Protokoll: Photometrische Analytik Ziel: Durchführung einer photometrischen Eisenwertbestimmung von Brunnenwasser und statistische Bewertung der Messergebnisse. Theoretische Grundlagen: Die Photometrie ist die Absorption von elektromagnetischer Strahlung durch Lösungen oder Gase. Die Basis für photometrische Analysen stellt das Lambert-Beersche Gesetz dar. Es zeigt die lineare Abhängigkeit der Schwächung der Strahlungsintensität von der Konzentration der absorbierenden Substanz. Die Absorbanz des Materials für Licht der Wellenlänge λ bezeichnet man als Extinktion. Sie ist der negative dekadische Logarithmus des Quotienten der Intensität des transmittierten Lichtes durch die Intensität des einfallenden (eingestrahlten) Lichtes. Außerdem ist sie auch das Produkt der Faktoren Extinktionskoeffizient bei λ, der Konzentration der absorbierenden Substanz und der Schichtdicke der Küvette. lg I0/I = Eλ = ελ∙c∙d Eλ…Extinktion bei der Wellenlänge λ I0…Intensität der in die Probe eintretenden Strahlung I…. Intensität der austretenden Strahlung ελ…dekadischer Extinktionskoeffizient bei der Wellenlänge λ c…..Konzentration der absorbierenden Substanz d….Schichtdicke der Küvette Mit Hilfe von Spektral- oder Filterphotometern lässt sich die Extinktion messen. Die Gültigkeit des Lambert-Beerschen Gesetzes beschränkt sich auf monochromatische Strahlung, ideal verdünnte Lösungen und kleine Extinktionen. Durchführung: Herstellung der Kalibrierlösungen: Als Ausgangslösungen stehen zur Verfügung: - Eisen(III)-Stammlösung (0,1g/l = 100mg/l Fe3+) - Thiocyanatlösung (ca. 200g/l bzw. ca. 160 g/l NH4SCN) - Schwefelsäure (10N H2SO4) Wir stellen aus der Eisenstammlösung 10 Kalibrierlösungen mit folgenden Konzentrationen her: 0,4 mg/l; 0,8 mg/l; 1,2 mg/l; 1,6 mg/l; 2.0 mg/l; 2,4mg/l; 2,8 mg/l; 3,2 mg/l; 3,6mg/l und 4,0 mg/l. Zu jeder Lösung werden 2ml Schwefelsäure und 5ml Rhodanid-Lösung zugegeben und der Maßkolben mit destilliertem Wasser auf 25 ml aufgefüllt. Herstellung der Probelösung: 2ml 10N H2SO4, 5 ml Rhodanid-Lösung und 10 ml Brunnenwasser werden in einem Maßkolben mit dest. Wasser auf 25 ml aufgefüllt Herstellen der Leerwertlösungen 2ml 10N H2SO4 und 5 ml Rhodanid-Lösung werden in einem Maßkolben mit dest. Wasser auf 25 ml aufgefüllt Herstellung der Lösungen zur Bestimmung der Wiederfindungsfunktion Aus der Eisen(III)-Stammlösung werden drei Lösungen mit den folgenden Konzentrationen hergestellt: 0,6mg/l; 2,2mg/l; 3,8mg/l. Die anderen Reagenzien werden wie oben zugesetzt Messung Man lässt die hergestellten Lösungen ca. 10-15 min stehen und misst sie anschließend bei einer Wellenlänge von 474nm. Vor jeder Messung wird der Nullpunkt mit dest. Wasser eingestellt. Bei den Kalibrierlösungen und Leerwertlösungen werden je 5 Parallelmessungen durchgeführt. Statistische Auswertung und Fehlerbetrachtung: Anhand unserer Kalibriergerade lässt sich erkennen, dass wir mindestens 2 Ausreißer unter unseren Messergebnissen haben, welche die Qualität unserer linearen Regressionsgerade negativ beeinflussen.. Dies wird auch noch mal graphisch sehr deutlich anhand der Residuenanalyse, welche die senkrechten Abstände zur Ausgleichsgerade dokumentiert. Es fällt auf, dass der 5. und 6. Messwert sehr hoch liegen und wenn man sich beide in Verbindung mit dem graphisch dargestellten Vertrauensintervall ansieht, erkennt man, dass der 5. Messwert außerhalb dieses Vertrauensbereiches liegt und der 6. gerade noch in dessen Grenzbereich. Zur weiteren Beurteilung unserer Analyse ziehen wir statistische Tests hinzu die unsere Auswertung begründen und erweitern werden. - Bartlett-Test: → Prüfung auf Gleichheit mehrerer Standardabweichungen mit Hilfe eines berechneten Prüfwertes: 2 , 303 ( f lg s f s g jlg j) PW = fg= m(n-1) = 40 … Gesamtfreiheitsgrad m= 10 … Anzahl der Proben n = 5 … Anzahl der Parallelmessungen fj = 4 … Freiheitsgrad der j-ten Probe 2 2 2 PW= 26,79623815 2 2 TW ( Tabellenwe rt ) f , p Entscheidung: PW für m-1, P=99% 2 f , p = 21,76 2 Prüfwert fällt stets zu hoch aus, deshalb muss korrigiert werden: *2 2 C 1 1 ( ) fj fg C 1 3 (m 1 ) *2 = 24,54617235 *2 > f , p 2 → Unterschiede der Standardabweichungen sind nicht mehr zufallsbedingt, sondern unterliegen systematischen Fehlern. Systematische Fehler sind vor allem unterschiedliche Standzeiten der Probelösungen; zerkratzte Küvette; nichtgetrocknete Glasgeräte, wodurch es zu zusätzlichen Verdünnen der Messproben kommen konnte; schlechtes Durchmischen der Proben; genauso unterliegt das Messgerät systematischen Fehlern. Zufällige Fehler: unterschiedliche Zeitabstände zwischen Nullpunktseinstellung und Probenmessung am Gerät; verschiedene Füllhöhen in der Küvette an Probenmaterial. - Mandel-Test: → Prüfung auf Linearität der Kalibrierfunktion lineare Regression: y = 0,058x+0,0192 Reststandardabweichung: s0y1= 0,010281958 quadratische Regression: y = 0,0022x2+0,1776x+0,1784 Reststandardabweichung: s0y2= 0,009303123 Aus den Reststandardabweichungen wird die Differenz der Varianzen berechnet: 2 2 2 DS ( n 2 ) s ( n 3 ) s 0 , 000239913 0 y 1 0 y 2 Freiheitsgrad f=1 n=10…Anzahl der Proben Prüfwert PW berechnen (F-Test): 2 DS PW 2 2 , 772015474 s 0 y 2 TW = F(f1=1, f2=n-3, P=99%) = 12,25 → PW<TW → es wird keine bessere Anpassung durch die quadratische Regressionsgerade erreicht, die lineare Kalibrierfunktion ist somit richtig gewählt bei der Betrachtung der Messwerte. - Residuenanalyse: Aus der grafischen Darstellung der Residuen (vertikale Abstände der Messwerte von der Regressionsgeraden) erkennen wir, dass sich unter den 10 Kalibriermesswerten 2 Ausreißer befinden. Daraufhin haben wir eine Korrigierung der Kalibriergeraden vorgenommen. - korrigierte Kalibrierfunktion (ohne Ausreißer): Korrigierte Kalibriergerade 0,3 inktion 0,25 y = 0,0581x + 0,0149 R2 = 0,9966 0,2 0,15 Messwerte Berechnung der Brunnenwasserkonzentration Messwert: y 0,0216 Zu unserem Messergebnis des Brunnenwassers lässt sich zunächst sagen, dass sich dieser Analysenwert nicht mehr im Bereich der Kalibriergerade befindet. Dadurch ist es eigentlich nicht möglich eine fundierte Aussage über den Eisengehalt im Brunnenwasser zu treffen. Eigentlich hätten wir noch weitere Kalibrierlösungen mit einer Konzentration unter 0,4 mg/l herstellen und diese anschließend messen müssen, sodass unser Brunnenmesswert innerhalb der Kalibriergerade liegt. Das haben wir jedoch nicht getan. Wir berechnen dennoch den Eisengehalt im Brunnenwasser anhand der unzureichenden Kalibriergerade mit dem Wissen, dass dadurch unser Konzentrationsergebnis sehr fehlerhaft ausfällt. Diese Vorgehensweise kann bei uns als grober Fehler eingeschätzt werden. Wir haben jedoch bei unseren Berechnungen auch unterschieden, dass sich 2 Ausreißer in unseren Analysenergebnissen befinden, die wir einmal unbeachtet lassen wollen und einmal mit berücksichtigen. Kalibriergerade: y = 0,058x+0,0192 y 0 , 0192 0 , 0216 0 , 0192 x 0 , 0414 mg / l 0 , 058 0 , 058 korrigierte Kalibriergerade: y = 0,0581x+0,0149 y 0 , 0149 0 , 0216 0 , 0149 x 0 , 115 mg / l 0 , 0581 0 , 0581 → Damit wird ersichtlich, wie stark sich die berechneten Konzentrationen unterscheiden. Die Hauptursache liegt, wie oben gesagt, darin, dass unser gemessener Wert des Brunnenwassers außerhalb des Konzentrationsbereiches liegt. Eine geringe Veränderung in der Kalibriergerade hat damit eine starke Veränderung unserer berechneten Konzentration zur Folge. Man sieht, dass die Konzentration bei der korrigierten Kalibriergerade 2-3 mal so hoch ist. Wir sind jedoch der Meinung, dass diese höhere Konzentration eher dem wahren Wert entspricht, da Ausreißer einen stark negativen Einfluss auf die Qualität unserer Regressionsgeraden nehmen würden. - Vertrauensbereich unseres Analysenergebnisses: mit Werten der Kalibriergerade, die die Ausreißer enthält: 2 s 1 1 ( y y ) y VB t ( P 99 %; f N 2 ) x 2 b N n b Q xx N 2 Q ( x x ) 13 , 2 xx i i 1 sy = 0,010281958 b = 0,058 t(P=99%;f=N-2)= 3,355 N =10 n =5 y =0,0216 y =0,14674 xi x =2,2 Reststandardabweichung Anstieg der Kalibriergeraden Quantil Anzahl der Kalibrierproben Anzahl der Messungen an der Probe Mittelwert der Probenmessung Mittelwert der Standardmessungen x-Werte der Standardproben Mittelwert der x-Werte VB 0 ,4805 x → Konzentration(Brunnenwasser)=(0,0414 0,4805) mg/l mit Werten der korrigierten Kalibriergeraden: ( y y) 0,00503756555 2 s y i b n 2 yi…Messwert der i-ten Probe yb…Messwert ermittelt über Kalibrierfunktion Qxx sy b t N n y y =13,12 =0,00503756555 =0,0581 =3,707 =8 =5 =0,0216 =0,14272 VB 0 ,2604 x → Konzentration(Brunnenwasser)=(0,115 0,260) mg/l → Durch die korrigierte Kalibrierfunktion erhalten wir einen kleineren Vertrauensbereich als mit der Regressionsgeraden, die noch die Ausreißer enthält. Damit haben wir eine genauere Eingrenzung unseres Analysenwertes. - Nachweis-, Erfassungs- und Bestimmungsgrenze im Zusammenhang mit dem Brunnenwasserwert: → Werte siehe Anhang Blatt 8 → Werte für korrigierte Kalibriergerade: nach Kalibriergeradenmethode: sx0 = 0,086705 Verfahrensstandardabweichung tf,α n m Qxx = 1,943 =8 =5 = 13,12 einseitig, P=95%, f=n-2 2 → xNG= 0,14033505 mg/l → xEG= 0,69364 mg/l → xBG= 0,953755 mg/l nach Leerwertmethode: alle Werte gleich, nur anderer Anstieg b=0,0581 x 4,84 → Nach der Kalibriergeraden mit den Ausreißern und des daraus berechneten Eisengehalts im Brunnenwasser würde die Eisenkonzentration des Brunnenwassers nicht mehr im Bereich der Nachweisgrenze liegen, denn 0,0414<0,26937 mg/l und damit wäre die Konzentration bzw. die Anwesenheit von Eisen nicht sicher nachweisbar. Das heißt, dass das Messsignal nicht unbedingt von der Eisenkonzentration herrühren muss, sondern auch von Störungen in der Lösung, wie z.B. Fremdpartikeln usw. kommen kann. Da die Nachweisgrenze stets einen geringeren Grenzwert als die Erfassungs- und Bestimmungsgrenze aufweist, liegt unsere Eisenkonzentration auch unter diesen Grenzkonzentrationen, was zur Folge hat, dass eine quantitative Konzentrationsbestimmung unmöglich ist. Bei der Leerwertmethode liegt der Fall schon etwas anders. Der Eisengehalt im Brunnenwasser liegt zwar immer noch unter der Erfassungs- und Bestimmungsgrenze, was eine sichere quantitative Bestimmung der Eisenkonzentration ausschließt, aber der berechnete Wert liegt oberhalb der Nachweisgrenze, was zeigt, dass sich auf jeden Fall Eisen in der Brunnenwasserprobe befand. xNG < 0,0414 Diese Aussagen treffen auch bei der korrigierten Kalibriergerade und der daraus berechneten Eisenkonzentration zu. Jedoch ist hierbei zu sagen, dass sich hier die Werte der Nachweis- und Erfassungsgrenze bei der Kalibriergeradenmethode nicht mehr so stark von einander unterscheiden. Ursache dafür ist vielleicht, dass sich die Qualität der Kalibriergeraden durch das Auslassen der Ausreißer verbessert hat. - Wiederfindungsfunktion: y = 0,7871x+0,5143 Die ideale Wiederfindungsfunktion sollte folgendermaßen aussehen: y=x. Da unsere Funktion deutlich von der Idealen abweicht, kann man darauf rückschließen, dass unsere Proben Matrixeinflüssen und Kontamination ausgesetzt waren. Fehler siehe oben Barlett-Test. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir sehr schlechte Messwerte und daraus folgend eine unzureichende Kalibrierfunktion erhalten haben.