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Mein Gott und Walter – Episode 19: Die Messe I/ Theorie
Mein Gott und Walter
Episode 19: Die Messe I/ Theorie
Heilige Schrift
1 Kor 11,23-26; 1 Kor 10,16; Mt 26,27; Mk
14,23-24; Lk 22,20 ((Messfeier)
Joh 6,47-66 (Gegenwart Christi im Sakrament)
Katechismus der katholischen Kirche
1322-1332; 1337-1340
Katechismus der katholischen Kirche
- Kompendium
271-276; 279-294
Youcat
208-212
Gottesdienst als Akt der Gerechtigkeit
Gerechtigkeit ist eine der vier Haupttugenden: Gerechtigkeit bedeutet, dem anderen das zu
geben, was ihm zusteht. Wenn dieser „andere“ kein Mensch, sondern Gott ist, dann spricht
man von Religion: In der Religion geht es darum, Gott zu geben was ihm zusteht.
Gottesdienst und religiöses Handeln ganz allgemein sind also eine Frage der Gerechtigkeit.
Thomas von Aquin unterscheidet zwischen inneren und äußeren Akten der Religion:
- Ein innerer Akt ist etwas Geistiges, wie das stille Gebet oder die innere Hingabe.
- Zu den äußeren Akten zählen die verschiedenen Gebetshaltungen (Knien,
Verneigen usw.). Den wichtigsten äußeren Akt bildet jedoch das Opfer. Dabei wird
Gott eine kostbare Gabe dargebracht - nicht weil Gott tatsächlich eine solche Gabe
braucht, sondern vielmehr weil der Mensch darin Gottes Herrschaft und Vorrang
zum Ausdruck bringt.
In der jüdisch-christlichen Tradition ist das Opfer kein Versuch, die materiellen
Bedürfnisse der Götter zu befriedigen, um ihre Vitalität aufrechtzuerhalten, sondern
Ausdruck der inneren Hingabe. Vor diesem Hintergrund ist auch das Sterben Christi
kein Scheitern auf das später die Auferstehung folgt. Der Schlüssel zum Verständnis
des Kreuzes liegt in der liebenden Hingabe. Am Kreuz sehen wir das
vollkommene Opfer: Hier gibt sich der vollkommene Gottessohn auf vollkommene
Weise. Er setzt einen Akt der Liebe, der unendlichen Liebe des Gottessohnes. Diesem
Opfer kann man nichts hinzufügen.
In der Heiligen Messe nun gibt es ein Opfer und doch kein neues Opfer: Es wird
das eine Opfer Christi am Kreuz gegenwärtig! Eingesetzt beim letzten Abendmahl
hat Jesus seinen Jüngern aufgetragen, Brot und Wein darzubringen, die durch seine
Worte, die heute aus dem Mund des Priesters kommen, in seinen Leib und sein Blut
gewandelt werden. Dass Leib und Blut, in zwei verschiedenen Gestalten, gleichsam
getrennt gewandelt werden, ist von Bedeutung. Denn die Trennung dieser beiden steht
zeichenhaft für seinen Tod. In sakramentaler Weise, d.h. durch ein heiliges Zeichen,
ist hier der Tod Christi angedeutet. Das heilige Zeichen ist jedoch nicht bloß
Symbol, sondern durch die tatsächliche Gegenwart Christi eben auch eine
tatsächliche Vergegenwärtigung seines Opfers. Er stirbt und leidet in der Messe
nicht neu, aber er wird mit seinen verklärten Wunden wahrhaft gegenwärtig.
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Mein Gott und Walter – Episode 19: Die Messe I/ Theorie
Das Wesen der Messe: Die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Christi
Im Gotteshaus versammelt betet nicht jeder für sich zu Gott, sondern: verbunden mit
Christus am Altar wendet man sich an den himmlischen Vater. Die liebende Hingabe des
Sohnes am Kreuz war einst die „Stunde der Herrlichkeit“, die große Selbstoffenbarung Gottes
als Liebe, die Stunde der Verherrlichung des Vaters. Und in der Messe ist sie es immer noch:
In der Messe wird Gott verherrlicht, aber nicht durch das bescheidene menschliche Loben
und Preisen. Gott wird verherrlicht durch sein eigenes Wirken, durch sein Herabsteigen
auf den Altar, die Vergegenwärtigung seines Opfers. Wir können uns mit dieser
Hingabe Christi verbinden und unser armseliges Lob, unseren Dank, und unsere eigene
Hingabe an Gott mit Christus vereinen und so an den himmlischen Vater richten. Christus ist
dabei der eine Hohepriester, der eine Mittler zwischen Gott und den Menschen. Der
geweihte Priester am Altar hat sein Priestertum durch und in Christus. So wie wir durch
Christus uns an den Vater wenden, geht diese Bewegung auch umgekehrt zurück zu uns. Vom
Altar her empfangen wir Gnade, Stärkung und Heilung.
Recht verstandene „participatio actuosa“
Der gutgemeinte und heute weit verbreitete Gestaltungsdrang ist letztlich oft nur ein
Symptom für den weitgehenden Verlust des Verstehens der Messe. Versteht man die Messe
nicht, liegt der Wunsch nahe, eigene Elemente zu schaffen, die einem zugänglich sind. Die
Folge ist oft eine bedauernswerte Verflachung des Gottesdienstes - und dies im wörtlichen
Sinn: Man bleibt in der Horizontalen - d.h. auf der Ebene der Kirchbank - stehen. Das
großartige Hineingenommen werden in das Opfer Christi verkümmert so im günstigsten Fall
zum gemeinschaftlichen Einzelgebet - im schlechtesten Fall bleibt reine Selbstdarstellung der
Beteiligten. Wer sich hingegen in das Wesen der Messe vertieft und sich darauf einlässt,
der entdeckt in diesem Sakrament die großartigste Quelle und Nahrung für das geistige
Leben.
Die Entstehungsgeschichte der Messe
Der Bericht vom letzten Abendmahl überliefert uns die Einsetzung des Herzstücks der
Messfeier. Es geschieht im Rahmen des Paschamahls und ist dennoch etwas völlig Neues.
Die Frühe Kirche übernimmt diesen Kern, wenn auch aus dem Paschamahl, ein
allgemeines Mahl - eine Agape - wird und werden muss, denn ein Paschamahl ist an das
jährliche Fest mit dem Opfer der Lämmer gebunden. In der Weiterentwicklung wird das Mahl
auch zeitlich von der eigentlichen Eucharistiefeier getrennt.
Hinzu kommt die Lesung und Auslegung der Heiligen Schriften, zu welchen in späteren
Jahrzehnten auch die Briefe und Schriften der Apostel hinzugenommen werden.
Als drittes Element erwähnt die frühchristliche Didaché das Bekenntnis der Sünden.
Im Laufe der Zeit wird das Gebet, welches die Wandlung umgibt, ausgebaut, mit Bitten und
Danksagungen angereichert und schriftlich mehr und mehr festgelegt.
Die „Dreiteilung der Messe“ als Spiegelung des ganzen geistigen Lebens
Diese Dreiteilung der Messe ist eine Spiegelung des ganzen geistigen Lebens. Die großen
katholischen Mystiker erkennen auf unserem Weg der Vollkommenheit drei Abschnitte:
Die Reinigung, die Erleuchtung und die Vereinigung mit Gott.
In der Messe finden wir die gleichen Teile. Sündenbekenntnis, Lesungen, Eucharistie.
Verschiedene liturgische Traditionen
Wenn auch die Grundteile der Messfeier bereits in der frühen Kirche festgelegt sind, so
haben sie sich doch in unterschiedlichen Gebieten der Welt sehr vielfältig entwickelt:
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