IP/10/1495 Brüssel, den 10. November 2010 Afrika-Europa: 80 Länder und zwei Kontinente in einer Partnerschaft für eine bessere Zukunft Im Vorfeld des Gipfeltreffens Afrika-EU, das am 29./30. November in Libyen stattfindet, hat die Kommission heute ihre Vorschläge für eine Festigung der Beziehungen zwischen Afrika und der EU vorgelegt. Auf der Grundlage der Gemeinsamen Strategie Afrika-EU von 2007 nennt die Kommission dabei die gemeinsamen Herausforderungen, bei denen Fortschritte erzielt wurden, und diejenigen, die noch in Angriff genommen werden müssen. Dazu zählen u.a. Armutsbeseitigung, Frieden und Sicherheit, Demokratie und Menschenrechte, Global Governance und Klimawandel. Die Erreichung der Milleniums-Entwicklungsziele soll zwar weiterhin das Kernstück der Gemeinsamen Strategie Afrika-EU bilden, doch erkennt die Kommission an, dass Afrika bei der Stärkung seiner politischen und wirtschaftlichen Governance unterstützt werden muss, damit die eigenen Ressourcen des Kontinents in nachhaltigerer Weise mobilisiert werden können. Zu diesem Zweck schlägt die Kommission vor, dass Schwergewicht auf Initiativen zu legen, die langfristig ein breitenwirksames und nachhaltiges Wachstum begünstigen könnten. Die Vorschläge sollen in die Ausarbeitung des Aktionsplans zur Umsetzung der Gemeinsamen Strategie EU-Afrika einfließen, die beim Gipfel verabschiedet wird. Die Hohe Vertreterin und Vizepräsidentin der Kommission Cathy Ashton sagte: „Die Stärkung und Vertiefung der Beziehungen zwischen der EU und Afrika zählt zu den Prioritäten meiner Amtszeit. Afrika ist nicht nur Hilfeempfänger der EU, sondern auch ein wichtiger Partner zu zentralen regionalen und internationalen Themen von gemeinsamem Interesse wie regionaler Sicherheit – ein Bereich, in dem wir bei der Bekämpfung der Piraterie und der Förderung von Frieden und Stabilität in der Region zusammenarbeiten – sowie Global Governance und Klimawandel.“ „Drei Jahre nach der Errichtung unserer einzigartigen Partnerschaft ist es an der Zeit, die Beziehungen zwischen der EU und Afrika zu festigen und damit 1,5 Milliarden Menschen in 80 Ländern die Aussicht auf eine bessere Zukunft zu bieten“, sagte EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs. „Um die Entwicklung langfristig abzusichern, muss mehr darauf geachtet werden, wie die Entwicklungszusammenarbeit die Schaffung der notwendigen Voraussetzungen für breitenwirksames und nachhaltiges Wachstum begünstigen kann. Dies wird zur Armutslinderung beitragen und die politische und wirtschaftliche Dynamik Afrikas auf der internationaler Bühne bestätigen.“ Die Wirtschafts-, Umwelt- und Nahrungsmittelkrise, das Hinzutreten neuer Geber, aber auch der neue institutionelle Rahmen der EU erfordern Anpassungen der Partnerschaft EU-Afrika. Europa und Afrika werden auf dem im Rahmen der Gemeinsamen Strategie bereits Erreichten aufbauen, um auf globaler, kontinentaler und regionaler Ebene eine bessere Wirkung zu erreichen. EU-Afrika: Zusammenarbeit zur Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen Zu den Vorzügen der Partnerschaft Afrika-EU zählen u.a. ihr politischer Charakter, ihr großer Geltungsbereich und ihre Fähigkeit zum gemeinsamen Handeln angesichts globaler Herausforderungen. Die Zusammenarbeit im Rahmen der verschiedenen thematischen Partnerschaften soll mit Blick auf folgende Ziele fortgesetzt werden: Verwicklichung der Millenniums-Entwicklungsziele; Abwehr von Gefahren für Frieden und Sicherheit, einschließlich der gemeinsamen Arbeit zur Bekämpfung neuer Bedrohungen wie Terrorismus, Piraterie und der verschiedenen Formen des illegalen Handels; Förderung von guter Regierungsführung, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten; Stärkung der Legitimität und Effizienz multilateraler Institutionen; Bekämpfung von Klimawandel und Umweltzerstörung. EU-Afrika: eine zukunftsweisende Partnerschaft Angesichts der großen Herausforderungen, vor denen beide Kontinente stehen, erkennt die Kommission an, dass sich die Partnerschaft EU-Afrika weiterentwickeln muss. Sie schlägt vor, die Entwicklungszusammenarbeit schwerpunktmäßig auf die Förderung von breitenwirksamem und nachhaltigen Wachstum in Afrika auszurichten. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit in den kommenden Jahren sollen dementsprechend Maßnahmen stehen, die durch die Mobilisierung von Investitionen das enorme Potenzial der Partnerschaft ausschöpfen. Breitenwirksames Wachstum dient der Verringerung von Armut und Ungleichheit. Die Entwicklungszusammenarbeit soll vor allem eine gesunde und gut ausgebildete Bevölkerung, bessere Dienstleistungen und Infrastrukturen, Qualifizierung, Innovation und Unternehmertum sowie Fragen wie Migration zum Inhalt haben. Ziel dabei ist es, durch partnerschaftliche Kooperation günstige Rahmenbedingungen für Investitionen, Handel und Beschäftigung zu schaffen. Nachhaltiges Wachstum dient dem Aufbau effizienter, umweltverträglicher und wettbewerbsfähiger Volkswirtschaften. Afrika verfügt über ein enormes ungenutztes Potenzial an erneuerbarer Energie - von der Wasserkraft über die Solar- und Windenergie bis hin zur Erdwärme und Biomasse -, das erschlossen werden könnte, um Millionen von Menschen mit Strom zu versorgen. Zur Förderung von nachhaltigem Wachstum gehören auch die Zusammenarbeit bei der Stärkung von regionaler Integration und regionalem Handel in Afrika, Unterstützung bei der nachhaltigen Bewirtschaftung von Rohstoffen, Verlagerung der Unterstützung im Agrarbereich auf Kleinbauern, die einen umweltverträglichen Landbau betreiben, sowie die Durchführung gemeinsamer Programme zur Versorgung aller Bürger mit sauberer Energie. Nächste Schritte Die Mitteilung der Kommission über die Festigung der Beziehungen zwischen der EU und Afrika ist als Beitrag zum bevorstehenden dritten Gipfeltreffen Afrika-EU konzipiert. Das übergeordnete Thema des Treffens „Wachstum, Investitionen und Schaffung von Arbeitsplätzen“ wird für die Zusammenarbeit der beiden Kontinente maßgeblich sein und langfristige Perspektiven in diesen Bereichen aufzeigen. Ein gemeinsamer, realistischer Aktionsplan wird verabschiedet werden, in dem der Schwerpunkt auf Maßnahmen liegt, die eine deutliche regionale, kontinentale oder globale Dimension haben, einen klaren Mehrwert erzeugen und sich nachweislich auf eine kritische Masse von Mitteln und Ressourcen stützen. 2 Hintergrund Auf ihrem Gipfeltreffen in Lissabon riefen die 80 Staats- und Regierungschefs aus Europa und Afrika die Strategische Partnerschaft Afrika-EU ins Leben, um über die herkömmliche Entwicklungspolitik hinaus bei der Verfolgung gemeinsamer Interessen und strategischer Ziele zusammenzuarbeiten. Die EU-AfrikaPartnerschaft ist die einzige strategische Partnerschaft, die die EU mit einem anderen Kontinent unterhält. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen von acht thematischen Partnerschaften: Frieden und Sicherheit; demokratische Regierungsführung und Menschenrechte; Handel, regionale Integration und Infrastruktur; Millenniums-Entwicklungsziele; Energie; Klimawandel; Migration, Mobilität und Beschäftigung; Wissenschaft, Informationsgesellschaft und Raumfahrt. Weitere Informationen auch unter: MEMO/10/566 Siehe auch IP/10/1494 und MEMO/10/565 zum Grünbuch „EU-Entwicklungspolitik zur Förderung eines breitenwirksamen Wachstums und einer nachhaltigen Entwicklung – Für eine EU-Entwicklungspolitik mit größerer Wirkung“. Website der Partnerschaft EU-Afrika: http://www.africa-eu-partnership.org/ 3