorschläge und Empfehlungen zur künftigen Maßnahmenentwicklung. Ergänzend kann in geeigneten Fällen versucht werden, die Ursächlichkeit zwischen staatlicher Förderung und gemessenem Erfolg zu hinterfragen (Wirkungskontrolle). 5.2. Kundenzufriedenheit Die Messung der Zufriedenheit direkter und indirekter Zielgruppen (Kunden) spielt eine zentrale Rolle bei der Pflege und Entwicklung der Dienstleistungsqualität. Klientinnen fühlen sich ernst genommen, wenn sie nach ihrer Meinung gefragt werden. Allerdings erlaubt es nicht jede Situation, Klienten zu befragen. Zur Ermittlung der Kundenzufriedenheit gehören auch Befragungen der Mitarbeiterinnen und unter Umständen Befragungen des Geldgebers und jener Dienststellen, die Klienten vermitteln. Grundlage der zufriedenheitsorientierten Qualitätsmessung ist das "disconfirmation paradigm", welches davon ausgeht, daß (Un-) Zufriedenheit eine Reaktion auf die wahrgenommene Diskrepanz zwischen erwarteter und erlebter Leistung ist. (Un-) Zufriedenheit setzt somit eine konkrete, selbsterlebte Dienstleistung als Bezugsobjekt voraus. Die Zufriedenheitsforschung basiert auf schriftlichen Befragungen mittels Fragebögen und/oder mündlichen Befragungen im Interview. Folgende Qualitätsdimensionen können in Kundenbefragungen nach Abschluß des Dienstleistungsprozesses erhoben werden: 53 Beispiel (14) Ergebnisse von Beratungen können auch in sogenannten "Signalsätzen" festgehalten werden, an denen sich der Entwicklungsprozess eines Klienten ablesen läßt. "Dabei berichtet ein Klient von einer Handlung, die er ausgeführt hat und schildert dabei zugleich einen emotionalen Vorgang oder eine unkontrollierte Reaktion, die er inzwischen besser kontrolliert" (nach: M. Heiner 1992 unveröff.). Beispiel: "Erst wollte ich ihm eine runterhauen, so wütend war ich! Aber dann hab' ich mir gesagt, hol' erst mal tief Luft. Danach ging es wieder." (a.a.O.) 54 Verläßlichkeit (Zuverlässigkeit und Genauigkeit) Einsatzbereitschaft Fachkompetenz (Wissen, Methodik) Einfühlungsvermögen Transparenz Auftreten Diskretion Annehmlichkeit des Umfeldes (Räumlichkeiten, Ausstattung) Bei der Gestaltung des Fragebogens sind die Formulierung der Fragen, ihre Reihenfolge und ihre Anzahl systematisch zu planen. Die Fragen müssen eindeutig und verständlich formuliert werden. Sie dürfen nicht zu falschen Antworten aus Prestigegründen führen. Eine vorhergehende Frage darf die darauffolgende nicht beeinflussen <Beispiel> (15). 55 Beispie (15) 5.2. Kundenzufriedenheit Beispiel für eine Klientenbefragung 1. Wie haben Sie Ihren/-e Berater/-in erlebt? freundlich unfreundlich interessiert desinteressiert qualifiziert unqualifiziert höflich einfühlsam kalt unpersönlich 2. 3. zeitlich richtig intensiv oberflächlich hilfreich konkret allgemein Die Wartezeiten auf meine Beratungsgespräche waren lang viel zu lang ziemlich eher nicht gar nicht Die Beratungsgespräche haben mir weitergeholfen. ziemlich eher nicht gar nicht Ich fühle mich in der Dienststelle gut aufgehoben. ziemlich eher nicht gar nicht Würden Sie die Dienststelle bei Bedarf wieder aufsuchen? ja 8. annehmbar Wurden Ihnen Ihre Fragen verständlich beantwortet? vollkommen 7. autoritär zu lang vollkommen 6. unverbindlich zu kurz vollkommen 5. verbindlich persönlich Die Beratungsgespräche waren kurz 4. sachlich unhöflich nein weiß nicht Welche Angebote fehlen Ihnen bei uns? _______________________________________________________ _______________________________________________________ 9. Erhalten Sie woanders auch Beratung? ja nein Was gefällt Ihnen dort besser als bei uns? _______________________________________________________ _______________________________________________________ 56 Darüber hinaus stehen Ansätze zur Beurteilung der Dienstleistungsqualität durch die Kunden zur Verfügung, die bereits während des Dienstleistungsprozesses gezielt eingesetzt werden können. Ziel dieser ereignisorientierten Ansätze ist es, positive/negative Kundenerlebnisse entlang des Interaktionsprozesses ausfindig zu machen. Zu den ereignisorientierten Ansätzen werden insbesondere gezählt: - das Beschwerdemanagement - die Erfassung kritischer Ereignisse 5.2.1. Beschwerdemanagement Mündlich oder schriftlich artikulierte Beschwerden von Kunden können Hinweise auf mögliche Defizite bei der Leistungserstellung geben und Verbesserungspotentiale für den zukünftig zu erbringenden Service geben. Derartige Rückmeldungen sind für die Organisation auch deshalb von enormer Bedeutung, weil der Kunde auf seine Unzufriedenheit wie folgt reagieren kann: - Wechsel zu konkurrierenden Organisationen - negative Mund-zu-Mund-Propaganda im persönlichen Umfeld - Weitergabe der Beschwerde an Dritte (z.B. öffentliche Kostenträger) Um systematisch die unterschiedlichen Beschwerden von Dienstleistungskunden zu erfassen und zu bearbeiten, werden verschiedene Ablaufschritte eines Beschwerde-managements installiert: 1. Beschwerdestimulierung 2. Beschwerdeannahme 3. Beschwerdereaktion 4. ggf. Mängelbeseitigung Um das Beschwerdeverhalten der Kunden zu stimulieren, ist vor allem der Abbau von Beschwerdebarrieren zu empfehlen, z.B. mit Hilfe von "Meckerkästen". Geäußerte Beschwerden sind anzunehmen und zu bearbeiten. Auf die vorgebrachten Qualitätsmängel muß verständnisvoll reagiert werden. Falls möglich, sind die Mängel "in großzügiger Weise" zu beheben. 57 58 5.2.2. Erfassung kritischer Ereignisse Ziel der Erfassung kritischer Ereignisse ist es, besondere Vorfälle im Rahmen der Leistungserstellung aus Sicht des Leistungsempfängers zu ermitteln. Hierzu wird der Klient in einem direkten Gespräch aufgefordert, Situationen der unmittelbaren Anbieter-Nachfrager-Interaktion zu schildern, die für ihn mit besonders positiven/negativen Erinnerungen verbunden sind <Beispiel> (16). Diese Ereignisse werden anhand standardisierter offener Fragen erfaßt. 1. Denken Sie an einen Vorfall, bei dem Sie einen besonders zufriedenstellenden bzw. unbefriedigenden Service erlebt haben. 2. Wann kam es zu diesem Ereignis? 3. Wie haben sich die Mitarbeiter in dieser Situation konkret verhalten? 4. Warum ist dieses Ereignis aus Ihrer Sicht besonders befriedigend bzw. unbefriedigend? Zur Aufnahme der Ereignisse können Formulare eingesetzt werden, die zugleich als Interviewleitfaden dienen können. Im Rahmen der Auswertung der Formulare wird die Häufigkeit von kritischen Ereignissen für die einzelnen Phasen der Dienstleistungserbringung ermittelt. Es werden typische kritische Ereignisse herausgearbeitet, aus denen konkrete Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten sind. 59 Beispiel (16) 5.2.2. Erfassung kritischer Ereignisse Formular zur Erfassung kritischer Ereignisse 1. Stichwort 2. Art des Ereignisses 3. Zeitpunkt des Ereignisses 4. Art der Dienstleistung 5. Phase der Dienstleistung 6. Ereignisschilderung 7. Schuld am Vorfall 8. Einleiten von Maßnahmen Erreichbarkeit negativ vor mehreren Monaten Sozialhilfeberatung Kontaktphase Im Faltblatt der Einrichtung wurde darauf hingewiesen, daß der Sozialarbeiterzu bestimmten Zeiten unter einer bestimmten Telefonnummer erreichbar ist. Das Telefon war jedoch ständig besetzt oder es nahm niemand ab. Als ich endlich durchkam und mich beschwerte, wurde ich unfreundlich behandelt. Sozialarbeiter Herr Mustermann Erweiterung der Zeiten für die telefonische Erreichbarkeit Schalten eines zusätzlichen Telefonanschlusses Entkoppelung von Sprechzeiten und Zeiten der telefonischen Erreichbarkeit Verhaltenstraining 60 5.3. Fehlervermeidung Aus Sicht der dienstleistenden Organisation ist die Fehlervermeidung zentraler Qualitätsbestandteil. Um mögliche Fehlerquellen im Leistungsprozeß zu ermitteln, bietet sich das Verfahren der Fehlermöglichkeits- und -einflußanalyse (FMEA) an. Die Vorgehensweise der FMEA ist in folgende Schritte zu untergliedern: Fehleridentifikation Risikobeurteilung Einleitung von Maßnahmen Ergebnisanalyse 5.3. Fehlervermeidung Fehler können sowohl internen als auch externen Faktoren geschuldet sein. Beispiele möglicher Fehlerquellen Ungenaue Beschreibung des Hilfebedarfes Vernachlässigung wichtiger Einflußgrößen Fehlerhafte Anamnese Fehlerhafte Planung des Hilfeprozesses Unpräzise Zieldefinition Auswahl ungeeigneter Hilfemaßnahmen Unzulängliche Leistungserstellung Mangelnde Mitwirkungsfähigkeit des Klienten Im Rahmen der Fehleridentifikation werden mögliche Fehler, deren Ursachen und Konsequenzen ermittelt. Aufgabe der Risikobeurteilung ist es, die Schwere eines Fehlers, die Wahrscheinlichkeit seines Wiederauftretens sowie die Möglichkeiten einer (wiederholten) Entdeckung abzuwägen. Die einzuleitenden Maßnahmen (Beseitigung der Fehlerquellen, Reduzierung der Auftrittswahrscheinlichkeit des Fehlers, Reduzierung der Bedeutung des Fehlers, 61 62 Reduzierung der Wahrscheinlichkeit der Fehlerentdeckung) können entweder der Qualitätsverbesserung oder aber der Lösung des Problemes dienen. Die Ergebnisanalyse schließlich beurteilt den Erfolg der eingeleiteten Maßnahmen. 5.4. Weitere Mittel zur Qualitätssicherung / Qualitätsentwicklung "Checklisten" Checklisten sind ein beliebtes Instrument, um die notwendigen Handlungsschritte bei der Planung eines Vorhabens festzulegen. Checklisten eignen sich ebenfalls zur nachträglichen Kontrolle, um zu überprüfen, ob alle erforderlichen Handlungsschritte abgearbeitet wurden. Checklisten können in mehr oder weniger aufwendigen Verfahren zur Qualitätssicherung verwendet werden. Beispiel zur nachträglichen Selbstkontrolle, ob Beratungsregeln beachtet wurden: "Ich habe den Ratsuchenden dabei unterstützt, Hindernisse zu nennen, die gegen meinen Vorschlag sprechen." trifft zu trifft teilweise zu trifft teilweise nicht zu trifft nicht zu "Stärken - Schwächen - Analyse" Dieses Verfahren läuft unter verschiedenen Namen und beinhaltet eine Reihe von Fragen zu den Stärken bzw. Schwächen einer Organisation. Die Fragen können beliebig verändert werden (1 bis 2 mal jährlich) Beispiele Mit welchen Leistungen unserer Organisation sind wir zufrieden? Welches sind unsere besonderen Stärken? Durch welche Handlungen haben wir in der Vergangenheit Probleme lösen können? Welche Ereignisse haben sich bisher günstig für uns ausgewirkt. Auf welche Kunden, Personen oder Institutionen können wir bei auftretenden Schwie- 63 rigkeiten zurückgreifen? 64 Mit wem kooperieren wir gut? Stimmen Ihre Kriterien zur Bewertung von Erfolgen mit den Kriterien anderer "Kundinnen" überein? Wem teilen wir die Erfolge Ihrer Arbeit mit? Welche fachfremden Institutionen oder Personen bewerten unsere Arbeit positiv? Wobei tauchen immer wieder Probleme auf, wenn wir gute Leistungen erbringen wollen? Wodurch sind unserer Standards gefährdet? In welchen Bereichen fällt eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf? Welchen Kunden, Institutionen oder Personen legen uns Steine in den Weg? Wo entstehen Konkurrenzen? Welche Beschwerden, Fehler, Kritik hat es in der letzten Zeit gegeben? Von welcher Seite kamen die Beschwerden? Was unternehmen wir zur Lösung unserer Probleme? Wie gehen wir mit Beschwerden und Kritik an unserer Institution um? Welche kleineren oder größeren Veränderungen haben wir im Verlauf dieses Jahres durchgeführt ? (Was waren die Anlässe, was sind die Folgen dieser Veränderungen?) Wie sichern wir ein kontinuierliches Feedback zu unseren Leistungen? Wie stellen wir sicher, daß auftretende Probleme frühzeitig erkannt werden? Wie stellen wir sicher, daß wir unserer Erfolge erkennen? Selbstportrait mit kollegialer Beratung ('Peer Review') Eine soziale Einrichtung "A" beschreibt sich selbst anhand einer Auswahl aus den im Leitfaden vorgegebenen Kriterien. Dieses Selbstportrait gibt sie einer außenstehenden (nicht konkurrierenden) sozialen Einrichtung "B" mit ähnlichem Aufgabenspektrum . Mitarbeiter der Einrichtung "B" besuchen nun die Einrichtung "A" und befragen dort Mitarbeiter, Klienten und andere Beteiligte. Über das Ergebnis fertigen sie einen Bericht an. Dieser Bericht wird der Einrichtung "A" im Rahmen einer kollegialen Beratung übergeben. Supervision und Fortbildungen tragen auch zur Qualitätssicherung bei. 65 6. Aufbau eines Total Quality Management Total Quality Management (TQM) ist eine auf der Mitwirkung aller ihrer Mitglieder beruhende Führungsmethode einer Organisation, die Qualität in den Mittelpunkt stellt und durch Zufriedenstellung der Kunden auf langfristigen Geschäftserfolg sowie auf Nutzen für die Mitglieder der Organisation und für die Gesellschaft zielt. Kerngedanke des TQM-Konzeptes ist es, sämtliche Unternehmensbereiche in die Qualitätsüberlegungen einzubeziehen und eine Motivation aller Mitarbeiter durch ein vorbildliches Verhalten der Führungskräfte zu erzielen. Qualität wird als eine umfassende Managementaufgabe verstanden, mit dem Ziel, alle Aktivitäten des Unternehmens an den Bedürfnissen der Kunden zu orientieren. Das Total Quality Management System Soziales System Technisches System kooperatives Führungsverhalten TQM-Prinzipien Mitarbeiterorientierung Qualitätspolitik und -ziele Kundenorientierung Dokumentation Motivation und Eigenverantwortung Prozeßverbesserung abteilungs- und funktionsübergreifendes dialog- und mitwirkungsorientierte Denken und Agieren Öffentlichkeitsarbeit Teamarbeit Kommunikation, Schulung, Training Idealtypisch läßt sich ein Qualitätsmanagement-System nach dem Qualitäts-RegelkreisKonzept an den klassischen Management-Funktionen Planung, Durchführung und Kontrolle orientieren. Hierbei lassen sich die Phasen unterscheiden. Qualitätsplanung Qualitätslenkung Qualitätsprüfung Qualitätsmanagementdarlegung 66 6.1. Qualitätsplanung Die Qualitätsplanung gilt als erste Phase eines systematischen Qualitätsmanagements. Als Qualitätsplanung bezeichnet man alle Maßnahmen des Auswählens, Klassifizierens und Gewichtens der Qualitätsmerkmale sowie eines schrittweisen Konkretisierens aller Einzelforderungen an die Beschaffenheit einer Dienstleistung. Die Qualitätsplanung kann strategisch und operativ erfolgen. Die strategische Qualitätsplanung umfaßt diejenigen Komponenten, die den grundlegenden Handlungsrahmen des Qualitätsmanagements für die langfristige Zukunftssicherung festlegen. Die operative Qualitätsplanung hingegen extrapoliert die Entwicklungen in der Vergangenheit unter Berücksichtigung erkennbarer zukünftiger Beeinflussungen und Veränderungen. 6.1.1. Strategische Qualitätsplanung Zur Festlegung des grundsätzlichen Handlungsrahmens des Qualitätsmanagements (strategische Qualitätsplanung) können folgende Instrumente eingesetzt werden: Entwicklung einer Unternehmensphilosophie (Leitbild) Bestimmung der Qualitätsposition der Organisation Stärken-Schwächen-/Chancen-Risiken-Analyse Festlegung der Qualitätspolitik Festlegung von Qualitätszielen Festlegung von Qualitätsstandards Grundsätzlich sollten diese Instrumente von den Führungskräften der Organisation, d.h. der Geschäftsführung, festgelegt werden. Die Leitbildentwicklung sollte am Anfang aller Aktivitäten zur Einführung eines QM-Systemes stehen. Das Leitbild muß die Philosophie der Organisation reflektieren, klar umrissene Organisationsziele vorgeben und strategische Handlungsanweisungen beinhalten. Die aus dem Leitbild abgeleitete Qualitätspolitik soll sowohl die Qualitätsziele der Organisation als auch die Erwartungen der Kunden/-innen widerspiegeln. 67 Beispielhafte Grundsätze der Qualitätspolitik: 1. Wir stehen für die Qualität unserer Dienstleistungen ein. 2. Wir arbeiten eng mit den öffentlichen Kostenträgern zusammen. 3. Wir kennen unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und dem Individuum. 4. Unsere Mitarbeiter und Führungskräfte fühlen sich unseren Qualitätszielen verpflichtet. 6.1.2. Operative Qualitätsplanung Im Rahmen der operativen Qualitätsplanung werden die konkreten Anforderungen an die Dienstleistungsqualität aus Kunden- und Anbietersicht ermittelt. Der Einsatz von quantitativen und qualitativen Meßverfahren zur Erfassung von Qualitätserwartungen und -wahrnehmungen aus Kundensicht wurde bereits oben (vgl. Kap. 5.2.) ausführlich dargestellt. Darüber hinaus sind umfassend durchgeführte Mitarbeiterbefragungen von besonderer Bedeutung für die Entwicklung und Umsetzung eines Qualitätsmanagement-Systems. Regelmäßig sollten bei sämtlichen Mitarbeitern der Organisation Befragungen zur Erfassung der subjektiv wahrgenommenen Dienstleistungsqualität vorgenommen werden. Erfassung von Qualitätskriterien in Mitarbeiterbefragungen Arbeitsplatz Führungsverhalten Gruppenklima Arbeitsorganisation Entwicklungsmöglichkeiten Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung 68 6.2. Qualitätslenkung Die Phase der Qualitätslenkung, auch als Qualitätssteuerung bezeichnet, baut auf den Ergebnissen der Qualitätsplanung auf. Sie beinhaltet sämtliche vorbeugenden, überwachenden und korrigierenden Maßnahmen, die der Umsetzung der Anforderungen an die Qualität der Dienstleistungen aus Kunden- und Organisationssicht dienen. Es lassen sich folgende Maßnahmen der Qualitätslenkung unterscheiden: Personalmanagement Entwicklung einer Unternehmenskultur organisationsbezogene Maßnahmen 6.2.1. Personalmanagement Für die Dienstleistungsqualität ist es von ausschlaggebender Bedeutung, inwieweit es der Organisation gelingt, Qualifikationsprofil und Motivation des Personals zu erhalten und zu fördern. Aus diesem Grund hat die Geschäftsführung die Tätigkeitsfelder des Personalmanagements konsequent zu nutzen. Dies beinhaltet Methoden des Personalmanagements Instrumente des Personalmanagements Personalbestandsanalyse Ermittlung des aktuellen Personalbestandes Personalbedarfsermittlung Ermittlung des künftigen Personalbedarfes Erstellen von Anforderungsproflen und Stellenbeschreibungen Festlegung von Methoden und Auswahlkriterien für die Einstellung von neuem Personal Qualifizierung Personalbeschaffung Personalentwicklung Personaleinsatz Einsatz des Personals entsprechend seiner Qualifikation Personalbeurteilung Bereitstellung von Informationen zur leistungsgerechten Entlohnung Personalfreisetzung Abbau überzähligen Personals unter Berücksichtigung sozialer Gesichtspunkte Das folgende Schaubild illustriert mögliche individuelle Anreizsysteme, die insbesondere im Rahmen der Personalführung zur Anwendung kommen können. 69 Materielle Anreize Nicht-materielle Anreize Prämien für kundenorientierte Beratung Aussprechen von persönlichem Lob Erfolgsorientierte Gehaltskomponenten Übertragung von Verantwortung Incentive-Reisen Offerieren von Aufstiegschancen Verbesserung der Arbeitsbedingungen 6.2.2. Entwicklung einer Unternehmenskultur Neben den personalpolitischen Aspekten spielt die Unternehmenskultur innerhalb der Organisation eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung des QM-Systems. Eine "Qualitätskultur" setzt unter anderem einen kooperativen Führungsstil voraus, der den Mitarbeitern den notwendigen Freiraum zur eigenverantwortlichen Gestaltung ihrer Arbeit beläßt. Sie schließt die Achtung der Persönlichkeit und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter ein. Sie ist geprägt von einer hohen Wertschätzung der Kunden. Hierbei sind insbesondere die Führungskräfte gefragt, die durch ihr "vorbildliches" Verhalten gegenüber den Mitarbeitern und Marktpartnern den Qualitätsgedanken vorleben und eine positive Dienstleistungskultur entwickeln können. Kulturelle Vorbildfunktion von Führungskräften Serviceorientiertes Verhalten im direkten Kundenkontakt Kommunikationsfähigkeit Wertschätzung und Akzeptanz des Personals Politik der "offenen Tür" Innovationsbereitschaft Konfliktfähigkeit Flexibilität 70 6.2.3. Organisationsbezogene Maßnahmen Um die spezifischen Maßnahmen des Qualitätsmanagement erfolgreich umsetzen zu können, sollten innerhalb der Organisation verschiedene aufbauorganisatorische Voraussetzungen geschaffen werden. Zunächst ist es unumgänglich, die Qualitätsverantwortung der "obersten Leitung" (Geschäftsführung) zu übertragen. Die Geschäftsführung regelt die Zuständigkeiten für die Planung und Umsetzung der Qualitätsmaßnahmen. Qualitätsverantwortung der obersten Leitung (DIN ISO 9001): "Die oberste Leitung (...) muß ihre Qualitätspolitik, eingeschlossen ihre Zielsetzungen und ihre Verpflichtung zur Qualität festlegen und dokumentieren. Die Qualitätspolitik muß relevant für die organisatorischen Ziele (...) sowie für die Erwartungen und Erfordernisse der Kunden sein. (...) Die oberste Leitung muß sicherstellen, daß diese Politik in allen Ebenen verstanden, verwirklicht und aufrechterhalten wird". Hierfür ist es zweckmäßig, eine Zentralstabsstelle für Qualität einzurichten, die Koordinations- und Kommunikationsfunktionen ausübt. Die Leitung der Zentralstabsstelle obliegt dem Qualitätsbeauftragten. Zu den Aufgaben des Qualitätsbeauftragten gehören die Mitwirkung bei der Überwachung aller Prozesse, die Mitwirkung bei der Durchführung interner und externer Audits, die Vereinbarung und Überwachung von Problemlösungsstrategien mit den für die jeweilige Organisationsebene Verantwortlichen, die Sammlung von qualitätsrelevanten Informationen und Datenmaterial, die Analyse externer und interner Beanstandungen, die Ausarbeitung und Koordination von Korrektur- und Vorbeugemaßnahmen, die permanente Sicherstellung des Qualitätsverbesserungsprozesses. 71 Der Qualitätsbeauftragte sollte in der Unternehmenshierarchie idealerweise direkt der Geschäftsführung unterstellt sein. Er sollte mit den für die Umsetzung des QM-Systems notwendigen Kompetenzen ausgestattet sein. Der Qualitätsbeauftragte trägt Personalverantwortung für die ihm unterstellten Mitarbeiter. Als ergänzende Organisationsform des Qualitätsmanagements können Qualitätszirkel zum Einsatz kommen. Qualitätszirkel sind auf Dauer angelegte Gesprächsgruppen, bei denen sich fünf bis zehn Mitarbeiter eines Arbeitsbereiches der unteren Hierarchieebene der Organisation in regelmäßigen Abständen auf freiwilliger Basis zusammensetzen, um selbstgewählte Qualitätsprobleme des eigenen Arbeitsbereiches zu diskutieren. Unter Anleitung eines geschulten Moderators sind mit Hilfe spezieller Problemlösungstechniken Lösungsvorschläge zu erarbeiten sowie deren Umsetzung zu initiieren und zu kontrollieren. Qualitätszirkel können neben der Verbesserung der Dienstleistungsqualität zur Förderung des Qualitätsbewußtseins und der Qualitätsverantwortung der beteiligten Mitarbeiter beitragen sowie die Qualität der internen Kommunikation maßgeblich verbessern. 72 Qualitätszirkelarbeit in Dienstleistungsorganisationen Art der Qualitätszirkel Mitglieder Aufgaben Steuerungsgruppe Mitglieder des Vorstandes Mitglieder der Geschäftsführung Entwicklung einer organisationsbezogenen Qualitätsstrategie Mitglieder regionaler Qualitätszirkel Materielle und immaterielle Förderung der Qualitätszirkelarbeit Mithilfe bei der Auswahl von Moderatoren Koordinationsgruppe Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der Qualitätszirkelarbeit Fachgruppen Mitarbeiter eines Arbeitsbereiches Auswertung und Weiterleitung der Ergebnisse der Fachgruppen an die Steuerungsgruppe Diskussion über qualitätsrelevante Probleme des Arbeitsbereiches Erarbeitung, Initiierung und Umsetzungskontrolle von Lösungsstrategien 6.3. Qualitätsprüfung Neben der Planung und Steuerung der Dienstleistungsqualität sollte in einer dritten Phase der Qualitätsprüfung die tatsächliche Erfüllung der Qualitätsanforderungen überprüft werden. Hierbei lassen sich interne und externe Qualitätsprüfungen unterscheiden. 6.3.1. Interne Qualitätsprüfung Im Rahmen der internen Qualitätsprüfung soll festgestellt werden, inwiefern die Kundenanforderungen erfüllt werden. Hierbei kommen folgende Instrumente in Betracht: Dienstaufsichtskontrollen Mitarbeiterbeurteilung interne Qualitätsmessung 73 6.3.2. Externe Qualitätsprüfung Im Rahmen der externen Qualitätsprüfung geht es darum, die Erfüllung der Kundenanforderungen aus Sicht der Kunden zu überprüfen. Dabei können folgende Verfahren zur Messung von Kundenerwartungen und -wahrnehmungen zum Einsatz kommen: Testberatungsgespräche zur Überprüfung von Servicekomponenten wie Freundlichkeit, Höflichkeit, Fachkenntnis und Engagement Kundenbefragungen (vgl. Kap. 5.2.) Beschwerdemanagement (vgl. Kap. 5.2.1.) 6.4. Qualitätsdarlegung Am Ende des Kreislaufes im Qualitätsmanagement-System steht die Phase der Qualitätsdarlegung. Hierbei sind interne und externe Zwecke der Darlegung zu unterscheiden, die innerhalb (Mitarbeiter) und außerhalb (Kunden) der Organisation ausreichendes Vertrauen in die Qualitätsfähigkeit der Organisation schaffen sollen. Für die Qualitätsdarlegung stehen umfassende Konzepte und Systeme zur Verfügung, darunter Qualitätsmanagement-Handbuch Qualitätsaudits Zertifizierungen 6.4.1. Qualitätsmanagement-Handbuch Das Qualitätsmanagement-Handbuch (QM-Handbuch) beschreibt Zielsetzung, Reichweite und Elemente des QM-Systems. Das QM-Handbuch wirkt in zwei Richtungen: Intern dient es als QM-Lenkungs-, Steuerungs- und Kommunikationsmittel, extern dient es als Mittel zur Vertrauensbildung bei den Kunden und als Akquisitionsunterlage. Das im QM-Handbuch beschriebene Qualitätsmanagement-System betrifft alle Ebenen der Organisation. Das QM-System sollte nur so umfassend sein, wie dies zum Erreichen der Qualitätsziele notwendig ist. 74 Die Geschäftsführung benennt für die Erstellung des QM-Handbuches einen Verantwortlichen, der mit entsprechenden Befugnissen ausgestattet ist und als Qualitätsbeauftragter bzw. Qualitätsmanager unabhängig von den Zwängen einzelner Abteilungen arbeiten kann. Idealerweise untersteht er der Geschäftsführung. Der Aufbau des QM-Handbuches muß ein abgestimmtes System erkennen lassen und entsprechend der besonderen Art der Geschäftstätigkeit der Organisation strukturiert sein. Gliederung Inhalte Teil 1 Hinweise zur Organisation Hinweise zur Herausgabe Hinweise zur Pflege der QM-Dokumentation Teil 2 Beschreibung der Elemente des QMSystems Teil 3 Anhang (Verweise auf weitere Unterlagen) Die Leitung der Organisation setzt das QM-Handbuch durch Unterschrift formell in Kraft und erklärt es für alle Mitarbeiter im Geltungsbereich verbindlich. Das QM-Handbuch wird über einen aktuellen Verteiler jeder Organisationseinheit zur Verfügung gestellt. Neue Mitarbeiter werden nachweislich in das QM-System eingeführt. Auch nach Fertigstellung unterliegt das QM-Handbuch einem systematischen und periodischen Aktualisierungs- und Änderungsdienst. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, das QM-Handbuch als Loseblattsammlung aufzubauen, die arbeitstechnisch durch ihre Austauschbarkeit eine rasche Anpassung an geänderte Bedingungen erlauben. 6.4.2. Qualitätsaudits Ein Qualitätsaudit wird nach den DIN ISO-Normen definiert als systematische und unabhängige Untersuchung, um festzustellen, ob die qualitätsbezogenen Tätigkeiten und damit zusammenhängenden Ergebnisse den geplanten Anforderungen entsprechen, und ob diese Anordnungen wirkungsvoll verwirklicht und geeignet sind, die Ziele zu erreichen. Qualitätsaudits werden durch freigemeinnützige Organisationen als Instrument zur Aufdeckung von qualitätsrelevanten Schwachstellen und zur Anregung von Verbesserungen 75 genutzt. Dadurch lassen sich frühzeitig Fehler vermeiden, die zu finanziellen Einbußen und Imageverlusten führen können. Qualitätsaudits dienen der Verbesserung des QM-Systems, routinemäßigen Überprüfung von Anweisungen und Prozessen hinsichtlich ihrer Befolgung und Wirksamkeit, Beseitigung von Mängeln, die durch das Beanstandungsmeldesystem aufgedeckt wurden, Beseitigung von Wiederholungsfehlern, die aufgrund von Kundenreklamationen bekanntgeworden sind, Zertifizierung. Für den Bereich sozialer Dienstleistungen ist zu unterscheiden zwischen Prozeß- und Systemaudits. Ziel des Prozeßaudits ist die Überprüfung der Qualitätsfähigkeit von Prozessen. Eingesetzt werden Prozeßaudits bei Prozessen mit einer großen Anzahl von Teilschritten und möglichen Fehlerquellen sowie bei übergreifenden Prozessen, die eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Instanzen der Organisation erfordern. Im Rahmen eines Systemaudits wird das gesamte QM-System auf seine Funktionsfähigkeit, Vollständigkeit und Wirksamkeit untersucht. Qualitätsaudits werden prinzipiell von Personen durchgeführt, die keine direkte Verantwortung in den zu auditierenden Bereichen haben. Hauptverantwortlich für Qualitätsaudits in Dienstleistungsorganisationen ist die Geschäftsführung. Qualitätsaudits können unter Zuhilfenahme folgender Hilfsmittel erfolgen: Matrix zur Auditauswahl Auditanmeldeformular Fragekatalog Abweichungsprotokoll Auditbericht Jahresauditplan Die Auditoren müssen sich auf das Audit durch das Studium von Dokumenten gründlich vorbereiten. Die betroffenen Stellen sind vorab über den Umfang der Überprüfungen und den Fragekatalog zu informieren, und zwar so rechtzeitig, daß Rückfragen möglich sind. 76 Nach der gründlichen Allgemeininformation beginnt das Audit unter Zuhilfenahme eines Auditfragebogens. Treten dabei Merkmale auf, die einer Korrektur bedürfen, ist einvernehmlich in einem Abweichungsprotokoll festzuhalten, was in welchen Zeiträumen zu veranlassen ist und wer davon betroffen ist. Daraus ergibt sich der Terminkalender für die Überprüfung der Wirksamkeit beschlossener Maßnahmen. Die Befragungsergebnisse werden in einem Auditbericht festgehalten, welcher von dem Qualitätsbeauftragten archiviert wird. Der Auditbericht ist Bestandteil bei einem eventuellen Wiederholungsaudit. Über die geplanten Audits, deren Durchführung, Ergebnisse und Korrekturmaßnahmen ist die Geschäftsführung durch den Qualitätsbeauftragten permanent zu informieren. 6.4.3. Zertifizierungen Zertifizierungen werden als Nachweisführung der Konformität von QM-Systemen mit festgelegten Normen von Organisationen der freien Wohlfahrtspflege als Baustein der Qualitätssicherung genutzt. Durch ein Zertifikat verfügt eine Organisation über einen europaweit anerkannten Nachweis ihrer Fähigkeit, Qualitätsanforderungen konsistent zu erfüllen, was den Kreis potentieller Kunden vergrößert. Zertifizierungen werden ausschließlich von akkreditierten Zertifzierungsgesellschaften erteilt. Der Ablauf einer Zertifizierung kann wie folgt beschrieben werden: Informationsgespräch mit der Zertifizierungsgesellschaft Prüfung der Grundvoraussetzungen zur Zertifizierung Prüfung der QM-Unterlagen Durchführung des Zertifizierungsaudits ggf. Nachaudit Zertifikatserteilung Überwachungsaudit Voraussetzung für die Zertifizierung ist die Einführung und Pflege des organisationsbezogenen QM-Systems. Zertifizierer der Zertifizierungsgesellschaft überprüfen im Rahmen eines Zertifizierungsaudits die Normkonformität und stellen bei einem hohen Erfüllungsgrad ein Zertifikat aus. Erfüllungsgrade, die nicht für die Erteilung eines Zertifikates ausreichen, führen entweder 77 zu einem Nachaudit (im Anschluß an entsprechende Korrekturmaßnahmen) oder zu einer Wiederholung des gesamten Vorganges. Nach der Erteilung des ersten Zertifikates, welches in der Regel drei Jahre gültig ist, wird jährlich durch den Zertifizierer ein Wiederholungsaudit durchgeführt. 6.5. Implementierung des Qualitätsmanagements In Anbetracht der Komplexität des ganzheitlichen Qualitätsmanagement-Ansatzes wird deutlich, daß dessen Implementierung nur über einen langfristig geplanten Umstrukturierungsprozeß der gesamten Organisation zu realisieren ist. Insofern ist es zweckmäßig, die Entwicklung und Umsetzung des QM-Systems im Rahmen eines mehrstufigen zeitorientieren Phasenmodelles zu definieren. Dabei werden die verschiedenen zur Realisierung eines umfassenden Qualitätsmanagements notwendigen Schritte in ihrer zeitlichen Abfolge aufgezeigt. 78 Exemplarisches Phasenmodell zur Implementierung eines QM-Systems Zeitraum Arbeitsschritte 01. bis 06. Monat Qualitätspositionierung Befragungen Qualitätsstrategien Mitarbeiterbeurteilung Qualitätszirkelarbeit 07. bis 12. Monat Beschwerdemanagement Qualitätspolitik und -ziele Unternehmenskultur Qualitätsstandards Personalmanagement Anreizsysteme 13. bis 18. Monat Befragungen Qualitätszirkelarbeit Qualifizierung Mitarbeiterbeurteilung Anreizsysteme Beschwerdemanagement Qualitätsmessungen Testberatungen Audits 19. bis 24. Monat Qualifizierung Anreizsysteme Beschwerdemanagement Testberatungen Audits Zertifizierungen 79 Literaturverzeichnis Berliner Mobilitätshilfsdienste: Praxisorientiertes Qualitätshandbuch, Berlin, 1997. Bruhn, M.: Qualitätsmanagement für Dienstleistungen. Grundlagen, Konzepte, Methoden, 2. Aufl., Berlin, 1997. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Qualitätsmanagment in der Jugendverbandsarbeit, 2. Aufl., Bonn, 1996. Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege: Erläuterungen der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege zum Arbeitsentwurf der Bundesempfehlung nach ¤ 93d Abs. 3 BSHG, Bonn, 1998. Cadotte, E.R., Woodruff, R.B., Jenkins, R.L.: Expectation and Norms in Models of Consumer Satisfaction, in: Journal of Marketing Research, 24. Jg. (1987), S. 305-314. Corsten, H.: Dienstleistungsmanagement, 3. Aufl., München, 1997. Deutsche Gesellschaft für Qualität: Begriffe zum Qualitätsmanagement, DGQ-Schrift 11-04, 6. Aufl., Frankfurt a.M., 1995. Diakonisches Werk Hamburg, Fortbildungszentrum auf der Anscharhöhe: Schritte zum Qualitätssiegel. Projektbericht des Hamburger Diakonie-Siegel Qualität in der Pflege, Hamburg, 1998. Donabedian, A.: The Definition of Quality and Approaches to its Assessment and Monitoring, Vol. I, Ann Arbor, 1980. 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Sie sind gewöhnlich als normative Aufforderungen zum Handeln formuliert ("Mitbestimmung", "Hilfe zur Selbsthilfe"), in denen sich zeittypische Werte und der aktuelle Stand des wissenschaftlich begründeten Fachwissens widerspiegeln Critical Incidents "typische Situationen" bzw. "kritische Vorfälle" für das Gelingen oder Mißlingen eines Vorhabens Ergebnisqualität Dieser Begriff umfaßt eine Auflistung aller Ergebnisse, die durch eine psychosoziale Dienstleistung erreicht werden sollen. Es werden nur solche Ergebnisse aufgelistet, deren Erreichen anhand von meßbaren Indikatoren zu überprüfen ist. Evaluation Evaluation beinhaltet die systematische Überprüfung, Beurteilung oder Bewertung einer Dienstleistung, einer Maßnahme oder eines sozialen Programms. Indikatoren Durch Indikatoren wird die Wirklichkeit in untersuchbar Einheiten unterteilt, dabei aber zugleich auch hinsichtlich ihrer Komplexität reduziert ISO 9001 ff. Die Normen der weltweit bekannten Reihe SO 9001 ff. (ISO für International Standard Organization, 9001 ff. für 9001, 9002, 9003, 9004) sind im Kontext der industriellen Produktion entwickelt worden. Sie beinhalten Vorschriften und Orientierungen zu der Frage, was alles zu beachten und zu beschreiben ist, wenn die Qualität der Produktionsweisen eines Unternehmens dargestellt und gesichert werden soll. Kunden "Kunden" sind in der Sprache der Qualitätssicherungsliteratur alle Personen und Institutionen, die sich über die Qualität einer Dienstleistung ein Urteil bilden und die Akzeptanz der Dienstleistung fördern oder beeinträchtigen können. Kunden sind nach dieser Definition nicht allein "externe" Kunden wie die Klienten, Kostenträger und Vermittler einer Dienstleistung, sondern auch "interne" Kunden wie die Mitarbeiter, die die Dienstleistung erbringen. Kundenpfade Kundenpfade enthalten eine Sammlung von Zielen und Regeln für solche Situationen ( sensible Schnittstellen), in denen die Begegnung mit einem Kunden für das Gelingen oder Mißlingen der Dienstleistung von entscheidender Bedeutung ist. Prozeßqualität Dieser Begriff umfaßt alle Qualitätskriterien, die die Qualität der Arbeitsprozesse betreffen. 82 Qualität Es gibt kein objektives Maß für Qualität. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) definiert Qualität als die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produktes oder einer Dienstleistung, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung festgesetzter und vorausgesetzter Erfordernisse beziehen. Diese ,,Erfordernisse" werden anhand von ,,Kriterien" festgesetzt und können bei Bedarf verändert werden.. "Was Qualität ist, bestimmt der Kunde" (Definition in der Wirtschaft) Qualitätselemente Oberbegriff bzw. Überschrift für eine Gruppe von Qualitätskriterien eines lnhaltsbereichs Qualitätsmanagement Dieser Begriff verdeutlicht, daß die Entwicklung und Sicherung von ,,Qualität" eine Führungsaufgabe ist und alle Mitarbeiter und Ereignisse in einem Unternehmen betrifft. Die Führungsaufgabe besteht unter anderem darin, Mitarbeiter qualitätsvoll zu behandeln und zur Qualität zu befähigen. Qualitätssicherung Begriff "Qualitätssicherung" umfaßt alle Maßnahmen, die der Beschreibung, Dokumentation, Sicherung und Verbesserung der Qualität eines Produktes oder einer Dienstleistung dienen. Selbstevaluation Wie der Name sagt: lnteressierte Personen oder Institutionen beobachten und bewerten sich selbst. Sensible Schnittstellen Mit dem Begriff "Schnittstellen" werden Ereignisse oder Situationen bezeichnet, in denen eine Begegnung zwischen einem Dienstleistenden und einem Kunden stattfindet. Als "sensibel" gelten Schnittstellen, an denen die Begegnung mit dem Kunden weitreichende Folgen für das Gelingen oder Mißlingen der Dienstleistung nach sich ziehen kann. Signalsätze Verbale Mitteilungen einer Person, an denen sich eine typische Einsicht dieser Person, z.B. der Entwicklungsprozess eines Klienten ablesen läßt Standardisierte Dienstleistung Eine Dienstleistung ist "standardisiert" zu nennen, wenn sie unabhängig von der ausführenden Person jedesmal in der gleichen Weise abläuft. Strukturqualität Die Beschreibung der Strukturqualität umfaßt alle jene Merkmale und Ressourcen,die die Mitarbeiter benötigen, um die für die Arbeitsprozesse festgelegten Qualitätskriterien umsetzen zu können. Dazu bedarf es passender Räume, Personalschlüssel und Personalqualifikationen. Total Quality Management (TQM) "Total" weist darauf hin, daß alle Bereiche, Hierarchie-Ebenen, Mitarbeiter und die Führung in ihrem Arbeitsleben von Qualitätsbewußtsein durchdrungen sind und nach Qualitätsverbesserungen streben. 83