Mag. Regina Senarclens deGrancy Geschäftsführerin der Chance B www.chanceb.at Kräfte bündeln Public Social Privat Partnership Die Chance B ist ein regionaler Dienstleistungsanbieter, der seit 20 Jahren die Oststeiermark im Bereich der sozialen Entwicklung entscheidend mitgeprägt hat. Im Rahmen der Equal-Partnerschaft „Public Social Privat Partnership“ haben wir unsere vielfältigen Projekt-Erfahrungen reflektiert, neue Finanzierungsmodelle für soziale Innovationen erarbeitet und an der Stärkung der Sozialwirtschaft beigetragen, indem wir das dort vorhandene Knowhow für die Entwicklung und Umsetzung von tragfähigen Lösungen sichtbar gemacht haben. Als Beispiel kann ich die gemeinsame Umsetzung des Baus einer neuen Sonderschule und einer neuen Tagesförderstätte für schwerstbehinderte Erwachsene anführen: Die Stadtgemeinde Gleisdorf trat an die Chance B heran, mit dem Vorschlag diese beiden Vorhaben gemeinsam zu verwirklichen: durch die bessere Nutzung eines in der Nähe der anderen Schulen gelegenen Grundstücks konnten für jede Seite € 300.000,00 Baukosten gespart werden. Noch einmal soviel sind an Einsparungen im Bereich der Betriebskosten prognostiziert. Die Stadtgemeinde Gleisdorf konnte so einen Schulbau umsetzen, der obwohl die derzeitige Sonderschule unter völlig unzureichenden Bedingungen arbeiten muss, immer sehr umstritten war unter den BürgermeisterInnen der Region. Stichwort: „Wir haben in anderen Orten Schulen leerstehen“, oder „wer baut in Zeiten sinkender Geburtenraten noch eine Schule?“. Für die Chance B ergab sich dadurch die Möglichkeit, der steigenden Nachfrage nach Tagesbetreuungsmöglichkeiten für schwerstbehinderte Frauen und Männer im Bezirk Weiz Rechnung zu tragen. Auch auf Seiten dieses privaten Trägers ist natürlich die Einsparung der der Baukosten von Bedeutung. Insbesondere weil das Land Steiermark, das für die Bereitstellung der Leistungen der Behindertenhilfe zuständig ist, von immer größeren Eigenerwirtschaftungen der Träger ausgeht, was bei dieser hoch eingeschränkten Zielgruppe nicht möglich ist und das Aufbringen aus Spenden in einer nicht besonders reichen ländlichen Region auch an Grenzen stößt. Darüber hinaus kam uns die Situation, dieses Projekt quasi mit Rückenwind durch die Stadtgemeinde umsetzen zu können, sehr entgegen. Auch die Option auf diesem zentral gelegenen Grundstück unsere Tagesförderstätte errichten zu können, ließ uns die Entscheidung sehr leicht fallen. Und so zogen wir diesen Bau, den wir unter anderen Umständen erst Jahre später in Angriff hätten nehmen können, vor. Durch den Betrieb der neuen Tagesförderstätte werden etwa 10 neue Arbeitsplätze in Gleisdorf entstehen. Die rechtliche Konstruktion erforderte viel Arbeit: die Stadtgemeinde räumt gegen Entgelt der Chance B das Baurecht am Grundstück ein. Die Chance B lässt nach gemeinsamer Durchführung eines Architektenwettbewerbs das Gebäude errichten. Eine renommierte Baufirma ist mit der Projektsteuerung betraut. Es finden zweiwöchentlich Projektbesprechungen der Steuergrupppe statt, die aus Vertreter der Stadtgemeinde, der Schuldirektorin, einem Vertreter der Geschäftsführung der Chance B und dem Architekturbüro besteht. Nach Ende der Kreditlaufzeiten wird das Grundstück ins Miteigentum der Chance B übergehen und die Stadtgemeinde kauft den ihr zufallenden Teil des Gebäudes. Die Flächen werden bereits vor Inbetriebnahme parifiziert, was sowohl für die Aufteilung der Baukosten als auch der Betriebskosten von Bedeutung ist. Die örtlichen Banken werden nach Einholen einer Vielzahl von Anboten eine kostengünstige Konsortialfinanzierung sicherstellen. In der Reflexion dieser Erfahrungen hat sich gezeigt: Projekte für solche nachhaltigen Entwicklungen unseres Gemeinwesens gelingen unter ein paar wesentlichen Voraussetzungen: Es bildet sich eine Partnerschaft aus VertreterInnen der öffentlichen Hand, einem Unternehmen der Sozialwirtschaft und privaten Umsetzern und Finanziers und Unterstützern. Es gibt ein gemeinsames Ziel: Allen PartnerInnen ist es wichtig, für ein konkretes Anliegen eine nachhaltige Lösung zu finden: die gemeinsame Vision, wie denn unser Zusammenleben funktionieren soll, schweißt zusammen. Alle PartnerInnen profitieren vom gemeinsamen Vorhaben: die öffentliche Verwaltung kann ihren Auftrag besser erfüllen, die Sozialwirtschaft entwickelt neue Angebote für ihre Zielgruppen, die Unternehmen machen Gewinn. Solche Partnerschaften sind KEINE Sparmodelle! Qualität hat ihren Preis. Sie sind aber Formen um bessere Lösungen zu finden und durch Nutzung von Synergien Vorhaben zielgenauer und rascher umzusetzen. Die Aufgaben sind klar verteilt: PSPP sind ein Finanzierungsinstrument, aber Wissen, Engagement und andere Kompetenzen werden auch eingebracht. Die Beiträge der einzelnen PartnerInnen müssen nicht gleich groß sein, aber genau vereinbart. Gewinn und Risiko sind fair verteilt. Es gibt klare Vereinbarungen. Es lohnt sich, Zeit und Kraft in gute, klare Vereinbarungen und Verträge zu investieren. Es gibt Ressourcen für den gemeinsamen Prozeß: Entscheidungen sollen gemeinsam getroffen werden. Einvernehmliche Lösungen entstehen nicht von alleine, sie brauchen ein Management. Eine präzise Projektsteuerung und genaues Projekt controlling bewirken, dass das gemeinsame Ziel auch wirklich erreicht wird. Die Partnerschaft ist zumindest auf mittelfristigen Bestand ausgerichtet. Die Dauer soll nicht kürzer als die Umsetzung des konkreten Vorhabens sein. Man mag einander. Solche Partnerschaften gelingen besser, wenn die „Chemie“ zwischen den AkteurInnen stimmt. Die Lust, miteinander was Neues auf die Beine zu stellen, verbessert das Zusammenspiel der Teile. Es ist also wichtig, auch auf weiche Faktoren ein Auge zu haben. Jede Institution bleibt was sie ist: Private Unternehmen werden keine Charity Organisationen, und Unternehmen der Sozialwirtschaft erhalten ihre Besonderheiten und: die Öffentliche Seite bleibt klar bei Ihrer Aufgabe das Gemeinwohl im Blick zuhaben und für Lösungen von Problemen zu sorgen, wenn sie auch nicht alles selbst macht.