Mitteilungsblätter 1999 - II - Lutherisch Liturgische Konferenz in

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Inhaltsverzeichnis
Grußwort an die Mitglieder
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Nachruf auf Kirchenmusikdirektor
Klaus Meinzolt
5
Protokoll der Mitgliederversammlung
am 2. Juli 1999
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Der christlich-jüdische Dialog und unser
Gottesdienst (Gabriele Gräter)
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Konsequenzen aus dem
jüdisch-christlichen Dialog für den
Gottesdienst (Hans-Jürgen Müller)
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Mitteilungsblatt 1999 / II
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Grußwort von Dekan Christian Schmidt
Liebe Mitglieder und Freunde der Lutherischen Liturgischen
Konferenz in Bayern,
herzlich darf ich Sie zum Beginn des neuen Kirchenjahres
grüßen. Während die Welt ins Millenniums-Fieber verfällt,
bereiten wir uns in Ruhe und Dankbarkeit auf das große Geburtstagsfest Christi am 25. Dezember 2000 vor. In allem
Millenniumsrummel können wir ganz gelassen sein, denn immer noch gilt:
„Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in
Ewigkeit.“
Meine Kinder haben mir zum Geburtstag einen schönen
selbstgebastelten Kalender geschenkt, in dem sich auf der Januar-Seite das folgende Ringelnatz-Gedicht befindet. Es hat
mir so gut gefallen, dass ich es gerne an Sie weitergebe:
Was würden Sie tun, wenn Sie das neue Jahr regieren könnten?
Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich
Die ersten Nächte schlaflos verbringen
Und darauf tagelang ängstlich und kleinlich
Ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen.
Dann – hoffentlich – aber laut lachen
Und endlich den lieben Gott abends leise
Bitten, doch wieder nach seiner Weise
Das neue Jahr göttlich selber zu machen.
Dankbar schauen wir auf das vergangene Jahr und die Arbeit
2
unserer LLKB zurück. Zwei gut besuchte Tagungen halfen,
das liturgische Anliegen wachzuhalten:
•
Unsere Jahrestagung Anfang Juli in Heilsbronn
•
und die Herbsttagung zum Thema „Sonntagsbegrüßung“, die wir in Zusammenarbeit mit der Communität Casteller Ring auf dem Schwanberg veranstalteten.
Bei der Heilsbronner Tagung mit dem Thema „Hat der jüdisch-christliche Dialog Auswirkungen auf unseren Gottesdienst?“ machte Professor von der Osten-Sacken aus Berlin
deutlich, wie sehr der christliche Gottesdienst vom Gedanken
der feiernden Vergegenwärtigung, die den jüdischen Gottesdienst bestimmt, geprägt wurde. Wir hoffen, den Vortrag von
Professor von der Osten-Sacken in unseren nächsten Mitteilungsblättern veröffentlichen zu können. In diesem Heft
bringen wir die wichtigen Beiträge von Pfarrerin Gabriele
Gräter und Pfarrer Hans-Jürgen Müller.
Viele Jahre hat Kirchenmusikdirektor Klaus Meinzolt im erweiterten Ausschuß der LLKB mitgearbeitet. Nun ist er Anfang Oktober völlig unerwartet in Nördlingen verstorben.
Pfarrer Herr würdigt sein Wirken für die LLKB auf S. 5. Wir
denken an ihn in großer Dankbarkeit und bitten, dass er nun
einstimmen darf in den himmlischen Lobgesang.
Herr Stefan Frewer arbeitet seit dem 1. August fünf Stunden
in der Woche als theologischer Mitarbeiter für unsere LLKB.
Der Vortrag, den er im Rahmen der Tagung auf dem Schwanberg über das 3. Gebot hielt, soll im Mitteilungsblatt 2000/I
veröffentlicht werden.
Erfreulich ist, dass wir die 1. Folge von „Liturgischen Entwürfen für das Kirchenjahr“ veröffentlichen konnten. Hier
gilt der „Materialstelle für Gottesdienst“ ein ganz herzlicher
Dank. Sie besorgte die Drucklegung, sie übernimmt den Ver-
3
trieb. Auch die weiteren drei Folgen der „Liturgischen Entwürfe“ werden wir in Zusammenarbeit mit ihr herausgeben.
Die „Entwürfe“ bringen Texte, zu denen es wenig agendarische Vorlagen gibt, wie Begrüßungen, Sündenbekenntnisse
und Gnadenzusagen, Fürbitten– und Schlußgebete.
Für das Kirchenjahr 2000 / 2001 planen wir, einen Liturgischen Kalender herauszugeben, der auch Arbeitshilfen zu besonderen Tagen enthält; Herr Frewer ist hier an der Arbeit.
Zum Schluß zwei Bitten. Unser Geld wird knapper, da die
Landeskirche ihre Zuschüsse – wie auch auf anderen Feldern
– reduzieren muß.
Falls Sie noch nicht dazugekommen sein sollten, Ihren Jahresbeitrag 1999 zu überweisen, wären wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das noch tun könnten.
Wenn Sie als Pfarrerin oder Pfarrer die Möglichkeit haben,
uns eine Kollekte oder einen Betrag aus der Gabenkasse zukommen zu lassen, wäre das sehr schön (Konto-Nr. 281 78
10 bei der Raiffeisenbank Holzkirchen [BLZ; 701 694 10] ).
Mit einem herzlichen Vergelts-Gott für Ihre Treue zu unserem Verein und für alle bisherige Unterstützung und mit herzlichen Segenswünschen
Ihr
Dekan Christian Schmidt, 1. Vorsitzender
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Nachruf für KMD Klaus Meinzolt
Kirchenmusikdirektor Klaus M e i n z o l t
ist heimgerufen worden. Große Lücken, die er
hinterläßt, werden uns bewußt; auch in der
Lutherischen Liturgischen Konferenz in Bayern und ihrem Vorstand, dem er seit langem
angehört hat. Er fehlte nur in den Sitzungen,
wenn ihn Verpflichtungen in Nördlingen abhielten, die für ihn immer an erster Stelle
standen. Immer hatte er aus seiner Arbeit mit
den Chören, der Gemeinde und den Kindern
engagiert, interessant und humorvoll zu berichten gewußt.
Klaus Meinzolt war mit Leib und Seele Kirchenmusiker; er konnte heftig und scharf werden, wenn er „seine Musik“ oder „seine Kirche“ in Gefahr sah und er holte uns bei unseren manchmal allzu theoretischen Erörterungen auf den Boden der gemeindlichen Tatsachen zurück. Liturgik und Kirchenmusik hatten der Gemeinde zu dienen! Das geschah mit
so viel Humor, der tief aus seiner Gottes– und
Menschenliebe kam, daß niemand ihm böse
sein konnte und alle ihm dankbar waren. –
Ohne dass er selbstbewußt oder gar selbstherrlich davon gesprochen hätte, merkte jeder,
5
wie sehr er vom Dienst und zum Dienst Gottes lebte. Er wollte mit seinen großen Gaben
nur dies eine in seinem Musikerleben: der Gemeinde Jesu und damit vor allem ihrem Herrn
Christus dienen!
Diesem Ziel widmete er seine ganze Kraft: er
organisierte Konzerte, dirigierte Chöre, begleitete die Gemeinde und führte sie und
komponierte Oratorien um Gottes und Seiner
Kirche willen. Demütig und hingebungsvoll
wollte er seiner Sache dienen.
Daß er am „Tage des offenen Denkmals“ bei
einer Führung auf dem Dachstuhl seiner Kirche St. Georg in Nördlingen heimgerufen
wurde, mutet uns wie ein Symbol seines Lebens an, als wollte er uns zurufen:
„Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum,
lobet ihn in der Feste seiner Macht! Alles was
Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja!“ (Ps.150)
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Protokoll der Mitgliederversammlung
am 2.7.99 in Heilsbronn
TOP 1: Das Protokoll der Jahresversammlung vom 5. Juli
1998 wird ohne Einwand genehmigt.
TOP 2: Bericht des 1. Vorsitzenden Christian Schmidt in
Stichworten: Im Berichtsjahr 3 Vorstandssitzungen;
Verhandlungsgegenstände waren: Vorbereitung der
Jahrestagung / Papier: „Traubensaft oder Wein beim
Abendmahl“ / Ordnungen der Mette und Vesper als
Sonderdruck / Liturgische Texte zu den Sonntagsproprien / Versand des Mitteilungsblattes durch die
Materialstelle für Gottesdienst / Teilnahme des 1.
Vorsitzenden am Liturgischen Ausschuß der VELKD / zusammen mit Frau Lübke und Herrn Müller
Teilnahme am Seminar „Liturgische Präsenz“.
TOP 3: Bericht des Kassiers
TOP 4: Gespräch über die Berichte
TOP 5: Bericht des Kassenprüfers Hans Braun
TOP 6: Entlastung des Vorstands und des Kassiers (ohne
Gegenstimme)
TOP 7: Neuwahl des Vorstands
Die Wahl des 1. und 2. Vorstands erfolgt schriftlich.
1. Vorsitzender: Christian Schmidt (ohne Gegenstimme, eine Enthaltung). 2. Vorsitzender: Werner
Krahnert (ohne Gegenstimme, zwei Enthaltungen).
Kassier Theo Scheckel und Geschäftsführer Konrad
Müller werden in offener Wahl bestimmt: Keine
Gegenstimmen. Ferner werden in den Vorstand gewählt: Thomas Beltinger, Dr. Ruth Engelhardt, Otto
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Kietzig.
TOP 7: Sonstiges
Protokoll Thomas Beltinger
8
Der christlich-jüdische Dialog
und unser Gottesdienst
GABRIELE GRÄTER
Im Zusammenhang mit dem Vorentwurf zur Erneuerten
Agende (VEA) wurden von einigen Vertretern des
christlich-jüdischen Dialogs verschiedene Vorschläge
für einen evangelischen Gottesdienst, der diesen Dialog
berücksichtigt, vorgelegt. Ich beziehe mich hier besonders auf das sog. KLAK-II-Votum (Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden), das uns in
der Arbeitshilfe 'Lobe mit Abrahams Samen. Israel
im evangelischen Gottesdienst' vorliegt, greife aber
auch Äußerungen anderer Autoren auf.
Für meine eigene Meinungsfindung habe ich mich auch
an der Stellungnahme der Theologischen Ausschüsse
von EKU und VELKD zu diesem Thema orientiert
(Texte aus der VELKD Nr. 68), die sich mit dem KLAK
II - Papier auseinandersetzt.
Ich gehe dabei nur auf den evangelischen Gottesdienst
ein, nicht auf gemeinsame christlich-jüdische Gottesdienste, für welche andere Kriterien zu diskutieren wären. (siehe dazu Heft Nr. 12 vom KLAK-Arbeitskreis in
Heppenheim.)
Ein Anliegen des christlich-jüdischen Dialogs ist es ja
nun, darauf aufmerksam zu machen, wo und wie in un-
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seren Gottesdiensten Antijudaismus in Liedern, Liturgie und Predigt vorkommen kann.
Dieses Anliegen ist berechtigt, doch muß zunächst geklärt werden, wie Antijudaismus genau verstanden wird
(Wolfgang Kraus):
Versteht man darunter alles, was jüdische Menschen, ihren Glauben, ihre Geschichte oder Lebensart herabsetzt,
so ist es für Christen selbstverständlich, dass sie, für die
der Jude Jesus gestorben und auferstanden ist, solche
Diskriminierungen zu vermeiden suchen.
Das heißt dann, dass wir z.B. bei der Rede von Pharisäern, von Gesetz, Werkgerechtigkeit u.a. Begriffen genau überlegen, wie wir den gemeinten theologischen
Sachverhalt formulieren, ohne den jüdischen Glauben zu
verunglimpfen.
Versteht man unter Antijudaismus allerdings alles, was
uns vom jüdischen Glauben unterscheidet, so ist der Begriff nicht mehr sinnvoll, denn Antijudaismus ließe sich
dann nur vermeiden, wenn man das christliche Proprium
aufgibt.
Einige Vertreter des Dialogs - auch die genannte Arbeitshilfe - scheinen in diese Richtung zu tendieren. Ich
persönlich kann hier nicht folgen und möchte dies im
folgenden aufzeigen:
1. Evangelischer Gottesdienst in Israels Gegenwart
Die Formulierung 'in Israels Gegenwart' ist in die Diskussion eingeführt worden. Mir ist dabei nicht klar, wie
das verstanden werden soll: Ist damit gemeint, dass ein
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christlicher Gottesdienst in allen Stücken so gestaltet ist,
dass ein anwesender jüdischer Besucher nicht verletzt
oder diskriminiert wird, so kann das nur befürwortet
werden. Nach aller Vorarbeit im christlich-jüdischen Dialog ist es, wie gesagt, eine Selbstverständlichkeit.
Oder ist gemeint, dass 'Israel' als theologische Größe,
gleichsam als Norm, fungiert, und die Kriterien zur Beurteilung des evangelischen Gottesdienstes daraus abgeleitet werden? Der christliche Gottesdienst an 'Israel' gemessen wird?
Hier stellt sich dann die Frage, ob diese 'Norm' für uns
Christen möglich ist:
Welche Gegenwart konstituiert unsern Gottesdienst?
Der christliche Gottesdienst findet statt in der Gegenwart Jesu als des gekreuzigten und auferstandenen
Herrn, der versprochen hat, unter uns zu sein, wo zwei
oder drei in seinem Namen versammelt sind (Mt 18, 20).
Er findet außerdem statt in der Gegenwart der versammelten Gemeinde Jesu und im Namen des Dreieinigen
Gottes. Das ist für mich die 'Gegenwart', welche die theologischen Kriterien setzt, an denen ein Gottesdienst als
christlicher Gottesdienst zu erkennen ist. Insofern der
Dreieinige Gott immer auch der Gott Israels ist, kommt
'Israel' als Wurzelgrund und auch 'Gesprächspartner' vor,
es ist ein wichtiges Kriterium, aber es ist nicht das einzige Kriterium zur Beurteilung liturgischer Texte.
In der genannten Arbeitshilfe wird zudem empfohlen,
das Bekenntnis zu Jesus sei so zu sprechen oder zu leben, dass es von Juden als Bekenntnis zum Gott des
Sinai ernstgenommen werden kann. Dies ist richtig, aber
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für mich nicht ausreichend:
Das christliche Bekenntnis geht über die Offenbarung
Gottes am Sinai hinaus, weil die Christen in Jesus Gott
ganz neu und anders erfahren haben:
Im Juden Jesus ist Gott Mensch geworden. Und auf Golgatha ist der Gott Israels in Christus gegenwärtig und
geht am Kreuz den Weg ins Leiden und in den Tod und
erschließt durch den Tod hindurch das neue Leben der
Auferstehung. Nach Rm 3, 21ff offenbart sich am Kreuz
Jesu die 'alte' Bundestreue Gottes vom Sinai, die schon
im Alten Testament inhaltlich mit der Gerechtigkeit
Gottes gleichgesetzt wird; sie offenbart sich in Person,
denn Christus ist die Gerechtigkeit Gottes, 1.Kor 1,30.
In der Selbstoffenbarung Gottes in Kreuz und Auferstehung weitet sich die Erfahrung mit dem Gott Israels
zur Erfahrung Gottes im Angesicht Christi - als seinem
Ebenbild - zur Erfahrung des Dreieinigen Gottes.
Deshalb sind für den christlichen Gottesdienst auch die
über die Sinaierfahrung hinausgehenden Erfahrungen
grundlegend, die schließlich im biblischen Zeugnis des
Neuen Testamentes wie im christlichen Bekenntnis zur
Sprache gebracht wurden.
Sie sind das Kriterium für die Beurteilung des christlichen Gottesdienstes. Ich meine damit das christliche
Bekenntnis in seinen verschiedenen Ausdrucksformen
(von den altkirchlichen Bekenntnissen über die der Reformation bis zur Barmer Theologische Erklärung). Es
berücksichtigt das Bekenntnis des jüdischen Glaubens,
führt aber darüber hinaus.
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Dabei ist ein Bekenntnis für mich kein toter Besitzstand,
sondern Inhalt meines persönlichen Glaubens, wie ich
gleich zeigen werde
2. Die Bedeutung der Christologie im christlichen Gottesdienst
Es gibt verschiedene Vorschläge zum Umgang mit
christologischen Formulierungen im Gottesdienst. Sie
versuchen, es jüdischen Zuhörern leicht zu machen, aber
sie setzen m.E. eine andere Christologie voraus, eine,
die sich einer adoptianischen (oder modernarianischen?), unitarischen Vorstellung annähert.
Dies wird deutlich, wenn man z.B. das Gloria Patri in
Frage stellt, ebenso das 'Dir sei Ehre in Ewigkeit' gegenüber Christus, oder das gottesdienstliche Gebet zu
Christus ablehnt.
a. zum Gloria Patri: Es wird vorgeschlagen, die Formulierung "Ehre sei dem Vater durch den Sohn im Hl.
Geist" häufiger zu verwenden, bzw den bisherigen Text
sogar dadurch zu ersetzen (so der Kölner Ökumenische
Studienkreis).
Dies heißt für mich, dass die drei Personen der Trinität
nicht mehr gleichwertig gesehen werden. Ähnlich empfinde ich, wenn die Ehrbezeigung gegenüber Christus
eingeschränkt werden soll. Soll Christus nicht mehr die
gleiche Ehre zukommen wie dem Vater?
Ab und zu ist eine andere Formulierung natürlich bereichernd und sinnvoll. Aber eine grundsätzliche Infragestellung des Gloria Patri kann ich nicht verantworten.
Denn ich habe den Eindruck, hier kippt etwas um, hier
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wendet sich das berechtigte Anliegen des Dialogs (vielleicht unbeabsichtigt) gegen die Bedeutung der 2. Person der Trinität. Mit dem Beten und Singen des Gloria
Patri halte ich aber mein ganzes Leben in den Raum des
Dreieinigen Gottes, der mich gleichermaßen geschaffen,
erlöst und im Glauben bis hierher erhalten hat.
(Im vierten Jahrhundert hatte das Gloria Patri - nach Otto Dietz - während der christologischen Streitigkeiten
Bekenntnischarakter).
Mir scheint, die 'Wesenseinheit' des Sohnes mit dem Vater, wie immer man das auch heute verstehen kann, wird
bei dieser Diskussion grundsätzlich in Frage gestellt. Für
mich werden damit auch wichtige Grundaussagen unseres
Glaubens,
nämlich
das
nicänokonstantinopolitanische Bekenntnis oder die Auslegung
Martin Luthers zum 2. Artikel angerührt, samt den dahinterstehenden biblischen Zeugnissen wie z.B. Phil 2, 5
-11, 2.Kor 5, 19; 1.Joh 5, 20, die ja auf diese
‘Wesenseinheit’ hindeuten.
Da stellt sich die Frage: Will man hier über die Liturgie die Christologie ändern? Dann muß man wissen
was man tut!
Ähnlich sehe ich es, wenn in einem als israelfreundlich
bezeichneten Credo (aus der EKHN) die göttliche Natur
Christi oder die Gottessohnschaft ganz fehlen; wird der
erste Glaubensartikel gegen den zweiten verschoben?
Ich persönlich könnte einer Änderung der christologischen Bekenntnisaussagen in der Liturgie nicht zustimmen.
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Noch einmal: Bekenntnis verstehe ich nicht als unveräußerlichen Besitzstand, sondern als Ausdruck des Glaubens. Für mich persönlich sind gerade die altkirchlichen
Bekenntnisse sehr wichtig, weil sie dem Ausdruck geben, was für meinen Glauben an Jesus Christus in der
Mitte steht: Dass Christus als wahrer Mensch und wahrer Gott, in Wesenseinheit mit dem Vater, für mich gestorben und auferstanden ist. Denn nur in dem, was hier
als 'Wesenseinheit' beschrieben wird, ist sein Werk
wirklich für mich und alle Menschen zum Heil geschehen, ist er wirklich der, der mich 'erlöst hat, erworben,
gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels'.
(Dogmatisch gesprochen: Die Werke der Trinität nach
außen sind ungeteilt.)
Etwas einfacher gesagt: Nur wenn ich glauben darf, dass
in dem, der am Kreuz gestorben ist und durch den Todesweg hindurchging und auferstanden ist, auch Gott
anwesend war, trägt mich das soweit, dass ich auch
glauben kann, dass Tod und Hölle wirklich besiegt sind.
Dies möchte ich an zwei persönlichen Beispielen aufzeigen:
Unser zweites Kind wurde mit einem schweren Herzfehler geboren. Im Alter von 6 Wochen wurde es in der
Kinderklinik in Erlangen zu einem schwierigen Eingriff,
von dem man nicht wußte, wie er ausgehen würde, geholt und nach unten ins Erdgeschoß gefahren (die Herzstation ist oben im 3ten Stock). Da ging mir immer der
eine Satz aus dem Apostolicum ‘hinabgestiegen in das
Reich des Todes’ durch den Kopf. Er hat mich getröstet.
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Ich wußte: Mein Kind ist nicht allein. Christus ist bei
ihm, und mit Christus ist Gott selbst “da unten”, auch
wenn das “Unten” den Tod bedeuten würde.
Als ich dann selber schwer krank wurde mit einem
akuten Schub MS, da hatte ich vorübergehend eine spastische Lähmung im rechten Arm - ich lag einige Nächte
da wie festgenagelt. Und ich fand wieder Trost nur darin, dass im leidenden, ans Kreuz genagelten Christus
mir Gott selbst begegnet, nahe ist - gleichzeitig als Gekreuzigter und Auferstandener.
Ich denke an die Anastasis - Ikone der Ostkirche: Da ist
Christus, der die Macht hat, den Tod niederzutreten.
Von ihm heißt es in der Osterliturgie der Ostkirche:
“Christus ist auferstanden von den Toten und hat zertreten im Tod den Tod ...” und in einem Abendmahlsgebet
der Chrysostomusliturgie: “ ..im Grabe warst du mit
dem Fleische, im Totenreich warst du mit der Seele als
Gott...”.
Jürgen Moltmann spricht in seinem für mich immer
noch wichtigen Buch vom “Gekreuzigten Gott.”
Bilder, Sprachversuche, die ausdrücken wollen, wie
Christus durch die Anwesenheit Gottes in seinem Sterben für uns 'der einzige Trost im Leben und im Sterben'
ist.
Deshalb ist für mich das Nizänum eines der großartigsten Aussagen der Christenheit: “Gott von Gott, Licht
vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, eines Wesens
mit dem Vater...und ist Mensch geworden ...” Da ist die
Trinitätslehre für mich keine bloße trockene Dogmatik,
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sondern wirklicher Trost im Leiden bis in den Tod hinein.
Wer hier die Grundlagen ändert, reduziert Christus,
nimmt ihm seine Bedeutung, nimmt uns (so empfinde
ich es) diesen Trost, dass in ihm Gott selbst Tod und
Hölle besiegt hat.
Ich möchte dies abschließen mit einem Hymnus, mit
dem die Christen der Ostkirche bei jeder Eucharistie die
Dreieinigkeit loben:
“Gesehen haben wir das wahre Licht, empfangen den
himmlischen Geist, gefunden haben wir den wahren
Glauben in der Anbetung der unteilbaren Dreiheit, denn
sie hat uns errettet.”
b. die Bedeutung Christi scheint mir nun auch eingeschränkt, wenn das Agnus Dei ('der du trägst die Sünd
der Welt') zum Problem wird.
(Quelle: R. Morath, Vortrag zur Eröffnung des Jahresthemas “Christen und Juden” im Herbst 97; bei Gesprächen mit der KLAK wurde ihm die Kritik am Agnus Dei
vorgetragen.)
Das Agnus Dei wird problematisiert, weil es die Erlösung durch Christus für die ganze Welt, also auch für
Menschen jüdischen Glaubens, ausspricht.
Hier geht es ebenfalls um entscheidende Grundlagen unseres Glaubens: Ist Christus für alle Menschen gestorben
und auferstanden, oder nur für einen Teil? Nur für den
nicht-jüdischen Teil? Hat er für Menschen jüdischer Abstammung oder jüdischen Glaubens keine Heilsbedeutung, sind für sie Tod und Hölle nicht besiegt - “Tod, wo
17
ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?”.
Sind dann auch die Einsetzungsworte betroffen, wo das
“für euch gegeben” sich ja an seine jüdischen Jünger
richtet, ebenso die Rede vom “Blut des neuen Bundes
”?
Können wir dann den Abschnitt im Nicänum noch beten, wo es heißt:
“Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom
Himmel gekommen ... Er wurde für uns gekreuzigt ...”
Hier kann ich ein großes theologisches Problem jetzt nur
andeuten, denn das wäre ein eigenes Tagungsthema: Gilt
das Heil in Christus allen Menschen, oder ist es abhängig von der Abstammung bzw der Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft? Ist es abhängig von einem
menschlichen Faktum, also der Zugehörigkeit zum
Nichtjudentum? Ist Christus wirklich nur für Nichtjuden
gestorben und auferstanden?
Wird das Heil aber abhängig gemacht von einer menschlichen Voraussetzung,
•
so ist erstens unsere Heilsgewißheit dahin (denn
wer weiß genau um seine Abstammung?)
•
und zweitens wird die Bedeutung Christi unklar,
wenn nicht überhaupt in Frage gestellt. Wieso
mußte er dann für Nichtjuden sterben und für Juden nicht?
Können wir Christen uns auf die sog. 2 Wege - Lehre
von Franz Rosenzweig (das jüdische Volk kommt ohne
Christus zum Vater, ist schon bei ihm; die Nichtjuden
18
kommen nur durch Christus zu ihm) einlassen? Ich sehe
hier Probleme, wenn man sie als christliche Sichtweise
aufnehmen will.
Als Überlegung aus jüdischer Sicht kann ich sie stehen
lassen.
Bei der Frage nach dem Agnus Dei geht es also um die
Grundfragen des Heils und der Rechtfertigung, die Paulus und Luther so umgetrieben haben.
3. Das Gebet zu Christus
Hier stoßen wir auf ein emotional schwieriges Thema:
Für mich ist die persönliche Christusbeziehung betroffen, wenn z.B. das Gebet zu Christus in direkter Anrede
im öffentlichen Gottesdienst unterlassen werden soll,
wie es in der genannten Arbeitshilfe, aber auch von anderen evangelischen Kollegen empfohlen wird.
Ich empfinde das als Infragestellung meines persönlichen Glaubens, und auch des Glaubens der Christenheit
von Anfang an:
Wo Menschen die Nähe des Auferstandenen erfuhren,
antworteten sie mit Anrufung und Anbetung zu ihm hin,
schon im Neuen Testament: z.B. Thomas, Joh 20, 28;
die Jünger alle, Lk 24,52; Stephanus, Apg 7,59f; und
Paulus, 2.Kor.12,8f, und die Ältesten in Offb 5. Natürlich entwickelt sich dies erst nach der Auferstehung, als
Antwort gewissermaßen. Und Jesus sagt nach Johannes:
“Damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.
Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn
gesandt hat” (Joh 5, 23).
19
Wir finden die gottesdienstliche Anbetung Christi im
Lauf der Geschichte deutlich bezeugt:
•
in den Christus-Hymnen des Mittelalters, z.B. im
Morgengebet: “Du Gott des Lichts, dem Vater
gleich ...” und z.B. im Hymnus des Herman von
Reichenau, "Christus Vita Mea ... " -
•
in den Liedern Paul Gerhardts: O Haupt voll Blut
und Wunden ..., Ich steh an deiner Krippen hier ...,
O Welt, sieh hier dein Leben ... Ein Lämmlein
geht...
•
z.B. bei G.Tersteegen, Für dich sei ganz mein
Herz und Leben ...
•
und in vielen andern Liedern: Mein schönste Zier,
O Christe Morgensterne, Ehre sei Dir Christe, Jesu meine Freude ... -
Wir haben hier eine ganz tiefe Tradition der Anbetung
Christi, z.B. auch in der katholischen Kirche im Christus
-Rosenkranz (Romano Guardini), und im Herzensgebet
der Ostkirche.
In der ostkirchlichen Liturgie hat die Anbetung und Anrufung Christi einen besonderen Stellenwert: "Ehre sei
dir, Christus, Gott, unsere Hoffnung, Ehre sei dir...Du
unser wahrer Gott " heißt es in immer wiederkehrenden
Gebetsrufen.
Wer hier aussteigt, verläßt auch den Strom ökumenischen Betens, in dem der Sohn mit dem Vater im Heiligen Geist geehrt wird.
Ich kann es nicht.
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Für meinen Glauben kann ich mit Joh 20,28, dem
Thomasbekenntnis, zu Christus sagen: "Mein Herr und
mein Gott" : Thomas sagt es zu dem gekreuzigten Auferstandenen. Es ist eine Grundaussage auch meines persönlichen Glaubens:
“Mein” - das berührt die persönliche Beziehung zu
Christus: Ich höre die Frage an Petrus: Hast du mich
lieb?
Dabei ist die innere Beziehung zu Christus ein Weg, sie
ist mal mehr, mal weniger deutlich, aber sie ist für mich
das entscheidende Element meines Glaubens.
“mein Herr”: Der Herrentitel ist der Titel der Befreiung
(schon im AT), der Auferstehung, ein Hoheitstitel für
den, der Krankheit und Tod besiegt hat, sogar meine
Schuld: Es ist ein Trost, dass Er der Herr ist, und sonst
keiner! Und weil es der Titel auch des Gottes Israels ist,
wird hier am Ende des Johannesevangeliums für mich
schon das Bekenntnis zur Dreieinigkeit spürbar.
Ähnliches gilt für den Philipperhymnus: Mit der Auferstehung (und Himmelfahrt) wird die Gottesanrede an
den Vater auch auf den Sohn übertragen, weil in Ihm die
Herrlichkeit, die Kabod des Vaters, sichtbar wurde.
(Wilckens im neuen Johannes-Kommentar setzt Joh 20,
28 zu Dtn 6, 4 in Beziehung).
“und mein Gott”: Es geht nicht nur um die Beziehung
von mir zu Ihm, sondern auch um "mein Gott" als die
vertraute Anrede der Psalmen. Das bedeutet, Er, Christus, ist der "Gott für mich". ‘Mein’ drückt hier das 'pro
nobis' aus.
21
Ja, und so ist in Joh 20, 28 für mich der Anfang christologischen Bekennens sichtbar, der Anbetung Christi und
gleichzeitig der Anbetung des Vaters im Sohn.
Christus, mein Herr und mein Gott - darin liegt für mich
der Halt im Leben.
Zum Abschluß möchte ich noch einmal betonen, dass
ich keineswegs die Bedeutung des christlich-jüdischen
Dialogs schmälern will. Er ist wichtig und soll weiter
der Versöhnung zwischen Juden und Christen dienen
und unsere Aufmerksamkeit schärfen für angemessene
Rede im Gottesdienst.
Mir geht es um eines bzw um den Einen: Dass Jesus
Christus nicht in seiner Bedeutung reduziert und der
Glaube an Ihn nicht verkürzt werden darf.
Er ist die Mitte kirchlichen Redens und liturgischen
Handelns, bitten wir darum, dass wir Ihn weiterhin als
diese Mitte bezeugen können.
Anmerkung: Das Manuskript stimmt nicht ganz mit dem Vortrag
überein, da dieser am 2.7.99 relativ frei gehalten wurde.
22
Literaturhinweise
•
"Lobe mit Abrahams Samen". Israel im evangelischen Gottesdienst. Eine Arbeitshilfe, Mai 1995, zu beziehen über den Verein 'Begegnung von Christen und Juden' (BCJ) in Neuendettelsau.
•
Arbeitshilfen zum Israelsonntag 1996, 97 und 98, erhältlich
ebenfalls beim Verein BCJ.
•
Texte aus der VELKD Nr. 68/ 1996, Das Anliegen des christlich-jüdischen Dialogs und der christliche Gottesdienst,
(Stellungnahme der Theologischen Ausschüsse von EKU und
VELKD), zu beziehen beim Lutherischen Kirchenamt der VELKD in Hannover.
•
Die Arbeitsmappe zum Schwerpunktjahr der Bayerischen Landeskirche 'Christen und Juden', zu beziehen z.B. beim Dekanat
Nürnberg.
•
Eine Materialsammlung aus dem Bereich der Reformierten
Kirche (Informationen dazu bei Pfr. D. Krabbe, Nürnberg - St.
Martha).
•
Christen und Juden, Perspektiven einer Annäherung, ed. Wolfgang Kraus, Kaiser Vlg. Gütersloh 1997
23
Konsequenzen aus dem jüdisch-christlichen Dialog für
den Gottesdienst
HANS-JÜRGEN MÜLLER
I. Einleitung
Wenn der jüdisch-christliche Dialog eine von den Kirchen ernst gemeinte Sache sein soll und den hehren Erklärungen (Landeskirchen und EKD-Studien) zu dem
Thema auch Taten folgen sollen, dann bedarf es auch
ernster Konsequenzen auf den Praxisfeldern kirchlichen
Handelns, sprich: insbesondere auf den Gebieten Unterricht und Gottesdienst. Wichtige Voraussetzung für eine
Umkehrbewegung innerhalb der Kirchen ist m. E. zu begreifen, was Heinz Kremers bereits Anfang der 60er
Jahre nicht müde wurde zu betonen: beim Thema Christen und Juden, bei der Aufarbeitung des jahrhundertealten Antijudaismus geht es nicht allein um eine Rehabilitation Israels - um das natürlich auch -, sondern vor allem um eine Rehabilitation der eigenen christlichen Theologie. Dort, wo antijüdisch geredet wird, werden nicht
nur Juden diskriminiert, sondern letztlich fällt der Apfel
nicht weit vom Baum, letztlich befleckt sich das Christentum selbst. Antijüdische Rede schmälert den, den wir
als unseren Herrn bezeugen und der eben als Jude gelebt
und gehandelt hat und als solcher gestorben ist. Deshalb
24
ist nur zu begrüßen, dass die Präambel der Erklärung der
evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern darauf abhebt, dass das Thema Juden und Christen in die Mitte
des christlichen Glaubens führt.
II. Gottesdienst in Israels Gegenwart
Ich möchte dieses Stichwort zunächst aufgreifen und
verdeutlichen, um was es hierbei geht. Grundlage für
das Kurzreferat ist die von der Konferenz der landeskirchlichen Arbeitskreise Kirche und Judentum in Zusammenarbeit mit dem Evangelisch-lutherischen Zentralverein für Dienst und Zeugnis unter Juden und Christen herausgegebene Broschüre ‘Lobe mit Abrahams Samen’. Ich möchte das Anliegen dieser Broschüre anhand
der drei Hauptwörter ‘Gottesdienst, Israel und Gegenwart’ erläutern. In einem zweiten Schritt gehe ich zwei
theologischen Leitlinien dieser Broschüre etwas genauer
nach. Für das Thema alttestamentliche Texte im christlichen Gottesdienst verweise ich auf das Referat von Prof.
von der Osten-Sacken. Kurz streife ich abschließend das
Problem der Aufnahme von jüdischen Gebeten im
christlichen Gottesdienst.
•
Gottesdienst
Es geht um den christlichen Gottesdienst. Im Zentrum
des christlichen Gottesdienstes geht es um das Bekenntnis zu dem Dreieinigen Gott, entfaltet in Lob, Gebet,
Predigt. “Dabei dienen ... (die) trinitarischen Formen der
Entfaltung von Bekenntnis und Lobpreis des Einen Gottes, der als Schöpfer, Offenbarer und Erlöser zugleich
der Gott Israels und der Vater Jesu Christi ist.” (siehe
auch Abschnitt: Der eine Gott) Gottesdienst in Israels
25
Gegenwart will also nicht christlichen Gottesdienst seines Zentrums und Propriums berauben. Im Gegenteil:
der jahrhundertelange Antijudaismus hat auch christliches Selbstverständnis verdunkelt und es gilt nun dieses
so auszudrücken, dass das gegenwärtige Judentum nicht
abgewertet oder verzeichnet wird. Das heißt nicht, dass
die Unterschiede zwischen Juden/Jüdinnen und Christen/Christinnen aufgehoben werden sollen, aufgehoben
werden sollen Diskriminierungen des Anderen. Hierzu
braucht es aber die Bereitschaft auf christlicher Seite,
auch Gewohntes auf den Prüfstand zu stellen.
•
Christlicher Glaube steht immer in Beziehung zum
Judentum (Stichwort: Israel)
Von daher haben diejenigen, die sich mit dem Dialog
befassen, verstärkt darauf gedrungen, die impliziten Antijudaismen zu bearbeiten. Es geht also nicht darum, zu
den verschiedenen Themen, mit denen Gemeindepfarrer
und Religionslehrer konfrontiert werden, ein weiteres
hinzuzufügen, sondern bei allem Reden und Denken
über den eigenen Glauben sich klar darüber zu sein und
zu werden, dass wir unseren christlichen Glauben nur in
Beziehung zum Judentum ausdrücken können. Von daher ist nicht die Frage, ob wir dieses Thema berücksichtigen, sondern nur die Frage nach dem Wie.
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Judentum als gegenwärtiges Judentum
Wenn ich hier von Judentum spreche und von ‘Gottesdienst in Israels Gegenwart’, dann heißt das natürlich
auch, dass Judentum als eine Größe verstanden wird, die
sich bis in unsere Tage fortentwickelt hat und in unseren
Tagen eine lebendige vom Christentum unterschiedene
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Religion ist. Christentum hat das Judentum nicht abgelöst, sondern beide, Judentum und Christentum haben
sich sozusagen aus dem antiken Judentum heraus entwickelt. Das Schlagwort ‘Gottesdienst in Israels Gegenwart’ will also auch betonen, dass wir es hier nicht mit
einer musealen Größe zu tun haben, sondern mit einer
höchst lebendigen, in sich auch wiederum höchst unterschiedlichen Größe.
III. Theologische Leitlinien
DIE BLEIBENDE ERWÄHLUNG ISRAELS
Als Konsens in den verschiedenen Erklärungen nach
dem zweiten Vaticanum wird in der EKD-Studie
‘Christen und Juden II’ die Rede von der bleibenden Erwählung Israels genannt. Auch die Erklärung der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern hat diese theologische Sicht zum Inhalt: “Nach gesamtbiblischem Zeugnis hat Gott das jüdische Volk bleibend zu sich in Beziehung gesetzt.” Was das bedeutet, charakterisiert Rolf
Rendtorff zutreffend: “Es geht nicht mehr darum, von
der christlichen Theologie aus Israel zu definieren und
damit einen Platz für Israel im christlichen Denkgebäude
zu finden, sondern vielmehr darum, angesichts des Weiterbestehens des biblischen Israel die Kirche zu definieren, ohne dabei mit den biblisch unverändert gültigen
Aussagen über Israel in Konflikt zu kommen.” Das hat
für unsere Gottesdienstgestaltung Folgen.
a) Kirche ist nicht Israel - Eigenständige Fortexistenz Israels
Wir können nicht von der Kirche als dem wahren Israel
sprechen. Die Kirche löst Israel nicht ab, ebenso ersetzt
27
die Kirche nicht Israel. Israel als Volk der Juden existiert hingegen bis heute weiter, und zwar als eine eigenständige Religion mit dem Selbstanspruch, nicht defizitär zu sein. Ich tue mir daher schwer, wenn biblische
Aussagen, die an Israel gerichtet sind, bruchlos auf die
Kirche übertragen werden, ohne dessen eingedenk zu
sein, dass hier das jüdische Volk zuerst gemeint ist. Von
Bedeutung ist dies zum Beispiel in Abendmahlsgebeten.
In den Gebeten ist der Raum gegeben, die Geschichte
Gottes von den Anfängen mit aufzunehmen. Dieses m.E.
sehr positive Moment verkehrt sich dann aber flugs in
problematische Aussagen, wenn die Geschichte Israels
bestenfalls die Vorhalle für das angeblich Eigentliche sei
(z.B., wenn auf die Größen Israel und Christus das Schema Verheißung und Erfüllung angewendet wird).
Wie es anders gehen kann, will ich an folgenden zwei
Beispielen zeige. Das erste Beispiel ist einer ganz und
gar unverdächtigen Quelle entnommen, nämlich der
Ordnungen der Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen,
die jeder Pfarrer und jede Pfarrerin in Bayern von der
Landeskirche erhalten hat. In der Präfation wird sehr
schön aufgenommen, dass Jesus Christus zum einen die
Verheißungen an Israel bestätigt hat (vgl. Röm 15,8)
und dass er desweiteren die Menschen aus den Völkern
zu seiner Gemeinde gerufen hat. Sehr gelungen ist in
diesem Gebet auch, dass der Begriff Volk für Israel
bleibt und für die Kirche der Begriff Gemeinde gewählt
wird.
“Wahrhaft würdig ist es und recht, dass wir dich,
heiliger Herr, allmächtiger Vater, ewiger Gott, zu
allen Zeiten und an allen Orten loben und dir danken durch Jesus Christus, deinen Knecht und un-
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sern Herrn.”
“In ihm hast du die Verheißung bestätigt, die du
Israel, deinem Volk gegeben hast. Durch ihn hast
du Menschen aus allen Völkern zu deiner Gemeinde gerufen, damit sie dir zu Ehren leben und deinen Ruhm auf Erden verkündigen.”
“Darum loben die Engel deine Herrlichkeit, beten
dich an die Mächte und fürchten dich alle Gewalten. Dich preisen die Kräfte des Himmels mit einhelligem Jubel. Mit ihnen vereinen auch wir unsere Stimmen und lobsingen ohne Ende: Heilig.....”
Das zweite Beispiel nimmt ein Gebet aus dem römischen Meßkanon auf. Dieses Gebet wird an zwei Stellen
leicht bearbeitet, so dass nicht mit dem heilsgeschichtlichen Lobpreis zugleich der Ausschluss des jüdischen
Volkes behauptet wird.
Wahrhaft heilig bist du,
o Gott, Quelle allen Lebens.
Du bringst Licht aus der Finsternis,
Leben aus dem Tod hervor,
Wort aus dem Schweigen.
Wir danken dir für unser Leben und für die Welt,
die du uns gegeben hast.
Wir danken dir für die Welt, die kommt, und für
die Liebe, die alles durchdringen wird.
Wir preisen dich für die Gnade,
die du Israel erwiesen hast, deinem erwählten
Volk, und nun wird hinzugefügt:
und für die Treue, in der du es bewahrst:
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[für die Errettung aus Ägypten, für die Gabe des
verheißenen Landes, für die Heimkehr aus der Gefangenschaft und für die Worte der Propheten, die
nicht verloren sind].
Diese Sätze klammert der Entwurf zur Erneuerten Agende interessanterweise ein und setzt dann nach der Reminiszenz an die ehedem erwiesene Gnade an Israel so
fort:
“Wir preisen dich für deinen eingeborenen Sohn,
der alle deine Verheißungen erfüllt hat und erfüllen wird. ”
Für Israel bleibt nahezu kein Raum mehr, so wie auch
ich selbst versuche noch nach Luft zu schnappen. Wenn
doch schon alles erfüllt ist, wo haben dann noch meine
Zweifel, meine Klage und mein Seufzen an der Schöpfung ihren Platz? Ein kleines Türchen der Hoffnung
liegt darin begründet, dass er, Christus, noch alles erfüllt
wird. Was deutlich wird: Wo Israel keinen Raum hat,
hat auch die Schöpfung mit ihrem Leiden nur wenig
Raum. Mit kleinen Veränderungen, wie sie in dem Heft
“Lobe mit Abrahams Samen” vorgenommen ist, lässt
sich solches Reden vermeiden.
“Wir preisen dich durch Jesus Christus, durch den
du uns berufen hast aus allen Völkern zu Miterben
deiner Verheißungen. ...
Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre in Ewigkeit. Amen.
”
b) Volk Gottes
Bei einem Begriff wie Volk Gottes müssen wir uns im
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Klaren darüber sein, dass das auch eine Selbstbezeichnung des Volkes Israel ist. Kirche kann diesen Begriff
nicht unhinterfragt ausschließlich für sich beanspruchen,
ebenso ist die Rede von zwei unterschiedlichen Gottesvölkern wenig tauglich. Die Bezeichnung ‘Volk Gottes’
stellt vielleicht am deutlichsten das Dilemma heraus, eine korrekte Verhältnisbestimmung zwischen beiden, Judentum und Christentum, auszudrücken. Zugleich ist daran zu erinnern, dass die Bezeichnung ‘Volk Gottes’
wichtige Neuansätze in der Kirche ermöglicht hat
(Aufwertung des Kirchenvolkes gegenüber der Hierarchie; Befreiungstheologien, die mit der Vokabel vom
Volk Gottes die Exodustradition aufnehmen). Wenn
Christen diesen Begriff für sich reklamieren, dann darf
nicht der Eindruck entstehen, als ob sie mit diesem Begriff Israel wiederum enterben. Als Beispiel siehe obigen Gebrauch.
c) Keine Bekehrungsversuche gegenüber Israel
Bleibende Erwählung Israels bedeutet nicht zuletzt eine
Absage an alle Versuche, den jüdischen Glaubens- und
Lebensweg infragezustellen, also an alle Versuche, unter
Missachtung des jüdischen Glaubens- und Lebensweges,
Juden zu Christen machen zu wollen (Erklärung des
Evang.-Luth. Zentralvereins). Das stellt alle Gebete infrage, die auf eine Bekehrung Israels ausgerichtet sind.
An die Stelle des Gebets um Umkehr und Bekehrung Israels tritt das Bekenntnis der Schuld der Christenheit gegenüber dem jüdischen Volk, der Dank für die Vertiefung des eigenen Glaubens in der Begegnung mit dem
Judentum, die Fürbitte für das jüdische Volk in Israel
und in der Diaspora. In dem Entwurf zur Erneuerten
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Agende finden sich hierzu taugliche wie auch m.E. untaugliche Versuche. (vgl. S. 279 Nr. 165 und S. 429 Nr.
299)
d) Absage an alle Antijudaismen
Bleibende Erwählung Israels bedeutet eine Absage an
alle Diffamierungen, Diskriminierungen und Abwertungen des Judentums. Hierzu seien nur zwei Stichworte
gesagt: Noch immer wird das Judentum allzu gern als
gesetzlich und hartherzig gegenüber einem liebevollen
Christentum bezeichnet. Solche Bezeichnung geht am
Selbstverständnis Israels vorbei. Die Tora ist hingegen vereinfacht gesagt - die gute Weisung Gottes für sein
Volk (gerecht, gut und heilig), deren Ausführungen das
Leben im Alltag nach dem Willen Gottes gestalten helfen sollen. Ebenso finden sich in Predigten immer wieder die Gegenüberstellung und Aufteilung eines Gottes
des Gerichtes, der Rache und Vergeltung als Charakterisierung des Gottes des Alten Testamentes und eines
Gottes der Liebe und der Barmherzigkeit als Charakterisierung des Gottes des Nenen Testamentes. Welche
Schriften hier gelesen werden, ist mir unklar und wie
das zu der Überzeugung des einen Gottes passen soll, ist
mir unverständlich. Damit komme ich zu der zweiten
wichtigen Leitlinie.
DER EINE GOTT
Der christliche Gottesdienst geschieht im Namen des
Dreieinigen Gottes. Der Dialog mit Juden und Jüdinnen
hat den christlichen Dialogpartnern wieder stärker ins
Bewusstsein gerückt, dass die trinitarischen Formen der
Entfaltung von Bekenntnis und Lobpreis des Einen Got-
32
tes dienen sollen, also des einen Gottes, der als Schöpfer, Offenbarer und Erlöser zugleich der Gott Israels und
der Vater Jesu Christi ist. Die Betonung der Einzigkeit
und Unvergleichlichkeit Gottes erscheint mir in unseren
Tagen dringender geboten als vielleicht noch zu früheren Zeiten. Zum einen aufgrund der oben genannten
Aufteilung Gottes in einen Rachegott und in einen barmherzigen Gott - dieses Bild von letztlich zwei Göttern
hat sehr viel mehr Verbreitung als wir uns vorstellen
können, zu denken ist an das populärwissenschaftliche
Buch von Franz Alt ‘Jesus der erste neue Mann’ - zum
anderen aber auch wegen nicht mehr trinitarisch eingebetteter Formeln wie Jesus ist Gott. Dies finde ich bereits im Kindergarten von seiten der Erzieherinnen ebenso wie in manchen christlichen Kreisen, in denen die
Verehrung Jesu den verdrängt oder zumindest verdunkelt, der ihn gesandt hat. Entfaltet heißt das, dass Jesus
und Gott nicht einfach gleichgesetzt werden können,
sondern dass das trinitarische Reden wohl doch meint,
hier in dieser Person Jesus begegnet uns wahrhaft Gott.
Gott ist das Subjekt. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang auch, dass Jesus selbst die Einzigkeit Gottes
bezeugt, dem allein Anbetung, Liebe und Dienen gelten
sollen (vgl. Mk 12, 28-34)
Folgerungen
Für den christlichen Gottesdienst bedeutet dies:
a) Betonung der Einzigkeit Gottes
eine verstärkte Betonung des Subjekts, des einen Gottes,
um die Dreieinigkeit zu betonen. Dies kann zum Beispiel am Anfang des Gottesdienstes geschehen:
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Im Namen des einen Gottes, des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes.
Vater, Sohn und Heiliger Geist können, wenn das gewünscht wird, noch weiter entfaltet werden, also z.B.:
Im Namen des einen Gottes,
im Namen des Vaters, der Himmel und Erde geschaffen hat und Israel zu seinem Volk gemacht
hat
im Namen des Sohnes, Erstgeborener aus den Toten, der uns herbeigeführt hat aus der Fremde,
im Namen des Heiligen Geistes, der uns hilft, zu
glauben, zu hoffen und zu lieben.
Ebenso kann dies dann und wann beim Gloria patri betont werden:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist: dem einen Gott in Ewigkeit.
Christlicher Gottesdienst im Horizont des jüdischchristlichen Gesprächs könnte die Richtung unseres
Lobpreises verdeutlichen helfen: nämlich zur Ehre Gottes.
b) Fragen zum Gebet zu Jesus
In diesem Zusammenhang angesprochen werden müssen
die Gebete, die sich in ihrer Anrede allein an Jesus wenden. “Die isolierten Christusgebete tendieren dazu, Jesus
ohne trinitarische Einbettung als Gott zu bezeichnen und
nicht als Sohn Gottes oder Gott der Sohn.” Es soll hier
im strengen Sinn um das Gemeindegebet gehen, nicht
um Anrufungen Jesu Christi wie sie im Rahmen des Kyrie oder des Agnus Dei geschehen oder auch im privaten
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Gebet. Bei den im öffentlichen Gottesdienst vorgetragenen Gebeten wäre es wünschenswert, die neutestamentlich-altkirchliche Tradition aufrechtzuerhalten: Das Gemeindegebet an Gott den Vater richten durch Jesus
Christus im Heiligen Geist. “Als Gebet im Heiligen
Geist durch Jesus Christus zu Gott dem Vater ist es die
dem Handeln Gottes spiegelbildlich korrespondierende
Antwort der Gemeinde, ein Akt der Hingabe, in dem
sich die Gemeinde jener Dynamik der Sendung gemäß
zurückholen lässt: im Heiligen Geist durch Jesus Christus zu Gott.” (Gott handelt duch den Sohn im Heiligen
Geist, und die Bewegung dieser Sendung zielt auf eine
bleibende Zuwendung).
ALTTESTAMENTLICHE TEXTE IM CHRISTLICHEN GOTTESDIENST
Altes Testament sollte in seinem Eigenwert stärkere Beachtung finden, verstärkt sollten Predigttexte aus dem
Alten Testament herangezogen werden und zwar auch
Texte, die Israels Selbstverständnis berühren. Bei Lesungen aus dem Alten Testament könnte der Vorschlag
von Prof. von der Osten-Sacken aufgenommen werden,
indem diese eingeleitet werden mit einem Satz wie diesem:
“Wir hören aus dem Teil der Schrift, den Juden
und Christen miteinander teilen.”
Wünschenswert wäre, wenn die alttestamentliche Lesung wieder ihren festen Platz im Gottesdienst einnehmen würde, insbesondere in den beiden Jahren, in denen
unsere Perikopenordnung keine alttestamentlichen Predigttexte vorsieht (Reihe I und II). Alles weitere hierzu
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siehe das Referat von Prof. von der Osten-Sacken
(Anm. der Red.: Das Referat soll im nächsten Mitteilungsblatt abgedruckt werden.)
JÜDISCHE GEBETE IM CHRISTLICHEN GOTTESDIENST
Von jüdischen Gebeten können wir gewiss viel lernen.
Am stärksten atmen unsere Abendmahlsgebete noch die
Atmosphäre jüdischer Gebete; zu lernen ist hier die
Vielfalt, mit der Gott im Gebet gut genannt wird und
welchen breiten Raum die Schöpfung einnimmt. Aber:
Vorsicht. Wenn jüdische Gebete verwendet werden,
dann sollten sie auch als solche gekennzeichnet werden,
andernfalls droht durch Vereinnahmung erneute Enterbung Israels
(hierzu auch sehr hilfreich die Arbeitshilfe
‘Gemeinsame christlich-jüdische Gottesdienste?’, hg.
von Arnulf H. Baumann u. Ulrich Schwemer)
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Fragen für die Arbeitsgruppen
Leitendes Motiv für eine Erneuerung des Verhältnisses
von Christentum und Judentum wurde die Formel von
der bleibenden Erwählung Israels.
Welche Assoziationen verbinde ich damit?
Was bedeutet mir diese veränderte theologische Sicht?
Wo kann ich mir vorstellen, Konsequenzen für meine
Praxis zu ziehen?
Die Betonung des einen und einzigen Gottes durch diejenigen, die im jüdisch-christlichen Dialog engagiert
sind, hat u.a. seine tiefere Ursache darin, dass im Verlauf der Kirchengeschichte es immer wieder die Gefahr
gegeben hat, dies nicht aufrechtzuerhalten (Z. B. Marcion).
Was bedeutet mir die Rede von dem einzigen Gott? Wie
bekomme ich die Rede von dem einen Gott und der
christlichen Lehre der Dreieinigkeit überein? Gibt es in
diesem Zusammenhang offene Fragen für mich?
Welche Rolle spielt für mich die Gebetsanrede?
Wie gehe ich mit dem Alten Testament um?
Wie oft lasse ich aus dem Alten Testament im Gottesdienst lesen? Warum?
Sind mir jüdische Gebete bekannt?
Wenn ja, was spricht mich an, was nicht?
Habe ich jüdische Gebete im Gottesdienst verwendet?
Wenn ja, wie erscheint mir das angemessen?
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