Macht und Hingabe

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Oesch Felix, dipl. Ing ETH/BWI
Unternehmensberatung und Coaching
Hottigergasse 20c, 4665 Oftringen
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Macht und Hingabe
Aus der naturgegebenen Abhängigkeit des Menschen ergibt sich zwangsläufig, dass er Macht
benötigt, um seine Bedrüfnisse zu befriedigen. (...). Das Motiv Macht ist somit ein zentrales Bedürfnis,
dessen Befriedigung als Voraussetzung für die Befriedigung aller anderen Bedürfnisse gesehen
werden muß. Die gesunde Befriedigung des Machtbedürfnisses bewirkt ein Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten, die Wahrnehmung einer wohlwollenden Umwelt sowie eine erfolgszuversichtliche
Herangehensweise an Menschen und Situationen.
Eine Fixierung auf den Machtpol führt zur Machtbesessenheit. Bei einer zu starken Dominanz des
Machtmotivs kommt es zu einer Verbissenheit, zum Bedürfnis nach Macht um der Macht willen. Dies
pervertiert über kurz oder lang unweigerlich zu Intrige, Manipulation, Zwang und Gewalt. Bei
machtfixierten Menschen ist das Hingabemotiv ausgeblendet bzw. wird als Unterwerfung gewertet.
Ein fixiertes Machtmotiv zeigt sich z.B. in der Unfähigkeit, mit anderen Menschen mitzufühlen.
Empathie, Einfühlsamkeit und Mitleid als Eigenschaften des Hingabemotivs sind dann nur sehr
rudimentär ausgeprägt. Dafür wird die eigene Wirklichkeit als einzig wichtige geltend gemacht, der die
anderen sich zu unterwerfen haben. Machtfixierte Menschen sind kaum konsensfähig und versuchen
mit allen Mitteln, ihren Willen durchzusetzen. Sie empfinden selbstbewußte Menschen mit eigener
Meinung als Bedrohung. In Führungssituationen zeigt sich das fixierte Motiv u.a. als die Unfähigkeit,
Kompetenzen zu delegieren. Die Mitarbeiter erhalten weder vollständige Informationen noch die
Entscheidungsfreiheiten, die nötig wären, um eine erfolgreiche Arbeit zu leisten; sie sollen lediglich
Anweisungen befolgen, alle Entscheidungen behält sich der Machtfixierte vor. Ein Mitarbeiter, der
engagiert darüber hinaus handeln möchte, wird als Bedrohung erlebt und entsprechend blockiert. In
Verbindung mit dem Wettkampfmotiv entartet beim Machtfixierten jede Rivalitätssituation zu einem
Vemichtungskampf.
Wie bei allen Motivpolaritäten, muß auch hier die Einheit mit dem Gegenpol vollzogen werden.
Während Macht zielbewußte Wirksamkeit und entsprechendes Handeln betrifft, geht es beim
Gegenpol »Hingabe« eher um Sein. Sich dem Augenblick hingeben, in einer Tätigkeit aufgehen, so
daß Raum, Zeit und Ziel vergessen sind, ein Ziel ohne Bitterkeit loslassen können, etwas »sein lassen
können« sind die Qualitäten, die Hingabe auszeichnen. Zur Hingabe gehört partieller bewußter
Machtverzicht, was gleichbedeutend ist mit der Aufgabe eines bewußten Strebens, und statt dessen
ein Praktizieren des Sich-Überlassens dem was kommt.
Hingabe ist auch das Anerkennen von Schicksalshaftem, das Anerkennen einer höheren Macht und
das Akzeptieren, daß nicht alles »machbar« ist. Hingabefähigkeit zeigt sich im Alltag z.B. auch im
Nachgeben-Können, im Erkennen und Akzeptieren von momentanen Einflüssen, die ein NichtHandeln verlangen, im Sichanpassen an Situationen und Menschen.
Hingabe im Sinne von Sich-selbst-Hingeben heißt, darauf zu vertrauen, daß das eigene Sein im Akt
der Hingabe nicht verletzt wird. Sich einer Person hinzugeben bedeutet, darauf zu vertrauen, daß das
eigene So-Sein respektiert und geachtet wird. Zum anderen bedeutet Hingabe aber auch Empathie,
d.h. den anderen in seinem So-Sein wie er ist, frei von Projektionen und Vorbehalten zu akzeptieren,
die Welt mit seinen Augen zu sehen und zu fühlen, ohne dieses Sehen und Fühlen bewerten zu
wollen. Hingabe an eine Tätigkeit bedeutet die Verschmelzung des eigenen Wollens und Könnens mit
dem Objekt der Beschäftigung, so daß die Subjekt-Objekt-Trennung aufgehoben wird. Den
Augenblick hingebungsvoll leben heißt, ohne Einschränkungen durch Gedanken an die Vergangenheit
oder Zukunft ganz das Gegenwärtige zu gestalten.
Vertrauen ist die Grundvoraussetzung für Hingabe, Vertrauen in das Wohlwollen einer Person oder
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten beim Durchführen einer Handlung. Angst und Mißtrauen sind mit
Hingabe nicht vereinbar. Wo Angst oder Mißtrauen vorhanden ist, kann es anstelle von Hingabe nur
Unterwerfung geben.
Eine Fixierung auf Hingabe ohne Befriedigung des Machtbedürfnisses, also Hingabe ohne
gleichzeitige Macht, ist Unterwerfung. Hingabe aus der Ohnmacht heraus hat nichts mit der gesunden
Quelle:
Evelyn Kroschel; Die Weisheit des Erfolgs; Kösel Verlag München, 1996
Seite 1
AU 244 / Os / 08.98
Oesch Felix, dipl. Ing ETH/BWI
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Befriedigung des Hingabemotivs zu tun, sondern bedeutet die Abspaltung des Machtpols, der dann in
der Umwelt wahrgenommen wird. Menschen, die ihre eigene persönliche Macht nicht ausreichend
entwickeln, neigen fatalerweise leicht dazu, sich Ideologien und mächtigen Führem zu unterwerfen (im
Kleinen wie im Großen), um auf diese Weise ihr eigenes frustriertes Machtbedürfnis kompensatorisch
zu befriedigen.
Eine andere Ausdrucksform einer Fixierung auf diesem Pol ist die übermäßige Hingabe an eine oder
mehrere Personen, bei der niemals Gegengaben gefordert oder zugelassen werden und damit eine
solch hoffnungslose Loyalitätsschuld erzeugt wird, die die anderen niemals abtragen können. Eine
derartige märtyrerhafte (oft auch als »selbstlos« bezeichnete) Hingabe ist als kompensatorischer
Machtersatz zu sehen, bei dem keine Verantwortung für das eigene Machtbedürfnis übernommen und
statt dessen versucht wird, eine sehr verdeckte und manipulative Machtausübung über den Gegenpol
zu erreichen. Da durch die Abspaltung des eigenen Machtmotivs jedoch nie eine Befriedigung
wahrgenommen wird, kommt es dabei leicht zu der Wirklichkeitswahmehmung »Undank ist der Welt
Lohn« bzw. zu Gefühlen von »Ich gebe und gebe und bekomme selbst nie etwas«.
Die Integration von Macht und Hingabe als sich ergänzende Polaritäten ergeben in ihrer Einheit eine
Lebenseinstellung, die man mit »leben und leben lassen« bezeichnen kann. Das eigene Leben wird
als sehr erfolgreich, lustvoll und intensiv erlebt, da durch die Macht die Fähigkeit zur Befriedigung der
polaren Bedürfnisse gegeben ist und durch die gleichzeitige Hingabefähigkeit ein Aufgehen in
Menschen, Natur, Tätigkeiten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten die jeweilige Gegenwart als sehr
freudvoll genossen wird. Die Umwelt wird wohlwollend erlebt und respektvoll geachtet, da sie
einerseits als Bedürfnisbefriediger erkannt wird und man sich andererseits als Teil von ihr empfindet.
Quelle:
Evelyn Kroschel; Die Weisheit des Erfolgs; Kösel Verlag München, 1996
Seite 2
AU 244 / Os / 08.98
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