Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken BCK 5-01 Polymeranaloge Umsetzung von Polyvinylacetat zu Polyvinylalkohol Markus Brodbeck, Martin Kränzler, Anno Mocken Ausgabedatum: 24.11.2003 Protokolldatum: 19.01.2004 Inhaltsverzeichnis: 1. Theoretische Grundlagen .......................................................... 2 1.1 Herstellung von PVAc ............................................................................... 2 1.2 Eigenschaften und Verwendung ............................................................. 2 1.2.1 Polyvinylalkohol ............................................................................................................ 2 1.2.2 Polyvinylacetat............................................................................................................... 3 1.3 Polymeranaloge Umsetzung .................................................................... 3 1.4 Reaktionsmechanismus ........................................................................... 4 1.4.1 Teil 1: Verseifung PVAc zu PVA.................................................................................. 4 1.4.2 Teil 2: Reacetylierung von PVA zu PVAc .................................................................... 5 2. Praktischer Teil ............................................................................ 6 2.1 Arbeitsvorschrift ........................................................................................ 6 2.1.1 Verwendete Chemikalien ............................................................................................... 6 2.1.2 Verwendete Geräte ........................................................................................................ 6 2.1.3 Versuchsanleitung .......................................................................................................... 6 2.1.4 Abweichungen von der Versuchsvorschrift ................................................................... 7 2.2 Versuchsdurchführung ............................................................................. 7 2.3 Chemikalienumgang und Entsorgung ................................................... 8 3. Versuchsauswertung .................................................................. 8 3.1 Auswaage .................................................................................................... 8 3.2 Beschreibung des Produkts .................................................................... 8 3.3 Produktüberprüfung .................................................................................. 9 3.3.1 Viskositätsbestimmung .................................................................................................. 9 3.3.2 Molmassenbestimmung ................................................................................................. 9 3.3.3 Acetylierungsgrad ........................................................................................................ 11 3.3.4 IR-Auswertung des PVA ............................................................................................. 12 3.3.5 Löseversuche mit PVAc und PVA .............................................................................. 13 3.3.6 Zusammenfassung ....................................................................................................... 13 4. 5. 6. 7. Beobachtungen .......................................................................... 14 Diskussion ................................................................................... 14 Literatur ........................................................................................ 15 Anhang.......................................................................................... 16 1 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 1. Theoretische Grundlagen 1.1 Herstellung von PVAc Brodbeck, Kränzler, Mocken PVAc wird aus Vinylacetat durch Polymerisation gewonnen. (s. Versuch BCK 3-07) 1.2 Eigenschaften und Verwendung 1.2.1 Polyvinylalkohol in wasserfreiem Zustand spröde. Die Sprödigkeit wird verringert durch - den Gehalt an Acetylgruppen - durch Wasseraufnahme, da dieses als Weichmacher wirkt in Wasser löslich, in sämtlichen organischen Lösungsmitteln unlöslich Anwendungen: Schutzkolloid, Verdickungsmittel, Filme Wasserlösliche Verpackungen Fasern (wasserempfindlich aber hohe mechanische Eig.) Ölfeste Schläuche, Membranen, Dichtungen Polyvinylalkohol ist nicht durch die Polymerisation von Vinylalkohol zugänglich, da das Keto-Enol-Gleichgewicht zwischen Vinylalkohol und Acetaldehyd ganz auf der Seite des Aldehyds liegt: H H2C CH OH H3C C O Man polymerisiert deshalb Derivate des Vinylalkohols (hier Polyvinylacetat), die dann durch polymeranaloge Umsetzung in den Polyvinylalkohol überführt werden. Im Allgemeinen wird das Polymere durch alkalische Hydrolyse (siehe 1.4) oder Methanolyse von Polyvinylacetat gewonnen. 2 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken 1.2.2 Polyvinylacetat amorpher Thermoplast gut löslich - Lösungsmittel: Ketone, Ester, niedere Alkohole, Chlorkohlenwasserstoffe - geringere Löslichkeit in Butanol, Xylol und Tetrachlorkohlenstoff - Nichtlöser: Wasser, höhere Alkohole, Öle, Fette, Wachse, Crackbenzin PVAc ist bei Raumtemperatur hart und spröde, hat aber eine niedrige Glastemperatur und wird bei 40 – 50°C weich und klebrig. Verwendung findet es daher als Binde- und Klebemittel 1.3 Polymeranaloge Umsetzung Bei Umsetzungen niedermolekularer Stoffe an makromolekularen Stoffen entstehen Makromoleküle mit unverändertem Polymerisationsgrad aber verändertem Molekulargewicht. Man kann sagen, daß an den reaktiven Stellen entlang der Molekülkette die Endgruppen verändert werden. So wird z.B. im Idealfall bei der quantitativen Veresterung von Polyvinylalkohol zu Polyvinylacetat zwar das Molekulargewicht des Grundbausteins und damit das mittlere Molekulargewicht verändert, nicht aber der Polymerisationsgrad. Man nennt solche Umsetzungen, bei denen das Makromolekül erhalten bleibt, polymeranaloge Umsetzungen. Bei der polymeranalogen Umsetzung wird zwischen mehreren möglichen Reaktionsarten unterschieden. Eine mögliche Art der polymeranalogen Umsetzung ist die Beibehaltung der Grundkette des Makromoleküls, d. h., es werden nur die Verzweigungen der Ketten chemisch verändert, d.h. der durchschnittliche Polymerisierungsgrad wird nicht verändert, nur die durchschnittliche Molekularmasse ändert sich. Eine andere Art der polymeranalogen Umsetzung geht mit dem Kettenabbau einher, wobei häufig beide Fälle gleichzeitig eintreten. Eine weitere Möglichkeit der polymeranalogen Umsetzung ist die Vergrößerung der Makromoleküle, dieser Reaktionen bedient man sich beispielsweise bei der Herstellung von Pfropfpolymeren. Bei der polymeranalogen Umsetzung herrschen dabei kompliziertere Verhältnisse, als bei „normalen“ organischen Reaktionen. Probleme bereiten z. B. die Abtrennung der reagierten von der noch nicht umgesetzten Komponente, sie ist hier nicht 3 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken möglich. Ein weiteres Problem bei der polymeranalogen Umsetzung ist die Löslichkeit der E- und Produkte. Man spricht hier von der Güte des Lösungsmittels. Während der Reaktion kann sich die Güte des Lösemittels ändern, so daß das Produkt u. U. ausfallen kann. Ebenfalls ein Rolle spielt die Statistik bei Reaktionen, bei denen sich zwei benachbarte Grundbausteine des Moleküls beteiligen. Hier ist maximal ein Umsatz von 86,5 % aller Grundbausteine möglich. Ein weiterer Aspekt betrifft die Reaktionsgeschwindigkeit. Sie kann je nach Reaktion mit fortschreitender Reaktion ansteigen, abfallen oder konstant bleiben. In dem Fall der obigen Reaktion steigt sie mit steigendem Umsatz, da sich die OH Ionen an den bereits verseiften Molekülteilen über Wasserstoffbrückenbindungen anlagern können, um so den benachbarten, noch nicht verseiften Molekülteil, besser katalysieren zu können. Bei den oben genannten Verbindungen unterscheiden sich Ausgangs- und Reaktionsprodukt in ihren Eigenschaften, z.B. in ihrer Löslichkeit. Der durch Verseifung erhaltene Polyvinylalkohol lässt sich wieder zu Polyvinylacetat reacetylieren. Man erhält theoretisch das Ausgangsprodukt zurück. 1.4 Reaktionsmechanismus 1.4.1 Teil 1: Verseifung PVAc zu PVA Die Base OH- greift das Carboxyl-C-Atom electrophil an, dabei entsteht ein sp3hybridisiertes C-Atom. CH CH2 O COCH3 + Na+(aq) OH(aq) n CH OH O CH2 + n H3C C + O(aq) Na(aq) Polyvinylacetat ist ein Ester, der durch Natronlauge verseift werden kann. Man erhält so den Polyvinylalkohol. Eine direkte Darstellung von Polyninylalkohol ist noch nicht realisiert, da der monomere Vinylalkohol sehr instabil ist und leicht zu Acetaldehyd isomerisiert. Es folgt die Abspaltung des Esters und die Regeneration des Katalysators: 4 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 H H Brodbeck, Kränzler, Mocken H H R C C R R C C R + H O O H HO C O H O O HO C O + + R OH H R 1.4.2 Teil 2: Reacetylierung von PVA zu PVAc Reaktionsgleichung: HC CH 3 CH + 2 HC OH 3 C O O C O O CH O 2 HC 3 C COCH OH 3 n n Essigsäureanhydrid PVA + CH PVAc Essigsäure Reaktionsmechanismus: Bei der Veresterung von Polyvinylalkohol mit Essigsäureanhydrid kommt es zur Anlagerung des Sauerstoffs der OH-Gruppe an einen der beiden Carboyxlkohlenstoffe des Essigsäureanhydrids. Dabei wird die Anhydridbindung gespalten und ein Proton auf den Acetatrest übertragen. Die bei dieser Reaktion entstehende Essigsäure wird durch das zugegebene Pyridin in Form eines Salzes abgefangen. O HC 3 C OH N Dieses Salz ist im wasserfreien Medium beständig und zerfällt schnell bei Zugabe von Wasser. Durch diese Salzbildung wird die Möglichkeit ausgeschlossen, daß der entstandene Ester hydrolysiert. Das Pyridin ist im Acetylierungsreagenz enthalten. Das Acetylierungsreagenz besteht im Volumenverhältnis 1:10:10 aus: - Pyridin - Essigsäureanhydrid - Essigsäure Dieselbe Reaktion wird verwendet bei der Bestimmung der Hydroxylgruppen nach Verley. 5 Labor Makromolekulare Chemie 2. Praktischer Teil 2.1 Arbeitsvorschrift Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken 2.1.1 Verwendete Chemikalien Polyvinylacetat Methanol Natriumhydroxid 1 % in Ethanol gelöst 2.1.2 Verwendete Geräte 250 mL Dreihalskolben Metall - Flügelrührer Glykol-Heizbad Kontaktthermometer Rührermotor Rührhülse Thermometer Rückflusskühler 2.1.3 Versuchsanleitung 2.1.3.1 Verseifung von PVAc zu PVA In einem 500 mL- Dreihalskolben mit Rührer, Rückflußkühler und Tropftrichter werden 50 mL einer 1 %- igen methanolischen Natronlauge im Wasserbad auf 50 °C erhitzt. Hierbei läßt man unter kräftigen Rühren innerhalb von 30 min 15 g Polyvinylacetat in 100 ml Methanol zutropfen. Die Umesterung setzt sofort ein, wie an dem ausfallendem Polyvinylalkohol feststellbar ist. Nach beendeter Zugabe wird noch 30 min weitergerührt. Anschließend folgt das Absaugen und Waschen des pulvrigen Niederschlages mit Methanol und das Trocknen im Vakuum bei 30 - 40 °C. 6 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken 2.1.3.2 Reacetylierung des PVAc mit Acetylierungsreagenz Man erhitzt 5,0 g des erhaltenen Polyvinylalkohol, mit 75 ml Acetylierungsreagenz (das Acetylierungsreagenz besteht aus Pyridin, Essigsäureanhydrid, Essigsäure im Volumenverhältnis 1:10:10) in einem 100 ml Rundkolben unter Rückfluß auf einem Glycolbad 24h lang bei 100°C im Dauerversuchsraum. Das Lösungsmittel wird im Rotationsverdampfer unter Vakuum abdestiliert. Man testet das Produkt auf Fällbarkeit im Wasserbad mit einem Glasstab. Die erhaltene Polyvinylacetatlösung wird unter energischem Rühren aus Methanol in Wasser umgefällt. Das viskose Reaktionsprodukt wird mit heißem Wasser gegen Methylorange neutral gewaschen. Danach wird das Reaktionsprodukt im Vakuumtrockenschrank bei 70 °C und 400 bis 500 Torr bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Man bestimmt den Polymerisationsgrad M mit Hilfe eines Ubbelohde Viskosimeters. 2.1.4 Abweichungen von der Versuchsvorschrift Praktisch durchgeführt wurde nur Teil1 Verseifung von PVAc zu PVA. Vorlage: 50 mL 1 %- ige methanolische Natronlauge im 250 mL DHK Zugabe: 15,06g PVAc, gelöst in 100 mL 1 %- iger methanolischer Natronlauge milchig trübe Lösung Nach Abkühlen, wurde versucht, das PVA abzunutschen, allerdings verstopft der Filter. Die Filtration mit einem Faltenfilter blieb erfolglos. Das PVA in der Lösung wurde sedimentiert und anschließend das überstehende Methanol abgegossen. Das noch sehr flüssige PVA wurde anschließend auf einem Filter ausgebreitet und im Vakuumschrank zusammen mit dem restlichen gefilterten PVA bei 30 - 40 °C getrocknet. Da die Aufbereitung des PVA solche Schwierigkeiten bereitete wurde der Versuch mit Substanz - PVAc wiederholt. (s. Kap.4 u.5) 2.2 Versuchsdurchführung Man verwendet als Ausgangssubstanz das (Emulsions -) Polyvinylacetat aus dem vorgegangenen Versuch BCK 3-07. Zur Wiederholung das Substanz PVAc. Der Wiederholungsversuch wurde gemeinsam mit Gruppe 2 durchgeführt. 7 Labor Makromolekulare Chemie 2.3 Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken Chemikalienumgang und Entsorgung Erforderliche Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit den eingesetzten Chemikalien sowie Stoffinformationen und Entsorgungshinweise sind dem Sicherheitsdatenblatt im Anhang zu entnehmen. Pyridin- / Methanolhaltige wässrige Lösung der Produktfällung im Sammelgefäß für halogenfreie organische Lösungsmittel. 3. Versuchsauswertung 3.1 Auswaage PVA1 = PVA aus Emulsions PVAc von BCK 3-07 PVA2 = PVA aus Substanz PVAc. (Vgl Gruppe 2) Auswaage: Substanz Molmasse Einwaage Einwaage [g/mol] in g in mol PVAc 1 243129 15,06 6,2*10-5 PVAc 2 Nicht bekannt 15,00 ---------- Auswaage an PVA1: 2,48g Auswaage an PVA2: 7,04g 3.2 Beschreibung des Produkts PVA1: Weiße bis leicht bräunliche, teilkristalline, spröde Substanz. PVA2: Weiße, reine Flocken. 8 Labor Makromolekulare Chemie 3.3 Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken Produktüberprüfung 3.3.1 Viskositätsbestimmung 1g des Syntheseprodukts werden in 100ml entionisiertem Wasser gelöst, um durch die Bestimmung der Grenzviskosität der Lösung nach Staudinger eine Aussage über das mittlere Molekulargewicht machen zu können. Zuerst stellt man mit entionisiertem Wasser die Zeit t0 im Ubbelohde - Viskosimeter fest (minimal 3 Durchläufe, bis ein representatives Zeitmittel erkennbar ist) und läßt dann mehrmals die Testlösung passieren. (Ebenfalls bis ein representatives Zeitmittel erkennbar ist.) Diese ist zuvor mit einer Glasfritte gereinigt worden. Eine sorgfältige Behandlung und anschließende Reinigung der Kapillare ist unerlässlich. 3.3.2 Molmassenbestimmung Gelöstes Polymer erhöht die Viskosität eines Lösungsmittels deutlich um so mehr, je höher sein Molekulargewicht ist. Es wird darum die relative Viskositätserhöhung bestimmt. sp = spezifische Viskosität = Viskosität der Polymerlösung o = Viskosität des Lösungsmittels sp 0 0 Auch über die Durchlaufzeiten t (Lösung) und to (Lösungsmittel) kann die spezifische Viskosität berechnet werden. Messwerte Durchlaufzeiten: LSM (Wasser) [s] 93,12 93,13 93,13 93,15 93,10 MW: 93,13 PVA1 [s] PVA2[s] 135,53 135,62 135,99 135,87 135,85 155,77 156,73 157,25 157,54 157,89 MW: 135,77 MW: 157,04 9 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken Folgende Werte werden für die Berechnung der relativen Viskosität und der daraus erhaltenen Molmassen von PVA in Wasser verwendet. Kapillare I Temperatur 25 °C 0,5 Km 3,00*10-1 c 0,01 g/cm³ Je höher das Molekulargewicht des Polymeren ist, um so höher ist die Viskosität eines Lösemittels in dem das Polymer gelöst ist. Die spezifische Viskosität kann über die Durchlaufzeit des reinen Lösemittels (t0) und die Durchlaufzeit der Lösung (t) berechnet werden. spez. t t0 t0 Die Grenzviskosität kann mittels der Gleichung von Schulz und Blaschke nach einer spez. / c K = 0,3 1 K spez. Messung berechnet werden. Das erhaltene Ergebnis der Grenzviskosität wird nun in die Gleichung von Kuhn eingesetzt und nach Umformen der Gleichung kann das mittlere Molekulargewicht berechnet werden. 10 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken Angabe der spezifischen und der Grenzviskosität: spez. Viskosität [ 1 0,4554 40,07 2 0,4562 40,13 1 0,6728 55,98 3 0,4602 40,44 2 0,6829 56,68 4 0,4586 40,31 3 0,6885 57,06 5 0,4592 40,36 4 0,6913 57,25 MW 0,4579 40,26 5 0,6959 57,57 MW 0,6863 56,91 PVA1 PVA2 spez. Viskosität [ mL/g] Angabe der erhaltenen mittleren Molmasse und des Polymerisationsgrades: K m M M M / K m Km Molmasse Polymerisations- Molmasse [g/mol] Polymerisations- [g/mol] PVA1 grad PVA1 PVA 2 grad PVA2 1 17839 412 34820 791 2 17895 407 35695 811 3 18170 413 36181 822 4 18059 410 36420 828 5 18098 411 36828 837 MW 18012 409 35987 818 3.3.3 Acetylierungsgrad Der Acetylierungsgrad ist die zur Verseifung der restlichen Acetylgruppen in 1 g PVA erforderliche Menge Kalilauge. Er gibt an wie viel Acetatgruppen sich nach der Verseifung des PVAc noch am PVA befinden. Man wägt etwa 1,0 g des Polymers in zwei Erlenmeyerkolben von 250 mL Inhalt ein und pipettiert 25 mL einer 0,5 molaren, alkoholischen Kalilauge hinzu. In einen dritten Kolben gibt man dieselbe Menge zur Blindbestimmung hinein. Danach versieht man die Kolben mit Rückflußkühlern und erhitzt 1 h lang auf dem Wasserbad. Nach der angegebenen Zeit titriert man den Inhalt der Kolben, ohne sie abzukühlen, mit 0,5 molarer Salzsäure gegen Phenolphtalein „auf farblos“. 11 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken Der Acetylierungsgrad ist gleich der Verseifungszahl und ergibt sich aus folgender Formel: VZ mit a b = = T g = = (a b) T 1000 0,028 g Menge der verbrauchten Salzsäure der Blindbestimmung [mL] Menge der verbrauchten Salzsäure der eigentlichen Bestimmung [mL] Titer der Salzsäure in g KOH /mL (0,901559) Substanzeinwaage [g] Verbrauch Salzsäure bei Blindwertbestimmung a = 48,15 mL PVA1: Einwaage / g b: Verbrauch HCl / mL Acetylierungsgrad 42,7 42,7 Mittelwert: 137,63 137,55 138 b: Verbrauch HCl / mL Acetylierungsgrad 43,4 43,1 Mittelwert: 119,61 127,21 123 0,9996 1,0002 PVA2: Einwaage / g 1,0025 1,0021 Ergebnis: PVA2 ist stärker verseift als PVA1 3.3.4 IR-Auswertung des PVA 3.3.4.1 Grundlagen Wird ein Molekül oder eine Atomgruppe einer infraroten Strahlung (800 bis 106nm) ausgesetzt, so werden diese Gruppen in Schwingungen versetzt. Man unterscheidet hierbei zwischen Valenzschwingungen (asymmetrische und symmetrische), die eine höhere Anregungsenergie benötigen, und Deformationsschwingungen (Schaukel-, Torsions-, Nick- und Scherenschwingung), zu deren Anregung ein geringerer Energiebetrag notwendig ist. Bei den Valenzschwingungen kommt es zur Änderung der Bindungsabstände, durch Deformationsschwingungen wird eine Änderung des Bindungswinkels hervorgerufen. Es gibt außerdem noch Ober- und Kombinationsschwingungen, sowie Gruppenfrequenzen. Voraussetzung für die Anregung ist das Vorhandensein eines permanenten Dipols. Die Lage der Banden ist stoffspezifisch, d.h. eine unbekannte Substanz kann oft anhand ihres IR-Spektrums identifiziert werden. Die 12 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken Bindungsstärke, die Masse der schwingenden Teilchen sowie die Art der angeregten Schwingung bestimmen dabei die notwendige Anregungsenergie. 3.3.4.2 Durchführung Das IR-Spektrometer wurde für die Auswertungen dieses Versuches nicht benutz. 3.3.5 Löseversuche mit PVAc und PVA Lösungsmittel Wasser Aceton Benzin Toluol Ethanol Kalt - PVAc 1 /2 warm + + PVA 1 /2 Kalt warm + + - + = löslich - = nicht löslich 3.3.6 Zusammenfassung Zusammenfassung der Messergebnisse: PVA1 Aussehen PVA2 Weiß,gelbliches Pulver Weiße Flocken Spez Viskosität [ 0,4579 0,6863 Grenzviskosität mL/g 40,26 56,91 138 123 18012 35987 409 818 Acetylierungsgrad mittl. Molekulargewicht [g/mol] Polymerisationsgrad 13 Labor Makromolekulare Chemie 4. Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken Beobachtungen Das PVAc1 musste unter Rühren und Wärme in Methanol gelöst werden. Es bildete sich eine trübe, milchige Lösung. Das PVAc2 musste unter Rühren und Wärme in Methanol gelöst werden. Es bildete sich ein fast klares Gel. Bereits kurz nach dem Versuchsanfang konnte bei beiden Versuchen ein Ausfallen eines weißen Stoffes beobachtet werden, dem PVA, der in Methanol unlöslich ist (im Gegensatz zum PVAc). Bei der Verseifung beider PVAc nach Teil 1 entsteht schnell ein weiß flockiger Niederschlag, der auf leichte Umsetzbarkeit des Polymeren hinweist. Die Aufbereitung des PVA1 durch abnutschen und alkalifrei Waschen mit Methanol war nicht möglich, da sich der Filter sofort zusetzte. Auch eine Filtration über einen Faltenfilter brachte nicht das gewünschte Ergebnis. Das PVA wurde durch Sedimentation vom Methanol getrennt. Das sich das PVAc der Gruppe2 nur schlecht / gar nicht in Methanol löste und unser PVA (PVA1) schlechte Ergebnisse aufgrund der Filtrationsprobleme versprach, wurde der Versuch mit Substanz - PVAc zusammen mit Gruppe 2 durchgeführt. Die Aufbereitung des PVA2 gestaltete sich gänzlich unproblematisch. 5. Diskussion Die Ausbeuteverluste von PVA1 sind auf Verluste beim Abnutschen zurückzuführen. Die Auswaage muss, so die Theorie, niedriger sein als die Einwaage, da durch Verseifung Masse am Polymer abgetrennt wird. Der Polymerisationsgrad des Polyvinylalkohols entspricht nicht dem Polymerisationsgrad des Polyvinylacetats. Es können Unregelmäßigkeiten Aufgrund des verschiedenen Gehaltes an OH-Gruppen im PVA bei der viskosimetrischen Messung von PVAc und PVA auftreten und so zu Verfälschung der mittleren Molgewichte kommen. Die polymeranaloge Umsetzung ist prinzipiell nicht mit einem Kettenabbau verbunden. Real wird jedoch allein schon durch die Temperaturbehandlung während der Umsetzung ein Kettenabbau eingeleitet. Dies äußert sich dann bei der Molmassenbestimmung des Endproduktes. Auch eine nicht 100%ige Umsetzung 14 Labor Makromolekulare Chemie aller funktioneller Versuch Nr. 1 Gruppen bewirkt ein Brodbeck, Kränzler, Mocken verändertes Verhalten bei der Viskositätsbestimmung. Die Löseversuche zeigten unterschiedliche Ergebnisse zwischen PVAc und PVA wie erwartet. Insgesamt ist noch zu sagen, das die Problem der Aufarbeitung von PVA1, und die besseren Ergebnisse des PVA2 darauf schließen lassen, dass Emulsions- PVAc zur Verseifung zum PVA weniger gut geeignet ist als Substanz PVAc. Grund dafür können Verunreinigungen durch Emulgatorrücksstände sein, welche die Verseifung störren. Für weitere PVAc-Versweifungsversuche ist daher der Ausgangsstoff Substanz- PVAc zu empfehlen. 6. Literatur 1. Braun/Cherdron/ Kern: Prakt. der makromolek. org. Chemie, 3.Auflage, 1979, Hüthig Verlag, Heidelberg 2. Morrison/Boyd: Lehrbuch der Organischen Chemie, 3.Auflage, 1986, VCH Verlagsges. mbH,Weinheim 3. Begleitbuch zum Perkin+Elmer IR-Spektroskop 4. Gottfried W. Ehrenstein Polymer-Werkstoffe 5. Vorlesungsunterlagen Makromolekulare Chemie/ Kunststoffverarbeitung 15 Labor Makromolekulare Chemie 7. Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken Anhang 16 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken 17 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken 18 Labor Makromolekulare Chemie Versuch Nr. 1 Brodbeck, Kränzler, Mocken 19