2000 Jahre Kirchengeschichte. Grund- und Überblickswissen (Modul 2), Stöve, WS 2005/2006, Do 8-10 Uhr, R 12, R 07, A 69 Begriffserläuterungen zum Thema: Dogma und Bekenntnis. Was ist orthodox? (8.12.05) Hellenisierung – Anpassung an die im römischen Reich vorherrschende griechische Kultur betrifft in erster Linie die platonische Philosophie und die stoische Naturphilosophie und Ethik; für das Christentum vgl. das Dictum von Adolf Harnack: das christliche Dogma ist in seiner Konzeption und in seinem Ausbau das Werk des griechischen Geistes auf dem Boden des Evangeliums Nizänisches Glaubensbekenntnis – Christus ist „wesensgleich mit dem Vater“ auf der ersten reichsweiten Synode unter Vorsitz von Kaiser Konstantin 325 verabschiedet; Verurteilung der Arianischen gestuften Christologie und Prägung des folgereichen Begriffs: "homousios": Seinsidentität von Vater und Sohn Arianismus - folgenreichste christologische Irrlehre der Alten Kirche nach dem alexandrin. Priester Arius benannt; Christus als Sohn Gottes ist Geschöpf Gottes; Sohn Gottes ist uneigentliche Redeweise; 325 in Nizäa verurteilt; offizielle Staatstheologie unter Constantius II. und Valens; nach 381 weiter bei Goten verbreitet Zwei-Naturen-Lehre - Wesensdefinition Jesu Christi nach Chalcedon 451 'wir bekennen einen und denselben Christus, in zwei Naturen, unvermischt, unverwandelt, ungetrennt, ungesondert, wobei keineswegs die Verschiedenheit der Naturen aufgehoben wird'; basiert auf dem Lehrbrief an Flavian von Papst Leo, d. Gr. (449) Christologie – die Lehre von Christus auf den ersten 4 ökumenischen Konzilien: Nicäa 325, Konstantinopel 381, Ephesus 431, Chalkedon 451 formuliert; da der Glaube an die in Kreuz und Auferstehung vollzogene Erlösung für die christliche Existenz seit Paulus grundlegend ist, im Medium der griechischen Seinsphilosophie aber kaum adäquat formuliert werden kann, wurde mit solcher Verbissenheit um die richtige Formulierung gerungen Soteriologie – Lehre von der Erlösung vom griechischen Soter - Retter, Heiland; Deutung des Todes Jesu als Sühneopfer für die Menschen, um den Zorn Gottes wegen deren Sündhaftigkeit abzuwehren; Jesus Christus habe durch seinen Tod und Auferstehung die Macht und die Auswirkungen des Todes zerstört Trinität - Dreifaltigkeit Gottes eine einzige Natur (griech.: usía, lat. substantia) Gottes, ausgeprägt in drei Personen (griech.: hypostase, lat. persona), Lösungsformel im christologischen Streit der Alten Kirche, 381 in Konstantinopel durchgesetzt; Ursache vieler christlicher Häresien; tiefster Unterschied zu Judentum und Islam Gnosis - Erkenntnis Wissen (des göttlichem Geheimnisses) setzt Materia/Geist-Dualismus in anthropologischer und kosmologischer Hinsicht voraus; Erlösung durch Einsicht in die Identität des in der bösen, materiellen Welt gefangenen, entfremdeten Ich mit dem jenseitigen, göttlichen, wahren Ich (auch pejorativ als Gnostizismus bezeichnet) Logos - göttliches kosmisches Ordnungsprinzip in der Antike allg. verbreitete Vorstellung eines zwar göttl., aber vom unwandelbaren Gott doch verschied. Prinzip, bereits im 2. Jh. auf Christus als Sohn Gottes angewandt, um die ursprüngl. Göttlichkeit Jesu Christi als inkarniertem Gott zu sichern Inkarnation – Menschwerdung, Fleischwerdung [des Sohnes Gottes] im Johannes Prolog (Jh. 1,14) und im Philipper 2 formuliert; im =>Nicäno-Konstantinopolitanum als verbindliche Glaubensüberzeugung festgeschrieben: et incarnatus est de Spiritu Sancto … et homo factus; in der =>Soteriologie ist die Göttlichkeit Jesus von großer Bedeutung, da nur ein Gott den Menschen mit Gott versöhnen könne (Anselm von Canterbury, Cur Deus homo, 1096) Nicaeno-Constantinopolitanum - Glaubensbekenntnis des Konzils von Konstantinopol 381 um den 3. Artikel (Hl. Geist) erweitertes Nicaenum; christologische Erweiterungen im 2. Artikel: 'Fleisch geworden aus dem Hl. Geist und Maria der Jungfrau'; 'sitzt zur Rechten des Vaters'; in Chalcedon 451 weitere christologische Präzisierungen durch die Zwei-Naturen-Lehre Monophysitismus - Ein-Naturen-Lehre Alexandrien gegen Antiochien; 451 auf dem Konzil von Chalkedon abgelehnte Lehre, menschliche und göttliche Natur seien in Christus zu einer einzigen göttlichen Natur verbunden; im Osten weiter virulent; berühmt: der Syrer Philoxenus von Mabbug (+523) Sakramente - kultische Zeichen für Heilsgüter Anzahl: in der römischen Kirche 7, bei den Protestanten 2; theol. umstritten ist ihre Qualität: materielles / zeichenhaftes Heilsgut; Protestanten: Verkündigungsmittel in zeichenhafter Form; Katholiken: kultische Autonomie Realpräsenz – die Gegenwart Christi in den Abendmahlselementen eine Auffassung, die sich gegen die ursprünglich symbolische Auffassung (Augustin) des Sakraments durchgesetzt hat; mit Hilfe der Transsubstantiationslehre im IV. Laterankonzil 1215 als rechtgläubig fixiert; trotz seiner Kritik an dieser Theologie hält Luthers im Gegensatz zu Zwingli und Calvin an der Realpräsenz fest Transsubstantiation - Wandlung der Substanz (der Abendmahlselemente) Brot und Wein werden durch die Worte des Priesters in die Substanz von Blut und Leib Christi verwandelt; Wein und Brot bleiben in ihrer Erscheinunsweise als Akzidentien erhalten; auf dem 4. Laterankonzil als Kirchenlehre verabschiedet Hostienfrevel - den Juden unterstellte Schändung der Hostie Unterstellung gründet in der Wahnvorstellung, das Volk der »Gottesmörder« ritualisiere den antichristlichen Affekt durch die Wiederholung der Leiden, die einst Jesus zugefügt wurden, am Leib Christi in Gestalt der geweihten Hostie. Zusammenhang: Magisierung des Abendmahls (Realpräsens) Laienkelch - Sinnbild für Austeilung des Abendmahls sub utraque Forderung spätmittelalterlicher Reformbewegungen (z.B. Huß, Utraquisten), humanistischer Reformer (bds. am Hof von Kaiser Ferdinand I. und in den nierrheinischen Herzogtümern); von allen protestantischen Gruppen durchgesetzt Messopfer – die (private) Messe als ein vom Priester Gott dargebrachtes Opfer konfessionell umstritten sind: Opfercharakter der Messe und die konstitutive Bedeutung des Priesters bzw. der Gemeinde (vgl. protestantische Polemik gegen die "Winkelmesse"); umstritten ist ebenso die ontologische Qualität der Abendmahlselemente Rechtfertigungslehre - zentraler Lehrtopos der protestantischen Theologie radikale Ablehnung jeder Form von Synergismus (Mitwirkung des Menschen am Heil); vgl. sola gratia, allein aus Gnaden; in Anlehnung an Paulus (Röm. 1,17; 3,21) und der Deutung der Gesetzeswerke als gute Werke wird der Glaube allein als Grundlage für den Heilserwerb angesehen (vgl. sola fide) Tridentinum - Abk. für Konzil von Trient 1546-1563 entstanden durch Weglassen des Wortes «Concilium»; cf. Lateranum, Vaticanum; die dort beschlossenen Dekrete bestimmten die Physionomie des römischen Katholizismus bis zum Vaticanum II; charakteristisch: anti-protestantische Engführung der Tradition Confessio Augustana - wichtigstes lutherisches Bekenntnis Philipp Melanchthon 1530 redigiert, seit 1555 reichsrechtlich anerkannt; als Diskussionsgrundlage mit Altgläubigen auf einem Reichstag konzipiert, von Luther als «Leisetreterei» karikiert; in jüngster Zeit auch Grundlage für die ökumenische Verständigung